Der Caesar auf dem Forum

  • Von Norden her, über den Clivus Argentarius schob sich die Prozession mit dem Wagen des Caesar auf das Forum. Hufschläge, Musik und Jubelrufe begleiteten ihn auf seinem Weg in das Zentrum des Weltreiches. Die Curia kam in den Blick, das massige Gebäude des Tabulariums lag zur Rechten und am Ende des Forums war der Tempel der Vesta zu erkennen. Die Mitte des Forums war von Menschen frei gehalten worde, so dass der Wagen des Caesar eine Runde über den Platz drehen konnte, bis sich alle Menschen seines Gefolges ebenfalls auf dem Platz eingefunden hatten.


    Für den Caesar war es lange her, dass er das Forum betreten hatte und so sog er alle Eindrücke in sich ein, ohne wirklich alle Details wahrzunehmen.

  • Es waren nicht viele - lediglich eine Cohorte - uniformierte Praetorianer, die auf dem Forum die Ankunft ihres neuen Herren erwarteten. Ein Teil von ihnen sorgte dabei dafür, dass das Zentrum des Forums frei gehalten wurde, während der Rest von ihnen in ordentlichen Reihen vor den Stufen der Basilica Iulia standen und warteten. Die auf Hochglanz polierten Rüstungen glänzten und so mancher von ihnen streckte vorsichtig den Hals um einen Blick auf den einziehenden Tross werfen zu können.
    Wieviele Praetorianer ohne Rüstungen hier zugegen waren, wussten allerdings nur wenige Männer und diese, namentlich die in Rom verbliebenen Tribuni, standen gemeinsam mit dem kommandoführenden Princeps Praetorii bei den Reihen der Praetorianer vor der Basilica Iulia und warteten dort auf ihren Caesar.

  • Der Senat hatte unterdessen auf der anderen Seite des Platzes vor der Curia aufstellung genommen. Unter der Führung der beiden Consuln standen die Senatoren in strahlenden Togen auf den Stufen des Senatsgebäudes und dem freien Platz davor, um den Caesar zu empfangen. Die Kaiserwürde hatten sie ihm angeboten und er hatte die Absicht bekundet, sie anzunehmen. Jetzt konnte dieser Schritt also gleich vollzogen werden. Die Rostra war dazu feierlich geschmückt worden, auf der die Zeremonie stattfinden sollte. Aber noch zog das Gefolge des Caesar auf den Platz ein und unter ihnen auch jene Senatoren, die dem Caesar am Morgen entgegen gegangen waren, wie es einige auf der Seantssitzung im Palast vorgeschlagen hatten.

  • Als jemand, der aus der Provinz kam und seit relativ kurzer Zeit in Rom lebte, war Evander natürlich besonders neugierig darauf, die Ankunftszeremonie des Caesar zu beobachten. Noch nicht all zu lange her schien es, da hatte er als Duumvir in Tarracon für den verstorbenen Kaiser geopfert, nun war er in Rom und beobachtete als einer von vielen, wie sich die Prozession auf das Forum zubewegte. Die Ankunft des Caesaren war natürlich in aller Munde gewesen und die Menschenmenge war groß. Evander hatte bewusst kein Geld oder sonst etwas wertvolles bei sich, denn in der Menge wimmelte es gewiss von Taschendieben, die so manchen Zuschauer um sein Geld erleichtern würden. Er begab sich zum Forum, nutzte dabei die verwinkelten und parallel zur Prozession verlaufenen Gassen, um sie zu überholen und schneller da zu sein. So genau wusste er auch nicht, was er sich davon versprach, dabei zu sein. Vielleicht war es einfach nur Neugier, vielleicht einfach nur die Aussicht eben darauf, später sagen zu können, er sei dabei gewesen. Gespannt, welche Worte der Caesar an die Senatoren richten würde, die zu seinem Empfang erscheinen würden, versuchte er eine gute Stelle zu finden - nicht gerade einfach in dem Gedränge - um so gut es ging sehen und - aber da machte er sich keine großen Hoffnungen, nah genug ranzukommen - vielleicht gar gut zu hören.

  • Macer stand in der Reihe der Senatoren, die vor der Curia den Einzug des Caesar erwarteten. Er war sehr neugierig, wie sich der kommende Kaiser präsentieren würde, denn natürlich hatte er all die Gerüchte und Meldungen mitbekommen, dass der Caesar schwach und gesundheitlich angeschlagen sei. Seine eigenen Erinnerungen an diesen Mann waren anders, hatte er ihn doch in der Zeit des Laeca-Aufstandes erlebt. Damals hatte Macer die Legio I kommandiert, während ihnen der Caesar mit seinen Truppen aus dem Illyricum im Eilmarsch zu Hilfe gekommen war. Ein entschlossener Kommandeur war er damals gewesen, wennauch schweigsam und ohne viel Gerede um seine Leistungen. Genauso unauffällig war er in Macers Augen seitdem gewesen, bis er nun in Rom einzog. Macer stimmte in den Beifall mit ein, als der Wagen des Caesar ins Blickfeld geriet und begleitete ihn mit leisem Klatschen auch auf dessen Runde über das Forum.

  • Zusammen mit den andren Senatoren stand auch Victor vor der Curia und beobachtete das Eintreffen des Caesars. Unter seinem Patron und Kaiser Iulianus war Victor zum Senator geworden und er hoffte unter seinem Nachfolger endlich auch wieder dem Reich undem neuen Imperator dienen zu können. Aber alles das würde sich frühestens, wenn überhaupt ergeben, wenn der Caesar die Kaiserwürde endgültig angenommen und seine neuen Pflichten, Aufgaben und Rechte begonnen hatte auszuüben. Vorerst klatschte der Octavier Beifall, wenn er auch nicht wirklich mehr über Valerianus wusste als in der Acta stand, so doch auch aus Überzeugung.

  • Der hochgewachsene Tiberier hatte sich zusammen mit den anderen Senatoren auf das Forum begeben. Es war ungewohnt sich ohne Rüstung und ohne Waffen zu bewegen und noch ungewohnter war es für ihn, von Politiker und nicht von Soldaten umgeben zu sein. Und auch wenn er es nie zu geben würde, so hatte er sich während des Feldzuges deutlich sicherer gefühlt als hier mitten in Rom.


    Er hatte einen Platz in einer hinteren Reihe eingenommen, doch seine Grösse erlaubte ihm einen guten Überblick über das gesammte Geschehen auf dem Forum. Mit gewohnt emotionslosen Blick harrte er der Dinge die da kommen würden, liess in Gedanken die Bilder eben jenes Ereignisse vor Dura Europos Revue passieren, welche zu dem heutigen Anlass geführt hatten.

  • Alle Personen, die vor oder nach dem Wagen des Caesar mit durch die Stadt gezogen waren, hatten nun den Platz erreicht und sich entweder gemäß ihres Standes in die Gruppen der Wartenden eingereiht oder eine eigene Abteilung auf der freien Fläche des Platzes gebildet. Auch wenn der Einzug eines neuen Kaisers in Rom nicht häufig passierte, schien alles seine wohl geordneten Gang zu nehmen.


    Der Wagen des Caesar erreichte wieder das nördliche Ende des Forums mit der Rostra und hielt dort an. Bedächtig setzte der Caesar einen Fuß auf den Boden des Forums. Nach wenigen Schritten hielt er an und wartete, bis seine wichtigsten Begleiter, die ihm auf Pferden gefolgt waren, ebenfalls wieder auf eigenen Beinen standen und sich zu ihm gesellen konnten. Leise sprach er mit ihnen, während sich die Vertreter des Senates auf den Weg zu ihrem Einsatz machten.


    "Zum ersten Mal seit vielen Jahren berühren meine Füße wieder den Boden Roms. Es kommt mir doch fremd vor, hier zu sein."


    Der Caesar hatte sich informieren lassen, wer ihm als Consul gegenüber treten würde und welche anderen wichtigen Namen es zu kennen gab. Trotzdem würde man ihm die lange Abwesenheit anmerken. Gleich zwei Nomenclatores standen daher bereit, um ihn vor Peinlichkeiten zu bewahren.


    "Werte Consuln, Quirites, Volk von Rom, es ist mir eine große Freunde und Ehre, hier auf diese Weise von euch begrüßt zu werden."

  • Es kehrte eine gewisse Ruhe in die Reihen der Zuschauer, unter denen Evander stand, als der Caesar das Wort an die Senatoren richtete. Ein entscheidender Augenblick war es, jeder versuchte genau hinzuhören, denn der Worte würde man sich noch lange gedenken. Doch hier am Rande des Forum Romanum standen sie zu weit entfernt und so konnte man nicht hören, was Caesar sprach und musste warten, bis seine Worte durch die Menge getragen wurden.
    "Was hat er gesagt?"
    fragte jemand in der Nähe, woraufhin jemand anders gleich erwiederte
    "Ja, wenn man dauernd dazwischenfragt, ist's kein Wunder, dass man nichts versteht"
    Die Antwort kam prompt.
    "Was heißt hier dauernd? Man wird doch wohl mal fragen dürfen?"
    "Ruhe, ihr beiden... er sagte, er freut sich, dass wir hier sind und ihn begrüßen"
    fuhr jemand dazwischen und versuchte, den drohenden Streit zu schlichten. Die Worte hatten sich also bereits in der Menge verbreitet. Evander war aufgefallen, dass der Mann 'wir' sagte, als er von der Begrüßung sprach. Das bedeutete ihm also viel und viele der Plebejer hier am Rande des Forums fühlten sich persönlich angesprochen - oder redeten es sich zumindest so ein. Evander war froh, dass Caesar einen guten ersten Eindruck machte. Er wusste selbst nicht so recht, was er eigentlich erwartet hatte, aber wenigstens hatte der nicht eine Waffe gezogen und irgendwelche Gesten gemacht, mit denen er die Senatoren des Schlafes raubte.

  • Die Cohorte der Garde, die den Caesar auf dem Einzug begleitete, formierte sich nun in angemessenem Absatnd um den Herrscher; Nicht zu nah, so dass die Sicht auf ihn ofen blieb und Spekulationen, er verstekce sich hinter der garde gar nicht ert aufkamen, und nicht zu weit, so dass er dennoch zuverlässig geschützt werden konnte und niemand, der es nicht sollte, ihm auch nur zu nahe kam.

  • Zügig schritten die Consulen und weitere Vertreter des Senates auf den Caesar zu, um ihn offiziell in Rom Willkommen zu heißen. Auch für sie war es das erste Mal, dass ein neuer Kaiser in Rom begrüßt werden sollte und so hatten mit zahlreichen Beamten gesprochen, die sich im Hofprotokoll auskannten und erklärten, in welchen Schritten die Zeremonie zu vollziehen war.


    "Caesar Ulpius Aelianus Valerianus, es ist für uns eine Ehre, dass du nach Rom gekommen bist, um den Platz deines Vaters einzunehmen. Im Namen des Senates und des Volkes von Rom möchten wir dir noch einmal unsere Anteilnahme zum Tod deines Vaters ausdrücken. Sein Tod hat Rom in eine große Trauer gestürzt. Die Götter haben uns auf eine harte Probe gestellt, als dein Vater aus dem fernen Parthia nicht zurück kehrte. Wir sind glücklich, dass wir diese schwere Zeit überstanden haben und du nun zu uns gekommen bist, um uns in eine neue Zeit zu führen. Mit großer Freude haben wir vernommen, dass du die Bitten unserer Gesandten nicht abgeschlagen hast, und die Kaiserwürde annehmen wirst, die wir dir gerne und aus voller Überzeugung übertragen wollen.


    Gemäß dem Wunsch deines Vaters und im Namen des Senates und des Volkes von Rom rufen wir dich zum Imperator Caesar Augustus des römischen Reiches aus."


    Den letzten Satz sprach der Consul lauter, nicht nur an den Caesar gewandt, sondern an alle Zuschauer, die auf dem Platz versammelt waren. Dann richteten sich alle Blicke auf Gaius Ulpius Aelianus Valerianus.

  • Als Senator und Praefectus Urbi war es selbstverständlich, daß auch Hungi anwesend war und sich bei seinen Kollegen befand. Natürlich hatte er den designierten Kaiser schon des öfteren gesehen, das letzte Mal war es jedoch doch eine gute Zeit her und die Gerüchte um den Gesundheitszustand machten die Ankunft Valerians noch spannender als ohnehin schon. Aufgrund seines derzeitigen Ranges und dem als gewesenen Consuls hatte Hungi einen sagenhaft guten Ausblick über die Geschehnisse, was den Senator Ofilius, der hinter Hungi stand und dummerweise einen Kopf kleiner war als der Consular, außerordentlich störte und dies auch grummelnd bekundete. Hungi hingegen war dies allerdings egal und kümmerte sich daher auch nicht um die Murmeleien in seinem Rücken. Stattdessen schaute er gespannt auf das Ereignis vor sich, immerhin war es die erste Inthronisation, die er tatsächlich miterlebte, denn bei Iulianus war er noch nicht in Rom gewesen.

  • Als einer der Magistraten wäre es ein Unding gewesen, an diesem Tage nicht das forum romanum aufzusuchen, als Mensch hegte ich darüberhinaus ein persönliches Interesse an den Aktivitäten, denen das Volk Roms heute beiwohnen durfte. So stand ich, umringt von custodes und Sklaven, irgendwo an einem besseren Platz in der Menge und musterte den neuen Kaiser mit ausdruckslosem Gesicht. Insgeheim suchte ich nach Zeichen, die das Gerücht von seiner Krankheit erhärteten. Er wirkte vielleicht ein wenig erschöpft, doch ob das die Nachwehen der langen Reise waren oder aber die Vorboten einer Sieche, war schwer zu benennen.


    Nach einer eher förmlichen Begrüßung kam nun der entscheidende Part auf den Caesar zu; der consul rief ihn in nomine senati populique Romani zum Kaiser auf. Gebannten Blickes beobachtete ich Valerianus' Reaktion, und mit mir wohl tausende weitere Augen ebenfalls.

  • Valerian war sich der wichtigen Aufgabe, die er hier zu erfüllen hatte, durchaus bewußt. Er hatte sich mit seinen Kameraden so aufgestellt, daß der Blick auf den Kaiser frei blieb, sie ihn aber dennoch effektiv schützen konnten. Es galt nun, die Menschen ringsum im Blick zu behalten, jede noch so kleine Regung wahrzunehmen, um Gefahren frühzeitig erkennen zu können. Doch in den Gesichtern las Valerian eher gespannte Erwartung. Vor allem, nachdem der Consul Valerianus offziell als Imperator Caesar Augustus des römischen Reiches ausgerufen hatte. Was für ein großartiger Augenblick!

  • Auch Tiberius Durus hatte sich an diesem Tag aufgemacht, den neuen Kaiser zu begrüßen. Mit gemischten Gefühlen hatte er sich ankleiden lassen und einen Schluck Wasser zum Frühstück genommen. Einerseits würde nun hoffentlich wieder Normalität einziehen, andererseits hatte man dem Senat nun wieder einen Mann vor die Nase gesetzt, über den er nicht entscheiden konnte. Würde Valerianus wie sein Vetter Quintus sein? Ein alter Soldat ohne Sinn für Politik? Oder war er wie Iulianus, der sich eher in seinen Palast zurückzog und den Senat handeln ließ? Oder gar ein neuer Domitianus, der keine Rücksicht auf Traditionen nahm, sondern sich wie ein Gott gebahrte? Das alles würde sich in den nächsten Tagen entscheiden und Durus fühlte förmlich die Last der Verantwortung für die Res Publica auf seinen Schultern.


    Dann war er jedoch zu Fuß aufgebrochen, umringt von einer besonders großen Schar an Klienten und Sklaven. Er war angekommen und hatte sich unter die Praetorier eingereiht, sodass er ebenfalls einen relativ guten Blick auf den einmarschierenden Zug hatte. Als er nun jedoch die Begrüßung des Consul hörte, entfärbte er sich leicht. Hatte dieser Mann gerade einfach so, mir nichts, dir nichts, dem Caesar die volle Machtfülle des Imperator Caesar Augustus verliehen, ohne den Senat auch nur zu fragen? Zweifelsohne wäre Durus bereit gewesen, für diesen Antrag zu stimmen, aber dass man ihn gar nicht um eine Abstimmung bat, war schon ein starkes Stück! Man hätte ihm den Ehrentitel verleihen sollen, wie man ihn an die anderen, göttlichen Kaiser verliehen hatte! In einer Senatssitzung! Doch nun wurde es als Marginalie abgetan, man teilte es dem Caesar gewissermaßen zwischen Tür und Angel mit. Der Tiberier schüttelte leicht den Kopf und wartete dann mit düsteren Vorahnungen, was folgen würde.

  • Die Situation war eine gänzlich andere und doch fühlte sich Menecrates nach Mantua zurückversetzt, als der Caesar die Rostra erreichte – zurückversetzt als der Caesar damals Macers Nachfolge als Legatus angetreten hatte. Wie vor Jahren verfolgte er die Ankunft mit Spannung, wenngleich die Gefühle damals gemischter als heute waren. Zum einen konnte Menecrates den Caesar inzwischen als Mensch einschätzen und zum anderen machte es einen erheblichen Unterschied, ob die Führung in einer Legion oder im gesamten römischen Reich wechselte.


    Claudius nickte, als der Caesar davon sprach, dass ihm Rom fremd vorkam. Genauso ging es ihm nach den Jahren in Mantua. Er fühlte sich damit dem Ankömmling nahe. Gleichzeitig wurde ihm bewusst, dass er nunmehr zum neuen Kaiser ein gänzlich anderes Verhältnis haben würde als zu Iulianus. Letzteren kannte er gerade einmal vom Sehen, sie waren sich als Personen fremd gewesen. Den Caesar kannte er durch die gemeinsame Dienstzeit sehr genau, er war sogar dessen Adjutant gewesen. Die Zusammenarbeit war nach anfänglichen Schwierigkeiten gut gewesen und damit standen die Zeichen nicht schlecht, dass Menecrates zukünftig einen Besseren Draht zum Kaiser haben würde als in der Vergangenheit zu Iulianus.


    Menecrates stand etwas erhöht auf den Stufen des Senats und hatte einen großartigen Überblick. Er verfolgte die Ankunft des Kaisers und die Ansprache des Consuls. Menecrates hob die Hände, doch ehe er der Götter Segen anrief und dem neuen Kaiser zujubelte, wollte er ihm Gelegenheit geben, etwas zu erwidern, daher verharrte der Claudier regungslos

  • Crassus hatte an diesem Tage etwas, was viele Plebejer gerne gehabt hätten, aber tatsächlich nur selten hatten: einen guten Ausblick. Unbestritten hatte er wahrscheinlich sogar mit den besten überhaupt. Denn er gehörte zu den wenigen, die den Cäsar nicht nur gut sehen konnten, nein, er konnte sogar jedes Wort verstehen, das dieser sagte oder das an ihn gerichtet wurde. Eine besondere Ehre, die er in diesem Moment voll auskostete. Schließlich wurde gerade ein neuer Kaiser ausgerufen - ein denkwürdiger Moment, der die nächsten Jahre, ja vielleicht sogar Jahrzehnte prägen und bestimmen würde. Und nicht zu letzt auch seine eigene persönliche Zukunft.


    Crassus wartete nun auch wie die restlichen Anwesenden auf die Reaktion des neuen Kaisers.

  • Dem Caesar war es sehr recht, dass die Consuln mit ihrer Begrüßung schnell zur Sache kamen, aber dabei auch das Gedenken an seinen Vater nicht vergaßen. Offenbar hatte es sich bereits herumgesprochen, dass er noch immer jedes wichtige Gespräch mit einer ehrenden Erwähnung seines verstorbenen Adoptivvaters zu beginnen pflegte.


    "Ihr habt eure Pflicht recht und treu erfüllt, wenn ihr das Andenken an meinen Vater in Ehre und Trauer gehalten habt, seit dem Tag an dem ihr Nachricht von seinem Tod erhalten habt. Ich werde zu seinen Ehren noch am heutigen Tage ein Opfer am Capitol darbringen.


    Euren Ruf habe ich gehört und so wie ich einst dem Ruf des Lucius Ulpius Iulianus gefolgt bin und gemäß seines Wunsches sein Sohn wurde, so werde ich auch diesen Ruf erhören und gemäß seinen Wunsches und des euren zum Wohle des römischen Volkes die Ernennung zum Imperator Caesar Augustus annehmen, denn die Götter haben mir dazu heute ein Zeichen der Zustimmung gegeben."

  • Jetzt war es also vollbracht. Der Adoptivsohn ihres verstorbenen Mannes war zum Kaiser ausgerufen worden und er hatte die Ausrufung angenommen. Die Augusta hatte stets Respekt davor gehabt, dass die Adoption eine besondere Beziehung zwischen Vater und Sohn begründete, in der ihre Rolle denkbar gering war. Trotzdem fühlte sie sich jetzt ein wenig wie die Mutter des Kaisers und war mit Stolz erfüllt.


    Gemeinsam mit der Schar der wichtigsten Palastdiener und des großen Beamtenapperates des Hofes hatte sie am unteren Ende des Forums Position bezogen, so dass sie die Zeremonie nur aus der Ferne beobachten konnte. Da sich alle Blick auf den neuen Kaiser richteten, stand sie damit bei ihrem ersten großen öffentlichen Auftritt seit dem Tod ihres Mannes vorerst nicht im Blickfeld, was sie als äußerst angenehm empfand. Gleichwohl erwartete sie, dass der neue Kaiser im Laufe der Zeremonie auch sie begrüßen würde. Bis dahin hielt sie sich zurück und stimmte sanft in den Jubel mit ein, wo dies angemessen war.

  • Die Hintermänner des neuen Augustus hatten den Palatin aufgesucht und Callidus unterrichtet, welche Orte Valerianus aufsuchen wollte, was er wann wo tun wollte. Callidus hatte im Palast dafür zu sorgen, dass all diese Angelegenheiten geregelt werden würden. Mit wenigen stand der Aelier nun am Nordwesthang des Palatins auf den Unterbauten der domus Tiberiana, die hoch oben in das Forum hineinragten. Er sah die Menge und zum ersten Mal seinen Verwandten, nun als princeps. Er beobachtete die Menge, dann wieder den Augustus. Er wäre der Einladung, Valerianus schon vor den Toren zu empfangen, gern gefolgt, doch fehlte es im Palast an Personal, so dass er schon aufgrund der Organsiation gezwungen worden war, im Palast zu bleiben, um den princeps dann bald dort zu empfangen.
    Seine Gefühle waren gemischt, sein Blick glasig auf die Geschehnisse unterhalb der aufsteigenden domus Tiberiana gerichtet. Er atmete tief durch.

    Quidquid agis, prudenter agas et respice finem.

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