Am Rande der Equirria

  • Mit einem Becher leichten Weins in der Hand standen drei Männer am Rande der Equirria zusammen, als gerade im Circus nichts passierte, plauderten über dieses und jenes und warteten auf jene Vertreter der Factio Veneta, mit denen sie hier verabredet waren.

  • | Caius Lupus


    Tatsächlich erschien Caius Lupus, der Procurator der Veneta. Gerade hatte er noch Hermes zu seinem grandiosen Sieg gratuliert und sich dabei insgeheim geärgert, dass der Princeps Factionis die Spiele nicht besucht hatte. Dann hatte er den jungen Fahrer jedoch seinen zahlreichen Verehrerinnen überlassen müssen. Während sich nun also Dareios auf sein Rennen vorbereitete, eilte Lupus von den Boxen zu einer ruhigeren Stelle vor dem Circus, wo er sich mit ein paar Männern verabredet hatte. Er erkannte sie gleich und begrüßte sie


    "Salvete! Ich bin Caius Lupus, Procurator von der Veneta."

  • "Ich bin Rufus", stellte sich der größte der drei Männer knapp vor und deutete mit einem Kopfnicken auf die beiden anderen. "Mehaf und Beriolix, der Vater von Casetorix."


    Da die Pause zwischen den Rennen nicht allzu lang sein würde, kam er gleich zum Punkt. "Ihr wollt die beiden also unter Vertrag nehmen. Dass Mehaf der beste Jungprofi ist, der derzeit außerhalb der großen Factiones unterwegs ist, brauche ich dir nicht zu sagen. Ihr seid nicht die einzigen Interessenten. Unter 6000 brauchen wir nicht anfangen."

  • | Caius Lupus


    Lupus musterte Rufus, der für einen Römer relativ groß war und sogar den Gallier überragte. Dann ging sein Blick hinüber zu Mehaf. Die Arme bewiesen, dass es sich bei ihm tatsächlich um einen routinierten Auriga handelte, wenn ihm auch etwas von der Eleganz des Hermes fehlte. Zuletzt bedachte er schließlich Beriolix eines freundlichen Blickes. Er war ein wenig unglücklich, dass dieser seinen Sohn nicht mitgebracht hatte - er hätte ihn gerne gesehen, bevor er ihn kaufte.


    "6000 Sesterzen? Für beide?"


    fragte er Rufus verwirrt. Ein solcher Preis war für zwei Lenker, die nahezu völlig unbekannt waren, doch ein äußerst stolzer - um nicht zu sagen: Unverschämt! Zumindest betrachtete es der Finanzverwalter so.

  • "Du kannst gerne 6000 für jedes Bein einzeln bezahlen." Der große Mann verzog keine Mine. "Du weißt, was Mehaf kann." Dieser schien es selber auch zu wissen und strahlte selbstsicher mit der Sonne um die Wette.


    Natürlich hatte Rufus sich auf Verhandlungen eingestellt. Alle wollten verhandeln. Aber wer verhandeln wollte, musste auch Druck machen können.

  • | Caius Lupus


    6000 für Mehaf allein? Das war wirklich ein unverschämter Preis. Aber vermutlich nur die Verhandlungsbasis...Lupus lachte auf. Dann sah er Rufus wieder ernst an.


    "Wir sind nicht zum Witzemachen hier. Mehaf hat noch kein Rennen von imperiums-weiter Bedeutung gewonnen. Er ist vielleicht ein Sechstel von deinem Preis wert! Also hör' jetzt auf, meine Zeit mit überhöhten Angeboten zu stören."


    natürlich wusste auch Lupus, dass man verhandeln musste. Er war nicht Procurator geworden, weil er jeden Preis sofort akzeptierte!

  • "Wenn du nicht für Witz hier bist, warum machst du so lächerliche Angebote?" Rufus war harte Verhandlungen gewohnt, aber mit seinen 6000 lag er aus seiner Sicht definitiv realistischer als der Blaue mit 1000. Wenn sie gerade über Casetorix gesprochen hätten, wären 1000 ein super Preis gewesen. Der ältere Gallier machte daher auch keinen so missmutigen Gesichtsausdruck wie Mehaf.


    "Mal ernsthaft, wie viele imperiumsweite Rennen hat euer Hermes schon gewonnen? Würdet ihr den für 1000 hergeben?"

  • | Caius Lupus


    "Du wirst doch nicht ernsthaft Hermes und Mehaf vergleichen wollen! Mehaf ist bisher nicht einmal in Rom angetreten! Es ist nicht einmal sicher, ob er überhaupt außerhalb seiner gewohnten Umgebung anständige Leistung erbringt."


    Dass er mit 1000 nicht davonkommen würde, war Lupus klar. Aber dass es 6000 Sesterzen waren, würde er wohl kaum akzeptieren - zumal die Factio-Finanzen nicht so gut standen, wie er das gerne hätte!


    "Also, ich bitte um ein anständiges Angebot."

  • Jetzt schaute Rufus etwas schief und skeptisch. "Ich soll ein Angebot machen? Bist du nicht derjenige, der etwas kaufen will und bieten sollte? Oder willst du mir gerade Hermes anbieten?"


    Er atmete tief durch. Unfreundlichkeiten in aller Öffentlichkeit waren schlecht für das Geschäft. "6000 für beide." Damit blieb er erst einmal bei der gleichen Forderung, die er von Anfang an schon hatte. Wenn er Glück hatte, konnte er das dem Blauen trotzdem als Entgegenkommen verkaufen.

  • | Caius Lupus


    "6000 für beide also..."


    murmelte er und blickte kurz nachdenklich auf die Menge. Er wusste, dass dieser Preis für die Factio inakzeptabel war. Aber was sollte er als Gegenangebot setzen? War es zu hoch, gab er unnötig Geld aus. War es zu niedrig, konnte sein Verhandlungspartner rasch unkooperativ werden...


    Er blickte kurz zu Beriolix. Was er nun sagte, würde den alten Mann möglicherweise beleidigen.


    "Das soll keine Beleidigung sein, aber ich sehe kaum einen Preisnachlass. Casetorix hat weitaus weniger Erfahrung als Mehaf und der ist schon ein Jungspund. Er wird uns eine ganze Menge kosten. Man muss bedenken, was die Factio noch alles in sie investieren muss, um sie zu formen. Ich denke, dass..."


    Er sog tief Luft ein und meinte dann rasch


    "2500 Sesterzen schon realistischer sind."

  • Langsam schien der Blaue warmzulaufen und auf Verhandlungsniveau zu kommen. Rufus entspannte sich etwas, jetzt konnte es doch noch unterhaltsam werden. "Für Casetorix wären 2500 ein famoser Preis. Hätte ich nie zu fordern gewagt." Da brauchte er auch keine Angst vor Beriolix zu haben, der Realist genug war, um das auch zu wissen. Er war früher selber Rennen gefahren und hatte noch einen weiteren, etwas jüngeren Sohn, der ebenfalls Rennfahrer war.


    "Für Mehaf sind 2500 zu wenig. Du kannst einen Fahrer nicht ernsthaft auf die Zahl seiner Rennen in Rom reduzieren. Das doppelte für beide zusammen, dann gehen wir gerecht raus." Und Rufus würde mit Beriolix nachverhandeln müssen, wieviel davon auf Casetorix entfiel.

  • | Caius Lupus


    Ein leichtes Lächeln umspielte die Lippen des Procurator, als er das neue Angebot von Rufus hörte. Da war doch eine ganze Portion Entgegenkommen vorhanden! Da konnte man sicher auch noch ein wenig weiter testen...


    "Das klingt doch schon viel besser..."


    Dann erstarb sein Lächeln wieder und er fügte in überaus ernstem Ton hinzu


    "...wenn es sich um zwei etablierte Fahrer handeln würde. Es müsste nicht unbedingt nur Rom sein, aber ein Provinz-Kutscher, der noch nicht einmal außerhalb von Aegyptus von sich hören gemacht hat, ist wohl kaum mehr als 2000 wert. Und für Casetorix leg' ich noch 600 drauf. Das ist doch immer noch famos!"


    Nun fragte sich Lupus, ob er Casetorix nicht ein wenig zu teuer gemacht hatte...nun würde er weiter an Mehaf feilschen müssen...

  • Dafür, dass man angeblich außerhalb von Aegyptus noch nichts von Mehaf gehört hatte, schien der Blaue Unterhändler ein ziemlich genaus Bild von diesem Fahrer zu haben. Sehr diplomatisch ging er dabei allerdings nicht vor. Schnell genug fuhr Rufus' Arm aus, um Mehaf davon abzuhalten, tätlich gegen den Blauen vorzugehen. So blieb es bei einem kräftigen Spucken. "Provinz-Kutscher?! Vergiss' es! Idiot! Für euch fahre ich nicht!"


    Rufus zuckte dazu mit den Schultern. "Wenn er nicht will, kann ich da auch nichts machen."

  • | Caius Lupus


    Lupus erschrak, als Mehaf sich selbst zu Wort meldete und dann auch noch so wild. Langsam wischte er sich die Spucke aus dem Gesicht und fragte sich dabei, ob es all den Aufwand wert war. Dann sah er den Ägypter ernst an. Natürlich wusste er, dass Mehaf ein wertvoller Fahrer war, aber offensichtlich war er nicht gerade mit Bescheidenheit gesegnet...es war doch immer am besten, wenn man nur mit den Agenten der Aurigae verhandelte...


    "Junge, entspann dich. Wenn du wegen jedem Mist auf die Palme kommst, wird hier in Rom nix aus der Auriga-Karriere! 2000 sind ein guter Preis für dich!"


    Offensichtlich hatte Mehaf trotz seiner südländischen Herkunft kein Verständnis für das übliche Herabwürdigen der Ware, um den Preis zu drücken.


    "Als Wiedergutmachung für die Beleidigung leg ich sogar nochmal 100 Sesterzen drauf, zufrieden?"

  • Der Fahrer überließ es mit stolzer Miene wieder seinem Unterhändler, mit dem Blaune zu sprechen. So gut war sein Latein bei weitem nicht und das meiste waren Schimpfworte. Deswegen hatte er ja die Sache mit dem Provinzkutscher überhaupt verstanden. Und was der Blaue konnte, konnte Rufus schon lange. "4900. Für die Beleidgung musst du dich sowieso mit Mehaf einigen und wenn dir das bestplatzierte Jungtalent der Ludi Alexandriae nicht so viel Wert ist, kannst du es ja mal mit Hakor oder Alexandros versuchen. Ach nein, letzteren hat ja schon die Praesina unter Vertrag genommen. Ich hörte, die haben für ihn alleine mehr gezahlt als du hier für beide anbietest.

  • | Caius Lupus


    Lupus wusste jetzt schon, dass er diesen hochmütigen Ägypter nicht mögen würde. Dennoch wusste er, dass es ihm nicht gerade das Wohlwollen des Princeps Factionis einbringen würde, wenn er Mehaf links liegen ließ. Also musste er weiterverhandeln.


    Rufus kam ihm entgegen, aber auf geradezu lächerliche Weise.


    "Die Praesina scheint zu viel Geld zu haben. 4900 ist Wucher für die beiden. 2700 liegen da ja wohl definitiv näher dran."


    Nun ärgerte es ihn, dass er nicht herausgefunden hatte, was die Praesina für Alexandros bezahlt hatte - so hätte er zumindest einen Vergleichswert gehabt. Die Veneta hatte lange nicht mehr eingekauft, weshalb es tatsächlich schwierig war, einen adäquaten Preis nach heutigen Maßstäben zu finden.

  • Rufus verschränkte die Arme vor der Brust. "So geht das nicht. 2700 sagtest du schon. Falls du es nicht mitbekommen hast: 2000 plus 600 plus 100 sind 2700. Daraufhin sagte sich 4900. Jetzt bist du wieder dran. Und ich rate dir, endlich ein vernünftiges Angebot zu machen, ich habe nicht ewig Zeit."

  • | Caius Lupus


    Diesmal hätte Lupus fast aufgelacht. War das hier ein Spiel? Er musste alle Ausgaben vor dem Plenum verantworten und dieser Rufus rechnete ihm vor, dass sein er ihm nicht entgegenkam? Und das, während er selbst ein unverschämtes Angebot machte?
    Er zuckte mit den Schultern.


    "Hm, ich bin dir schon 200 Sesterzen entgegengekommen und du nur 100. Beschwere ich mich?"


    Einen Augenblick überlegte er und meinte dann nicht ohne einen Anflug von


    "Aber gut, 2800 sind mir auch recht."

  • Jetzt ließ Rufus die Hände wieder sinken. "Weißt du was? Vergiss' es! 600 für Casetorix und wir sind im Geschäft. So wie du hier bietest, wird Mehaf bei euch sowieso nicht glücklich werden."


    Er beugte den Kopf leicht zu Mehaf hinüber und murmelte ihm leise etwas zu, was aber nicht zu verstehen war. Vielleicht war es nicht einmal Lateinisch gewesen.

  • | Caius Lupus


    Langsam hatte Lupus das Gefühl, dass er möglicherweise doch in der falschen Kategorie gespielt hatte. Wenn er nicht bald etwas unternahm, würde Mehaf noch tatsächlich verschwinden. Andererseits gab es zahlreiche andere Fahrer, die geradezu darauf warteten, unter Vertrag genommen zu werden...


    Einen letzten Versuch war es aber vielleicht doch noch wert.


    "Na gut, was ist mit 3400?"

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