Die Wälder von Confluentes

  • Nach meinem schnellen Abgang aus meinem Officum kam ich hier an. Ich war durch das kleine Confluentes gelaufen, als ob es um mein Leben ginge. Mein Atem war inzwischen wieder ein wenig ruhiger geworden, doch noch immer ging er schwer und tief. Ich hatte noch immer leichte Probleme beim Atmen, stellte ich bedrückt fest. Ich stand am Waldrand und sah in die Bäume. Es war Nachmittag und mit ausdruckslosem Blick ging ich einige Schritte in das Grün der Tannen. Das tiefe Grün.


    Es erinnerte mich an meine Heimat. Ich fühlte mein Herz schlagen, es war als würde ich es hören können. Das dunkle Tannengrün, überall der wohltuende Duft von frischem Harz der Bäume. Moos am Boden, Tannenlaub. Andererseits waren dann auch wieder diese lichten Laubbäum, die hell und freundlich waren, etwas magisches übermittelten. Dort fühlte man sich wahrlich von unglaublichen Gefühlen überwältigt. Ich war ohne Skadi hier, das stimmte mich abermals nachdenklich. Warum hatte ich meine Stute zurückgelassen? Sie begleitete mich immer, wenn ich in der Natur meine Einsamkeit und mich selbst suchte.


    Würde ich selbst mich jemals finden? Ich hatte große Zweifel was dies anging. Inzwischen erkannte ich auch, dass meine vermeintlichen allzu starken Gefühle zu Meridius nur eine mädchenhafte Schwärmerei gewesen war. Doch er war doch wirklich sehr lieb und welchem Mädchen wäre das nicht geschehen? Ich war froh ob Flavius' Ratschlag einmal tief in mich zu gehen. Er hatte sich Sorgen gemacht. Und auch Valentin hatte sich durchaus gesorgt, von ihm kam ebenfalls dieser Vorschlag es gut zu durchdenken. Und ein Glück, dass ich nicht allein auf mein Herz gehört habe. Es hätte mich in eine Falle getrieben. Gerade weil wohl viele Mädchen seinen Augen zum Opfer fielen. Ich hatte wahrscheinlich nur Not in meinem Herzen.


    Ich war erstaunt was ich über mich selbst lernen konnte. Ob ich wohl jemals den Mann treffen würde, dem ich mein ganzes Leben zur Seite stehen würde? Dem ich immer alles anvertrauen könnte, ohne das leiseste Gefühl von Hemmungen? Oh wie sehr sehnte ich mich doch nach diesem Mann. Nur wer war er und gab es ihn? Ich sollte bei mir selbst bleiben. Ich konnte mich selbst nicht verletzen, nur verletzt werden.


    Wärme, warmer Strom. Warmer Strom aus dem Quell der Trauer. Ich fühlte wie sich das salzige Nass den Weg über meine Wangen suchte. Ich weinte viel, wahrscheinlich zuviel und zu oft allein. Aber alleinige Trauer war besser. So konnte ich niemanden verletzen, nur mich selbst. Wiedersprach es sich nicht? Ich würde niemandem mehr wehtun. Ich kannte das Gefühl des Schmerzes und ich wollte es nie wieder erleben. Ich kannte das Gefühl des Schmerzes und wollte es niemanden fühlen lassen.


    Mein Blick ging hinauf in den Himmel. Nun ging ich in den Wald hinein. Ich suchte, doch wonach ich suchte war mir nicht klar. Suchte ich mich selbst? Diese Frage stellte ich mir, als ich an einem etwas breiteren Flüsschen vorbeikam. Das Wasser war in ständiger Bewegung und doch war es eins. Mein Geist war auch immer in Bewegung. Und doch würde ich niemals eins sein. Immer würde ich zerrissen sein ob der traurigen Erinnerungen in meiner Vergangenheit.


    Kleine Ringe vergößerten sich immerzu als meine Tränen auf die Fläche fielen. Ich sah einen gebrochenen Menschen. Ich sah einen Schwächling. Schnell trat ich mit meinem Fuß auf dieses fremde und doch bekannte Gesicht, überquerte das Gewässer, große Ringe auf dem Wasser waren das Resultat. Nein... weg hier.. Ich wischte mir die Tränen aus den Augen und ging mit todtraurigem Blick weiter und ich wusste genau, der Blick stellte meinen Geist dar, spiegelte meine Seele. Wie gut dass es niemand sah.


    Würde es jemals wiedergesehen werden? Ich war doch in dem Käfig gefangen, dem ich so schnell nicht entkommen könnte. Dem geschändeten und begehrten Leib der Julia Duccia Germanica.

  • Ich ging noch immer - nun in meinem eigenen Geiste verirrt durch den tiefen Wald, der mir das Gefühl von Heimat und Geborgenheit schenkte. Ich stief einen traurigen Seufzer von mir, doch zugleich lächelte ich. Ich hatte einen Entschluss gefasst. Ich würde zu der Sybille gehen... Nur... Ihre Worte waren doch immer sehr verschleiert, würde ich sie identifizieren können? Ich konnte ja nicht einmal mein Leben identifizieren, erkennen worin mein Sinn lag.


    Würde SIE mir die Antwort darauf geben können? In ihre würden all meine Hoffnungen ruhen, meine Zukunftsträume würden in ihren Händen liegen. Ich beschloss also nach Roma aufzubrechen. Ich rannte so schnell mich meine Füße tragen konnten zurück in mein Officum.

  • Nach kaum einer Stunde hatte Quintus den Tempel gefunden. Der cellis war hell erleuchtet, ebenso die porta. Das Tor selbst aber war verschlossen, davor standen zwei Wachen. Aus dem Innern der kleinen Tempelanlage drangen Klänge und Gesänge.
    Der junge Mann ritt näher an den Tempel heran. Als sich ihm die Wachen in den Weg stellten und ihre pila in auf ihn richteten, stieg er ab.


    Salve, Wächter! Ich bin ein Reisender auf dem Weg nach Mogontiacum und erbitte ein Lager für diese Nacht.


    Eine ungewöhnliche Bitte, Viator, wo doch Confluentes nicht einmal eine Wegstunde entfernt ist. Dort gibt es Wein, Weib und Gesang. Und Unterkunft obendrein.


    Der Wächter lachte, sein Kamerad stimmte ein.


    Das ist mir schon bekannt, aber wenn du nichts dagegen hast, Wächter, würde ich mich mit meiner Decke in die Nähe eurer Feuerstelle dort legen und hier ruhen.


    Wenn du es so willst, Viator, lege dich ruhig ans Feuer, aber wecke unsere Kameraden nicht, sie sollen ausgeschlafen sein, wenn die Wache wechselt. Du kannst auch etwas von unserem Brei haben, wenn du magst.


    Besten Dank.


    Quintus führte sein Pferd in die Nähe des Feuers und machte sich sein Lager zurecht. Er kramte in seiner Tasche und zog acht Asse hervor. Er ging zu den Wächtern herüber.


    Hier, das ist nicht viel, aber du und deine Gefährten sollt meines Dankes gewiss sein.


    Das wäre nicht nötig gewesen, Viator, aber du bist alt genug zu wissen, was du mit deinem Geld anstellst.


    Der Wächter zwinkerte Quintus zu und lachte dann wieder. Quintus lächelte, zuckte die Schultern und legte sich dann hin. Am Morgen würde er nach Mogontiacum aufbrechen...

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