Im kalten Germanien...

  • Wie Avianus es vermutet hatte, entpuppte sich die Reise über die Alpen mit ihren Bergen und Tälern alles andere als einfach. Schneefall gab es zu dieser Jahreszeit kaum noch, auch wenn sich Avianus noch nicht so sicher war, ob dies bei den ungewohnt niedrigen Temparaturen einen Unterschied gemacht hätte. Dunkle Wolken, schlechtes Wetter und ein mulmiges Gefühl im Bauch, denn Mogontiacum war nur noch auf halben Wege, sorgten für ein komisches Empfinden, welches beim Aurelier immer wieder zwischen Aufregung und Heimweh schwankte. Er wusste, dass er sich an den grauen Himmel schnell gewöhnen musste, wenn er in Germanien nicht zum Wrack werden wollte, auch wenn der Frühling praktisch vor der Tür stand. Aber dies merkte man dummerweise nicht wirklich. Wollten sie in den Alpen rasten oder gar schlafen, mussten sie sich gut in wärmender Kleidung und Decken einpacken. Auch bei den Sklaven machte Avianus hier eine Ausnahme, denn sie sollten ja nicht erfrieren.


    Es war wie eine Erlösung, als sie wieder in flachere und erträglichere Gefilde kamen, die Alpen hinter sich ließen, welche in weite Ferne rückten und irgendwann nicht mehr sichtbar waren. Auch für die Sklaven war die Reise strapazierend und sogar Avianus´ Pferd schnaubte nicht mehr so freudig wie bei der Abreise. Alle hatten sie etwas durchmachen müssen, weshalb einem das Land Germanien nach den Alpen sogar immer wärmer vorkam, je tiefer sie eindrangen. Der Teil Germaniens, in welchem sie jetzt waren, hieß Raetia. Die Route, welche sie einschlugen, war noch immer klar - nicht einmal die Alpen raubten ihnen die Orientierung.
    Weiter gereist sind sie ohne große Vorkommnise. Über den Danuvius und den Rhenus in Richtung Borbetomagnus sind sie unerschöpflich weiter in den Norden vorgedrungen. Bis sich an weiter Ferne Mogontiacum abzeichnete und sie blieben auf der Hügelkuppe stehen, von der aus sie die Hauptstadt Germaniens bewundert hatten.


    "Herr, Mogontiacum ist nicht weit", erläuterte einer der Sklaven mit fragenden Blicken und Avianus nickte schweigend. Die Reise war lang, er war weit entfernt von der Familie im Norden des Imperiums. Er verspürte ein Kribbeln im Bauch, welches für seine Aufregung und Angst vor dem Unbekannten stand - denn genau das hatte Avianus jetzt ein wenig.


    "Lasst uns weiter, die Reise war lang und hart." So setzte sich der Zug weiter in Bewegung. Eine letzte Anstrengung...

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