Erste Anhörung - Sergia Fausta vs. Quintus Germanicus Sedulus

  • Sim-Off:

    Weil ich nicht weiß, ob ichs morgen schaffe, aber gerne pünktlich da sein will, schlag ich hier heute schon auf. ;)


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    In einer schicken Sänfte wurde ich bis vor die Basilica Ulpia getragen. Und in der Sänfte direkt neben mir: der Eques Faustus Poppaeus Sabinus, der mich heute als mein Anwalt vertreten würde. Gemeinsam (und natürlich auch mit einigem Gefolge, darunter meinen beiden treuen Freundinnen Pontia Paula und Titia Tusca, meinem Klienten Titus Nonius Turbo und einigen Sklaven und Bediensteten wie meiner Callisto) betraten wir die Basilica. Am Eingang zum Verhandlungsraum hing eine Wachstafel mit allen wichtigen Angaben zur heutigen Anhörung.. das hieß.. allen wichtig Angaben bis auf die des Iudex Prior, der wahrscheinlich erst kurzfristig berufen worden war oder so. Wie auch immer.
    Ich ging voran bis auf den Platz der Anklägerin. Poppaeus und Callisto folgten mir. Paula und Tusca nahmen auf einer der mittleren Zuschauerbänke Platz, während Turbo sich etwas weiter nach vorne setzte.... Ich war bereit.

  • Auch Sedulus war erschienen. Sein Sklave Teutus hatte ihn zum Gericht begleitet. Doch er wartete am Eingang noch auf seinen Advocatus Duccius Vala bevor er sich zu seinem Platz begab. Er würde noch lange geng mit der Sergia in einem Raum sein.
    Er machte einen recht gefassten Eindruck, äußerlich, doch im Inneren war ein klein wenig aufgewühlt.
    Außerdem war er von der Person angwidert welcher er gleich im Gerichtssaal begegnete, Sergia Fausta.
    Aber gut, auch dieser Spuk ging vorrüber, dachte sich Sedulus.
    Teutus wollte etwas zu Sedulus sagen, doch dieser winkte ab.


    Ich will jetzt nichts hören Teutus.


    Hörte der Sklave die Worte seines Herren und schwieg.

  • Eigentlich hatte Vala heute keinen Grund zur Klage, seit langem mal wieder, da es zeitweise so aus sah als würde es für ihn tatsächlich so etwas wie bergauf gehen. Allerdings musste er sich das latente Lächeln bei seinem Weg zur Basilica Ulpia aus dem Gesicht wischen, um schließlich mit dem durch die Lokalität und die Situation gebotenen würdevollen Ernst aufzutauchen. Mit Sirius im Gespann, der eine ordentliche Ladung Tabulae mit Notizen und Dokumenten mit sich rumtrug, näherte er sich einem Klienten und zupfte sich auf die letzten Meter noch ein paar Falten in seiner Toga zurecht.


    "Salve Germanicus!" , grüßte Vala seinen Mandanten mit einem aufmunternden Lächeln an, als er sich dessen versteinerter Miene gewahr wurde, "Heute gilt es also! Verzage nicht, ich bin mir sicher es wird halb so schlimm wie du es dir vorstellst!"
    Natürlich hatte Vala gut reden, immerhin war er nur der Advokat und sein Mandant der Beklagte, allerdings konnte Vala sich nicht vorstellen, dass es bei einer Sache wie dieser zum Supergau kommen würde. Dementsprechend weigerte er sich auch, mit allzu großer Sorge an die Sache heranzugehen... selbst wenn er sich dem Anliegen seines Mandanten folge leistend natürlich intensiv auf die Sache vorbereitet hatte. Aber vielleicht genau deshalb...


    "Nun, dann lasst uns keine Zeit verlieren und die Sache hinter uns bringen!" , forderte er schließlich alle in der Gruppe um den Senator auf, die Basilica und den Gerichtssaal zu betreten.
    Der Iudex hatte letzteren noch nicht betreten, und so wie es aussah hielt sich die Besuchermenge bisher in Grenzen (selbst wenn Vala davon gehört hatte, dass man offensichtlich versucht hatte genau das Gegenteil zu erreichen), so dass sie in Ruhe ihre Plätze einnehmen konnten. Letztlich blieb sogar noch ein wenig Zeit für Vala, um ein wenig gute Miene zum bösen Spiel zu machen und die Gegenpartei zu grüßen. Dem Groll seines Mandanten entsprechend würde er dies sicherlich nicht tun, aber Vala war es ein größeres Anliegen die Stimmung nicht kippen zu lassen.


    "Salve Sergia. Ich hoffe es ist dir gut ergangen..", grüßte Vala also die Klägerin mit einem gelassenen Lächeln, bevor er dem Eques die Hand reichte, "Poppaeus, ich glaube wir hatten noch nicht die Ehre."

  • Zitat

    Original von Titus Duccius Vala


    "Salve Germanicus!" , grüßte Vala seinen Mandanten mit einem aufmunternden Lächeln an, als er sich dessen versteinerter Miene gewahr wurde, "Heute gilt es also! Verzage nicht, ich bin mir sicher es wird halb so schlimm wie du es dir vorstellst!"
    Natürlich hatte Vala gut reden, immerhin war er nur der Advokat und sein Mandant der Beklagte, allerdings konnte Vala sich nicht vorstellen, dass es bei einer Sache wie dieser zum Supergau kommen würde. Dementsprechend weigerte er sich auch, mit allzu großer Sorge an die Sache heranzugehen... selbst wenn er sich dem Anliegen seines Mandanten folge leistend natürlich intensiv auf die Sache vorbereitet hatte. Aber vielleicht genau deshalb...


    "Nun, dann lasst uns keine Zeit verlieren und die Sache hinter uns bringen!" , forderte er schließlich alle in der Gruppe um den Senator auf, die Basilica und den Gerichtssaal zu betreten.


    Da kam auch schon Sedulus`Advocatus. Er versuchte zu lächeln, doch misslang es ihm, er war halt doch recht angespannt.


    Salve Praetorius Duccius.


    Grüßte der Senator seinen Rechtsbeisteher.


    So du es sagst. Also gut, dann wollen wir. Es wird schon nicht so schlimm werden.


    Versuchte er sich selbst zu beruhigen und folgte Vala ins Gericht.
    Drinnen kamen sie an der Sergia und ihrem Vertreter vorbei. Sedulus nickte dem Advocatus zu, aber die Sergia würdigte er mit keinem Blick.
    Nun konnte es also anfangen.

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    Mein Hausadvokat Faustus Poppaeus Sabinus war vor der Verhandlung vor allem konzentriert und entsprechend sparsam mit Worten. Er nickte dem Germanicus nur stumm zurück zu. "Duccius. Es ist mir eine Ehre." ..sich hier mit ihm zu duellieren. Ein schmales Lächeln umspielte für einen kleinen Wimpernschlag lang seine Lippen.
    Ich meinerseits hatte kein Problem damit, den nicht grüßenden Germanicus mit einem provokativ gespielt freundlichen Lächeln höflich zu grüßen: "Salve.", sprach ich nur kurz und nickte ihm begrüßend zu. Dann wandte ich mich an den Duccier. "Und sei auch du gegrüßt, Duccius." Mein Lächeln wurde einen kleinen Tick selbstgefällig. "Keine Sorge, mir ist es sehr gut ergangen." Ich strich mir eine gar nicht in mein Gesicht hängende Strähne aus dem Gesicht, nur um dem Duccier meinen hübschen Ritterring an meiner Hand unterschwellig zu präsentieren. "Wie ist es dir ergangen seit unserer letzten Begegnung.. Praetorius?", stellte ich dann die Gegenfrage. So besonders viel hatte man ja nicht gehört von ihm während seiner Praetur.. fand ich.

  • "Diese liegt ganz auf meiner Seite.", floskelte Vala auf die Erwiderung des Poppaeus und beließ es bei einem respektvollen Nicken, bevor er sich dessen Mandantin zuwandte. Die, wieder einmal, auf die ihr doch recht zueigen scheinende Art und Weise mit Zaunpfählen um sich warf. Das Ding mit Zaunpfählen war, dass sie nur zu treffen vermochten wenn man sich ihrer nicht gewahr wurde, allerdings schien die Sergia es garnicht darauf anzulegen hier missverstanden zu werden, was die Sache für Vala recht einfach machte. Der beste Umgang mit tieffliegenden Zaunpfählen war, sie entweder zu ignorieren oder sie kleinzureden... am besten beides.
    "Das ist schön zu hören, Sergia.", war demzufolge Valas lapidar-unbekümmerte Reaktion, der auf die Geste mit dem Ritterring diesen nur mit einem milden Lächeln begutachtete... in der Art, wie man die tote Maus vor der eigenen Haustür bedachte, die eine stolze aber ansonsten harmlose Hauskatze angeschleppt hatte.
    "Ich kann mich nicht beklagen und genieße die Ruhe nach und vor dem Sturm... die Praetur ist vorüber und der nächste Wahlkampf kommt bestimmt.", überging Vala einfach mal die Tatsache, dass ihn gewisse Ereignisse der vergangenen zwei Jahre derart geschlaucht haben, dass er es vollkommen verpasst hatte sich zur nächsten für ihn eignenden Amtsperiode zu bewerben. Aber offensichtlich, so seine momentane Einschätzung, war das genau das richtige.

  • Kurz bevor Vala zur Verhandlung aufgebrochen hatte ihn ein Bote erreicht das sein Tiro Marcus Helvetius Commodus heute leider krank danieder lag und deshalb nicht kommen konnte.

  • Es war Titus Samius Naso, der am heutigen Tag für diese Verhandlung zugeteilt wurde. Kurz zuvor wurde er von seinem Sekretär informiert, worum es da im Großen und Ganzen gehen sollte, aber Samius Naso hatte schon genug Erste Anhörungen geleitet und war für seine unprätentiöse Art bekannt. Dementsprechend routiniert rauschte er daher in die Basilica und setzte sich auf seinen Sitz.


    So, meine Herrschaften. Hier findet die Erste Anhörung Sergia Fausta versus Germanicus Sedulus statt. Streitgegenstand ist ein Verstoß gegen die Lex Mercatus Paragraph 4 Absatz 1.


    Ich sehe, daß die Parteien samt Vertreter anwesend sind. Die verletzte Partei hat nun das Wort. Poppaeus Sabinus, was hat denn der Beschuldigte getan?

  • Ach was! Das hörte sich ja fast so an, als wollte der Duccius noch Consul werden! ..als Halbbarbar! ..nach einer doch eher ruhigen Praetur (zugegeben hatte es ein gewisser Aurelius mit seinen riesigen Totenspielen natürlich auch ziemlich schwer gemacht, in dem Jahr auf sich aufmerksam zu machen)! ..nach einem Prozess, in dem er diesen Gesetzesbrecher Germanicus verteidigte! Ja, und am Ende überlegte er sich vielleicht auch noch meinen Marcus als potenziellen Quaestor Consulum (langsam war es ja mal an der Zeit) mit in seinen Wahlkampf zu ziehen, oder was?! Der als Teil der Nobilität?? Niemals. Das würde der Senat nicht zulassen. (Und damit, nur der Vollständigkeit halber, würde auch ich es nicht zulassen, dass mein Marcus sich an sojemanden im Wahlkampf hängte.)
    Was sollte ich also dazu noch groß sagen? "Ehrgeizige Pläne, Duccius.", versuchte ich möglichst neutral zu klingen und mir nicht anmerken zu lassen, ob ich ihn für diesen Ehrgeiz nun bewunderte oder doch nur belächelte. Mit einem stummen Nicken verabschiedene ich den Senator dann, als kurz darauf der Iudex in den Saal rauschte.


    Sim-Off:

    Ich gehe mal davon aus, dass der Iudex fürs Protokoll wenigstens von einem Gehilfen oder so namentlich angekündigt wurde, sodass sein Name nun allen bekannt ist? Rhetorische Frage. 8)


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    Meinem Hausadvokaten Faustus Poppaeus Sabinus wurde nach einer eher sparsamen Anhörungseröffnung das Wort erteilt. Er nickte dem Iudex als höfliches Zeichen des Dankes zu. "Verehrter Iudex Prior Samius, geachteter Germanicus, geschätztes Volk von Rom! Mein Name ist Faustus Poppaeus Sabinus. Ich bin römischer Advokat und Eques Romanus und vertrete heute meine Mandantin, die ehrenwerte Ritterin Sergia Fausta." Angestrengt verkniff ich mir ein Augenrollen bei diesem einleitenden Blabla. "Wie bereits angesprochen geht es heute hier um einen Verstoß gegen den Paragraphen vier Absatz eins der Lex Mercatus. Und dieser besagt, dass der Verkauf von Waren und Dienstleistungen nur durch behördlich genehmigte Betriebe geschehen darf." Soweit die erste Rechtslage. "Der Beschuldigte nun, der nicht nur als Römer sondern auch und vor allem als langjähriger Senator, wie man betonen muss" Und mindestens zwei Jahrzehnte [sim-off: exakt 6 RL-Jahre] saß dieser Typ hier ja sicherlich schon im Senat, auch wenn er sich dafür noch erstaunlich gut gehalten hatte und beinahe (!) noch als unter 40 durchging. "eine Vorbildfunktion zu erfüllen hätte und ausfüllen sollte, hat die Lex Mercatus statt sie zu achten und zu befolgen im Gegenteil schändlich mit Füßen getreten: Und man kann ihm dabei sogar begründet ein vorsätzliches Handeln vorwerfen!", erhob der Poppaeus den belehrenden Zeigefinger in Richtung Publikum.
    Er machte eine kurze Pause und begann dann langsam zu nicken. "Denn nicht nur, dass Germanicus Sedulus ein mittlerweile langjähriger Quaestorier ist!" Dieser kleine Seitenhieb darauf, dass es der Kerl wohl kaum mehr viel weiter in der Rangordnung des Senats nach oben schaffen würde, war auf meinen persönlichen Wunsch hin mit in diese kleine Rede eingearbeitet worden. "Nein, der hier anwesende Germanicus Sedulus ist auch seit vielen, vielen Jahren schon als Besitzer gleich mehrerer Betriebe wirtschaftlich tätig, sodass meine Mandantin davon ausgehen muss und musste; sodass ich davon ausgehen muss; sodass eigentlich jeder hier davon ausgehen muss, dass Germanicus Sedulus mit den Regelungen, Vorschriften und Paragraphen der Lex Mercatus mehr als nur gut vertraut ist!" Sabinus warf einen Blick auf sein kleines Wachstäfelchen, das er sich zum Spicken vorbereitet hatte: "Aus den Tätigkeitsberichten der Ädile geht beispielsweise ganz konkret hervor, dass sich die Fischerei "Piscatoris Sedulus" und die Metzgerei "Lanius Sedulus" seit dem exakt sechsten Tag vor den Novemveriden 858 ab urbe condita in seinem Besitz und Eigentum befinden." Wie lange genau der Germanicer die anderen beiden Betriebe bereits sein Eigen nannte, konnte Sabinus aufgrund von schlampiger Arbeit (wohlbemerkt: seitens der damals tätigen Ädile!) leider nicht ganz so exakt sagen. "Und auch die Rinderzucht "Pecuariusa Sedulus" betreibt der Beschuldigte schon mindestens seit dem dritten Tag vor den Julinonen 861 ab urbe condita.", führte er also stattdessen aus, was seine zusätzlichen Recherchen ergeben hatten.


    "Aber was ganz genau ist es, mit dem der Beschuldigte Germanicus Sedulus vorsätzlich gegen die Lex Mercatus verstieß? Der Beschuldigte verstieß gegen die Lex Mercatus Paragraph vier Absatz eins.. erstens durch das öffentliche Feilbieten von Ton." Punkt. "Dabei muss ich mich im Sinne des Beschuldigten Germanicus Sedulus natürlich fragen, ob er nicht nach Absatz zwei des gleichen Paragraphen erst kürzlich eine Tongrube geschlossen hat. Dann nämlich wäre ein solcher Verkauf ja gemäß dieser gesetzlichen Ausnahmeregelung erlaubt." Er machte eine kleine Pause und gab vor kurz zu überlegen. "Aber eine Tongrube? ..als Senator?? Ich denke, dass man hier wohl getrost davon ausgehen kann, dass dieser Fall nicht zutrifft." Ende dieser Feststellung.
    Sabinus senkte den Kopf leicht, während er die rechte Hand zu einer symbolischen Meldung kurz hob. "Aber damit noch nicht genug! Der Beschuldigte Germanicus Sedulus verstieß gegen die Lex Mercatus Paragraph vier Absatz eins.. zweitens auch durch das öffentliche Feilbieten von Farben.. sowie darüber hinaus sogar drittens auch durch das öffentliche Feilbieten von Edelhölzern! Und besaß er dabei eine Farbmischerei oder ein Sägewerk? Nein!", empörte sich der Poppaeus energisch und gestenreich, bevor meine beiden Freundinnen Paula und Tusca, mein Klient Turbo und natürlich auch noch der eine oder andere bezahlte Klatscher dem Redner einen ersten ordentlichen Beifall spendeten.


    Sabinus machte eine abwehrende Handbewegung und wartete einen Augenblick. Dann fuhr er fort: "Ich sehe in diesem Fall also ganz klar einen langjährigen Senator, der statt der von ihm erwarteten Vorbildlichkeit gerade im Bezug auf unsere römischen Gesetze selbige lieber mit den Füßen tritt! Und das nicht einmal, nicht zweimal, sondern gleich dreifach, wie ich soeben ausgeführt habe!" Der Poppaeer wandte sich nun zum Beschuldigten und sah ihm direkt ins Gesicht, während er langsam erst einen, dann einen zweiten Schritt auf ihn zu tat. "Und ja, dem Beschuldigten Germanicus Sedulus wird hier auch die Vorsätzlichkeit mit dem einfachen und niederen Zweck der eigenen Bereicherung vorgeworfen. Warum? Weil er als langjähriger Senator unsere Gesetze kennen müsste! Weil er als langjähriger Betriebseigner insbesondere die Lex Mercatus mit Sicherheit ganz genau kennt! Weil es mehr als fraglich ist, weshalb sonst der Beschuldigte Germanicus Sedulus überhaupt all diesen Ton, all diese Farben und all diese Edelhölzer besaß.", forderte Sabinus hier indirekt ein paar Antworten dazu.
    Dann wandte er sich (fürs Erste) von dem Germanicer ab und kurz dem Iudex zu: "Und zuletzt wäre es auch nicht das erste Mal, dass ausgerehnet ein Senator Germanicus sich eine ganz eigene Sicht auf die Lex Mercatus entwickelt.", ließ er den Iudex bei seinem Gang zurück zu seinem Platz wissen. Nach Paragraph neun Absatz vier der Lex wurden schließlich alle Verstöße gegen dieses Marktgesetz in der für jedermann einzusehenden Acta Diurna veröffentlicht. (Ob sich Germanicus Sedulus schon auf seine baldige Erwähnung freute?) Wer wollte, der konnte also neben den Verstößen des Senators Germanicus Avarus, gegen den deswegen ja auch sogar schonmal prozessiert wurde, selbst ein paar Vergehen von Germanicus Sedulus Schwester Germanica Aelia oder Germanicus Sedulus Tochter Germanica Calvena auftun. Alles Zufall, diese Vergehen von Onkel, Schwester, Tochter und nun auch Sedulus selbst? Naja, wers glaubte....


    Auftritt "Faustas Freunde", die zweite: Selbst nachdem Sabinus seinen Platz wieder erreicht hatte, dauerte es noch ein kleines Augenblickchen, bis der Beifall meiner klatschenden Befürworter langsam etwas weniger wurde. (Aber das waren eben echte römische Prozesse: Sie waren vieles, nur ganz gewiss nicht langweilig, sachlich trocken oder mucksmäuschenstill..)

  • Sim-Off:

    Kannst du. Von mir aus kannst du aber auch davon ausgehen, dass ich so bekannt bin, dass jeder weiß, wer ich bin. ;)


    Während der Vertreter der Anklage seine schwungvolle Rede hielt, liess sich Samius Naso einen Becher Wein (mit Wasser natürlich) reichen. Manch einer unter den Iudices favorisierte die Strafprozesse, Samius Naso war keiner davon. Das Zivilrecht war doch viel streitbarer als das Strafrecht, man musste spitzfindiger argumentieren und es ging um das wichtigste im Leben der Menschen, nämlich um Geld. Kurzum: es war viel lustiger.


    Vielen Dank, Poppaeus, für deinen pointierten Vortrag.


    Zweifelsohne hatten sich in Naso schon ein paar Fragen formuliert, doch zuerst musste der Form Genüge getan werden.


    Jetzt hat die beschuldigte Partei das Wort. Duccius Vala, was hast du den Anschuldigungen zu entgegnen?

  • Sedulus hatte die Worte des Poppaeus mit ruhigen Gesichtszügen zugehört. Trotz allem war Sedulus ungewöhnlicher Weise die Ruhe in Person, mal sehn wie lange noch.
    Nun war also sein Advocatus Duccius Vala an der Reihe. Er war schon gespannt auf dessen Rede.
    Gelassen lehnte sich Sedulus zurück.

  • Der Applaus meiner Unterstützer war verklugen. Der Iudex erteilte dem halbbarbarischen Duccier, von dem sich der Germanicus heute verteidigen ließ, das Wort. Und wäre dieser germanische Bartträger nicht vor kurzem ausgerechnet als Prätor im Amt gewesen, ich hätte mich wahrscheinlich noch diebischer über diese anwaltliche Wahl amüsiert als ich es nach der Aktion meiner Freundin Sabina (sie hatte ja nicht nur der Acta sondern auch mir geschrieben) eh schon tat.
    Aber geschenkt. Die folgende Situation war auch allerherrlichst: Der Germanicus lehnte sich gelassen zurück, als ob ihm heute scheinbar nichts und niemand etwas anhaben könnte, während sein Anwalt mit der Verteidigung begann.. die wiederum erstmal aus einem Insichgehen und Schweigen zu bestehen schien. Äußerlich ohne eine Miene zu verziehen kämpfte ich innerlich (denn ich fand es cleverer, damit bis nach der Anhörung zu warten) gegen ein breites Grinsen an. Aber ja! Lasset uns gedenken den Taten des Beklagten.. den grooßen Taten des Senators.. den großen Un..taten dieses Germanicus, für die er ganz sicher bald bluten würde!

  • Nach dem Eintreten des Iudex hielt Vala sich sowohl in Mimik als auch Gestik bedeckt und las sich während des Vortrags des Poppaeus seine eigenen Notizen durch, die Gelassenheit seines Mandanten in Vollkommenheit spiegelnd. Natürlich lies er sich kein Wort des Vortrags entgehen, bekam er hier doch zum ersten Mal die Strategie der Gegenseite zu hören. Erst als dieser geendet hatte und die offensichtlich herbestellten Jubelperser der Sergia ihren billigen Beifall bekundet hatten gab Vala sich die Blöße einer Regung. Ein leise angedeutetes Lächeln mit einem Augenzwinkern war es, das Vala seinem Mandanten zuwarf bevor er sich selbst erhob um das Wort zu ergreifen.


    "Sehr geehrter Iudex, geschätzte Sergia, Volk von Rom." , grüßte Vala die Anwesenden auf eine Art und Weise, die schon ganz zu Anfang das Programm des Beklagten und seines Verteidigers deutlich machte: Sachlichkeit.
    "Ich bin Titus Duccius Vala, Praetorius und Senator Roms und vertrete in diesem Fall meinen geschätzten Senatskollegen Quintus Germanicus Sedulus."
    , sprach's und ließ sich einen Moment Zeit, um genügend Abstand der Vorstellung zur eigentlichen Rede zu schaffen.


    "Einhundertsiebenunddreißig Sesterzen und sieben Quadrans." , gab Vala mit ruhiger Stimme zu Protokoll, "Einhundertsiebenunddreißig Sesterzen. Dies ist der Marktwert der vom Poppaeus benannten Waren, die im Namen des Senators Germanicus auf den Märkten Roms angeboten wurden. Einhundersiebenunddreißig.


    Das ist keine Menge, mit der ein Senator Roms sich aufmacht sich auf Kosten der Allgemeinheit und der einfachen Händler auf den Märkten in der vom Poppaeus so angeprangerten und doch vollkommen fehlgehenden habgierigen und egoistischen Art und Weise bereichert. Das ist keine Menge, mit der ein Senator sich in niederster Art und Weise heimtückisch an den Gesetzen der Urbs vergeht und damit seine Niedertracht offenbahrt.
    Die Wahrheit, die der Poppaeus so wortreich zu umschiffen verstand, ist weitaus profaner.


    Einhundertsiebenunddreißig Sesterzen, das ist eine Menge die man einem Lehrling anvertraut! Einem Lehrling, so dass dieser im Dienste der Verwalter des Senators an dieser Aufgabe wachse.. oder daran scheitere. Dass besagter Lehrling sich in den großen Lagern des Senators vergriff und eine Warenmasse aus einer Erbschaft auf die Märkte lancierte ist nunmehr ein ziemlich ärgerliches Scheitern... aber es ist sicherlich kein Zeichen für die Niedertracht meines Mandanten und seinen Willen, die Gesetze der Urbs mit Füßen zu treten.
    Der ehrbare Senator Quintus Germanicus Sedulus hat erst von dem Vorfall gehört, da hatten seine Verwalter die Ware schon längst wieder in die Lager befördert als sie von langjährigen Geschäftspartnern auf den Fauxpas aufmerksam gemacht wurde. Ein ärgerliches Ereignis, sicherlich, aber dies geschieht auf den Märkten Roms sicherlich nahezu jeden Tag.


    Die Lex Mercatus ist ein Gesetz das jeden Tag und wahrscheinlich auch jede Nacht ununterbrochen Anwendung findet, hundertausende wenn nicht Millionen Geschäfte werden auf ihrer Basis abgeschlossen. Gerade weil sie so oft angewandt wird, vergeht man sich an keinem Gesetz des Reichs so oft wie an ihr... wissentlich und unwissentlich. Die Tage der Aediles sind voll davon und in den Listen ihrer Edicta findet sich die gesamte Bevölkerung des Reichs wieder... vom Consular bis hin zum einfachen Fischhändler, vom Praefectus bis hin zum Barbier.
    Der ehrenwerte Senator Germanicus fand sich bisher trotz tausender in seinem Namen abgeschlossener Geschäfte NICHT auf diesen Listen der Aedile, eben weil seine Verwalter präzise von ihm instruiert wurden und selbst zu den Kennern des Marktes und des damit verbundenen Rechts gehören. Trotz dutzender ausgebildeter Lehrlinge. Bis jetzt."
    , führte Vala den Umstand der Sache aus und distanzierte sich von der reißerischen Art des Poppaeus indem er die Sache klar als das darstellte was sie war: eine Bagatelle, die wenig mit dem zu tun hatte was der Advocatus der Sergia hier hervorzaubern wollte.
    Mit bedachten Gesten und gewinnend-sachlicher Tonlage führte Vala sowohl das Publikum als auch die anwesenden Beteiligten durch die Sachlage, um zum zweiten Kernpunkt seiner Strategie zu kommen: "Der Senator Germanicus bestreitet nicht, dass in seinem Namen eine geringe Anzahl von nicht für den Markt bestimmter Waren auf eben diesem verkauft wurde, ohne dass man dafür die notwendigen Konzessionen besaß.
    Der Senator bestreitet auch nicht, dass er als Inhaber der Betriebe damit faktisch gegen das Gesetz verstoßen hat und ist dementsprechend bereit die ALLEN Bürgern Roms in diesem Fall drohenden Konsequenzen zu tragen. Für meinen Mandanten ist dies eine Selbstverständlichkeit, für die er nur allzu gerne einritt."
    , gab er bekannt und vernahm das eine oder andere aufgeregte Murmeln aus dem Zuschauerraum, dass er sogleich unterband indem er fortfuhr: "Damit tritt mein Mandant auf sehr unglückliche Art und Weise in die Reihen derer ein, die sich aufgrund ihrer regen Aktivität auf den Märkten zwangsläufig in Konflikt mit diesem befanden.. denn wer kann einem Lehrling schon verübeln, bei der Beurteilung der Marktwürdigkeit einer Erbmasse ins Grübeln zu kommen, wenn selbst gestandene Aedile wie der bekannte Consular Lucius Aelius Quarto und der ebenfalls spätere Consular Gaius Prudentius Commodus bei derselben Frage ins Schwimmen kamen?


    Wie dem auch sei, eine geringe Masse an nicht konzessionierter Ware wurde auf den Märkten angeboten, der Fehler wurde bereinigt und der als Inhaber der Betriebe Verantwortliche ist bereit die Konsequenzen zu tragen.
    Damit wäre die Sache eigentlich klar.... wäre."
    , kam Vala an den Wendepunkt seines Vortrags, den er durch eine Kunstpause kenntlich machte und die atemlosen Fragezeichen eine Spur lang wirken ließ, bevor er zur sorgsam vorbereiteten Volte kam: "Denn warum befinden wir uns eigentlich hier? Warum gibt es ob dieses sicherlich zu ahnenden, aber in seiner Größe und seiner Herkunft nichts anderes als profanem VERGEHENS nicht ein schlichtes Edictum der Aedile, die durch nichts anderes als die vom Poppaeus so herzhaft beschworenen Gesetze der Urbs zur Ahndung solcher Vergehen bestimmt sind?


    Wurde dies Vergehen bei den Aediles angezeigt? Nein, wurde es nicht.


    Warum wurde es das nicht? Achja, ich entsinne mich... den Protokollen des Praetors Metilius ist klar zu entnehmen, dass diese erste Anhörung auf der Unterstellung der Klägerin basiert, das Vergehen sei mutwillig und mit VORSATZ geschehen.
    Ihr Advocatus greift diesen Vorwurf auf und präsentierte uns allen als Beweis dafür: nichts.


    Die Klägerin und ihr Advocatus präsentieren uns hier nichts anderes als eine zum gigantischen Elephantus aufgeblasene Mücke!


    Was konnte die Anklage aufbieten um ihre Unterstellung zu untermauern, der Germanicus habe die Waren mit dem Vorsatz auf den Markt geworfen, die Gesetze zu brechen und sich durch diesen Gesetzesbruch in unerhörter Art und Weise zu bereichern?
    Die Dauer seines Engagements auf den Märkten.
    Wie bitte? Ja, richtig gehört.. für den Poppaeus reicht es vollkommen festzustellen, dass der Germanicus auf den Märkten der Stadt seit vielen Jahren aktiv ist, um das als Beweis für einen vorsätzlichen Gesetzesbruch anzusehen.


    Pardon, aber diese Sichtweise ist bizarr. Ihr zufolge wird also die lange Zeit, in welcher man den Gesetzen folgt und nicht mit ihnen in Konflikt gerät, nicht als strafmindernden Hinweis auf einen einmaligen Ausrutscher eines ansonsten tadellos gesetzestreuen Bürgers gewertet, sondern als beinharten Hinweis auf eine von langer Hand geplante und durch und durch niederträchtige Verbrecherkarriere!
    Frei nach dem Motto: 'Du hast so lange nicht gegen das Gesetz verstoßen, also bist du doppelt schuldig!' wird hier als Beweis für einen Vorsatz angeführt, was eigentlich das genaue Gegenteil beweist!
    Auch die angeführte Vorbildfunktion des Senators taugt kaum für eine über das Standardprozedere hinausgehende Bestrafung, denn wenn es danach ginge müssten etliche Fälle neu aufgerollt werden und die komplette Reichselite würde sich in diesen Hallen wiederfinden, weil sie sich mit derartigen Bagatelldelikten aufgrund ihrer eigentlichen Vorbildfunktion in besonderer Schwere am Gesetz vergangen haben!
    Mir ist kein Gesetz bekannt, dass derartiges Denken zur Grundlage hat und Senatoren sowie andere Würdenträger des Reichs härter bestrafen lässt als jeden Cives, der eben nicht Senator oder Würdenträger ist.
    Genau deshalb sind die Forderungen des Poppaeus nicht weniger als vollkommen haltlos.
    Quintus Germanicus Sedulus ist nicht nur Senator, sondern eben auch Cives der Stadt Rom und damit ist sein Fall nach denselben Rechtsgrundsätzen zu bemessen und von denselben Instanzen die auch für jeden anderen Teilnehmer auf den Märkten gelten."
    , kam Vala zum Schluss seiner Rede und ließ sich wieder einen Moment Zeit um das Gesagte wirken zu lassen, bevor er sich sammelte und zu seiner abschließenden Beurteilung kam: "Quintus Germanicus Sedulus hat durch das Handeln eines bei ihm angestellten Lehrlings fahrlässig, vor allem aber zum allerersten Mal gegen die Lex Mercatus verstoßen. Dies streitet er nicht ab und ist mehr als nur bereit die Konsequenzen dieses fahrlässigen Handelns zu tragen. Quintus Germanicus Sedulus tritt als Senator Roms nicht nur für die Einhaltung der Gesetze dieser Stadt ein, sondern eben auch für die Strafung all jener die sich an ihnen vergehen... und er macht auch bei sich selbst keine Ausnahme!


    Allerdings ist der Kern der Anklage und letztliche dokumentierte Voraussetzung des Praetors Metilius, die Sache vor ein Iudicium zu bringen und eben nicht wie es sich eigentlich gehörte an die Aediles zu geben, so wie es das Gesetz verlangt, die Unterstellung der Sergia und ihres Advocatus, dass das Vergehen des Germanicus an der Lex Mercatus auf mutwillige, wissentliche und vorsätzliche Art und Weise geschah. Die Protokolle der Anklageerhebung geben ganz klar wieder, dass die Sergia bei der Anzeige von 'einer handfesten Masche' des Germanicus sprach.


    Dieser Fall ist nichts weiter als eine aufgeblasene Mücke, die vor der vollkommen falschen Instanz gelandet ist!


    Außer heißer Luft und Gemeinplätzen über die bisher vollkommen tadellos und nicht gesetzeswidrigen getätigten Geschäfte des Senators hat die Anklage nicht einen haltbaren Beweis für diesen Vorwurf vorweisen können!
    Und selbst ohne den Vorsatz wäre dies nicht der richtige Ort, denn die Gesetze und Traditionen Roms sehen ganz klar die Aediles in der Pflicht eine solche Ordnungswidrigkeit, denn etwas anderes ist dies nicht, zu ahnden. Sollte sich das Iudicium zuständig fühlen, eine derartige Bagatelle zu ahnden wäre dies ein erster und ernster Schritt in Richtung der Kompetenznahme zwischen Iudicium und Aediles.


    Aus diesem Grunde beantrage ich, dass der Fall nicht noch weiter aufgeblasen und an die zuständige Instanz, die Aediles, zurückverwiesen wird, um von diesen dem Recht Roms entsprechend abgeschlossen zu werden." , schloss Vala, der sich gerade in seinen Angriffen gegen den Vorwurf des Vorsatzes deutlich energischer gezeigt hatte, wieder auf die ruhige Art und Weise mit der er begonnen hatte. Ohne weiteres Federlesen ließ er sich neben seinem Mandanten nieder und verzichtete auf etwaige Nachträge, wie zum Beispiel: warum diese Farce überhaupt vor ein Iudicium gekommen war. Allerdings pinkelte ein Praetorius einem anderem ( :D ) nicht derart unnötig ans Bein, das Ding war nunmal hier.. und ein Grund sich aufzuregen war es allemale nicht. Es war nur ein Umweg, den man wieder korrigieren musste.

  • Einhundertsiebenunddreißig Sesterzen und sieben Quadran..tes - ein Hoch auf die römische Genauigkeit und eine gut beherrschte lateinische Grammatik!

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    Mein Hausadvokat Faustus Poppaeus Sabinus reagierte prompt (nach einem kurzen Blick zum Iudex, der die Anhörung offensichtlich aber erstmal laufen lassen zu wollen schien) auf die verharmlosende Rede des Duccius, der, wie ich ja mittlerweile recht sicher wusste (nur der genaue Grund dafür war mir noch verborgen - was sich aber unerwartet auch bald schon ändern würde), den "Pfad der Gerechtigkeit" vor.. Längerem schon hinter sich gelassen hatte. "Zunächst möchte auch ich in meiner Antwort meinem Vorredner in einem Punkt zustimmen. Denn tatsächlich wäre.. oder war es mir bis heute doch nicht bekannt, dass sich auch nur ein hoher Consular seit ihrem Inkrafttreten an der Lex Mercatus vergangen hätte. Ich danke dem verteidigenden Duccius für diese Erleuchtung und erkläre das nach meinem Kenntnisstand völlige Fehlen sogearteter ädilischer Edicta gegen ehrenwerte Consulare sowohl im Archiv der wichtigen Forums-Bekanntmachungen als auch dem Tätigkeits-Archiv der Ädile dann wohl damit, dass diese Edicta wahrscheinlich stets nur im Geheimen aus- und zugestellt worden sind - dabei insbesondere auch jene betrefflich der angeführen Aelius Quarto und Prudentius Commodus." Der Poppaeus lächelte schmal in Richtung des Ducciers, ganz wie es sich bei solcher Ironie gehörte.
    Dann setzte er gelassen fort: "Doch sehen wir einmal darüber hinweg und konzentrieren uns, wie vom Verteidiger gewünscht, auf die Frage der Vorsätzlichkeit. Dazu möchte ich die diesbezügliche Faktenlage noch einmal zusammenfassen." Er erhob seinen rechten Zeigefinger und ließ eine kurze Zäsur. "Wir haben soeben erfahren, dass die Edelhöler, dass die Farben, und dass auch der Ton, um die es hier geht, allesamt aus einer Erbschaft des Germanicus Sedulus dort stammen.", wies mein Anwalt einmal mit flacher Hand in dessen Richtung. "Ich formuliere also um: Diese Waren stammten nicht aus seinen Betrieben, wo vielleicht jemand einen Fehleinkauf gedankenlos wiederveräußern wollte. Nein, all diese Waren stammen direkt aus den Privatlagern des Beklagten!" Feststellung Nummer eins. "Und anschließend hörten wir also, dass es ein Lehrling des senatorischen Verwalters gewesen wäre, der diese Tat letztlich beging. Daraus können wir dann aber schlussfolgern, dass besagter Lehrling hier keineswegs ein Lehrling irgendeines der Betriebe des Germanicus Sedulus ist. Denn was um aller Welt hätte der in den Privatlagern des Senators zu suchen?!" Und von irgendeiner Art von Trennung zwischen den betrieblichen und nicht-betrieblichen Gütern konnte man ganz sicher ausgehen. "Also stammte der Lehrling aus dem privaten Bereich des Germanicus Sedulus. Und da darf man wohl noch einmal nachhaken: Wieso nun genau gibt ein solcher Lehrling Waren, für die in der Folge lo-gi-scher-wei-se der Senator keine Verkaufskonzessionen besitzt, in den Verkauf?!" Mein Anwalt ließ diese Frage kurz wirken. Dann riss er die Unterarme hoch und beantwortete selbst: "Weil dem hier sitzenden Senator Germanicus Sedulus seine Einnahmen aus seinen Betrieben nicht genug waren und er auch diese Waren - vorsätzlich an unseren römischen Gesetzen vorbei - zu Geld machen wollte!" Logikkette Ende für den Beweis der Vorsätzlichkeit des Handelns des Beklagten.


    "Und dennoch aber darf man bei dem ganzen Fokus auf diesen ominösen Lehrling nicht vergessen, dass es für die Schuld in dieser Sache an sich keinerlei Rolle spielt, ob der Senator nun nur indirekt durch den in seinen Diensten stehenden und mit seinen Waren widergesetzlich handelnden Lehrling agierte. Er ist und bleibt genauso schuldig wie durch die mit eigener Hand ausgeführte Tat." Sollte er in dem Sinne also seinen Lehrling auf Schadenersatz verklagen, nachdem er die Rechnung seitens des Gerichts oder am Ende vielleicht auch nur Ädils bekäme. Das war meinem Anwalt egal. Das war mir egal. Das war: schlicht ein anderer Fall.


    Dann war es an der Zeit, die einhundertsiebenunddreißig Sesterzen und sieben Quadrantes, die der Duccius so fein zusammengerechnet hatte, aufzugreifen: "Der berechneten Höhe des Warenwertes der widergesetzlich öffentlich feilgebotenen Waren des Germanicus und der Bagatellisierung des Ganzen durch seinen Advocatus möchte ich an dieser Stelle nur zwei Punkte entgegensetzen. Erstens. Es handelt sich noch immer nicht nur um einen einzigen Verstoß gegen die Lex Mercatus, sondern mit drei verschiedenen Waren dreier verschiedenener Betriebsbereiche genau genommen auch um drei eindeutige Verfehlungen des Beklagten. Zweitens. Die heute hier zur Diskussion stehenden Waren und Warenmengen sind auch nur jene, die meine Mandantin nachzuweisen imstande ist. Und hier zitiere ich, weil auch die Verteidigung daran ihre Freude zu haben scheint, einmal den Herrn Verteidiger. "Der Senator Germanicus bestreitet nicht, dass in seinem Namen eine geringe Anzahl von nicht für den Markt bestimmter Waren auf eben diesem verkauft wurde, ohne dass man dafür die notwendigen Konzessionen besaß." Das waren seine exakten Worte." Touché! Denn dieser Punkt zog zwar keine Erhöhung des Streitwertes nach sich, eben weil nichts Konkretes nachweisbar war. Aber dieses Geständnis des Germanicers (durch den Duucius) zeigte doch klar die Richtung des germanicischen Handelns.... Ein netter kleiner Beifall meiner Unterstützer sprang auch sogleich darauf an.
    Mein Hausadvokat ließ sich ein kurzes Lächeln entlocken, bevor er beruhigend die Hände erhob. Einen Punkt musste er da nämlich noch zur Sprache bringen: "Und was schlussendlich die Frage nach der richtigen Instanz für diese heutige Angelegenheit angeht, werter Duccius.. Meine Mandantin hat sich zunächst nach bestem Wissen und Gewissen an einen in erster Linie gewählten Magistraten Roms gewandt! Jener wiederum, und das kann ich ihm hinsichtlich der beim Vermögen des Beschuldigten zu erwartenden Strafhöhe gemäß Lex Mercatus auch bestimmt nicht verdenken, befand.. offensichtlich, dass dieser Fall vor einem Iudex wohl besser aufgehoben wäre als vor einem Ädil." Dieser Duccier versuchte mir, nicht zuletzt einer Frau, ja nicht etwa allen Ernstes hier einen Strick daraus zu drehen, oder? (Einfaches Gegenbeispiel: Wenn mich jemand in meiner Funktion als Postpräfektin aufsuchte und mich um etwas bat, dann lag es ganz klar auch an mir zu entscheiden, ob ich diesen Auftrag meiner rechten Hand, dem Vorzimmer-Stationarius Nonius Turbo, delegierte oder ob sich lieber einer der Tabellarii mal eben fix darum kümmerte. Da könnte ein Kunde einen einarmigen Handstand vor mir machen.. und würde in der Sache trotzdem keine Entscheidungsgewalt bekommen!) "Bleiben wir da doch also lieber bei der Sache selbst, über die der Iudex heute eine Entscheidung zu fällen hat, statt uns wenig zielführend über die Taten eines, wenn ich das richtig sehe, nicht einmal anwesenden gewählten Magistraten zu echoffieren." Mit dieser leicht und ohne Unterton gesprochenen kleinen Belehrung gab mein lieber Hausadvokat das Wort erstmal wieder ab. "GERECHTIGKEIT! UND GLEICHES RECHT FÜR ALLE - AUCH FÜR EINEN GERMANICUS!", warf jemand aus der Ecke meines Klienten Turbo (war er es vielleicht sogar selbst?) im Beifall für Sabinus ein. Umso gespannter war das Publikum nach dem Verstummen des Applauses (sowie etwaiger weiterer Zwischenrufe) natürlich auf die Reaktion seitens.. nunja.. einer der beiden anderen Parteien.

  • Sedulus war mit dem Vortrag seines Advocatus sehr zufrieden, er war froh, dass er Duccius Vala ausgewählt hatte. Allerdings gab das Geschwafel dieses Faustus Poppaeus Sabinus dieser auch schon wieder einen kleinen Dämpfer. Auf der anderen Seite grinste Sedulus auch gleich wieder als er die Worte von wegen der Lager hörte. Natürlich hatte er nur ein Lager, schließlich war ja kein Großmogul.


    So beugte er sich zu seinem Verteidiger hin und erklärte diesem kurz den Sachverhalt in Sachen Lagerhalung. Schließlich war es kostenkünstiger sich ein großes Lager zu halten als viele Kleine, vorallem man behielt den Überblick, zumindest wenn es nicht gerade ein Lehrbub war und man sparte sich Personal.


    Ansonsten mußte sich Sedulus zusammenreißen um bei den Worten des sergischen Rechtsverdrehers nicht zum gähnen anzufangen.
    Es war eh schon schlimm genug, dass diese Sergia sich zu ihrer Unterstützung den Pöbel von der Straße hatte zusammenkaufen müssen um hier ein wenig Front machen zu können.

  • Ein Moment der offensichtlichen Irritation folgte, als der Advocat der Anklage dem Iudex tatsächlich über den Mund fuhr und sich unaufgefordert zu Valas Stellungnahme zur Sache äußerte und dabei wenig mehr bewies als offensichtliche Verzweiflung, irgendwie doch noch einen Grund herbeizaubern zu können sein Kartenhaus der Lüge in einen steinernen Tempel der Wahrhaftigkeit zu verwandeln. Was er dabei auftischte ließ dann doch die Irritation in Valas Miene einem schmalen Lächeln weichen, das der verteidigende Advocat jedoch schnell wieder der bierernsten Fassade der Sachlichkeit weichen ließ.
    Sein Mandant, offensichtlich ebenso irritiert von der nassforschen Art des Advocatus, flüsterte ihm gewisse Dinge zu die nur offensichtlicher machten, woraus die Taktik der Anklage überhaupt bestand.


    "Mit Verlaub..." , wandte Vala sich also an den Iudex und die Anklage und machte sich dabei nicht einmal die Mühe die Anklage in der Richtung zu korrigieren, dass sie offensichtlich keine Ahnung hatte auf welchen Fall Vala da überhaupt angespielt hatte, "...das sind doch alles nur halbseidene Spekulationen, Mutmaßungen und Ideen die an bloße Fiktion erinnern.


    Poppaeus, du redest von Betriebslagern und Privatlagern als hättest du selbst in den wirtschaftlichen Diensten des Germanicus gearbeitet, offenbarst dabei aber nur deine Ahnungslosigkeit in der Sache. Faktenlage nennst du dies und lügst dabei dem Iudex und den Anwesenden tolldreist ins Gesicht. Es bräuchte nur einen Gang zum Lager der Germanici um festzustellen, dass deine Behauptung von Betriebslagern und Privatlagern nicht weniger ist als ein Hirngespinst das nichts mit der Realität gemein hat.


    Deine hübsche Logikkette reißt somit schon bereits zu ihrem Beginn und lässt dich... ERNEUT... mit leeren Händen dastehen.


    Genauso wie die Behauptung, es handele sich um drei Ordnungswidrigkeiten... ich muss mich ernsthaft fragen, in welcher Stadt du meinst deine Berufung zum Advocatus erlangt zu haben, denn deine Kenntnis des römischen Usus lässt außerordentlich zu Wünschen übrig. Es ist gebräuchliches Recht bei derartigen Gegebenheiten den Gesamtwert der ZEITGLEICH und in EINEM Vorgang veräußerten Ware zu einem Stand zusammenzufassen auf dessen Basis dann das BUßGELD berechnet wird, denn NICHTS ANDERES IST DEN TRADITIONEN UND RECHTSGRUNDSÄTZEN ROMS IN EINEM SOLCHEN FALLE ANZUWENDEN.


    Dass deine Mandantin, Poppaeus, sich entgegen der römischen Bräuche an den Praetor und nicht an einen der Aediles gewandt hat, geschah aufgrund des von ihr mehrmalig geäußerten Vorwurfs der Germanicus habe sich auf niederträchtige und geschäftsmäßige Art und Weise an den Gesetzen der Stadt Roms vergangen. Dafür hast du nicht einen einzigen handfesten Beweis vorlegen können... weshalb diese Anhörung zur Farce gerät und mit jeder Minute die wir hier stehen zunehmend Steuergelder verschlingt." , watschte Vala die erneuten Behauptungen des Poppaeus ab und stellte sie als das bloß, was sie waren: schlecht getarnte Verbiegungen der Realität die nur eins zum Ziel hatten: eine Mücke zum Elefanten aufzublasen und mit diesem das Ansehen des Senators zu beschädigen. Um die Farce, die dieses Verfahren offensichtlich war, noch einmal herauszustellen wandte Vala sich noch einmal an den Iudex und die Anwesenden: "Sinn dieser Anhörung ist bekannterweise herauszufinden, ob die Anschuldigungen der Anklage stichhaltig sind und wir es hier mit einem mutwilligen und geschäftsmäßigen Verstoß gegen die Lex Mercatus zu tun haben und es eines vollständigen Prozesses zur Verhandlung der Sache bedarf.
    Die Anklage hat uns... abgesehen von der trivialen und keineswegs bahnbrechenden Beobachtung des ordnungswidrigen Angebots dreier Waren auf den Märkten... absolut NICHTS stichhaltiges und handfestes zur Rechtfertigung dieses Verfahrens präsentiert. NICHTS!
    Die billige Art und Weise, mit der hier die poppaeisch-sergischen Luftschlösser präsentiert werden, weisen nicht nur auf gefährliche Unkenntnis des römischen Rechtsusus hin sondern auch darauf, dass man sich ganz offensichtlich nicht einmal die Mühe gemacht hat die den Germanicus auf unzulässige und schamlose Art und Weise in seiner Ehre angreifenden Behauptungen mit Fakten zu untermauern. Die Sichtweise auf die römischen Instanzen, die dieses Gebaren zeigt, bereitet mir große Sorgen.


    Aber um den Fabeln der Anklage nicht noch mehr Raum zu geben, zähle ich gerne noch einmal die FAKTEN auf, mit welchen wir es hier zu tun haben:


    1. im Namen des Senators Quintus Germanicus Sedulus wurden durch einen Lehrling auf einem Markt in Rom in EINEM AKT Waren angeboten, für die der Senator keine Konzession besaß.
    2. er verstieß damit ganz offensichtlich gegen die Lex Mercatus und beging damit eine Ordnungswidrigkeit, ist aber bei weitem nicht der erste Senator der dies tut und wird bei aller Wahrscheinlichkeit auch nicht der letzte sein
    3. dies ist DAS ERSTE MAL SEIT DEM BEGINN SEINER MARKTAKTIVITÄTEN VOR JAHRZEHNTEN, dass der Senator mit dem Gesetz in Konflikt geriet.
    4. der Senator hat NIE abgestritten, die Verantwortung für diese in seinem Namen begangene Ordnungswidrigkeit übernehmen zu wollen. Als Senator der Stadt Rom und ansonsten pflicht- wie rechtsbewusster Bürger Roms ist er mehr als nur bereit die Konsequenzen zu tragen.
    5. seit sechshundert Jahren werden derartige Fälle von den Aediles der Stadt Rom verhandelt
    6. die Anklage hat diesen Brauch des römischen Rechts ignoriert, weil sie dem Senator geschäftsmäßiges Brechen der Marktgesetze vorwirft und ihn dafür vor einem öffentlichen Iudicium anklagt
    7. die Anklage kann hierfür nicht einen einzigen Zeugen und nicht einen stichhaltigen Beweis liefern und präsentiert ausnahmslos Mutmaßungen, Annahmen und Spekulationen
    8. die Verteidigung kann zur Untermauerung ihrer Behauptungen allerdings nahezu die komplette Belegschaft der Wirtschaftsunternehmungen des Senators als Zeugen aufbieten.


    Das einzige was die Anklage in der Hand hat ist die Ordnungswidrigkeit die der Senator weder leugnet noch sich sträubt die Konsequenzen hierfür zu tragen.
    Diese Ordnungswidrigkeit ist allerdings eine derartige Bagatelle, dass es nicht einen Grund gibt den Usus zu ignorieren und die Sache vor einem Iudicium anstelle der Aediles zu verhandeln.


    Deshalb noch einmal: die Verteidigung beantragt die Sache nicht vor ein Iudicium zu bringen, sondern sie den Gebräuchen und Gesetzen des römischen Volkes entsprechend an die Aediles zurückzuverweisen."
    Mit diesen Worten schloss Vala erneut, nickte sowohl Iudex als auch der Anklage zu und ließ sich erneut neben seinem Mandanten nieder. Etwas ärgerte es ihn schon, sich hier auf diese Art und Weise in einer Nichtigkeit ergeben zu müssen, in der die Anklage in so ziemlich jeder Hinsicht nur eins bewies: schlechten Stil.

  • Sim-Off:

    Ich habe extra eine GANZE Woche mit meiner Reaktion gewartet. "Dem Iudex über den Mund gefahren" wie, mit Verlaub, hier geschehen bin ich also (vor heute) bestimmt niemandem. ;)


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    Mein Hausadvokat Faustus Poppaeus Sabinus hatte seinerseits nur ein müdes Lächeln für die Gegenrede des Duccius übrig, bevor es ihn offen der Lüge bezichtigt anschließend allerdings bestimmt nicht auf seinen vier Buchstaben hielt. "Also das nenne ich doch wirklich hanebüchen! Du willst uns und dem Gericht doch nicht allen Ernstes glauben machen, der Germanicus würde seinen privaten Wein direkt neben dem rohen Fleisch, welches er für für seinen Metzgereibetrieb benötigt, lagern!", empörte sich Sabinus. "Ob nun in verschiedenen Bereichen in einem Gebäude oder aber gleich ganz an verschiedenen Orten, irgendeine Trennung, davon kann man ausgehen, wird auch ein Senator Germanicus Sedulus in seinen Lagern haben. Und damit steht die Vorsätzlichkeit zweifellos hier im Raum!" Punkt eins.
    Und der nächste folgte sogleich: "Insofern muss ich deiner "Faktenliste", werter Duccius, leider entschieden widersprechen. Allerdings fängt das nicht erst bei den letzten Punkten sondern schon früher an. Denn es scheint mir, dass du im Eifer des Gefechts übersehen hast, dass dein Mandant so konfliktfrei im Bezug auf jedwede römische Gesetze nicht war." Er fixierte den Germanicer selbst, bevor er fortfuhr. "Oder entspricht es etwa einer Lüge, dass am Tag vor den Julikalenden des Jahres 859 seit Stadtgründung - und damit exakt in deinem angeführten Zeitraum, Duccius - in diesen Hallen eine erste Anhörung im Fall Decimus Livianus gegen Germanicus Sedulus stattfand?!" Ups? "Er selbst mag bisher noch nicht mit der Lex Mercatus aneinandergeraten sein. Aber viel allgemeiner wirst du diesen Punkt nicht fassen können, Duccius." Wo dieser Duccier hier überdies noch irgendwelche Steuergelder verschwendet sah (ich hatte 500 Sesterzen für diese heutige Anhörung gezahlt und es wäre mir auch neu, dass der Codex Iuridicialis für das Gericht irgendwelche Gehälter vorsah!), konnte ich mitnichten nachvollziehen. Sabinus verzichtete allerdings augenscheinlich auf einen passenden aber doch nur vom Themen wegführenden Kommentar dazu. "Mich einer - Zitat - tolldreisten Lüge zu bezichtigen, das halte ich hier indes für nicht sehr angebracht.", konterte er stattdessen ernst.


    Dann hielt er kurz inne, um zu mir zu schauen. Ich nickte ohne eine Miene zu verziehen. "Ferner - und die begründete Annahme der Vorsätzlichkeit stützend - möchte ich einen Tatbestand anführen, welchen meine Mandantin zwar nicht angezeigt hat, weil ihr dieser Tatbestand zu jenem Zeitpunkt nicht bekannt war, der aber einmal mehr einen recht eindeutigen Blick auf das Handeln des Senators Germanicus Sedulus gibt.", kündigte er an, bevor er eine kleine Kunstpause einfügte. "So besitzt der Senator neben seiner Rinderzucht, seiner Metzgerei und seinem Fischerei-Betrieb auch eine Bäckerei, den sogenannten "Pistor Carthago Nova". Und bei allem gebührenden Respekt gegenüber dem Senator mutet es doch höchst seltsam an, dass vor vielen Jahren ausgerechnet in einem öffentlichen Prozess gegen seinen eigenen Onkel Germanicus Avarus das Grundsatzurteil gefällt wurde, welches Patriziern und Mitgliedern des Ordo Senatorius ganz explizit den Besitz einer Bäckerei verbietet.", führte er aus und deutete für einen kurzen Augenblick lang erwartungsvoll zum Germanicer. Bevor der aber noch wirklich gleich etwas sagte und ihn unterbrach, fuhr Sabinus fort: "Wir haben also die getrennten Lagerräumlichkeiten, von denen wir ausgehen können. Wir sahen, dass der Senator keineswegs so völlig konfliktfrei mit den römischen Gesetzen schon in der Vergangenheit war. Und wir dürfen uns nun vor Augen führen, dass der Senator sich trotz öffentlichen Urteils gegen seinen nächsten Verwandten trotzdem gegen dieses Urteil stellt und ihm zuwider handelt. Das ist nicht anders zu erklären als durch ein bewusstes Handeln, ein vorsätzliches Handeln des Beschuldigten!" Das klang schon beinahe nach einer Art Schlussplädoyer.
    Aber einen Punkt brachte mein Hausadvokat Poppaeus noch an: "Und dieses Handeln ist gerade von einem Senator, als der er eine gewisse Vorbildfunktion besitzt, absolut nicht zu tolerieren! Dabei spielt es, Senator Duccius, auch keine Rolle, ob Senator Caius und Senator Aulus ihre Vorbildfunktion ebenfalls verletzt haben oder noch verletzen werden oder auch nicht. Denn hier geht es nicht um die Senatoren Caius und Aulus sondern um den Senator Quintus Germanicus Sedulus, sein falsches Handeln und seinen Vorbildcharakter! Ob es uns nämlich passt oder nicht, schaut das Volk sehr wohl und sehr genau auf die Mitglieder des Senats, ihre Leistungen, aber auch ihre Verfehlungen.. und die jeweiligen Konsequenzen daraus." Damit begab sich Poppaeus wieder an seinen Platz an meiner Seite. Jetzt hatte er dem Iudex mal kaum Zeit für ein Einschreiten gegeben.. was aber auch wenig verwunderlich war, nach dieser offenen Provokation seitens des Verteidigers!

  • "Offenbar kennt der Vertreter der Anklage die Zustände im Lager meines Mandanten besser als dieser selbst." , gab Vala mit süffisantem Lächeln zurück, als jener alles nurnoch schlimmer machte und sich immer weiter in seine Fantasiewelt abdriftete, in welcher seine Unterstellungen offensichtlich Sinn zu machen schienen. Als der Poppaeus sich erneut am guten Benimm vor Gericht verging nutzte Vala den Moment um einige stille Worte mit seinem Mandanten auszutauschen, um gleich darauf mit gelassener Miene die Fabuleien der Anklage zu korrigieren, indem er sie als das entblößte was sie waren: lächerliches Wunschdenken: "Wenn du gleich dabei bist, Poppaeus, kannst du dein profundes Wissen um die Lager des Germanicus in grundlegender Art dadurch beweisen, indem du uns wissen lässt WO eben das Fleisch der Metzgerei gelagert wird. Ach, machen wir es noch einfacher.. in welcher Straße liegen sie? Und wenn ich mir einmal erlauben darf deine offen gesagt unglaublichen Fähigkeiten für einen Moment auszunutzen: wo bei Pluto habe ich den Schlüssel für die Truhe mit den Abschriften des Plautus liegen lassen, den ich seit Tagen nicht finden kann?


    Ach, ich vergaß, das hier ist die Realität... in welcher du immernoch nicht mehr über die Wirtschaft des Germanicus weißt, als dass EINMAL Waren in seinem Namen angeboten wurden. Das ist nach wie vor alles, was du in der Hand hast... und auch tausend Tagträumereien und zig Wünsche vor Apoll werden die Realität nicht so verbiegen wie du sie gerne hättest... und aus der Mücke der tausendfach geschehenen Bagatelle einer versehentlichen Ordnungswidrigkeit den Elefanten eines vorsätzlichen Raubs an den römischen Gesetzen machen." , belächelte Vala seinen Gegner auf schon fast mitleidige Art und Weise, der zuvor wirklich alles an den Haaren herbeizog und aus den Fingern sog was ihm nur einfallen konnte um aus dem Germanicus doch noch den Dämon zu machen als welchen er ihn hier offensichtlich darstellen wollte.


    "Die römischen Gesetze wären für jemanden wie dich, der sich aus für mich vollkommen unerfindlichen Gründen Advokat nennen darf, durchaus eine gute Lektüre, wüsstest du dann doch, dass es einen Unterschied zwischen UNSCHULDIGEN und VERURTEILTEN gibt.
    Ich möchte dir den Unterschied erklären: unschuldig ist vor dem römischen Gesetz jeder, der nicht wegen einem Gesetzesverstoß in Form eines iudicalischen Urteils oder eines aedilischen Edikts verurteilt wurde. Verurteilt dementsprechend alle anderen. Der Germanicus ist, was du seltsamerweise nicht erwähntest, NICHT verurteilt worden. Dass er sich gegenüber dem heutigen Consular Decimus im Ton vergriffen hat ist wahr, allerdings wurde er nicht verurteilt... weil er sich AUCH IN DIESER SACHE zu einem unangemessenen Verhalten bekannt hat und GEMEINSAM MIT DEM DECIMUS die Sache aus der Welt geschafft hat. So macht man das übrigens in Rom... man rennt nicht wegen jeder Kleinigkeit zum Gericht, sondern redet man miteinander. Natürlich machen manche diese Erfahrung früher... andere offensichtlich garnicht."
    , wischte Vala diesen doch sehr verzweifelten Vorstoß der Anklage, der offenbar die Argumente ausgingen weil sie sich doch alles klaubte was sie in die Hand bekam um den Germanicus zu beschmutzen. Sein Mandant tat ihm fast leid, es mit einer derartig offensichtlichen Schmutzkampagne zu tun zu bekommen.


    "Doch die Lücken in deiner Kenntnis von Gesetz und Usus hört da offensichtlich nicht auf, Poppaeus..." , bezog Vala sich weiterhin auf eine weitere Scherbe im Haufen, den die Anklage ihr Argumentationswerk nannte, "...und mit dieser entblößt du tatsächlich sogar dein Unwissen über die Wirtschaft des Germanicus! Wüsstest du bescheid, wäre dir bekannt, dass die sich ZUR ZEIT im Besitz des Germanicus befindliche Bäckerei ein ERBTEIL ist... und seit Jahrzehnten wird von den Aedilen der Stadt, die übrigens auch hierfür zuständig sind, den Erben eine angemessene Zeit zugestanden um den Betrieb entweder zu veräußern oder zu schließen. IN DIESEM FALL IST DIE FRIST NOCH NICHT VERSTRICHEN und die Verwalter des Senators suchen immernoch nach einem Interessenten, damit die damit verbundenen Arbeitsplätze nicht verloren gehen." , stellte Vala einmal klar, was der Senator eigentlich für ein Mensch war: einer der die Order gab Arbeitsplätze zu erhalten... und nicht illegal Geschäfte zu tätigen.


    Da der Poppaeus sich weiterhin mühte, die Mücke weiter aufzublasen und gleichzeitig soviel Rauch um die Sache zu machen wie möglich, offensichtlich damit schließlich keiner mehr wusste wo vorne und hinten war und jemand vielleicht doch auf die Idee kam seine schamlose Hetze gegen den Senator für bare Münze zu halten, fasste Vala erneut den Faktenstand zusammen: "Nach wie vor also steht die Anklage mit leeren Händen hier, dafür mit einer gehörigen Menge offensichtlich wahllos zusammengeklaubter Anschuldigungen gegenüber einem ehrbaren und geschätzten Senator Roms.
    Ehrbar deshalb, weil er NICHT ZUM ERSTEN MAL zu den Fehlern steht die er begangen hat... oder die unwissentlich in seinem Namen begangen wurden. Geschätzt deshalb, weil er sich nicht scheut die Verantwortung zu übernehmen und er sich im Vorfeld dieser Anhörung ganz klar dazu bekannt hat, dass ein Senator wegen seiner Schwächen und Fehler genauso gerichtet und bewertet werden muss wie auch ein jeder anderer Bürger der Stadt Rom es würde.


    Aber es muss nach den Gesetzen Roms geschehen! Und diesen Zufolge hat man im Namen des Senators nur eins begangen: eine Ordnungswidrigkeit, wie sie nahezu jeden Tag auf den Märkten geschieht. ZUM ALLERERSTEN MAL, wie ich nur wiederholen kann.


    Dabei ist es sogar vollkommen gleichrangig, ob diese einzelne Verfehlung aus der Naivität und Unwissenheit oder durch Vorsatz des Lehrlings geschah... denn es gibt keinen Paragraphen in den Codices der Vorsatz definiert und somit strafrechtlich relevant macht. Der Senator hat eine Ordnungswidrigkeit begangen und steht nach wie vor zu den Konsequenzen... allerdings ist es auch sein gutes Recht, dass diese Konsequenzen nach den Traditionen und dem Recht Roms beschlossen werden: Durch die Aedile, und nicht durch ein Iudicium.


    Ob die Vorbildfunktion des Senators geschädigt wurde mag jeder für sich selbst entscheiden, strafrechtlich ist diese ebenfalls wenig relevant. Wenn die Klägerin sich über das Verhalten eines Senators mockiert, wäre eine Beschwerde beim Consul der angebrachtere Weg gewesen.


    Allerdings lässt mich die Art und Weise, wie der Senator hier von der Anklage wahllos mit Schmutz beworfen wirde, deutlich an ihren Motiven zweifeln. Geht es hier wirklich nur um Recht?


    Würde es das, hätte man uns wohl schon lange stichhaltige Beweise vorgelegt... und kein drecktriefendes Herumfabulieren, das den Senator nur als das darstellt, was er eben NICHT ist: ein gesetzesbrechender Dämon."

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    Mein Hausadvokat Faustus Poppaeus Sabinus konnte sich, genauso wie ich, nur wundern über das sprachliche Unverständnis des Verteidigers. Denn nie hatte Sabinus vorgegeben einen genauen Einblick in die Lager des Germanicers zu haben. Was er aber getan hatte, war anhand von eigener Erfahrung im betrieblichen Wirtschaften berechtigte Annahmen aufzustellen: Eine Fischerei in Ostia, eine Rinderzucht in Corfinium, eine Metzgerei in Rom und eine Bäckerei, die dem Namen nach ihren Sitz in Carthago Nova hatte.... Natürlich nutzten die unterschiedliche Lager! Und natürlich trennte jeder halbwegs intelligente Unternehmer darüber hinaus auch privates und betriebliches Vermögen (zu welchem auch die zugehörigen Warenlager gehörten) voneinander!
    Und man musste ja auch ehrlich realistisch sein: Ein "Lehrling", der am Ende aufgrund der räumlichen Begebenheiten wahrscheinlich der Metzgerei zugehörig sein sollte, hatte demnach Metzgerei-Produkte zum Verkauf auf den Markt zu bringen. Und anstatt in diesem Beispiel also Räucherfleisch und lukanische Würste aufs Forum zu transportieren, brachte er Holz und Farben und Ton..?!? So sehr ich für meinen Teil manchmal an der Denkfähigkeit meiner Mitarbeiter und Untergebenen zweifelte (und das tat ich!), so wenig konnte ich mir auch nur im Entferntesten ein solches "versehentliches Versehen" vorstellen. Nein, dieser Fall war und blieb in meinen Augen eine Vorsatztat! Und, so interpretierte ich die Worte des Ducciers, ganz genau aus diesem Grund (der eben doch auch ihn überzeugenden Logikkette) war es dem auch auf einmal gar nicht mehr so wichtig, ob es nun einen Vorsatz gab oder nicht....


    Aber zurück zum sprachlichen Unverständnis des Halbgermanen: Mit großen Worten widmete der sich im Folgenden der naiven Einteilung der Welt in schwarz und weiß. Es gab die verurteilten und bestraften Schuldigen. Und es gab die nicht verurteilten und nicht bestraften Menschen, die er hier als Unschuldige präsentierte. Dabei lag gerade im Fall des Decimus Livianus gegen Germanicus Sedulus die Sachelage galsklar auf der Hand: Der Rechtsstreit war damals durch einen Vergleich beendet worden. Und wenn dieser Vergleich nun einmal geheißen hatte, dass sich Person A bei Person B öffentlich entschuldigen musste, dann war das wenigstens mit meinem persönlichen Unschuldsverständnis nur sehr, sehr schwer in Einklang zu bringen. Vielmehr war das Ganze (meiner Meinung nach) damals aus Sicht des Gerichts eine Bagatelle, nachdem der Kläger von seiner Klage "abgesprungen" war. Unschuldig wurde auf diesem Weg niemand. Der Schuldige entging nur in beiderseitigem Einverständnis seiner gerichtsurteilichen Strafe.
    Als die Ausführungen des Ducciers dann den geerbten Bäckerei-Betrieb erreichten, konnte ich mir nicht helfen. "Das wird sich Germanica Aelia, selbst genauso Mitglied des Ordo Senatorius, wahrscheinlich auch die Jahre über immer gesagt haben.", spekulierte ich ernst in Richtung des Poppaeers und rollte mit den Augen. Und ja, ich flüsterte und mauschelte diese Worte auch nicht. Wozu auch? Der Duccier ließ sich davon sicherlich eh nicht beeindrucken und erzählte einfach seinen Stiefel weiter runter; die Zuhörer und Zuschauer bekamen einen weiteren fun fact am Rande geliefert über die wirtschaftlichen Machenschaften der Germanicer; und der Iudex, tja, der schien sich mit seinem Becherchen (hoffentlich sittlich verdünntem) Wein in den Händen auch viel zu sehr zu amüsieren hier, als dass ich befürchtete, dass er mir gleich wegen diesem einen kleinen Einwurf den Kopf abriss. So what?


    Und da gings dann wirklich schon weiter mit der duccischen Rede, die ich an diesem mitleidsheischenden Punkt vorübergehend ignorierte (ich hasste Mitleid). Stattdessen argumentierte ich lieber gedanklich durch, weshalb die Begründung für den Part mit dem "geschätzten" Senator nicht ganz passend war: Ehrbar konnte man ganz objektiv betrachtet sein oder auch nicht sein, wenn man definitionsgetreu "der Sitte gemäß" lebte. Aus welchen Gründen eine Person hingegen allgemein geschätzt wurde, also das subjektive Ansehen möglichst vieler anderer genoss, das ließ sich hier so sicher weniger pauschalisieren (oder aber es stellte ein ganz schönes Armutszeugnis für den Germanicer aus, wenn er genau dafür, das Stehen zu seinen Fehlern, in allererster Linie geschätzt würde).
    Gegen Schluss seiner Rede drang dann nur noch einmal mehr der Unmut über die Entscheidung des Praetor Urbanus durch. Denn auch hier war die Logikkette vergleichsweise einfach zu schließen: Wenn doch diese Verfehlung des Germanicers eine einfache Ordnungswidrigkeit war und blieb, ganz egal ob er hier mit oder ohne Vorsatz gehandelt hatte, dann musste (!) man diesen Punkt exakt eins zu eins an den Prätor zurückgeben, der meine Klage hier ja offensichtlich erst zugelassen hatte, statt mich an die Ädile zu verweisen. Aber weil er schon einmal genau darauf verwiesen hatte (auch wenn das der Verteidiger hier offenbar nicht hören wollte), enthielt sich Sabinus mit einem entspannt undurchdringlichen Lächeln eines Kommentars dazu.


    Ja, und auch ansonsten hielt es mein Advokat nicht für nötig, weitere Punkte vor dem Iudex zu machen. Es war gesagt, was gesagt werden sollte und gesagt werden musste. Der letzten Rede des Ducciers war deutlich zu entnehmen gewesen, dass mittlerweile auch er mindestens arge Zweifel an einer vorsatzlosen Tat seines Mandanten hatte. Darüber hinaus hatte er die Tat selbst gestanden und ich hatte einen guten Teil Genugtuung im Aufleben der schmutzigen Vergangenheit des Germanicers gefunden. Mein Anwalt blickte also nur erwartungsfroh hinüber zum Iudex.. während ich mir nach dem Ende der duccischen Rede noch ein letztes Wort herausnahm. (Diesmal wandte ich mich in normaler Lautstärke an meine Leibsklavin Callisto.) "So weit kommts noch, dass am Ende nicht der Germanicus sondern sein Daimon als Gesetzesbrecher verurteilt wird!", beschwerte ich mich. Ein Blick genügte um zu wissen, dass ich kurz erklären musste: "Was dem Griechen der Daimon, ist dem Römer sein Genius." Jetzt hatte auch sie mich verstanden.... (Tja, Sklaven und andere Untergebene eben. Aber wenigstens konnte meine Callisto mit einem Blick Fleisch von Holz, Farben und Ton unterscheiden..)

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