Centurio: Unterschied zwischen den Versionen

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Der Rang eines Centurio ist vermutlich der organisatorisch wichtigste Rang innerhalb der römischen Armee. Als Kommandeur einer [[Centurie]] ist der Centurio der Befehls- und Disziplinarvorgesetzte der ihm unterstehenden Soldaten und Unteroffiziere. Grundsätzlich konnte dieser Rang von jedem Soldaten erreicht werden, was aber in den meisten Fällen nicht passierte. Zu Zeiten der römischen Republik wurden die Centurionen von den Mannschaften gewählt, was sich aber spätestens mit der Einführung der Berufsarmee der Kaiserzeit änderte. Sie wurden dann von den Legaten auf Dauer eingesetzt.
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Der Rang eines ''centurio'' war vermutlich der organisatorisch wichtigste Rang innerhalb der römischen Armee. Als Kommandeur einer ''[[centuria]]'' war der ''centurio'' der Befehls- und Disziplinarvorgesetzte der ihm unterstehenden Soldaten und Unteroffiziere.  
  
Besondere Kennzeichen der Centurionen waren zum einen der quergestellte Helmbusch (''crista transversa''), der die [[Infanteriehelme|Helme]] zierte. So hob sich der Centurio von der Masse der Soldaten ab und war auch im Gedränge eindeutig zu identifizieren. Zum anderen trug er die ''vitis'' (Rebstock) bei sich, das eigentliche Rangabzeichen und Zeichen der Disziplinargewalt. Durch Korruption (Freikaufen von unliebsamen Diensten) und ihre Disziplinargewalt (bis hin zur Todesstrafe) waren sie die gefürchtetsten Männer in der Legion. Andererseits waren sie aber auch wegen ihrer Vedienste, z.B. das Führen der Truppen im Kampf, sehr hoch angesehen und werden gerne auch als "Rückgrat der Legion" bezeichnet, wobei ihre Bedeutung für die [[Auxilia|Hilfstruppen]] und die Seesoldaten der [[Classis Romana]] natürlich die selbe ist.
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===Ernennung der Centurionen===
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Grundsätzlich konnte dieser Rang von jedem Soldaten erreicht werden. Zu Zeiten der römischen [[Republik]] wurden die ''centuriones'' von den Mannschaften gewählt, spätestens mit der Einführung der Berufsarmee in der [[Kaiserzeit]] änderte jedoch von den Legionskommandanten dauerhaft eingesetzt. Kaiser [[Domitian]] ließ dazu am Kaiserhof in Rom Dienstakten über jeden ''centurio'' anlegen, um deren Wege problemlos nachverfolgen und beeinflussen zu können. Üblicherweise wurden als ''centurio'' nur Soldaten ausgewählt, die schon eine lange Dienstzeit hinter sich hatten und daher über entsprechende Erfahrung verfügten. Nicht selten wurden insbesondere solche Soldaten ernannt, die ihren Dienst über die reguläre Dienstzeit hinaus freiwillig verlängerten. Durch Grabinschriften sind Centurionen im Alter von 63, 65 und sogar 85 Jahren nachgewiesen. Da ein hohes Alter jedoch nicht nur viel Erfahrung, sondern auch körperliche Gebrechen mit sich brachte, entließ Kaiser [[Caligula]] zur Vorbereitung seines Germanenfeldzuges 39 n. Chr. zahlreiche Centurionen aus dem aktiven Dienst (Sueton, Gaius 44). Allerdings sind auch gegenteilige Fälle bekannt, in denen junge Männer durch entsprechende Kontakte als Seiteneinsteiger in die Armee sehr früh eine Stelle als ''centurio'' erreichten.
  
===Bezeichnung der Centurionen in der Legion===
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===Bezeichnung und Rangfolge der Centurionen in der Legion===
Die 59 Centurionen einer [[Legion]] wurden auch nach der Kaiserzeit weiterhin in der traditionellen, aus der republikanischen Ordnung stammenden Art und Weise bezeichnet: ''hastatus'', ''princeps'' und ''triarius'' (als ''pilus'').
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Die 59 Centurionen einer [[Legion]] wurden auch in der Kaiserzeit weiterhin in der traditionellen, aus der republikanischen Ordnung stammenden Art und Weise bezeichnet: ''hastatus posterior'' und ''hastatus prior'' für die beiden rangniedrigsten Centurionen eine [[Kohorte]], die ursprünglich die Soldaten der erste Schlachtreihe (''[[hastati]]'') führten, ''princeps posterior'' und ''princeps prior'' für die nächsten beiden Centurionen, die ursprünglich die Soldaten der zweiten Schlachtreihe (''[[principes]]'') führten und schließlich ''pilus posterior'' und ''pilus prior'' für die beiden ranghöchsten Centurionen einer Kohorte, die ursprünglich die Soldaten der letzten Schlachtreihe führten.
Da sich die erste [[Kohorte]] aus fünf [[Centurie|Doppelcenturien]] zusammensetzte, wurden diese von den ''primi ordines'' geführt (''hastatus posterior'', ''princeps posterior'', ''hastatus'', ''princeps'' und ''primus pilus''), die vor allen anderen Centurionen rangierten und zum erweiterten Kommandostab der Legion gehörten.
 
Die Cohorten 2 - 10 wurden von sechs Centurionen geführt: ''hastatus posterior'', ''hastatus prior'', ''princeps posterior'', ''princeps prior'', ''pilus posterior'' und ''pilus prior''.
 
  
Der ''primus pilus'' nahm in der Rangfolge eine Sonderposition ein. Sein Amt zu erreichen setzte eine beträchtliche Bildung und ein sehr gutes administatives Können voraus, und war so nur für ganz Wenige zu  
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Da sich die erste Kohorte aus fünf Doppelcenturien zusammensetzte, gab es hier nur fünf Centurionen mit leicht abweichenden Namen (''hastatus posterior'', ''princeps posterior'', ''hastatus'', ''princeps'' und ''primus pilus''), die als ''primi ordines'' vor allen anderen Centurionen rangierten und zum erweiterten Kommandostab der Legion gehörten. Insbesondere der ''primus pilus'' nahm in der Rangfolge eine Sonderposition ein, die nicht nur mit besonders hohem Ansehen verbunden war, sondern aufgrund ihrer [[Sold|Besoldung]] auch finanziell lukrativ war. Dieses Amt zu erreichen setzte allerdings eine beträchtliche Bildung und ein sehr gutes administatives Können voraus und war so nur für ganz wenige Soldaten zu erreichen. Es wurde in der Regel auch nur zeitlich begrenzt für ein Jahr besetzt.
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===Kennzeichen und Ansehen===
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Besondere Kennzeichen der ''centuriones'' waren zum einen der quergestellte Helmbusch (''crista transversa''), der die [[Infanteriehelme|Helme]] zierte. So hob sich der ''centurio'' von der Masse der Soldaten ab und war auch im Gedränge eindeutig zu identifizieren. Zum anderen trug er die ''vitis'' (Rebstock) bei sich, das eigentliche Rangabzeichen und Zeichen der [[Strafen (Militär)|Disziplinargewalt]].
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Durch Korruption (Freikaufen von unliebsamen Diensten) und ihre Disziplinargewalt (bis hin zur [[Todesstrafe]]) waren sie die gefürchtetsten Männer in der Legion. Andererseits waren sie aber auch wegen ihrer Vedienste, z.B. das Führen der Truppen im Kampf, sehr hoch angesehen und werden gerne auch als "Rückgrat der Legion" bezeichnet, wobei ihre Bedeutung für die [[Auxilia|Hilfstruppen]] und die Seesoldaten der [[Classis Romana]] natürlich dieselbe war.
  
 
===Centurionen ohne Centurie===
 
===Centurionen ohne Centurie===
Offiziere konnten auch ohne eigene Centurie als Centurio in der Armee dienen und wurden dann als ''centurio extraordinarius'' bezeichnet. Sie waren dann beispielsweise als ''Medicus ordinarius'' leitender Arzt des [[Valetudinarium|Valetudinariums]] oder wurden als ''Centurio statorum'' für polizeiliche Aufgaben abkommandiert.
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Offiziere konnten auch ohne eigene ''centuria'' als ''centurio'' in der Armee dienen und wurden dann als ''centurio extraordinarius'' bezeichnet. Sie waren dann beispielsweise als ''medicus ordinarius'' leitender Arzt des [[Valetudinarium|Valetudinariums]] oder wurden als ''centurio statorum'' für polizeiliche Aufgaben abkommandiert.
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'''Literatur:''' Hans-Joachim Schalles, Susanne Willer (Hrsg.), ''Marcus Caelius. Tod in der Varusschlacht'', 2009

Aktuelle Version vom 23. Januar 2015, 11:30 Uhr

Der Rang eines centurio war vermutlich der organisatorisch wichtigste Rang innerhalb der römischen Armee. Als Kommandeur einer centuria war der centurio der Befehls- und Disziplinarvorgesetzte der ihm unterstehenden Soldaten und Unteroffiziere.

Ernennung der Centurionen

Grundsätzlich konnte dieser Rang von jedem Soldaten erreicht werden. Zu Zeiten der römischen Republik wurden die centuriones von den Mannschaften gewählt, spätestens mit der Einführung der Berufsarmee in der Kaiserzeit änderte jedoch von den Legionskommandanten dauerhaft eingesetzt. Kaiser Domitian ließ dazu am Kaiserhof in Rom Dienstakten über jeden centurio anlegen, um deren Wege problemlos nachverfolgen und beeinflussen zu können. Üblicherweise wurden als centurio nur Soldaten ausgewählt, die schon eine lange Dienstzeit hinter sich hatten und daher über entsprechende Erfahrung verfügten. Nicht selten wurden insbesondere solche Soldaten ernannt, die ihren Dienst über die reguläre Dienstzeit hinaus freiwillig verlängerten. Durch Grabinschriften sind Centurionen im Alter von 63, 65 und sogar 85 Jahren nachgewiesen. Da ein hohes Alter jedoch nicht nur viel Erfahrung, sondern auch körperliche Gebrechen mit sich brachte, entließ Kaiser Caligula zur Vorbereitung seines Germanenfeldzuges 39 n. Chr. zahlreiche Centurionen aus dem aktiven Dienst (Sueton, Gaius 44). Allerdings sind auch gegenteilige Fälle bekannt, in denen junge Männer durch entsprechende Kontakte als Seiteneinsteiger in die Armee sehr früh eine Stelle als centurio erreichten.

Bezeichnung und Rangfolge der Centurionen in der Legion

Die 59 Centurionen einer Legion wurden auch in der Kaiserzeit weiterhin in der traditionellen, aus der republikanischen Ordnung stammenden Art und Weise bezeichnet: hastatus posterior und hastatus prior für die beiden rangniedrigsten Centurionen eine Kohorte, die ursprünglich die Soldaten der erste Schlachtreihe (hastati) führten, princeps posterior und princeps prior für die nächsten beiden Centurionen, die ursprünglich die Soldaten der zweiten Schlachtreihe (principes) führten und schließlich pilus posterior und pilus prior für die beiden ranghöchsten Centurionen einer Kohorte, die ursprünglich die Soldaten der letzten Schlachtreihe führten.

Da sich die erste Kohorte aus fünf Doppelcenturien zusammensetzte, gab es hier nur fünf Centurionen mit leicht abweichenden Namen (hastatus posterior, princeps posterior, hastatus, princeps und primus pilus), die als primi ordines vor allen anderen Centurionen rangierten und zum erweiterten Kommandostab der Legion gehörten. Insbesondere der primus pilus nahm in der Rangfolge eine Sonderposition ein, die nicht nur mit besonders hohem Ansehen verbunden war, sondern aufgrund ihrer Besoldung auch finanziell lukrativ war. Dieses Amt zu erreichen setzte allerdings eine beträchtliche Bildung und ein sehr gutes administatives Können voraus und war so nur für ganz wenige Soldaten zu erreichen. Es wurde in der Regel auch nur zeitlich begrenzt für ein Jahr besetzt.

Kennzeichen und Ansehen

Besondere Kennzeichen der centuriones waren zum einen der quergestellte Helmbusch (crista transversa), der die Helme zierte. So hob sich der centurio von der Masse der Soldaten ab und war auch im Gedränge eindeutig zu identifizieren. Zum anderen trug er die vitis (Rebstock) bei sich, das eigentliche Rangabzeichen und Zeichen der Disziplinargewalt.

Durch Korruption (Freikaufen von unliebsamen Diensten) und ihre Disziplinargewalt (bis hin zur Todesstrafe) waren sie die gefürchtetsten Männer in der Legion. Andererseits waren sie aber auch wegen ihrer Vedienste, z.B. das Führen der Truppen im Kampf, sehr hoch angesehen und werden gerne auch als "Rückgrat der Legion" bezeichnet, wobei ihre Bedeutung für die Hilfstruppen und die Seesoldaten der Classis Romana natürlich dieselbe war.

Centurionen ohne Centurie

Offiziere konnten auch ohne eigene centuria als centurio in der Armee dienen und wurden dann als centurio extraordinarius bezeichnet. Sie waren dann beispielsweise als medicus ordinarius leitender Arzt des Valetudinariums oder wurden als centurio statorum für polizeiliche Aufgaben abkommandiert.

Literatur: Hans-Joachim Schalles, Susanne Willer (Hrsg.), Marcus Caelius. Tod in der Varusschlacht, 2009