Eine griechische Taberna am Hafen: Zum hungrigen Minotaurus

  • Anthi und Octavius Matrinius hatte es nicht weit. Zum Glück, denn zumindest ersterer hatte schon wieder einen ordentlichen Hunger.


    Die Taverna hieß "Zum hungrigen Minotaurus" und gehörte einem alten Griechen namens Euklidos und seiner Frau Herena. Sie war gemütlich und urig eingerichtet und besaß einen typisch griechischen Flair. Anthi hatte die Besitzer einmal bei einem Kontrollbesuch kennengelernt, und die beiden waren ihm gleich sympathisch gewesen.
    Was sie ebenfalls auzeichnete, war der relativ geringe Anteil an Seefahrern, trotz der Nähe zum Hafen.


    Also öffnete er schwungvoll die Tür und setzte sich mit Matrinius in eine gemütliche Ecke. Viel war momentan nicht los, und selbst Euklidos schien gerade dem Abort einen Besuch abzustatten, denn er war nirgends zu sehen.


    "Hier komme ich immer gerne her. Das Essen ist fabelhaft, die Preise sind in Ordnung, und der Wirt ist auch ein sehr netter Geselle." Erzählte er seinem Begleiter.

  • "Ja, da hast du recht. Ich habe meinen Chef bei einer routinemäßigen Betriebsprüfung begleitet und bin so auf diese Taverna gestoßen. Es ist schon eine gute Sache, wenn man sieht wie es hinter den Kulissen so aussieht und sich sicher sein kann, dass man weder Hunde noch Katzen vorgesetzt bekommt, aber für gutes Fleisch bezahlt hat."


    Er blickte auf, und da kam dann auch schon Euklidos wieder in seine Schankstube und huschte gleich zu ihnen herüber. Er war ein hagerer Mittfünfziger mit grauen, kurzen und dichten Haaren und einem sorgsam gestutzten Vollbart. Wie er bei den Kochkünsten seiner Frau nur so schlank bleiben konnte, stellte Anthi nach wie vor vor ein Rätsel. Dafür war sie allerdings mindestens doppelt so breit wie er.


    "Chaire. Ànthimos, schön dich wieder in meinen bescheidenen Wänden begrüßen zu dürfen." Meinte er freundlich. "Und natürlich auch dich Rhomäer. Was kann ich euch gutes tun?"



    "Chaire Euklidos. Bei den Kochkünsten deiner Frau ist es eher ein Wunder, dass ich nicht jeden Tag hier speise." Antwortete er fröhlich. "Also ich hätte gerne einen verdünnten Wein, und einmal den Spieß mit der Kräutersoße und diesem wundebaren Brot dazu."


    Anschließend schauet der Wirt Matrinius fragend an.

  • Da ich hier noch keine Essenserfahrungen gemacht hatte, bestellte ich das Gleiche wie Anthimos.
    Während Euklidos draufhin wieder in der Küche verschwand, beschloss ich das Gespräch weiter voran zu treiben.
    Und, wie geht es eigentlich deinen Freunden?
    Fragte ich, da ich Anthimos ansonsten immer mit den beiden anderen gesehen hatte.

  • "Meine Freunde? Achso, du meinst meine Brüder. Stimmt, ich glaube wir haben dir nie erzählt, dass wir verwandt sind. Das war aber auch eine komische Situation... Denen geht es gut. Timos arbeitet ebenfalls als Scriba Personalis. Du hast ja mitbekommen, dass er und mein anderer Bruder Ilias eigentlich Händler sind. Jetzt müssen sie halt erst einmal an Geld kommen um sich neue Waren kaufen zu können."


    Den Fakt das sie Brüder waren, erachtete Anthi nicht als weiter relevant.


    "Aber sag mir: Hast du wegen uns Ärger mit deinem Vorgesetzten bekommen?"

  • So, so! Brüder also. Aber gut, das war nun auch nicht weiter relevant.


    Ich winkte ab.
    Ich wurde nur kurz und schmerzlos zurechtgewiesen. Das ist schon alles.


    Sagte ich und dachte kurz an meinen Cousin. Wie es ihm wohl jetzt ergeht, nachdem er das Castellum verlassen hatte?

  • Schon seit beginn meiner Ausbildung.
    Sagte ich und dachte dabei kurz an Germanien.
    Allerdings komme ich ursprünglich aus Germanien. Ich bin nämlich deshalb hier hergekommen, weil meine Cousins hier ebenfalls ihren Dienst tun.


    Ich machte eine kurze Pause.
    Hast du eigentlich schon neue Bekanntschaften geschlossen? Sowas ist nämlich heutzutage sehr wichtig. Außerdem wo wohnst du denn überhaupt hier?


    Fragte ich interessiert.

  • "Ach ich habe bereits einige Bekanntschaften geschlossen. Zuerst natürlich mein Chef Mithirdates Castor. Er ist ein sehr guter Vorgesetzter muss ich sagen. Ich bin mir sicher, er hätte auch bei der Legion eine gute Figur gemacht. Er ist ein Mann der Tat, schnell, präzise...da habe ich wirklich Glück gehabt. Ebenso hab ich schon viele Leute bei meiner Arbeit kennen gelernt, wie zum Beispiel Euklidos hier." Als hätte er auf sein Stichwort gewartet kam dieser gerade und brachte den Wein.
    "Wohl bekomms." Meinte er und verschwand relativ zügig wieder.


    "Eine sehr interessante Bekanntschaft ist ein gewisser Marcus Achilleos, der im Museion fremdländische Schriften übersetzt. Mit ihm trainiere ich Diskus-und Speerwurf. Leider habe ich noch keinen Trainingspartner fürs Ringen, den Faustkampf un den Pankration gefunden." Berichtete er.


    "Und meine wichtigste Bekanntschaft ist meine zukünftige Frau, denn ich habe mich gerade vor kurzem verlobt und werde wohl schon bald heiraten." Schloss er dann zufrieden.

  • Ich nahm den Wein entgegen und nickte Euklidos kurz zu.
    Das sind ja tolle Neuigkeiten!
    Meinte ich zu Anthimos.
    Auf eure zukünftiges Wohl.
    Sagte ich heiter und nahm einen Schluck.
    Das mir dieser Marcus Achilleos bestens bekannt war, verschwieg ich Anthimos.

  • "Auf dein Wohl. Mögen die Götter dir deine Hilfsbereitschaft vergüten." Anthi nahm ebenfalls einen Schluck. "Ja, wir haben die Zustimmung meines Bruders und ihres Großvaters. Sobald der Brautpreis ausgehandelt ist, können wir heiraten. Ich kann es kaum erwarten. Seitdem ich nach Alexandria gekommen bin ist Tyche mir wirklich hold. Aber sag, wie ist es dir so ergangen seit unserem Treffen am Strand?"

  • Ich hoffe doch schwer, dass ich zu der Hochzeit eingeladen werde.
    Sagte ich mit einem breiten Grinsen und leerte meinen Becher vollends.


    Tja wie war es mir ergangen? Ich konnte Anthimos schlecht etwas über meinen letzten Auftrag erzählen, also kam meine Fantasie diesmal zum tragen.
    Ach, nichts nennenswertes. Einige Patroullien, aber ansonsten ist tote Hose.
    Sagte ich, was eigentlich sogar stimmte.

  • "Natürlich wirst du eingeladen. Sobald ich weis, wann wir genau heiraten, werde oich dir Bescheid sagen. Aber lange kann es nicht mehr dauern."


    Matrinius war ein wirklich netter Kerl, aber ein großer Redner war er nicht.


    "Habt ihr die Räuberbande gefangen, vor der du uns gewarnt hattest?"

  • Das war nur heiße Luft um nichts.
    Sagte ich kopfschüttelnd.
    Die Bande vor der ich euch gewarnt hatte, wurde schon letzte Woche gestellt.
    Sagte ich und lachte.
    Man kann eben nicht immer auf dem neusten Stand bleiben, wenn sich ständig etwas ändert.

  • "Na ja, zum Glück. Die hätten uns gerade noch gefehlt! Aber sag, wo du doch bei der Legion bist...hast du auch schon in einer Schlacht gekämpft? Vielleicht in Germanien oder einem anderen fremden Land?"


    Solche Geschichten hatten ihn schon immer fasziniert.

  • Tja, sowas hatte ich bisher noch nicht miterleben dürfen. Oder vielleicht sogar zum Glück? Ich kann es wirklich nicht beurteilen, allerdings wünschte ich mir schon, dass hier mal etwas mehr passieren würde.
    Sagte ich etwas wehmütig.
    Und wenn es nur ein kleiner Fall wäre, den es aufzuklären gilt.
    Sagte ich und nahm einen großen Zug aus meinem Becher.
    Kummer ertränken! :D

  • "Also ich mag euch ja nicht kritisieren, aber warst du schonmal in Rhakotis? Wir wohnen am Rande der Rhakotis, und da hätte man sicher einiges zu tun. Dort wimmelt es vor Räubern, Schlägern und sonstigem Gesindel." Er nahm einen Schluck Wein.


    "Ist für sowas eigentlich die Stadtwache zuständig oder ihr? Wie wird denn da die Arbeit aufgeteilt?"

  • Eigentlich teilen sich die Stadtwachen und wir uns die Arbeit in ganz Alexandria, doch du hast recht. Es ist wirklich schlimm dort, habe ich zumindest gehört. Es werden nicht viele Patroullien dort hingeschickt, da dieses Gebiet eigentlich schon als aufgegeben galt. Doch ich glaube, dass sich das in naher Zukunft endern wird.
    Sagte ich und setzte den Becher erneut zum trinken an.
    Du hast nicht zufällig schon Erfahrung mit diesem Diebesgesindel gemacht, oder?
    Fragte ich beiläufig und beobachtete die Reakionen von Anthimos über den Becherrand hinweg.
    In letzter Zeit, wurde nämlich verstärkt von Eigenjustiz in diesem Viertel berichtet, was natürlich die gefährliche Lage in Rhakotis verschlimmerte.
    Am Ende würde noch ein Kleinkrieg zwischen den Banditen und den dort ansässigen Bewohnern ausbrechen und das musste verhindert werden.

  • "Nein, aber ich war auch noch nicht oft in Rhakotis. Ich denke ich falle mit meiner Statur auch einfach nicht ins Beuteschema dieses Gesindels." Das stimmte auch so, denn alles weitere würde erst in Zukunft geschehen. Anthi leerte senen Becher und eben in diesem Moment kam auch Euklidos mit dem Essen-es duftete wunderbar.


    "So, hier euer Essen, ich wünsche euch einen guten Hunger.", meinte der Alte.


    Es duftete hervorragend und die Portion war mal wieder äußerst reichlich.


    "Na, hab ich zuviel versprochen? Ich wünsche dir einen guten Appetit."

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