Ceres: Unterschied zwischen den Versionen

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Ceres ist eine alte italische Göttin, die von den Römern als Herrin der Erdkräfte, des Wachstums und des Reifens verehrt wurde. Ihr Kult ist seit dem 7. Jahrhundert v. Chr. nachweisbar. Zusammen mit [[Liber]] und [[Libera]] wurde sie besonders von den [[Plebeier]]n verehrt, da sie die Rechte der [[Tribunus_plebis|Volkstribunen]] schützte. Als Erdgöttin hat sie auch Beziehungen zu den Toten. Zudem bewacht sie den Eingang zum Reich der [[Manes|Manen]]. Ihr Name kann vom lateinischen Wort crescere (= wachsen, wachsen lassen) abgeleitet werden. Die [[Sabiner]] nannten sie Panis.
 
Ceres ist eine alte italische Göttin, die von den Römern als Herrin der Erdkräfte, des Wachstums und des Reifens verehrt wurde. Ihr Kult ist seit dem 7. Jahrhundert v. Chr. nachweisbar. Zusammen mit [[Liber]] und [[Libera]] wurde sie besonders von den [[Plebeier]]n verehrt, da sie die Rechte der [[Tribunus_plebis|Volkstribunen]] schützte. Als Erdgöttin hat sie auch Beziehungen zu den Toten. Zudem bewacht sie den Eingang zum Reich der [[Manes|Manen]]. Ihr Name kann vom lateinischen Wort crescere (= wachsen, wachsen lassen) abgeleitet werden. Die [[Sabiner]] nannten sie Panis.
  

Aktuelle Version vom 1. September 2015, 17:11 Uhr

Ceres
Alternative Namen-
Griechische EntsprechungDemeter
FunktionHerrin der Erdkräfte, des Wachstums und des Reifens
Symbole / AttributeÄhren, Mohn, Fackel
Typische Farbe der Opfertiereweiß

Ceres ist eine alte italische Göttin, die von den Römern als Herrin der Erdkräfte, des Wachstums und des Reifens verehrt wurde. Ihr Kult ist seit dem 7. Jahrhundert v. Chr. nachweisbar. Zusammen mit Liber und Libera wurde sie besonders von den Plebeiern verehrt, da sie die Rechte der Volkstribunen schützte. Als Erdgöttin hat sie auch Beziehungen zu den Toten. Zudem bewacht sie den Eingang zum Reich der Manen. Ihr Name kann vom lateinischen Wort crescere (= wachsen, wachsen lassen) abgeleitet werden. Die Sabiner nannten sie Panis.

Dieser Göttertrias wurde im Zuge einer Hungersnot auf Anraten der Sibyllinischen Bücher 493 v. Chr. auf dem Aventin ein Tempel geweiht. In der Folgezeit wurde das Gebiet zum Zentrum der römischen Plebeier und Götterdreiheit bekannt als Aventinische Trias. Im Tempel wurde die Kasse der plebs Romana aufbewahrt, er fungierte als Asylstätte und verwahrte das das Archiv der plebejischen Beamten. Auf dem Vorplatz entwickelte sich ein Marktzentrum.

31 v. Chr. brannte der Tempel ab und wurde von Augustus erneuert. Er blieb bis in spätrömische Zeit eines der wichtigsten Heiligtümer der Stadt. Plinius berichtet, dass der Cerestempel der erste war, der im Inneren griechisch und nicht etruskisch ausgestaltet worden war.

Ihr Fest war die Cerealia, das am 19. April gefeiert wurde. Zugleich fanden im Circus die ludi Cereris statt, die bereits einige Tage zuvor begannen. Bereits im 5. Jahrhundert v. Chr. fiel ihr Kult in den Grundzügen mit der der griechischen Demeter zusammen; später geriet er völlig unter griechischen Einfluss. Die Mythen dieser Göttin übertrugen sich auf Ceres. Ihre Tochter Libera wandelte sich zu Proserpina (grch. Persephone). Folglich entsprachen alle Darstellungen und Interpretationen der Ceres ihrem griechischen Pendant. Trotzdem blieb Ceres eine Göttin mit wenigen Mythen.

Ihr häufigstes Attribut war die Ährenkrone. Zumeist trug sie auch eine Fackel als Herrinnen-Symbol über den Mysterienkult. Zu ihren Füssen konnte ein Korb voller Ähren stehen. Auch der Mohn war ihr beinahe so heilig wie das Getreide. Da Ceres die Göttin der Feldfrüchte und besonders des Getreides war, wurde ihr nur in der Funktion als chtonische Göttin der Unterwelt und der Totenseelen ein tierisches Opfer dargebracht: Das ihr zugedachte Tier war das Schwein. In ihrer Eigenschaft als Erdgöttin tritt ab und zu auch eine Schlange in Erscheinung. Ceres wird zumeist auf einem lehnenlosen Stuhl sitzend dargestellt. Übliche Opfergaben waren jedoch agrarische Produkte: neben Weihrauch und Wein wurden ihr die Früchte des Feldes und des ländlichen Lebens dargebracht: Getreide, Kuchen, Brot, Salz, Milch, Früchte, Nüsse und Honig.

Sie gehörte zum ältesten Götterkreis und mit dem flamen Cerealis diente ihr bereits in der frühen Königszeit ein Spezialpriester. Die früheste staatliche Verehrungsstätte in Rom war ein Erdspalt, der auf dem Forum Romanum neben dem Comitium (Versammungsort des Volkes) gelegene mundus Cereris. Auch Saturnus und Volcanus wurden in jenem Bereich seit alters her verehrt. Der private Cereskult dürfte noch viel älter sein. Die römischen Matronen begingen das private Ceresfest im August. Es bezog sich im speziellen auf den Mythos der Demeter und der Persephone. Von Cato wissen wir, dass die Göttin zu den Numina der Bauernhöfe gehörte.

Die Priesterämter ausserhalb der Hauptstadt lagen häufig in den Händen von Frauen hochangesehener Familien. In der späten Republik gesellten sich in Rom zum flamen Cerialis ebenfalls Priesterinnen. Die Verschmelzung mit Demeter führte den Kult weg von eleusinischen Mysterien - die in der Regel von Männern gefeiert wurden - hin zu reinen Frauenfeiern (Thesmophorien).

Wie beim Iuppiter-Tempel wurde auch im Cerestempel praktisch nur der Ceres selbst und nicht der gesamten Göttertrias geopfert. Die beiden anderen Figuren galten als spezielle Ausprägung der Hauptgottheit. In Rom selbst waren ihr noch zwölf männliche Trabantengötter zugeordnet, die bei Kulthandlungen ebenfalls angerufen wurden:

  • Vervactor (für das erste Durchackern des vervactum (= das brachliegende Feld)
  • Reparator (für die zweimalige Durchpflügung des Feldes)
  • Inporcitor (für die dritte und endgültige Pflügung, bei der die lirae (= Furchen) gezogen und die porcae (= Ackerbeete) aufgeworfen wurden)
  • Insitor (für die Einsaat)
  • Obarator (für die Überpflügung nach der Aussaat)
  • Occator (für die Überarbeitung des Ackers mit der Egge)
  • Saritor (für das Jäten des Unkrauts)
  • Subrunc(in)ator (für das Ausraufen des Unkrauts)
  • Messor (für die Tätigkeit der Schnitter)
  • Convector (für die Einfahrt des Getreides)
  • Conditor (für die Speicherung des Getreides)
  • Promitor (für die Herausgabe des Getreides aus dem Speicher)

Die Namen dieser zwölf Götter decken sich zum Teil mit Sondergöttinnen des Ackerbaus aus früh- und vorrömischer Zeit. Diese waren Seia (beschützte das gesäte Getreide unter der Erde), Segetia (beschützte das ausgetriebene Getreide wenn es Ähren hervorbrachte) und Tutulina (beschützte das geerntete und gespeicherte Getreide). Diese Trias war einer mediterranen Korngöttin zugeordnet, die die italischen Einwanderer Ceres nannten. Sie zeigen auch, dass die Feldarbeit zu dieser Zeit vorwiegend in den Händen der Frauen lag.

In der frühen römischen Gemeinde wachte noch Ceres über die Rechte der Ehefrauen. Wollte sich ein Mann von seiner Frau ohne Gründe scheiden lassen, so musste er dieser und der Göttin einen Teil seines Vermögens überlassen. Auch ist Ceres eine der wenigen Gottheiten, die in den Zwölftafelgesetzen vorkommt. Auf Tafel VIII ist zu lesen, dass jede Person, die von anderen angebaute Feldfrüchte nachts abweiden liess oder einsammelte, als Rache der Ceres auf einem Baum erhängt werden soll. Da Getreide das wichtigste Grundnahrungsmittel Roms war, ist der Einfluss der Göttin auf das Rechtswesen verständlich. Doch auch im privaten Bereich waltete sie in rächender Gestalt.

Weitere Beziehungen gibt es zu Venus, mit der sie in Latium verehrt wurde, und zu Äskulap, da im klassischen Griechenland zwischen Demeter und Aesculapius eine kultische Verbindung als Heilgottheiten bestanden hatte.

Die alte römische Religion kannte keine Verwandtschaftsbeziehungen zwischen Gottheiten. Jedoch treten zahlreiche von ihnen in der Zweizahl auf. So Liber/Libera, Faunus/Fauna und sogar Cerus/Ceres sind vereinzelt überliefert. Diese Partnerschaften stellen nur die Gemeinsamkeit von männlichen und weiblichen Numina dar. Liber und Libera besassen einen eigenen Altar auf dem Capitol, an dem am 17. März das Fest der Liberalia gefeiert wurde.

Obgleich ähnlicher Funktion wurde sie nie eins zu eins mit Tellus (bzw. Terra mater) gleichgesetzt. Doch konnten beide Gestalten als Zweiheit verehrt werden. Diese Form der dualen Anbetung war besonders bei mütterlichen Gottheiten beliebt. Tellus wurde hierbei als grosse Hervorbringerin von Früchten und Menschen verehrt. Ceres hingegen war speziell dem Getreide zugeordnet und so war sie keine reine Naturgottheit sondern griff auch in den vom Menschen geplanten Ackerbau ein. Am 13. Dezember wurde den beiden Erdgöttinnen ein gemeinsames „lectisternium“ abgehalten. Dabei handelte es sich um ein „Göttermahl“. Man bereitete Liegen (lat. lectus) mit Decken und Kissen und legte die Götterstatuen der beiden Göttinnen darauf – wie bei einem römischen Festessen. Am Ende der Aussaat, im Januar, an den variablen Festtagen „feriae sementivae“ und bei den gleichzeitig stattfindenden ländlichen Paganalien, wurden Ceres und Tellus Spelt (Dinkel, Emmer) und eine trächtige Sau geopfert. Ovid setzt dieses Fest in seinen Fasti am 24. Januar an. Vor Beginn der Ernte erhielten Ceres und Tellus die „porca praedicanea“, ein Schweineopfer, ebenso wie beim ersten Verkosten der neuen Getreide und wenn ein Toter nicht ordnungsgemäß bestattet worden war.

Die meisten überlieferten Bildnisse und Statuen stammen aus dem Bereich der Grabkunst. In der Kaiserzeit wurde sie Teil von panem et circenses (Brot und Spiele), da es die Frauen des Kaiserhofes anlegten mit den Attributen der Göttin aufzutreten und dargestellt zu werden. So liess sich Livia zu Zeiten des Tiberius mit Ährenkrone samt eingeflochtener Mohnkapseln und Edelsteinen darstellen. Den grössten Aufschwung nahm der Cereskult unter Kaiser Claudius, der seine Frau Iulia Agrippina als Ceres mit einer Modefrisur des 1. Jahrhundert n. Chr. darstellen liess. Er versuchte auch die eleusinischen Mysterien aus Attika in die römische Metropole zu verpflanzen. Es blieb jedoch beim Versuch, da sich die alte römische Religion beim Volk als langlebiger und stärker erwies.

Quellen: Dtv, der kleine Pauly, Band 1, Ovid, Fasti, Festkalender, Düsseldorf/Zürich 2001, Der römische Festkalender der Republik, Stuttgart 1991, Epitome tes oikumenes, Studien zur römischen Religion in Antike und Neuzeit, Christoph Auffarth, Jörg Rüpke, Wiesbaden 2002