Möbel: Unterschied zwischen den Versionen

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Aktuelle Version vom 7. Januar 2012, 23:25 Uhr

Die Ausstattung mit Möbeln in antiken Haushalten war nach modernen Maßstäben eher spärlich: Kisten und Körbe als Aufbewahrungsorte dominierten, Hocker und Liegen, sowie Tische und Regale. Ergänzt wurde dies lediglich durch Webstühle, Herde, Lampen, Nachttöpfe, Polster und Teppiche. Art und Gestalt des Mobiliars ähnelte sich dabei im griechischen und römischen Raum.

Liegemöbel

Als zentrales Möbelstück fungierten insbesondere Liegen (gr. κλίνη: kline, lat. lectus). Sie dienten sowohl zum Schlafen, als auch als Liegemöbel beim Essen oder zum Arbeiten. Üblicherweise hatte eine solche vier Beine und einen Rahmen, die aus schlichtem Holz, aber auch gedrechselt, als Tierfüße gestaltet, aber auch aus edleren Materialien wie Elfenbein oder Metall gestaltet sein konnten. Auf Ledergurten bzw. Seilen lag dann eine Matratze (torus), sowie Kissen (culcita) - beide ursprünglich und auch später bei ärmeren Personen mit Stroh oder Gras, bei reicheren mit Wolle oder Federn gefüllt. Dabei wurde das Kopfende durch besonders viele Kissen erhöht. An Kopf-, später auch der Fuß- oder sogar der Wandseite befanden sich außerdem Lehnen. Die Breite der Liegen konnte dabei variieren, wobei mit einiger Mühe wohl zumeist zwei Personen darauf Platz fanden - wenn dies durch ausgesprochene "Doppel-Klinen" nicht ohnehin vorgesehen war. Vor der Kline positionierte man häufig ein Bänkchen (subsellium), auf dem die Füße oder beim Liegen die Schuhe abgestellt werden konnten.

Insgesamt unterscheiden sich römische Klinen von den griechischen durch größeren Prunk (soweit der Besitzer sich dies leisten konnte): So waren glatte Flächen hier häufig ornamental verziert, aber auch generell aus erleseneren Materialien wie Silber, Marmor oder Schildpatt gestaltet. Den Anstoß zu dieser "Prunksucht im Schlafzimmer" soll dabei der Triumphzug des Caius Manlius 187 v. Chr. gegeben haben, als dieser prächtige Liegen aus dem Osten mit sich führte.

Klinen stellten oftmals das größte Möbelstück in einfachen Einzimmerwohnungen dar, konnten in größeren Haushalten jedoch nicht nur im Schlafzimmer (cubiculum), sondern in den einzelnen Speisezimmern (triclinia). Die hier als lecti tricliniares bezeichneten Speisesofas waren weitaus breiter als die im Schlafzimmer und boten drei Personen Platz. Üblicherweise stellte man sie nach einer festen Klinenordnung auf, die die Gäste nach der Entfernung zum Hausherrn abstufte. Hier finden sich außerdem häufig gemauerte Klinen - insbesondere in Garten-Triclinia - mit einer Höhe von 50 bis 70 cm. Seit dem 2. Jahrhundert tauchte eine Weiterentwicklung des traditionellen triclinium auf, bei dem man die Klinen in einem Halbkreis anordnete, was als sigma bezeichnet wurde. Diese Form setzte sich schließlich im 5. und 6. Jahrhundert n. Chr. immer mehr durch.

Das als lectulus lucubratorius bezeichnete Arbeitssofa entsprach hingegen einem modernen Schreibstischstuhl. Auf ihm lag der Hausherr beim Diktieren von Briefen, dem Aktenstudium, dem Lesen und Schreiben.

Sitzmöbel

Neben der Kline verwendete man auch Möbel zum Sitzen. Häufig waren diese einfach aus Holz gestaltet und besaßen weder Rücken- noch Armlehnen. Derartige Stühle (δίφρος: diphros, sella) traf man in Werkstätten oder bei der Hausarbeit, als elfenbeinerne Sella Curulis jedoch auch als Amtsinsignie für Magistrate an.

Neben diesen eher schlichten Stuhlformen existierten aber auch bequemere Lehnstühle (gr. κλισμός: klismos, lat. cathedra), der insbesondere für Frauen vorgesehen war. Aber auch Lehrer und Schüler bedienten sich dieser Stuhlform, die häufig aus Weidengeflecht hergestellt wurde und mit Kissen und Polstern bequemer gemacht wurde. In der Kaiserzeit wurde diese Stuhlform schließlich auch bei Männern immer beliebter.

Das prächtigste Sitzmöbel war schließlich der Thron (gr. θρόνος: thronos, lat. solium). Er besaß Arm- und Rückenlehnen und wurde häufig noch durch einen Fußschemel ergänzt und war häufig mit Elfenbein, Gold- oder Silberbeschlägen verziert. Nicht nur Götter, sondern traditionell auch der pater familias und Herrscher nahmen darauf Platz, um ihre Bittsteller und Klienten (insbesondere bei der salutatio) zu empfangen. Als Symbol für die Macht des Familienoberhaupts wurde dieser Stuhl in Rom häufig innerhalb der Familie vererbt. Sein Verkauf galt als ehrenrührig.

Tische

Auch bei den Tischen (gr. τράπεζα: trápeza, lat. mensa) existierten verschiedenste Formen: quadratische, rechteckige oder runde Versionen mit einem, zwei, drei oder vier Beinen aus schlichtem Holz bis hin zu prächtigen Schautischen (abacus) aus Gold, Marmor oder Edelhölzern, deren Beine in Tierfüße oder ähnliches ausliefen.

Während im griechischen Raum jeder Gast eines Gastmahls einen eigenen, niedrigen Tisch erhielt, auf dem die Speisen angerichtet wurden und der nach dem letzten Gang unter die Kline geschoben werden konnte, stand bei römischen cenae ein größerer Tisch in der Mitte des triclinium, von dem aus sich alle Gäste bedienen konnten. Außerdem besaßen römische Esstische häufig noch eine zweite Platte unter der eigentlichen Tischplatte, auf der Geschirr o.ä. abgestellt werden konnte. Eine weitere Neuerung dieser Zeit stellten Tische mit geschwungenen, überkreuzten Beinen dar.

Aufbewahrungsmöbel

Zur Aufbewahrung von Kleidung, Geschirr und sonstigem Hausrat dienten in der Antike vornehmlich Truhen (gr. kibōtós, lat. arca) und Regale (lat. pluteus). Neben diesen verwendeten die Griechen vornehmlich Kästchen für Schmuck und regalähnliche, treppenförmige Gestelle (skeuothḗkē) für die Aufbewahrung von Geschirr und anderen Geräten.

Im römischen Bereich fand die arca neben den alltäglichen Aufbewahrungsfunktionen für Hausrat vor allem auch für diverse Kassen (vgl. Geldaufbewahrung) Verwendung. Aus Holz oder auch metallbeschlagen standen diese sowohl im Atrium von Privathaushalten, als auch in staatlichen Einrichtungen wie dem Atrium Vestae. Im Gegensatz zu den Griechen verwendeten sie aber auch Schränke (armarium), die in der Regel aus Holz hergestellt, mit einer oder zwei Türen versehen und höher als breit waren. In ihnen wurden vornehmlich Werkzeuge, Speisen, Wertgegenstände, aber auch Bücher aufbewahrt. Gelegentlich konnte in ihnen auch das Lararium integriert sein, sodass die Opfergeräte gleich darüber oder darunter gelagert werden konnten.

Weitere Möbelstücke

Während die ärmere Bevölkerung für die Beleuchtung ihrer Häuser vor allem auf tönerne Öllampen zurückgriff, verfügten reichere Haushalte oft über reich verzierte Kandelaber, die nicht nur Licht spendeten, sondern auch als Statussymbole dienten.

Zur Erwärmung des Hauses konnte man außerdem Kohlebecken (lat. foculus), Teppiche und Kissen verwenden, die trotz der spärlichen Einrichtung den Eindruck von Kargheit vermieden.

Auch waren Badewannen, tragbare Toiletten (gr. ἀμίς: amis, lat. matella für Männer, σκάφιον, scaphium für Frauen) bei Gastmählern oder als Nachttöpfe für die Hygiene zu finden. Festinstallierte Latrinen hingegen waren noch im 4. Jahrhundert n. Chr. eine Seltenheit.


Literatur:
Hurschmann, Rolf: Art. Arca, in: DNP.
Hurschmann, Rolf: Art. Hausrat, in: DNP.
Hurschmann, Rolf: Art. Möbel, in: DNP.
Hurschmann, Rolf: Art. Stuhl, in: DNP.
Hurschmann, Rolf: Art. Solium, in: DNP.
Schmitt-Pantel, Pauline/Groß, Walter Hatto: Art. Kline, in: DNP.
Schmitt-Pantel, Pauline: Art. Sigma, in: DNP.