Publius Cornelius Scipio Aemilianus Africanus

Aus Theoria Romana
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Publius Cornelius Scipio Aemilianus Africanus Numantinus (* 185 v. Chr.; † 129 v. Chr.), meist Aemilianus oder "der jüngere Scipio" zur Unterscheidung vom älteren Scipio Africanus genannt, war der jüngere Sohn von Lucius Aemilius Paullus Macedonicus, dem Eroberer von Makedonien. Als 17jähriger kämpfte er an der Seite des Vaters in der Schlacht von Pydna, in der das Schicksal Makedoniens entschieden wurde und Nordgriechenland der Römischen Republik unterwarf. Er wurde von Publicus Cornelius Scipio adoptiert, dem ältesten Sohn des Scipio Africanus, dessen Namen er damit übernahm.

Im Jahr 151 v. Chr., einer Zeit der Katastrophen der Römer in Hispanien, bot er freiwillig seine Dienste in der Provinz an und entwickelte bald einen Einfluss auf die iberischen Stämme, ähnlich wie der ältere Scipio, sein Adoptivgroßvater, fast 60 Jahre zuvor. Im folgenden Jahr erging an ihn seitens der Karthager die Aufforderung, als Vermittler zwischen ihnen und dem numidischen Fürsten Massinissa aufzutreten, der, von einer römischen Partei unterstützt, immerzu in karthagisches Gebiet einfiel.

Im Jahr 149 v. Chr. erklärte Rom Karthago den Krieg und schickte eine Armee aus, um die Stadt zu belagern. Bei den ersten militärischen Operationen, die insgesamt für die Römer wenig erfolgreich ausgingen, zeichnete sich Scipio, obwohl untergeordneter Offizier, wiederholt aus, und 147 v. Chr. wurde er zum Consul gewählt, obwohl er das gesetzlich vorgeschriebene Mindestalter noch nicht erreicht hatte, allein damit er das oberste Kommando im Krieg übernehme konnte. Nach einem Jahr verzweifelten Kampfes und trotz heftigem Widerstand der Verteidiger eroberte er Karthago und zerstörte es auf Gebot des Senats bis auf die Grundmauern. Bei seiner Rückkehr nach Rom wurde ihm ein außergewöhnlicher Triumphzug bereitet; wie sein Adoptivgroßvater erhielt er den Beinamen Africanus.

142 v. Chr., als Censor, bemühte er sich, dem wachsenden Luxus und Moralverfall der Zeit Einhalt zu gebieten. 139 v. Chr. wurde er von Tiberius Claudius Asellus, den er als Censor abgesetzt hatte, erfolglos des Hochverrats angeklagt. Die Reden, die er aus diesem Anlass hielt (und die verloren gegangen sind), wurden als brillant bezeichnet.

134 v. Chr. wurde er, wiederum unter Missachtung einer gesetzlichen Vorschrift, erneut Consul und übernahm den Oberbefehl bei den demoralisierten Truppen in Spanien, die vergebens die Eroberung von Numantia am Durius (Douro) versuchten. Nachdem er mehrere Monate der Wiederherstellung der Moral der Truppen gewidmet hatte, schloss er die Stadt ein. Der Fall und die Zerstörung Numantias im Jahr 133 v. Chr. besiegelte die Herrschaft Roms auf der Halbinsel. Für diese Leistung erhielt Scipio den weiteren Beinamen Numantinus.

Scipio selbst, obwohl er nicht mit der extrem konservativen Partei sympathisierte, war ein entschiedener Gegner der Pläne der Gracchen (deren Schwester Sempronia seine Frau war). Nach dem Tod des Tiberius Sempronius Gracchus wurde er öffentlich vom Volkstribun Gaius Papirius Carbo gefragt, was er über das Schicksal des Gracchus denke, und er antwortete, er sei zu Recht erschlagen worden. Dies setzte die Partei der Gracchen unheilvollen Angriffen ihrer erbittertsten Feinden aus. Wenig später, im Jahr 129 v. Chr., am Morgen des Tages, an dem er eine Rede zu den Agrargesetzen der Gracchen halten wollte, wurde er tot im Bett gefunden. Das Geheimnis, das seinen Tod umgibt, wurde nie aufgeklärt, und es gab politische Gründe, das Thema nicht aufzugreifen, aber es gab stets vage Vermutungen, dass er von einem der Anhänger der Gracchen ermordet wurde, z.B. von Carbo, den Cicero ausdrücklich des Verbrechens bezichtigt.

Der jüngere Scipio, großer Feldherr und Politiker, der er war, wird für immer mit der Zerstörung Karthagos in Verbindung gebracht. Der Schrecken über das Schicksal der Stadt wich einer verspäteten Reue. Da er ein gebildeter Mann war, versammelte er (gemeinsam mit seinen Freunden wie den Consuln Gaius Laelius Sapiens und Lucius Furius Philus) im Scipionenkreis um sich Männer wie den griechischen Geschichtsschreiber Polybius, den Philosophen Panaitios und die Dichter Gaius Lucilius und Terenz - sofern man Cicero glauben darf. Gleichzeitig verfügte er (nach Polybius und Cicero) über aller Tugenden der Römer, wobei letzterer ihm in seiner De re publica, in der Scipio der Hauptsprecher ist, eine Würdigung zukommen lässt. Als Redner scheint er nicht weniger vornehm gewesen zu sein wie als Soldat. Er sprach bemerkenswert gutes und reiner Latein, und genoss besonders ernsthafte intellektuelle Gespräche. Nach der Einnahme Karthagos gab er den sizilianischen Städten die Kunstschätze zurück, die Karthago ihnen geraubt hatte. Er machte keinen Gebrauch von den unzähligen Gelegenheiten, die er gehabt haben muss, ein Vermögen anzuhäufen. In den politischen Streitfragen, die zu seiner Zeit akut wurden (Versorgung der landlosen Bürger, Stellung der Bundesgenossen) versuchte er mit wenig Erfolg eine gemäßigte Haltung zu vertreten. Die Art und Weise, wie er unter mehrmaliger Missachtung gesetzlicher Vorschriften die eigene Politik durchsetzte, deutet aber schon auf die Bürgerkriege des letzten Jahrhunderts der Republik voraus.