Magister Vici

Aus Theoria Romana
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Der Magister Vici war ein Magistrat auf lokaler Ebene, der an der Spitze eines Vicus standen. In der Kaiserzeit übernahmen diese Amtsträger dabei häufig Aufgaben im Bereich des Kaiserkultes.

Magistri vici in Rom

In Rom existierte dieses Amt bereits in der Republik und war wohl schon damals gemeinsam mit den collegia Compitalicia für den Kult der Lares compitales und vor allem deren wichtigsten Feiertag, die Compitalia zuständig. Ob sie dabei allerdings nur als Vorsitzende des Kultvereins oder als Hilfsmagistrate für den entsprechenden Straßenblock, den vicus, zuständig waren, ist umstritten. Sicher ist allerdings, dass sie den Aedilen unterstanden, die für die Tribus verantwortlich waren. Nachdem die collegia im Laufe der späten Republik allerdings in politische Kämpfe hineingezogen wurden, verbot der Senat diese Einrichtungen - vermutlich mitsamt den magistri.

Erst Augustus führte das Amt mit erweiterter Amtsfülle wieder ein. Im Zuge der Neuorganisation Roms in regiones, teilte er die Stadt auch in 265 vici, an deren Spitze jeweils vier magistri e plebe cuiusque viciniae lecti standen. Wie der Name bereits angab, wurden diese jährlich aus dem Volk gewählt - häufig fanden hier zu Ansehen gekommene Freigelassene eine ehrenvolle Stellung. Ihre Hauptaufgabe war weiterhin der Kult der lares compitales an den Wegkreuzungen, die allerdings nun mit den lares Augusti kombiniert und um den genius Augusti ergänzt wurden. So organisierten sie die Spiele anlässlich der Compitalia, pflegten oder stifteten sogar die aedicula regionis (Kultkapellen an den Wegkreuzungen) und führten die feierlichen Opfer von Schweinen (für die Laren) und Stieren (für den genius Augusti) persönlich durch. In diesem Zusammenhang scheinen sie aber auch anderen Göttern wie Diana, Ceres, Mercurius, Fortuna, Hercules, Tellus, Faunus oder Silvanus geopfert zu haben.

Neben den kultischen Aufgaben wurden sie aber auch in die allgemeine Kommunal-Administration einbezogen. So unterstanden sie den jeweiligen Vorstehern der regio (also einem Praetor, Aedil oder Volkstribun) und waren für die staatliche Verteilung von Getreide zuständig (bis diese vom praefectus Annonae übernommen wurde). Es ist aber auch davon auszugehen, dass sie allgemein für die Aufrechterhaltung der Ordnung in ihrem Amtsbereich zuständig waren, weshalb sie auch auf Staatssklaven zugreifen konnten (etwa auch den Brandschutz, ehe die Vigiles auch diese Aufgabe übernahmen).

Das Ansehen des Amtes spiegelte sich darin wider, dass die magistri vici bei den Spielen eine toga praetexta tragen und sich innerhalb ihres vicus von zwei Liktoren begleiten lassen durften.

Magistri vici außerhalb Roms

Das Amt der magistri vici existierte auch außerhalb Roms. So finden sie sich an Orten innerhalb Italias, wo sie offenbar ähnliche Aufgaben wie in Rom wahrnahmen. Hier treten sie allerdings oft zu dritt auf (mit drei unfreien ministri als Assistenten) und bringen kleinere Opfer, vor allem Trankopfer oder Weihrauch dar.

In den Provinzen dagegen waren sie wohl sogar die Leiter kleinerer Orte innerhalb einer Civitas. Auch hier sind sie allerdings vor allem bei der Erfüllung lokaler Kultaufgaben belegt. So tauchen sie etwa in Aquae Helvetiorum (Wettingen) als Stifter eines Isis-Heiligtums oder im Namen der vicani Aquenses (Bewohner des heutigen Wiesbaden) als Erbauer eines Iuppiter Dolichenus-Tempels auf.


Literatur:
Fishwick, Duncan: The Imperial Cult in the Latin West. Studies on the Ruler Cult of the Western Provinces of the Roman Empire, Bd. II/1, Leiden u.a. 1991.
Galsterer, Hartmut: Art. Vici Magistri, in: DNP.
Niebling, Georg: Laribus Augustis Magistri Primi. Der Beginn des Compitalkultes der Lares und des Genius Augusti, in: Historia: Zeitschrift für Alte Geschichte 5/3 (1956), S. 303-331.
Spickermann, Wolfgang (Hrsg.): Religion in den germanischen Provinzen Roms, Tübingen 2001.