[Capitolium] Templum Veiovis


  • TEMPEL DES VEIOVIS



    Der Tempel in der Senke zwischen den beiden Gipfeln des Capitols, dem Asylum, ist Veiovis, dem Antagonisten des Iuppiter, geweiht. Der Praetor Lucius Furius Purpurio gelobte den Bau dieses Heiligtums in der Schlacht von Cremona, was acht Jahre später durch Quintus Marcius Ralla eingelöst wurde. Er bildet dabei eine Einheit mit der Kultstätte des Veiovis auf der Tiberinsel.


    Der längliche Tempelbau ist wie der Vorhof mit farbigem Marmor verkleidet und liegt direkt neben dem Tabularium. Ähnlich wie der Tempel der Concordia ist auch der Tempel des Veiovis breiter als lang (ca. 15 x 9 m). Als Vorbau findet sich außerdem ein Pronaos mit vier Säulen, der direkt auf die Via Sacra blickt.


    Im Inneren des Tempels befindet sich das Kultbild des Gottes, der als bartloser, nackter Jüngling mit einem locker über die Schulter geworfenen Mantel dargestellt ist. In seiner rechten Hand trägt er ein Bündel von Blitzen, mit denen er kranke Menschen vom Leid des Lebens erlöst.

  • Nur wirklich langjährige und hoch gebildete Priester wussten mehr über den Ursprung des Veiovis. Wen wunderte es auch? Der Kult hatte sich in der Vor-Caesarischen Zeit noch ein wenig Popularität erfreuen können, doch bekanntlich wandelte Iulius Caesar schon seit langem nicht mehr auf dieser Erde. So kamen auch kaum noch Besucher oder gar Opfernde zum Heiligtum des Veiovis. Aber da Lepidus ohnehin eigentlich jeden Tag auf dem Capitolium zugegen war, so wollte er auch hier einmal vorbeischauen.


    Allein sein Name hatte doch etwas für sich. Der Nicht-Iuppiter und weniger Anti-Iuppiter verkörperte wohl wahrlich nicht die Stärke und Kraft des Himmelsgottes und wenn sich Lepidus das Kultbild im Inneren des Tempels so ansah, dann kamen ihm eher Assoziationen zum sanften und zerbrechlich anmutenden Apollon, das Bündel von Blitzen wog fast zu schwer für dessen Arme oder waren es nicht eigentlich Pfeile? Lepidus rieb sich die Augen, doch irgendwie blieb an diesem Tage alles etwas verschwommen.


    Lepidus wandte sich an den Aedituus und hielt einen kleinen Plausch, so von Tempelwächter zu Tempelwächter. Ein wenig neidisch war er ja schon, als Lepidus erzählte, dass er im capitolinischen Tempel dienen würde. Das Ansehen eines Aedituus richtete sich schließlich stets nach der Kultstätte, in der er beschäftigt war. Nun hatte der Tiberier aber gleichsam die Möglichkeit sich ein wenig über Veiovis zu informieren. Bekanntlich musste ein Aedituus ja sehr gut über sein Heiligtum bescheid wissen und in der Tat hatte der Mann auch noch ein wenig Tratsch zu bieten. Er erzählte doch tatsächlich, dass Veiovis eng mit der gens Iulia vorhanden war, ja, dass der Gott zu Caesars Penaten gehörte. Es schien also kein Zufall zu sein, dass Lepidus als erstes an Caesar dachte, als er den Tempel betrat. Dem Veiovis zu Ehren sollen sie ihm in Bovillae, der Nachfolgerstadt von Alba Longa, einen Tempel errichtet haben. Lepidus freute sich natürlich über diese interessante Informationen. Nun erzählte der Aedituus auch, dass Veiovis die Kranken von ihrem Leid erlösen würde. Aber gleichsam könnten seine Pfeile auch Heilung bringen. Ein Gott, der zu töten und zu heilen vermochte. Natürlich konnten das einige Götter, doch wenn er schon einmal hier war, konnte er auch sogleich ein Opfer darbringen. Der Aedituus des Veiovis-Tempels war auch sehr hilfreich, was die Beschaffung der Opfergaben anging. Auf diese Weise konnte immer etwas Geld in die Tempelkasse gelangen. Lepidus nahm für ein paar Sesterzen etwas Wein, Früchte und ein wenig Gepäck für den Gott.


    Nachdem alles abgeschlossen war, wusch sich Lepidus seine Hände, zog einen Teil der Toga über den Kopf und bewegte sich auf den Altar des Veiovis zu. Die Handflächen nach oben gestreckt bat er Ianus die Verbindung zum Gotte herzustellen, während der Weihrauch das Tempelinnere erfüllte.


    "Oh Veiovis, der zu vermagst zu heilen und das Leben zu nehmen, höre mich an. Hier bringe ich dir ein paar milde Gaben. Wein und Früchte, die die Gesundheit stärken. Stärke meine Gesundheit und hilf mir in Zeiten der Krankheit. Richte deine fürsorgliche Hand über alle edlen Römer, die das Reich lieben und sende deinen tödlichen Pfeil an jene, die das Reich ins Chaos stürzen. Oh Veiovis, der zu vermagst zu heilen und das Leben zu nehmen. Nimm diese Gaben an."


    Er nahm die Hände herunter, wandte sich kurz nach rechts ab und rückte anschließen die Opfergaben zurecht. Mit der Schöpfkelle brachte er das Weinopfer dar. Ein kurzer Augenblick der Innigkeit, dann war es getan. Immerhin ein kleines Opfer für einen Gott, der wohl nicht zu unrecht in Vergessenheit geraten ist, gab es doch viele andere Götter, die ähnliche Funktionen inne hatten.

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