Haus des Archiatros Gaius Plinius Phoebus

  • Die Überfahrt über das Mare Nostrum war dieses Mal sehr unruhig und auch entspechend länger gewesen als Chrysogona erhofft hatte. Gewitterstürme und Platzregen hatten die Fahrt begleitet und die Medica daran zweifeln lassen ob es eine gute Idee gewesen war, von Rom nach Alexandria zu reisen. Zumal sie die Rückfahrt schließlich auch wieder antreten musste. Glücklicherweise erreichte sie ohne Schiffbruch zu erleiden ihr Ziel.


    Der Vater erwartete die Ankunft seiner einzigen Tochter mit Sehnsucht. Er schickte eine Sänfte an den Hafen, um sie sicher zu seinem Haus geleiten zu lassen. Mit klopfendem Herzen betrat die Medica das Haus, in dem sie ihre Kindheit verbracht hatte, das sie jedoch seit mehr als 8 Jahren nicht besucht hatte.
    Chrysogonas Amme und Kinderfrau Didyme öffnete und schlang sogleich ihre faltigen Arme um die Medica. Ihre Begrüßungsworte gingen in einem gerührten Schluchzen unter.
    Erst als sich Chrysogona aus der Umarmung gelöste hatte, erkannte sie ihren Vater, der die Szene mit vor der Brust verschränkten Armen verfolgte. So sehr er sich bemühte, den abgeklärten, standhaften Wissenschaftler zu geben, konnte die Weitgereiste doch Zeichen der Rührung in seinen Gesichtszügen erkennen.
    "Vater!", hauchte Chrysogona ergriffen.



    Gaius Plinius Phoebus


    Er öffnete die verschränkten Arme und wartete darauf seine einzige Tochter in die Arme zu schließen. Chrysogona ließ ihn nicht warten. Sie genoss die Umarumg, den vertrauten Geruch nach Arzneimitteln, der seiner Kleidung anhaftete und das Kitzeln des Vollbartes, den er mit Stolz trug.
    "Chaire, meine Kore!" brummte er weich. "Es ist schön, dich nach so langer Zeit wieder in Alexandria begrüßen zu dürfen. Komm erst einmal mit mir ins Haus und erzähle mir von Rom und ob sich die Urbs Aeterna irgenwie verändert hat, seitdem ich ihr den Rücken gekehrt habe."


    Er nahm Chrysogona am Arm und führte sie in die Wohnräume des Stadthauses.

  • Ihren 30. Sommer hatte Chrysogona wieder in der Heimat, in Alexandria verbracht. Sie hatte den Kurs des angesehenen Medicus Herophilus von Samothrake sehr zum Stolz ihres Vaters mit einer Diploma abgeschlossen. Jede sich bietende Gelegenheit hatte sie genutzt um am Museion Gelehrte zu treffen, sich zu unterhalten und den Kollegen über die Schulter zu gucken. Chrysogonas Vater hatte die Anwesenheit seiner Tochter sehr geschätzt und es genossen sich mit ihr zu unterhalten. Glücklich darüber wie gut sich die Karriere seiner Einzigen entwickelte fiel es ihm nun schwer Abschied zu nehmen.


    Chrysogona stand mit gepackten Truhen und Körben im Vestibulum des alexandrinischen Stadthauses. Sie breitete die Arme aus um den schmalen und zunehmend gebrechlich wirkenden Vater in die Arme zu schließen.
    "Vater", seufzte sie. Denn ihr - wie wohl auch dem Vater - war bewusst, dass es vermutlich das letzte Zusammentreffen war.
    Gaius Plinius Phoebus drückte seine erwachsene Tochter an die Brust. Länger als notwendig hielt er diese Umarmung. "Meine große Kore. Aus dir ist eine beeindruckende Persönlichkeit geworden. Unser Kaiser kann sich glücklich schätzen, dich an seiner Seite zu wissen. Ich wünsche dir eine gute Überfahrt. Und schreib mir bald."


    Die Medica rieb sich eine Träne aus dem Auge als sie sich löste.
    "Das werde ich, Vater. Und herzlichen Dank für die großartige Gelegenheit mich weiterzubilden und deine Gastfreundschaft. Bleib gesund! Vale bene!"


    Dann riss sich Chrysogona los und trat auf die Straße wo bereits die Sänftenträger auf sie warteten.

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!