[Ludi Mediocres] Die doch schon irgendwie fast in Ordnung seienden Spiele an den 4-Götter-Festtagen

  • http://www.kulueke.net/pics/ir/ludimediocres_arena2.png Die aufwendigsten und damit für Vala teuersten Spiele waren jene am Ehrentag, der gleich vier Göttern gewidmet war. Zusammen mit seinem Tiro hatte der Aedil dabei ausgeknobelt, nicht nur in einer Arena Gladiatorenkämpfe stattfinden zu lassen, sondern gleich in vieren, wobei drei in eher kleinen Arenen stattfanden und die vierte in der wahrscheinlich größten Arena, die Vala sich leisten konnte. Selbstverständlich war diese hölzerne immernoch kein Vergleich zum Theatrum Flavium, konnte aber immerhin etwas mehr als eintausend Besucher aufnehmen. Sowieso: das Programm, so mittelmäßig es auch im Vergleich zur ersten Liga der Gladiatorenkämpfe sein mochte, hatte durchaus das Zeug dem notorisch bankrotten Veranstalter die Tränen in die Augen zu treiben. Eine richtige Tierhatz (sogar mit einem echten Bären), drei Gladiatorenkämpfe und immer wieder günstig zu mietende Akrobaten die zwischen den Kämpfen für Kurzweil sorgen sollten.
    Summa summarum: ein für die Verhältnisse des Veranstalters wohl sündhaft teurer Tag.


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    "Hoffen wir das beste...", murrte Vala, wie immer schlecht gelaunt wenn es daran ging seine marginalen Finanzreserven zur Unterhaltung des Pöbels zu verdampfen. Nach dem großen Opfer zu Ehren der vier Gottheiten und vor der pompa triumphalis, dem feierlichen Einzug der Programmteilnehmer in die Arena, hielt Vala sich zusammen mit seinem 'Gefolge' im Vorraum der Ehreloge auf und sah durch den Vorhang nach draußen, wo sich langsam die Ränge mit Besuchern zu füllen begannen.
    "Wenn das heute nicht flutscht bin ich wohl erledigt.", verschränkte er mit verdrieslichem Blick die Arme und erntete dafür nur einen spöttischen Blick seines patrizischen Amtskollegen, der sich tatsächlich dazu herabließ an diesem Tag den Spielen seines plebeischen Gegenparts beizuwohnen.

  • Zu denen, die sich an diesem Tag einfanden, gehörte auch Decius Germanicus Corvus.
    Er kam mit denkbar geringen Erwartungen. Zwar hatte er die ersten Spiele des Vala nicht gesehen, aber gehört hatte er davon und nachdem, was man sich darüber erzählte, mussten sie recht erbärmlich gewesen sein.
    Die hölzerne Arena war klein und auf den Rängen ging es eher ungeordnet und gedrängt zu – kein Vergleich mit dem Flavischen Amphitheater, wo man die Stände großzügig voneinander trennen konnte. Aber Corvus war nicht zimperlich und wo der schmale Purpursaum als Hinweis nicht genügte, dass er ein Angehöriger des Ritterstandes war, da wusste er sich mit kräftiger Hand und finsterem Blick den Weg zu bahnen.
    Schließlich hatte er seinen Platz erreicht.
    Die kleine Arena hatte auch ihr Gutes. Hier war man nah am Geschehen.
    Corvus schätze einen guten Kampf. Er gehörte nicht zu jenen, die Gladiatorenspiele ablehnten und mit gekünstelter Abscheu davon sprachen. Solche Stimmen wurden in den letzten Jahren häufiger, fand er. Aber seiner Meinung nach, hatten solche Leute seltsame, ausländische Ideen, oder waren gar selbst Ausländer, möglicherweise sogar Chresten, oder wie sich die Anhänger dieses orientalischen Kultes nannten, vielleicht sogar noch Schlimmeres. Die wussten nichts von der Faszination eines guten, ehrlichen Kampfes zwischen fähigen Gladiatoren.
    Aber ob er das heute aber zu sehen bekam? Nun, dies blieb abzuwarten.

  • http://s7.directupload.net/images/130903/c38fdo8d.jpgNachdem sogar in Villa Tiberia einer dieser "Flyer" landete und er sich ja vor kurzem noch ein wenig sehnsuchtsvoll über Gladiatoren-Spiele unterhalten hatte, war es doch nun wirklich einmal an der Zeit, die Arena aufzusuchen, zumal der kürzlich kennengelernte Duccius Vala sie ausrichtete. Lepidus klangen noch sehr die Worte im Ohr, die er allen Leuten während des Wahlkampfes zurufen ließ. Seinen besten Freund Mucius Scaevola nahm er bei der Gelegenheit gleich mit. Naja, er war ohnehin selbst auf die Idee gekommen. Schließlich kam die Werbung auch in seinem Hause an und er war bekannt als ein großer und leidenschaftlicher Fan der Spiele.


    Sie beide hatten noch die Opfer und die Pompa mitverfolgt, ehe sie dann auch in die Arena strömten. "Findest du nicht auch, dass der Felicitas kaum noch Beachtung geschenkt wird?"
    "Keine Ahnung. Ich selbst kam schon lange an keines ihrer Heiligtümer vorbei."
    "Ja eben, aber das dachte ich mir schon, dass du derzeit kein Bedarf an Fruchtbarkeit hast..."

    "...und mein Glück hol ich mir lieber von Fortuna."
    "Wenns doch nur so einfach wäre. Aber du bist ein gutes Beispiel dafür, dass Felicitas nur noch von solchen großen Vielgötter-Feiertagen lebt. Hätte sie Apollo und Diana nicht an ihrer Seite, würde sie wahrscheinlich schon ganz in Vergessenheit geraten."
    "Wann hast du denn das letzte mal der Felicitas geopfert?"
    "Ich..ähm..."
    "Siehst du! Machs erstmal besser. Aber los jetzt, wir brauchen gute Plätze!"


    So langsam füllte sich die Arena. Aber ob auch jeder Platz besetzt werden würde? Die beiden Männer waren allerdings noch früh genug dran, um noch halbwegs freie Auswahl zu haben. "Hast du jemals einen Bären bei einer Tierhatz gesehen?", fragte der Mucier mit einer gewissen Begeisterung in der Stimme.
    "Puh, nicht, dass ich mich erinnern könnte. Aber du bist der Experte. Ich kennen keinen, der so oft in Arenen rumhängt wie du."
    "Ach, übertreib nicht. Wie du merkst, hab selbst ich noch nicht alles gesehen. Umso besser: Ich hoffe der Bär zerreißt alles in Stücke."
    "Weißt du, ich selbst bin ja ein großer Freund von Elefanten."
    "Ich im Grunde auch, aber ich mag diese Tiere nicht in der Arena. Sie wirken so 'majestätisch' und sollten nicht getötet werden."
    "Sie sterben ja nicht immer."
    "Aber meistens irgendwie doch. Wir sollten sie lieber in die Armee integrieren."
    "Du alter Barbar. Guck lieber, was passiert. Nachher musst du mir auch noch ein paar Infos geben, welchen Gladiator es lohnt, ihn zu unterstützen."

  • Auch wenn der Flyer nicht das Atrium Vestae erreichte. So sprach es sich trotzdem herum, vor allem auch deswegen, weil man nicht nur Gutes über die vergangenen Spiele hörte. Die Leute ja gern tratschten, Themen suchten, über diese sie sich besonders aufregen konnten.


    Messalina hingegen wollte sich selbst davon überzeugen. Und da auch keine Pferde auf der Liste standen, was für sie ein Grund wäre nicht zu erscheinen, begab sie sich mit Occia einer weiteren Vestalin zum Veranstaltungsort und beide nahmen auf der Ehrenloge platz. Es war ganz und gar nicht unüblich, dass Vestalinnen an Gladiatorenkämpfe teilnahmen im Gegensatz zu den anderen sportlichen Wettkämpfen wo ihre Anwesenheit untersagt war. Solange es sich um staatliche Gladiatorenkämpfe handelte blieb alles im grünen Rahmen. Und diese wurden von einem Magistrat inszeniert, staatlicher geht es kaum. Tja, war wohl mal wieder nur Flamen Dialis davon betroffen nicht erscheinen zu dürfen. *hihi*,... Schicksal! Sie hielt von diesen Flamen sowieso nicht viel.


    Die beiden saßen also nun da und unterhielten sich über den bevorstehenden Kampf mit dem Bären. Messalina hatte selbst noch nie einen Bären in Echt gesehen, vielmehr basierte ihre Vorstellung auf Hörensagen. Umso mehr war sie gespannt wie so ein Tier in Real aussah.

  • Er hatte sich entschieden. Schweren Herzens hatte er sich an diesem Morgen eine stattliche, hellblaue Toga über seiner sandfarbenen Tunika anlegen lassen - und er fühlte sich genau so: vollkommen blass, ein Schatten seiner selbst. Mit einem Lächeln auf den Lippen, das seine Augen kaum erreichte, tauchte Dives so also vor der gar nicht so weit von der Casa Iulia entfernten Arena Pluceria Sunta auf und wartete sodann auf seine sicherlich ganz bezaubernd aussehende sergische Begleitung.
    "Sei gegrüßt, Sergia.. Fausta.. meine Liebe.", korrigierte er sich bei der Begrüßung gleich mehrfach und lächelte entschuldigend.
    "Du siehst.. also.. ganz schön aus.. Ich meine natürlich.. wunderschön und.. vollkommen atemberaubend. Ach, lass uns reingehen, bevor wir noch etwas von der Vorstellung verpassen!", brach der Iulier letztlich seine ihm selbst höchst unbehaglichen Kompliment-Versuche ab, bot der Sergia seinen Arm an und suchte anschließend mit ihr gemeinsam ein paar bessere Plätze, mit einem einigermaßen guten Ausblick. Es war die eine Sache, einer Frau das eine oder andere leichte Kompliment zu machen. Etwas ganz anders war es, wenn aus ein paar Worten plötzlich bitterböser Ernst werden sollte.


    Äußerlich für die Menschen lächelnd, die mitunter den Duumviralicius erkannten oder aus welchen Gründen auch immer einfach nur auf ihn achteten, erreichte Dives mit seiner Begleiterin ein paar freie Plätze auf der rechten Seite der Ehrenloge, nur einen Steinwurf von ebenjener entfernt. Innerlich konnte er nur hoffen, dass ihn niemand hier erkannte, dass die Spiele vielleicht einfach flopten und Serapio nie und nimmer etwas von diesem Tag erfuhr. Es war dem Iulier mehr als unangenehm heute mit der Sergia hier zu sein und mit ihr einen auf glückliches Paar zu machen, während der Mann, den er wirklich gern - sehr gern - hatte, in Unwissen über die Sergia und diesen Tag wahrscheinlich in irgendeiner dunklen, lichtleeren, tristen Zelle steckte mit nicht mehr als dem Faden der Hoffnung auf eine glückliche Fügung in seinen Händen. Das war so verlogen!
    "Kannst du gut sehen? Ich meine, hast du einen guten Blick auf die Arena, .. meine Liebe?", erkundigte sich der in dieser Situation gefangene Iulier mit seinem aufgesetzten Lächeln. 'Meine Liebe' - das war Ser.. sehr sicher nicht diese Sergia! Wie unglaublich verlogen!

    ir-senator.png Iulia2.png

    CIVIS
    DECURIO - OSTIA
    INSTITOR - MARCUS IULIUS LICINUS
    IUS LIBERORUM
    VICARIUS DOMINI FACTIONIS - FACTIO VENETA

    Klient - Marcus Vinicius Hungaricus

  • Etliche Wochen lang hatte sich Victor jetzt schon von jeder Aktivität in der Öffentlichkeit ferngehalten. Auf der einen Seite fand er es besser als ehemaliger Klient des Vesculariers nicht allzu auffällig in Erscheinung zu treten und auf der anderen Seite war es ja auch nicht so, als ob es in letzter Zeit sinnvolle Gründe für ihn gegeben hätte, sich vor die Tür der Casa Octavia zu begeben. Nicht das Gladiatorenspiele in einer drittklassigen Arena jetzt ein sinnvoller Grund waren... aber so langsam fiel ihm die Decke auf den Kopf. Da war es doch besser sich ein wenig Ablenkung zu verschaffen und das am Besten an einem Ort, wo nicht viele Menschen zusammenkamen. Nunja, nicht allzu viele.


    Also war er heute in Begleitung seines treuen Klienten Umbonius Capito in die Arena Pluceria Sunta gekommen. Unauffällig bekleidet mit einem Mantel über der Kleidung, der den latus clavus an der Toga und der Tunika überdeckte - was so ein ziemlich schlechter und sehr, sehr warmer Kompromiss zwischen sich nicht verstrecken aber auch nicht auffallen war - bahnte sich der Octavier im Kielwasser seines Klienten einen Weg zu einem Platz, von dem man auch was sehen konnte... wenn es denn überhaupt etwas zu sehen gab, dass sich die Mühe lohnte, hierher gekommen zu sein. So ganz war Victor nicht auf dem Laufenden, was die Qualität der diesjährigen Spielesaison anging, aber Capito hatte recht vielsagend gebrummt, als er erfahren hatte, wer der Ausrichter der heutigen Veranstaltung war. Der Name Duccius Vala war sicherlich auch ein Grund warum der Senator heute hier war. War doch immer nett zu sehen, wie sich (Ex-)Kerkermeister so im zivilen Leben schlugen. Aber dieser Gedanke war eigentlich nur zweitrangig, was zählte war an der - mehr oder weniger - frischen Luft zu sein und mal für eine Weile nicht den Sand in den Kopf zu stecken. Als Capito es dann schaffte, einige Frühaufsteher davon zu überzeugen, dass sie sicherlich nicht sooo viel Platz zum Sitzen brauchten, schien es, als ob die ganze Sache sogar halbwegs bequem werden wollte. Victor konnte sich dabei weder ein kleines Lächeln verkneifen, noch wollte er es.

  • Zitat

    Original von Decius Germanicus Corvus
    Zu denen, die sich an diesem Tag einfanden, gehörte auch Decius Germanicus Corvus.
    Er kam mit denkbar geringen Erwartungen. Zwar hatte er die ersten Spiele des Vala nicht gesehen, aber gehört hatte er davon und nachdem, was man sich darüber erzählte, mussten sie recht erbärmlich gewesen sein.
    Die hölzerne Arena war klein und auf den Rängen ging es eher ungeordnet und gedrängt zu – kein Vergleich mit dem Flavischen Amphitheater, wo man die Stände großzügig voneinander trennen konnte. Aber Corvus war nicht zimperlich und wo der schmale Purpursaum als Hinweis nicht genügte, dass er ein Angehöriger des Ritterstandes war, da wusste er sich mit kräftiger Hand und finsterem Blick den Weg zu bahnen.
    Schließlich hatte er seinen Platz erreicht...........


    Auch Livianus ließ sich nicht abhalten, den Spielen des amtierenden Aedilis beizuwohnen. Zum einen war es eine willkommene Abwechslung zu den anstrengenden letzten Tagen. Vor allem die Reise von Hispania nach Rom spürte er noch in seinen Knochen. Er musste sich langsam aber sicher damit abfinden, dass er ein gewisses Alter erreicht hatte, in denen man sich nicht mehr über das eine oder andere Zipperlein wundern durfte. Doch diese Spiele halfen sicher dabei, diese Erkenntnis ein weiteres Mal um ein paar Stunden vergessen zu machen. Zum anderen wurden die Spiele von einem jungen aber bereits hochdekorierten Senator ausgetragen, den Livianus noch nicht kannte, der aber wenn man den Gerüchten in Rom glauben durfte, derzeit Steil auf dem Weg nach oben war.


    Auf der Suche nach seinem Sitzplatz, hielt er auch immer wieder nach bekannten Gesichtern Ausschau. Schließlich entdeckte er Germanicus Corvus, einen der vielen Vetter von Avarus. Er war es, der Livianus und seinen Rettern nach der geglückten Flucht aus der Gefangenschaft in Parthien Unterschlupf in Aegyptus gewährt hatte. Eine Begebenheit, die Livianus bis heute nicht vergessen hatte und dem ehemaligen Statthalter von Aegyptus nach wie vor zum Dank verpflichtete. Da noch genug Zeit war, ging er lächelnd auf Corvus zu.


    "Germanicus Corvus! Es freut mich, dass sich unsere Wege nach so langer Zeit wieder einmal kreuzen und dieses Mal auch aus wesentlich angenehmeren Gründen. Wie geht es dir?"

  • Ich war schon einige Zeit hier und schlenderte vor der Arena in Begleitung eines Sklaven etwas auf und ab, um mir dabei anzusehen, was die Händler, die es in der Hoffnung auf eine möglichst große Zuschauerschaft hierher verschlagen hatte, so anboten. Bei einem Importeur namens Gaius (vielleicht hieß er aber auch Aulus oder Titus, wer achtete da schon so genau drauf?) gab es süße Datteln aus dem Osten, von denen ich mir gleich eine ganze Tüte voll zum Mitnehmen kaufte. Kaum hatte ich dem Stand den Rücken gekehrt und den ersten Bissen in eine dieser leckeren Früchte getan, da sah ich auch meinen ganz persönlichen Leckerbissen zielstrebig auf mich zukommen. Ich hätte mich besser mit ihm absprechen sollen, schoss es mir sofort durch den Kopf, denn seine hellblaue Toga biss sich doch sichtlich mit meinem für diesen Zweck etwas zugeknöpferen, elegant körperbetont geschnittenen Kleid in spritzig-giftigem smaragdgrün. "Ich grüße dich, Marcus meus.", antwortete ich ihm auf seine holprige Begrüßung und gab ihm selbstbewusst einen Kuss auf die Wange. Das Ziel dieser Veranstaltung heute war schließlich, dass er und ich als Paar wahrgenommen wurden, auf dass meinem lieben Onkel Manius kaum andere Optionen bleiben würden, als einer Ehe zwischen meinem Marcus und mir zuzustimmen. Kurz musste ich dabei an den auch ganz hübsch anzusehenden decimischen Adler denken und lächelte bei der Erinnerung an unser Gespräch in meinem Büro amüsiert. Ob ich den vielleicht auch mal als meinen Marcus bezeichnen könnte.... wenigstens für ein paar Stunden?
    Das folgende Kompliment erreichte mich anschließend nicht so wirklich, sodass sich meine Mundwinkel etwas senkten. Ich sah ja wohl nicht nur 'ganz schön' aus! Da konnte sich Marcus seine Korrekturen sparen - das hatte er jetzt unwiderruflich verpatzt! "Danke. Aber du wirkst etwas blass, mein Liebster. Kann das sein?", feuerte ich in übertrieben sorgenvollem Tonfall zurück, bevor ich zustimmt: "Ja, lass uns gehen."


    Dann betraten wir also gemeinsam die Arena dieses Plucerius, von dem ich bisher nicht viel mehr wusste, als dass dieses Gebilde hier seinen Namen trug. Marcus lenkte und steuerte uns durch die Reihen, wobei wir seinem Ordo sei Dank zum Glück nicht zu sehr mit dem ganz gewöhnlichen Pöbel, der mich an meinen im Müll wühlenden und mit tollwütigem Straßengetier 'spielenden' jungen Onkel erinnerte, zusammenstießen. Irgendwo musste man schließlich auch mal den Tempel in der Stadt lassen und die Gesellschaft nach ihrem jeweiligen Ansehen trennen. Es reichte mir ja schon, dass ich Onkel Soldatensöhnchen in der Casa Sergia ertragen musste!
    Als wir unsere Plätze gefunden und eingenommen hatten, schaute ich mich natürlich erstmal kurz um. Der Blick auf die Arena und die Ehrenloge, in der ich auch ganz gern gesessen hätte, war gut. Meine Sitznachbarn und -nachbarinnen kannte ich jedoch erwartungsgemäß nicht. "Ja, es ist alles bestens.", bestätigte ich Marcus beiläufig und schaute ihn anschließend an, bevor sich ein keckes Lächeln auf meine Lippen stahl. "Und sehen tue ich vollkommen.. scharf, mein Liebster.", ließ ich meine Stimme immer leiser werden, während ich mich seinem Kopf immer weiter nährte und ihn abermals mit einem Kuss auf die Wange bedachte. Dann blickte ich auf den Platz, auf dem sicherlich schon bald gekämpfte und das Blut fließen würde. "Was meinst du, geht es bald los?", fragte ich und schob mir genüsslich eine der gekauften Datteln in den Mund.

  • "Showtime.", murrte Vala in einem Dialekt der Angeln und der Sachsen als ihm zugetragen wurde, dass im Bauch der Arena alles bereit für die pompa triumphalis war und man nur darauf wartete, dass der editor der Spiele sich draußen im Zentrum der Ehrenloge zeigte. Das Raunen der stetig wachsenden Zuschauermenge erfüllte schon seit einigen Minuten die Arena als die (vollkommen überteuerten) Musikanten begannen mit ihrem Spiel die Aufmerksamkeit gen Empore zu lenken. Valas Mimik, hinter den Kulissen seine Anspannung deutlich verratend, tat ihr bestes um bei dem Durchschreiten des Vorhangs und dem Eintreten in die Öffentlichkeit sowas wie souveräne gute Laune zu zeigen während er der mehr oder minder begeisterten Menge zuwinkte und an die 'Reling' der Empora trat um sich zur Gänze den Menschen zu zeigen, die ihn gerade mit jeder verstreichenden Minute näher an den finanziellen Ruin amüsierten.


    So ließ Vala sich einen Moment bei bestmöglicher Miene zu den ruinösen Spielen feiern, bis er mit einer tausendfach geübten Handbewegung um Ruhe bat, damit er das Programm des Tages verlauten konnte. Mangels einer größeren Dienerschaft oblag es seinem jungen decimischen Tiro das Programm auf einer Tafel festzuhalten und es später für jedermann sichtbar aufzuhängen.


    "WERTE GÄSTE!!!", wandte Vala sich nun nach bester Politikermanier an die versammelten Schaulustigen, "Ich danke euch für euer zahlreiches Erscheinen an diesem Festtag der Ceres, der Felicitas, der Diana und des Apoll. Zu Ehren dieser Götter haben wir gemeinsam ein großes Opfer dargebracht, und zu Ehren dieser Götter veranstalte ich für euch diese Spiele."
    Soviel zur äußerst unkreativen Eröffnung, bei der Vala unter dem aktuellen Zeitdruck wenig beizutragen hatte als eine schlichte 'überleg dir mal, was ich schlaues als Einführung sagen könnte, Sirius'-Weisung. Das Ergebnis war keins, also blieb es bei der simplen Eröffnung ohne großen Schnickschnack.


    "Nach den Zeiten des Krieges will ich euch kurzweil bieten und euch für einen Tag die Sorgen der Welt da draußen vergessen lassen...", fuhr er fort und listete in der Folge das auf, was er aufbieten wollte um eben dieses Ziel zu erreichen: "Zuerst zu den Hinrichtungen. Die Sklavin Langwyn, die auf schändlichste Weise das kaum einjährige Kind ihrer Herrin Ursania Flacca im Schlaf erdrosselt hat, wurde von ihrer Herrin dazu verdammt gegen einen Bären und sechs Hunde anzutreten. Dabei wird ihr zur Wehr einzig das gegeben, was sie benutzte um das Kind zu meucheln: ein Schal aus Seide.
    Der Peregrinus Marracus wurde zum Tode ad flammam für seine Brandlegung im Lagerhaus des Petruvius verurteilt, was hier und heute in dieser Arena vollzogen wird."

    Jeweils nach der Bekanntgabe der Hinrichtungen tat sich lautes Gemurmel auf, welches im besten Falle Unmut über die Taten der Verurteilten und Wohlwollen gegenüber der Art der Hinrichtung zeigte, im schlechtesten schon jetzt Enttäuschung über den Start des Programms.


    "Im Folgenden werden drei Gladiatorenpaare euch ihre Kunst zur Schau bieten. Den Anfang werden die Equites Atropates und Phalereus stellen, die uns nicht nur mit der Wendigkeit ihrer Tiere und der Schnelligkeit ihrer Schläge den Kopf verdrehen wollen.", womit sehr blumig umschrieben war, dass keine Sau sie kannte, weil sie bisher nur in den Arenen der Civitates aufgetreten waren, "Dem folgen wird das Duell des Secutor Duris und des Retiarius Ornodopantes, die sich hier vor euren Augen in ihrem Können beweisen wollen um mit eurer Gunst in den größeren Arenen aufzutreten.", pries Vala schließlich den teuersten Akt der Veranstaltung an, schließlich musste man bei Equites nicht nur die Gladiatoren und deren Ausrüstung bezahlen, auch ihre Reittiere mussten versorgt werden, "Und schließlich wird der Dimachaerus Tigranes mit seinen virtuos schnell geführten Messern gegen den samt und sonders in Eisen geharnischten Cruppelarius Brocculus antreten!"


    Die Musiker quittierten diese Bekanntgabe mit einem kurzen und schmucklosen Spiel und unterstrichen damit die Struktur des Ganzen... es folgte die pompa triumphalis, der Zug der Schausteller durch die Arena. Zuerst wurden die zum Tode verurteilten aus dem Bauch der Arena ins Licht getrieben, dann folgen Sklaven die die Waffen und die Rüstungen der Gladiatoren präsentierten, wobei schon hier erkennbar war, dass es sich nicht um die erste Liga handelte: so manch Waffe und mancher Helm hatte schon deutlich bessere Tage gesehen. Schließlich folgten die Gladiatoren, wobei die Equites sich schon jetzt auf ihren Pferden zeigten und den Applaus der Menge sichtlich genossen.


    "Ich erkläre hiermit die Spiele für eröffnet!", bekundete Vala feierlich, badete noch einen Moment im Applaus der Menge bevor er sich zurückzog um ebenfalls auf einem Pferd zu einer der anderen Arenen zu reiten, bei welchen er sich ebenso zu zeigen hatte. Es würde seinen Moment dauern bis er wiederkehrte... und zuerst standen ja ohnehin die Hinrichtungen an.

  • Zitat

    Original von Marcus Decimus Livianus
    [...]


    Corvus musste tatsächlich einen Moment lang überlegen, bevor er den Senator wiedererkannte. Es war lange her, seit sie sich zuletzt in Aegyptus gesehen hatten.


    “Senator Decimus Livianus, salve!“, begrüßte er ihn.
    “Es liegen schwierige Zeiten hinter uns allen. Und noch kann ich nicht sagen, dass sie merklich besser geworden wären.“, antwortete er bitter auf die vermutlich arglos und höflichkeitshalber gestellte Frage. Das war es aber auch, denn ihm stand nicht der Sinn danach, Livianus über den Tod seiner Frau, von dem er selbst erst kürzlich erfahren hatte, die Ohren vollzujammern.


    “Immerhin gibt es wieder Kämpfe.“, stellte er mit Blick auf die Arena fest. “Obwohl – dieser Aedil Duccius Vala hat sich bisher den Ruf erworben, die schlechtesten Spiele seit Jahren zu veranstalten. Na, besser als nichts, was?“


    Kaum hatte er den Namen ausgesprochen, da begannen unten ein paar Musikanten zu spielen und gleich darauf erschien der Genannte auf der Empore. Bereits während er zu reden anfing, meinte Corvus erneut zu Livianus gewandt: “Erlaubt dir dein Stand, den noch freien Platz neben mir einzunehmen? Es würde mich freuen und wir sind ja nicht im flavischen Theater, wo alles so streng geregelt ist, nicht wahr?“


    Der besagte Platz war nicht wirklich frei. “He! Mach mal dem Senator platz!“, herrschte Corvus seinen Nebenmann an. Der verstand diesen Wink richtig, wollte wohl keinen Ärger riskieren und trollte sich.


    Inzwischen hatten die Ankündigungen begonnen.
    “Ein Mädchen mit einem Seidenschal gegen einen Bären. Das fängt ja gut an!“, kommentierte Corvus sarkastisch.

  • Der Decimer nahm die Einladung sich zu Corvus zu setzen gerne an und nickte dem Mann noch einmal dankend zu, den der Germanicer etwas unsanft von seinem Sitzplatz vertrieben hatte. Dann verfolgte er gespannt die Eröffnungsrede des Ädilen. Auch er hatte gehört, dass dieser Vala nicht gerade ein gutes Händchen für Spiele hatte, doch aus seiner Zeit als Aedilis wusste er nur zu gut, dass es keine einfache Aufgabe war, dass zur Stimmung des Volkes passende Programm zu finden. Etwas das in der einen Woche noch mit großem Jubel und tosendem Applaus aufgenommen wird, konnte in der darauffolgenden Woche mit großem Unmut und entsprechenden Buhrufen aufgenommen werden. Doch im Grunde hatte Corvus Recht. Vor allem in Zeiten wie diesen waren schlechte Spiele besser als überhaupt keine Spiele. Egal wie sie ausgingen, die Leute hatten etwas, über das sie Tratschen konnten und das sie dadurch vom Alltag ablenkte. Livianus nutzte die Gelegenheit bis zum Beginn des ersten Programmpunktes um Corvus nach diesem Ädilen zu fragen.


    "Was weißt du eigentlich über diesen Duccius Vala? Er soll ja trotz seiner jungen Jahre bereits einen sehr kometenhaften Aufstieg hinter sich haben und dem neuen Kaiser nahe stehen. Ich muss gestehen, ich bin auf seinen Namen erst nach meiner Rückkehr nach Rom aufmerksam geworden. Davor habe ich nicht wirklich etwas von ihm gehört."

  • "10 Sesterzen auf die Hunde!" Die Rede des Aedils war zwar nicht gerade dauerhaft beeindruckend gewesen, aber immerhin war sie informativ. Und erstaunlich kurz, wenn man bedachte, dass der Mann sich nicht noch ein bisschen in Selbstbeweihräucherung erging, was doch der ganze tiefere Sinn an dieser Veranstaltung war. Nunja, Victor sollte es egal sein, vielleicht musste der Duccier ja auch die Arena nach Stunden bezahlen und wollte möglichst schnell zu einem Ende kommen. Allzu exotisch klang das Programm auch nicht, aber immerhin schien es halbwegs solide zu sein. Ob es allerdings hielt, was es versprach, würde sich noch zeigen. Victor hatte da doch einige ungute Gerüchte über die bisherigen Akteure in des Aedils Spielen gehört. Immerhin versprach die erste Hinrichtung interessant zu werden und bot dem Octavier gleich noch die Gelegenheit mit seinem Klienten eine kleine Wette einzugehen.


    "Da bist du aber optimistisch, Senator. So ein richtiger Bär ist doch was viel gefährlicheres als so ein paar Fußhupen." Mit einem äußerst zuversichtlichen Grinsen im Gesicht, rieb sich Umbonius Capito die Hände. "Vielleicht noch eine Zusatzwette, Senator? Ich sag vier Hunde werden im Staub liegen, bevor sich der Rest winselnd in der Ecke verkriecht! 40 Sesterzen darauf?" Mit einem ebenso zuversichtlichen Lächeln schlug Victor in die ausgestreckte Hand seines Klienten ein. "Da halte ich gegen, nach nur drei tapferen toten Tölen wird dein Meister Petz sein Fell und alles wichtige darunter verloren haben." Zumindest war das wohl realistisch, wenn sie einen nicht allzu großen Bären für die Hinrichtung aufgetrieben hatten. "Sollen wir auch noch eine Wette darauf abschließen, wer die Frau tötet?" Das fragende Gesicht von Capito beantwortete der Senator mit einem Kopfschütteln. "Nein, das ist doch langweilig. Wenn sie nichtmal eine Waffe hat, werden ihr einfach die letzten Überlebenden den Garaus machen."

  • Man sollte ja meinen, er wäre inzwischen dran gewöhnt Spiele zu erleben, die er mitorganisiert hatte. Und irgendwie war das auch so, zumindest bei den letzten paar hatte sich eine gewisse Routine eingestellt. Trotzdem war Aquila etwas aufgeregt, als nun diese ihren Anfang nahmen, weil sie doch eine ganze Ecke größer waren als das, was bisher gelaufen war. Größere Arena, mehr Besucher, und weil sie anders, das hieß weit besser angekündigt waren vor allem auch wichtigere Besucher. Aquila schickte ein kurzes Stoßgebet zu den Göttern, dass diesmal nichts schief ging... und dass auch die Strategie aufging, die Leute glauben zu machen es sei geplant gewesen, kleine, aber dafür viele Spiele zu machen im Verlauf des letzten Jahres. Die Arena heute war zwar deutlich größer als die, in denen sie bisher gewesen waren, aber immer noch nicht zu vergleichen mit den richtig großen. Und obwohl er schon ein bisschen stolz darauf war, was sie mit den begrenzten Mitteln, die ihnen überhaupt zur Verfügung standen, auf die Beine gestellt hatten, nahm er sich eine Sache definitiv vor: wenn er irgendwann mal Aedil war, würde er klotzen, nicht kleckern. Und wenn er dafür das komplette Vermögen seiner Familie würde verpulvern müssen – aber seine Spiele würden groß werden.
    Jetzt allerdings musste er erst mal dafür herhalten, das Programm aufzuschreiben auf einer großen Tafel, während der Duccius genau das gerade lauthals bekannt gab. Es gab mehr als nur einen Moment, in dem er verfluchte, dass der Senator so knapp bei Kasse war, aber wenigstens konnte ihm keiner vorwerfen, er hätte während seines Tirociniums fori nur dumm daneben gestanden und zugeschaut. Und wo er für den Duccius zwar auch einfache Dinge erledigen musste, für die andere vielleicht einen Scriba hatten, ließ er ihn auch an den wichtigen Dingen teilhaben, so dass Aquila tatsächlich einen ziemlich vollständigen Einblick in die Arbeit des Aedils und Senators erhielt erhielt.


    Die Eröffnung der Spiele ging kurz und schmerzlos über die Bühne, und während der Duccius sich im Anschluss auf den Weg zur nächsten Arena machte, wo parallel ebenfalls Spiele stattfinden würden, blieb Aquila wie vereinbart da, um hier, bei den größten, den Aedil zu repräsentieren. Und dafür zu sorgen dass alles glatt lief. Das Programm wurde gut sichtbar aufgehängt, und die Akrobaten, die vor der Eröffnung für kurzweilige Unterhaltung in den Rängen gesorgt hatten, verschwanden einer nach dem anderen, um dem ersten Teil der Spiele Platz zu machen: den Hinrichtungen. Aquila blieb noch ein paar Momente lang stehen und sah ins Rund hinunter, wo schon alles bereit war für die erste der beiden, die eindeutig die unspektakulärere war: die Verbrennung. Zuerst etwas, um – in zweideutigem Sinn – die Menge anzuheizen, bevor dann das eigentliche Spektakel kam mit der Tierhatz. Es dauerte nicht lang, bis der Peregrinus hereingeführt wurde, immerhin wollte man die Zuschauer nach der Eröffnung nicht mehr warten lassen. Wer nahe genug an der eigentlichen Arena saß, mochte die nackte Panik erkennen können, die dem verurteilten Brandstifter in die Augen geschrieben stand, als dieser an das Kreuz gefesselt wurde, das schon vor ihm gebracht worden war. Für den Moment noch erstaunlich still, begann der Mann allerdings zu flehen, als das Konstrukt mit ihm gemeinsam aufgerichtet wurde. Aquila konnte das Gewimmer hören, auch wenn er von seinem Standpunkt aus nicht wirklich verstehen konnte, was der Verurteilte sagte – wobei es das Üblich sein dürfte: Hilfe, nein, lasst mich gehen, ich will nicht sterben. Aquila stützte sich mit den Armen auf der hölzernen Brüstung vor sich ab und hoffte nur, dass nicht etwa spontan das Öl ausgegangen war oder so. War es aber nicht, und so nahm das Spektakel weiter seinen Lauf: Helfer brachten die Ölbehälter, von denen zwei rechts und links in größerem Abstand des Kreuzes aufgestellt. Auf Aquilas verhaltenes Nicken hin wurden die beiden angezündet, und zwei Stichflammen züngelten hoch in den Himmel, was den erhofften Effekt mit sich brachte: vom Publikum war ein Raunen zu hören und hier und da ein anerkennendes Oooh. Ein flüchtiges Grinsen huschte über Aquilas Gesicht. Kein Geld für Ausgefallenes? Manchmal hatten die simplen Dinge einen fast größeren Effekt, weil sie ganz einfach Eindruck machten... und naja, das Öl hatte so oder so bezahlt werden müssen, das bisschen mehr fiel da auch nicht ins Gewicht. Für einen Moment wurde dem Publikum Zeit gelassen, den Effekt der Stichflammen zu verdauen, dann wurde der Mann mit Öl übergossen, ein Vorgang, der sein Flehen nun gelegentlich in Gurgeln übergehen ließ. Zwei Ölspuren wurden dann zu den beiden Stichflammen gelegt, die munter aus ihren Amphoren weiter nach oben leckten, und schließlich nahmen zwei Helfer eine Fackel zur Hand, entzündeten sie weit ausholend an der Stichflamme, drehten sich einmal damit und präsentierten sie dem Publikum, bevor sie sie dann in einer noch theatralischeren Geste zu Boden senkten und die Ölspuren entflammten. Rasend schnell flackerte das Feuer auf, fraß sich durch den Sand hin zum Kreuz, und nur einen winzigen Moment später stand das Holz und mit ihm der Mann, der daran festgebunden war, lichterloh in Flammen.

  • Ein Seufzen unterdrückend ließ Dives auch diesen Kuss über sich ergehen, wie er bereits vor der Arena keinerlei Anstalten gemacht hatte, sich gegen die Initiative der Sergia groß zur Wehr zu setzen. Anschließend lächelte er einmal kurz aufgesetzt in ihre Richtung und war sodann froh, dass der Veranstalter dieser Spiele just in diesem Augenblick seinen großen Auftritt hatte.
    "Ja, ich denke, jetzt ist es soweit.", antwortete der Iulier seiner Begleiterin noch auf ihre letzte Frage, bevor er sich ganz und gar auf den Redner konzentrierte. Dessen Namen hatte der Duumviralicius, der weder besonders interessiert an Hinrichtungen und/oder Gladiatorenkämpfen war, noch größere Freude über sein 'Date' mit der Sergia verspürte, in seinem folglich aktuell auch nicht existenten Elan für den heutigen Tag selbstverständlich nicht vom Einladungsschreiben, über das er noch nicht einmal einen flüchtigen Blick geworfen hatte, auswendig gelernt. So kam es dann, dass Dives - denn auch aus der Eröffnungsrede war schließlich kein Name zu entnehmen - einen Augenblick brauchte, um sich an den ihm durchaus bekannten Mann zu erinnern: Es war der 'Duccius aus dem Kerker', wenn man ihn denn so nennen wollte; oder alternativ 'der Kerkermeister Duccius Vala'.
    "Sieh an, sieh an.", sprach der Iulier auf diese Erkenntnis hin mehr zu sich selbst, als zu irgendwem sonst. Da stand nun also der Mann, der wohl zwar nicht übermäßig von Dives' eigener Gefangenschaft profitiert hatte, wohl aber mit Sicherheit von der seiner Onkel Proximus und Victor, sowie der seines lieben Serapio! Nicht um den Einsatz des Ducciers für vor allem letzteren wissend blickte der gewesene Duumvir folglich ein wenig missgünstig zur Empora, bevor er sich mit dem Beginn der Pompa Triumphalis lieber ebenjener zuwandte und hoffte, dass dieser Tag ein kurzer werden würde. Es folgte die feierliche Eröffnung und hernach gehört auch Dives zu den Zuschauern, die wenigstens anstandshalber Beifall spendeten.


    "Uouh.", hielt sich der Iulier wenig später schützend den linken Arm vor sein Gesicht, als zwei hohe Stichflammen wortwörtlich auch ihm ziemlich einheizten.
    "Grillt das Schwein für seine Brandlegung! DER ist Schuld daran, dass WIR halb verhungert sind!", schrie im Gegensatz zu Dives ein Mann zwei Reihen hinter ihm unbeeindruckt von der Wärme auf und spielte damit ziemlich offensichtlich auf den Brand eines Kornspeichers an. Inwiefern ein tatsächlicher Zusammenhang zwischen dem Verurteilten und der damaligen Geschichte bestand, wusste er zwar nicht, doch trotzdem fand er recht schnell weitere Unterstützung:
    "Wegen IHM habe ich damals meinen einzigen Sohn verloren! Der Kerl soll brennen!", stimmte eine komplett in schwarz gekleidete Frau mittleren Alters etwa ein Dutzend Plätze weiter rechts wutentbrannt zu.
    "F E U - E R - A N ! L I C H - T E R - L O H !", "F E U - E R - A N ! L I C H - T E R - L O H !", tönte es schon wenig später beinahe im Chor von dieser Seite der Tribüne... und mitten drin: Iulius Dives und seine sergische Begleiterin. Nur wenig lustvoll, um nicht zu sagen völlig lustlos, klatschte ersterer mit dem Chor und betete, dass ein ganz bestimmter Decimer nicht bald im flavischen Amphittheater ganz ähnliche Hetzrufe aushalten müsste, bevor man ihn aus dieser Welt entführte. Überhaupt hoffte der Duumviralicius, dass jener Decimer ganz im Gegenteil schon bald auf freien Fuß gesetzt werden würde! 'Oh, Serapio...'


    Als der Verurteilte kurz darauf in Flammen aufging, jubelte und applaudierte das Umfeld des Iuliers, während jener sich der Sergia zuwandte:
    "Ich hoffe, du amüsierst dich gut, .. meine Liebe?"

    ir-senator.png Iulia2.png

    CIVIS
    DECURIO - OSTIA
    INSTITOR - MARCUS IULIUS LICINUS
    IUS LIBERORUM
    VICARIUS DOMINI FACTIONIS - FACTIO VENETA

    Klient - Marcus Vinicius Hungaricus

  • Zitat

    Original von Marcus Decimus Livianus
    [...]
    "Was weißt du eigentlich über diesen Duccius Vala? Er soll ja trotz seiner jungen Jahre bereits einen sehr kometenhaften Aufstieg hinter sich haben und dem neuen Kaiser nahe stehen. Ich muss gestehen, ich bin auf seinen Namen erst nach meiner Rückkehr nach Rom aufmerksam geworden. Davor habe ich nicht wirklich etwas von ihm gehört."


    “Er war zu Gast in der Casa Germanica, kurz bevor er zum Aedil gewählt wurde. Er hat wohl im Krieg an Cornelius' Seite gekämpft und sich dabei einen Namen gemacht. Das ich ihm früher schon begegnet wäre, nein, daran kann ich mich nicht erinnern. Aber ich kenne diese Duccier-Sippe schon aus meiner Zeit in den germanischen Provinzen. Von da stammen sie und es fließt wohl noch viel germanisches Blut in ihren Adern. Zweifellos ein Aufsteiger mit Ambitionen.“
    Corvus lächelte grimmig, was nun wirklich vieles oder auch nichts bedeuten konnte.

  • Bitte was? Ich war gerade drauf und dran mich bei Marcus zu erkundigen, was ich mir denn hier gleich zweimal ansehen sollte, als ich kurz vor der Frage plötzlich.... War das...? Konnte das...? Ich meine, der sah schon ziemlich ähnlich aus, wie.... Dann musste das ja fast schon.. Decimus Aquila sein?? "Sieh an, sieh an.", wiederholte ich den Iulier uind lächelte in mich hinein. Dann begann das Spektakel und "Heiß!", war meine erste Reaktion auf die hohen Stichflammen und die von ihnen ausgehende Hitze. Aus Alexandria war ich gerade im Sommer hohe Temperaturen ja gewöhnt und insbesondere im Vergleich mit diesem einen Rekordsommer (keine Ahnung, in welchem Jahr das war) hatte ich mit diesem Feuer hier keinerlei Probleme.
    Die Menge 'ooohte' und wenig später schon waren erst vereinzelte Rufe, dann ganze Chöre wortwörtlich anfeuernd zu hören. Völlig erfasst von der gesamten Stimmung hätte ich sogar beinahe einfach diesen Dreiklang mitgegrölt. 'Feu-er an! Lich-ter-loh! Zünd ihn an! Und ich bin froh!', ging es mir im Takt durch den Kopf. Aber ich wusste mich natürlich zu benehmen (anders als diese Dorftrulla, die sich hier selbst vergaß und lauthals durch die ganze Arena brüllte). Nein, ich konnte an mich halten und das Spektakel (ob nun groß oder klein, interessierte mich genauso wenig wie die Schuld oder Unschuld des Verbrennenden; ob nun gut oder weniger gut, mochte ich nicht zu beurteilen) wie eine Dame genießen!


    Jedenfalls ging das solange gut, bis mir mein iulischer Begleiter die Laune etwas verregnete, indem er mich mit seiner Frage von dem Schauspiel ablenkte. Denn mal ehrlich: Der Typ in dem Feuer brannte nur einmal. Und entweder man schaute hier, oder man war hier etwas falsch! "Natürlich amüsiere ich mich!", meinte ich also schnippisch und ohne Marcus in die Augen zu sehen, bevor mir nun durch den Kopf ging: Hatte er nicht mal erzählt, dass er ein Anhänger irgendeiner Factio des Wagenrennsports war? Vielleicht waren Veranstaltungen wie die heutige ja nichts für.. solche Männer. Vielleicht kam es ja nicht von ungefähr, dass Marcus lieber den langweilig und fad im Kreise fahrenden Wagenlenkern bei ihrem.. nunja.. verweichlichten Sport (falls man das überhaupt als Sport bezeichnen konnte!) zuschaute.
    Offensichtlich war wohl, dass ich meinen Begleiter in den heutigen Tag reingequatscht hatte, um mich mit ihm öffentlich sehen zu lassen. Jetzt schaute ich also doch zu ihm. "Ich meine, wie könnte ich mich an deiner Seite auch nicht amüsieren, Marcus." Ein Lächeln umspielte meine Lippen. "Es gefällt mir hier sogar so gut, dass.." Mein Mund suchte sein rechtes Ohr. "ich jedweden Verlobungsabsichten heute absolut nicht widerstehen könnte." Ein Kuss auf die Wange rundete das Ganze ab. Denn unsere Sitznachbarn sollten von meinem Sinn für weibliche Initiative nicht unbedingt etwas mitbekommen. Wie gesagt, wusste ich schließlich, was sich gehörte und was nicht! "Ich würde mich wirklich unglaublich freuen.", betonte ich, nachdem ich wieder etwas Abstand zwischen Marcus und mich gebracht hatte. Dann wandte ich mich erneut den Qualen des Verbrennenden zu und beobachtete den Iulier nur aus den Augenwinkeln ein bisschen.

  • Zitat

    Original von Marcus Decimus Livianus und Decius Germanicus Corvus
    [...]


    Auch Seiana hatte sich dazu durchgerungen, den Spielen des Duccius beizuwohnen. Eigentlich verspürte sie keine große Lust darauf... sie verließ in letzter Zeit kaum noch die Casa, fühlte sich unsicher auf den Straßen und ganz eindeutig unwohl in größeren Menschenmengen – sie hatte das noch nie sonderlich gemocht, aber es war nun anders als früher, schlimmer. Früher war es einfach nur nicht sonderlich angenehm gewesen. Jetzt musste sie sich manchmal konzentrieren, um weiter ruhig atmen zu können und ihre Gedanken nicht nur darum kreisen zu lassen, wann und wie sie am besten wieder weg kam.
    Trotzdem war sie heute hier. Sie konnte kaum weg bleiben von dieser Veranstaltung. Es war wichtig, dass Decimi hier waren, nicht nur weil einer der ihren als Tiro fori beteiligt war an der Organisation, sondern vor allem auch, weil sie mit dem Duccius nun verbunden waren. Wofür sie gesorgt hatte – was hieß: sie konnte sich nicht aus der Affäre ziehen. Die Decimi mussten zeigen, dass sie ihn unterstützten, gerade bei Gelegenheiten wie diesen, und Seiana musste dabei sein. Sie hatte es eingefädelt... und sie hatte bislang mit am meisten profitiert davon, wenn sie an ihre Zeit in der Castra dachte, die sie dankenswerterweise größtenteils nicht in einer Zelle hatte verbringen müssen.


    Allerdings: sie kam etwas zu spät. Nicht weil sie nicht rechtzeitig hier gewesen wäre... aber sie hatte es einfach nicht über sich gebracht, mitten im größten Ansturm in die Arena zu drängen, nicht einmal mit ihren beiden Leibwächtern um sich, die ihr ein wenig Platz verschafften. Also hatte sie gewartet, bis es ruhiger geworden war, und erst dann betrat sie die Publikumsränge, während der Duccius sich schon der Menge präsentierte. Während der Aedil begann, seine Spiele zu eröffnen, bahnten Seianas Leibwächter ihr einen Weg bis hin zu ihrem Onkel Livianus, den sie im Gespräch mit einem anderen Mann entdeckt hatte, und mit einem schmalen, etwas erzwungen wirkenden Lächeln grüßte sie, als sie angekommen war: „Salvete... verzeiht bitte die Unterbrechung. Darf ich mich zu euch gesellen?“

  • Was Corvus Meinung zu den Ambitionen des jungen Ducciers betraf, konnte Livianus seinem Gesprächspartner lediglich zustimmend und mit einem brummen unterlegt zunickten, um die gleichzeitigen Eröffnungsworte des Aedils mitzubekommen. Als er dann wieder zum Antworten ansetzen wollte, hörte er eine ihm wohlbekannte Stimme neben sich und wandte sich ihr zu.


    "Ah Seiana! Natürlich. Schön dass du da bist. Darf ich dir gleich den ehemaligen Praefectus Aegypti Decius Germanicus Corvus vorstellen."


    Dann wandte er sich noch einmal an Corvus und deutete mit einer Hand in Richtig Seiana.


    "Corvus. Meine bezaubernde Nichte Decima Seiana."

  • “Salve! Es ist mir eine Freude.“, begrüßte Corvus die Nichte von Livianus und versuchte sich galant zu geben: “Wirklich, du bist der bei weitem bezauberndste Anblick das ganzen Tages.“
    Es war war dann wohl doch ein eher lahmes Kompliment.

  • http://www.kulueke.net/pics/ir…/c-germanen-frauen/19.jpg Das gellende Geschrei des brennenden Mannes draußen drang noch bis in die Katakomben der Arena, in welcher eine zierliche Frau mit roten Augen darauf wartete, dass man sie nach oben zerrte. Sie hatte nicht die geringste Ahnung was man ihr da oben antun würde, ihre Herrin hatte das Urteil in ihrer Abwesenheit gefällt während sie seit Tagen im Keller der Villa vor sich hinvegetierte. Dass Geschrei schien kein Ende zu nehmen, ebenso wie das Johlen der Menge.. angestrengt lauschte Langwyn darauf, ob sie irgendwo Rufe vernehmen konnte die Mitleid oder Barmherzigkeit ausdrückten. Aber sie konnte nichts dergleichen ausmachen. Entweder war die Menge dort oben eine ausgemacht herzlose, oder die wenigen die sich des Mannes erbarmten wurden einfach von allen anderen übertönt.
    Dann verstarb das Geschrei.. und wenig später wurde auch das Gejohle der Menge leiser.


    Die eisernen Riegel zu ihrer Zelle wurden zurückgeschoben, und mit dem Kreischen zuckte Langwyn in sich zusammen als hätte sie das Geräusch vollkommen unvermittelt getroffen, als hätte sie nicht darauf gewartet dass man sie holte. Alle Mühe der inneren Vorbereitung auf ihr Ende zum Trotz schrak sie zusammen und drückte sich ein wenig enger an die Wand, wie ein verschüchtertes Kind hockte sie da und musste vom gesichtslosen Schergen aus der Zelle gezerrt werden.
    Kind, da war etwas... während es nach oben ging erinnerte sich Langwyn an die abstruse Geschichte, die ihr Ende besiegeln würde. An ihre Herrin, der sie vielleicht doch etwas pflichteifriger hätte dienen sollen, weniger Widerworte, weniger Stolz. Doch was wäre sie ohne diesen gewesen?


    Der Stolz, der sie auch in ihr Dasein als Sklavin begleitet hatte, ließ sie nun im Stich. Je näher sie dem Tor kamen, in welchem das Tageslicht sich grell gegen die Dunkelheit der Katakomben stemmte und doch chancenlos diese zu fluten versuchte, ihre Beine wurden weich. Mit jedem Schritt schien sie ein Stück des Stolzes zu verlassen, dass sie mit so hocherhobenem Kopf gegen die Anschuldigungen gestanden war... so stolz, dass die falsche Schlange ihrer Herrin ihren Anblick nicht weiter ertrug und ihr Schicksal in ihrer Abwesenheit besiegelte. Und jetzt war alles dahin... jetzt, wo es dem Ende zuging.


    Draußen brüllte jemand "UND NUN DAS ENDE DER SKLAVIN LANGWYN, DIE VON IHRER HERRIN FÜR DIE HEIMTÜCKISCHE UND BARBARISCHE ERMORDUNG EINES KINDES ZUM TODE DURCH DIE BÄRENKLAUE VERURTEILT WURDE!" und alleine das schien ihr die Situation wieder vor Augen zu führen: sie würde hier und heute sterben.


    Als Langwyn durch das Tor trat, nur in einer einfachen Tunika gekleidet, schwappte nicht nur das Licht über sie hinweg... auch Spott, Hohn und blanke Hassbekundungen des Publikums rauschten ihr entgegen wie die Welle einer Sturmflut einer kleinen Hütte auf der Küste ihrer Heimat.
    Unsicherheit drückte ihre Erscheinung aus, nichts weiter als die Unsicherheit eines Menschen der sich vor dem Tod fürchtete. Wie oft hatte sie von der sagenhaften Boudicca gehört, und wie stolz sie in den Tod gegangen war? Nicht oft genug... oder zu oft, um an ihrem Beispiel festzuhalten: Langwyn war ein Häufchen Elend mit rotgeweinten Augen und einem unsicheren Blick, der schon fast verzweifelt die Menge nach Trost absuchte. Aber was hatte sie sich überhaupt erhofft? Die Leute waren hier um sie sterben zu sehen.
    Jemand kam und drückte ihr einen Schal in die Hand. Es war ein Stoff den sie zwar schon oft an ihrer Herrin gesehen hatte, aber nie die Erlaubnis bekommen hatte ihn mit ihren 'dreckigen Barbarenhänden' anzufassen. So weich... so schillernd glatt, ganz anders als die Wolle der Tunika an ihrem Leib.
    Etwas irritiert bemerkte sie, wie sie immernoch unter den Hassbekundungen des Publikums Muse fand sich über den Stoff in ihren Händen zu wundern... törichtes Weib.


    Und dann das Ende. Sie hörte es, bevor man es in die Arena entließ. Die anderen Tore waren längst verschlossen, als sich hinter einem weiteren das laute Brüllen und Röhren eines Bärs vernehmbar machte. Eines wütenden Bärs, so wie er klang. Wie lange hatte sie das schon nicht mehr gehört?
    Der Blick zu der Tür, hinter welcher ihr Ende wartete auf sie losgelassen zu werden zeigte ihr, dass man sich nicht die Mühe gemacht hatte den verbrannten Mann aus der Arena zu entfernen. Man ließ ihn einfach dort stehen, das verkohlte Etwas, dessen Gestank ihr erst jetzt auffiel. Der Anblick war fürchterlich... die Haus zerfressen und verkohlt von den Flammen, aber das Gesicht noch deutlich zu erkennen. Die Lippen waren weggebrannt, die Augen geplatzt und verdampft, und so schrie der Tote in einer grotesken Karikatur seines ehemals menschlichen Selbst stumm weiterhin den Schmerz des Sterbens heraus... und zeigte Langwyn, was ihr bevorstand wenn sie sich hier keinen ordentlichen Tod erkämpfte.


    "IHR VERDAMMTES RÖMERPACK!", erhob sie die Stimme und blickte mit einem Ausdruck um sich, der hoffentlich all das ausdrückte was sie in sich aufkeimen spürte und vor Trotz nur so triefte, aber letztlich wohl einfach weiterhin nur das Schluchzen eines sterbenden Mädchens war, "ICH, LANGWYN, TOCHTER DER BRUDHWYN, WERDE HIER UNSCHULDIG FÜR DIE HUREREI MEINER HERRIN STERBEN! URSANIA FLACCA WAR EINE HURE! EINE HURE DIE DIE BEINE FÜR JEDEN ÖFFNETE DER GENUG KRAFT HATTE SEINEN SCHWANZ AUFZURICHTEN! EINE HURE, DIE IHR EIGENES KIND ERMORDETE WEIL ES NICHT ZU IHREM SCHLAFFEN MANN GEHÖRTE, DER OHNEHIN NUR BEI KNABEN EINEN HOCHKRIEGT! BEIM GRABE CASWALLANS VERFLUCHE ICH DIESE HURE! UND ICH VERFLUCH..."

    http://farm9.staticflickr.com/…18953310_2530a8f385_n.jpgBevor sie das johlende Publikum ebenso zum Selkie wünschen konnte tat sich mit einem lauten Knirschen das Tor auf, und noch bevor Langwyn das Gebrüll des dahinter warteten Bären vernehmen konnte, reichte schon der reine Anblick des braunen Untiers ihr das Wasser die Beine herablaufen zu lassen.
    "B...bei Mabon, schenk mir einen guten Tod.", hörte sie sich das sagen, was sie sich schon in den Tagen zuvor hundertmal eingeprägt hatte, aber nicht halb so heldenhaft laut und sicher wie sie es eigentlich vorgehabt hatte. Nein, die Angst überrannte sie im ersten Anlauf und ihre Nerven verabschiedeten sich noch bevor der Bär in die Arena rauschte. Das Tier gehörte definitiv nicht zu den größten seiner Gattung, aber es reichte vollkommen um ihr die Angst... die letzte Angst... ihres Lebens einzuflößen. Ohne, dass sie etwas dagegen tun konnte wandte Langwyn sich ab und rannte vor dem Bären davon. Sie verschwendete nicht einen Gedanken daran wie man das Tier aufgestachelt hatte derart wild in die Arena zu preschen, für sie war es vollkommen gleich: das Ding schoss sich sofort auf sie ein. Dass sie durch ihre Flucht alles nurnoch schlimmer machte war ihr in dem Moment ebenso wenig bewusst wie die Tatsache, dass sie nicht fliehen konnte.


    "BITTE!", schrie sie, am Rand der Arena angekommen und die wenigen Sekunden nutzend die ihr die Entfernung zum Bär ließ, indem sie sich gegen die Wand presste und verzweifelt mit den Fingern nach Möglichkeiten suchte nach oben zu klettern, "ICH BIN UNSCHULDIG, ICH HABE DAS KIND..."
    Weiter kam sie nicht, denn der Bär nahte heran und ließ Langwyn wieder flüchten... und wieder.... und wieder. Sie rannte in greller Angst um ihr Leben vor dem Tier davon, dass mit jedem Entwischen wütender zu werden schien. Jedes mal versuchte das Weib sich irgendwie an der Mauer hochzuziehen, an deren oberen Ende die johlende Menge wartete und sie mit allerlei Flüchen bedachte.
    Dann, als sie schon glaubte den Bär müde laufen zu können, kamen die Hunde... der Funke der Hoffnung, der sie glauben ließ Hunde und Bär würden zuerst aufeinander losgehen, erlosch augenblicklich als das erste Ungetüm sie ansprang und sie nur um haaresbreite mit seinen Zähnen verfehlte: die Dinger waren auf Menschen abgerichtet.


    Die darauffolgende Flucht war so kurz wie ein Augenschlag: als das zweite Biest heransprang verfing sich seine Kiefer in Langwyns linkem Arm und riss sie zu Boden. Der Rest war das wütende Schnauben der anderen Hunde die sich über die schreiende und heulende Frau hermachten, mit der Wut der Bestien an ihren Gliedern rissen und ihren angsterfüllten Körper alsbald in einen schmerzerfüllten verwandelten.


    Als der Bär herannahte wollten die Hunde erst nicht von ihrer Beute ablassen, taten es dann doch augenscheinlich widerwillig... und der Bär vollendete das Werk der Hunde in einem Atemzug.
    Unter den Bissen der Hunde hatte Langwyn schon lange die Fähigkeit verloren zu Schreien, und so starrte sie nur hilflos ihrem Ende entgegen... und bevor der Bär ihr den Hals zerbiss fiel Langwyn mit dem letzten Gedanken ihres Lebens noch auf, dass sie immernoch den Schal aus dem seltsamen Stoff in der blutigen Hand hielt.


    Bildquelle Bär

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