• Factio Aurata

    sig_aurata.png



    Hier war er nun also, der Treffpunkt der Goldenen. Bisher hatten es wohl alle Princeps der Factio Aurata vorgezogen die Geschäfte des Rennstalls in ihren eigenen Häusern zu führen. Das galt sowohl für den ehemaligen, als auch für den aktuellen Princeps Factionis. Das Vereinshaus der Factio scheint demzufolge etwas verwahrlost zu sein. Dennoch hoffte der Tiberier, dass es hier in der nächsten Zeit wieder etwas lebhafter zur Sache gehen würde.

  • Als die Zeit es einmal hergab, versuchte sich Lepidus einen Überblick über den derzeitigen Stand zu verschaffen. Die hauseigenen Factio-Sklaven waren dabei nur bedingt eine Hilfe. Offensichtlich hatte man sich aus Kostengründen mit besonders sprachfaulen Exemplaren eingedeckt oder sie waren ganz einfach schon so lange aus der Übung, dass sie ihr Latein fast gänzlich vergessen hatten. Auch wenn sich Lepidus in seiner Jugend hin und wieder den Wagenrennen widmete, so hatte sich während seines langen Aufenthalts in Achaia so einiges getan. Von den Fahrern, die damals das Renngeschehen dominierten, schien heute generell kaum noch jemand aktiv zu sein und die Fahrer der Aurata sagten ihm erst recht nichts.


    Überhaupt besaß die Aurata nur zwei aktive Fahrer mittleren Alters. Einer davon, Pythocles, hatte bisher kaum etwas gerissen. Sotion konnte immerhin bei den Ludi Carmentaliae einen zweiten Platz verbuchen. In Anbetracht seiner vorherigen Ergebnisse, wo er doch gerne auch den Finallauf gleich gänzlich verpasste, schien das jedoch fast so etwas wie Zufall gewesen zu sein. Tja, wenn das alles war, was die Aurata aufbieten konnte, na dann gute Nacht. Vielleicht hatte der Tiberier doch den Mund etwas zu voll genommen, als er seinem Patron lauthals verkündete, sich um die Geschäfte der Aurata zu kümmern. Zum Glück schien der Aurelier ohnehin erstens keine Ahnung von den Rennen und zweitens auch nicht viel Interesse zu haben. Ohnehin beschränkten sich Lepidus Pläne ja durchaus darauf, die Factio zu einem sinnvollen sozialen Treffpunkt zu machen, die sich allein dadurch schon von den anderen unterscheiden würde, dass sie nicht auf stupides Herumbrüllen und geistlose Sportunterhaltungen fixiert war. Die Rennen sollten mehr das Beiwerk sein. Eine nette Abwechslung und ein Grund für das Aufrechterhalten von Kommunikation zwischen den hoffentlich edlen Mitgliedern.


    Tja, aber auch die edelsten Leute würden wohl kaum von der Aurata angezogen werden, wenn sie als Verlierer-Factio verschrien wäre. Ohne den Rennstall also sportlich ein wenig fit zu machen, wäre wohl alles weitere völlig hinfällig. Hier musste einfach grundlegend einiges saniert werden, wenn man überhaupt weitergehende Pläne fassen konnte. Darüber hinaus, musste er sich auch unbedingt einen Überblick über die Unterstützer der Factio verschaffen. Er ließ sich die schon etwas verstaubte Mitglieder-Liste reichen und entstaubte sie erst einmal gehörig. Wollen wir doch mal sehen, ob davon überhaupt noch einer am Leben ist...


  • . . . .


    SOCIETAS REI EQUARIAE ITALIANA



    An den PRINCEPS FACTIONIS,


    am ANTE DIEM XVII ID SEP DCCCLXIII A.U.C erfolgten die Neuwahlen der SREI. Als neuer Prases möchte ich mich hiermit ausweisen und um die Möglichkeit eines Gesprächs bitten. Nachdem der Pferdesport, wie auch die Weiterentwicklung der römischen Pferderassen, erheblich unter den Wirren des Bürgerkrieges gelitten hatten und dabei fast untergegangen waren findet jetzt so langsam wieder ein Erwachen statt.


    Dies möchte ich dazu nutzen um Erfahrungen auszutauschen, aber auch um Mitglieder für unsere SREI zu werben, denn ohne erfahrene Mitglieder können wir unsere Ziele nicht weiter voran treiben. Und wer sonst als die Mitglieder der Factiones wären geeignet in unseren Kreisen ihre Meinung kundzutun.





    Lucius Sergius Agrippa


    PRAESES
    SOCIETAS REI EQUARIAE ITALIANA


  • Zeit, Zeit, wenn man davon doch mehr haben könnte... Aquila wusste im Augenblick tatsächlich nicht, wo ihm der Kopf stand. So lange er einfach nur Tiro fori des Senators gewesen war, war es ja noch gegangen, obwohl er sich ganz sicher nicht über zu wenig Arbeit hatte beklagen können. Aber jetzt, wo bald die Abschlussspiele laufen würden, und er gleichzeitig irgendwie schon mal versuchen musste weiter zu planen, wie es nach seinem Tirocinium fori weiter gehen sollte mit ihm, nahm das alles irgendwie ein bisschen überhand. Fand er jedenfalls. Er kam ja nicht mal mehr dazu, abends mal in eine Taberna zu gehen und, eh, Spaß zu haben. Ein bisschen was davon erhoffte er sich nun wenigstens in der Factio, in der er über seinen Großvater Sodalis geworden war – Familienerbe, quasi. Er war schon Aurata-Anhänger gewesen, da hatte er noch gar nicht laufen können. Pferderennen hatte er auch schon immer gemocht, und er fand es ja ziemlich schade, dass der Duccius keine hatte veranstalten wollen... oder können... jedenfalls: große Pferderennen in Rom, die hätte er gerne auch mal selbst organisiert, aber das würde dann wohl oder übel warten müssen, bis er selbst Aedil war, irgendwann. Jetzt aber nicht nur einfach stiller Sodalis zu sein, sondern sich tatsächlich in seiner Factio zu engagieren, erschien Aquila im Moment wie zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen: er tat was für seinen Ruf, um sich mal wieder irgendwo ein bisschen ins Gespräch zu bringen und bekannter zu machen... und es war hoffentlich etwas, wo er wenigstens ein bisschen Spaß haben konnte. Und da von der Aurata in letzter Zeit wenig zu hören war, war wohl auch noch ein bisschen Herausforderung dabei, die Goldenen wieder auf Vordermann zu bringen. Durchaus ambitioniert also betrat Aquila das Vereinshaus der Goldenen – und war nicht wenig überrascht, als er ein bekanntes Gesicht im Officium entdeckte. „Tiberius. So sieht man sich wieder“, grüßte er ihn mit einem verhaltenen Lächeln.*



    Sim-Off:

    *Ich schlag vor, das hier spielt nach dem Treffen auf Dianium. Okay?

  • Mal abgesehen von den dienenden Sklaven, die ihm hier etwas Gesellschaft leisteten, aber auch nicht allzu gesprächig waren, fühlte sich der Tiberier dann doch etwas allein. Was hatte er hier nur für eine Aufgabe übernommen? Wahrlich alles nur, um seinem Patron zu imponieren? Das hätte er auch cleverer anstellen können. Doch nun war der Schlamassel da. Jetzt musste er damit auch irgendwie zurechtkommen. Dass die Entlastung jedoch schon nahte, konnte er kaum ahnen und so blickte er nicht weniger überrascht auf den eintretenden Aquila, den die Götter womöglich höchst selbst gesandt hatten. "Decimus? Ja, in der Tat. Mit dir hätte ich ja nun gar nicht gerechnet. Sag, wie geht es dir?" Er stand von seinem Platz auf, um sein Gegenüber auch mit Handschlag zu begrüßen. "Ich ging gerade die Mitgliederliste durch, aber bei deinem Namen bin ich noch nicht angekommen. Wahrlich aber nicht verwunderlich, wo doch diese Factio traditionell von Decimern bevölkert und geleitet wurde." Zumindest das hatte der Tiberier immerhin schon herausbekommen. Der Triumphator Decimus Meridius war sogar der Vorgänger des noch aktuellen Princes Aurelius Ursus.


    Sim-Off:

    Ja, das halte ich auch für sinnvoll :)

  • „Ganz gut so weit“, antwortete Aquila mit einem leichten Achselzucken, erwiderte den Handschlag und grinste leicht. „Hab viel zu tun im Moment, ich wünscht ich hätt mehr Zeit...“ Vor allem mehr Freizeit. „Aber ich kann nicht klagen. Was ist mit dir?“ Neugierig trat er ein wenig näher an den Tisch heran und musterte die Listen, die dort lagen. Er zog eine zu sich heran und überflog sie kurz, ohne wirklich wahrzunehmen, was darauf stand, während er sich am Kinn kratzte. „Ja, die Aurata ist schon irgendwie ein Familienerbe bei uns.“ Er sah wieder hoch und den Tiberius an. „Mein Großvater hat dafür gesorgt dass ich Sodalis werd, er war lange Jahre der Princeps, vor dem Aurelius jetzt. Vielleicht steh ich auch noch nicht auf der Liste. So wie es hier aussieht, würd ich das nicht für abwegig halten, wenn die Bücher ein bisschen... naja sagen wir nicht ganz aktuell sind.“ Was der nette Ausdruck war für schlampig geführt, was ihm eigentlich auf den Lippen lag, er sich dann aber doch verkniff.

  • "Oh, mir könnte es kaum besser gehen", antwortete der Tiberier in der Tat wahrheitsgemäß. Sein kürzliches Treffen mit dem Kaiser und die damit verbundene Erhebung in den Ordo Senatorius musste er jetzt allerdings nicht an die große Glocke hängen, auch wenn ihm das sicherlich Spaß gemacht hätte. Aber leider war der Rennstall in einer Situation, der einfach mehr gesprächsbedarf bot. "Ich selbst bin durch meinen Patron Sextus Aurelius Lupus zur Factio gekommen. Dessen Vetter und Princeps Factionis Aurelius Ursus, hat mich quasi schriflich aus der Ferne in die Factio katapultiert. Da wären wir wohl auch bei unserem ersten Problem. Derzeit steht die Factio leider kopflos da, weil Ursus als Legat der Legio I bei Schlacht von Vicetia verletzt wurde. Er wird auf unabsehbarer Zeit die Geschäfte nicht leiten können." Allein diese Umstände sorgten natürlich dafür, dass die Factio ein wenig verwaist war. Dem Princeps war aber da in Lepidus Augen kein Vorwurf zu machen: Immerhin hatte er erstens für eine edle Sache gekämpft und zweitens war er ein Patrizier, weshalb er doch selbstverständlich und ohne den geringsten Zweifel über den alltäglichen Dingen stand. "Des Weiteren sind unsere derzeitigen Wagenlenker... nun... sagen wir mal, sie sind nicht unbedingt die großen Hoffnungsträger." Man konnte auch einfach sagen: sie taugen nichts. "Neben der Tatsache, dass wir etwas Ordnung in die Factio bringen müssen, scheint das Führungs- und das Wagenlenkerproblem derzeit unser größte Aufmerksamkeit zu erfordern." Mal sehen, ob der Decimer vielleicht noch etwas zur Einschätzung zur ergänzen hatte. Der Tiberier setzte sich währenddessen erst einmal wieder und sah erneut in die Listen. Vielleicht fand sich ja noch der ein oder andere interessante Name.

  • Dass der aurelische Legat verletzt worden war, hatte Aquila auch schon mitbekommen... genauso wie die Tatsache, dass es um die Aurata ziemlich still gewesen war. Und das nicht erst seit dem Bürgerkrieg, sondern geraume Zeit davor auch schon. Was aber auch nicht weiter verwunderlich war, wenn der Princeps Factionis noch nicht mal in Rom war, und sondern als Legat in der Weltgeschichte... naja, nicht Welt, aber in der italischen Geschichte herumturnte. Was aber eigentlich auch wieder Weltgeschichte war, immerhin war Rom das unumstrittene Zentrum. So oder so: es war nicht viel passiert, weil sich in Abwesenheit des Princeps offenbar niemand so wirklich zuständig gefühlt hatte. „Wir sollten als erstes eine Vollversammlung einberufen“, meinte Aquila, der sich ebenfalls hinsetzte. „Die letzte muss ja eine halbe Ewigkeit her sein... Da können wir uns wenigstens des Führungsproblems entledigen. Weißt du ob Aurelius Ursus vorhat zurück zu treten von dem Posten? Kann er das überhaupt in seinem Gesundheitszustand?“ Denn dass der Mann zurücktreten musste, war wohl klar. In seinem momentanen Zustand konnte der kaum eine Factio leiten, und wenn sie die Aurata wieder auf Vordermann bringen wollten, brauchte sie einen fähigen Princeps, der hier war und Dinge anpackte. „Und die Lenker... warst du schon mal beim Training und hast sie gesehen? So oder so: mit einem handlungsfähigen Princeps lässt sich auch das Wagenlenkerproblem angehen. Und zumindest mal sondieren kann man ja auch schon vorher. Macht sich sicher nicht schlecht, bei der Wahl eines neuen Princeps schon ein paar Vorschläge auf dem Tisch liegen zu haben.“

  • Lepidus nickte. Das klang soweit alles recht vernünftig. "Eine Vollversammlung also. Gut, das machen wir. Auf diese Weise erfahren wir dann sogleich, wer überhaupt noch Lust hat an der Factio mitzuwirken oder ob es sich bei den auf der Liste aufgeführten um Karteileichen handelt." Oder vielleicht sogar um richtige Leichen, dem Staub nach zu urteilen. "Ich weiß leider nicht, ob Ursus vor hat, von dem Posten zurückzutreten. Selbst wenn nicht, dann steht uns, so denke ich, zumindest das Recht zu, einen Stellvertreter zu erwählen, der die volle Handlungskompetenz während seiner Abwesenheit hat. Die Geschäfte müssen schließlich weitergehen." Lepidus blickte noch einmal auf die Liste, als er bei einem Decima stehenblieb. "Ah, ich sehe hier den Senator Marcus Decimus Livianus. Ein engerer Verwandter von dir? In diesem Fall könnten wir uns ja schon einmal eine gesonderte Einladung sparen, wenn du sie ihm persönlich überbringst." Der Rest würde einfach eine standardisierte Einladung erhalten und dann würde sich schon zeigen, wer denn nun kommt. "Ich denke auch, dass wir beide vielleicht schon vorher Gespräch führen und uns ein paar Fahrer ansehen sollten. Demnächst sollen ja bald wieder Spiele losgehen und da wird sicherlich die ein oder andere Factio auf dem Transfermarkt zuschlagen. Wir sollten da nicht hinten anstehen. Hast du vielleicht in den nächsten Tagen Zeit, um gemeinsam ein paar talentierte Lenker auf den Trainingsstrecken in Augenschein zu nehmen?"

  • „Gemessen daran, wie wenig in den letzten Jahren hier los war... vermutlich einige.“ Aquila deutete ein Achselzucken an. War an der Zeit, mal ordentlich aufzuräumen. Ein leichtes Hochziehen der Augenbrauen kam dann als Zeichen seiner Überraschung, dass der Tiberius mit dem Legaten offenbar besser bekannt war als er bislang offenbart hatte – oder warum sonst sollte er ihn auf einmal beim Cognomen nennen? Es blieb aber dabei, einen entsprechenden Kommentar sparte Aquila sich. War vielleicht auch nur ein Lapsus gewesen. „Nun, wenn er nicht zurücktreten kann oder will... wäre ich ehrlich gesagt für eine Abwahl. Wenn wir die Factio wieder auf Vordermann bringen wollen, brauchen wir ein handlungsfähiges Führungsgremium. Hier steht Arbeit genug bevor, auch ohne einen Princeps Factionis, der auf – wie hast du gesagt? – unabsehbare Zeit die Geschäfte nicht leiten kann“, zitierte er die Worte des Tiberius von zuvor. „Wenn's denn absehbar wäre, wann er sich wieder engagieren kann, wäre es etwas anderes... aber eine Factio womöglich jahrelang auf eine Art zu führen, die eigentlich nur eine Interimslösung ist, mit keinem Anhaltspunkt wann sich das ändert, ist unsinnig. Außerdem glaube ich kaum, dass ein möglicher Stellvertreter das lange mit sich machen lässt – die ganze Arbeit zu haben, aber trotzdem immer und überall nur die Nummer zwei zu sein...“ Würde ihm jedenfalls so gehen.


    Dass Livianus ebenfalls Sodalis war, war Aquila bekannt. „Ja, er ist ein Onkel von mir, um ein, zwei Ecken. Er ist auch seit kurzem wieder in Rom, da kann ich ihm die Einladung tatsächlich persönlich geben. Lass uns am besten gleich mal einen Termin festlegen... dann kann der Schreiberling heute schon die Einladungen fertig machen.“ Er suchte durch die Tabulae, die auf dem Tisch lagen, und zog schließlich jene hervor, auf der die aktuellen Fahrer der Aurata gelistet waren. „Ja, gerne... ich würd auch gern unsere jetzigen mal anschauen, um zu sehen was die so drauf haben.“ Wenn die wirklich so schlecht waren, wie der Tiberius so dezent angedeutet hatte, mussten sie sie vielleicht sogar rauskegeln und den Rennstall komplett neu aufsetzen. Das hieß, wenn sie denn das Geld dafür hatten... aber vielleicht konnte er ja seine Familie zu einer Spende überreden. Oder dazu, gleich einen Fahrer direkt zu bezahlen, so lange noch keiner außer dem Aurelier die Verfügungsgewalt über die Finanzen der Aurata hatte. „Wie wär's in drei Tagen, vormittags?“

  • Eine Abwahl also, ging es dem Tiberier noch durch den Kopf. Dass würde seinem Patron Aurelius Lupus wohl kaum gefallen, dass wiederum sein Vetter Aurelius Ursus, dessen Cognomen der Tiberier freilich nie benutzen würde um selbigen anzussprechen, sondern lediglich zur Unterscheidung vom zuvor erwähnten Lupus aufgriff, seinen Posten verlor. "Ich werde mich noch einmal informieren, ob die unabsehbare Zeit tatsächlich unabsehbar ist. Auf der entsprechenden Vollversammlung kann ja dann immer noch verkündet werden, ob es um die Wahl eines Stellvertreters oder eines völlig neuen Princeps geht." So umging er seiner Ansicht nach erst einmal die Problematik und würde derweil seinem Patron bis zur einberufenen Vollversammlung die Lage schildern, auch wenn der Tiberier selbst natürlich wenig zweifelte, dass es einen neuen Mannes an der Spitze bedurfte. Es sollte gegenüber den Aurelier nur nicht nach einem Sturz aussehen, an dem er sich einvernehmlich beteiligte. Ein Termin war dann auch sicher schnell gefunden.


    "Ja, schau sie dir ruhig einmal an", entgegnete er auf die Motivation des Decimers einen Blick auf die 'talentierten' Lenker zu werfen. "Wenn ich auf die nackten Zahlen und die letzten Rennergebnisse gucke..." und der Tiberier war da sehr empirisch veranlagt "...dann haben unsere derzeitigen Verpflichtungen keine allzu große Zukunft mehr. Pythocles beispielsweise hat kaum Wettkampferfahrung gesammelt und ist immerhin schon 25. Sotion kann sich dagegen immerhin mit einem zweiten Platz bei den Ludi Carmentaliae schmücken. Allzu viele Rennen ist der aber auch noch nicht gefahren und er ist sogar noch ein Jahr älter als Pythocles. Ich glaube, es gibt Lenker, die in diesem Alter schon deutlich mehr vorzuweisen hatten." Und da musste er nicht nur an den legendären Patroklos denken, den die Aurata einst ihr eigen nannte. "Vielleicht sind die beiden noch für das ein oder andere Rennen gut. Vielleicht überraschen sie uns noch. Aber ich würde langfristig gern die Strategie verfolgen ein jüngeres Talent behutsam aufzubauen. Langfristig nutzt uns das sicherlich mehr." Man sollte vielleicht auch nicht immer allzu leicht dem Jugendwahn verfallen, aber Lepidus verstieg sich erst einmal komplett in den Gedanken: Je jünger desto besser. "In drei Tagen würde es mir auch sehr gut passen. Dann können wir ja auskundschaften, was es derzeit an interessanten Lenkern gibt." Und so trafen sich die beiden dann auch tatsächlich an der Rennstrecke.

  • „Mh...“ machte Aquila nachdenklich. „Dann würde ich mit den Einladungen abwarten, bis du da was rausgefunden hast. Die Mitglieder sollten schon vorher wissen, ob es um die Wahl eines neuen Princeps geht oder nicht. Vor allem die, die möglicherweise Interesse an einer Kandidatur hätten, damit sie sich vorbereiten können.“ Er war sich nicht so sicher, wie viele dann wirklich spontan für so einen Posten kandidieren würden. „Und wenn es auf eine Abwahl des Aurelius hinauslaufen sollte, sollten die Mitglieder auch das vorher wissen, um sich Gedanken darüber machen zu können.“ So wie es die letzte Zeit gelaufen war, wäre es wohl eigentlich besser die Sodales vor vollendete Tatsachen zu stellen, aber den wenigsten Leuten gefiel das... also war es klüger, genau das nicht zu tun, sondern den schwierigen Weg zu gehen: sie zu überzeugen das Richtige zu tun.


    Ein weiteres „mh“ kam über Aquilas Lippen, als er die Daten über die derzeitigen Lenker hörte. Klang wirklich nicht allzu prickelnd. „Nein, das klingt wirklich nicht danach, als ob das noch groß was werden könnte. Einen talentierten, jungen Lenker zu holen ist da sicher das Beste... Trotzdem müssen wir wohl erst mal mit denen noch arbeiten, bis ein Junger aufgebaut ist. Selbst wenn die Aurata die Mittel hätte, sich gleich einen Toplenker zu holen, glaub ich kaum dass die anderen Factiones einen der ihren hergeben würden.“ Aquila überflog eine weitere Liste, diesmal eine mit Daten zu den Trainingsläufen von Sotion, und nickte zur Bestätigung. „In drei Tagen dann... Sag mal, hast du dich hier im Domos schon mal umgesehen? Es schaut ja nicht wirklich so aus, als ob hier in den letzten Jahren viel passiert wäre, vielleicht sollten wir das ein bisschen aufmöbeln, bevor hier tatsächlich die Versammlung stattfindet.“ Mit ein bisschen aufmöbeln kannte Aquila sich aus, immerhin hatten in der Casa Decima lange Zeit Arbeiten stattgefunden, um die Spuren der Plünderung zu beseitigen.

  • Huch, das ganz würde doch nicht noch in Arbeit ausarten? Allzu kompliziert wollte er es sich mit der Vollversammlung nicht machen. Das war seiner natürlichen Trägheit zuwider. "Nun, es wird in jedem Fall eine Wahl geben, sei es zum Princeps oder zu dessen Stellvertretung. Wenn wir in der Einladung schlicht von der Wahl einer neuen Factio-Führung sprechen, dann kann sich jeder vorab schon Gedanken machen, ob er sich eine solche Aufgabe zutraut oder nicht. Bei der Wahl einer neuen Führung ist die Abwahl der Alten ja schon implizit enthalten. Wenn der potenzielle Kandidat dann erst auf der Sitzung erfährt, ob er Stellvertreter oder Princes persönlich wird, ist dann nicht weiter problematisch." Zumindest wollte das der Tiberier einfach mal so sehen, um sich Mühen zu ersparen. Dass es dabei einen großen Motivationsunterschied geben mochte, ob jemand 'nur' Stellvertreter oder gleich Princeps werden konnte unterschlug er dabei ganz einfach mal. "Aber ich werde mich natürlich gern, um die entsprechende Information kümmern so schnell es geht. Wenn es in den nächsten zwei Tagen noch klappt, dann können wir dieses Detail sicher noch aufnehmen. Wenn nicht, dann würde ich die Einladung erst einmal so schicken, wie besprochen." Zack - abgehakt, dachte sich der Tiberier und ging über zum für ihn deutlich interessanteren Teil.


    "Ja, da geb ich dir natürlich recht. Wir sind bis zu einem gewissen Maße noch abhängig von der 'Erfahrung' unserer derzeitigen Lenker. Auch ich glaube nicht, dass sich ein Handel mit den anderen Factiones zu dieser Zeit ergeben wird." Das Geld war da tatsächlich noch eine ganz andere Frage. Gut war es natürlich, wenn man ein paar finanzkräftige Mitglieder hatte, aber an der Attraktivität der Aurata mussten sie ja ohnehin erst einmal arbeiten. "Umgesehen?" Lepidus starrte durch die Räumlichkeiten. Alles etwas staubig, alles nicht mehr so auf dem neuesten Stand der Innenarchitektur, aber ansonsten? "Tja, wer mag denn nicht einen etwas rustikaleren Stil?", sprach er im Scherz. "Wir können das ganze gern etwas schöner einrichten. Aber was genau schwebt dir denn vor? Nur ein wenig aufhübschen oder gleich ein völlig neues Mobiliar. Letzteres würde ja immerhin einiges kosten..." Lepidus selbst leistete in letzter Zeit schon genug Investitionen. Allein schon weil seine Schwester ihm die letzten Sesterzen aus der Tasche zog. Von daher sprach nicht nur seine natürliche Veranlagung zum Geiz aus ihm.

  • Aquila fand schon, dass es einen Unterschied machte, ob der Princeps selbst oder nur sein Stellvertreter gewählt wurde – erst recht für die, die möglicherweise mit dem Gedanken spielten zu kandidieren. Da stellte sich womöglich einer auf, der bewusst Stellvertreter werden wollte, weil er nicht die Zeit hatte um den Posten eines Princeps voll auszufüllen und nur hin und wieder einspringen wollte... und einer, dem der Stellvertreterposten zu wenig war, stellte sich nicht auf. Am Ende waren dann beide unzufrieden mit dem Ausgang, oder es gab Unruhe bei der Versammlung, wenn manche spontan zurückzogen und andere genauso spontan sich noch aufstellen lassen wollten... Was allerdings wiederum, fand Aquila, ziemlich lustig werden könnte. Vor allem wenn genug Alkohol im Spiel war. Flüchtig huschte ein Grinsen über sein Gesicht.
    Von seinen Gedanken äußerte er allerdings keine. Der Tiberius wollte ja erst mal versuchen, ob er an die Information kam, und wenn er in ein paar Tagen noch nichts Genaueres wusste, dann konnten sie ja immer noch ein weiteres Mal über das Thema diskutieren und einen Kompromiss finden.


    „In Ordnung, warten wir erst mal ab, was du herausfinden kannst“, stimmte er zu und griff sich die Daten des anderen Lenkers, in die er sich kurz vertiefte. „Ich schau mir die beiden auf jeden Fall mal an und red mit ihnen. Wer weiß wie viel Elan die noch haben.“ Aquila mochte zwar Statistiken zu Lenkern, Pferden, allem möglichen, und wusste auch die Aussagekraft von diesen... aber zum Einschätzen der Leistungsfähigkeit durfte ein persönliches Anschauen trotzdem nicht fehlen, fand er. Man konnte noch so viel darüber lesen, aber es selbst zu sehen war etwas anderes. Ganz davon abgesehen, dass er sich einfach darauf freute, wieder Rennluft schnuppern zu können.
    Beim Thema Inneneinrichtung musste Aquila dann mehr als nur flüchtig grinsen. „Die Fischköppe von der Praesina...“ flaxte er kurz und fuhr fort: „Auf jeden Fall sauber machen. Ich kann nen paar Sklaven von meiner Familie in den nächsten Tagen mal herschicken, damit die ordentlich aufräumen und alles putzen. In der Zwischenzeit sollten wir in Erfahrung bringen, wie es mit den Finanzen aussieht... brauchen wir ja eh, wenn wir nach nem neuen Fahrer gucken. Und wenn wir das wissen und es hier wenigstens mal wieder etwas sauber ist, können wir schauen was wir draus machen wollen. Was meinst du?“

  • Sehr gut. Auf den zwischenmenschlichen Kontakt mit einem Lenker konnte Lepidus dann erst einmal verzichten, wenn der Decimer sich darum kümmerte. Und wann waren es ja noch nicht einmal tolle Gewinnertypen, die seine Aufmerksamkeit bisher verdient gehabt hätten. Als Name auf einem Blatt Papier mochte er sie dann doch schon mehr, zumal ein Blatt Papier nicht so schmutzig war. "Ich hab doch hier irgendwo schonmal Belege und Haushaltsaufstellungen gesehen..." Er kramte wieder in dem Papier. Inzwischen war es auf dem Schreibtisch schon recht unordentlich geworden. Einige davon waren schon recht alt, doch der Tiberier versuchte die aktuellste herauszufinden. Er blickte auf die entsprechende Unterlage, machte ein paar Mal einige "Aha"- und "Hmm"-Geräusche, während er die Zahlen durchging, bis er Aquila die nette Botschaft übermitteln konnte. "Hier liegt noch einiges im Argen. Ich werde wohl demnächst eine neue Finanzaufstellung anfertigen, aber wenn ich das hier richtig sehe, dann befindet sich in unserer Factio-Kasse noch eine Rücklage in der Höhe von etwa 8000 Sesterzen. Damit lässt sich schon was machen. Das reicht sicher, um neue Lenker zu verpflichten und..." er ließ seinen Blick wieder durch die Räumlichkeiten schweifen. "...für die ein oder andere Pflanze, um unseren Domus zu verschönern." Lepidus lächelte. "Nun, Decimus. Ich denke, damit haben wir erst einmal das Wichtigste besprochen. Du siehst die unsere Lenker noch einmal an, während ich in Erfahrung bringe, wie es um den bisherigen Princeps steht. Wir treffen uns dann demnächst, um gemeinsam neue Lenker in Augenschein zu nehmen." Damit konnten sie sich verabschieden. Lange würde ihr nächstes Treffen ja nicht auf sich warten lassen.

  • „Woah“, machte Aquila und linste ebenfalls auf die Zettel, konnte aber in dem Durcheinander nicht wirklich was erkennen. Wie das dem Tiberius gelang, war ihm schleierhaft... aber naja, der saß auch schon länger vor diesem Zeug. „Das ist einiges... Da werden wir erst mal nicht um Spenden betteln müssen.“ Das klang schon mal sehr gut. Aquila überflog noch einmal flüchtig die Tabulae, die er zu sich gezogen hatte, schob dann den größten Teil wieder zurück und griff sich nur zwei vom Tisch – die zwei mit den Daten ihrer beiden aktuellen Lenker. „Ja, seh ich auch so. Ich nehm die zwei mit... und seh mich mal in den Stallungen um. Ich will die Pferde sehen, und vielleicht erwisch ich ja die Lenker auch noch. Vale bene, Tiberius.“

  • Entgegen der Gewohnheit, war der Tiberier heute tatsächlich einmal überpünktlich im Domus. Immerhin galt es nach diesem fulminanten Rennen einiges zu besprechen - zumindest aber ein Loblied auf Sotion zu singen, der einige großartige Runden fuhr und die Aurata auf das Podium brachte. Nun musste allerdings die Zukunft geplant werden. Die Aurata war wieder zurück auf der großen Bühne, aber noch lange nicht stabil.

  • Als Livianus den Domus Aurata erreichte, waren bereits einige Factiokollegen vor Ort. Er bahnte sich daher grüßend, nickend und manchmal auch Händeschüttelnd seinen Weg durch den Versammlungssaal bis zu seinem Platz, in dessen unmittelbarer Nähe er auch Tiberius Lepidus entdeckte, den er zwar zuletzt bei den Wahlen im Senat gesehen hatte, ihn aber noch nicht persönlich zu seinem Sieg gratulieren konnte. Die wollte er nun nachholen. Er ging also auf den Tiberier zu.


    "Salve Tiberius! Ich gratuliere dir zu deiner Wahl!"

  • "Vielen Dank, Consular. Die Wahl hat mich wirklich sehr gefreut. Lass mich dir bei dieser Gelegenheit auch gleich noch für deine lobenden Worte danken. Ich bin mir sicher, sie haben mit zu diesem guten Wahlergebnis beigetragen." Immerhin hatte der Decimus ihn indirekt für eine Statthalterschaft vorgeschlagen, was schon nicht gerade geringzuschätzen war für jemanden, der gerade erst sein Vigintivirat hinter sich gebracht hatte. "Gern hätte ich übrigens auch unserem Sotion zu einem Sieg gratuliert" lenkte er dann gleich das Gesprächsthema auf den passenden Hintergrund. "Das war aber auch ein spannendes Rennen, nicht wahr? Nur diese Roten hatten mal wieder die Nase vorn. Sehr schade!"

  • Wie alle Aurata-Anhänger, die bereits lange auf ein solch gutes Ergebnis warten mussten, sprang Livianus natürlich sofort auf dieses Thema voller Euphorie auf.


    "Wirklich schade, ja. Ich hatte ja schon fast mit einem Sieg gerechnet, doch die Roten haben letztendlich doch verdient gewonnen. Wichtig ist mir als altem Aurata-Anhänger, dass wir die Veneta haushoch schlagen konnten. Aber dieser zweite Platz zeigt ganz klar, dass wir in die richtige Richtung unterwegs sind. Es ist wichtig, dass wir nun nicht locker lassen. Ich hoffe, dass wir heute diesbezüglich auch zukunftweisende Entscheidungen treffen können."


    Livianus sah sich bei diesem Satz kurz im mittlerweile gut gefüllten Saal um. Da man über den Verbleib des vermissten Legatus Legionis und bisherigen Princeps Factionis Aurelius Ursus nach wie vor nichts wusste, hatten die alteingesessenen Sodalis beschlossen, dass Livianus für heute den Vorsitz übernahm. Er sah noch einmal fragend zu dem Tiberier.


    "Ich denke wir können dann beginnen. Was meinst du?"

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!