Jerusalem

Aus Theoria Romana
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Die Hauptstadt des Königreichs Israel (nach der Reichsteilung des Südreichs Juda). Sie liegt an der Kreuzung von Straßen in Nord-Süd- und Ost-West-Richtung inmitten der Berge von Judäa (bis zu ca. 800 m hoch) und nahe der Wüste Juda. Die Stadt liegt auf zwei Bergrücken, die vom Kidron- und Hinnomtal begrenzt sind; ein drittes, in Nord-Süd-Richtung zwischen den Bergrücken gelegenes Tal, das Tyropoiontal, ist heute fast völlig zugeschüttet.

Geschichte

Die erste Erwähnung Jerusalems findet sich in den ägyptischen Ächtungstexten (ca. 19.Jh. v.Chr.). Der Name "Jerusalem" ist wahrscheinlich westsemitischen (kanaanitischen) Ursprungs und aus zwei Elementen zusammengesetzt: Jeru (von einem Wortstamm mit der Bedeutung "gründen", "aufbauen") und Salem (Name eines kanaanischen Gottes). Von der Geschichte Jerusalems vor seiner Eroberung durch David ist wenig bekannt. In der Bibel wird es erstmals in 1. Mose 14,18-20 erwähnt, bei der Begegnung zwischen Abraham und Melchisedek, dem "König von Salem"; demmnach war Jerusalem (Salem) in der Patriachenzeit Sitz eines der kanaanitischen Stadtkönige und eine Kultstätte zur Verehrung des "größten und höchsten Gottes".

Im Buch Josua wird Adoni-Zedek, der damalige Stadtkönig von Jerusalems, erwähnt, der als Führer einer Koalition von Amoriterkönigen gegen Gibeon kämpfte und von Josua geschlagen wurde (Jos 10,1 ff.); dabei findet sich jedoch kein Hinweis auf eine Eroberung der Stadt. Nach Josuas Tod finden wir eine kurze Erwähnung der Eroberung Jerusalems durch den Stamm Juda (Ri 1,8), aber die meisten Forscher nehmen an, dass diese Eroberung nur vorübergehend war. Zur Zeit der Landnahme und der Richter war Jerusalem (Jebus) eine Stadt der Jebusiter (vgl, Ri 19,10-11; 1.Chr 11,4), eines Volksstammes, der wahrscheinlich zu den Hetitern gehörte (vgl. Hes 16,3) und dessen Gebiet zwischen den Territorien von Benjamin und Juda lag.

Die Eroberung Jerusalems durch David wird in 2. Sam 5,6-9 und 1. Chr 11,4-7 beschrieben. Dadurch, dass David Jerusalem zur neuen Hauptstadt seines Reiches machte, leistete er einen wichtigen Beitrag zu dessen Festigung, lag die Stadt doch an der Grenze zwischen den Nord- und den Südstämmen - ein sozusagen neutraler Standort, der von allen Stämmen gleichermaßen anerkannt werden konnte. Obwohl die "Davidstadt", wie sie jetzt auch hieß (2. Sam 5,9), rein verkehrsgeografisch nicht der Mittelpunkt des Landes war, wurde sie rasch zum administrativen und religiösen Zentrum des Königreichs.

Salomos prachtvolle neue Bauten (außer dem Tempel z.B. neue Paläste: 1. Köni 7,1-12; 9,10-24) und sein wachsender Ruhm ließen Jerusalem zu einer auch unter Israels Nachbarn berühmten Hauptstadt werden (vgl. 1. Kön 10). Mit der Reichsteilung nach Salomos Tod (926 v.Chr.) verlor die Stadt an Bedeutung, da sie jetzt nur noch die Hauptstadt des Südreichs (Juda) war. Es folgte eine religiös und politisch wechselvolle Geschichte, darunter 701 v.Chr. eine Belagerung durch den assyrischen König Sanherib. Das Ende des alten Jerusalem kam mit dem Ansturm der neuen Großmacht Neubabylon. Nach einer ersten Einnahme Jerusalems und ersten Teildeportation der Bevölkerung nach Babylonien durch Nebukadnezzar II. (597 v.Chr.) versuchte der letzte davidische Regent, der Schattenkönig Zidkija (Zedekija), noch einmal, Juda von dem babylonischen Joch loszureissen, doch umsonst. Nach fast zweijähriger erneuter Belagerung eroberten die Babylonier 586 v.Chr. die Stadt, zerstörten sie und den Tempel bis auf die Grundmauern und deportierten die Bevölkerung (2. Kön 25-1-21). Es begann die babylonische Gefangenschaft, die düsterste Periode in der alten Geschichte der Stadt.

Schon bald wurde das neubabylonische Reich von den Persern zerstört, die damit auch die Herrschaft über Palästina übernahmen. Mit dem berühmten Edikt des Kyrus (538 v.Chr.) stand den verbannten Juden die Rückkehr in ihre Heimat und der Wiederaufbau des Tempels offen (2. Chr 36,22.23; Esr 1). 516/515 v.Chr. konnte der Bau des neuen Tempels vollendet werden. Von den folgenden beiden Jh.n bis zur Eroberung Palästinas durch Alexander den Großen ist wenig über Jerusalem bekannt.

Die seleukidischen Herrscher versuchten, auf dem westlichen Stadthügel eine hell. Stadt zu errichten. Als Antiochus IV. Epiphanes dabei versuchte, die Stadt gewaltsam zu hellenisieren, unter anderem indem er den Tempel entweihte, begann der nationale Aufstand unter Judas Makkabäus, der nach zwei Jahren des Kampfes Jerusalem einnehmen und den Tempeldienst wiedereinführen konnte (164 v.Chr.). In der folgenden Hasmonäerzeit wurde Jerusalem wieder Hauptstadt des ganzen Landes - bis 63 v.Chr., als sich der römische Feldherr Pompeius den Bruderkrieg unter den Hasmonäern zunutze machte und Jerusalem besetzte. Ab 37 v.Chr. unterstand Jerusalem dem von den Römern eingesetzten Herodes den Großen, der eine Reihe von großartigen Bauprojekten in Angriff nahm, insbesondere den Aufbau des Tempels. Der Sitz der römischen Statthalter war in Cäsarea, Jerusalem blieb aber das nationale, wirtschaftliche und religiöse Zentrum der Juden, die Residenz des Königs und Sitz des Sanhedrin (Hohen Rats). Nach der Verbannung des Nachfolgers des Herodes, Archelaus, im Jahre 6 n.Chr. wurde das Land wieder von den römischen Prokuratoren/Präfekten verwaltet.

70 n.Chr., am Ende des ersten jüdischen Aufstands gegen die Römer, wurden die Stadt und der Tempel völlig zerstört. Als 132-135 n.Chr. die zweite jüdische Revolte, der Bar-Kochba-Aufstand, ebenfalls scheiterte, wurde Jerusalem zu einer römischen Stadt mit dem Namen Aelia Capitolina (zu Ehren von Publius Aelius Hadrianus und Jupiter mit seinem Tempel auf dem Kapitol in Rom), deren Betreten den Juden verboten war. In den folgenden Jahrhunderten konnten jedoch immer wieder Juden in Jerusalem siedeln, auch wenn die Stadt bis zur Gründung des heutigen Staates Israel immer unter nichtjüdischer Herrschaft (röm. Reich, byz. Reich, Kreuzfahrer, Araber, Türken) blieb. Seit dem Sechs-Tage-Krieg 1967 sind die ganze Stadt und die heiligen Stätten wieder in israelitischer Hand.