[Ludi Mediocres] Die wahrhaft unspektakulären und wenig beeindruckenden Spiele des T. D. V. - Teil 1

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    In Anbetracht seiner klammen Wirtschaftslage blieb dem amtierenden Aedil Titus Duccius Vala kaum etwas anderes übrig, als seine Not zur Tugend zu machen und mit dem zu arbeiten was er hatte. Das war beileibe nicht wenig, nein, aber in den Sphären in welchen er sich mittlerweile bewegte war das ein Tropfen auf den heißen Stein. Auf den sehr heißen Stein, denn nach den Entbehrungen der Bürgerkriegszeit hatte Rom ein wenig Zerstreuung durchaus nötig. Der Schlund, den es zu stopfen galt, war für Valas Mittel viel zu groß... weshalb sich in den Verhandlungen mit seinem Amtskollegen schnell herausstellte, dass Valas Rolle eine weitaus geringere sein würde.
    Bei den großen Spielen, die das Volk Roms in seiner Amtszeit genießen durfte, glänzte Vala also vornehmlich durch Anwesenheit und sowas wie guten Willen, gezahlt wurden sie durch seinen vermögenden patrizischen Gegenpart. Allerdings ließ der plebeische Aedil sich nicht lumpen, und versuchte das beste aus seiner derzeitigen Situation zu machen. Was vor allem hieß: kaschieren, dass er quasi pleite war, und dass er so nicht in der Lage war fette Spiele abzuhalten.


    Da kam ihm die Idee seines Tiros gerade recht, Rom einfach das ganze Jahr hindurch mit kleineren Veranstaltungen zuzupflastern und alles danach aussehen zu lassen, als wäre es Absicht. Was dazu führte, dass sein Tiro und Vala selbst nicht nur einmal eine riesige Veranstaltung zu organisieren hatten, sondern ununterbrochen in Verhandlungen mit Veranstaltern waren. Dabei war relativ schnell klar geworden, dass er sich in Sachen Pferderennen komplett heraushalten musste, da die damit verbundenen Ausgaben seine Möglichkeiten partout überstiegen.
    Das Ergebnis waren also vornehmlich Gladiatorenkämpfe, die immer wieder unter dem Namen des plebeischen Aedils angekündigt wurden. Aber auch hier musste Vala sparen, immerhin galt es über das ganze Jahr hinweg immer wieder solche Veranstaltungen aufzuziehen.
    Das Ergebnis waren Gladiatorenkämpfe des Kreisliga-Äquivalents, welche nie im großen Theatrum Flavium stattfanden, sondern immer in den kleineren Arenen die Rom zu bieten hatte und meist nur wenigen hundert Zuschauern Platz boten.


    Die Qualität der Gladiatoren, die da gegeneinander antraten, zeigte sich zum Beispiel an den Spielen zu den Mamuralia, die Vala veranstaltete. In der Holzarena des Plabulus Secundus musste der Veranstalter mit sichtbaren Zahnschmerzen beobachten, wie sowas ähnliches wie ein Secutor sowas ähnlichem wie einem Retiarius hinterherstakste, der sein Netz schon recht früh im Kampf hilflos verpfeffert hatte und jetzt Reißaus vor dem nun deutlich überlegenden Secutor nahm. Offensichtlich hatte der freie Lannista, der Vala seine Männer angeboten hatte, schamlos in der Beschreibung der Fähigkeiten derselben übertrieben und ihm hier einfach ein paar gerüstete Sklaven angedreht. Sowieso schien es heute eher eine Komödie zu sein als ein ernstzunehmendes Gladiatorengeplänkel auf Leben und Tod. Schon die Tierhatz zu Beginn hatte ihren Namen nicht kaum verdient, hatte man schließlich einfach nur ein paar Straßenköter auf ein paar Hühner losgelassen die gackernd durch die Arena stoben und die Hunde nicht nur einmal über sich selbst fielen bei der Jagd nach dem Federvieh.
    "Erinnere mich daran, nicht noch einmal mit diesem Lannista zusammen zu arbeiten...", brummte Vala zu seinem Tiro, dem das ganze schon jetzt unsäglich peinlich war und der am liebsten komplett in seinem Stuhl versinken wollte, "...vielleicht sollten wir beim nächsten Mal hundert Sesterzen mehr investieren."


    Sim-Off:

    Als kleine SimOff-Info: wir werden hier mehrere kleine Spiele in ein oder zwei Postings abarbeiten um klarzustellen, dass halt das ganze Jahr hindurch kleinere 'Spiele' veranstaltet wurden. Exemplarisch wird dann in einem anderen Thread eine solche Veranstaltung genauer ausgeführt... in einer Woche, oder so. Wer sich jetzt schon SimOn über atemberaubend schlechte Spiele mockieren möchte, sei herzlichst eingeladen das hier zu tun. ;)

  • Die Wirtschaftslage blieb klamm. Aber Aquila lernte immerhin aus dem Debakel der ersten Spiele, und bestand bei den nächsten darauf, sich die Gladiatoren vorher anzusehen, die verschiedene in Frage kommende Lanistae zur Verfügung zu stellen gedachten. Das Problem war nur: die Wirtschaftslage war... klamm. Nach wie vor. Und so hatten sie nicht wirklich die Wahl. Lanistae mit wirklich guten Gladiatoren konnte sich sein Senator nicht leisten, und selbst mit besseren wurde es schon schwierig.
    Nachdem Aquila in jedem Fall verschiedene kleine Lanistae abgeklappert hatte, hatte er jetzt – nach den zweiten Spielen erst – eigentlich schon die Nase voll davon, so was zu organisieren. Es half nicht im Mindesten, dass er wusste, dass ihm noch weitere Spiele bevor standen... und er fragte sich, ob einmal Riesenspiele zu veranstalten nicht alles in allem doch weniger Arbeit wäre. Aber es war müßig, darüber zu grübeln, immerhin hatten sie die Wahl schlicht und ergreifend nicht – sein Senator nicht, und er damit auch nicht. Immerhin konnte er sich allerdings nicht beklagen, nichts zu tun zu haben. Oder nichts zu lernen. Oder keine neuen Bekanntschaften zu knüpfen. Wie Sirius angekündigt hatte, ackerte der Duccius tatsächlich massiv dafür, seinen Bekanntheitsgrad zu erhöhen und mögliche Defizite auszugleichen, die er als Homo novus haben mochte – und Aquila profitierte davon durchaus. Es war zwar anstrengend, weit anstrengender als er je geglaubt hätte, und ganz sicher anstrengender – und wohl weniger prestigereich – als es bei einem Senator einer alteingesessenen Familie gewesen wäre... aber er lernte alle möglichen Leute kennen.


    Die Spiele, die sie zu den Cerialia veranstalteten, fanden in der Arena des Calavius Pola statt. Früher einmal eine der bekannteren Arenen, war sie heute ziemlich baufällig... aber ein bisschen schimmerte noch der alte Glanz durch, weshalb Aquila argumentiert hatte, dieses Mal hierher zu gehen. Bei der Tierhatz zu Anfang waren wenigstens ein paar Füchse im Spiel gewesen – oder zumindest Viecher, die man mit etwas gutem Willen als Füchse erkennen konnte, auch wenn Aquila bei dem ein oder anderen den Verdacht hatte, dass es eine große Katze oder ein kleiner Hund waren, mit rötlich gefärbtem Fell... aber auf die Entfernung konnte man nicht alles so gut erkennen. Und er wollte es auch gar nicht so genau erkennen, denn wenn das der Fall war, hatten sie zu viel geblecht dafür. Die Gladiatoren hingegen... nun ja. Auch hier hatte Aquila sich dafür eingesetzt, es mal mit altem Grandeur zu versuchen – Gladiatoren, die alt waren, baufällig wie die Arena... aber früher einmal wenigstens halbwegs so etwas wie einen bekannten Namen besessen hatten. Es musste einfach klangvoll sein, schon in der Ankündigung, denn worüber würden die Leute später reden? Dass sie diesen und jenen Gladiator, den sie in ihrer Jugend schon bejubelt hatten, jetzt noch einmal im Kampf hatten sehen können, vielleicht sogar in seinem letzten... ja, Aquila wollte voll auf dieses Leder zielen: Schwärmereien für diese Spiele, weil sie Erinnerungen an frühere Zeiten weckten. Was er dem Ausrufer auch eingeschärft hatte. Als er schließlich dann aber in der Arena saß und sich diese Spiele ansah, war er sich nicht mehr so sicher, ob sein Plan auch wirklich funktionierte... das Paar Gladiatoren, dem er gerade beim Kampf zusah, war wirklich nicht mehr taufrisch. Man konnte zwar sehen, dass sie mal gewusst hatten was sie taten, aber jetzt wirkten sie irgendwie... naja. Alt.

  • Nach dem anfänglichen Desaster bei den Mamuralia waren die Gladiatorenspiele an den Cerialia schon Balsam für Valas Seele gewesen, wenngleich sie bei weitem nicht mit den Spielen der großen Veranstalter im Theatrum Flavium mithalten konnten. Wochen später saß Vala an den Carnaria mit stoischem Gesichtsausdruck in einer anderen Arena und beschaute sich die Gladiatoren zweier anderer Lanistae, und versuchte gute Miene zum bösen Spiel zu machen. Naja, wenn man ehrlich war machte das Geplänkel der Gladiatoren schon etwas her, allerdings war er als Aufsteiger in der Oberschicht Roms eben vor allem die Spiele der Oberklasse gewohnt. Und das ließ das hier dann doch gewaltig abstinken.
    Der Hoplomachus, der sich hier an einem Murmillo versuchte machte zwar den Eindruck, dass er wüsste was er hier tat, schön anzusehen war das aber noch lange nicht. Das gekonnte Umtänzeln des Gegners, das kunstvolle Suchen nach Lücken in der Verteidigung, blitzschnelles Vorstoßen und Parieren... all das suchte man hier vergebens. Was man geboten bekam war funktionales Stechen und Ausweichen, ohne jeden Schnörkel.
    Das Echo des Publikums war da schon verhalten positiv, entgegen den vernichtenden Pfiffen der Mamuralia schon fast Musik in Valas Ohren. Aber es ging noch besser... es musste noch besser.
    Richtig Bewegung kam in die Sache, als der Hoplomachus einen Fehler machte und den rechten Arm mit vorgestrecker Lanze etwas zu lange vorne ließ, was dem Murmillo die Gelegenheit gab mit seinem Gladius, welcher eigentlich für's Stechen gedacht war, kräftig auf den ausgestreckten Arm zu zimmern. Trotz der der stoffenen Polsterung um denselben war die Wucht des Schlags groß genug um den darunterliegenden Arm hörbar brechen zu lassen, was in der kleinen Arena ein Echo der schmerzverzerrten Gesichter nach sich zog. Selbst Vala kam nicht umhin ob des klangvollen Knochenbruchs die Mundwinkel zu verziehen. Der dumpf aus dem Helm gellende Schmerzensschrei machte ebenso deutlich, dass der Knochenbruch dem letztlich betroffenen auch nicht entgangen war. Einen Moment später lag der Mann auf dem Boden und hielt sich den Arm, gänzlich vergessend was um ihn herum vor sich ging. Der Murmillo schien ebenso verblüfft zu sein, offensichtlich war er derart klare Siege nicht gewohnt, und so brauchte es den Hinweis des summa rudis um ihm klarzumachen, dass er wahrscheinlich gewonnen hatte. So riss der siegreiche Kämpfer die Arme nach oben, während Vala genau das Publikum beachtete... immerhin würde es nun an ihm liegen das Schicksal des Unterlegenen zu besiegeln. Als der Hoplomachus schließlich das Zeichen zur Aufgabe gab, dauerte es nicht lange und die MISSIO-Rufe wurden laut. Schon wieder. Vala hatte bisher noch keinen Kampf erlebt in welchem das Publikum nach dem Leben des Geschlagenen trachtete.
    Wahrscheinlich hatte Rom einfach schon genug Tote gesehen...

  • Wochen später saß Vala an den Furrinalia erneut in einer der weniger bedeutenden Arenen und schaute unbedeutenden Gladiatoren dabei zu, wie sie sich gegenseitig beharkten.
    Ständig vor Augen geführt zu bekommen, dass man zwar irgendwie mittlerweile zur Oberschicht gehörte, aber doch irgendwie noch meilenweilt von derselben entfernt zu sein nagte immer schlimmer an seinem Selbstbewusstsein. In Germania war der Reichtum seiner Sippe genug um den Provinzgranden Tränen des Neids in die Augen steigen zu lassen... die Bevölkerung von Rom schluckte das Jahresaufkommen seiner Sippe aber binnen eines Augenblicks ohne dabei auch nur annähernd zufrieden gestellt zu sein.
    Der Frust über die eigene Unzulänglichkeit und das eigene Unvermögen den Pöbel derart zu unterhalten wie es andere vor ihm getan haben war Vala in Momenten deutlich anzusehen, in denen er die Maske, die er in der Öffentlichkeit zu tragen pflegte, nicht so perfekt funktionierte wie er es sich eigentlich wünschte.


    So war es der 'Hauptkampf' des Tages, der ihm deutlich vor Augen führte in welcher Liga er sich gerade bewegte. Dass der letztliche Gewinner über seine eigene Füße stolpern konnte ohne den Sieg zu vergeben sprach einerseits Bände über das Können des letztlichen Verlierers, andererseits zeigte es deutlich welche Klasse Vala den Leuten zu bieten hier imstande war. Zumindest hatte der Subunternehmer, an welchen Vala den Tag hatte deligiert, bei der Tierhatz zumindest einen richtigen Wolf aufbieten können, auch wenn das Tier offensichtlich zu viele Tage hinter Gittern gesehen hatte.
    Und trotzdem brüllte jeder der darauffolgenden Kämpfe dem Veranstalter entgegen: Mittelmaß. Gottverdammtes Mittelmaß.


    Als der Verlierer es dann auch noch fertig brachte, sich seinen eigenen Schild in die Magengrube zu rammen und dabei röchelnd zusammen zu brechen, war die Schmerzgrenze erreicht. Vala verbarg die Augen hinter der Hand und traute sich kaum mehr richtig hinzusehen, aus Angst irgendeiner der Zuschauer würde gleich die Arena stürmen und den Gladiatoren zeigen, wie es richtig ging.


    Der Lanista, dem die Gladiatoren unterstanden, kochte vor Wut, das war offensichtlich so wie er am Rand des Kampfes um die Kämpfenden herumtigerte. Die Schiedsrichter selbst machten bei soviel Inkompetenz einen wahrhaft hilflosen Eindruck, schließlich konnten sie die Kämpfer schlecht für Regelverstöße bestrafen welche sie sich selbst beigefügt hatten.
    Dabei hatte doch alles so gut ausgesehen, Vala hatte sich die Kämpfer vorher angesehen, einen ganzen Tag hatte er sich vom Können der Schützlinge des Lanista überzeugen können... nur um dann hier festzustellen, dass ein selbst so marginal großes Publikum durch Pfiffe und Buhrufe imstande war die Kämpfer die Fassung verlieren zu lassen.
    Verdammte Amateure.

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