Atrium I Tiberius Helvetius Faustus

  • Ich blieb stehen, was war das? Hörte ich da nicht den Namen Morrigan? Es war nicht meine Art lauschend durch die Villa Claudia zu rennen, doch jetzt blieb ich stehen. Die erste Stimme kannte ich, sie gehörte dem Marco dem Custos Corporis von Claudius Menecrates, mit dem ich oft genug unterwegs zum Schutze des Consuls unterwegs war. Doch die zweite Stimme? Woher nur kenne ich sie, grübelte ich. Da dämmerte es mir, richtig es war der Sklave, der seit neuestem an der Türe stand, kannte ich seinen Namen? Nein ich musste ihn nicht kennen, er war nicht wichtig für mich, zumindest bis jetzt. Was hatte der gerade gesagt, er würde Morrigan helfen? Das traf sich gut, denn mir kam eine Idee.
    Seine nächste Aussage, „Ich kann nicht zum Dominus gehen und ihm sagen, dass sich Morrigan seinetwegen fürchtet“ gefiel mir aber gar nicht. Unbewusst schüttelte ich mit dem Kopf, nein so war es bestimmt nicht richtig. Oder doch? Nein ich glaubte es nicht, dass Morrigan Angst hatte, das war unbestritten, doch der Ursprung der Angst lag in meinen Augen ganz wo anders. Eine Frau die Besitzerin eines Lupanars ist, hat bestimmt keine Angst. Ich kannte Morrigan nicht von früher, doch so eine zierliche Person, brauchte innere Stärke um sich in der Subura in ihrer Position durchzusetzen. Demnach hatte sie sich sicherlich erst mit ihrer Festnahme verändert und somit führte der Weg zu diesem elenden Trecenarius. In Gedanken versunken verließ ich die Villa.

  • Obwohl die Amtszeit hinter Menecrates lag, gab es so viele Abschlussbesprechungen, Berichtsverfassungen und Wege zu erledigen, dass er kaum zu Hause anzutreffen war. Er nutzte daher die Möglichkeit, seinen Sekretär zu sprechen, als er ihm zufällig im Atrium begegnete.


    "Ach, Faustus, gut, dass ich dich treffe. Ich habe zwei wichtige Dinge, die ich beständig vor mit herschiebe. Vor allem eins hätte ich längst erledigen sollen. Bitte entschuldige, dass ich es nun zwischen Tür und Angel mache, aber wenn nicht jetzt, dauert es weitere Wochen.
    Ich habe einen Schenkungsvertrag aufgesetzt, nachdem ich dir eines meiner Grundstücke übertrage. Die entsprechende Schriftrolle liegt auf meinem Schreibtisch. Hol sie dir weg und ein Flecken Erde ist dein."
    Er lächelte, dann fuhr er fort.
    "Außerdem soll es eine Mitgliederversammlung der Factio geben. Die steht mittlerweile kurz bevor, weil ich es verpasst habe, es eher mitzuteilen. Ich hoffe, du kannst ID APR DCCCLXVIII A.U.C. (13.4.2018/115 n.Chr.) erscheinen. Wir treffen uns im Verwaltungsgebäude der Factio. Ich weiß, dass er sehr kurzfristig ist, aber deine Anwesenheit wäre mir sehr wichtig. Wir müssen einen Dominus wählen und ich würde gerne diese Aufgabe übernehmen. Dazu müsste ich allerdings erst einmal gewählt werden und ich würde mich freuen, wenn du mich dabei unterstützt."

  • Die Worte zwei wichtige Dinge, ließen mich sofort auf dienstliche Belange schließen, schon hatte meine linke Hand eine Tabula in der Hand und meinem Gesichtsausdruck war an zusehen, Claudius Menecrates hatte meine ungeteilte Aufmerksamkeit. Seine Ausführung brachte mich dazu meinen Mund zu öffnen, einige Lidschläge so zu verharren und unausgesprochene Worte hinunter zuschlucken und meinen Mund zu schließen, denn mein Arbeitgeber, war schon beim nächsten Thema, welchem ich nun etwas hinterher hinkte.
    Sichtlich verwirrt schüttelte ich ein wenig mit dem Kopf. Wie jetzt? Was hatte das eine mit dem anderen zu tun. Es hatte sich doch so angehört oder?
    Mitgliederversammlung, am...ja sicher, nickend hörte ich weiter zu. Was war ich froh wenn ich endlich einmal wieder normal mit dem Senator sprechen konnte und nicht nur wie ein Stummer, wie gerade jetzt reagieren konnte. Einen einen Dominus wählen. Diesmal hielt mich nichts ab.
    Selbstverständlich wirst du der Dominus werden. Wer sonst? Wer hat denn seine wenige Freizeit, seine Kraft, sein ansehen und sein vermögen für die Factio eingesetzt, damit sie endlich wieder beim Renngeschehen dabei ist.
    Schon war ich wieder ruhig, wie üblich war der Claudier im Zeitdruck und ich wollte mich auch schon zurück ziehen, doch dann brachte ich es doch noch zu Sprache.
    Wenn es möglich ist hätte ich in den nächsten Tagen auch gerne einen Gesprächstermin.
    Welch absurder Zustand, da machte ich wenn irgend möglich seine Termine und einen für mich selber bekam ich nicht hin.

  • Menecrates wertete das wortlose Verharren mit geöffnetem Mund als stillschweigende Annahme des Geschenkes. Sein Sekretär wollte offensichtlich wenig Aufhebens um die Sache machen, daher spielte Menecrates mit. Er konnte sich erinnern, dass Faustus beim ersten Mal sogar peinlich berührt von seiner Beschenkung war.

    Sim-Off:

    WiSim


    Da Fautus auf das Thema Factio umschwenkte, folgte Menecrates ihm. Er konnte nicht leugnen, die Überzeugung seines Sekretärs weniger zu teilen, aber dennoch als wohltuend zu empfinden. Er glaubte zwar auch, dass seine Chancen nicht schlecht standen, aber es konnten sich noch genügend Mitglieder bewerben, die auf eine längere Mitgliedschaft zurückblickten als er. Es blieb also abzuwarten.
    "Eines möchte ich dich vorab fragen: Hättest du Ambitionen oder Interesse, den Posten des Vicarius' zu übernehmen?" Er wartet nur kurz, damit die Pause nicht zu bedeutsam wurde. "Wir bekommen übrigens weiteren Zuwachs bei den Mitgliedern."


    Fast hätte er die Anfrage am Ende überhört. Schließlich gelangte sie noch rechtzeitig in seine Bewusstsein, bevor er gedanklich wieder bei den Tagespflichten weilte.
    "Nein, also Termine vergebe ich nur an Außenstehende. Sag es jetzt. Um was geht es denn?" Er stellte sich Faustus frontal gegenüber und machte deutlich, dass er an einen Aufschub nicht dachte.

  • Jetzt rutschte mir fast ein Seufzer raus, so schnell hatte ich nicht damit gerechnet und eigentlich hatte ich doch vor mich besser auf dieses Gespräch vor zu bereiten.
    Du hast dich vorhin bestimmt über meine Reaktion gewundert, in gewisser Weise geht es auch darum.
    Eigentlich, als ich mit dem Gedanken zu einem Gespräch gespielt hatte, wusste ich noch nichts von der Schenkung, doch es passte jetzt zu diesem Gesamtpaket.
    Ich war so überrascht und gleichzeitig so beschämt, dass ich in diesem Moment fähig war mich zu bedanken. Mir ist nicht klar womit ich es verdient habe. Wenn ich so deine Consulatszeit vor mir sehe, weiß ich genau was du alles geleistet hast und wie unermüdlich du für Rom tätig warst. Ja und...
    jetzt machte ich eine Pause und dies sagte ich jetzt aus Überzeugung.
    ich weiß wie gerne du Geschenke machst und andere überraschst, doch ich habe ein Problem damit, möchte dich aber in keiner Weise kränken oder verletzen.
    Jetzt machte ich doch eine längere Pause und holte tief Atem.
    Ich würde gerne ein Testament machen, in dem festgehalten wird, das meine Betriebe und sonstige Besitztümer, nach meinem Tod an die Claudier zurückfallen. Sollte ich Kinder haben und diese nach mir auch dahinscheiden, soll dies ebenso in Kraft treten.
    Meine Hoffnung ist, dass du das verstehst und akzeptierst und mir vielleicht dabei hilfst, so bald du Zeit dazu findest.

    Niemand sollte von dem was ich mir erarbeitet hatte profitieren und ich wusste mit dieser Lösung ginge es mir wesentlich besser. Für ein zufriedenes Leben braucht ich nur Ehrlichkeit und kein Geprotze mit einem großartigen Auftritt. Inzwischen, da war ich mir sicher galt mein Name in Rom etwas.
    Wenn das jetzt geklärt wäre wollte ich zu dem zweiten Punkt meiner anliegen kommen.

  • Als Faustus seine Erklärung mit einer Anmerkung über sich selbst begann, stimmte Menecrates schweigend zu. Es verwunderte ihn tatsächlich und immer noch, dass sein Sekretär die Schenkung wortlos hinnahm. Das Schenken erfüllte Menecrates mehr, wenn sich eine Resonanz beim Beschenkten zeigte. Allerdings sollte die eher positiv sein und keinesfalls Beschämen auslösen.
    Der alte Claudier strich sich nachdenklich über die Stirn, dann hörte er weiter zu. Als die Sprache auf ein Testament kam, atmete er erleichtert auf. Immerhin bedeutete es, dass Faustus das Grundstück erst einmal annahm. Eine Ablehnung hätte Menecrates reichlich bestürzt.


    "Selbstverständlich helfe ich dir beim Aufsetzen eines Testamentes", erwiderte er daher bereitwillig. "Es müsste beispielsweise eine konkrete Person benannt sein. Ganz allgemein die Claudier als Erben einzusetzen, ist nicht möglich." Sein Blick ruhte auf Faustus, während er hoffte, es würde den noch jungen Mann nicht irgendein schwerwiegendes Leiden plagen.
    "Wenn eine Woche an Wartezeit für dich vertretbar ist, käme mir das gelegen." Er wartete auf Zustimmung oder Einwände.

  • Irgendwie habe ich das hier gerade verhauen,
    leise sprach ich diese Wort zu mir selber. Zögernd leise begann ich noch mal und hoffte inniglich, es wäre noch glaubhaft.
    Das Grundstück nehme ich natürlich mit Freuden an, auch wen es nicht so aus sah. In der kurzen Zeit, in der wir uns kennen, hast du meine Zukunft gesichert und ermöglichst mir ein doch recht sorgenfreies Leben. Ich glaube nicht, dass es in Rom noch so einen großzügigen Arbeitgeber gibt. Beschämt bin ich darüber, weil ich denke, dass ich diese Großzügigkeit nicht verdiene.
    Faustus schweig besser mahnte ich mich selber, du möchtest doch bestimmt nicht den Senator in irgend einer Weise brüskieren.
    Zu dem Testament,
    begann ich wieder,
    ich kann aber das Vermögen auch an mehrere Personen aufteilen? Kann ich in dem Testament auch etwas für die Lebenszeit bestimmen, wie etwa, wer meine Angelegenheiten regeln kann, besser gesagt soll, also die Vollmacht dazu bekommt, bei einer Abwesenheit meinerseits zum Beispiel?
    Kurz überlegte ich, hört sich irgenwie merkwürdig an, langsam machte mich das Gespräch wirklich nervös. bestimmt war es der sorgenvolle fragende Blick des Claudius.
    Selbstverständlich warte ich bis es dir dein Zeit erlaubt. Vielleicht könnte ich dann noch etwas anderes mit dir Besprechen. Wirklich aber erst dann, denn ich müsste mir selber dazu noch nähere Gedanken machen.
    Ich danke dir für die Zeit die du dir genommen hast.

  • Nach der kurzen Konversation, bei der sich Menecrates schon gefragt hatte, ob etwas nicht stimmte, folgten dann doch ausführlichere Aussagen. Er hörte zu und stellte nicht zum ersten Mal fest, wie bescheiden sein Sekretär war. Genügsamkeit stand vielen Personen gut, allerdings hörte er auch Selbstzweifel heraus. Selbstzweifel wiederum trugen auch einige Römer mit sich herum.
    Als Faustus eine Pause einlegte, schoss es Menecrates durch den Kopf, dass Faustus seinem Urteil nicht vertraute. Hätte ein Beschäftigter keine Boni verdient, würde er auch keine erhalten. Aber Menecrates wollte das Thema nicht auswalzen, weil er merkte, wie unwohl sich Faustus fühlte. Stattdessen ging er auf die nachfolgenden Fragen ein.


    "Ja, das geht. Du kannst beliebig verteilen, allerdings müssten die Empfänger Römer sein." Bislang wunderte sich Menecrates nur eingeschränkt, denn es stellte nichts Unübliches dar, sein Testament zu verfassen. Als dann aber auch noch Regelungen für den Fall der Abwesenheit getroffen werden sollte, stutzte er. Er stellte den Kopf leicht schief und schaute fragend, ohne jedoch etwas zu sagen.


    Erst nach zwei längeren Augenblicken antwortete er.
    "Nein, ein Testament regelt nur den Erbfall, keine Vertretungen zu Lebenszeit." Wieder überlegte er. "Du könntest eine Vollmacht fertigen und diese beim Aedil hinterlegen, wenn du Sicherheit haben willst. Andererseits sollte dann auch nichts mit der bevollmächtigen Person geschehen."


    Dem nicht genug, es gab weiteren Klärungsbedarf, über den Faustus jedoch nicht sofort reden wollte. Menecrates blieb nichts anderes übrig, als diese Entscheidung zu respektieren.
    "Du kannst gerne wiederkommen", erwiderte er nachdenklich auf den letzten Satz.

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