[Servitriciuum] Sklavenunterkünfte

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    Phocylides, Maiordomus


    Von der Porta aus führte Phocylides die neuen Sklaven zuerst ins Atrium und dort auf der rechten Seite das Impluvium entlang. Direkt vor dem Zugang zum Triclinium war rechts eine Treppe, die ins Untergeschoss führte. Diese nahm der Maiordomus hinunter in die Tiefe.
    Dort angekommen drehte er sich zu ihnen um und sprach sie an: "Willkommen in der Domus Iulia, ich bin Phocylides der Maiordomus des Hauses. Hier befinden wir uns im Untergeschoss. Rechts von mir, von euch aus links, seht ihr mein officium. Ihr könnt jederzeit dorthin zu mir kommen, wenn ihr ein Anliegen habt, ich helfe euch gerne weiter." Dann zeigte er -von seiner Seite aus- nach links und meinte weiters: "Wenn ihr dort entlanggeht, findet ihr alle restlichen Räume dieser Ebene vor, die Vorratskammern, den Weinkeller, das Balneum und einige Latrinen. Und natürlich auch euer neues Reich, die Schlafplätze von uns Sklaven. Bevor wir weitergehen, wollt ihr mir kurz eure Namen nennen?"


    Sim-Off:

    Damit man sich alles etwas besser vorstellen kann, verweise ich hier noch einmal auf die Grundrisspläne der Domus Iulia.






    MAIORDOMUS - DOMUS IULIA

  • [...]


    Alle drei folgten nun dem Maiordomus durch das Atrium und eine Treppe hinab, die das Untergeschoss führte. Dort, am Ende der treppe angekommen, wurden sie nun offiziell im Haus begrüßt. Sie nickten Phocylides zu und schwenkten dann den Blick nach links, hin zum besagten Officium, welches sie jederzeit aufsuchen konnten bei einem Anliegen. Dann besahen sie sich den Gang, der zu den anderen Räumen führte. Es war nicht vermuten, dass es gestattet war, einen der Vorratsräume ungefragt aufzusuchen, was Maahes im Hause der Inuier auch nicht sonderlich gestört hatte. Immer wieder hatte er sich heimlich am Weinvorrat bedient, wobei er das Glück hatte nicht erwischt zu werden. Zumindest nicht auf frischer Tat. Dass er oftmals trunken gewesen war und infolgedessen nur schlechte Arbeit abgeliefert hatte, war natürlich zu ignorieren gewesen. Aus diesem Grund war er eben auch nun hier und nicht mehr bei der anderen Gens.


    Dessen ungeachtet spürte er in sich auch jetzt den dringenden Wunsch Sorgen und Wünsche unter einem guten Wein zu begraben, was allerdings ein Drang war, dem besser nicht nachgehen sollte. Nach ihren Namen gefragt war Aesara die erste, die ihre Stimme fand. “Mein Name ist Aesara!“, erklärte sie schon fast stolz und lächelte selbstbewusst dem Maiordomus entgegen. “Ich bin Maahes,“ sagte der Ägypter dann selbst und deutete danach auf Clarissa. “Clarissa!“, nannte er dann ihren Namen. Die Benannte schaute sich noch immer um und blickte erst jetzt zu Phocylides hinüber. Dann nickte sie schwach. “Ja, Clarissa,“ bestätigte sie dann.

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    Phocylides, Maiordomus


    Nachdem Phocylides sie aufgefordert hatte ihre Namen zu nennen, hatte er Zeit ihre Gesichter zu studieren, während sie ihre Namen nannten. Das hatte zweierlei Effekt; zum einen erfuhr er natürlich ihre Namen und zum anderen konnte er etwas über ihr Wesen lernen anhand der Art, wie sie ihn aussprachen. Diese erste, Aesara, musste wohl aus Feuer und Flamme bestehen. Phocylides sollte besser zusehen, dass er ein Auge auf den Heißsporn hatte. Dann war der nächste der Mann, der Maahes hieß. Das ließ ihn aufhorchen.
    "Maahes, so? Wie der ägyptische Löwengott Mahes? Es würde mich freuen einen Landsmann in dir zu treffen. Auch ich bin Ägypter, jedoch hellenischer Abstammung." Phocylides hüstelte "Aber ja, wer ist das heutzutage nicht."
    Dann hörte er wieder zu. Eine interessante Beobachtung war, dass Maahes auch Clarissas Namen mitnannte und diese erst hinterher mit schwacher Stimme dies bestätigte. Er schien also eine Art Beschützer für sie zu sein. Clarissa hingegen war vermutlich eine eher schüchterne Person die viel Zuspruch brauchen würde. Vermutlich hatten sich Maahes und Clarissa auch schon vor ihrem Verkauf an den iulischen Dominus gekannt. Womöglich waren sie sogar ein Paar? Doch wie auch immer, das spielte im Augenblick keine Rolle.


    Nachdem er also jetzt ihre Namen kannte, bedeutete er ihnen mit ihm mitzukommen und langsam bewegten sie sich tiefer in die Kellerräume, während Phocylides zu erzählen begann. "Also Aesara, Maahes und Clarissa, wie mir der Dominus Gaius Iulius Caesoninus zuvor ja vor euren Augen mitgeteilt hat, untersteht ihr seiner persönlichen Autorität. Dieses Haus hier gehört jedoch nicht Gaius Iulius Caesoninus, ihr befindet euch im Heime des Senators Lucius Iulius Centho. Es ist wichtig, dass ihr die hier herrschende Hierarchie zu verstehen lernt. Auch müsst ihr euch die Namen aller hier wohnenden iulischen Meister einprägen, habt ihr gehört? Die genaue Liste gebe ich euch später, wichtig ist zu allererst nur einmal, dass ihr den Namen und den Rang eures persönlichen Dominus kennt, Gaius Iulius Caesoninus, Aedituus der Venus Genetrix, und den des Hausherrn, der über allen anderen Familienmitgliedern steht, Senator Lucius Iulius Centho, ehrenvolles Mitglied des collegium augurum. Unter den Sklaven seid ihr keinem Rechenschaft schuldig außer mir, da ich der Maiordomus meines Herrn, Senator Iulius Centho bin, habt ihr auch das verstanden? Weiters habt ihr natürlich auch alle Befehle der übrigen iulischen Herrschaft anzunehmen und auszuführen, doch ich vermute das wisst ihr sowieso."
    Mit einem Schnalzen ging Phocylides weiter. Ohne anzuhalten wies er im Vorbeigehen nach rechts, während er seine Schritte nach links lenkte. "Dort ist die Latrine für die Sklaven. Ihr habt euer Geschäft ausschließlich dort drinnen zu verrichten und nirgends sonst." Dann wies er abermals nach rechts (da er sich ja nach links gewendet hatte, war das jetzt rechts, was zuvor noch direkt vor ihnen gelegen hatte) und erklärte: "Hinter dieser Tür, die ihr dort sehen könnt, befinden sich die Öfen für die Hypokaustenheizung. Auch ihr werdet ab und an Heizdienst haben." Dann, als er im Korridor eingeschwenkt war und ca. die Mitte erreicht hatte, blieb er stehen und drehte sich zu den Dreien um. "Gibt es bislang irgendwelche Fragen?"




    MAIORDOMUS - DOMUS IULIA

  • Einen Moment erschien es so, als würde der Maiordomus sie nun alle mustern wollen. Ein Wunder, dass er das tat, war es natürlich nicht. Vor einiger Zeit jedoch war es noch er selbst gewesen, der neue oder fremde Sklaven hatte einschätzen müssen und just in diesem Moment fühlte sich dieser Umstand an, als wäre er in einem anderen Leben gewesen. Nun war alles neu und er würde sich eine erneute Vertrauensposition wohl hart erarbeiten müssen. Maahes wusste nicht, ob er noch einmal dazu bereit war, doch bereits jetzt teilte sein eigener Ehrgeiz ihm mit, dass er es wenigstens versuchen musste, zumal die Chancen, so schlecht sie auch stehen mochten, betrachtete man das Interesse des Römers, der nun ihr aller Herr war, noch nicht ganz vergeben waren. Immerhin stellte sich nun Phocylides ebenfalls als ein Ägypter vor, wenn auch hellenischer Abstammung und er frage nach der Bedeutung seines Namens. “Meine Eltern waren beide Ägypter,“ sagte er dann. “Mein Vater war nur zur Hälfte Hellene, auch wenn er davon nie etwas hatte wissen wollen. Und mein Name hat in der Tat etwas mit diesem Gott zu tun, denn mein Vater hielt große Stücke auf die alten Götter.“ Ob das stimmte oder nicht, ließ er einmal dahingestellt. Schließlich würde es der Maiordomus eh nicht nachprüfen können. Dennoch war es schön, einen Ägypter als Vorgesetzten zu wissen. Also lächelte Maahes nun leicht.


    Danach ging die Führung durch das Untergeschoss der Villa weiter und die drei Sklaven versäumten es dabei nicht, sich ausführlich umzusehen. Dabei erklärte ihnen der Maiordomus von den Macht- und Besitzverhältnissen im Haus. Gaius Iulius Caesoninus also und Lucius Iulius Centho, ein Senator. Ein recht hohes Haus also, bei dem sich erst noch herausstellen musste, wie die Dinge liefen. Bei Seneca hatte es sich um den Haushalt eines ranghohen Militärs gehandelt, also konnte es durchaus sein, dass hier die Dinge ganz anders verliefen als gewohnt. Alle drei lauschten den Worten Phocylides aufmerksam und nickten dann, als Zeichen, dass sie wirklich jedes Wort verstanden hatten. Dann gingen sie weiter, um einen Blick auf die Latrinen zu werfen.


    Als der Maiordomus meinte, dass sie ihre Geschäfte ausschließlich dort zu verrichten hatten, unterdrückte Aesara ein Lachen. “Als ob wir heimlich in den Garten machen würden,“ raunte sie Maahes sehr leise zu, der daraufhin die Stirn runzelte. Die Sklavin schien sich ihrer Sache wirklich sehr sicher zu sein, doch war nicht sicher, ob Phocylides diesen Kommentar gehört hatte. Keiner von ihnen konnte diesen Mann einschätzen, dafür hatten sie ihn erst viel zu kurz erlebt. Dann blickten sie auf die Tür des Hypokaustums und nickten wieder. Ob es Fragen gab? “Welche Aufgaben werden uns generell zukommen?“, wollte Maahes dann wissen. Für Aesara und Clarissa hatte der Dominus ja bereits einige Andeutungen gemacht, doch er selbst stand was dies anbelangte noch völlig im Dunkeln. “Und wie ist der tägliche Ablauf in diesem Haus?“ Natürlich würde es stetig wiederkehrende Routinen geben und bestimmte Zeitvorgaben, die einzuhalten waren. Das musste in jedem gut funktionierenden Haushalt so sein. Dann regte sich Clarissa neben ihm und räusperte sich kaum hörbar. Immer wieder schaute sie zurück auf die Tür, die zu den Latrinen führte. “Darf ich….dort hin?“, fragte sie dann und deutete zurück. Dabei schaute sie zaghaft und vorsichtig dem Maiordomus entgegen. Dass die junge Frau unruhig gewesen war, hatte Maahes schon auf dem Weg zur Villa bemerkt.

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    Phocylides, Maiordomus


    Phocylides hörte Maahes wohlwollend an, als dieser einen kurzen Abriss seines Familienhintergrunds zum Besten gab. Nach dem Ende der kurzen Erzählung hatte der Maiordomus ihm zugenickt. Natürlich war es kein Geheimnis, dass griechische Ägypter sich in der Regel der einheimischen Urbevölkerung (also den echten Ägyptern) als überlegen ansahen, doch mochte es stimmen oder nicht, hier in der Domus Iulia waren sie alle Sklaven und damit gleich in den Augen der Römer (und sämtlicher anderer Völker des Mittelmeers).
    Dann, als er ihnen die Latrinen der Sklaven gezeigt hatte, gab es auch schon den ersten Vorfall mit den Neuen. Die eine da, Aesara hatte unerlaubt ironische Worte gesprochen! Phocylides klatschte einmal laut in die Hand und rief: "He da! Sile! Du hast nicht zu sprechen, es sei denn du wirst dazu aufgefordert! Und dass du mir vor der iulischen Herrschaft ja nie solch flapsige Worte in den Mund nimmst, sonst setzt es was! Habitus!" Besser, Phocylides würde gleich von Anfang an klar machen wer hier der Chef war, dann wäre die Eingewöhnung der Sklaven bestimmt für alle beteiligten einfacher. Außerdem würden sich so eher peinliche Szenen vor den Herren vermeiden lassen, wenn er sie so früh wie möglich an die herrschende Disziplin im Hause eines Senators gewöhnen würde.


    Nachdem dann Phocylides Maahes und den Mädchen auch die Tür zu den Hypocaustenöfen gezeigt und nach Fragen von ihrer Seite her gefragt hatte, wollte der Ägypter einiges wissen und natürlich war Phocylides nur allzu bereit ihm seine Fragen zu beantworten: "In erster Linie verrichtet ihr die Aufgabe für die ihr gekauft wurdet. Hat man euch in dieser Hinsicht schon etwas gesagt?" Phocylides selbst konnte natürlich noch nicht wissen wozu die drei da waren, denn je nach angegebenen Verwendungszweck richteten sich dann ihre täglichen Aufgaben im Haus. "Ihr wurdet auf jeden Fall als persönliche Sklaven eines Familienmitglieds gekauft, was heißt, dass ihr die meiste Zeit nicht die allgemeinen Hauserhaltungstätigkeiten tun müsst, so wie allgemeine Haussklaven. Genaueres zu euren Aufgaben kann ich euch erst sagen, wenn ich eure Tätigkeitsfelder kenne, entsprechend dem werde ich euch dann zusätzliche Aufgaben beimessen. Eine davon, den Heizdienst, habt ihr ja schon kennengelernt." Mit diesen Worten wies Phocylides noch einmal in Richtung der Tür des Heizraumes. Dann ging es kurz an den Tagesablauf im Haus. "Die Domus Iulia ist ein senatorisches Haus, entsprechend dem erwarte ich von euch die angeratene Würde und Anstand. Ob mit Arbeit beschäftigt, oder in eurer Freizeit, egal was immer ihr tut, bedenkt stets und immerzu, dass ihr nie, ich sage nochmal niemals(!) unsere Herren vor anderen Römern blamieren, oder in Verlegenheit bringen dürft. Auch habt ihr die Herren stets mit dem nötigen Respekt zu behandeln, oder in ihrer Gegenwart euch dementsprechend zu benehmen, ist das insbesondere für dich klar, junge Dame?" sprach Phocylides und neigte den Blick dabei eindringlich einen Moment auf Aesara. "So etwas wie gerade zuvor will ich von dir oben in den Räumen der Familie nicht hören. Des weiteren verhält es sich so, dass die Küchen- und Putzsklaven eine Stunde vor Sonnenaufgang aufzustehen und an die Arbeit zu gehen haben. Das Haus muss gefegt und das ientaculum zur dritten Stunde des Tages* auf dem Tisch stehen, damit alles bereit ist, wenn die Herren aufstehen. Der Ianitor hat sich ebenfalls um diese Zeit bereits an der Porta einzufinden. Vormittags sind die Herren meist mit ihren eigenen Geschäften beschäftigt, wenn sie euch nicht gerade als Begleitung mitnehmen, bleibt ihr hier und helft entsprechend eines Zeitplanes den allgemeinen Sklaven der Familie im Haushalt. Um die Mittagszeit können alle Sklaven Essen gehen, die nicht Servier- oder Küchendienst haben, diese essen entsprechend später, wenn die Herren fertig sind. Am Nachmittag werdet ihr vorraussichtlich mehr von den Herren sehen und dementsprechend mehr Kontakt mit ihnen haben. Des weiteren habt ihr immer einen Tag in der Woche frei, der ebenfalls von mir im wöchentlichen Arbeitsplan festgelegt wird. An eurem freien Tag müsst ihr wie gewohnt alle Befehle und Arbeiten der iulischen Herrschaft sofort ausführen, seid jedoch davon abgesehen von der Mitarbeit im Haushalt befreit. Nun denn, gehen wir weiter." Und mit diesen Worten wandte sich Phocylides wieder um, um ihnen den Rest des Untergeschosses zu zeigen. Die oberen Räume würden sie schon nach Bedarf kennenlernen, doch hier unterhalb der Füße der Herren war ihr Reich, das der Sklaven.




    MAIORDOMUS - DOMUS IULIA

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    Auf die scharfe Zurechtweisung hin, hatte Aesara nun einen Flunsch gezogen und trug dazu finstere Blicke zur Schau. Dass sie über die Stränge geschlagen war, war jedoch anzusehen gewesen. Auch für sie würde gelten, dass sie sich nicht mehr so verhalten konnte, wie in Germanien. Maahes hatte ihr dann entgegen gesehen und mit dem Kopf geschüttelt, als Zeichen dafür, dass ihre Miene hier keine Billigung finden würde. Also sog sie scharf Atem ein und entspannte sich wieder ein wenig. In ihren Augen blitzte jedoch wieder der lästerhafte Geist auf, der sie stets heimsuchte. Die Hispaniern konnte wirklich ein scharfes Mundwerk haben und lästerte zudem gerne über alles und jeden. Maahes stand noch gut im Gedächtnis, wie sie über die Herrin Caerellia geredet hatte, als diese nicht in der Nähe war. Ein Spiel mit dem Feuer und es würde sich zeigen, wie weit sie damit kommen würde.


    Dann jedoch erklärte der Maiordomus nun den Tagesablauf und die Art und Weise ihres Dienstes. Was seine eigene Arbeit anging, so blieb der Ägypter jedoch weiterhin im Dunkeln. Eigentlich sah er sich schon, wie er den ganzen Tag lang die Heizung am Laufen hielt. Während Phocylides weiter sprach, von Würde, Anstand und der Zeit, zu welcher die Sklaven sich von der Bettruhe zu erheben hatten, merkte Maahes, dass Clarissa nun unruhig von einem Bein auf das andere trat. Gewiss wurde in ihr der Drang, die Latrine zu nutzen nun immer dringlicher, doch wagte sie nicht, ein weiteres Mal um Erlaubnis zu fragen, um diese aufsuchen zu dürfen. Immerhin hatte der Maiordomus bisher nicht auf ihre scheue Frage reagiert.


    Dennoch hörte Maahes auch weiterhin aufmerksam zu. Alles in allem waren es Aufgaben, die es im iunischen Haushalt in Germanien ebenso zu erledigen gab wie nun hier und wahrscheinlich würde ihm sogar der freie Tag vergönnt sein, da der neue Dominus ihm sowieso auf dem Markt keinerlei Beachtung geschenkt hatte. Doch blieb es nach wie vor fraglich, ob dies nun eine gute Sache war oder eben nicht. Wieder nickten nun alle drei, als Phocylides geendet hatte und weitergehen wollte, doch anscheinend konnte es Clarissa nun kaum mehr aushalten. Hilfesuchend schaute sie ihm entgegen und er legte ihr beruhigend die Hand auf die Schulter. “Verzeih‘ Maiordomus,“, war es dann Maahes der dann sprach. “Ich glaube, dass Clarissa dringend austreten muss.“ Zwar hatte sie sich nicht getraut ein weiteres Mal für sich zu sprechen, nachdem ihr Frage bereits ignoriert worden war, doch zeigte sich nun doch eine leichte Röte auf ihren Wangen und blickte scheu, aber zustimmend nicktend zu Boden.

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    Phocylides, Maiordomus


    Auf Phocylides' Frage von zuvor hin, für welche Funktionen sie gekauft worden waren, war Schweigen die Antwort. Nun gut, vielleicht wussten sie ja wirklich nichts darüber, am besten er würde später Dominus Caesoninus deswegen fragen. Er war sowieso schon neugierig darauf die drei Neuen länger beobachten zu können.


    Nachdem er sie also erst einmal im gröbsten über den täglichen Tagesablauf aufgeklärt hatte, wollte Phocylides sich der weiteren Führung durch die Kellergewölbe zuwenden, als da Maahes das Wort an ihn richtete. So drehte Phocylides sich wieder zu ihnen um, um die Situation in Augenschein zu nehmen. Anscheinend musste die eine,... Clarissa, so war ihr Name, dringend die Latrine aufsuchen. Er hatte während dem Reden nichts derartiges gehört, doch da dem Kind ja beinahe schon anzusehen war, dass ihm die Blase platzte, nickte er. "Natürlich, du kannst gehen."
    Während sie also auf die Germanin warteten, beschloss Phocylides noch ein wenig mehr über Caesoninus' Neuerwerbungen zu erfahren. Von Maahes wusste er ja jetzt schon ein wenig was, also war es an Aesara den Mund aufzumachen. "Aesara, wenn du mit deinen bösen Blicken fertig bist, möchtest auch du mir etwas über dich erzählen, bis zu Clarissas Rückkehr?"




    MAIORDOMUS - DOMUS IULIA

  • [Blockierte Grafik: https://abload.de/img/aesara61k70.jpg]| Aesara | [Blockierte Grafik: https://abload.de/img/clarissaaval9kni.jpg] | Clarissa



    Clarissa nickte hastig, als die Erlaubnis erhielt zu gehen. Noch einmal blickte sie dann Maahes an und löste sich dann aus seiner Nähe, um sich umzuwenden und zu den Latrinen zu eilen. Nun hieß es warten, bis sie wieder bei ihnen war und Phocylides hatte nun offenbar beschlossen, Aesara nach ihrer Lebensgeschichte zu fragen. Natürlich war dieser nicht entgangen, dass ihre dunklen Blicke bemerkt worden waren und nun hob sie recht stolz das Kinn und legte ein – eben so falsches, wie zuckersüßes – Lächeln auf ihre Lippen. Eigentlich eine ihrer typisches Reaktionen auf Zurechtweisungen. “Ich stamme aus Hispania,“, sagte sie dann auch weiterhin selbstbewusst. “Meine Mutter war eine Hure und mein Vater ein versoffener Veteran.“ Aus ihrem Mund klang die Familienhistorie beinahe so, als wären ihre Eltern trotz allem die Herrscher eines ganzen bedeutenden Landstriches gewesen.


    Ohne es recht zu wollen – vielleicht aus einer alten Gewohnheit heraus – verdrehte Maahes die Augen und schüttelte kaum merklich den Kopf. Als ehemaliger Verantwortlicher für die Sklaven des iunischen Landguts lag ihm nun selbst beinahe ein scharfer Kommentar auf der Zunge. Doch Aesara schien dies gar nicht aufzufallen, obwohl sie ihn nun mit einem Seitenblick bedachte. “Ich war im Hause meines ehemaligen Herrn eine Cubicularia und habe meine Arbeit hervorragend gemacht! Der neue Dominus hat gesagt, dass er meine Gesellschaft sehr zu schätzen wüsste.“ Den letzten Satz hatte sie sich wohl nicht nehmen lassen wollen. “Und ich werde ihn wohl zu unterhalten wissen!“ Und da war auch der Punkt auf dem i. Maahes räusperte sich nun, wofür Aesara nun ihm entgegen funkelte. “Verzeih‘ ein weiteres Mal, Maiordomus,“ sagte er nun ruhig. “Sie ist noch sehr aufgewühlt vom Markt.“ Unter seinen Worten gab er ihr einen mahnenden Blick zurück, doch es war wohl nicht mehr an ihm, sie für irgendetwas zurecht zu weisen.

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    Phocylides, Maiordomus


    Jetzt, nachdem sie eine Überschwemmung des Untergeschosses durch Clarissa gerade noch so verhindern hatten können, hatte Phocylides die Zeit sich Aesara zu widmen. Als Aesara den Beruf ihrer Mutter erwähnte nickte er nur. "Wir können nichts für unsere Eltern, jedoch falls dich jemand von der Herrschaft einmal nach deinen Wurzeln fragen sollte, bitte ich dich das in gewählteren Worten auszudrücken die diesem Haus angemessen sind. Unter unseresgleichen stört es mich nicht, jedoch dass es dir gesagt wurde." riet er ihr in neutralem Ton. Besser er stutzte sie jetzt noch so gut es ging zusammen, damit ihr erster Auftritt vor der Familie nicht allzu peinlich ausfallen würde. Weiters erfuhr er, dass sie Cubicularia gewesen war. Nun gut, vielleicht wäre das ja auch ihre Aufgabe bei Dominus' Caesoninus, sein Cubiculum konnte auf jeden Fall jemanden gebrauchen, der es in Ordnung hielt, nach Phocylides' Erfahrung nach.
    Am weiteren gesagten fand Phocylides im Gegensatz zu Maahes jedoch keinen Anstoß. Was der Dominus ihr gesagt hatte, oder von ihr hielt ging ihn nichts an. "Sicher wirst du das", war sein einziges Kommentar. Das war vorerst genug der Biographie der Prostituiertentochter.


    Stattdessen wandte sich Phocylides jetzt wieder an Maahes, dessen vorigen Einwurf in Bezug auf Aesara dabei ignorierend: "Und was waren deine Aufgaben bei deinen früheren Herren?" Clarissa würde er später befragen, wenn sie wieder da war.




    MAIORDOMUS - DOMUS IULIA

  • [Blockierte Grafik: https://abload.de/img/aesara61k70.jpg]| Aesara | [Blockierte Grafik: https://abload.de/img/clarissaaval9kni.jpg] | Clarissa


    Maahes staunte, dass Phocylides so ruhig blieb und nur meinte, dass man für seine Eltern nichts kann. Ob Aesara seinen Hinweis, nicht vor der Herrschaft in einen derartigen Wortschatz zu verfallen, bei ihr ankam oder nicht, würde sich zeigen müssen. Schließlich kannte er Aesara schon eine ganze Weile und eigentlich war es nur die verschworene Gemeinschaft der Sklaven im Haus ihres alten Herren, die schlimmeres verhindert hatte. Hätte es nur ein einziges Traschmaul gegeben, so hätte sie sich ziemlich schnell vor Seneca verantworten müssen über die Reden, die sie so führte. Hier allerdings schien es so, als würde der Maiordomus diesen Umstand selbst herausfinden müssen. Aesara nickte jedoch schwach und blickte dann triumphierend zu Maahes hinüber.


    Dieser jedoch schenkte ihr keinerlei Beachtung mehr. Stattdessen machte er sich nun daran, die Frage des Phocylides zu beantworten. “In Ägypten habe ich einiges über Astronomie und Philosophie gelernt,“ sagte er fest. “Mein Vater liebte die Gelehrigkeit.“ Selbst wenn dieser – ebenso wie Aesaras Vater – ein Säufer gewesen war, der sein Hab und Gut verspielt und seine Familie in die Sklaverei gebracht hatte. “Als er verstarb,..“ Was ein milder Ausdruck für seine Ermordung war, “...wurde mein erster Herr Chrisanthos von Ephesus. Ein Arzt, der mir ein wenig von seiner Heilkunst beibrachte, während ich ihm zur Hand ging. Als dieser ebenfalls verstarb gelangte ich in den Besitz von Iunius Seneca, in dessen Haushalt in Germanien ich die Aufgabe eines Maiordomus innehatte, bis er ebenfalls verstarb.“ Über das, was danach geschehen war, war es wohl besser zu schweigen. Von den Latrinen her näherten sich nun Schritte und Clarissa kam zurück. Mit noch immer leicht roten Wangen stellte sie sich wieder neben Maahes und blickte Phocylides noch immer scheu entgegen.

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    Phocylides, Maiordomus


    Es war zwar keineswegs erforderlich, oder entscheidend für die Arbeit, jedoch fand Phocylides es immer mehr als nützlich und durchaus auch interessant bei jedem neuen Gesicht seiner Sklavenbrigade nach dem früheren Leben zu fragen. So konnten möglicherweise Talente entdeckt werden, die dem Haus zugute kommen könnten. So war er mehr als erstaunt, als der Ägypter eine durchaus hohe Bildung für sich behauptete, ja sogar, dass er selbst einmal Maiordomus gewesen war! "Alle Achtung, dann darf ich dich wohl Kollege nennen. Ich bin sicher, dass der Dominus großes mit dir vor hat bei deinen Talenten." Kaum dass Phocylides geendet hatte, kam Clarissa wieder angestiefelt. "Sehr schön, da bist du ja. Dann können wir unseren Rundgang ja fortsetzen."


    Das Gesicht des Maiordomus war den Dreien zugewandt, mit Blickrichtung zu ihrem bisherigen Weg, als er nach rechts auf die Wand wies. "Hinter dieser Wand findet ihr die Vorratskammer. Der Zugang zu ihr liegt gegenüber der Treppe von der wir gekommen sind." Dann betrat er die linke der beiden Türen zu ihrer Linken. Ein großer offener Saal mit siebzehn abgetrennten Nischen. Im baugleichen Saal hinter der anderen Tür das gleiche. "Das hier ist euer Allerheiligstes, einer von zwei Schlafsälen der Sklavenbelegschaft. Hier werdet ihr schlafen und könnt eure Freizeit verbringen. Ich denke ganz hinten rechts sind noch drei Nischen frei, die könnt ihr unter euch aufteilen. Jede Nische besteht aus einem Bett, einer Truhe und einem Nachttopf. Sie sind euer kleines Reich, ihr dürft sie ausschmücken wie ihr wollt. Doch ihr könnt sie später genauer in Augenschein nehmen, kommt weiter."


    Phocylides führte Maahes, Aesara und Clarissa aus den Sklavenschlafsaal wieder hinaus und zeigte ihnen im weiteren kurz auch noch die Latrinen der iulischen Herrschaft und das Balneum der Domus Iulia. Dann war nur noch ein letzter Gang übrig. Als sie diesen entlanggingen, kamen sie an zwei Türen vorbei. Direkt vor ihnen war noch eine zu sehen. Im vorbeigehen wies Phocylides jeweils auf die Türen und erzählte: "Dies sind drei gesonderte Cubicularia, die besonderen und verdienten Mitgliedern des Haushalts gehören. Das erste Zimmer hier ist das von der alten Locusta, der Coqua. Das zweite ist das von Alexander, dem Cellarius meines Dominus." Dann wies er auf die Tür vor ihnen mit den Worten: "Und das da vor uns ist mein eigenes Cubiculum. Solltet ihr mich einmal also suchen und ich bin nicht im Officium, dann seht hier nach." Jetzt blieb nur noch eine letzte Tür übrig, die rechts von ihnen am Ende des Korridors lag, direkt zwischen Alexanders und Phocylides' Cubicularien an der Ecke gelegen; Phocylides öffnete diese Tür und trat mit ihnen ein.




    MAIORDOMUS - DOMUS IULIA

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    Als Phocylides meinte, dass der Dominus aufgrund seiner Talente sicher Großes mit ihm vorhabe, lächelte der Ägypter ein wenig bitter. Immerhin sah es so aus, dass der neue Dominus sich in keiner Weise für ihn interessiert hatte und wenn Aesara nicht gewesen wäre, dann stünden sie nun noch immer auf dem Podest auf dem Markt. Dennoch war dies kein Grund, für den Maahes der Hispanierin dankbar sein wollte. Nun ging die Führung weiter, denn schließlich war Clarissa wieder zurück. Doch auch Aesara kam ihm nun näher. Noch immer mit einem Siegerlächeln im Gesicht. “Am Ende war dein Talent ja leider nur noch das Saufen!“, zischte sie ihm ins Ohr und verzog dann den Mund. Offenbar war sie noch immer der Ansicht, dass ihr aller Verkauft allein sein Verdienst gewesen war und bestimmt würde er sich nun noch öfter anhören, dass sie es gewesen war, die sie alle in ein neues Heim gebracht hatte. Diese Ansicht mochte verschroben sein, doch es war genau die Art zu denken, die Aesara an den Tag legte. Dieses Mal hatte sie allerdings darauf geachtet, dass Phocylides so wenig von ihren Worten mitbekommen hatte, wie es nur ging.


    Dieser ging vor ihnen her und deutete auf die Wand der Vorratskammer, um danach in die Sklavenunterkunft einzutreten. Es handelte sich dabei um einen großen Saal, wo offenbar ein jeder von ihnen eine Nische für sich verbuchen konnte. Leider gab es aber wohl keinerleit Besitz, mit diese hätte schmücken können und außer der Kleidung am Leib auch nichts anzuziehen. Aesara machte einen langen Hals, wohl in der Hoffnung die größte der Nischen schon vorab für sich selbst zu entdecken, doch dazu sollte es nicht kommen. Schon ging es weiter an den Schlafräumen der wichtigsten Sklaven vorbei. Locusta, Alexander und Phocylides selbst. Maahes nickte wieder und sie alle folgten dann durch die nächste Türe. Dies musste dann wohl der Weinkeller sein. “Dein zukünftiges Elysium!“, raunte Aesara wieder leise und schenkte ihm einen boshaften Blick. Maahes tat so, als würde er weder ihre Worte gehört noch ihre Blicke gesehen haben und schaute aufmerksam dem Maiordomus entgegen.


    Abstecher: Weinkeller

  • [...]



    [Blockierte Grafik: https://abload.de/img/aesara61k70.jpg]| Aesara | [Blockierte Grafik: https://abload.de/img/clarissaaval9kni.jpg] | Clarissa



    Nachdem sich Phocylides von ihnen verabschiedet hatte, da er nun meinte, den Dominus aufsuchen zu wollen, begaben sich die drei neuen Sklaven in die Unterkunft. Alle schauten sich ganz genau um. Besonders Aesara ging von Nische zu Nische und betrachtete sich eingehend die Betten, die Truhen und auch die Dinge, welche die fremden Sklaven zur Verzierung ihres Unterschlupfs drappiert hatten. Hier und da fand man ein Blümchen, kleine Figurinen, einen winzigen Altar oder auch Tuche, mit welchen versucht worden war, die Nische vor den Blicken anderer ein wenig zu schützen. Offenbar war es hier so, dass Männer und Frauen nicht getrennt voneinander schliefen, was Maahes ein wenig wunderte. Ihm selbst allerdings machte dies nicht viel aus. Auch Clarissa warf ihre Blicke auf die neue Bleibe und betrat dann eine der Nischen, die sie für sich beanspruchen wollte. “Ich nehme die neben dir!“, erklärte sie ihm und wies ihm somit die seine zu. Es war die letzte in dem kleinen Gang, direkt an der Wand. Maahes nickte und lächelte ihr entgegen. “Wenn das dein Wunsch ist, Liebes.“


    Aesara hatte ihre kleine Runde noch nicht beendet. Sie war an eines der anderen Betten getreten und hob etwas empor, was aussah wie eine kleine Puppe. Etwas achtlos warf sie diese dann zurück auf das Bett und rümpfte die Nase. Dann fuhr sie herum. “Wie hat dir der Weinkeller gefallen, Maahes?“, wollte sie schnippisch wissen. Maahes verdrehte die Augen und ließ sich auf der Kante seines Bettes nieder, wo er sich die Ellenbogen auf die Oberschenkel stützte und sich dann mit den Händen durch das Gesicht wischte. “Schon blöd, dass es da einen Wachhund hat, nicht wahr?“ Aesaras Worte klangen scheidend und ebenso erzürnt. “Lass doch, Aesara!“, sagte dann Clarissa etwas kläglich, doch sie wurde gleich von einem Schnauben der Hispanierin abgewürgt, falls sie hätte noch mehr sagen wollen. “Ach? Jetzt kriegst du die Zähne auseinander?“, zischte sie der Germanin entgegen. “Sich den ganzen Tag verstecken, rumheulen und dann auf dem Markt so tun, als würde man nicht bis zehn zählen können!“ Maahes blickte wieder auf. “Aesara!“, meinte er mahnend, doch er erntete nur ein neuerliches Schnauben. “NEIN! Ihr habe es mir zu verdanken, dass wir in diesem Haus sind. Bei einem Senator!“ Ihre Blicke hatten nun etwas Wildes angenommen. “Doch wie auch immer sitzen wir immernoch in einem Loch! Schaut euch nur mal um. Und das, Maahes, verdanken wir allein dir und deiner Vorliebe für Wein!“ Die letzten Worte klangen beinahe so, als wollte sie sie ihm vor die Füße spucken.


    “Ich VERACHTE dich!“


    Clarissa schniefte und sah Aesara flehend an. “Hör doch bitte auf damit!“ Aesara rang nach Luft und lachte dann auf. “Das werde ich auch! Ihr werdet schon sehen! Immerhin hat der neue Dominus MICH gewollt! Und ich werde schon dafür sorgen, dass ich aus dieser Gruft hier rauskomme!“ Nun war es an Maahes aufzulachen. “Was stellst du dir vor? Ein eigenes Domus?“ Aesara verschränkte die Arme vor der Brust und stolzierte dann in ihre Nische, wo sie vor ihren Blicken verschwand. Man hörte, wie sie sich auf das Bett fallen ließ. “Ihr werdet schon sehen!“, gab sie von sich.


    Danach hielt ein langer Moment des Schweigens Einzug, in dem Clarissa sich mit zu Maahes auf das Bett setzte. Er selbst hatte sich zurück sacken lassen, sodass er mit dem Rücken auf der Strohmatrazte lag und gen Decke schaute. Obwohl sie nun alle scheinbar in Sicherheit waren, in einem neuen Haus, bei einem neuen Dominus, so war dennoch nichts sicher. “Du wirst es sicher wieder schaffen!“, flüsterte Clarissa ihm schließlich zu und er spürte, wie sie sachte sein Knie kraulte. Es war keine anzügliche Geste oder auch nur im Entferntesten als solche gemeint. Sie war einfach nur vertraut und sollte Trost spenden. “Ich weiß nicht, Clarissa,“ seufzte er. “Ich glaube Aesara hat recht und meine besten Zeiten sind vorbei.“
    “Sowas solltest du nicht sagen.“ Clarissa biss sich auf die Unterlippe und überlegte, ob sie das Folgende auch wirklich aussprechen wollte. “Du warst der beste Maiordomus der Welt,“ sagte sie ernst, was Maahes dazu brachte, zu ihr hinzuschauen.
    Seine Blicke waren skeptisch, doch dann lächelte er.
    “Das ist lieb von dir,“ sagte er sanft.
    Nun lächelte auch Clarissa. “Es ist ja auch wahr!“
    Von Aesaras Nische hörte man ein dunkles Lachen. Offenbar hatte sie gelauscht.
    “Auch Sterne fallen!“, gab sie lakonisch von sich.
    “Wenn hier auch der Letzte festgestellt hat, dass deine Schenkel sich sehr gerne für Sterne öffnen, wird ein jeder aufsteigen wollen,“ kommentierte Maahes ihre Worte. “Glaubst du wirklich, den neuen Dominus mit deiner Mitte einfangen zu können?“
    “Er hat halt Geschmack!“, schnappte sie.
    Clarissa seufzte unterdessen.
    Maahes wusste sehr gut, dass die junge Germanien auf derartige Themen nicht sonderlich gut reagierte. Im Haus des Seneca hatte jeder gewusst, was ihr in den Händen der Legionöre widerfahren war, die sie ihrer Familie entrissen hatten.
    “Ist schon gut!“, sagte er leise und streichelte Clarissa den Arm, bis diese ihn wieder anlächelte.


    Wieder schwiegen alle drei eine Weile. Maahes musste gestehen, dass dieser Tag ihn bereits jetzt erschöpfte. Erst der schreckliche Morgen, dann Tuff Tuff und der Markt, die quälende Ungewissheit und der Verkauf in Ketten, der sehr an seinem Stolz genagt hatte. Aesara hatte recht. Es war ein tiefer Fall gewesen, auch für einen Sklaven.


    Einige Momente lang schloss er die Augen und stellte fest, dass sich Clarissa nun erhob, um zu ihrer Nische zu gehen. Als er die Augen wieder öffnete, war er allein auf seinem Bett und er seufzte gedehnt. Vielleicht war es an der Zeit zu überlegen, wie es weitergehen sollte. Zwar wusste er noch nichts von seinen Aufgaben, die neben dem Einheizen noch auf ihn zukommen würden, doch bestimmt konnte man bereits jetzt grobe Pläne schmieden, wie es wieder aufwärts gehen konnte. Auch wenn er noch meinte, dass es seine Kräfte bei Weitem übersteigen würde. Seit dem Tod seines alten Dominus hatte er einfach den Tritt und mit diesem auch seinen Biss verloren. Vom Humor ganz zu schweigen. Auch wenn er Germanien ob seiner Rauheit und Kälte immer gehasst hatte, sehnte er sich nun zurück. In sein Heim, ihrer aller Küche und zu den schönen Abenden, die sie sich alle gemacht hatten. Eine Familie waren sie gewesen und nun war alles Vertraute und Schöne vergangen, wie die kahlen, rauen Wände dieser Nische wohl gut bezeugen konnten. Der neue Dominus hatte ihn nicht einmal angeschaut und wenn nichts geschah, dann würde er gewiss schneller wieder auf dem Markt sein, als es ihm lieb sein konnte. Allein für Clarissa, würde er schnell wieder zu seiner Kraft finden müssen. Was ihn selbst betraf, so hatte er den Mut verloren.


    “Maahes?“, hörte er dann Clarissa nebenan fragen.
    “Ja?“
    “Meinst du, dass ich das in der Küche schaffe?“
    “Zum Wasser-Schleppen und Töpfe rühren wird es wohl reichen,“ mischte sich Aesara zynisch ein.
    “Sei still!“, sagte Maahes nun vernehmlich. “Behalte deine Launen für dich!“
    “Ich mache mit meinen ‚Launen‘ was ich will!“ Man hörte, wie Aesara sich nun aufrichtete und vom Bett aufstand. Nur kurz darauf stand sie vor Maahes Nische. “Falls du es noch nicht bemerkt hast, du hast hier gar nichts mehr zu sagen!“, erklärte sie nun so laut, dass es durch den ganzen Raum drang. In ihren Augen funkelte wieder Wut. “DAS ALLES IST ALLEIN DEINE SCHULD!“, keifte sie nun noch lauter.
    Maahes richtete sich nun ebenfalls wieder auf.
    “Sei nicht so laut!“, sagte er noch immer im Befehlston.
    “DU BIST EIN NICHTS!“, entfuhr Aesara.
    “Hör auf!“ Clarissa schluchzte und man hörte, dass sie kurz davor war zu weinen. “Bitte hör‘ doch auf!“
    “Da hast du deine Beschützerin!“, schnappte Aesara. “Und glaub‘ mir, die wirst du auch brauchen!“
    “Wie meinst du das?“, entkam es Maahes der nun die Hispanierin anstarrte.
    “Wirst du schon sehen!“
    Maahes Blicke wurden fest, ehe sie sich verfinsterten. “Was hast du vor?“
    “Siehst du dann!“
    “Maahes!?“
    Maahes erhob sich vom Bett, wobei er Aesara, die immer näher gekommen war, an der Schulter wegstieß. Wie er wohl zu seiner Schande zugeben musste, saß seine Hand bereits so locker, dass er ihr am liebten eine Ohrfeige verpasst hätte. Sie allerdings schien das zu spüren.
    “Und?“, fragte sie nun provozierend, doch der Ägypter wendete sich einfach ab und ging einige Schritte in den Raum hinein. Vorbei an ein paar Betten, ehe er stehenblieb und die Arme vor der Brust verschränkte.

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    Phocylides, Maiordomus


    Nach seiner Unterredung mit Caesoninus kehrte Phocylides wieder in das Untergeschoss zurück. Doch er ging nicht direkt hinüber zu den Unterkünften der Sklaven, da er sich zuvor noch kurz an seinen Schreibtisch im Officium des Maiordomus setzte, um die kürzlich erworbenen Erkenntnisse in seiner Personalplanung einzukalkulieren, damit die Sklaven morgen schon einen ersten, grob geregelten Arbeitstag haben könnten. Die neuen waren doch nicht ganz so eng an ihren Herrn gebunden, wie Phocylides zuerst gedacht hatte, als er hörte, dass sie keine Haussklaven seien. Er hatte damit gerechnet, dass es sich um Posten wie Cubicularia, Tonsor, Ornatrix, oder Scriba Personals oder dergleichen handeln würde, doch nein, es waren ein Bote, eine Küchenmagd und eine..."Gesellschafterin" was immer das auch heißen mochte. Doch es war nun einmal so wie es war. Nachdem er also alles geplant und in seinen Unterlagen eingetragen hatte, stand Phocylides auf und lenkte seine Schritte nach dem Servitriciuum.
    Dort angekommen fand er Maahes mitten im Raum stehend vor. Ohne ein Wort an ihn zu richten ging er an ihm vorbei, bis er zwischen allen dreien stand und klatschte dann zwei Mal in die Hände, um Aufmerksamkeit zu erhalten, während er rief: "So ihr drei, dann kommt einmal her." Nachdem das geschehen war sprach er: "Ich hatte jetzt meine kleine Unterredung mit eurem Dominus und verkünde euch hiermit eure zukünftigen Tätigkeiten in diesem Haus und auch für heute Abend." An Clarissa gewandt gab er ihr bekannt: "Du wirst als Küchenmagd in der Culina arbeiten und unserer Coqua Locusta so gut du kannst helfen. Du wirst jetzt dann gleich mit mir mit hoch gehen und ihr bei der Zubereitung des Abendessens behilflich sein." Dann kam Aesara an die Reihe. "Für dich hat der Dominus bestimmt, dass du seine Gesellschafterin sein sollst. Du wirst daher sogleich zu ihm gehen und damit beginnen bei ihm zu sein, wenn er dies denn wünscht. Hat er im Moment keine Verwendung für dich, so komme in die Culina und hilf ebenfalls bei der Bereitung des Essens." Dann wandte sich Phocylides Maahes zu. Einen kurzen Moment schwieg er und sah ihn einfach nur an. "Dich wollte der Herr verkaufen, Maahes. Doch ich habe mich für dich eingesetzt und konnte dein bleiben erwirken. Du bist der neue Cursor des Iulius Caesoninus. Heute Abend wirst du jedoch Servierdienst haben, sollte dein Herr keine Botschaften mehr haben, die dringend weggeschickt werden müssen. Das wäre alles. Aesara, Clarissa, ihr folgt mir jetzt, ich zeige euch wo die Culina und das Cubiculum des Dominus sind. Maahes, du kannst noch etwas hier bleiben, doch eine Stunde vor der Cena suche und melde dich bitte bei Breda, sie wird dich darin einweisen was du dann während des Essens zu tun hast." Nach diesen Worten drehte sich Phocylides um und verließ wieder den Raum.
    "Kommt ihr beiden! Nicht herumtrödeln."






    MAIORDOMUS - DOMUS IULIA

  • Maahes stand noch immer mit verschränkten Armen da und schenkte Aesara keine Beachtung mehr. Diese sagte auch nichts weiter, sondern blickte ihm nur verächtlich entgegen, während Clarissa wieder leise weinte. Gerne wäre der Ägypter nun zu ihr gegangen, doch er war mit seinen eigenen Gefühlen nun nicht mehr im Reinen. Wut schwelte in ihm und es war besser, wenn er dieser nicht nachgab. Dann hörte man Schritte und der Maiordomus betrat wieder den Raum, wobei er ihm keine Beachtung schenkte und an ihm vorbei schritt. Als Phocyides schließlich in die Hände klatschte, atmete Maahes tief durch. Irgendwie erschien ihm gerade dieses Klatschen wie eine weitere Erniedrigung, die er im Moment nicht gebrauchen konnte. Doch er musste sich zusammenreißen. Also drehte er sich herum und trat mit unbeweglicher Miene auf den Maiordomus zu. Aesara tat es ihm gleich, während Clarissa einen Augenblick zögerte und sich die Augen wischte, ehe auch sie dem Ruf Folge leistete.


    Dann war zu hören, dass eine Unterredung mit dem neuen Domninus stattgefunden hatte, bei dem es unter anderem um ihre Tätigkeitsfelder gegangen war. Clarissa sollte tatsächlich in der Küche zu Diensten sein und auch sogleich die Arbeit aufnehmen, während Aesara zum Domnius geordert war. Als Phocylides dies aussprach, erhellte sich ihr Gesicht und sie erhob wieder stolz das Kinn, als hätte sie eine große Auszeichnung erhalten. Dass sie zudem auch in der Küche helfen sollte, schien sie gar nicht zur Kenntnis zu nehmen. Ein Moment des Schweigens folgte, der dem Ägypter schier endlos erscheinen wollte. Welche Aufgabe war ihm zugedacht? Da er nicht wollte, dass der Maiordomus eine Unsicherheit in seiner Miene entdeckte, schaute er auf den Boden vor sich und schien reglos der Dinge zu harren, während ein Sturm in seinem Inneren tobte. Dieser wollte auch nicht weichen, als er nun erfuhr, dass der Herr ihn hatte verkaufen wollen. Clarissa hatte in diesem Moment nach Luft geschnappt und wirkte entsetzt.


    Sein eigener Blick allerdings war unter den Worten wieder empor gezuckt und er erkannte Aesara, die ein sarkastisches, einseitiges Lächeln ihm gegenüber zur Schau trug. Dieses wich auch nicht, als Phocylides erklärte, dass er den Verkaufswunsch hatte abwenden können. Maahes nickte. Nur ein einziges Kopfnicken und wieder rang er tief nach Luft. Vielleicht hielt dieser Tag noch mehr Demütigungen bereit und er sollte sich wappnen. Doch nun war er Dank der Intervention des Maiordomus der Cursor des Herrn, was ihm Erleichterung verschaffte. Auch dass er Servierdienst noch an diesem Abend haben würde, war eher eine gute Nachricht. Also nickte er neuerlich, als Zeichen, dass er verstanden hatte. Nun sollte er noch hierbleiben, während die beiden Frauen Phocylides folgen sollten. Erst jetzt ließ Maahes die Arme sinken. Irgendwie machte ein Gefühl sich in ihm breit, welches ihm vermittelte, dass er seinem Landsmann sehr viel zu verdanken hatte. “Ich danke dir, Maiordomus!“, sagte er dann ehrlich, als die anderen sich zum Gehen wandten.


    Dann war er tatsächlich allein und in der Tat fühlte er sich schon fast verlassen in diesem fremden Haus in der neuen Unterkunft. Dies sollte er auch bleiben, bis die Zeit so weit fortgeschritten war, dass er diese Breda aufsuchen sollte. Noch einmal atmete er nun tief durch und legte seinen Kopf in den Nacken, während er versuchte, sich zu beruhigen. Das alles war ein bisschen viel gewesen, wobei der Streit mit Aesara ihm noch am meisten zugesetzt hatte. Irgendetwas hatte sie vor, dessen konnte er sich sicher sein. Zwar hatte er gewusst, dass sie sehr verschlagen sein konnte, sogar ein Lästermaul vor den Göttern, doch derartig entfesselt hatte er sie noch nicht erlebt. Nachdenklich setzte er sich wieder auf das Bett und starrte stumm auf den Boden vor sich. In der Stille mühselig die Gedanken ordnend verstrich die Zeit.


    War es nun so weit? Maahes erhob sich, um die Unterkunft zu verlassen und die ihm zugewiesene Sklavin aufzusuchen.

  • [Blockierte Grafik: https://abload.de/img/aesara61k70.jpg]| Aesara


    Aesara ging die Stufen hinunter, welche in das Untergeschoss des Anwesens führten, wobei sie noch immer ein Grinsen im Gesicht trug. Jemand, der sie genauer kannte, konnte in diesem Grinsen defintiv ein gehöriges Maß an Siegessicherheit erkennen. In den Gängen angekommen, schlug sie den Weg zu den Sklavenunterkünften ein, welche sie gleich darauf betrat. Maahes, der seit einiger Zeit mit der ihm zugewiesenen Arbeit fertig war, die darin bestanden einige Waren, welche angeliefert worden waren an ihren Bestimmungsort zu tragen lag auf seinem Bett und starrte einmal mehr an das Deckengewölbe, welches sich darüber spannte. Dass sich Aesara genähert hatte, hatte er gar nicht mitbekommen. Nun stand sie am Fußende seiner Liege und blickte mit unergründlichem Gesichtsausdruck auf ihn hinunter. Als der Ägypter sie bemerkte, stützte er sich mit Unterarmen auf dem Bett ab und schaute ihr entgegen. Unterkühlter hätten ihrer beider Blicke nun nicht sein können, auch wenn es durchaus Zeiten gegeben hatte, in welchen die Hispanieren es sich nicht hatte nehmen lassen, bei einer solchen Gelegenheit zu ihm zu steigen und sich anzubiedern. Doch diese Zeiten waren wohl definitiv vorbei und es war für Maahes als ein Glück zu bezeichnen.


    “Warst du beim Dominus?“, wollte er dann mit einem leicht abfälligen Unterton in der Stimme wissen.
    Aesara nickte und grinste breit. “Oh ja! Das war ich!“, stellte sie fest und lächelte dabei erhaben. “Und wenn du es wissen willst: Er ist mehr Mann als du!“
    Maahes schnaubte auf und zuckte mit den Schultern, was Aesara wohl dazu herausforderte noch mehr zu sagen. “Im Gegensatz zu dir versteht er sich darauf, was mit einer Frau zu tun ist.“
    “Lass es gut sein!“, schnappte Maahes und winkte ab, nachdem er sich zur Gänze aufgesetzt hat.
    “Er ist ein Stier!“, konnte Aesara es nicht lassen laut in den Raum zu stellen.
    Maahes erhob sich vom Bett und trat ihr entgegen, wobei sie ihm fest entgegen blickte. “Du machst dich lächerlich!“, erklärte er ihr mitten ins Gesicht, worauf hin sie ein hohes Lachen ausstieß.
    Dennoch kam sie noch mehr auf ihn zu. “Armer Sklave,“, säuselte sie. “So klein und nichtswürdig,“
    Aesara wollte ihre freie Hand heben, um dem Ägypter über die Wange zu streicheln bei ihren Worten, doch Maahes hielt sie am Handgelenk fest, um sie von sich weg zu halten, was Aesara augenblicklich erbost dreinschauen ließ.
    “Und du bist nicht mehr als Natter, die elend nach Wärme sucht und dabei durch alle Betten kriecht! Egal ob diese Hunden oder Stieren gehören!“, sagte der Ägypter nun schon fast angewidert. Es kam für ihn nun nicht überraschend, dass die Hispanierin mit der anderen, in welcher sie noch die Botschaft hielt ausholen wollte, um ihm ins Gesicht zu schlagen. Doch auch diese Regung wehrte er ab, indem er auch das andere Handgelenk schnell ergriff. Die Botschaft des Dominius fiel dabei auf den Boden.
    “Lass mich los!“, zischte Aesara voller Zorn hervor und versuchte sich dabei genau in dem Moment loszureißen, in welchem Maahes sie sowieso von sich stieß.
    Sie stolperte zurück, fing sich jedoch sehr schnell wieder. Ihre Nase rümpfte sich, während sie ihm nun zornestrunken entgegen stierte. Weitere Tiraden, so schien es, wollte sie sich jedoch wohl ersparen.
    Sie deutete dann auf das Schriftstück auf dem Boden. “Bring das zur Casca Decima!“, stieß sie dann aus. “Und dabei kannst du gleich zum Hades fahren!“ Dabei fuhr sie herum und stapfte wieder aus der Sklavenunterkunft heraus.
    Maahes stand noch einen Moment reglos da, ehe er sich nieder beugte, um das Schreiben aufzuheben. In der Tat, war es an das Haus Decima adressiert und Aesara schien nicht gelogen zu haben und es schien sich tatsächlich um eine Aufgabe für ihn zu handeln. Mit bitterer Miene machte er sich auf den

  • [Blockierte Grafik: https://abload.de/img/clarissaaval9kni.jpg] | Clarissa



    Auf dem Rückweg von der Casa Decima Mercator, hatte er einen Weg gewählt, der ihn nicht allzu schnell wieder in die Domus Iulia bringen sollte. Auf eine gewisse Weise tat es gut auf diese Art den Ereignissen des Tages ein wenig zu entkommen, denn eine innere Stimme sagte ihm, dass die kommenden Stunden noch einiges in Petto hatten. Dennoch war er froh für die flüchtige Freiheit in den Straßen und Gassen, denn immerhin war er am Morgen erst in Ketten verkauft worden und mit einem derartigen Glück hatte er gar nicht gerechnet. Sein Weg führte in der Tat auch noch einmal am Sklavenmakrt vorbei, wo es nun andere waren, die auf den Podesten standen und angepriesen wurden wie warmes Brot. Doch er hielt sich nich auf, um weiter über das Schicksal nachzudenken. In einer Seitengasse machte er an einem Brunnen halt, um sich satt zu trinken und einen Augenblick zu verweilen. Gegenüber war eine Taverne, aus der einige Gäste gewankt kamen. In ihren Armen hielten sie billige Frauen, welche wohl ihr Leben damit verdingten, eben solchen Männern Gefälligkeiten zu erweisen. Dabei konnte er nicht anders als sich zu wünschen einer von diesen Glückseligen zu sein, die weinschwer und mit Aussicht auf mehr nun in den Tag hinein taumelten. Wie viel hätte er für nur einen Becher Wein gegeben!


    Doch half nichts, sich in Träumen zu ergehen und es wäre besser, wenn nicht allzu lange von der Domus Iulia fort blieb. Clarissa zuliebe wollte er tun, was immer verlangt wurde und es machte keinen guten Eindruck, wenn man ihm nachsagen konnte, er wäre für nur einen einzigen Brief stundenlang unterwegs gewesen. Mit nichts wäre dies zu rechtfertigen, zumal er sich mittlerweile in der Stadt auskannte.
    Auf dem Weg zum Domus ließ er sich nun also keine Zeit mehr und er schlüpfte schließlich durch den Seiteneingang wieder hinein, wobei er nun nicht recht wusste, ob er sich bei irgendjemandem zurückzumelden hatte. Aus dieser Unsicherheit heraus unterließ er es schließlich und machte sich auf den Weg in das Untergeschoss zu den Unterkünften. Dort würde er vielleicht an Phocylides Officiumstüre klopfen und einfach nachfragen. Unten angelangt entschloss er sich aber, zunächst den Schlafraum aufzusuchen, in der Hoffnung auf Clarissa zu treffen. Diese war tatsächlich schon aus der Culina zurück und saß nun tatenlos auf dem Bett, wobei sie die Arme um ihnen Leib geschlungen hatte. Maahes kannte diese Geste, die nichts anderes bedeutete, als dass sie sich einsam und unsicher fühlte.


    “Ich bin jetzt da!“, sagte er sanft und lächelte, als Clarissa augenblicklich aufschaute, als sie seine Stimme vernahm.
    “Maahes!“, sagte sie freudig und löste ihre Arme vor der Brust.
    Sie stand auf und kam auf ihn zugelaufen, als hätte sie ihn seit Jahren nicht gesehen. Maahes breitete seine Arme aus und ließ es zu, dass sie ihren Kopf an seine Brust bettete und ihn umschlang.
    “Wo warst du?“, wollte sie dann wissen. “Musstest du schwer arbeiten?“ Sie hob ihre Blicke und schaute schon fast mitleidig drein.
    “Ich war in der Stadt und habe einen Brief vom Dominus überbracht,“ sagte Maahes ruhig und ging mitsamt Clarissa, die ihm nun folgte, zu ihren Nischen hinüber.
    “Dann hat er also doch Verwendung für deine Dienste?“ Sie klang sehr hoffnungsvoll, doch Maahes zuckte bloß mit den Schultern.
    “Erzähl mir von der Küche!“, forderte er dann etwas gequält lächelnd und es freute ihn, dass Clarissas sich nun eindeutig erhellte.
    Gemeinsam setzten sie sich auf eine Liege.
    “Die Coqua heißt Locusta und sie ist schon sehr alt, weißt du. Sie kann nicht mehr gut sehen und braucht wirklich Hilfe.“ Clarissa nickte zu ihren Worten. “Ich habe ein Brot gebacken und durfte die Rosinen-Honigsauce zubereiten. Du weißt schon, die der alte Dominus so gern mochte.“
    “Das ist schön.“
    Clarissa sah ihn nun einen Moment an und ihr Lächeln verebbte plötzlich.
    “Ich glaube der neue Dominus ist gar nicht so schrecklich,“ sagte sie leise, fast tröstend. “Er nascht auch gerne.“
    Maahes schnaubte auf. Dass der Römer gerne naschte, davon hatte Aesara ihm ja ausgiebig berichtet. ‚Wie ein Stier‘. Es hallte ihm jetzt noch in den Ohren nach. Doch von seinen niederen Gedanken wollte er Clarissa nichts wissen lassen. Es war gut, dass sie nach und nach Zutrauen fasste, auch wenn er hoffte, dass es niemals die kleine Germanin sein würde, die der Herr sich in sein Bett zog. Clarissa würde es nur ängstigen und sie wieder in die Abgründe werfen. Selbst jetzt noch hatte sie bisweilen Albträume.
    “So, so, ein Süßer also?“, hakte er dann scherzhaft nach, auch wenn ihm in keiner Weise nach Scherzen war. Doch immerhin brachte es Clarissa dazu leise zu kichern. “Ich hoffe er mag die Sauce. Rosinen scheint er immerhin zu mögen.“
    “Er wird sie so lieben, wie ich!“, versprach der Ägypter dann.
    Ein Moment des Schweigens verging, ehe Clarissa neuerlich vertraut die Arme um ihn legte. “Er darf dich nicht verkaufen, Maahes,“ sprach sie dann ihre Sorge aus. “Versprich mir, dass du da bleibst!“
    Maahes besah sich den Boden vor dem Bett und seufzte neuerlich schwer.
    “Ich tue was ich kann, Clarissa!“, sagte der schließlich und legte ihr den Arm und die Schulter. So bleiben sie noch eine Weile sitzen.

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    Phocylides, Maiordomus


    Jetzt, nachdem Dominus Centho wieder in sein angestammtes Heim zurückgekehrt war, war es auch langsam wieder an der Zeit die iulischen Ställe für die Rösser des Senators herzurichten. Viel zu lange hatten sie leer gestanden und waren schmutzig und abgenutzt worden. Auch gab es am Dach eine undichte Stelle. Die Ställe mussten als ganzes dringend renoviert und die Pferdeboxen vorbereitet werden, wenn schon bald die Pferde aus Misenum nachgeliefert wurden. Wie passend, dass zufälligerweise genau jetzt ein passender Sklave in letzter Zeit hereingeschneit war. Ein kräftiger junger Mann, der bestimmt gut zupacken konnte. Phocylides war ja ohnedies der Meinung, dass die iulische Sklavenschaft stark frauenlastig war. Vibilius den Ianitor konnte er derartige Arbeit nicht zutrauen, dürr und halmartig wie er war, Wonga war vllt. nicht intelligent genug, da war der Neue, Maahes, wie geschaffen für diese Aufgabe.


    So marschierte der Maiordomus also eines schönen Vormittags mit Werkzeug und Mistgabel bewaffnet in die Sklavenunterkünfte und sprach Maahes an: "Guten Morgen, schön geschlafen? Ich habe eine Aufgabe für dich. Die Pferde von Dominus Centho werden bald aus Misenum in Rom eintreffen und dafür müssen die Ställe der Domus Iulia renoviert, ausgemistet und die Boxen neu bestückt werden mit Sägespänen und Heu etc. du weißt ja sicher was ich meine." Dann legte er alles mitgebrachte vor Maahes' Bett. "Sie stehen in unmittelbarer Nähe hinter der Domus Iulia, solltest du sie trotzdem nicht finden frage einen Haussklaven, er wird dich hinführen. Ich erwarte, dass du bis zum Nachmittag damit fertig bist. Sollte dein Dominus dich in der Zwischenzeit mit der Überbringung einer Botschaft betrauen, darfst du natürlich entsprechend länger brauchen. Na dann, auf gutes gelingen!" und damit spazierte Phocylides wieder zur Tür hinaus.






    MAIORDOMUS - DOMUS IULIA

  • Maahes war schon früh auf den Beinen gewesen, denn eine Lieferung für das große Fest angestanden. Dabei hatte es sich einmal mehr um Wein gehandelt, dessen Behältnisse in Form von Fässern und Amphoren in das Kellergewölbe gebracht werden mussten. Eine Tat, die er gemeinsam mit anderen noch während der Dunkelheit und bei Fackelschein vollbracht hatte, da die Fahrzeiten für die Karren auf Roms Straßen auf diese Zeit begrenzt waren. Mit schmerzenden Schultern und erschöpft hatte er sich dann nach dem Frühstück wieder in die Sklavenunterkunft begeben, wo er Clarissa für den Tag noch einmal Mut zugesprochen hatte. Nun gab es nichts mehr zu tun und er hatte sich müde und zerschlagen auf das Bett fallen lassen und war nach einigen Minuten in einen leichten Schlaft hinüber gedämmert. Wie lange dieser gewährt hatte vermochte er nicht zu sagen. Sein Leib allerdings teilte ihm mit, dass die Spanne viel zu kurz gewesen war, als er von der Stimme des Maiordomus geweckt wurde. Maahes kniff noch einmal die Augen zusammen und wischte sich dann mit Zeigefinger und Daumenkuppe darüber, ehe er sie öffnete und Phocylides entgegen blinzelte. Offenbar sprach dieser gerade von einer neuen Aufgabe, die etwas mit den Pferden des Senators zu hatte, die bald eintreffen sollten.


    Die Ställe? Er war noch so verschlafen, dass er nicht recht verstand, doch er richtete sich auf und brauchte seine Füße von der Liegestatt herunter, ehe er nun dem Maiordomus entgegen sah. Renovieren, ausmisten und neu einstreuen. Erst jetzt fiel sein Blick auf die mitgebrachten Werkzeuge, die Phocylides vor seinem Bett drappierte. Wenn er alles recht verstanden hatte, so sollte er nun neuerlich an die Arbeit gehen. Allein, wenn er das alles richtig gedeutet hatte, wobei er auch für etwaige Botschaften des Dominius zur Verfügung zu stehen hatte. Maahes nickte und seufzte dann, ehe er sich erhob. Noch immer schmerzte sein Kreuz, doch kam es wohl nicht infrage sich über die neue Weisung zu beschweren. Zeit hatte er bis zum Nachmittag, wofür ihm der Maiordomus ein gutes Gelingen wünschte. “Danke, Maiordomus,“ sagte Maahes, wobei er selbst bemerkte, wie verschlafen er noch klang. Doch alles half wohl nichts. Phocylides verschwand aus der Unterkunft und er selbst bückte sich nach den Gerätschaften, um sie einen Moment zu betrachten. Eine Ahnung wo die verdammten Ställe waren hatte er nicht und er wusste auch nicht, wie groß diese waren. Wahrscheinlich lag ein weiteres Mal ein gutes Stück Arbeit vor ihm. Während er sich auf den Weg machte, sehnte er sich nach einem Krug Wein, doch bisher war einer solcher keineswegs ins Aussicht, was ihm dann und wanndoch arg zu schaffen machte.


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