• Ich war gerade in der Curia gewesen, in der Hoffnung, mit dem Duumvir von Confluentes sprechen zu können, habe ihn aber leider nicht angetroffen. Als ich dann über den Markt ging, da sah ich es:


    Einen Wahlaufruf, den Duumvir und die Magistrati zu wählen.


    Ja, deshalb war der nicht anzutreffen - es sind ja erst noch Wahlen, dachte ich. Doch ein zweiter Blick lehrte mich, dass dieser Wahlaufruf schon etwas Staub angesetzt hatte - er war schon fast ein dreiviertel Jahr alt. Ich schaute mich um, ging über den Marktplatz, nochmal in die Curia. Nirgendwo war eine Bekanntmachung über das Wahlergebnis zu finden. In der Curia war sowieso keiner, den man fragen konnte und die Katze, der ich dort begegnet war, hatte jede Auskunft verweigert.


    Beim Hercules Magusanus, ich bin ein neugieriger Germane, ich will das rauskriegen. Weiß jemand was?

  • Ich ging zu einem der Händler und sprach ihn darauf an. "Das war so eine Sache", sagte er, "erst haben sie die Wahl verschoben, weil sich nur ein Kandidat gemeldet hat, und dann ist der ihnen auch noch abhanden gekommen". Er hatte den breiten, schleppenden Akzent der Treverer von der Mosella und schien sich etwas über das zu amüsieren, was er gerade gesagt hatte. Ich mag es eigentlich nicht, wenn einer mit einem Satz eine große Geschichte ankündigt und dann erst mal eine Pause macht. Also sagte ich zu ihm: "Leg los mit der Geschichte!"


    "Also, der einzige Kandidat war Spurius Cluentius Stolo, du wirst ihn nicht kennen, er ist Decurio hier in Koblenz. Er hat ein Handels- und Transportgeschäft und wollte mit einer größeren Fahrt nach Osten seinen Handel in der Germania etwas ausweiten. Zwei Tagesreisen von hier haben ihn dann einige Chatten überfallen, ausgeraubt und verschleppt. Dann haben wir lange nichts von ihm gehört". Jetzt machte der Kerl wieder eine Pause wie ein Schauspieler, der auf Applaus wartet. Ich konnte mir gut vorstellen, wie die Keilerei abgelaufen war, weil mein Vater mit den Römern Handel getrieben hatte und ich ihn oft begleitet hatte. Wir hatten dabei manchmal solche Probleme mit den Brukterern.


    Endlich holte er Luft, um weiter zu reden.

  • Aber er stellte mir erst mal eine Frage, der Lump: "Wieso interessierst du dich eigentlich dafür? Von hier bist du nicht, das sehe ich doch". Ich sagte: "Ich bin hierher gekommen, weil ich mich hier niederlassen will. Deshalb wollte ich zum Duumvir, verstehst du?"


    Er lachte: "Noch einer, der unseren Duumvir sucht! Wir haben keinen. Aber wenigstens unser Kandidat ist dann doch wieder aufgetaucht. Und zwar so: Am Danubius hat eine vexillatio aus der Castra Batava eine Horde Chatten aufgegriffen, die einen Römer in Ketten mitführten. Sie haben die Kerle scharf verhört und rausgekriegt, dass die den Römer im Noricum auf dem Sklavenmarkt anbieten wollten".


    Pause. "Hör auf mit deinen verdammten Pausen", sagte ich.


    Er gluckste, sagte aber dann ganz ernst: "Der Römer war Cluentius Stolo. Weißt Du, ich habe bei ihm gearbeitet und später viel mit ihm gehandelt. Er ist ein verlässlicher Partner und ich habe Respekt vor ihm. Aber, wenn ich mir Cluentius als Sklaven vorstelle, dann geht mir das auf die Lachmuskeln. Um es kurz zu machen, Cluentius ist jetzt bei Verwandten in Campodunum, die ihn wieder hochfüttern. Und ich garantiere dir, dass er uns die ganze Geschichte lang und breit erzählen wird. Und wenn ihm wahrscheinlich auch noch der Schrecken im Nacken sitzt, bei dem Ding mit dem Sklavenmarkt wird er kichern".


    Ich sagte: "Doch ziemlich viel los hier". Er: "Ja, man muss nur in die Ecken und Winkel gucken".


    "Na, ja, das tu ich ja gerade. Ich glaube, ich geh nochmal in die Curia, Danke für die Geschichte, vale".

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