Vorratsbeschaffung für den Winter

  • Die nächste Tabula lag vor ihm. Das dunkle Wachs war glatt gestrichen und glänzte. Massa klopfte mit dem Ende des Stylus rhythmisch auf die Tischplatte und überlegte wie er am besten anfing.
    Es klopfte. „ Herein.“ sagte Massa. Es war geplanter Besuch. Die Centurionen der 3. und 4. Centurie aus der 4. Kohorte traten ein. Der Bericht musste warten.
    „ Nehmt Platz.“ Der Stylus wurde nicht mehr gebraucht und landete neben der leeren unbeschriebenen Tabula. „ Ich habe euch her befohlen um mit euch die nächsten Tage zu besprechen.“ Er schob dem Centurio der 3. Centurie die zweite Tabula hin. „ 14 Ochsenkarren ?“ fragte der Centurio. Er dachte es lag ein Schreibfehler vor. Massa nickte zu Bestätigung, dass alles seine Richtigkeit hatte. „ Morgen werden wir uns einen Überblick verschaffen. Übermorgen fahren deine Leute die ersten Villen an. Einige haben Obstgehölze kultiviert. Dort wird die Hälfte deiner Centurie bei der Ernte helfen. Damit können wir gleich das abfordern was mit uns vereinbart wurde und das was wir zusätzlich brauchen . Sollten die Männer für die Ernte nicht reichen wird ein Teil der 4. Centurie dazu geholt.“ Massa gab dem Centurio der 3. die erste Tabula mit den Villen. „ Du kennst die Örtlichkeiten? Dann wirst du die Route festlegen in der wir die einzelnen Villen besuchen. Morgen werden wir im Detail festlegen, wie das ganze dann vonstatten geht. Habt ihr Fragen?“ Die Centurionen verneinten. „ Morgen früh treffen wir uns am Tor mit Pferd versteht sich. Weg getreten.“ Die Besprechung war damit beendet.

  • Den nächsten Tag ging es am späten Vormittag zu den Villa rusticae, die auf der Tabula verzeichnet waren. „ Die ersten zwei Villa rusticae haben Apfelbäume und Birnen. Da können meine Männer anfangen.“ sagte Lucius Toranius Simplex, der Centurio der 3. Centurie. Als wir die beiden Villen besichtigt hatten, legte ich den Verbleib von zwei Fuhrwerken fest. Bei den nächsten Villen ging es dann meist um Kohl, Möhren und Zwiebeln. Die Villen ein Stück weiter weg, hatten dann die Hülsenfrüchte. „ Zu diesen fünf Villen, je Villa 2 Fuhrwerke. Die werden den ganzen Tag brauchen. Morgen dann diese 5 Villen und übermorgen die 3 restlichen.“ Dann gab es da noch die 7 Villa rusticae die für uns die Schweine bereit stellten. „ Schinken, Würste, Speck und lebende Tiere. Die wir, wenn wir sie brauchen, holen können.“ „ Gut, ich schicke meine Männer mit den Fuhrwerken los.“ meinte der Toranier. „ Nimm pro Fuhrwerk noch 3 Legionäre der 4. Centurie und einen Scriba pro Villa. Er bekommt die Tabula mit den festgelegten Mengen die sie zu liefern haben.“ legte Massa weiter fest. Das gröbste war erledigt. „ Centurio Pompilius. 20 Männer werden beim Pflücken mithelfen. 3 sagtes du, sind im Valetudinarium. Bleiben 15 Mann übrig. Du wirst mit 5 von ihnen diese 3 Villa rusticae besuchen und 3 schöne schwere Ferkel aussuchen. Die sind für eure Männer, wenn wir die Vorräte im Lager haben. Schreibe auf von welcher Villa du sie hast. Sie werden separat von mir bezahlt.“ nach dem Motto, wer arbeitet muss essen und wenn man weiß wofür man arbeitet dann geht die Arbeit besser von der Hand. Die zwei Centurionen grinsten sich an. Massa hoffte damit auch dem eventuellen Unmut einiger Legionäre entgegen zu wirken. „ Centurio Toranius, du hast die Hand auf der Vorratsbeschaffung. Sollten Schwierigkeiten auftreten, dann lass mir Bescheid geben. Ich bin zwischen den Villen unterwegs.“ Bis jetzt verlief alles wie es geplant. Mal sehen wann die ersten Probleme auftauchten. Massa hatte einen leichten Druck in der Magengegend.

  • Die Ernte ging zügig voran. Zwei Tage brauchten die abgestellten Legionäre. Das Ergebnis, 2 Fuhrwerke Äpfel und Birnen. Weiter kamen 3 Säcke Haselnüsse und Walnüsse dazu. Zufrieden hakte Toranius das erste ab. „ Mehr als wir das letzte Jahr hatten.“ Konstatierte er. „ Wenn das so weiter geht, sind wir diesen Winter fein raus.“ Von den nächsten Villen, kamen die Wägen zurück. „ Kohl wie auf der Tabula verzeichnet.“ übergab ein Scriba seine Tabula. Toranius hakte ab. „ Möhren und Zwiebeln. Aber nicht wie festgelegt.“ kam der nächste Scriba. Der Toranier zog die rechte Augenbraue hoch und holte tief Luft. Der Scriba ahnte was kommt. „ Es sind weniger Möhren, dafür mehr Zwiebeln. Er hat uns die fehlenden Säcke Möhren durch Zwiebeln ersetzt.“ Die eingesogene Luft verließ den Teronier geräuschlos. „ Gut. Sehr gut mitgedacht.“ Ein seltenes Lob von einem Centurio. Der Scriba konnte sich was drauf einbilden. Bei den nächsten Lieferungen ging alles normal von statten. Zusätzlich kamen weitere Säcke Nüsse. Der Knoblauch erreiche auch die gewünschten Mengen. Die ersten Wagen mit Schinken, Speck, Schweinefett und Würsten trafen ein. Die Erntehelfer waren jetzt damit beschäftigt alles in den Horeae unter zu bringen. Plötzlich riss die Kette an Wägen ab. Der Torentier sah ungeduldig zum Tor. „ Wo bleiben die letzten drei Wägen?“ Außerdem fehlte eine Rotte von 20 Schweinen.

  • „ 5 Mann zu der Villa. 5 Mann zu der Villa. Ihr 5 folgt mir.“ Teilte der Pompilier seine Leute auf. „ Denkt dran, ein ordentlich schweres Ferkel. Es ist für die dritte und uns. Der Tribun bezahlt.“ „ Jawoll, Centurio.“ Alle waren sich einig, ein gutes Ferkel auszusuchen. Sie rückten ab. Jede Gruppe zu der ihr angedachten Villa.
    „ Ein richtig fettes, hast du gehört Theomnastus.“ sagte Apollinaris zu ihm. „ Der Tribun bezahlt‘s , dann ein richtig fettes Ferkel.“ bestätigte Theomnastus. „ Uhh, das wird ein Schmaus. Mir läuft jetzt schon das Wasser im Mund zusammen.“ freute sich Fella. „ Du denkst nur ans Fressen, Fella.“ stichelte Tertullinus und Capito legte eins drauf. „ Und an seine Lupa. Heute Abend geht er wieder zu Kalista. Die hat garantiert mit einem anderen das Bett vorgewärmt.“ Alles wieherte los, Fella wurde wütend. „ Ich wisch gleich mit dir den Schweinestall Capito.“ Theomnastus griff ein. „ Ruhig Blut Jungs. Erst das Ferkel, dann die Lupa. Capito hat übrigens recht. Ich war vorgestern bei ihr.“ prompt ging das Gelächter wieder los. Fella sagte nichts mehr, grummelte nur vor sich hin. Theomnastus ging an seine Seite und klopfte ihm versöhnlich auf die Schulter. „ Nimm‘s nicht so schwer. Du findest in Mogo sicher auch bald was festes.“ Fella seufzte und damit war die Sache vergessen. Mittlerweile waren sie an der Villa angekommen. „Seht euch schon mal um. Ich gehe zum Verwalter.“ Die vier Legionäre gingen zu den Stallungen. Theomnastus suchte den Verwalter auf, der bei der Mühle stand und das Mahlen beaufsichtigte. „ Salve, wir kommen von der II. und wollen ein Ferkel für den Tribun aussuchen.“ So klang es wichtiger. „ Du hast sicher die für uns bestimmten Vorräte bereit gestellt. Die werden in einer Stunde abgeholt.“ Der Verwalter sah gar nicht erst zu Theomnastus, sondern winkte nur. „ Ja geh und sucht eins aus.“ Das klang eher wie lass mich in Ruhe. Auf dem Weg zum Stall kam ihm der aufgeregte Tertullinus entgegen. „ Was für eine Schweinerei. Sieh dir den Stall an.“ Na sicher sollte es eine Schweinerei sein, was sonst. Als Theomnastus in den Stall kam, waren in einer Box nur 10 Tiere und was für welche. Ausgehungert, nichts auf den Rippen. „ Nicht euer ernst? Wo sind die fetten Schweine?“ alle zuckten mit den Schultern. „ Kommt mit.“ sagte Theomnastus und wollte mit den Kameraden zum Verwalter. Der war indes auf dem Hof in der Nähe der Stallungen und wartete auf die Legionäre. „ Na, nicht das Richtige dabei?“ fragte er scheinheilig. „ Tut mir leid, das ist der Rest. Die anderen sind alle eingegangen.“ „ Hier ist was faul.“ raunte Fella. Tertullinus und Capito nickten zustimmend. Theomnastus ging auf den Verwalter zu. „ Bist du sicher, dass sie alle verreckt sind?„ Ja, alle samt.“ antwortete der Verwalter. „ Und jetzt macht euch vom Hof. Hier nehmt die 3 Würste und 2 Schinken mit, mehr habe ich dieses Jahr nicht.“ Da braute sich was zusammen. „ Capito, Tertullinus, nehmt die Schinken und die Würste und verschwindet.“ Als Capito an Theomnastus vorbei kam, flüsterte der ihm zu. „ Sag dem Centurio Bescheid.“ Capito nickte unscheinbar. Die zwei nahmen das Zeug und gingen.

  • „Dicke Luft Männer.“ Raunte Theomnastus zu Fella und Apollinaris. Theomnastus trat dicht an den Verwalter heran und schnappte ihn am Kragen seiner Tunika. „ Wo sind unsere Schweine?“ fragte er relativ höflich. „ Ich habe keine und jetzt lass mich los. Hilfe!“ fing der Verwalter an zu kreischen. Aus allen Ecken kamen Sklaven angerannt und stürzten sich auf die Legionäre. Mit Harken, Besen und bloßen Fäusten gingen sie auf die drei los. Die wussten sich zu wehren. Aber die Masse bedrängte sie immer mehr.
    Capito und Tertullinus waren außer Sichtweite im Laufschritt unterwegs. Der Centurio und die 10 Legionäre kamen ihnen mit 2 Ferkeln am Strick auf halber Strecke entgegen. „ Wo ist das Ferkel? Ihr solltet.. und wo sind die anderen drei.“ fragte der Pompilier barsch. „ Centurio da hinten brennt die Luft. Der Verwalter will die Legio Bescheißen.“ japste Capito ganz außer Atem. „ Ihr zwei bleibt hier bei den Schweinen. Die anderen kommen mit.“ Capito und Tertullinus ließen die Schinken und die Würste bei den zwei Kameraden zurück und schlossen sich dem kleinen Trupp an.
    Von weitem war Geschrei zu hören. Der Centurio legte einen Schritt zu und sah beim Betreten des Hof‘s den Schlamassel. Ein Traube von Menschen und mitten drin seine drei Legionäre. Waren das wirklich drei? Wütend darüber, dass Sklaven sich an seinen Legionären vergriffen, zog er seinen Gladius. „ Aufhören!“ nichts tat sich. Es wurde munter weiter geprügelt. Jetzt platzte ihm der Kragen. „ Gladios stringite!“ befahl er seinen Männern. „ Nur Knauf und flache Klinge!“ Ein bisschen dazwischen hauen konnte nicht schaden, dachte sich der Pompilier und hatte den ersten Sklaven am Arm gepackt. Zog ihn weg und schlug ihm dabei den Knauf ins Gesicht. Der Mann torkelte nach hinten und fiel wie ein nasser Sack um. Pompilius fühlte sich gleich viel besser. Der nächste bekam mit der flachen Klinge eins ordentlich auf den Hintern. Seine Legionäre räumten genauso auf. Bis sich das Knäuel aufgelöst hatte. Theomnastus hatte den Verwalter immer noch am Kragen. Dessen Gesicht war etwas angeschwollen. „ Der ist mir glatt in die Faust gelaufen und dann haben ihn seine eigenen Leute verprügelt.“ sagte Theomnastus und nahm Haltung an. Fella und Apollinaris taten es ihm gleich. Fella‘s linkes Auge schwoll zu und Apollinaris fehlte ein halber Zahn. „ So ein Pech aber auch. Wo ist das Ferkel für den Tribun und die festgelegten Vorräte?“ fragte der Pompilier in die Runde. Die Wägen waren eingetroffen und sollten beladen werden.
    „ Hier steht ...“ Pompilius ließ sich die Tabula geben. „ 40 Schweine. 20 Schinken, 50 Würste, 40 Streifen Speck und 20 Töpfe mit Fett.“ „ Hab ich nicht.“ kam die patzige Antwort vom Verwalter. Capito trat an den Centurio heran. „ Centurio. In einer Box stehen 10 halb verhungerte Schweine, die andern Boxen sind leer. Komischerweise, ist überall frisches Stroh drin und die Futtertröge sind halb voll. Als ob man die Tiere vor unserem Erscheinen weg getrieben hat.“ Der Centurio sah sich um. Ein Wäldchen aus Laubgehölzen, vornehmlich Eichen erregte seine Aufmerksamkeit. „ Ihr 5 geht dort mal schauen.“ Der Verwalter wurde zusehends nervöser. Da kam Tertullius um die Ecke gerannt. „ Ich hab‘s gefunden! Der Kerl hat eine zweite Räucherkammer die hängt voller Schinken und Würste.“ Jetzt fehlten nur noch die Schweine und die ließen nicht lange auf sich warten. Die 5 ausgeschickten Legionäre trieben mindestens 30 Schweine aus dem Wald heraus vor sich her. „ Centurio, da stehen noch mehr im Wald rum.“ sagte einer der Legionäre. „ Los, ihr 3 sucht euch 5 Sklaven vom Hof . Die sollen die restlichen Schweine zusammentreiben.“ Der Pompilier widmete sich wieder seinen Legionären. „ Die 5 die hier waren um das Ferkel zu holen. Vortreten.“ Oh, das hörte sich nicht gut an. Fella, Apollinaris, Tellurius, Capito und Thermnastos mit dem Verwalter im Schlepp traten vor. „ Ihr habt vielen Legionären einen fleischlosen Winter erspart. Ihr nehmt euch so viele Sklaven wie nötig und räumt die Räucherkammer aus. Das was festgelegt ist wird auf einen Wagen geladen. Das überzählige wird auf einer Tabula festgehalten und auf einen zweiten Wagen geladen. Mit darauf vermerken, dass ihr als dank jeder ein Stück Speck extra bekommt. Das wichtigste, vergesst nicht das Ferkel auszusuchen. Das geht jetzt allerdings auf Kosten des Verwalters.“ Pompilius sah den Verwalter an. Der nickte schnell um sich weiteren Ärger zu ersparen. Die 5 waren erleichtert und freuten sich obendrein wie Schneekönige. „ Dann lasst die Wagen beladen und die Rotte in die castra treiben.“ befahl der Pompilier. „ Für dich und deinen Dominus wird das alles hier ein Nachspiel haben.“ Das brachte zwar einiges an Schreibarbeit mit sich, aber die machte der Pompilier sich in diesem Fall gern.

  • Endlich nach gut 2 Stunden, der Toranier war drauf und dran gewesen eine Patrouille los zu schicken. Kam grunzend und quiekend eine Rotte von 30 Schweinen um die Ecke. Hinter ihr auf dem Karren der Pompilier. Den Abschluss der Kolonne bildeten 15 Legionäre mit drei Ferkeln an der Leine.
    Vor dem Toranier stieg der Pompilier vom Wagen. „ Wo wart ihr so lange?“ fragte der Toranier. „ Eine lange Geschichte, erzähl ich dir nachher bei einer cervisia. Auf alle Fälle haben wir mehr an Fleisch als gedacht. Der Besitzer der einen Villa hat es uns seinen Mehrbestand kostenlos überlassen. Ja, und ich schreibe einen Bericht. Den lege ich morgen dem Tribun vor.“ Der Toranier war mit der Auskunft fürs erste zufrieden. Die letzten beiden Karren wurden entladen. „ Morgen gibt‘s für die 3. und 4. Centurie drei Spanferkel.“ verkündete der Toranier den anwesenden Legionären. Freudiges Gemurmel war zu hören. „ Und wir liefern morgen unseren Bericht beim Tribun ab.“konstatierte der Pompilier.

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