[Cubiculum] Iulia Phoebe

  • Etwas später, noch mit etwas brummendem Schädel vom kleinen Unfall mit dem Tisch in meinem Cubiculum, suchte ich Iulia Phoebe auf. Ich hoffte, dass sie vielleicht etwas Zeit für mich hätte, denn eine ungefähr gleichaltrige junge Frau war immer schön um sich zu haben und daher war es mir wichtig, sie etwas kennen zu lernen.


    So klopfte ich denn schüchtern an ihre Tür.

  • Iulia hatte gerade auf ihrem Bett gelegen und ein wenig von Misenum taggeträumt. Sie vermisste das Landleben doch schon irgendwo! Genaugenommen war es ja auch niemals ihre freie Entscheidung gewesen nach Rom zu ziehen, aber seis wies ist, sie war nun einmal hier.


    Kurz erschrak Iulia, als es da plötzlich an ihrer Tür klopfte. "Ja, bitte?" fragte sie und stand rasch auf, um ihren Besucher angemessen begrüßen zu können, wer es auch immer sei. Als Frau wollte man sich ja keine Blöße geben. Wer es wohl sein mochte? Ein Besucher von außerhalb, oder einer der Sklaven mit irgendeinem Anliegen? Ihre Leibsklavin Callista jedenfalls konnte es nicht sein, da Iulia wusste, dass sie sich gerade auf den Märkten befand. Callista hätte auch niemals angeklopft.

  • Auf das fragende "Ja, bitte" von innen hin, öffnete ich ganz zögerlich die Tür einen kleinen Spalt.


    Phoebe? Ich bin's, Stella. Störe ich? fragte ich leise, noch ohne die Tür weiter zu öffnen oder gar einzutreten.

  • Iulia hob eine Braue. Sie fand es eigenartig, dass Iulia Stella so ein Aufhebens um das Betreten eines Raumes einer Verwandten machte. Andererseits war sie ja immerhin noch neu im Domus. Bestimmt würde sich dieses umständliche Benehmen legen, wenn sie erst vertrauter wäre mit allen Hausbewohnern. So reckte Iulia leicht das Kinn, setzte eine unbekümmerte Miene aus und sagte freundlich: "Stella! Es freut mich, dass du mich besuchen kommst! Tritt nur herein, du störst mich keineswegs. Wie geht es dir?" Iulia fühlte sich anhand der Art wie sie ihr geantwortet hatte so, als ob sie mit einer Fremden sprechen würde. Ganz automatisch hatte sich bei ihr ihre Haltung und die zur Schau getragene reservierte Gelassenheit im Mienenspiel eingestellt.


    Reiß dich zusammen, du sprichst mit einer Verwandten! Verwandte! Keine Fremde! Bevor Iulia Stella noch etwas von Phoebes Cubiculum zu Gesicht bekommen hatte (ergo die Tür noch weit genug geschlossen war, um alles darin zu verdecken) hatte Iulia noch einmal energisch den Kopf geschüttelt und sich um eine natürlichere Miene bemüht. Witzig eigentlich, dass sie inzwischen ebenso die einen oder anderen Leute entweder als Mitbewohner, oder Fremde in der Domus Iulia empfand. War sie vor gar nicht allzu langer Zeit ja selbst noch eine Fremde für die damaligen Iulier hier gewesen.

  • Die Antwort von Phoebe machte mir Mut, so dass ich die Tür aufstiess und den Raum betrat. Dann drehte ich mich gleich wieder um, schloss die Tür sorgfältig und ohne dabei einen knallenden Lärm zu machen und blickte mich dann im Raum um.


    Das Cubiculum sah im Wesentlichen ähnlich aus wie meines. Allerdings war da noch eine Tür mehr als bei mir, diese war aber geschlossen. Ausserdem war der Raum wohnlich eingerichtet, so dass ich auf den ersten Blick erkennen konnte, dass Phoebe nicht erst gestern eingezogen war.


    Danke, mir geht es ziemlich gut. Du sagtest doch, ich solle zu dir kommen, wenn ich mag. Nun, ich fühle mich gerade ziemlich alleine und verloren, daher dachte ich ... und dann riss der Satz ab.

  • Jetzt wo Iulia Stella erst einmal im Raum war gelang es Iulia wie von selbst sie nett und freundlich anzulächeln. Sie verstand sehr gut wie es Stella erging. "Natürlich kannst du mich von nun an jederzeit aufsuchen, wenn du einsam bist. Wenn meine Mutter richtig liegt sind wir ja immerhin Cousinen!" lachte sie.

  • Die freundliche Antwort von Phoebe erweichte mein Herz und die ganze Sorge, welche sich seit Beginn der Reise in mir aufgestaut hatte, suchte sich nun ihren Weg an die Oberfläche. Verzweifelt versuchte ich dagegen anzukämpfen, hielt mir die Hände vor das Gesicht und biss mir gleichzeitig kräftig auf die Unterlippe, so dass diese auch gleich leicht zu Bluten anfing. Doch der Kampf war umsonst. Erst schüttelte es mich, dann brachen alle Dämme und ich schniefte und heulte los, die Tränen rannen ungehindert über meine Wangen und durch die Finger vor meinen Augen.


    Rom ist so gross und ich kenne hier doch fast niemanden. Wie soll ich mich denn bloss zurecht finden? Wie kann ich jemals einen guten Ehemann finden, wenn ich noch gar nicht weiss, wo ich suchen soll? Ich bin doch nur eine kleine Frau in dieser riesigen Menge an Menschen. Mich sieht doch niemand. Vielleicht war es eine blöde Idee von Hispania wegzugehen. Und erst Recht, gerade hierher zu kommen.


    So sprudelten die Worte aus mir heraus, während ich innerlich froh war, überhaupt jemanden zu haben, dem ich diese Gefühle zeigen konnte. Ich war mir sicher, dass Iulia mich am besten verstehen würde. Wer, wenn nicht sie?

  • Plötzlich erlitt Iulia Stella einen halben Nervenzusammenbruch. Ein wenig überfordert nahm Iulia sie in die Arme. "Ruhig, ganz ruhig" versuchte sie sie zu beruhigen "Entspanne dich und fasse deinen Geist. Was geschehen wird wird geschehen. Du wirst den Richtigen schon finden und wenn nicht werden die Götter dafür sorgen, dass er dich findet, vertrau mir." Was konnte sie wohl noch sagen? Was sagte man so, dass ein Mensch in einer derartigen Verfassung sich wieder beruhigte? Als nächstes versuchte sie es damit: "Schau, du stehst ja jetzt Dank Marcus mehr oder weniger unter der Obhut meiner Mutter und wenn dich durch sie immer noch kein Mann bemerken sollte...nunja du kennst ja inzwischen ihre laute Art." versuchte sie sie mit diesem Witz aufzumuntern. "Gehe ganz gelassen durchs Leben, dann ergibt sich alles schon von allein. Und du weißt ja, dass ich dir immer zur Seite stehe, wir sind immerhin Cousinen! Wir halten zusammen!"


    Sim-Off:

    Mit Marcus mein ich Iulius Licinus

  • Dass Iulia mich in den Arm nahm, tat mir gut. Ich war sogar erstaunt, wie gut das tat, vermutlich weil das schon einige Jahre niemand mehr getan hatte. Als sie dann von ihrer Mutter sprach, dass sie sich für mich schon bemerkbar machen würde, verschwanden die Tränen und wurden durch ein halbwegs schelmisches Lachen ersetzt.


    Die Vorstellung wie deine Mutter die Männer der Stadt durch die Strassen jagt, bis sie mich bemerken, das ist in der Tat sehr lustig. Danke Iulia, du tust mir wirklich gut. Ich danke den Göttern, dass du meine Cousine bist!


    So löste ich mich wieder aus ihrem Arm und setzte mich neben sie auf das Bett. Mit grossen Augen sah ich zu meiner "grossen Cousine".


    Und nun? Was soll ich denn als Erstes lernen, jetzt wo ich nun einmal hier bin und du meine grosse Cousine bist?

  • Iulia musste über Iulia Stellas Aussage lächeln. Sie erinnerte sie an ein gewisses kleines Mädchen vom Forum Romanum, dessen großer Traum es war Vestalin zu werden. "Große Cousine", wie süß.


    "Genau, Kopf hoch, dann wird das schon." ermutigte sie sie noch einmal und tätschelte Stellas Schulter. Auf die Frage hin was sie zuerst lernen sollte war keine schwere Antwort zu finden. "Ich schlage vor wir machen als aller erstes unseren Rundgang, oder?" lächelte sie.

  • Das Feuer war zurück und der Tatendrang mit ihm.


    Gut, dann lass uns da gleich mal schauen, was ich wissen muss.


    Doch dann erinnerte ich mich daran, dass ich gerade noch geweint hatte.


    Kann man mich denn so überhaupt anschauen oder muss ich mich zuerst wieder hübsch machen? fragte ich und zeigte Iulia mein hübschestes Lächeln.

  • Iulia lachte und schob sich gleichzeitig elegant eine Strähne aus ihrem Gesicht. "Du gefällst mir." sagte sie. Prüfend sah sie ihre jüngere Cousine an. "Hmm das Ruß um deine Augen ist verwischt, wenn doch..."
    In eben jenem Augenblick öffnete sich die Tür und Callista, Iulias Leibsklavin, betrat den Raum, frisch zurück aus der Stadt. Ihre Herrin klatschte in die Hände. "Perfekt du kommst wie gerufen!" Erwartungsvoll sah die Sklavin sie an, als Iulia ihr auftrug: "Komm her und kümmere dich bitte um Iulia Stellas verronnener Schminke. Außerdem lasse eine Sänfte vorbereiten, wir wollen ausgehen." Callista nickte. "Wie du wünschst, Domina."


    Die Sklavin machte sich an Iulia Stellas Gesicht zu schaffen und schon kurz darauf sah diese wieder prächtig aus wie eh und je. Gleich danach eilte Callista hinaus, um die Sänfte und die nötigen Sklaven zu organisieren. Iulia sah ihrer Cousine in die Augen. "Wie fühlst du dich jetzt? Können wir los?" fragte sie freundlich. Ihr war schon aufgefallen, dass Iulia Stella noch sehr schnell die Nerven davonwarf, wenn es darauf ankam. Sie war wie ein zartes Pflänzchen, das man stets nur mit Samthandschuhen berühren durfte. So empfand Iulia sie bisher.

  • Die Aufmerksamkeit der Sklavin tat mir richtig gut. Daher konnte ich die Frage von Iulia auch problemlos beantworten.


    Alles ist gut, danke. Es geht mir wirklich wieder gut. Das musste einfach mal raus. Die Reise und alles war vermutlich einfach gerade ziemlich viel.


    Ich bin auf jeden Fall bereit. Lass uns gehen.

  • Wieder einmal klopfte ich bei Iulia und betrat nach ihrem Ruf das Cubiculum.


    Salve Iulia, hast du auch gehört, dass es Gladiatorenkämpfe geben soll? Ich würde gerne an der Cena Libera heute Abend teilnehmen. Was meinst du, würdest du mich begleiten?

  • Iulia hatte gerade an einem Brief an eine Freundin aus Misenum gesessen, als Iulia Stella eintrat. Iulia sah auf. Sie fand es gut, dass ihr Gegenüber in diesem Haus inzwischen Räume betreten konnte, ohne gleich immer eine Staatsaffäre daraus zu machen. Das sparte viel Zeit. Interessiert horchte Iulia bei Iulia Stellas Vorschlag auf. "Oh, eine Cena Libera? Wie interessant! Ich hab von derartigen Ereignissen schon einmal gehört und würde so eine Cena gerne einmal besuchen. Gerne komme ich mit dir!" rief sie begeistert und sprang auf.

  • Iulias Antwort machte mir Freude. Erstens würden wir zusammen an einem gesellschaftlichen Anlass teilnehmen, zweitens würde ich zum ersten Mal Gladiatoren von Nahe sehen und drittens ... daran zu denken machte mich schon ganz schummrig ... würde Annaeus Florus auch dort sein.


    Toll! Müssen wir Licinus oder deine Mutter noch um Erlaubnis fragen, oder dürfen wir uns einfach aufmachen?

  • Übermut hatte Iulia gepackt. Das war in jener Hinsicht ersichtlich, dass sie auf Iulia Stellas Frage wegen der Erlaubnis eines Erwachsenen nur kicherte meinte: "Oh wir müssen totsicher irgendwen um Erlaubnis fragen, aber weißt du was? Heute machen wir uns einen unvergesslichen Abend bei dieser Cena Libera und er soll damit beginnen, dass wir dahingehen ohne wen erst um Erlaubnis zu fragen und mehr noch, ohne uns erwischen zu lassen!" rief sie begeistert. Eine wirklich höchst seltene Regung in Iulias üblichem standesbewussten Verhalten. Aber sie war jung und wer tat in seiner Jugend nicht ab und zu verrückte Dinge, wobei er oder sie hinterher selbst nicht wusste wieso das vorangegangene jetzt genau getan worden war. Sie ergriff Stella beim Ärmel und versuchte sie in Richtung Fenster zu ziehen. "Komm, wir gehen zur Cena Libera!" Mit vielsagendem Blick auf den Hausausgang (Fenster) den sie zu benutzen beabsichtigte.

  • Ich folgte dem Blick der Iulia zum Fenster und flüsterte voller Schrecken: Bei allen Göttern! Du willst doch nicht etwa da rausklettern? Das schaffe ich nie, schau mich doch an, ich bin nicht so schlank wie du! Gibt es denn keine andere Möglichkeit? Der Ianitor lässt uns doch sicherlich auch so raus, der mag uns zwei doch so. Und denk doch nur, wie wir aussehen würden, wenn wir mit zerrissenen Kleidern dort auftauchen!


    Doch wenn das wirklich die einzige Variante wäre, dann würde ich mich wohl darin versuchen, denn auch ich wollte unbedingt zu dieser Cena.

  • Energisch schüttelte sie den Kopf. "Hmm, Nein. Wonga hätte sich vielleicht noch bezirzen lassen, aber bei Vibilius haben wir keine Chance. Der würde uns direkt an Licinus verpetzen, da könnten wir gleich um Erlaubnis fragen und uns eine Abfuhr holen. Komm jetzt! " und gewichtig lief sie zum Fenster.

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