Spaziergang an der Rennbahn

  • Nachdem sie sich von den anderen Anwesenden, allen voran Consul Claudius Menecrates und dessen Sohn Gallus verabschiedet hatten, schritt Livianus mit der eben kennengelernten Aglaia die Rennbahn entlang, auf der noch kurz zuvor das Trainingsrennen zwischen der Aurata und der Paesina stattgefunden hatte. Die beteiligten Fahrer waren noch dabei ihre Gespanne zu versorgen, nachdem der eine oder andere Factiolose zuvor noch mit Vertragsverhandlungen beschäftigt war. Livianus Aufmerksamkeit galt im Augenblick jedoch mehr Aglaia, als den Vorgängen auf der Rennbahn, die er in einem Gefühlswirrarr aus Freundlichkeit, ehrlichem Interesse aber auch einer gewissen Hingezogenheit zu diesem Spaziergang eingeladen hatte. Er versuchte jedoch krampfhaft diese letzten Gedanken beiseite zu schieben und sich mehr auf das Kennenlernen der um einiges jüngeren Frau zu fokussieren.


    "Nun Aglaia. Dann erzähle mir doch ein wenig von dir. Ich nehme an du kommst deinem Namen nach aus Achaia? Wie hat es dich hier her nach Rom verschlagen?"

  • Nun galt es!


    Mit Decimus Livianus an ihrer Seite schlenderte Aglaia an der Rennbahn entlang. Sie wusste, wie sie sich dabei möglichst vorteilhaft bewegte, um ihre Reize dabei ganz subtil zu betonen, ohne dass auch nur im Mindesten auffiel, dass Absicht dahinter steckte. Tatsächlich steckte auch schon seit Jahren da keine Absicht mehr dahinter. Sie hatte so lange diese kleinen Bewegungen, diesen dezenten Hüftschwung und das leichte strecken des Halses geübt, dass dies ihr normaler Gang war. Sollte einmal von ihr verlangt werden, möglichst unauffällig und un-sexy zu laufen, hätte sie wahrscheinlich Probleme und würde Stampfen wie ein Elefant.


    Als er sie dann ansprach, wanderte ihr Arm ganz selbstverständlich zu dem seinen und hakte sich so unter, dass ihre Hand dabei ganz leicht auf seinem Oberarm ruhte und ihre Finger wie gedankenverloren ganz sanft streichelten, ohne dass Aglaia auch nur einmal hinsah oder sich scheinbar dessen bewusst war.
    “Aus Achaia? Ich?“ lachte sie fröhlich und ließ ihren Blick kurz an Decimus Livianus hochwandern, um seinen Augenkontakt zu suchen. Natürlich wusste sie, dass er in diesem Winkel, wenn er zu ihr blickte, auch einen einwandfreien Blick auf ihr Dekolleté hatte. “Nein, ich wurde in Rom geboren und bin auch hier aufgewachsen. Meine Mutter hatte ein schönes, kleines Haus am Esquilin.“ Welches Agnodice seltenst benutzt hatte, da sie meistens bei einem ihrer Geliebten nächtigte. Es gehörte auch eigentlich nicht ihr, sondern eben einem jener Geliebten, und nach ihrem Tod fiel es auch wieder an seine Familie zurück. “Aber meine Vorfahren waren wohl Hellenen“, gab sie dann zu.
    “Ich war allerdings fünfzehn Jahre fern von Rom und bin nun wieder zurück gekommen. So ganz lässt diese Stadt einen einfach nie los.“ Und so wirklich wo anders hätte sie ohnehin nicht hingehen können. Auf dem Land blieb ihr doch nur die Wahl, zu heiraten und auf dem Feld zu schuften. Nein, dann lieber tot in Rom.


    “Und natürlich gibt es hier auch viel bessere Wagenrennen als auf dem Land“ schlug sie dann den Bogen zu ihrem Hiersein an der Rennbahn. “Und ich gestehe freimütig, dass ich auch danach Sehnsucht hatte. Als ich aus Rom fortging, gab es noch viele Rennen, fast jeden Monat eines. Ich weiß noch, die Veneta hatte damals einen riesigen, muskulösen“ Bei diesem Worte streichelte ihre Hand etwas sinnlicher über seinen Arm. “... rotbraunen Hengst als Leittier. Oh, war das ein herrliches Tier! Er war zwar schon etwas älter als die anderen Rennpferde, aber ich schwöre, im Vergleich zu ihm waren die anderen alles Maultiere. Das Muskelspiel unter seiner Haut zu sehen war sehr... sinnlich. Auf ihm zu reiten muss ein wahres Erlebnis gewesen sein“, schwärmte Aglaia und war sich der vielen, vielen Zweideutigkeiten in ihrer Aussage nur zu sehr bewusst. Auch, wenn sie scheinbar auf den Weg und die Umgebung achtete, so galt ihre Konzentration eigentlich nur Decimus Livianus und seiner Reaktion auf ihre Worte. Beschleunigte sich sein Atem, kam er aus dem Tritt? Irgend etwas, das auch nur auf leichte Erregung hinwies, wäre nützlich für Aglaia.

  • Eine gebürtige Römerin in mindestens zweiter Generation und offensichtlich trotzdem ohne Bürgerrecht? Das überraschte den Decimer nun aber doch ein wenig. Doch noch ehe er sich lange darüber Gedanken machen konnte, spürte er auch schon ihre Hand in seinen Arm gleiten. Für einen Moment lang war er sichtlich irritiert über diese plötzliche näher der Fremden. Die letzte Frau die mit ihm so vertraut und dicht nebeneinander gegangen war, konnte seiner Erinnerung nach nur seine geliebte Vespa gewesen sein. Im ersten Moment fühlte er sich daher ein wenig unbehaglich in dieser mittlerweile ungewohnten Situation, doch gleichzeitig spürte er das sanfte streicheln auf seinem Oberarm, dass ihn wiederum seltsam vertraut vorkam und irgendwie auch beruhigte. Ihre Antwort riss ihn dann ohnehin wieder aus seinen Gedanken und er sah zu ihr herab. Dabei fiel sein Blick auch unweigerlich auf den ziemlich üppig gefüllten Ausschnitt ihres roten Kleides. Ein wenig peinlich berührt sah er wieder zur Rennbahn, während er weiter aufmerksam ihren Ausführungen lauschte. Doch irgendwie zog es seinen Blick nach wenigen Momenten wieder langsam zu ihr. Er konnte sich gar nicht so recht dagegen wehren, auch wenn er es versuchte. Es war das erste Mal das er die Reize einer anderen Frau seit dem Tod seiner Vespa so ungezwungen wahrnahm. Das erste Mal, dass er überhaupt mit einer anderen Frau wieder so gelöst und offen ein Gespräch führte. Vermutlich auch weil es das erste Mal seit dem Tod seiner Frau war, dass er dies auch zuließ. Ihre Zweideutigen zu verstehenden Aussagen nahm er fürs Erste daher nicht war. Viel zu sehr war im Moment noch mit seinem Gewissenskonflikt beschäftigt, der in seinem Unterbewusstsein tobte. Seine Antwort fiel daher eher nüchtern aus.


    "Das ist wahr. Früher gab es wesentlich mehr Rennen als heute. Auch ich finde das sehr schade. Du musst wissen, dass meine Familie aus Hispania stammt und wir dort zu den bedeutendsten Pferdezüchtern der Provinz zählen. Ja fast des ganzen Reiches möchte ich behaupten. Auch unser Familienwappen ziert ein iberischer Hengst. Du siehst also auch ich bin mit Pferden und damit auch mit dem Rennsport sehr verbunden.


    Du sagtest du warst 15 Jahre weg von Rom? Wo hat es dich hin verschlagen?"

  • Nun, das war wohl nichts. Wäre ja aber auch zu einfach gewesen, wenn Decimus Livianus auf diese Andeutungen schon angesprungen wäre. Dann hätte sie ihn zum Abschluss des Spaziergangs einfach ins Heu gezogen und dort restlos überzeugt, sie auf Dauer an seiner Seite haben zu wollen. Aber ganz so einfach würde es wohl nicht werden.


    Vielleicht war sie auch einfach zu schnell gewesen? Allein ihre Anwesenheit hatte den Consular zuvor schon verunsichert. Vielleicht war diese bildliche Vorstellung für ihn einfach zu viel für den Anfang?
    Aber zumindest schien er nicht gänzlich verschreckt zu sein. Auch wenn er am Anfang etwas angespannt war, wurde er doch nach und nach etwas lockerer und riskierte dann und wann schon einmal einen leichten Blick. Auch wenn er dann immer schnell woanders hinsah und irgendwie peinlich berührt wirkte. Dabei genoss Aglaia es durchaus sehr, dass er wenigstens ein bisschen Interesse an ihr zeigte.


    Während er also von seiner Familie erzählte, streichelte Aglaia ganz sanft weiter und hörte zu. Die Hälfte von dem, was er sagte, wusste sie durch ihre Nachforschungen bereits. Dennoch sah sie ihn an, als würde er ihr gerade ein wahres Wunder offenbaren.
    Zumindest, bis er sie nach den vergangenen fünfzehn Jahren fragte. Scheinbar peinlich berührt sah sie zur Seite weg auf die Rennbahn. “In eine kleine Villa rustica bei Casinum“, antwortete sie wahrheitsgemäß, aber vage genug. Kurz ließ sie eine Pause entstehen, aber nicht lange genug, als dass Decimus Livianus eine erneute Nachfrage stellen könnte. “Wenn du diesen Teil meines Lebens aber genauer wissen willst, erwarte ich dafür zuvor zumindest ein Abendessen und ein wenig Wein“, meinte sie wieder lächelnd ihm zugewandt und schlug damit für ihn wohl die perfekte Brücke für ein Wiedersehen. Wenn er denn wollte. Und für sie die Gelegenheit, einmal Abends mit ihm allein zu sein. Vielleicht war er nach ein wenig Wein empfänglicher.


    “Wäre es wohl zu forsch, zu fragen, ob ich einmal deine Pferde sehen kann?“ lenkte Aglaia dann das Thema wieder auf den Rennsport. “Ich habe ja leider das Rennen eben verpasst, und wer weiß, ob ich beim nächsten Rennen einen guten Platz bekommen kann?“

  • Casinum war gar nicht so weit weg von Rom. Ihre langjährige Abwesenheit hatte also demnach nicht mit einer langen Reise, fremden Ländern oder Abenteuer zu tun. Der Decimer kannte die Stadt von der Durchreise und war sicher, dass man dort gewiss keine Abenteuer erlebte. Bei ihrer Antwort wirkte sie auch nicht gerade erfreut über das Thema und so ging Livianus einmal davon aus, dass diese 15 Jahre mit einem Mann zusammen hingen und ein gemeinsames Leben, dass Aglaia mit diesem Mann in Casinum geführt hatte. Doch ehe er da näher nachfragen konnte, schlug sie ihm gekonnt einen Handel vor. Weitere Informationen für ein Abendessen. Daran sollte es gewiss nicht scheitern.


    "Ein gemeinsames Abendessen? Nun, wenn das der Preis ist um mehr über dich und dein Leben zu erfahren, dann bin ich lieben gerne bereit ihn zu zahlen."


    Ehe sie noch einen Termin für dieses Abendessen vereinbaren oder Livianus herausfinden konnte wo Aglaia wohnte, um ihr eine Einladung zukommen zu lassen, wechselte sie das Thema. Das Abendessen musste also warten, doch der Decimer würde es gewiss in Erinnerung behalten. Stattdessen richtete sich die Aufmerksamkeit seiner Begleiterin wieder der Rennbahn zu, wo die Fahrer und ihre Helfer dabei waren die Wagen und Pferde zu versorgen.


    "Gerne. Lass uns nach unten gehen."


    Livianus wechselte die Richtung und hielt nun auf die Pferde zu, die bereits von den Wagen befreit abseits standen und von Sklaven mit Wasser und Futter versorgt wurden, ehe man sie wieder zurück in die Stallungen brachte. Er nickte den Sklaven zu, die ihren Dominus Factionis natürlich kannten und ihn unbehelligt mit seiner Begleitung am Arm zu den Pferden ließ. Hätte Aglaia es alleine versucht, wäre sie vermutlich freundlich aber bestimmt gebeten worden sich von den Pferden fern zu halten. Fremde Personen sah man nicht so gerne bei den Pferden oder Wagen der Factio Aurata herumschleichen. Dem ersten Pferd an das sie herantraten tätschelte Livianus mit seiner freien Hand liebevoll die Flanke. Nun war es auch der Zeit heraus zu finden ob Aglaia eine von jenen Damen war, die wie anfangs vermutet nur diese Chance nutzen wollte, um die heldenhaften Fahrer kennen zu lernen bzw. näher an sie ran zu kommen.


    "Möchtest du auch, dass ich die Fahrer her rufe und sie dir vorstelle?"

  • Punkt für mich, dachte sich Aglaia, als Decimus Livianus dem Abendessen zustimmte. Dann musste sie ihn nur noch überreden, sie am besten morgen wiederzusehen. Lange genug, dass seine Phantasie schon auf Wanderschaft gehen konnte und er von ihr träumen konnte, aber noch nicht so lange, als dass wirkliche Vernunft zurückkehren würde und er es sich noch anders überlegte. Oder ihm die Verwandtschaft reinredete.


    Sie gingen also zu den Pferden, und die Stallsklaven ließen sie hinzu und machten ihnen ein wenig Platz. Decimus Livianus streichelte eines der Tiere, und Aglaia löste sich aus seinem Arm, um ihrerseits an eines der Tiere heranzutreten. Nicht dasselbe, welches er berührt hatte, sondern jenes etwas daneben. Natürlich mit einem Plan: Decimus Livianus sollte durch ihr wegtreten die Kälte an seiner Seite fühlen, die sich durch ihre fehlende Körperwärme dort ganz natürlich bildete. Und das Pferd zwei Schritte weiter rechts bot ihm einen perfekten Blick auf ihren wohlgeformten Hintern. Erst recht, als sie sich leicht zu dem Pferd nach vorne beugte und ihm sanft die Hand entgegenstreckte. Es war nicht das erste Pferd, dem Aglaia sich näherte, und sie kannte die Bewegungen, die Vertrauen schafften, und jene, die man unterlassen sollte.
    Das Tier also konnte ihre Witterung aufnehmen, ehe sie den langen, schlanken Hals streichelte bis hinunter zur Schulter. Erst dort angekommen drehte sich Aglaia wieder halb zu Decimus Livianus. Verwirrt sah sie ihn an. “Die Wagenlenker?“ Fast schon schüchtern lächelnd blickte sie zu Boden. “Wenn es dir nichts ausmacht, würde ich mich lieber weiter mit dir allein unterhalten.“ Sollte er ruhig den Eindruck haben, dass sie mehr als nur ein wenig für ihn schwärmte.
    Als wollte Aglaia von eben jenem Eindruck ablenken, wandte sie sich wieder dem Pferd zu und streichelte es weiter, ließ ihre Finger über das kurze Fell gleiten und genoss es, wie die Muskeln unter der Haut dabei leicht zuckten. Pferde waren in der Beziehung wirklich nicht viel anders als Männer. “Das ist ein herrliches Tier. So kraftvoll, so schön. Breite Brust, schlanke Fesseln, gerader Rücken, kurze Kuppe...“ Sie streichelte auch eben jenen Rücken des Tieres einmal entlang und dann wieder zu den Schultern. “Leicht schräge Schultern, und selbst jetzt noch beben die Flanken, als wolle es weiterlaufen. Wirklich, ein herrliches Tier. Es muss ein Vermögen gekostet haben. Auch aus Hispania?“ fragte sie nach.
    Lucius war immer ein Freund der Wagenrennen gewesen, auch wenn er dort sein halbes Vermögen regelmäßig verschleuderte, weil er auf das falsche Tier setzte. Er gehörte sigar zu jenen verrückten, die vor einem Rennen bisweilen an einem Pferdeapfel schnüffelten, um herauszufinden, ob das Tier gesund war! Aglaia hatte das innerlich immer eine Spinnerei genannt. Aber das ein oder andere hatte sie aus der Zeit doch aufgeschnappt, was sie jetzt wiedergeben konnte.

  • Als Aglaia sich von seinem Arm löste, bemerkte der Decimer erst wie nett es gewesen war, wieder einmal mit einer Frau an seiner Seite ein paar Schritte zu spazieren. Das angenehme Gefühl der Nähe und in einer gewissen Weise auch der Geborgenheit war mit einem Mal wieder verschwunden. Statt dessen trat seine Begleitung zu einem anderen Pferd, dass gleich neben dem stand, dessen Flanke Livianus gerade liebevoll abklopfte. Natürlich sah er hinterher um zu sehen wo sie hinging und kam nicht umher ihren sehr graziösen und weiblichen Gang zu bemerken. Auch als sie sich etwas nach vorne beugte, blieb sein Blick unverhofft und recht kurz auf ihrem sehr ansprechenden Rundungen hängen. Dann sah er wieder verlegen zur Seite. War es richtig eine andere Frau anzusehen? Vespas Beerdigung lag nun schon einige Zeit zurück, aber der Decima dachte noch oft an sie. Der innere Kampf flammte erneut in ihm hoch. Einerseits war da das starke Gefühl untreu zu sein und seine verstorbene Frau zu hintergehen, wenn er andere Frauen derart ansah. Andererseits sagte ihm sein Verstand auch, dass Vespa nicht mehr hier war und er sein Leben weiterleben, einen Schlussstrich ziehen musste. Er sah sich kurz um und als er sich unbeobachtet fühlte sah er verstohlen aber doch erneut zu Aglaia und ließ seinen Blick über die Konturen ihres Kleides schweifen. Dieses rote, eng anliegende Kleid, dass ihre Figur dermaßen betonte und ihren wohlgeformten Körper bestens zur Geltung brachte. Bei dem Anblick vergas er sogar darauf das Pferd weiter zu tätscheln. Sie selbst bekam vermutlich nicht mit, was sich hinter ihrem Rücken abspielte und erst als sie sich wieder zu ihm umwandte, sah er ertappt wieder zu seinem eigenen Tier und freute sich zugleich darüber, dass sie offensichtlich wirklich nicht an den Lenkern interessiert war. Doch war ihre Aussage so zu verstehen, dass sie sich stattdessen tatsächlich für ihn interessierte? Vermutlich interpretierte er das falsch.


    "Du scheinst dich mit Pferden wirklich gut auszukennen. Die meisten Pferde stammen aus Hispania und aus unserer familieneigenen Pferdezucht. Aber es gibt auch ausnahmen. Das dort drüben zB ist aus einer bekannten Zucht hier aus Italia und das dort vorne aus Germanien. Bei der Aurata wollen wir die besten Tiere. Das geht auch vor das Familiengeschäft. Auch wenn man hierbei natürlich die Kosten in gewissen Grenzen halten kann. Denn auch gute Fahrer sind nicht so billig zu bekommen. Vorhin erst habe ich einen neuen Lenker für die Aurata aufgenommen."


    Doch eigentlich wollte er wieder weg von dem Thema Pferde und stattdessen etwas mehr über diese neue Frau erfahren, die ihm hier, auch wenn er es sich noch nicht eingestehen wollte, den Kopf anfing zu verdrehen.


    "Du wohnst nun wieder hier in Roma Aglaia? Wohin müsste ich den meine Sänfte schicken, wenn ich dich zum Abendessen einladen möchte?"

  • “Ach, ich weiß so das ein oder andere. Ich würde mir nie anmaßen, mit deinen Kenntnissen konkurrieren zu können. Ich liebe einfach nur ihre Kraft und Anmut. Und es gibt wohl nur weniges, was sinnlicher ist, als das Muskelspiel unter der Haut, wenn meine Hand darüber streicht.“ Hin und wieder musste frau die Phantasie des Mannes wieder beflügeln. Und so streichelte Aglaia noch einmal mit einer sanften Bewegung, fast ausschließlich mit den Fingerspitzen, über die Schulter des Pferdes. Die Muskeln unter ihren Fingern zuckten auch gehorsam und das Pferd schnaubte einmal tief.


    Mit seinen Worten bestätigte Decimus Livianus noch einmal ihre Einschätzung von seinem Wohlstand. Aglaia war sich immer sicherer, hier eine gute Wahl zu treffen. Jetzt musste sie es nur noch schaffen, Decimus Livianus einzureden, dass diese Wahl die seine gewesen wäre. Wenn man einem Mann sagte, was er tun sollte, machte dieser immerhin fast immer schon aus Prinzip genau das Gegenteil davon. Wenn er sich aber etwas in den Kopf setzte, und mochte es noch so dumm oder widersinnig sein, man konnte sicher sein, dass er diese Idee bis zum bitteren Ende durchzog.


    Als Decimus Livianus dann wieder auf das Abendessen zu sprechen kam, lächelte Aglaia ihn an und trat wieder auf ihn zu. Einen Schritt, einen zweiten, bis sie schließlich wieder ganz dicht vor ihm stand. Auf diese Entfernung konnte sie fast die Wärme seines Körpers fühlen, und sein Duft legte sich über den der Pferde hinter ihr. “Du willst mich abholen?“ fragte sie ihn mit dunklem Timbre in der Stimme und blickte ihm unverwandt in die Augen. Erst nach einigen Herzschlägen sah sie etwas betreten nach unten auf seine breite Brust. “Ich fürchte, meine momentane Unterkunft ist wenig geeignet, um einen Consular wie dich dort willkommen zu heißen, und es würde mich sehr in Verlegenheit bringen, müsste ich dir dies offenbaren. Ich möchte nicht, dass du mich als Bettlerin siehst.“ Sie bewegte sich noch eine Winzigkeit näher zu ihm, so dass wohl kaum ein Fingerbreit zwischen ihnen noch Platz war, und blickte ihn von unten herauf wieder direkt an. “Aber ich freue mich schon sehr auf unser Abendessen. Und dein Heim ist hierfür sicherlich sehr viel geeigneter. Morgen Abend?“ Wenn er schon das Thema direkt darauf lenkte, konnte man auch Nägel mit Köpfen machen und den Termin festschreiben.

  • Livianus beobachtete wie Aglaias Fingerspitzen sanft, fast zärtlich über die Haut des Pferdes wanderten. Irgendwie hatte der Anblick etwas sehr Sinnliches, ja fast erregendes. Ein erneutes Gefühl, dass er sich im Zusammenhang mit dieser fremden attraktiven Frau nur ungern eingestand. Ihre Antwort auf seine Frage irritierte den Decimer erneut ein wenig. Diese Frau schien immer Geheimnisvoller. Vielleicht war es genau das, was sie so anziehend machte. Ging man von ihrem Kleid aus, dann würde man alles andere als annehmen, dass sie eine Bettlerin war. Warum sollte ihre Wohnsituation also darauf Rückschlüsse zulassen? Das eine normale Wohnung in einer Insulae nicht unbedingt den Status eines Consuls widerspiegelte lag in der Natur der Sache, aber der Decimer war trotz seines Wohlstandes immer am Boden geblieben und würde eine solche Wohnsituation nicht abwertend betrachten. Dennoch konnte er die Bedenken Aglaias durchaus nachvollziehen. Er nickte daher verständnisvoll und zugleich sichtlich voller Vorfreude auf den morgigen Abend. Sie stand nun ganz knapp vor ihm und er kämpfte gegen das plötzlich aufkommende Gefühl an sie berühren zu wollen. Es war wirklich verdammt merkwürdig. Diese Frau raubte ihm den Verstand, erweckte lang unterdrückte Gefühle in ihm und er verstand nicht einmal genau warum. Was hatte sie nur für eine Wirkung auf ihn, die ihm so schwach werden ließ, obwohl sein Herz es ihm verbot?


    "Einverstanden. Morgen Abend. Kann ich dir nicht einmal meine Sänfte schicken um dich abzuholen?"

  • Was wäre Aglaia jetzt gerne mit Decimus Livianus gänzlich allein!
    Noch ein wenig Neckerei, ein wenig mehr die Grenzen ausreizen, ein wenig tiefere Blicke, ein wenig mehr Spannung, und es wäre nicht mehr ungebührlich, wenn ihr das Kleid leicht von der Schulter rutschte und einen Blick freigab auf blütenweiße Schultern. Oder sogar ein wenig tiefer, und noch weit reizvollere Einblicke freilegte. Aber sie waren nicht allein! Hier und da huschten Sklaven und andere entlang, um die Tiere abzureiben, mit Decken zu wärmen und zu füttern. Und Aglaia hatte keine Ahnung, ob nicht gleich noch jemand hereinkommen würde, so wie sie selbst ja auch Momente zuvor hier hereinspaziert war.
    Zu schade, aber so war es von Anfang an nicht möglich, Decimus Livianus einfach in den nächsten Heuberg zu ziehen.


    Dennoch genoss sie die Situation und ihre Wirkung auf den Consular. Sie hörte seinen Atem, sah die Bewegungen seines Kiefers, die ihr verrieten, dass es ihn sehr wohl erregte, so nah bei ihr zu sein. Würde sie diese letzte Distanz zwischen ihnen überwinden, wer weiß, vielleicht würde sie sogar weit mehr spüren. Fast war sie versucht, es zu testen, aber noch nicht. Ein falscher Zug konnte alles zunichte machen, und Decimus Livianus schien ihr eher scheu als exhibistionistisch.
    Sie reckte ganz leicht ihren Hals, legte ihren Kopf eine Winzigkeit mehr in den Nacken. Kurz wanderte ihr Blick zu seinen Lippen, in dem vollen Bewusstsein, dass er dies mitbekommen würde. Sollte er sich dazu entscheiden, zu einem Kuss wäre es nur eine sehr kurze Distanz. “Ich werde dir alles erklären. Ich verspreche es dir. Du wirst mich bestimmt verstehen“, flüsterte sie fast.
    Es würde nicht alles wahr sein, aber nahe genug an der Wahrheit, um selbst einer Überprüfung erst einmal standzuhalten. Bei einigen Details war Aglaia sich noch nicht sicher, auf welche Weise sie sie erzählen sollte. Dazu musste sie erst noch herausfinden, ob Decimus Livianus eine eher romantische Ader hatte, oder ob er doch mehr ein Pragmatiker war. So oder so aber war Aglaia sich sicher, dass sie ihm ihre Geschichte schon schmackhaft machen konnte.

  • Als sie zu ihm auf sah konnte er einen Moment lang meinen, sie würde seine Lippen ansehen. Sie wollte doch nicht etwa...? Die Anspannung die plötzlich in der Luft lag war zum zerreißen gespannt. Wollte sie ihn etwa küssen? Sie war eine vollkommen Fremde und er hatte sie bis vorhin nicht gekannt. Erneut dachte er an das Angebot mit der Vorstellung der Lenkern, an dem sie nicht interessiert gewesen war. Eigentlich war er der Meinung gewesen dies war der Grund für ihr Interesse am Rennsport. Doch da hatte er sich geirrt. Sie konnte sich doch unmöglich statt dessen für ihn interessieren? Bei diesem Gedanken erstarrte Livianus kurz fassungslos. Einerseits erregte ihn der Gedanke daran, dass eine so schöne und im Verhältnis noch sehr junge Frau Interesse an ihm haben konnte, andererseits versuchte er krampfhaft sich diese Gedanken zu verbieten.


    Er tat es damit ab, dass er die Zeichen einfach falsch deutete. Es konnte gar nicht anders sein. Sie war hier um die Rennbahn zu besichtigen und es war reiner Zufall gewesen, dass Livianus Zeit gehabt hatte und ausgerechnet er nun mit ihr hier unterwegs war. Genauso gut hätte es jeden anderen Treffen können, der vorhin in der Runde gestanden war. Innerlich rügte er sich selbst ob dieser dummen Gedanken und beruhigte damit auch wieder sein Gewissen. Dennoch musste er erneut feststellen, welche bezaubernde und eindrucksvolle Ausstrahlung Aglaia hatte. Sie war um einiges älter als seine Vespa, aber ihrer Schönheit tat dies gewiss keinen Abbruch. Zum Glück dauerte der unbehagliche Moment nicht all zu lange an und sie durchbrach die aufgekommene Stille mit einer leisen Antwort auf sein Angebot. Er würde also alles verstehen, wenn sie es ihm erklärte. Nun, darauf musste er wohl bis zum morgigen Abend warten. Er gab sich daher mit dieser Antwort lächelnd zufrieden und nickte verständnisvoll.


    "Dann werde ich mich in Geduld üben."


    Nun wurden von den Sklaven nach und nach auch die Pferde weggebracht, die unmittelbar bei Livianus und Aglaia standen. Der Decimer wollte niemanden von seiner Arbeit abhalten, vor allem da die Rennbahn vielleicht wieder gebraucht wurde. Einer der Wagen war jedoch noch da. Eine passende Gelegenheit die immer noch angespannte Situation zu umgehen und davon abzulenken.


    "Möchtest du dir noch den Wagen ansehen, bevor auch dieser weggebracht wird?"

  • Die Schüchternheit dieses Mannes war ja geradezu zum Mäusemelken!
    Ohne sich ihre Enttäuschung anmerken zu lassen, sah auch Aglaia sich wieder im Raum um und vergrößerte dabei den Abstand zwischen ihr und Decimus Livianus. Er war nicht der einzige, der sich in Geduld üben musste. Anscheinend würde das Ganze hier schwieriger werden, als Aglaia gedacht hätte. Wenngleich sie nicht erfassen konnte, warum Decimus Livianus sich so sehr dagegen wehrte, ihr noch näher zu kommen. War es Schüchternheit, in der Öffentlichkeit eine Regung zu zeigen? Dass sie ihm nicht gefallen könnte, konnte sie ausschließen. Dafür zeigte er doch zu viele Anzeichen von Erregung. Vielleicht schämte er sich auch für anderes? Und vertraute Aglaia noch nicht genug, um es ihr anzuvertrauen? Vielleicht musste Aglaia die ganze Sache doch ein wenig anders angehen. Hier und jetzt allerdings gab es da wenig zu tun. Das Abendessen würde entweder den Durchbruch bringen, oder aber aufzeigen, wie weit sie voneinander entfernt waren und ob sich weiteres Engagement sich da überhaupt lohnte. Sie konnte schließlich nicht die nächsten Monate und Jahre damit verbringen, ihn zu umgarnen, während sie in dieser Bruchbude hauste und überlegen musste, wie es weiterging.


    Decimus Livianus startete einen Ablenkungsversuch mit der Frage nach dem Rennwagen. Aglaia lächelte ihn verschmitzt an und ging an ihm vorbei zu eben jenem Wagen, um ohne zu warten auch direkt darauf zu klettern. So ohne angespannte Pferde, die das Gegengewicht bildeten und den Wagen gerade hielten, war dies gar nicht so leicht. Immerhin sollte der Wagen nicht auf einmal mit ihr darauf kippen. Aber Aglaia hatte ein gutes Gleichgewicht und stand auf dem nun recht schrägen Boden dennoch sicher. Mit einer Hand hielt sie sich am Rand des Wagens fest, während sie mit ihrer Rechten so tat, als würde sie darin die Zügel halten.
    “Na, wie sehe ich aus?“ fragte sie herausfordernd von ihrer erhöhten Position aus und strahlte Decimus Livianus dabei an.

  • Überrascht und auch ein wenig belustigt beobachtete der Decimer wie seine Begleiterin plötzlich vollkommen unerwartet den Wagen bestieg. Im ersten Moment hatte er sogar Sorge sie könnte sich verletzen wenn der Wagen aus dem Gleichgewicht kam, doch sie stellte sich ungewöhnlich geschickt dabei an und auch wenn der eine oder andere Tritt hinauf weniger Damenhaft wirkte, so betonte das enge rote Kleid dabei erneut ihren wohlgeformten Hintern etwas mehr, der sich dem Decimer nun vom Wagen herab entgegenstreckte. Er erwischte sich selbst in diesem Augenblich bei einem wohl treffenden Vergleich mit einem prallen roten Apfel.


    Als Aglaia zu Livianus vom Wagen herausfordernd herab sah und ihm nach ihrem Aussehen fragte, kam er nicht umher ihr strahlendes Lächeln zu bemerken, dass in diesem Moment derart anziehend auf im wirkte wie das herzhafte und einnehmende Lächeln eines Kindes, dem man sich ebenso wenig entziehen konnte. Unweigerlich musste daher auch er Lächeln und auch wenn es aufgrund der am Wagen fehlenden Pferde nicht ganz ehrlich wahr, so kam er nicht umher Aglaia ein Kompliment auszusprechen.


    "Wüsste ich es nicht besser, so würde ich denken, dass die Siegesgöttin persönlich von der Quadriga herabblickt und mir ihre Gust schenken möchte."


    Nachdem sie vorhin sichtlich Mühe gehabt hatte das wackelige Ding zu besteigen, trat er nun an den Wagen und streckte ihr einladend seine Hand entgegen, um ihr beim herabsteigen zu helfen und sie gegebenenfalls auffangen zu können, falls sie doch noch das Gleichgewicht verlor.


    "Lass dir bitte beim herabsteigen behilflich sein."

  • Eigentlich ließ sich Aglaia lieber mit der Venus vergleichen als mit der Victoria. Aber das wäre wohl wirklich zu viel verlangt, nachdem Decimus Livianus sich bislang so sehr zierte, überhaupt ihr körperlich nur ein wenig von sich aus Nahe zu kommen. Also lächelte sie ihn einfach nur strahlend und geschmeichelt an und verharrte noch einen Augenblick in ihrer Pose, bis Decimus Livianus ihr eine wunderbare Gelegenheit bot.
    Er streckte ihr die Hand entgegen, um ihr herunter zu helfen, offensichtlich um ihr Wohlergehen besorgt. Zwar war Aglaia sicher, den Weg nach unten ebenso sicher zu finden wie den hinauf, aber das wusste Decimus Livianus ja nicht. So nahm sie mit einem dankbaren Lächeln seine Hand, als sie sich gedreht hatte. In dieser Position war sein Kopf bestenfalls auf Höher ihrer Brust, was ebenfalls etwas sehr verlockendes hatte. Also zögerte sie noch einmal kurz, als müsse sie erst den nötigen Mut für den Abstieg sammeln, während sie eigentlich Decimus Livianus nur einen Augenblick länger diesen Anblick bieten wollte.
    Ein vorsichtiger Schritt folgte, dann ein unsicheres Lächeln, und der perfekte Zeitpunkt war gekommen. Aglaia geriet ins Straucheln und fiel leicht gegen Decimus Livianus, schmiegte ihren Körper kurz an den seinen, während ihr freier Arm sich ihm um Schulter und Hals schlang in einer zärtlichen Geste. Ein dazu passendes “Huch“ entfuhr ihren Lippen, während sie beide nun doch einander endlich berührend scheinbar unfreiwillig in den Armen lagen.
    Natürlich dehnte Aglaia diesen Moment bis zum Rande der Schicklichkeit aus, ehe sie sich – nun gleich auf dem Boden – wieder ein wenig von Decimus Livianus löste. Aglaia schaffte es sogar, leicht zu erröten, während sie verlegen dreinblickend zu Decimus Livianus wieder aufblickte. “Ein Glück, dass du da warst, um mich aufzufangen. Ich danke dir“, sagte sie scheinbar verlegen ob ihrer Ungeschicklichkeit.
    Jetzt blieb nur zu hoffen, dass diese kleine Einlage auch die gewünschte Wirkung erzielte.

  • Als sie seine Hand ergriff spannte der für sein Alter immer noch recht gute gebaute Decimer seine Muskeln an um der Dame den nötigen Halt beim Abstieg aus dem Wagen zu bieten. Seinen ersten Einschätzung nach war es wohl richtig von ihm gewesen sich hier Hilfsbereit zu zeigen, denn der Abstieg war offensichtlich wesentlich herausfordernder für Aglaia wie der recht trittsichere Aufstieg noch zuvor. Als sie sich beim herabsteigen vornüberbeugte, ließ sie zugleich tief in ihr rotes Kleid blicken, dessen Ausschnitt sich entsprechend weitete. Die Schwerkraft trug schließlich ihren Rest dazu bei und so kam Livianus nicht umhin auch hier so manch wohlgeformte Rundung in einer ziemlichen Deutlichkeit aus nächster Nähe betrachten zu können. Diesmal wandte er seinen Blick nicht mehr ab. Zu nahe und zu verlockend pendelte der recht ansprechend aussehende Vorbau Aglaias vor seinen Augen hin und her, sodass er künftig kaum große Mühe dabei haben würde, sich den Inhalt ihres Kleides - zumindest in diesem Körperbereich - recht bildlich vorzustellen zu können. Doch ehe er sich zu sehr an diesen Anblick gewöhnen konnte, der nun trotz aller bisherigen Gegenwehr auch in ihn eine ziemlich deutliche Erregung auslöste, spürte und hörte er wie sie den Halt verlor.


    Ziemlich geistesgegenwertig schnellte seine zweite Hand herbei um ein mögliches Unglück zu verhindern, während sein Atem aufgeregt stockte. So gut er konnte versuchte er anfangs mit seiner Hand Aglaia mehr Halt zu bieten und dagegen zu drücken. Doch es half nichts und kurz darauf hatte er sie auch schon mit beiden Händen aufgefangen. Während sich ihr Arm nach Halt suchend um seine Schulter schlang, hatte auch er aus der Reaktion heraus seine beiden Arme schützend um ihren schlanke Taille gelegt. Der Teil ihres Körpers, den er vorhin noch so verzückt betrachtet hatte, schmiegte sich nun zufällig auch an seine eigene Brust. So dass er nun nicht nur gesehen hatte was sich unter dem Kleid befand, sondern nun auch wusste, wie es sich anfühlte. Da fiel auch wieder auf, dass er immer noch vor Schreck seinen Atem angehalten hatte und sein Körper nach Sauerstoff verlangte. Der Decimer atmete erleichtert auf. Er hätte sich selbst belogen wenn er nicht gedanklich zugab, dass er diesen Moment auch in gewissen Maße genoss und sogar ein wenig enttäuscht war, als er nach wenigen Augenblicken wieder vorüber war. Nur langsam löste sich Aglaia wieder aus seiner Umarmung und seine Hände streiften dabei den Ansatz ihres Hinterns und ihre Hüften. Dabei konnte er es auch nicht verhindern, ihr einen unbewussten aber vielsagenden Blick zu zuwerfen, der wohl mehr über seine momentane Gefühlslage verriet, als es ihm lieb war. Doch da es unbewusst passierte, bekam er es selbst ohnehin nicht mit. Und ihre anschließende Verlegenheit und ihr Erröten hatten zur Folge, dass er sich ohnehin gleich Schuldig fühlte, einer in dieser Situation hilflosen Frau gegenüber, derartig unangebrachte Gefühle überhaupt erst aufkommen zu lassen. Ein Glück für ihn, dass sie nicht Gedanken lesen konnte. Was hätte sie sonst wohl für einen falschen Eindruck von ihm bekommen müssen. Einem Consular der diese kleine Notlage einer Frau so schamlos mit seinen mannstollen Gedanken trübte.


    "Immer gerne. Zum Glück ist dir nichts passiert." antwortete er nun ebenfalls verlegen, als sie sich wieder aufrecht Gegenüberstanden. "Ich denke wir sollten das Glück nicht zu viel herausfordern und nun wieder hinauf gehen. Die Sklaven möchten ohnehin auch diesen Wagen weg bringen."

  • Auch wenn es aus Kalkül geschehen war, auch für Aglaia war es ein recht erregendes Gefühl, so an den Körper von Decimus Livianus geschmiegt zu sein. Auch war sie sich ziemlich sicher, selbiges unter seiner Tunika mit ihrem Oberschenkel zu erfühlen, während er sie um die Taille gefasst hielt. Auch, als sie sich von ihm löste, bemerkte sie sehr wohl seine Hand, die so sehnsüchtig wie wohl unterbewusst an ihrer Hüfte zu ihrem Po entlangstreifte, ehe sie sich löste.
    “Zum Glück ist dir nichts passiert.“, sagte er. “Da bin ich mir nicht so sicher...“, antwortete Aglaia und ließ die Hand, die sich Momente zuvor noch an seine Schulter geklammert hatte, noch ein paar Augenblicke länger auf seiner Brust liegen, während sie ihn fast schon bedeutungsschwanger dabei anblickte.


    Innerlich feierte Aglaia. Dieser kleine, inszenierte Fehltritt hatte endlich einen messbaren Erfolg hervorgebracht. Wenn es auch nur eine kurze Reaktion gewesen sein mochte: Es war eine Reaktion! Und eine recht eindeutige noch dazu.
    Von diesem Triumph beflügelt ließ sie sich noch zu einer kleinen Steigerung hinreißen. “Ich danke dir“, wiederholte sie noch einmal geflüstert, und ehe Decimus Livianus sich noch gänzlich von ihr entfernen konnte, stellte sie sich geschickt einmal auf ihre Zehenspitzen, während ihre freie Hand – nicht die an der Brust. Die blieb schön, wo sie war – kurz zärtlich seine Wange streichelte, während sie ihm auf die andere einen Kuss hauchte. Es war kaum mehr als eine sachte Berührung ihrer Lippen auf seiner bärtigen Haut, eine kleine Geste auf dem schmalen Grad zwischen Zucht und Unzucht. Aber Aglaia war sich sicher, dass sie die Wirkung von gerade eben noch verstärken würde.


    Erst danach löste sie sich wieder, denn Decimus Livianus hatte in einem Punkt recht: Hier wuselten zu viele Sklaven umher, als dass man das Ganze sinnig vertiefen könnte. “Nun, dann sollten wir die Sklaven ihre Arbeit machen lassen“ stimmte sie also zu.

  • Lag es am Frühling der immer mehr Einzug hielt oder wirklich schlicht weg an dieser Frau, aber der Decimer fühlte sich in ihrer Gegenwart wieder irgendwie lebendig und fröhlich wie schon länger nicht mehr. Besorgt sah er sie an und wartete auf ihre Antwort, die ihm im ersten Moment glauben ließ, Aglaia hätte sich doch irgendwo verletzt. Erst ihr Blick und ihre Hand die immer noch auf seiner Brust ruhten ließ ihn die Bedeutung ihrer Worte verstehen. Offensichtlich hatte diese Frau tatsächlich Interesse oder gar Gefallen an ihm gefunden. Zumindest wirkte es so auf den Decimer. Ihr vielsagender Blick, ihre zärtliche Berührung - Livianus war vielleicht ein wenig eingerostet, aber ganz so weltfremd war er doch noch nicht, um dies nicht richtig deuten zu können. Auch er konnte nicht abstreiten sich von dieser Frau angezogen zu fühlen und es auch irgendwie zu genießen, dass sich eine solch hübsche Frau auf für ihn interessierte. Auf eine Bestätigung dieser Vermutung musste er auch nicht lange warten. Als sich Aglaia mit sehr zärtlicher Stimme bedankte, drückte sie sich auf den Zehenspitzen stehen zu ihm nach oben und gab ihm einen sehr sanften und gefühlsbetonten Kuss auf die Wange.


    Es war ein erhebendes Gefühl ihre weichen und vollen Lippen für diesen kurzen Moment auf seiner Wange zu spüren. Der Kuss war fast nur gehaucht, doch gerade dass machte ihn noch besonders. Zeitgleich spürte er ihre sanfte Hand über seine andere Wange streicheln. Verträumt schloss er unwillkürlich für einen kurzen Moment seine Augen dabei und öffnete sie erst wieder, als sie von ihm zurück wich. Er wusste nicht was er sagen oder wie er richtig darauf reagieren sollte. Ein plumpes Danke wäre wohl völlig unangebracht gewesen. Daher sagte er nicht und sah Aglaia nur vielsagend an. Sie war es, die dann auch wieder den kurzen Moment der Stille durchbrach, indem sie daran erinnerte, dass er eigentlich wieder mit ihr nach oben gehen wollte. Galant streckte er ihr diesmal schon seinen Arm entgegen, dass sie sich wie zuvor einhängen konnte und Schritt mit ihr von der Rennbahn hinauf zum Eingang der Rennbahn. Wichtig war es noch sich für das morgige Abendessen eine genaue Zeit auszumachen. Das hatten sie vorhin ganz vergessen.


    "Zu welcher Stunde kann ich morgen mit dir rechnen?"

  • Sie gingen wieder Arm in Arm zur Rennbahn. Dass Decimus Livianus ihr dieses Mal ganz von selbst den Arm gereicht hatte und sie sich nicht wieder an seine Seite hatte schummeln müssen, nahm Aglaia als weiteres, positives Zeichen. Dennoch schien es ein wenig, als würde sich ihre traute Zweisamkeit für heute dem Ende zuneigen. Allerdings war dies vielleicht auch nicht das schlechteste, denn eine weitere Steigerung ihrer Zweisamkeit wäre an dieser Örtlichkeit schwierig zu bewerkstelligen, und für einen Ortswechsel hin zu privateren Gefilden war es wohl noch etwas zu früh. Sollte Decimus Livianus ruhig ein wenig Sehnsucht nach ihr entwickeln und von ihr träumen. Aglaia hoffte in diesem Punkt inzwischen auf recht eindeutige und intensive Träume, welche sie beim nächsten Abendessen dann, wenn alles gut lief, wohl Realität werden ließ.


    “Nun, da es ein Abendessen ist, würde ich sagen, zu Beginn der zwölften Stunde des Tages?“ Traditionell wurde mit Einbruch der Dämmerung gegessen. Natürlich hätte sie auch schon in der elften Stunde kommen können, so dass sie noch ein wenig mehr Zeit hatten, um sich kennen zu lernen und er ihr sein Haus zeigen konnte und dergleichen. Doch war es wiederum Taktik, so spät wie möglich zu kommen. Wäre der Abend zum Ende ihres Essens und der Gespräche nur weit genug vorangeschritten, würde es die Höflichkeit gebieten, ihr zumindest ein Gästezimmer anzubieten. Nachts war es auf den Straßen für eine allein gehende Frau gefährlich. Selbst, wenn er sich also nicht dazu durchringen könnte, sie in sein Bett zu führen, hatte sie so inmitten der Nacht noch die Möglichkeit, von sich aus einen Weg in eben jenes Bett zu suchen.

  • "Sehr gut. Das würde auch mir ganz gut passen."


    Diese Antwort hätte der Decimer vermutlich der Höflichkeit halber zu jeder Zeitangabe gegeben, welche ihm Aglaia vorgeschlagen hätte. Am Eingang zur Rennbahn angekommen hielt er schließlich inne und löste den Arm von seiner Begleiterin, was ihm sichtlich schwer viel. Vorerst hieß es wohl Abschied nehmen, aber nicht für lange. Morgen würde man sich wieder sehen und Livianus war bereits gespannt darauf mehr über diese geheimnisvolle und schöne Fremde zu erfahren, auf die er hier so unerwartet getroffen war und die sein Herz - und nicht nur das - so überraschend für sich gewinnen konnte. Hätte ihm heute Morgen nach dem Aufstehen jemand so etwas voraus gesagt, hätte er ihn wohl für Verrückt erklärt. Aber manchmal planten die Schicksalsgöttinnen etwas ganz Unvorhergesehenes für die Menschen und heute schien so ein Tag für den Decimer gekommen zu sein.


    Für einen kurzen Moment zögerte Livianus dann und fragte sich, ob dies gerade wirklich geschah und ob Aglaia tatsächlich morgen zum Abendessen erscheinen würde, oder ob er sie nie wieder sehen würde, wenn er sie nun einfach gehen ließ. Hatte er die Zeichen tatsächlich richtig gedeutet? War er denn wirklich bereit dazu sich darauf einzulassen? Er wusste jedenfalls schon jetzt, dass ihm heute Nacht viele solcher Fragen quälen würden, obwohl er die Antwort darauf vermutlich erst morgen Abend bekommen würde. Er musste sich einfach darauf einlassen und abwarten, was die Götter weiter für ihn geplant hatten. Wieder ein wenig Glück im Leben zu haben, wäre sicher nicht verkehrt. Dennoch fragte er noch einmal ein wenig verunsichert nach.


    "Wir sehen uns also morgen?"

  • Seine Schritte wurden langsamer, sein Gang weniger zielstrebig. Aglaia bemerkte es sehr wohl und verlangsamte ihrerseits ihre Schritte noch ein wenig mehr. Sie kannte das Spielchen, und innerlich jubilierte sie und wollte am liebsten tanzen. Decimus Livianus wollte sich offensichtlich nicht von ihr trennen. Eine Stunde allein mit ihr, und sie hatte ihm den Kopf verdreht! Auch wenn sie lange Jahre aus Rom weggewesen war, sie war immer noch eine erstklassige Hetäre! Gut, früher hätte vielleicht auch ein Augenblick und ein tiefer Blick gereicht, aber trotzdem verbuchte Aglaia die Begegnung als vollen Erfolg und musste sich mühen, möglichst traurig beim Abschied dreinzusehen und ihrem Lächeln diesen leichten, sehnsüchtigen Hauch zu geben.


    “Ja, morgen. Zum Beginn der zwölften Stunde“, bekräftigte Aglaia noch einmal und löste sich so langsam wie möglich von ihm. Ihre Hand hielt die seine noch so lange ihr Arm reichte, ehe sie schließlich sich doch von ihm wegdrehte und ging. Dreimal blickte sie fast schüchtern noch über die Schulter zurück zu ihm, als hätte sie Sehnsucht nach ihm. Eigentlich wollte sie nur wissen, ob er ihr hinterhersah und ihn in der Sicherheit ihres Interesses wiegen.


    Erst, als sie aus seinem Sichtfeld verschwunden war, erlaubte sie sich, den Triumph auf ihrem Gesicht zu zeigen. In einer Befreiungspose streckte sie ihre Arme weit von sich und wandte ihr Gesicht zur Sonne. “Große Venus, ich danke dir! Priapus, schicke ihm Träume von mir heute Nacht. Den Rest mache dann ich.“

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