[Officii Decemviri Litibus Iucandis] Aulus Tiberius Ahala Tiberianus

  • OFFICII DECIMVIRI LITIBVS IVDICANDIS
    Aulus Tiberius Ahala Tiberianus


    Ahala betrat den Raum, in dem er im folgenden Jahr einen großen Teil seiner Zeit verbringen würde und wünschte sich bereits nur den Bruchteil einer Sekunde später wieder ganz woanders hin. Aber was nutzte es schon von Tavernen und Thermen zu träumen, wenn man ohnehin nicht kaum noch Gelegenheit haben würde, dorthin zu gehen. Zumindest wenn es nach dem riesigen Stapel an Wachstafeln und Schriftrollen ging, die auf dem Schreibtisch auf ihn, ausgerechnet ihn, warteten. Mit einem resignierten Seufzer ließ sich der junge Tiberius auf dem dazu gehörigen Stuhl nieder und griff schließlich, nachdem er geraume Zeit mit dem Kopf in beide Hände gestützt in Selbstmitleid geschwelgt hatte, nach dem ersten Vorgang. Wer wusste schon, wieviel Arbeit in der nächsten Zeit noch dazu kommen würden, schließlich starb man dieser Tage ja durchaus zügig und ohne größeres Federlesens.

  • Ein schlichter Brief konnte frische Wunden wieder aufreißen. Gerade hatte sie sich damit abgefunden, dass Narcissa Tod und somit für immer gegangen war und das das Leben weiter ging und sie sich anderen Dingen widmen sollte, da trudelte doch glatt ein Brief irgend eines Beamten-Heinis ein und erinnerte sie daran, dass ihr Zwilling verstorben war. Flora war darauf hin, mal wieder, in Tränen ausgebrochen. Es hatte seine Zeit gedauert bis sie sich wieder gefangen hatte und es hatte dann noch einen Augenblick länger gedauert, bis ihr die Unterschrift aufgefallen war und der Brief von jemanden stammte, den sie ja kannte und im Wahlkampf fleißig unterstützt hatte.
    Sie entschied sich dazu Ahala direkt einen Besuch abzustatten, statt einen Brief zu schreiben. Schließlich würde sie schon sehr bald unter einem Dach leben. Auf diese Weise konnte sie ihn direkt einmal näher kennen lernen, auch wenn der Anlass eher trauriger Natur war. Gesagt getan, wenig später stand sie mitsamt sklavischem Anhang in der Basilica Ulpia, ließ anklopfen und sich auch direkt ankündigen.

  • Vermutlich lag es in der Natur der Sache, dass die eingehende Beschäftigung mit Erbschaftsangelegenheiten aller Art nicht allzu belebend war, aber Ahala war dennoch jeden Tag aufs neue überrascht, wie schnell und gründlich die einschläfernde Atmosphäre seines neuen Büros Wirkung bei ihm zeigte.Daher versuchte er nach Möglichkeit, in den ersten Stunden den größten Teil seines Arbeitspensums hinter sich zu bringen und dann ein Welchen vor sich hinzudämmern. Diese Phase hatte er gerade, im Stuhl zurückgelehnt und mit den Füßen auf der Arbeitsplatte seines Schreibtisches, eingeläutet, als sein Scriba den Raum betrat und ihm Aurelia Flora, seine Stiefmutter in spe, ankündigte. Flugs nahm Ahala die Füße wieder vom Tisch und hatte gerade noch Zeit, seine Kleidung ein wenig in Ordnung zu bringen, bevor seine Besucherin den Raum betrat.


    "Aurelia, schön dich zu sehen, nimm doch bitte Platz. Wie geht es dir?" sagte er erfreut und wies auf einen freien Stuhl. Für einen Moment hatte er sich gefragt, warum sie sich zu ihm bemüht hatte, dann fiel ihm der Brief ein, den er ihr wegen ihrer verstorbenen Schwester geschickt hatte. Schnell ersetzte er sein unbeschwertes Grinsen durch einen, hoffentlich, gebührend betroffenen Gesichtsausdruck. "Ich nehme an, du kommst wegen des Nachlasses deiner Schwester Narcissa."

  • Mit einem schon beinahe verwegen zu nennenden Grinsen, begrüßte der Tiberius sie, nur um dann einen Moment später ernst und angemessen Würdevoll zu werden. Irgendwie schien er so gar nicht in diese staubige Umgebung voller Pergamentberge und langweiligen Erbschaftsangelegenheiten zu passen. Eher in eine Taverne oder zwielichtige Spelunken mit Hahnenkämpfen. Schon bei ihrer ersten Begegnung hatte sie diesen Eindruck gehabt. Er wirkte irgendwie gänzlich fehl am Platze, auch wenn er sich die größte Mühe gab, dies zu kaschieren. „Mir geht’s gut“, antwortete sie lächelnd. Kurz ließ sie den Blick schweifen. Das sah nach einer Menge langweiligen Papierkrieg aus. „Ich gratuliere Dir zu deiner gewonnenen Wahl. Genau, ich komme wegen dem Nachlass von Narcissa“, ihr unbeschwertes Lächeln verschwand und wich einer eher traurigen Miene. „Also ich bin hier um dir mitzuteilen, dass ich ihr Erbe antreten werde. Brauchst du das noch schriftlich?“

  • "Vielen Dank für die Glückwünsche und nimm doch bitte Platz." erinnerte sich Ahala an seine gute Kinderstube, schaufelte beflissen einen der beiden Besucherstühle frei, der bereits ebenfalls mit diversen Rollen und Tafeln bedeckt war und machte eine einladende Handbewegung. Vermutlich erwartete Flora jetzt ein paar mitfühlende Worte wegen ihrer Schwester, aber der zartfühlende Seelentröster hatte noch nie zu des Tiberius großen Rollen gehört und so wühlte er stattdessen lieber schnell auf seinem Schreibtisch herum und zog nach einem Weilchen den entsprechenden Vorgang hervor. "Aurelia Narcissa...ähm ja, hier haben wir alles, was wir brauchen. Wenn du einen Augenblick Zeit hast, setze ich das Schreiben sofort auf, und du musst es nur noch firmieren." Ahala lächelte der Aurelia aufmunternd zu und stellte wieder einmal fest, wie jung diese doch aussah. Nicht wirklich erstaunlich, war sie doch einige Jahre jünger als er selbst von seinem guten alten Senior ganz zu schweigen, schließlich hatte der die fünfzig bereits überschritten.

  • Es wurde ein kleines bisschen Hektisch, als der Tiberius eilig Schriftrollen und Wachstafeln herum räumte um seinem Gast dann einen Platz an bitten zu können. Es war ein wunder, dass er in dieser Unordnung überhaupt etwas fand und sogar fast zielsicher das richtige Pergament dann zur Hand hatte.
    Flora war es ganz recht, dass nun keine Beileidsbekundungen kamen, sondern Ahala sich direkt den eigentlichen Dingen zuwandte. Auf diese Weise konnte sie diese ganze Erbschaftsangelegenheit schnell hinter sich bringen und musste sich nicht länger mit dem Ableben ihrer Schwester beschäftigen. Sie wollte einfach nur, das Ganze irgendwie abschließen und auch vergessen. Zwar würde sie Narcissa wohl nie vergessen können, aber den Kummer hoffentlich ein Ende setzen. Von daher würde sie sich nun auch die Zeit nehmen. „Ich hab Zeit“, erklärte sie ihm. „Nett hast Du es hier“, versuchte sie es etwas mit Geplänkel. „Du scheinst dein Amt recht gut zu erfüllen!“

  • "Nett? Naja, vielleicht wenn man muffige kleine Kammern mag..." Ahala schichtete die weggeräumten Schriftrollen auf der letzten verbliebenen freien Ecke seines Schreibtisches auf und ließ sich mit einem erleichterten Seufzen auf seinen Stuhl sinken, nachdem seine Stiefmutter in spe sich ebenfalls gesetzt hatte. Die beflissene Amtsmiene wich für einen Augenblick einem erneuten Grinsen, gefolgt von einem Blick quer durch den doch recht chaotischen Raum. "So, findest du? Ich fürchte, ich fülle weniger mein Amt aus als die räumlichen Möglichkeiten dieses Büros, aber trotzdem vielen Dank für das Kompliment.Vielleicht bekommen ich ja doch noch ein bisschen Ordnung rein, bevor ich wieder ausziehen muss und mein Nachfolger auf einer der Erbvorgänge ausrutscht und sich ein Bein oder schlimmeres bricht."


  • Ad
    Aulus Tiberius Ahala Tiberianus
    Basilica Ulpia, Officii Decimv. Lit. Iud.
    Roma, Italia



    Salve Vigintivir Tiberius,


    für deine Nachricht möchte ich mich bedanken.
    Obwohl sie zwangsläufig jeden Verbliebenen trifft, kam sie dennoch für mich überraschend. Ich war unvorbereitet. Nach Tagen des Überlegens habe ich mich entschieden, das Erbe meines Bruders anzutreten. Ich denke, das wäre in seinem Sinne. Ich bitte dich daher, alles Notwendige zu veranlassen.


    Vale
    gez. Galeo Claudius Gallus


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    ANTE DIEM III ID IUL DCCCLXI A.U.C. (13.7.2011/108 n.Chr.)


  • Ad
    Decemvir litibus iudicandis
    Aulus Tiberius Ahala Tiberianus
    Basilica Ulpia Officii Decimv. Lit. Iud.
    Roma – Italia



    Salve Decimvir litibus iudicandis Aulus Tiberius Ahala Tiberianus,



    Danke für deine tröstenden Worte. Ich habe mich entschlossen das Erbe von Titus Decimus Verus anzunehmen.


    Vale


    Appius Decimus Massa



    ANTE DIEM VIII ID IUL DCCCLXI A.U.C. (8.7.2011/108 n.Chr.)


  • Wo er Recht hatte, hatte er Recht. Der Raum war klein und muffig und mit Schriftrollen nur so vollgestopft. „Hast du keine Helfer, die für dich ein wenig Ordnung hier herein bringen?“ wollte sie dann wissen, als sie den Blick noch einmal schweifen ließ.

  • "Wie, Helfer? Ach, so meinst du das..." Ahala folgte dem Blick der Aurelia über die Aktenberge und grinste dann ein wenig verlegen. "Naja, eigentlich sind mir schon ein paar Leute zugeteilt worden, aber ich ziehe es vor, wenn sie draussen bleiben und nicht die ganze Zeit um mich herumwuseln. Sowas macht mich nervös, ich hab lieber meine Ruhe." Ein weiter Blick ging durch den Raum, und der junge Tiberius seufzte innerlich. Ja, bis zu seiner Ablösung kam im wahrsten Sinne des Wortes noch ein riesiger Berg an Arbeit auf ihn zu, und seine bislang so erfolgreichen Vermeidungsstrategien würden früher oder später nicht mehr greifen. Wenn es nach Ahala ging dann allerdings später. Er machte sich ein Weilchen an einem der Dokumente zu schaffen und schob dieses schließlich durch die schmale freie Schneise auf dem Schreibtisch zu seiner Besucherin hinüber.
    "Da schau, ich hab alles soweit vorbereitet, du musst das Schriftstück nur noch an dieser Stelle signieren, dann kann das Erbe in deinen Besitz überführt werden."

  • Helfer hatte er also, aber wie hier mehr wie zwei Leute Platz finden sollten, zwischen diesen Aktenbergen, war ihr ein Rätsel. Größere Räumlichkeiten wären wohl angebracht oder aber einfach die bereits bearbeiteten Fälle wo anders hin auslagern. Auch wenn das wohl ein Mehraufwand sein würde, wenn jetzt noch mal jemand Einsicht darin haben wollte. Warum machte sie sich eigentlich dazu Gedanken? Es war ja schließlich nicht ihre Angelegenheit. „Ich mag es auch nicht sonderlich, wenn mir jemand über die Schulter schaut. Meine Mutter hat immer die Angewohnheit gehabt beim sticken oder weben uns genau auf die Finger zu schauen. Irgendwie hab ich dann immer direkt Fehler gemacht…“, plauderte sie ein wenig, während der Tiberius sich an einem Stück Pergament zu schaffen machte. Ihre Mutter hatte ihr auch zu gern über die Schulter geschaut, wenn sie etwas las. Sehr oft hatte ihre Mutter sie dabei erwischt wie sie Schundliteratur las und ihr die schlüpfrigen Geschichten direkt weg genommen.
    Mit einer eleganten Bewegung unterzeichnete sie schließlich das Schriftstück, welches Ahala ihr zuschob. „War es das?“ fragte sie ein wenig überrascht, dass die Bürokratie doch nicht so kompliziert war. Irgendwie hatte sie erwartet noch viel öfter ihren Namen irgendwo drunter setzen müssen.

  • Ihr Bruder war gestorben?! Ihr Halbbruder besser gesagt, doch das spielte eigentlich keine Rolle. Die Nachricht kam für Prisca jedenfalls sehr überraschend, hatte sie doch seit längerem so gut wie keinen Kontakt mehr zu ihm gehabt. Naja, Kontakt war noch übertirieben angesichts der Tatsache, dass sie kaum je ein Wort miteinander gewechselt hatten. Von Geschwisterliebe oder Trauer um den Verlust ihres Bruders konnte von daher nicht die Rede sein, weshalb die Aurelia heute höchstpersönlich hier war, um die Erbschaftsangelegenheit zu regeln. Vielmehr war es reine Neugier und die Frage, ob ihr "wertes Bruderherz" vielleicht etwas hinterlassen hatte das Aufschluss über sein Leben gab.


    Ein Testament? Ein Brief? Zugegeben war die Hoffnung sehr gering, aber da sie schon mal hier war ließ Prisca an die Türe des Büros anklopfen und sich ankündigen. Lange würde es nicht dauern und länger, als unbedingt nötig wollte sie sich damit auch nicht aufhalten ...

  • Er war wenig betroffen, er hatte sie kaum gekannt, wie so viele seiner Familie. Jedenfalls war er nun hier um das Erbe anzutreten oder es dem Staat zukommen zu lassen. je nachdem was es denn war. So sucht er also nach dem Büro und klopfte.


  • Ad
    Decemvir litibus iudicandis
    Aulus Tiberius Ahala Tiberianus
    Basilica Ulpia Officii Decimv. Lit. Iud.
    Roma – Italia



    Salve Decimvir litibus iudicandis Aulus Tiberius Ahala Tiberianus,



    Danke für deine tröstenden Worte. Ich habe mich entschlossen das Erbe von Gaius Decimus Matho nicht anzunehmen.


    Vale


    Appius Decimus Massa


    [Blockierte Grafik: http://img228.imageshack.us/img228/5738/siegeldecima.png]



    ANTE DIEM VI KAL AUG DCCCLXI A.U.C. (27.7.2011/108 n.Chr.)


  • "Sticken und weben? Achja, mit solchen Dingen beschäftigt ihr Frauen euch ja." Zumindest solche wie seine künftge Stiefmutter, bei der Gruppe von Damen, mit denen Ahala bevorzugt seine Nächte verbrachte, hegte er doch arge Zweifel, dass sie allzu viele Stunden des Tages mit Hausarbeit verbrachten. Er lehnte sich zurück, während Flora das Schriftstück signierte und nickte dann. "Ja, für's erste schon. Ein wenig Schriftkram wird noch folgen, wenn das Grundstück und die Betriebe deiner Schwester auf dich überschrieben werden, aber das Wichtigste war, dass du das Erbe hiermit offiziell angenommen hast." Er grinste der Aurelia aufmunternd zu, und überlegte, wie er verhindern konnte, dass deren Stimmung durch die Erwähnung der verstorbenen Narcissa wieder kippte. "Hast du dich eigentlich mit der Villa Tiberia schon vetraut gemacht? In nicht allzu langer Zukunft wirst du ja dort wohnen." Gemeinsam mit seinem netten alten Herrn und ihm, dem vorbildlichen Sohn, nebst zwei unverheirateten weiblichen Verwandten, die Ahala allerdings nur höchst selten zu Gesicht bekam. Vielleicht gar nicht so schlecht, wenn mal wieder ein bisschen frischer Wind ins Haus kam.

  • Mit dem x-ten Vorgang dieses Tages beschäftigt, war Ahalas ohnehin recht begrenzte Motivation was seine aktuelle Arbeit betraf, auf einem Tiefpunkt angelangt, als ihm Aurelia Prisca gemeldet wurde. Die Gens Aurelia verfügte über ein Kontingent von bemerkenswert attraktiven Frauen, und dank einer erfreulichen Laune des Schicksals schienen sie es vorzuziehen, persönlich bei ihm in seinem einschläfernden Officium vorzusprechen, statt einen Brief zu schicken, den er zu den übrigen auf dem Schreibtisch gepackt hätte. Ihm war's allemal recht, und schon deutlich besser gelaunt als noch vor einigen Minuten begab Ahala sich zur Tür seines Büro, um die Dame persönlich in Empfang zu nehmen.


    "Salve, Aurelia, komm doch bitte herein und nimm Platz." begrüßte er sie mit einem Lächeln und machte eine einladende Armbewegung in den Raum hinein.

  • "Herein" rief Ahala auf das Klopfen hin und richtete sich hoffnungsvoll an seinem Schreibtisch auf. Mit etwas Glück stand wieder eine schöne Erbin vor der Tür, in dieser Hinsicht war ihm Fortuna in der letzten Zeit wahrlich hold gewesen.

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