Neulinge zur Musterung - FDS, SIM, Garulf, Kieran et Ravdushara

  • Während unten in der Arena trotz des herbstlichen Wetters die Gladiatoren des Ludus trainierten, führte der junge Schreiberling Serapio, Ravdushara, Garulf und Kieran zielsicher in Richtung der Tribüne. Hatte man den Ludus betreten, war es nur ein kleiner Weg durch einen dunklen Durchgang und dann die Treppen nach oben, und schon fand man sich auf den im Vergleich zu einem Amphitheater spärlichen Zuschauerrängen wider.
    Der Junge winkte einfach und bedeutete den Vieren, zu folgen, ehe er mit einer Handbewegung auf die weißen Bänke deutete. Offensichtlich konnte der Bursche nicht reden, aber er bemühte sich um ein freundliches Lächeln, ehe er loszog, den Director hinzuzubitten.


    In der Arena wiederum wurde das Training unverändert fortgeführt. Das Brüllen der einzelnen Doctores hallte über den Sandplatz, während die Gladiatoren wieder und wieder und wieder ihre Schläge gegen die in den Boden eingelassenen Pfähle ausführten. Nur einige wenige übten gerade mit den Holzwaffen im direkten Kampf gegeneinander, während die stetig wachen Augen ihrer Ausbilder ihnen beständig Verbesserungen einzutrichtern versuchten. Ganz am Rand waren noch einige Männer, die Ketten an Händen und Füßen trugen und gerade unter der strengen Aufsicht eines mit Peitsche bewaffneten Doctors damit beschäftigt waren, massiv aussehende Holzblöcke immer wieder zu stemmen. Offensichtlich sollten sie ein wenig muskulöser werden.



    Es dauerte nicht lang, ehe auch Spurius Iuventius Murcus dem dräuenden Himmel zum Trotz nach draußen kam, in feine Toga angetan, den Ritterring am Finger, den schmalen roten Streifen im Stoff. Mit stoischer Ruhe stieg er zu Serapio herab, begrüßte ihn dennoch freundlich, wenngleich ohne Lächeln oder dergleichen. “Decimus, eine Freude, dich wiederzusehen.“




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    Bei genauerer Betrachtung wirkten die Türhüter gar nicht so aussergewöhnlich. Es war wohl der Nimbus der Gladiatorenwelt, der alles hier für mich in einen ganz besonderen Glanz hüllte. Ich folgte dem Jungen, und betrachtete von der Tribüne aus andächtig die Trainierenden. Herrliche Geschöpfe! Und bald würde ich meine eigenen Gladiatoren haben... da wurde ein Kindertraum wahr. Aber ach... - mit verkniffener Miene rieb ich mir die Nasenwurzel - wenn hier doch nur nicht alles so laut... und so hell... wäre... Der Director ließ uns nicht warten.
    "Salve, die Freude ist ganz meinerseits. Prächtige Burschen hast du da unten."
    Ich bezeichnete meine beiden Krieger mit einer lässigen Handbewegung.
    "Das sind sie. Der Germane ist treu... aber der Hibernier noch sehr ungeschliffen, der braucht eine harte Hand. Ich muß leider gleich weiter, hier noch das Geld."
    Ravdushara trug den Beutel mit den Trainingsgebühren für die ersten Monate unter seiner Tunika, kramte ihn jetzt hervor und übergab ihn.
    "Also dann. Ich bin gespannt was du aus ihnen machst! Vale Iuventius."
    Und meine zukünftigen Gladiatoren bedachte ich mit einem strengen Blick und den Worten "Macht mir keine Schande." Dann verließ ich mit Ravdushara das Ludus, nicht etwa um meinen Kater auszukurieren, sondern um mich pflichtbewußt in die Castra praetoria zu begeben.

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    SODALIS FACTIO AURATA - FACTIO AURATA

    Klient - Decima Lucilla

  • Etwa, nun traurig, sah Garulf seinem Herrn hinterher. Er wusste ja, dass Serapio längere Zeit unterwegs sein würde und er ihn daher lange nicht mehr sehen würde. Schande machen? Niemals, er würde dafür sorgen dass sein Herr am Ende stolz auf ihn sein konnte.

  • Harte Hand? Naja, vermutlich hatte er ja Recht. Wer weiß, was Kieran anstellen würde, wenn sein Herr erstmal weg wäre....Aber eine Schande machen würde er ihm schon nicht, er wusste ja, was ihm dann blühen würde. Höchstens dann, wenn ihm mit der Schande eine Möglichkeit zur Flucht gegeben wäre....
    Nun sah er seinem Herren erstmal nur stumm hinterher und blickte dann zu Murcus.

  • Nun, das war schneller als erwartet. Spurius Iuventius Murcus hatte sich auf ein längeres Gespräch mit dem Besitzer der beiden Sklaven eingestellt, und nicht einem kurzen Abladen der beiden hier bei ihm und einem kurzen Händedruck. “Vale, Decimus. Verlass dich nur ganz auf den Ludus Dacicus. Wir machen aus diesen Barbaren schon Gladiatoren“, verabschiedete er den Mann noch den Mann und war dann auch schon mit dem Germanen und dem Hibernier allein. Er konnte im Übrigen keinen etymologischen Unterschied zwischen beiden festmachen, beide waren groß, nordländisch und im Grunde schon zu alt für eine herausragende Karriere. Aber solange das Gehalt stimmte, würde er sein bestes versuchen. Oder versuchen lassen.


    “Ihr beide. Versteht ihr meine Sprache? Wisst ihr wo ihr seid und wer ich bin?“ richtete er notgedrungen das Wort an die beiden Sklaven, mit denen er, sobald sie für tauglich befunden worden waren, kaum mehr zu tun haben würde, als ihren Namen auf dem Papier in seinem Officium zu vermerken. Die Ausbildung übernahmen weniger hochgestellte Hände unten im Staub der Arena.




  • Bei dem zackigen Ton stand der Germane direkt stramm.
    Wir verstehen dich gut, wir sind in einer Schule für Gladiatoren und du scheinst der Trainer zu sein.
    So hatte es den Anschein, auch wenn Garulf der Ton nicht gefallen wollte, aber was hatte er schon dagegen tun können? Er war nur ein Sklave und nun auch noch den Launen eines Gladiatorentrainers ausgeliefert.

  • Ich verstehe dich ebenfalls sehr gut.
    Knapp wie immer war die Antwort von Kieran. Er betrachtete den Mann der da vor ihnen stand und schüttelte seinen Kopf leicht. Nein, das wäre sicher nicht ihr Trainer. Er wirkte nicht wie jemand, der sich mit sowas die Hände schmutzig machen würde. Dennoch widersprach er Garulf nicht, denn er wüsste nicht was er sonst sagen sollte, wer der Mann sein könnte.

  • Trainer? Wenn dieses Wort bei dem Iuventier irgendeine Regung ausgelöst haben sollte, war er ganz offensichtlich zu stoisch trainiert, um sich davon eine Gemütsregung am Gesicht ablesen zu lassen. Er sah die beiden nur einen Moment länger an und schien weder besonders erfreut noch besonders abgestoßen von den Worten.
    “Ich bin keiner der Doctores. Diese stehen dort unten in der Arena, und je nachdem, ob ihr Thraker oder Dimachaerii werdet, werdet ihr von dem einen oder dem anderen hauptsächlich trainiert.
    Mein Name ist Spurius Iuventius Murcus. Ich bin Ritter des Römischen Reiches und Director dieses Ludus. Ihr werdet mich mit dominus ansprechen, sofern ihr mich überhaupt ansprecht.“


    Er erhob sich nun von seiner Position und sah die beiden noch einmal musternd an.
    “Ihr werdet nun nach unten mit diesem Sklaven gehen und alles tun, was euch befohlen wird. Die Doctores werden prüfen, ob ihr für etwas zu gebrauchen seid. Je nachdem werdet ihr hier eine Ausbildung erhalten, die euch zu den besten Kämpfern im gesamten Reich machen wird. Und wenn ihr Talent habt und überleben solltet, werdet ihr euch eines Tages zu den Männern zählen dürfen, die hier im Ludus Dacicus zu Gladiatoren ausgebildet worden sind und jene großen Männer Brüder nennen dürfen.“
    Und wenn nicht, würde der Iuventier das dem Decimer schon irgendwie beibringen.


    Der stumme Junge sah die beiden Männer, die ihn vermutlich wie einen Zweig in der Mitte durchbrechen konnten, nur ruhig an und verneigte sich einmal vor seinem Herrn, als er den Befehl gehört hatte. Pflichtschuldig machte er sich auch schon auf den Weg, um die beiden mit einem Winken hinter sich herzuführen, nach unten in die Eingeweide des Ludus.



  • Da die beiden nichts mehr erwiderten, erhob sich der Ritter von seinem Platz. Er hatte die beiden genug begutachtet, und auch in der Arena selbst gab es nichts, was seiner Aufmerksamkeit bedurfte.
    Die beiden eben noch decimischen Sklaven wurden also wieder nach unten in die Eingeweide des Ludus geführt, die Treppe hinunter in die dunklen Zwischenräume zwischen der Außenmauer und der Arena. Auch wenn der stumme Junge nicht reden konnte, er lächelte den beiden Neulingen immer wieder aufmunternd über die Schulter zu und winkte ihnen, ihm zu folgen. Angst zu haben schien er keine.


    Schließlich kamen sie zu einem Raum, den zu betreten die beiden aufgefordert waren. Der heller gestaltete Raum des Medicus, mit großen Fenstern zur Arena hin, durch die viel Licht einfiel. Darinnen waren zwei Medici am Werk, vielleicht keine griechischen Gelehrten, aber geübte Knochenrichter und Wundheiler, denen nur selten ein Gladiator unter den Händen wegstarb. Entweder war er schon vorher tot, unrettbar verletzt, oder sie flickten ihn mit viel können wieder zusammen.


    Aber jetzt erstmal waren sie nur dazu da, den Gesundheitszustand der beiden Neulinge zu beurteilen. Einer der beiden, ein älterer Mann mit schütter werdendem, grauen Haar, winkte die beiden zu sich heran. “Na, dann lasst euch mal anschauen. Oberkörper freimachen, Arme zur Seite strecken und gerade stehen.“



    Sim-Off:

    Wenn irgendwas ist oder ihr Fragen habt, dürft ihr mir auch gern jederzeit eine PN schreiben. Ich beiße nur selten ;)

  • Langsam folgte Kieran dem mageren Bürschchen und war schon ein wenig beeindruckt, wie wenig Angst er zeigte.
    Mit dem Jungen wäre er spielend fertig geworden, allerdings hätte es wohl keinen Sinn gemacht nun einen Ausbruchsversuch zu starten. Schließlich gab es noch verschiedene andere Hindernisse.
    Als sie schließlich in den dunklen Eingeweiden des Ludus ankamen sah er direkt die beiden Männer an, die wohl Medici waren, wie er aus ihren Worten schloß.
    Also tat er, was sie wollten und machte seinen Oberkörper frei. Zum Glück trug er noch einen Gürtel über der Tunika, so dass er nicht ganz nackt da stand, sondern der herabfallende Stoff an seinem Becken aufgehalten wurde. Schließlich stellte er sich nochmal ganz gerade hin und breitete seine beiden Arme aus.

  • Der kleinere Schwarzhaarige fing an und tat, wie ihm geheißen. Dass er sich nur halb aus seinem Oberteil herausschälte, anstatt den Gürtel zu öffnen und es sich einfach über den Kopf zu ziehen, rief bei den Ärzten nur ein augenrollendes Stirnrunzeln hervor. Hier waren alles Männer, die die Ärzte blutend, schwitzend und schreiend mehr als einmal gesehen hatten. Und auch nackt. War ja auch nichts dabei, die Griechen zelebrierten die meisten Sportarten nackt. Aber gut, wenn der Mann sich schämte, ging es auch so.
    Überhaupt war seine Statur viel interessanter. Der alte Mann betrachtete erst ausgiebig die große Narbe, die sich quer über den Oberkörper des Mannes zog. Ein paar “Hmhmhmhm“'s und ein paar “interessant“s folgten, ehe er anfing, mit kundigen Händen die Narbe zu befühlen und seinen Kollegen zu Rate zu ziehen. “Das Gewebe ist schon verhärtet.... schön verheilt... bisschen knotig, was meinst du?“
    Der andere fühlte auch nochmal, drückte an der Narbe etwas herum und zuckte dann die Schultern. “Weiß nicht. Gemessen am sonstigen Körperbild scheint er ja fit zu sein und kräftig. Bewegungsfähigkeit könnte beschränkt sein“ “Haltungsschäden vielleicht, Schonhaltung zu Lasten der Wirbel....“ “Testen wir doch einfach. Du... wie heißen die eigentlich?“ Die letzte Frage ging an den Jungen, ehe dem Medicus wieder einfiel, dass der ja stumm war und außer Lächeln nichts beizutragen hatte. “Na gut. Du, hast du einen Namen? Beug dich mal aus dem Stand so, dass du mit der rechten Hand deinen linken Fuß berührst. Und dann wieder aufstehen und dasselbe mit der anderen Hand. Sehen wir ja gleich, ob es seinen Rumpf behindert.“
    Das letzte ging wieder an den Kollegen, der nur nickend zustimmte und abwartete.

  • Kieran merkte, dass die beiden sich offenbar daran störten, dass er sich nicht ganz entkleidete. Aber für ihn war Kleidung eben da um den Körper zu bedecken und nicht um sich bei der erstbesten Gelegenheit in der Öffentlichkeit zu entblößen. Er vermutete zwar die beiden würden ihn noch früh genug so sehen, doch es war kein Grund für ihn sich jetzt schon auszuziehen.
    Kier....Ich meine Lupus.
    Beinahe hätte er vergessen den Namen zu nennen, den er ja nun trug, als er gefragt wurde. Es behagte ihm noch immer nicht diesen Namen zu nennen, doch konnte er ja nichts machen.
    Nun beugte er sich aber hinab und versuchte mit der rechten Hand seinen linken Fuß zu berühren. Es machte ihm erst kurz Schwierigkeiten, doch dann schaffte er es. Anschließend berührte er den rechten Fuß problemlos mit der linken Hand und richtete sich wieder auf, die beiden Medicus ansehend.

  • “Gut, dann Lupus“, meinte der Arzt nicht unfreundlich und besah sich mit seinem Kollegen die Bewegungsabläufe. Und bei den Schwierigkeiten auf der einen Seite waren beide anscheinend besonders interessiert.
    “Sieht nach einer Einschränkung aus. Ein Spasmus vielleicht.“
    “Hm, vielleicht hier ein leichter, einseitiger Tremor, resultierend aus Schutzhaltung und einseitiger Belastung“
    “Oder aufgrund einer Verknotung.“
    “Oder das. Wobei die Schmerzempfindlichkeit hierbei ausschlaggebend wäre.“
    Die beiden sahen sich überlegend an, ehe sich der ältere diesmal an Kieran wandte. “Also, Lupus, hast du Schmerzen bei der Bewegung nach links? Vollführe es nochmal, langsam, und sag, ab wann du Spannung fühlst.“
    Der Medicus legte dabei seine Hand auf die Narbe, um die Muskelbewegungen darunter zu überprüfen. Immerhin musste er wissen, was genau er behandeln musste. Oder ob eine Behandlung möglich war.

  • Leicht schüttelte Kieran seinen Kopf.
    Nein, kein Schmerz. Nur ein leichtes Ziehen vielleicht.
    Er wiederholte die Prozedur erneut, ganz langsam dieses Mal und als er mit der Hand etwa auf der Hälfte seines Schienenbeins war hielt er inne.
    Ab hier etwa wird es etwas schwieriger mich weiter zu beugen.
    Er blieb noch in dieser Stellung und wartete ab ob der Mann seine Narbe noch weiter abtasten würde oder ob er sich wieder aufrichten könnte.

  • Der Arzt behielt seine Hand bei der Bewegung die ganze Zeit auf der Narbe und runzelte nachdenklich die Stirn. Unter seinen Fingern konnte er die Bewegungen der Muskeln und der Haut fühlen, und daraus zog er seine Schlüsse. Als Kieran schließlich vermeldete, dass es ab hier für ihn zwar nicht schmerzhaft, aber schwierig würde, drückte der Arzt noch ein wenig an verschiedenen Muskelpartien herum und fühlte genau nach, ehe er mit den Hibernier los ließ und ihm mit einem Handzeichen bedeutete, dass er wieder hinstehen konnte.
    “Ist eine leichte Verknotung an der Narbenwulst. Die Muskeln darunter scheinen sich ordentlich wieder eingefügt zu haben. Allerdings gibt es wohl eine leichte Adhäsion mit dem darunterliegenden Gewebe, was die Bewegung einschränkt.“
    “Bedenklich?“
    “Nein, das Narbengewebe ist warm. Damit können wir arbeiten. Ich würde vorschlagen, wir setzen ihn auf eine Diät mit viel Fisch und etwas magnesia alba, das sollte seinen Bewegungsapparat stärken.“
    “Den Versuch ist es sicher wert.“


    Nachdem die beiden Mediziner sich also einig waren, und der jüngere von beiden nochmal die Muskeln an Kierans Armen befühlt hatte, war der Teil der Untersuchung wohl fertig.
    “Gut. Wie ist deine Sicht? Kannst du mit beiden Augen gut sehen? Hast du sonst irgendwelche Beschwerden oder Krankheiten?“

  • Nachdem er sich wieder aufrichten konnte hatte Kieran versucht der Unterhaltung der beiden Männer zu folgen, was aber nich sonderlich leicht viel, da er mit den meisten medizinischen Begriffen nichts anfangen konnte.
    Als dann wieder das Wort an ihn gerichtet wurde überlegte er kurz, ehe er antwortete.
    Also tagsüber habe ich eigentlich keine Probleme. Nur in der Dämmerung bei Sonnenauf- und -untergang habe ich öfters Probleme. Ebenso wie während der Nacht, da kann ich selbst mit einer anderen Lichtquelle kaum etwas sehen.
    Andere Krankheiten habe ich nicht, jedenfalls spüre ich keine.

  • Die beiden Ärzte tauschten einen langen Blick miteinander, als Kieran erzählte. Das war ein ernsteres Problem, bei dem sie nicht so einfach helfen konnten. Und ein guter Gladiator durfte nicht Nachtblind sein. Es gab durchaus einige Kämpfe,g erade in der Winterzeit, die Abends stattfanden, teilweise auch nachts. Ganz zu schweigen von den vielen privaten Festen, bei denen ein kleiner Showkampf gebucht wurde. Dazu noch die halblegalen und illegalen Kämpfe, die vornehmlich nachts stattfanden (und mit denen dieser Ludus offiziell natürlich nicht das geringste zu tun hatte und nie Kämpfer dahin schicken würde, nein, nein). Kurzum: Das war ein ernstes Problem, wollte man aus dem Burschen einen Champion formen.
    Der ältere Medicus winkte dennoch einen Helfer herbei und ließ sich eine Kerze und ein Messinggerät, das wie ein kleiner Spiegel aussah, heranreichen. “Steh still und schau bitte in die Flamme“, wies er Kieran an. Er folgte den Bewegungen der Augen, bündelte das Licht der Flamme mittels des kleinen Spiegels so, dass er einen klaren Blick auf Iris und Pupilla hatte und so zumindest schonmal eine Trübung der Augen oder einen Star ausschließen konnte.


    Als er mit seiner Untersuchung fertig war, seufzte er einmal hörbar. “Wir werden versuchen, deine Augen mit einer Kost aus viel Erbsen und Möhren zu kräftigen. Aber zum Primus Palus wirst du es so wohl nicht bringen. Ansonsten bist du soweit tauglich. Folg dem Burschen, er bringt dich zu den Doctores, damit die beurteilen können, zu was du ausgebildet wirst.“

  • Kieran machte wieder genau das, was die Männer ihm sagten und hörte ihnen dann zu, was sie dazu zu sagen hatten. Leicht nickte er dazu und sah dann zu dem Burschen.
    Schnell zog er seine Tunika wieder vernünftig an, nickte den beiden Medicus nochmal zu, verabschiedete sich und folgte anschließend dem Jungen. Ein wenig war er schon gespannt wie die Doctores sich entscheiden würden, während er den Blick die ganze Zeit fest nach vorne gerichtet hielt.

  • Der stumme Junge ging wieder hinaus, aber dieses Mal war es nur ein kurzer Weg. Von der Arena zu den Ärzten kam man durch einen einfachen Raum, in dem schon ein paar Bahren lagen, und weiter durch ein großes Gitter aus massivem Eisen. Für den Fall, dass in der Arena ein Gladiator schwer verletzt wurde, sollten keine langen Wege dazu führen, dass eine so teure Investition auf dem Weg zum Medicus verblutete, wenn man ihn retten könnte. Und auch mit gebrochenen Knochen und anderen, nicht unbedingt letalen Verletzungen waren kurze Wege zu ärztlicher Versorgung einfach zu bevorzugen.


    In der Arena selber herrschte diszipliniertes Treiben. Vier Doctores achteten auf die knapp zwei Dutzend Gladiatoren, brüllten ihre Anweisungen, ließen ihre Peitschen knallen, wenn die Bewegungen nicht exakt ausgeführt waren. Sie mussten die Gladiatoren nicht einmal damit schlagen, das knallende Geräusch an sich hatte schon Wirkung genug. Kraftvoll und exakt übten die Gladiatoren des Ludus mit Holzwaffen, teilweise im Kampf gegeneinander, teilweise an mannshohen Pfählen, die im Sandboden eingegraben standen. Attacke, Verteidigung, Attacke, Verteidigung, ein endloser Kreislauf aus Disziplin, Schweiß und Blut.
    Angst vor einem Aufstand haben mussten die vier Männer dennoch nicht. Nicht, weil sie besser waren als die Männer, die sie trainierten – wobei das bei so einigen dank gesammelten Erfahrungen wohl sogar zutraf. Auch nicht, weil hier kein Stahl zu sehen war, nur Holz. Vielmehr waren es die bewaffneten Soldaten, die in wechselnden Besetzungen und voller Rüstung am Tor und auf den Rängen Wache hielten. Stahl gegen Holz war eine gute Absicherung.
    Unbeirrt lief der stumme Junge zwischen den trainierenden Männern hindurch, sah nur immer wieder mal zurück, ob Kieran noch hinter ihm war. Nur einmal lief er einen kleinen Bogen, der nicht unbedingt nötig gewesen wäre, als er bei einem der Gladiatoren vorbeilief. Erst vor einem der Ausbilder blieb er stehen, stumm und geduldig, und wartete darauf, dass man ihn bemerkte.


    Der Mann war groß und kräftig. Auch wenn er älter als diejenigen war, die er ausbildete, hatte er bestimmt sein vierzigstes Jahr noch nicht gesehen. Einige Narben zeugten davon, dass er gekämpft hatte – und überlebt. Und der harte Ausdruck, mit dem er seine Schützlinge bedachte, zeugte auch davon, dass er wenig Skrupel hatte, sein erworbenes Wissen auch zum töten einzusetzen.
    Fast sofort bedachte er Kieran mit eben jenem Gesichtsausdruck und sah von oben nach unten an ihm herab. “Runter mit der Tunica“, war das schließlich das erste, was er scharrend von sich gab. Und war auch nicht weiter verwunderlich, trainierten hier doch ausnahmslos alle nur in Subligaculum und diversen Bandagen wie Manicae oder Beinwickel, die sie zu einzelnen Gladiatorengattungen zugehörig auszeichneten – die Doctores mit eingeschlossen. “Woher kommst du? Und kannst du irgendwas?“ war schließlich noch das, was folgte.

  • Nun, das war ein eindeutiger Befehl und so löste der Hibernier den Gürtel und zog die Tunika aus, was gleich wieder seinen muskolösen Körper, die Tätowierung und die Narbe offen legte.
    Ich komme aus Hibernien und kann mit dem Spatha sehr gut umgehen.
    Ein wenig murrend kamen die Wörter über seine Lippen und er musterte dabei den Mann mit der er Sprach, ehe er kurz seinen Blick schweifen ließ und sich ansah wie die anderen Männer trainierten.

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