Nach dem Opfer - ein letzte Gespräch?

  • Sim-Off:

    reserviert


    Das Opfer war vorbei. Runa wollte und konnte diese Chance nicht verstreichen lassen. Sie WOLLTE – nein sie MUSSTE mit ihm reden. ALLEIN! Wenigsten noch ein mal ALLEIN mit ihm reden. Erklären – entschuldigen – sich verabschieden. Nur noch ein mal.
    Sie hatte sich nun also zum Aufräumen einteilen lassen. Einem ihrer Discipuli hatte sie erklärt, dass er dem Aedituus Helvetius Curio beschied sagen möge, dass sie ihn sprechen wollte.
    Thorgall, der Stellbursche der Duccier, der mittlerweile auch einer ihrer Vertrauen und Freunde war, bekam den Auftrag – nein die Bitte als Wachhund zu fungieren.


    Der Tempel hatte sich geleert und die Letzten verschwanden gerade eben..
    Runa würde in der hintersten Ecke des Tempel mit Curio reden. Nein kein abgeschlossener Raum, dass ging auf keinen Fall, sie könnten entdeckt werden und würde in der Falle sitzen. Runa positionierte sich also so, dass Curio notfalls schnell und ungesehen den Tempel würde verlassen können und dennoch wäre sie in der Öffentlichkeit, so das niemand etwas anstößiges daran finden würde.
    Sekunden wurden zu Minuten – Minuten zu Stunden. Würde er kommen? Wollte er überhaupt hören was sie zu sagen hatte? Wollte er Erklärungen? Und wenn er sie auch einfach – so wie es ihr vater getan hatte - mit Vorwürfen überhäufen würde, egal Hauptsache war, dass er kommen würde und sie ihm wenigstens versuchen konnte zu erklären...
    Runa wartete und wurde immer nervöser...

  • Curio war damit beschäftigt, die übriggebliebene Asche vom großen Opferaltar zu entfernen, als von hinten ein Discipulus auf ihn zutrat. Die Aeditua Duccia wolle ihn sehen, sagte der junge Mann unbedarft, ohne zu wissen, dass er womöglich Zeuge davon wurde, wie sich Curio den letzten Nagel in seinen Sarg rammte. Aber der Helvetier zögerte, und das nicht ohne Grund, denn Silvanas Vater hatte ihm unmissverständnis klar gemacht, dass sich Curio von Silvana fernzuhalten hatte. Vergiss deine Gefühle, hatte er gesagt. Es wird keine gemeinsame Zukunft geben. Es war klar was das bedeutete, ein weiteres Treffen und es wäre endgültig vorbei. Acanthos aber, der die Aufforderung natürlich mitbekommen hatte, trat heran, bat den Discipulus die Patera mit der Asche an den üblichen Ort zu bringen - wo auch immer der hier am Capitolium war - und fing an, leise mit Curio zu tuscheln. Der zeigte sich wenig begeistert davon, schüttelte regelmäßig den Kopf wurden dann aber eher unfreiwillig von seinem Sklaven in den Tempel gezehrt und nun wehrte sich Curio nicht mehr. Andere Herren hätten ihren Sklaven wahrscheinlich auspeitschen lassen und hätte sich Curio gewehrt, hätte man ihn nur noch darauf angesprochen, warum er genau dies nicht tat. Doch verstand niemand, welchen Stellenwert Acanthos für Curio hatte.


    Als sie durch die Pforte getreten waren, mussten sich Curios Augen an die diesige, noch vom süßlichen Geruch des Weihrauchs erfüllte Dunkelheit gewöhnen. Acanthos raunte ihm noch zu, dass er einen schnellen Fluchtweg eröffnen würde und eilte an ihm vorbei zu einer seitlichen Tür. Curio war nun allein und der erste, den er hier sah, war der germanische Bedienstete Thorgall, der sich ebenso wie Acanthos quasi mit den verbündet hatte. Auch hier fungierte er offenbar als eine Art Türsteher, der die beiden vor neugierigen Neuankömmlingen und zufällig hereinkommenden Discipuli, die auf Anweisungen warteten, warnen sollte. Der Germane deute in eine dunkle Ecke, die nur von Zeit zu Zeit durch eine flackernde Flamme einer Fackel erleuchtet wurde und wo die Umrisse einer Person zu gehen waren. Immer noch zögerte der junge Helvetier. Er sollte es nicht tun, er durfte es nicht tun und doch setzten sich seine Füße in Bewegung. Sicherheitshalber schaute siche Curio nochmal um, doch außer dem Germanen und der Person in der dunklen Ecke war niemand zu sehen. Er ging weiter und stand schließlich vor Silvana. In gebührendem Abstand, es mochten drei bis vier Schritte sein, blieb er stehen und blickte die junge Duccia fragend an. Vielleicht war es etwas ganz banales, vielleicht ging es gar nicht um sie und verstand hier einfach irgendwas komplett falsch. Und so eröffnete er das Gespräch in einer Art und Weise, die den üblichen Konventionen entsprachen, die sie in der Öffentlichkeit zu nutzen pflegten.


    Du wolltest mich sprechen, Duccia?

  • Sie machte keine Anstalten auf ihn zuzugehen. Auch wenn sie das wirklich gern gewollt hätte, aber das wollte sie ihm und auch sich nicht zumuten.
    „Ja.“ kam es leise über ihre Lippen. „Bitte lass mich erklären...“ setzte sie an und holt tief Luft. Bevor sie nun zu einem Erklärungsversuch ansetzte. „... erst mal danke das du gekommen bist.“ Das war ja nun alles andere als selbstverständlich. Denn sie konnte sich vorstellen, dass ihr Vater ihm eben so wie ihr klargemacht hatte, dass er es nicht dulden würde, wenn sie sich noch weiter trafen. Um so mehr mussten sie hier nun darauf achten, dass sie nicht entdeckt wurden.
    Er kurzer Blick zu Thorgall, ein Zeichen von ihm, dass die Luft rein war. „Ich will dich auch nicht länger also nötig aufhalten.“
    Wollte sie nicht doch wollte sie, wenn es nach ihr ging... NEIN es ging hier aber nicht um sie und somit auch nicht darum was sie wollte.
    „Ich wollte mich entschuldigen. Ich hätte … ich habe.. es war meine Schuld, hätte ich doch einfach nur meine Gefühle mehr unter Kontrolle gehabt, dann wäre zwischen dir und Vater noch alles in Ordnung.“ Sie schluckte schwer. „Er... ich … nun er hat es irgendwie herausgefunden und es mir direkt auf den Kopf zugesagt.. ich... ich konnte ihn nicht anlügen.. oh wie sehr wünschte ich mir, dass ich es gekonnt hätte.“ Runa drehte sich nun leicht von ihm weg, um ihm nicht in die Augen sehen zu müssen, er sollte ihre Traurigkeit nicht sehen und sie wollte die seine nicht sehen. „Vater hat mir versprochen, das du weiter sein Klient bleiben wirst, wenn ich im Gegenzug den Pontifex heirate...“ Natürlich hätte ihr Vater sie auch zwingen können, aber er hatte wohl eingesehen, dass Runa dann lieber in den nächsten Fluss gesprungen wäre. „...er wird dir verzeihen.“ Nun drehte sie sich wieder zu ihm um. „Das wird er wirklich, er sieht in dir den Sohn, den er nie hatte, den ich ihn nie ersetzen konnte. Sei ihm bitte der Sohn den er sich immer gewünscht hat.“ Runa schlucken schwer und musste eien Pause mache, da ihre Stimme versagte.

  • Curio hörte sich an, was Silvana zu sagen hatte. Er hatte es also irgendwie herausgefunden, hatte es ihr an den Kopf geworfen. Solche Geistesblitze kamen nicht von ungefähr, ganz im Gegenteil hatten sie immer mit irgendwelchen Einflüsterungen zu tun... Und gewissen Fehlern der Geheimnisträger. Immer noch beschäftigte ihn dabei sein unglücklicher Versprecher vom Mogonfest. Auch er trug Schuld und dennoch, für das Zusammentragen der Informationen, für die kluge Deduktion und die daraus folgenden Schlüsse war Minerva zuständig. Eine der drei Göttinen, die der Venus nicht untertan waren. Wahrscheinlich war sie die Vertretung der Nemesis, die sich für die vielen kleinen und großen Verfehlungen, denen sich Curio schuldig gemacht hatte, rächte. Denn es waren noch einige Rechnungen offen und diese wurden jetzt offensichtlich beglichen. Curio blickte kurz zu deren Statue zu Rechten des Göttervaters, seufzte leise und schüttelte den Kopf.


    Entschuldige dich nicht. Gegen die Vorsehung kommst auch du nicht an.


    Dass er weiterhin Verus' Klient bleiben sollte, war für Curio ein zweischneidiges Schwert. Mit den Duccier hatte er wohl die einflussreichste Familie der Stadt auf seiner Seite. Mehr als eine Marionette, ein "duccisches Projekt" sollte er aber nicht sein. Das musste er aber akzeptieren. Wer wusste schon, wie lange dieses ganze Verhältnis noch andauerte, vor allem, wenn es nach dem Willen seiner Eltern ging. Das Donarwetter in der Casa Helvetia war ja kaum zu überhören gewesen und seine Mutter hatte sich bereits einen Plan zurechtgelegt. Sie hatte ihm ausgebreitet, dass ihr Klientelverhältnis dermaßen erschüttert sei, dass es kaum weitergeführt werden könnte. Es sei eine Verlegenheitslösung, so ihre Worte, an deren Weiterführung niemand ein tatsächliches Interesse haben konnte. Daher würde es ohnehin auf langfristige Sicht keine Zukunft haben. Da half es auch kaum, dass Silvana andeutete, er könnte für Verus wie ein Sohn sein, denn Söhne bändelten nicht mit ihren Schwestern an.


    Ich danke dir für... deine Fürbitte... Es wird sich zeigen, was aus dem Klientverhältnis wird. Das Vertrauensverhältnis jedenfalls dürfte zerstört sein, was nicht die beste Basis für ein Patronat ist...


    plapperte er unterm Strich nur das nach, was seine Mutter gesagt hatte. Letztlich war das alles aber mit einer anderen Überlegung verbunden, die eng mit der Verheiratung Silvanas zusammenhing.


    Was deine Hochzeit angeht, wünsche ich dir alles Gute. Meine Mutter hat mir ihrerseits eine... Wartezeit von drei Monaten eingeräumt...


    wie selbstlos von ihr...


    Danach wird auch meine Verlobung mit Valeria Diademata aus Agrippinensium vorangetrieben. Unter Umständen... das heißt... wenn mir ihr Vater eine Anstellung im dortigen Cultus Deorum verschaffen kann, werde ich sogar dorthin ziehen.


    Damit Mogontiacum ihn vergessen und das Patronat ohne größeren Aufsehens gelöst werden könnte, hatte seine Mutter noch hinzugefügt. Er verzichtete jedoch darauf, denn er wollte nicht, dass sie erfuhr, dass ihr Einsatz auf etwas gemünzt war, das vermutlich ohnehin ein Verfallsdatum hatte. Das konnte und wollte er ihr nich antun.


    Während alldem hielt er den Abstand von drei bis vier Schritten immer aufrecht. Auch wenn ihn eine unsichtbare Hand drängte, zu ihr zu treten, sie ihn den Arm zu nehmen oder sie wenigsten zu trösten. Doch all das tat er nicht. Er wurde aufgehalten, dur sein schlechtes Gewissen, seinem Nochpatron gegenüber, seiner Angst vor den Folgen ihrer zufälligen, oder besser, von Minerva initiierten Entdeckung und dem Wissen darüber, dass es ihnen das alles hier nur noch schwerer machen würde. So blieb er stehen, schluckte immer wieder und unterdrückte seinerseits die Tränen, die ihm das erste Mal seit langem wieder in die Augen zu stiegen drohten.

  • Runa nickte. Doch als er von Verlobung sprach trieb es ihr ein Messer ins Herz – ja völlig irrational, aber es war nun mal so. Weg? Nein er durfte hier nicht weg. Warum? Das wussten die Götter allein.
    Sie ging nun also die paar Schritte, die sie trennten auf ihn zu und legte ihm die Hand auf den Arm.
    „Curio... vertraue mir ein letztes Mal vertraue mir. Ich weiß, deine Mutter meint es nur gut, aber glaube mir deine Zukunft ist hier.“ Sie zog sich wieder zurück, wollte sie es ihm doch nicht unnötig schwer machen. „Ich kenne meinen Vater Curio, er ist ein herzensguter Mensch und er wird dir auch wieder vertrauen. Er wird dich auch weiter fördern. Es weiß keiner von uns. Nur eine handvoll Leute und von diesen wird keiner etwas sagen. Curio bitte lass nicht zu, dass sie auch dir deine Zukunft rauben.“
    Nun schimmerten doch Tränen in ihren Augen und eine kleine vorwitzige Träne, wagte es doch tatsächlich den Weg von ihren Wimpern, die Wange hinab bis zum Kinn zu bahnen um dort dann mit unglaublicher Langsamkeit der Schwerkraft nachzugeben und gen Boden zu fallen.
    „Bitte lass es nicht zu. Du gehörst hier her und hier wirklich nur hier liegt deine Zukunft.“
    Sie konnte sich gut vorstellen, wie seine Mutter und sicher auch sein Vater ihm den Kopf gewaschen hatten. Aber sie hoffte, dass er dennoch die Kraft aufbrachte sich gegen sie zu stellen und hier zu bleiben.
    „Ich werde mein Amt nicht weiter ausüben... ich kann es nicht mehr. Nicht nachdem die Götter mich verlassen haben.“ Ja das hier heute war das erst mal seit der Stunde Null wo Runa einer kultischen Handlung nachging und es würde wohl auch das Letze Mal sein.
    Sie weigerte sich die Götter anzubeten, weder die der Germanen noch die der Römer. Runa ignorierte auch die Stimmen in ihrem Inneren. Nein sie würde ihnen nie wieder folgen...
    Nun flehte sie ihn an. „Bitte Curio lass dir nicht zerstören, was du dir hier aufgebaut hast. Bitte.“

  • Curio zerriss es beinahe, sie weinen zu sehen. Es waren mittlerweile nur noch zwei Schritte zwischen ihnen und es wäre ein leichtes für ihn an sie heranzutreten und sie in den Arm zu nehmen. Kurz zuckte sogar seine Hand nach vorne, um ihre Berührung zu erwidern, doch die Mauer zwischen ihnen war wieder aufgebaut und sie war massiver, als je zuvor. Erneut schluckte er und schaute auf seine Sandalenspitzen.


    Die Entscheidung dazu liegt nicht mehr bei mir. Wir sollten beide gelernt haben, die... Befehle unserer Eltern zu befolgen.


    Es war eine recht einfach Sache. Für alles, was er hier entschieden hatte, war er selbst und nur er verantwortlich. Jetzt hatte er die Chance, die gesamte Verantwortung für die kommenden Entscheidungen auf seine Eltern abzuwälzen. Und wer war er, diese Chance, nach all dem, was hier aufgrund seiner grandiosen Fehleinschätzungen vorgefallen war, verstreichen zu lassen.


    Mein zukünftiger Schwiegervater ist ein einflussreicher Mann dort oben. Mit ein bisschen Engagement und einem Empfehlungsschreiben deines Vaters kann er mir womöglich einen direkten Wiedereinstieg ermöglichen.


    Wieder plapperte er nur nach was seine Mutter ihm vorgegeben hatte. Es klang so logisch, so schlüssig und war so einfach. Es konnte nur richtig sein. Und selbst wenn nicht. Der Satz seiner Mutter, dass es das beste sei, dass man ihn hier vergaß, hatte ihn gebrochen, was dieses Thema anbetraf. Er würde nicht mehr aufbegehren. Nein, er würde hier verschwinden, so wie er hier aufgeschlagen war und würde tun, was man von ihm verlangte.


    Allerdings blieb ihm komplett die Luft weg, als Silvana betonte, dass sie ihren Tempeldienst an den Nagel hängen wollte. Er konnte es nicht glauben. Ungläubig schüttelte er den Kopf, öffnete und schloss seinen Mund, ohne dass ein Laut seinen Weg hinausfand und ignorierte schließlich die Mauer zwischen ihnen. Mit zwei schnellen Schritte trat er auf sie zu er ergriff ihre Hand.


    NEIN!


    brach es aus ihm hervor und sofort bereute er es. Sein Blick wanderte im Tempelinneren umher, doch fand er niemanden, der es nicht hätte hören dürfen. Stattdessen fuhr er leise fort.


    Du darfst deine Gabe nicht wegwerfen, Runa. Niemals. Du musst sie nutzen, denn sie nutzt allen. Auch dein Vater würde nicht wollen, dass du das alles einfach so wegwirfst.


    Warum er jetzt hier plötzlich die Position des Ducciers vertrat, wusste er auch nicht. Wahrscheinlich einfach deswegen, weil seine eigene Meinung keine Bedeutung mehr hatte und er sich auf irgendeine Autorität berufen musste, deren Meinung noch Gewicht hatte. Verus musste es wissen, dass seine Tochter diese Gabe erhalten hatte - ebenso wie er, wie es hieß - und er konnte kein Interesse daran haben, dass sie diese Enscheidung der Götter mit Füßen trat.


    Du hörst.. oder siehtst... oder ach, bei Pluto, was auch immer es ist, es ist doch noch da, oder? Oder ist es weg?

  • Runa nickte, ja die Befehle ihrer Eltern. Verantwortung abgeben – Entscheidungen andere trefen lassen. Oh wie sie das hasste, aber sie nickte. Sie verstand ihn – aber irgendwie auch nicht. Aber sie wollte ihm nicht schon wieder in etwas hineinreden. Wenn er es denn so wollte.
    „Vater wird dir sicher ein Empfehlungsschreiben geben, dass dort niemand es wagen wird an dir zu zweifeln.“ Sagte sie tonlos. Ja warum sollte er auch auf ihre Worte noch etwas geben. Vertrauen war zerstört. Das was sie verbunden hatte es schwand, es schwand wohl mit jedem Wort. Und das schmerzte Runa um so mehr. „Ja deine Mutter wird wissen, was am besten für dich ist.“ Waren diese Worte zynischen gesprochen, vielleicht die folgenden waren es auf jeden Fall. „So wie mein Vater weiß was das Beste für mich ist.“
    Sein lauten NEIN ließ sie zusammenfahren, ebenso wie die Berührung seiner Hand.
    „Was hat sie mir denn gebracht? Leid, Kummer dir eben so wie mir. Nein Curio... ich will das nicht mehr. Und mein Vater will es ja scheinbar auch nicht. Er kennt meinen Zukünftigen und der ist nicht gerade für seine Offenheit anderen Religion gegenüber bekannt.“ Wer weiß, vielleicht würde er das war ihr Vater immer gefördert hatte einfach aus ihr heraus prügeln? Runa wollte es gar nicht wissen.
    Sie wollte nicht darüber nachdenken.
    Runa entzog ihm ihre Hand. „Ich höre sie und sie machen mich fast wahnsinnig. Ich will das nicht. Verstehst du es denn nicht?“ Nun rollten die Tränen in kleinen Bächen über ihre Wangen. Natürlich hörte sie es, inzwischen war es auch eher ein Fluch als eine Gabe um so mehr Runa versuchte es zu ignorieren um so lauter riefen sie nach ihr. Zerriss sie förmlich. „Es ist wie du sagst unsere Eltern wissen was das Beste für uns ist. Und Vater hat nun mal entschieden... das es der Pontifex sein soll.“ Das er diese Entscheidung wohl eher in seiner Wut getroffen wurde, war Runa egal, Sie wollte nicht mehr kämpfen, sie hatte aufgegeben. Einzig für Curio hatte sie noch gekämpft und nun wollte er gehen? Einfach so gehen. Es war alles so sinnlos...

  • Es war die Zeit der Entscheidungen. Oder vielleicht eher die Zeit der Verteidigung der Entscheidungen ihrer Eltern. Es wurde nichts mehr in Frage gestellt, nicht mehr selbst gedacht. Es wurde gehorcht. Sie nahmen Befehle an, befolgten sie und verteidigten sie gegen Kritik. Sie machten sie sich zu eigen, ohne dass sie damit glücklich wären. Aber ihr Glück, ihre Liebe war nicht Teile der Entscheidungsfindung. Da gab es andere Kategorien, Geld, Einfluss, Beziehungen. Es war traurig, aber wahr. Aber genau deswegen gab es auch nichts mehr zu sagen.


    Curio nahm zu Kenntnis, dass sie ihm ihre Hand entzog. Er selbst trat einen Schritt zurück. Er selbst hatte keine Ahnung, was sie durchmachte, denn er hörte keine Stimmen, sah keine Bilder und verstand nicht, was es für Folgen hatte, sie so konsequent zu ignorieren, ohne sie aber loswerden zu können. Nur ein Bild erschien in seinem Kopf, so als hätte die kurze Berührung ihrer Hände die Fähigkeiten Silvanas auf ihn übertragen und dieses Bild, wie der Fundanius handfest dafür sorgte, dass sie diese Gabe auch wirklich nicht mehr anzuwenden versuchte, ließ ihm einen kalten Schauer den Rücken hinab laufen. Er fröstelte leicht und trat schockiert einen weiteren Schritt zurück.


    Wir werden beide irgendwann mit all dem klarkommen, Runa. Vielleicht dauert es ein bisschen, aber irgendwann wird es gehen.


    gab er schließlich eine Art Zusammenfassung ihres Gesprächs und gleichzeitig einen düsteren Ausblick auf ihre Zukunft, die keine gemeinsame Zukunft mehr war. Und obwohl das Gespräch eigentlich beendet war, ging er nicht, sondern blieb angewurzelt dort stehen, wo er stand. Konnte er nicht gehen, wollte er nicht gehen, durfte er nicht gehen? Er hatte keine Ahnung.

  • Runa stand auch wie angewurzelt da. Ihre Lippen formten die Worte, die ihr Kopf ihr vorgab, ihr Herz aber rief, dass das nicht wahr war.
    „Ja werde wir wohl müssen.“
    So traurig und doch so endgültig waren ihre Worte.
    „Irgendwann werden wir das können, irgendwann werden wir es verstehen. Ich weiß wenigstens was auf mich zukommt...“ Waren das schöne Aussichten? Nein waren es nicht.“.. Vater und Mutter haben mir es ja vorgelebt.“ Aber wenigstens hatte ihre Eltern sich respektiert. Etwas was Runa wohl nicht hoffen konnte.
    Runa sah sich um Stille absolute Stille. Nicht mal ein Mäuschen war zu hören. Sie gab einem Impuls nach – ob es nun Freia war – oder ob es Loki war, der ihr den nötigen Schubs gab wusste sie nicht. Doch überbrückte sie den Abstand zwischen ihm und ihr.
    Einmal noch nur einmal noch wollte sie es spüren, spüren wie es sich anfühlte, wie sich die wahre Liebe anfühlte. Sie wollte es spüren und es dann für immer in ihrem Herzen verschließen.
    So war es mal wieder Runa, die Curio küsste. Alle ihre Liebe zu ihm, ihre Verzweiflung.. alle Gefühle die gerade ein ihr tobten – auch jene die ihr sagten, dass diese Leben nichts mehr wert war lagen in diesem Kuss. Und sie flüsterte an seine Lippen flüsterte sie jene Worte die sie ihm schon mal kurz vor dem großen Donarwetter gesagt hatte. „Ich liebe dich von ganzem Herzen und für immer – vergiss das bitte nie.“

  • Sie mussten nicht verstehen, sie mussten akzeptieren. Doch das wusste sie selber. Aber schon als sie es aussprach war da wieder dieses grässliche Bild harter, unerbittlicher Schläge... Er konnte das Bild nicht zurückdrängen und bei jedem neuen Schlag zuckte er innerlich zusammen, als würde er jeden einzelnen Schlag am eigenen Körper spüren. Traurig blickte er sie an... und wurde komplett überrumpelt, als sie nun ihrerseits auf ihn zutrat und ihn aus heiterem Himmel küsste. Ohne darüber nachzudenken umfasste er ihre Taille, zog sie an sich heran und schloss die Augen, um ihren aller, aller, allerletzten Kuss ganz in sich aufzunehmen. Nie wieder würde er dieses Gefühl genießen können, denn mehr als Respekt würde er für die arme Valeria wohl niemals aufbringen können. Doch würde er damit irgendwann klarkommen und je öfter er sich das selber einredete, desto schneller würde es wohl genauso kommen.


    Ich liebe dich auch, Runa. Mehr, als ich sagen kann.


    Erst das dezente Räuspern seines Sekretärs ließ Curio aufschrecken und sorgte dafür, dass er den Kuss abschloss. Zwar glitzerte in seinen Augen ein kleines bisschen Freude über diesen letzten Kuss, doch wurde sie schnell von Trauer und Angst um Silvana überlagert. Er hatte gesehen, wie es mit ihr enden würde. Warum man ihm das angetan hatte, wusste er auch nicht, und doch musste er wohl mit diesem Bild leben...


    Und noch eins: Lass dich von ihm nicht brechen, Runa. Hörst du? Wenn er es versucht, schreib mir. Egal wo ich sein werde, ich werde dafür sorgen, dass es aufhört.


    Er konnte es nicht für sich behalten. Nein, er musste es ihr sagen. Wie und was er machen wollte, wusste er zwar nicht. Aber er kannte genug Leute, die mit ihm dort runterreisen und dafür sorgen konnte, dass es ein Ende nahm. Und auch wenn ihm der schlagkräftige Held nicht gut anstand - da war sein Bruder deutlich besser für geeignet - wusste er doch, wie man einem Mann ein Messer in die Brust rammte. Und mehr brauchte er dafür nicht zu wissen.

  • Es war so richtig, so verdammt richtig. Und es fühlte sich gut an so gut. Es verdrängte zumindest für einen Augenblick die Bilder. Sie fühlte sich geborgen – sicher – verstanden. Ja so war es immer zwischen ihnen gewesen. So richtig so vollkommen.
    WARUM? Warum nur sah das keiner? Warum konnten sie das nicht verstehen. Warum ging es immer nur um Geld, Macht, Einfluss?
    Liebe war vielleicht im großen Plan der Götter vorgesehen, aber nicht in denen der Menschen.
    Sie nahm seine Liebeserklärung eben so wie seinen Kuss in sich auf und verschloss sie in sich. Ja zu all den schönen Erinnerungen, die sie gemeinsam teilten. Sie würden sie vielleicht über die lange Zeit der Dunkelheit führen... vielleicht.
    Doch was er dann sagte, riss ihr fast den Boden unter den Füßen weg. Was wusste er? War es so wie bei Alpina? Die für einen Moment damals hatte sehen können was Runa sah? Die hatte sehen können, dass es ihrem Corvinus gut ging?
    Sie trat einen Schritt zurück. Das hatte sie nun wirklich nicht gewollt. Es waren ihre Dämonen nicht seine. Nein NEIN!
    Oh ihr Götter warum....?
    „Was? Nein Curio vergiss es. Bitte vergiss es...“ Ihr Blick war flehend eben so wir ihre Stimme. „Ich habe das nicht gewollt hörst du? Wirklich, das wollte ich nicht.“
    Runa schaute zu Boden ihre Hände ineinander verkrampft.
    Also sie wieder aufblicke hatte sich ihr Blick verändert. Es lag etwas darin... etwa Dunkles, dass auch auf ihrer Seele lastete. „Nein Curio bitte du kannst nichts tun.“ Dann sagte sie die Worte, die wohl an Endgültigkeit nicht mehr übertroffen werden konnten. „Es wird alles so kommen wie es muss. Und es wird für mich nicht lange dauern.“ Was sie damit meinte ließ sie offen, doch ihren Augen wurde müde, wie die einer alten Frau.
    Ihre Stimmen emotionslos, mechanisch die nun folgenden Worte.
    „Aedituus Helvetius Curio ich danke dir für alles was du mir gegeben hast. Danke das du heute meiner Bitte gefolgt bist und dich noch einmal mit mir getroffen hast. Ich wünsche dir für deine Zukunft alles gute.“ Ganz leise, so das man nicht mal sicher sein konnte, dass er es hörte.
    [SIZE=7]„In einem anderen Leben Curio in einem anderen.“ [/SIZE]

  • Das sollte es also gewesen sein. Man musste nicht von Minerva geküsst sein, um zu verstehen, was Silvana meinte. Und da sie keine Hilfe wollte, und er nur helfen konnte, wenn man ihn informierte, musste er sich damit abfinden, dass sich irgendwann aus heiterem Himmel sein Herz zusammenkrampfen würde, so wie er es schon von so vielen Soldatenwitwen gehört hatte, die ihre Männer auf Schlachtfeldern verloren hatten und deren Herzen sich, so sagten sie, allesamt zusammengekrampft hatten. Bis dahin würde er wohl in Angst vor diesem einen Moment vor sich hin leben und wenn er Glück hatte, würde er nicht in einem wichtigen Moment erfolgen, sondern heimlich, still und leise in seinem zukünftigen Officium oder wenn er alleine in seinem Schlafzimmer lag, damit er sich danach ganz seiner Trauer hingeben konnte...


    Ich wünsche dir alles erdenklich Gute, Aeditua Duccia. Aber nun: Leb wohl!


    Er schenkte Silvana einen letzten Blick, bevor er Acanthos ein Zeichen gab, und ohne sich umzudrehen das Tempelinnere verließ. Mit jedem Schritt wurde sein Gang schneller und hastiger und Acanthos hatte Mühe, die stetigenTempowechsel mitzuhalten. Curio wollte nur noch raus, nach Hause und sich dort irgendwo vergraben. Wenigstens bis morgen.

  • Zurück blieb eine Runa, die sobald Curio den Tempel verlassen hatte in sich zusammenbrach und weinen auf die Knie sackte.
    Nur Momente später war Thorgall bei ihr, half ihr auf und nahm sie – obwohl es sonst nicht seine Art war in den Arm.
    „Komm ich bring dich nach Hause.“
    Nach Hause, es klang wie ein Hohn in Runas Ohren und dennoch nickte sie stumm.
    So verließen sie nur wenig später den Tempel in Richtung der Villa Duccia.

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