[Atrium] Ein (un)angekündigter Gast

  • Es gehörte nicht zu Macers Gepflogenheiten, Gäste warten zu lassen, aber manchmal ging es leider nicht anders. Schließlich hatten auch Senatoren mal menschliche Bedürfnisse und wenn sie nicht wussten, dass Besuch anstand, nahmen sie sich dafür auch etwas Zeit. Irgendeinen Vorteil musste es ja haben, eine hauseigene Latrine zu haben und nicht auf die öffentliche gehen zu müssen, wo einem zu Stoßzeiten der Platz schon streitig gemacht wurde, kaum dass man sich nach dem Geschäft erhoben hatte.


    Umso entspannter war Macer dann allerdings, als er zurück ins Atrium kam und unverhofft auf den dort wartenden Gast traf. "Salve. Musstest du lange warten? Du warst mir nicht angekündigt worden."

  • Ich musste eine Weile warte, bis der Hausherr eintraf. Warum er auf sich warten ließ wollte ich auch gar nicht wissen. Ich war ja sogar fast froh, dass ich mich noch etwas sammeln konnte.
    Ich ging im Geiste noch einmal meine Worte durch, als der Hausherr seine Auftritt hatte. „Salve Consular Purgitius. Es war eine angemessene Zeit des Wartens. Ich bin froh, dass du mich empfängst obwohl ich keinen Termin ausgemacht habe.“ sagte ich zunächst. „Ich bin Tiberius Caudex und komme auf Empfehlung meines Patrons Aurelius Lupus um mich bei dir für ein Tirocinium fori zu bewerben. Mein Patron empfahl dich mit den Worten, dass du der beste Lehrmeister bist, den man bekommen kam und ich möchte natürlich gern von dem Besten lernen.“ So nun musste ich aber aufpassen, dass ich nicht zu dick auftrug, von daher wechselte ich auch das Thema. „Da ich aber auch noch eine persönliche Sache habe, die ich dir übergeben möchte, dachte ich ich verbinde beides.“ Sagte ich und gab nun aber dem Purgitius erst mal die Chance zu antworten. Schließlich wollte ich ihn mit meinem Redeschwall auch nicht zu Boden quatschen.

  • Macer nickte, als sich der Mann vorstellte. "Ja, an den Brief erinnere ich mich. Schmeichelhaft, dass Aurelius Lupus mich derart wohlwollend empfiehlt." In der Tat betrachtete Macer es als Ehre, wenn er auf diese Weise empfohlen wurde, zumal der Aurelier zweifellos auch selber ein guter Lehrmeister für angehende Jungsenatoren sein konnte.


    "Lass' uns in mein Arbeitszimmer gehen", lud er den Gast dann ein, das Gespräch nicht im Atrium fortzusetzen und ging voran. "Und die persönliche Sache macht mich natürlich neugierig", fuhr er dort angekommen fort, während er Platz nahm. Immerhin hatte er den Namen des Mannes bie zuvor gehört oder zumindest nicht bewusst wahrgenommen, so dass er keine Ahnung hatte, was ihn persönlich mit ihm verbinden könnte.

  • Ich folgte dem Purgitius in sein Arbeitszimmer. Ich nickte verstehend. „Nun dann möchte ich dich natürlich nicht länger auf die Folter spannen und deine Neugier befriedigen. Im Nachlass der Mutter, deiner viel zu früh verstorbenen Frau Tiberia Albina, die ich leider nie persönlich kennenlernen durfte. Befand sich ein altes Familienerbstück.“ Ich machte eine kleine Kunstpause, bevor ich weiter sprach. „Es war der letzte Wille der Großmutter deiner Tochter, dass sie es erhalten soll. Ich bekam den Auftrag es an dich zu übergeben, damit du es für deine Tochter in Verwahrung nimmst.“ Sagte ich und überreicht dem Purgitius eine Holzschachtel aus feinsten Ebenholz, die das Wappen der tiberischen Familie trug.
    Ja unsere Familie vergaß niemanden, der auch nur irgendwie zur Familie gehörte und das selbst nach Jahren nicht. Natürlich hätten wir das Geld was der Inhalt der Schachtel wert war gut gebrauchen können. Aber auf diesen Gedanken ist niemand gekommen. Es stand für jeden von uns fest, dass dies hier das Erbe der Tiberia Albina ist, was eindeutig ihrer Tochter zusteht. So freute ich mich natürlich auch, für die Tochter meiner Verwandten, dass sie eine Erinnerung an ihre Mutter und Großmutter bekam und sich so auch an ihren Wurzeln würde erinnern können.

  • Auch wenn Macer den Tod seiner Ehefrau längst verarbeitet hatte, wurde sein Blick trotzdem eine Spur wehmütig, kaum dass ihr Name erwähnt wurde. Doch schon bald wurde diese Spur verdeckt vom Ausdruck überraschter Freude, als der Tiberier die Schachtel überreichte. "Dann danke ich der Familie für den Auftrag und dir für die Erfüllung desselben", antwortete Macer feierlich, noch bevor er die Schachtel überhaupt geöffnet hatte. "Das bedeutet mir viel und zweifellos wird es auch meiner Tochter eines Tages viel bedeuten", fuhr er fort und betrachtete dann den Inhalt der Schachtel. "Und ich denke, es wird ihr auch gefallen und sie wird es mit Würde tragen", kommentierte er dann das in der Schachtel enthaltene Schmuckstück, welches obendrein auch noch recht wertvoll aussah. Es dauerte einige Augenblicke, bis Macer den Blick davon wieder löste, die Schachtel schloss und sie vorsichtig zur Seite stellte.


    "Bitte, nimm doch Platz", lud er seinen Gast ein, als wäre ihm erst jetzt bewusst geworden, dass sie bisher noch gestanden hatten. "Und richte meinen Dank und meine Grüße bitte an alle aus, die daran beteiligt waren, dass dieses wertvolle Stück seinen Weg zu meiner Tochter gefunden hat." Sein Blick wanderte noch einmal zu der Schachtel und dann wieder zurück zu dem Tiberier. "Du sagtest, du hast meine Frau nie kennengelernt. Darf ich fragen, wie ihr verwandt seid? Ich bin leider immer etwas uninformiert, was verwandtschaftliche Verflechtungen betrifft."

  • So nahm ich nun also Platz, ich war froh, dass der sich offensichtlich über das Geschenk freute. Genaugenommen war es ja kein Geschenk sondern schlicht und einfach das was seiner Tochter als Erbe zustand. Und man konnte über uns viel sagen, aber das jemand unserer Familie sein Erbe nicht bekam war schlicht ein Ding der Unmöglichkeit.
    „Nun unsere Großvater waren Brüder, also ist unser Verwandtschaftsverhältnis nicht ganz so eng.“ Genau genommen waren so weit weg in der Verwandtschaft, dass man sich fast fremd war. Nur zu gelegentlichen Feiern der Familie war man mal zusammengekommen. Aber die waren selten und das letzte schon so lange her, dass ich mich beim besten Willen nicht erinnern kann. Vielleicht bin ich der verstorbenen Frau des Purgitius tatsächlich mal begegnet. Aber da ich mich nicht erinnern kann wollte ich mich hier auch nicht irgendwie damit brüsken oder es in den Vordergrund spielen nur um bessere Chancen zu haben. „Wir waren also wie man so schön sagt weitläufig verwandt. Ich werde natürlich deinen Dank und deine Grüße weiterleiten. Die Familie wird es freuen, vor allem, da sie es bei dir und deiner Tochter in guten Händen wissen. Da fällt mir ein, ich soll dir Grüße meines Patrons Senator Aurelius übermitteln und mich in seinem Namen erkundige wie es deiner Tochter geht.“
    Sagte ich und wollt damit dann dieses Thema auch abschließen, denn dies war ja nur ein einfacher Botengang gewesen, den ich für die Familie ausgeführt habe. Der Grund meines Besuches war ja eigentlich ein ganz anderer.
    So wechselte ich auch das Thema und hoffte dass ich bei dem Purgitius auf offene Ohren stieß.
    „Wenn ich darf würde ich nun gern zum zweiten Grund meines Besuches zurückkommen. Wie ich schon sagte würde ich bei dir gern mein Tirocinium fori ableisten. Da meine Brüder ja einen anderen Weg gingen ist es nun an mir die Senatorische Laufbahn zu beschreiten. Da ich mich bestmöglich darauf Vorbereiten möchten würde ich wie schon erwähnt, mein Tirocinium fori gern bei dir ableisten. Deine früheren Tätigkeiten bei der Academia Militaris und deine militärische Erfahrung sind für mich ein unschätzbarer Wissensschatz, von dem ich gern profitieren würde, wenn du mir die Chance und die Gelegenheit geben würdest, bei dir zu lernen.“ Sagte ich und nun würde es wohl von dem Purgitius und seinen geplanten Projekten abhängen ob er für mich eine Verwendung hatte.

  • In der Tat war die Verwandtschaft zwischen dem Gast und Macers verstorbener Frau eher weitläufig, aber umso mehr freute sich Macer, dass man ihn in der tiberischen Familie nicht vergessen hatte. Er musste zugeben, dass er die Verbindung zu den Tiberiern nicht gerade intensiv gepflegt hatte in letzter Zeit, so dass eine Auffrischung keineswegs ungelegen kam.


    Der Gruß vom Patron des Tiberiers war da schon üblicher, denn immerhin pflegte Macer in letzter Zeit recht regelmäßig Kontakt mit dem aurelischen Senator. Und da es zweifellos nicht nur den Aurelier, sondern auch die Tiberier interessieren würde, wie es Macers Tochter geht, berichtete er erst einmal ein wenig über sie. "Der kleinen Albina geht es prima. Sie ist meistens ein fleißiges und neugieriges Mädchen, wenn es um den Unterricht durch ihren Hauslehrer geht und den Göttern sei dank ist sie auch nur selten krank. Von einem meiner Klienten hat sie vor einiger Zeit einen Hundewelpen geschenkt bekommen, der derzeit ihr größter Schatz ist. Sie kümmert sich sehr gewissenhaft um ihn."


    Dann wurde es aber Zeit, sich um den zweiten Besuchsgrund des Tiberiers zu kümmern. Die Gründe für die Wahl von Macer als potenziellem Lehrmeister klangen überzeugend und schmeichelten Macer, aber trotzdem blieben Fragen offen. "Es freut mich natürlich sehr, dass dir Senator Aurelius mich als Lehrer empfiehlt, aber trotzdem muss ich natürlich die naheligende Frage stellen, warum du dein Tirocinium nicht bei ihm machen möchtest oder kannst."

  • „Ich freue mich, dass es deine Tochter so gut voranschreitet und sich bester Gesundheit erfreut. Ich werde dies der Familie und meinem Patron berichten." Sagte ich und nickte dann. denn die Frage war berechtigt, die aber tatsächlich leicht zu beantworten war. „Nun Consular Purgitius, wie ich bereits sagte, möchte ich vor allem von deiner militärische Erfahrung profitieren. Mein Patron hat hiervon zweifellos auch einiges vorzuweisen, doch auf diesem Gebiet, bist du der erfahrenere. Ich habe Vor alle Fassetten der Laufbahn zu beschreiten und mein Vater war es, der mich lehrte, das jeder Römer in seiner Laufbahn einmal im Militär gedient haben sollte, damit er im Falle des Falles für Rom einstehen kann.“ Sagte ich und gab damit den Grund preis, warum die Wahl auf ihn gefallen war. „Gerade wenn ich in diese Richtung etwas Erfahung sammeln möchte gibt es wohl kaum einen Besseren als dich in Rom.“

  • "Die besten Erfahrungen zum Militär sammelt man beim Militär", gab Macer ein Trivialität von sich, aber nicht ganz ohne ernsten Hintergrund. "Von daher würden mir auch in Rom ein paar Männer einfallen, die besser geeignet sind. Aber ich verstehe, was du meinst und ich lege es ja auch gar nicht darauf an, nicht mehr mit dem Militär assoziiert zu werden. Offizier und Kommandeur der Academia Militaris zu sein, war schließlich lange genug meine wichtigste Aufgabe. Wie stellst du dir denn deine zukünftige Laufbahn vor?", erkundigte er sich dann. Immerhin hatte längst nicht jeder junge Mann einen klaren Plan vor Augen, auch wenn er die eine oder andere fixe Idee im Kopf hatte.

  • Nun musste ich also Rede und Antwort stehen und ich war dazu bereit. „Nun ich habe mir keine kleinen Ziele gesteckt“ Sagte ich. „Mein Ziel ist es einmal Consul von Rom so werden.“ Sagte ich und damit war wohl klar, dass ich nicht nur ein kleiner unbedeutender Senator werden wollte.
    „Zunächst werde ich – nach meiner Erhebung in den Ordo Senatorius selbstverständlich – mein Vigintivirat ableisten. Danach werde ich als Tribunus Laticlavius Erfahrungen als Mitglied des Kommandostab im Militärischen Bereich weitere Erfahrungen sammeln.“ Selbstverständlich war mir bewusst, dass ich dies nicht musste. Aber hier griff meine Erziehung. Jeder gute Römer diente eine Zeit lang in der Legion. Nur dann war er ein guter Römer, so hatte es Vater mit eingebläut. „Dann werde ich die anderen obligatorischen Ämter in Angriff nehmen, bis ich schließlich mein Ziel erreicht habe. Ich weiß, dass dies Jahre in Anspruch nehmen wird. Aber ich bin Willens all meine Energie in diese Karriere zu stecken um mein gestecktes Ziel zu erreichen.“

  • "Das ist kein Plan, sondern ein Wunschzettel", konnte sich Macer mit einem breiten Grinsen einen Spruch nicht verkneifen, den er vor einer Weile gehört und ganz lustig gefunden hatte. "Aber gut, es ist immerhin ein ziemlich klarer und stringent aufgebauter Wunschzettel, das muss ich dir lassen. Bis auf das Tribunat willst du keine Zeit beim Militär verbringen? Oder hast du auch vor, zwischenzeitlich ein Kommando zu übernehmen, bevor du den politischen Cursus Honorum weiter beschreitest?" Der Verdacht lag nahe, dass genau das Teil des Plans war, denn nur für ein Tribunat, welches der Tiberier nicht einmal machen musste, extra einen politischen Lehrmeister mit ausgewiesener militärischer Erfahrung zu suchen, war wohl etwas übertrieben.

  • Der Mann kannte mein [URL=http://img.cakesdecor.com/c_limit,f_auto,h_1000,q_80,w_540/ljsnwudnz9g4msguicwi.jpg]Scrapbook[/URL]. „Nun ich will ehrlich sein, das Tribunat ist sozusagen ein Testlauf, ob ich die grundsätzliche Befähigung dazu habe, ein Kommando zu führen. Sollte sich dies als positiv herausstellen, möchte ich natürlich zwischenzeitlich weitere Aufgaben im militärischen Bereich wahrnehmen.“ sagte ich auf die Frage des Conusulars hin.

  • Da konnte Macer nur zustimmend nicken. "Ja, das klingt vernünftig. Letztlich wirst du wohl ohnehin kein Kommando erhalten, wenn du dich beim Tribunat nicht gut anstellst, so dass es nicht nur dir zum Test deiner Befähigung dient, sondern in gewisser Weise auch dem Kaiser."


    Aber letztlich war die militärische Befähigung weniger das, was Macer Sorgen machte, denn dieser Teil der Karriere war optional und er würde noch genug Gelegenheit dazu haben, dazu später mehr über den jugen Mann zu erfahren, wenn er erst einmal sein Tiro war. Aber bevor es soweit war, wollte er noch mehr über dessen politische Befähigung in Erfahrung bringen. "Und wie stellst du dir das Leben als Politiker im Cursus Honorum so vor? Nicht nur als Amtsträger, sondern auch und vor allem in den Jahren dazwischen? Was macht ein Spurius Purgitius Macer wohl den ganzen Tag, wo er gerade ja nun einmal kein amtierender Consul ist?" fragte er daher ganz direkt, denn direkte Fragen waren oft noch immer die besten.

  • „Nun ich stelle mir diese Jahre durchaus interessant vor. Ich denke, dass du in diese Zeit nicht untätig verbringst. Das du unter anderem neue Gesetzte vorbereitest. Das du dich mit anderen Senatoren triffst um Projekte zu besprechen und diese abzusprechen. Sie entweder für deine Projekte zu gewinnen oder du hörst dir ihre Argumente zu ihren Projekten an. Die Lobbyarbeit eben. Jene Arbeit in der die Politik gemacht wird. Und genau bei diesen Tätigkeiten würde ich dir gern über die Schulter schauen und von dir lernen.“ Führte ich meine Vorstellungen aus und sah den Consular an.

  • Die Antwort fiel knapp aus, aber sie war inhaltlich zutreffend. Man hätte es gewiss blumiger ausdrücken können, aber im Kern traf die Erwartung, die der junge Tiberier äußerte, ziemlich genau das, was die Arbeit eines Senators prägte. "Und was darf ich im Gegenzug von dir erwarten?" fragte Macer daher weiter. Und da er sich denken konnte, dass diese Frage vielleicht etwas zu knapp war, führte er sie gleich noch etwas weiter aus: "Was bringst du mit, was mir vielleicht nützlich sein könnte? Oder welche Vorbildung oder Votrerfahrung hast du schon?" Die Frage nach dem gegenseitigen Nutzen war zwar eher eine, die er angeheneden Klienten stellte und die bei einem Tirocinium Fori eher eine untergeordnete Rolle spielte, aber es konnte ja nicht schade, auf diese Weise auch noch etwas für sich gewinnen zu können.

  • Ja das hier war wohl das klassische Bewerbungsgespräch und ich würde wohl nicht umhinkommen auf die nächste Frage etwas ausführlicher zu antworten. „Nun du darfst von mir erwarten, dass ich dir, falls du dich dazu entscheiden solltest mich anzunehmen, im nächsten Jahr uneingeschränkt zur Verfügung stehe. Ich habe keine andere Verpflichtungen und kann meine Termine also immer vollkommen auf dich abstimmen.“ Begann ich nun also den mir wichtigsten Punkt, denn ich nahm immer eine Sache in Angriff um dieser dann auch meine volle Aufmerksamkeit widmen zu können. Wenn man sich zu viel auf einmal aufhalste konnte man sich schnell verlieren, wurde unaufmerksam und vergeigte es. Nein lieber eins nach dem anderen, dafür nahm ich auch im Kauf, dass ich vielleicht ein Jahr später das ein oder andere Amt antreten konnte. Aber das war es mir wert. „So ist es für mich also kein Problem, dich zu allen öffentlichen Anlässen und Beratungen zu begleiten. Ich bin bereit jede Aufgabe, die du mir stellst zu erledigen.“ Führte ich noch kurz auf. Jeder kannte wohl die Aufgaben eines Tiro fori, so das ich hier darauf verzichtete sie alle bis ins Detail aufzuzählen.
    „Nun ich wurde neben der Rhetorik natürlich auch in Philosophie, in den Grundlagen des Rechtes, des Militärwesens und der Religion ausgebildet. Du kannst also von mir erwarten, dass ich dir mit meinem Wissen zu Verfügung stehe und es gern einfließen lassen.“ Natürlich hätte ich jetzt noch mehr Worte gebrauchen können und das Ganze aufbauschen und ausschmücken. Dennoch würde es den Kern meiner Aussage nicht ändern. Warum also sollte ich mich mit blumigen Reden selbst lobpreisen. Ich hatte meine Fähigkeiten aufgezählt und das allein war doch das Entscheidende.

  • Auch das klang alles sehr vernünftig und für ein Tirocinium Fori mehr als ausreichend. "Und wie steht es um deine politische Meinung? Gibt es Themen, die derzeit dein besonderes Interesse wecken? Oder hast du dir zu einem aktuellen Thema eine Meinung gebildet?", erkundigte er sich dann, denn immerhin musst die beiden auch inhaltlich miteinander klar kommen. Da würde es kaum helfen, wenn der Tiberier nun zufällig Anhänger von Ideen war, mit denen Macer besonders wenig anfangen konnte. Wobei Streitgespräche natürlich auch sehr interessant und lehrreich sein konnten - für beide Seiten.

  • Ich nickte. „Ja da gibt es tatsächlich einiges. Ich verfolgte mit Spannung die Debatten bezüglich der Rolle der Frauen während des Aufstandes und die gerade beginnende Debatte. Auch wenn ich gestehen muss, dass ich hier die Meinung meines Bruders nicht teile. Natürlich wurden Frauen wohl zu viele Rechte eingeräumt, was wohl die ein oder andere dazu brachte sich größer zu machen und zu fühlen als sie eigentlich ist. Aber es liegt doch wohl auf der Hand, das eine Frau, die ein ritterliches Amt ausübt noch längst kein Grund für einen Aufstand ist. Zumal ich diese Sklavin, Amazone oder was auch immer sie war für eine Ausnahmeerscheinung halte. Dennoch denke ich, dass die Rolle der Frauen durchaus auf den Prüfstand gehört. Nicht so drastisch wie es bisher gefordert ist, aber in gewissen Dingen würde ich sie auch beschränken wollen.“ Natürlich wusste ich, dass es auch im meiner Familie Frauen gegeben hatte, die es sogar bis zur Senatorin geschafft hatte, aber ich war auch froh, dass diese unsägliche Kapitel vorbei und so was nicht mehr möglich war. „Des Weiteren habe ich mit Interesse die neue Lex Mercatus gelesen. Sie schließt, in meine Augen gut die bisher bestehenden Lücken.“ Sagte ich und lobte damit natürlich indirekt auch meine Patron.
    Natürlich gab es dann noch ein Thema, das mich beschäftigte. „Und ich habe mir natürlich eine Meinung dazu gebildet, warum der Aufstand ausgebrochen ist. Ich sehe die Ursachen nämlich tatsächlich eher in den Lebensumständen unter denen viele Bewohner der Stadt leben müssen. Sei es der Hunger, die niedrigen Löhne die weder zu Leben noch zum streben reichen oder der Dreck und Müll auf den Straßen ebenso wie die stellenweise unzureichenden Wasserversorgung und das marode Abwassernetz. All dies führt unter anderen zu Krankheiten und Seuchen. Und all das zusammen genommen zu Unzufriedenheit denen gegenüber die mehr haben und die im Überfluss leben. Ich denke tatsächlich, dass das die Ursache ist.“

  • Macer nickte zufrieden als er feststellte, dass der junge Mann auf dem Stand der Dinge war, was die aktuellen politischen Themen anging. Und ebenso zufrieden war Macer damit, dass er offenbar eine differenzierte Meinung pflegte und nicht mit allem einverstanden war, was derzeit an Meinungen propagiert wurde. "Erfreulich, dass du dir da schon eine umfassende Meinung gebildet hast. Wenn du mein Tiro wirst, werden wir da sicher einiges zu diskutieren haben. Nicht bei allem sind wir wahrscheinlich völlig konform, aber solange wir uns nicht völlig konträr gegenüberstehen, kann uns das ja beiden nur helfen, unsere Meinung verteidigen zu müssen und so unsere Argumente zu schärfen", gab er schon einen kleinen Ausblick auf das, was einem künftigen Tiro passieren könnte.


    Dann lehnte er sich zurück und dachte einen kurzen Augenblick nach. "Nun, ich denke, ich habe erst einmal eine Menge über dich erfahren und bin in der Lage, mir ein Bild zu machen und recht bald eine Entscheidung zu treffen. Hast du denn noch Fragen an mich, die du geklärt haben möchtest, bevor du dich auf ein Tirocinium bei mir einlässt, sofern ich dir dann tatsächlich eines anbieten kann?"

  • „Nun ich würde mich über eine Zusammenarbeit und einen gegenseitigen Meinungsaustausch mit mir freuen. Meinerseits bestehen derzeit keine Fragen mehr. Sicherlich wird sich im Laufe der Zusammenarbeit noch die ein oder andere interessante Frage ergeben. Aber für heute sind meine Fragen alle beantwortet.“ Sagte ich höflich, denn ja für heute war das wirklich ein aufschlussreiches Gespräch gewesen. Der Mann machte eine sehr ruhigen, überlegten und kompetenten Eindruck. Das Bild des Mannes deckte sich mit jenem welches ich mir aufgrund der Empfehlung meins Patrons gemacht hatte. So verblieb ich also in der Hoffnung, dass er mir ein Tirocinium anbieten würde.

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