[Amphitheatrum Neronis] Spiele zu den Tiberinalia

  • Ludi Gladiatores zu den Tiberinalia
    ~ Die Pompa ~


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    Direkt nach dem Opfer begann die Pompa zu den Spielen, die nun im Amphitheatrum Neronis stattfinden würden. Praktischerweise lag dieses nur gute tausend pedites von der Tiberinsel entfernt. So hatte Durus als hauptsächlicher Geldgeber beschlossen, die Prozession zuerst den Tiber entlang bis zum Tempel des Portunus auf dem Forum Boarium und dann über das Forum Romanum und auf der Via Flaminia wieder aus der Stadt herauszuführen, sodass die glanzvollen Bauwerke den Gladiatoren als Kulisse dienen konnten.


    Die Spitze des Zuges bildeten Musikanten, die eine düstere, aber zugleich feierliche Melodie auf ihren Instrumenten spielten. Ihnen folgte eine Fercula mit der Statue des Tiberinus, liegend und mit einem Füllhorn in der Hand. Dieses Abbild wurde getragen von acht muskelbepackten Sklaven mit glatt rasierten Schädeln. Als nächstes gingen die Priester, die am Opfer beteiligt gewesen waren - allen voran Tiberius Durus, noch immer in seine Toga praetexta gehüllt. Daran schloss sich schließlich ein kleiner, von Männern gezogener Wagen mit der Kultstatue der Minerva, die die Hausgöttin der Tiberier war. Aus diesem Grund trugen Sklaven in Togen mit breitem Purpursaum die Imagines Maiorum hinter dieser her, wie es bei Leichenzügen üblich war. Besonders die Maske des Lucius Tiberius Allodius, der der erste Praetor der Tiberier gewesen war, wurde von prächtig ausgestatteten Liktoren begleitet. Später im Zug folgten jedoch auch Publius Tiberius Maximus, Aulus Tiberius Celus und zuletzt Tiberia Honoria, die Schwester des Tiberius Durus. An die toten schlossen sich die lebenden Familienmitglieder - die gewissermaßen zugleich die Sponsoren dieser Feier waren - an.


    Nach dem "Kult-Teil" folgte dann endlich die Hauptattraktion des Tages: In einem Wagen mit einem Käftig wurden mächtige Löwen transportiert, denen berittene Jäger folgten. Diese für die Venatio gedachten Teilnehmer führten dann endlich die Schar der eigentlichen Gladiatoren an. Angeführt wurde der Zug von Corpulus, der ganz allein die Gladiatorenschar anführte. Den Helm, den er in Kampf trug, trug ein Bursche für ihn, sodass er beide Hände frei hatte, um den jubelnden Massen zuzuwinken.
    Dann erschienen in Zweierreihen mehrere Retiarii, deren Armschienen blank poliert unter den über die Schulter geworfenen Netze hervorblitzten. Der milde Herbsttag ermöglichte es glücklicherweise, dass ihre Dreizacke höchstens vor Aufregung, nicht aber vor Kälte zitterten.
    Nach diesen marschierten mit wuchtigen Schritten einige Thraces, deren kleine Schilde gegen die überhohen Beinschienen schlugen.
    Als letztes erschienens schließlich die Murmillones, unter ihnen Nubius, eine Berühmtheit unter den stadtrömischen Gladiatoren. Als Spezialisten der vorhergehenden Gruppe schlossen sich schließlich noch zwei Scissores an.
    Einer dieser mit den aufsehenerregenden Klingen versehenen Gladiatoren erhielt besonderen Beifall: Es war Barbatus, der Held zahlreicher Kämpfe! Dieser Gladiator hatte sich aus der germanischen Provinz in vielen Duellen bis ins flavische Amphitheater gekämpft. Man vermutete, dass er in Kürze das hölzerne Schwert erhalten würde, doch heute schien er wie immer geradezu kampfesdurstig durch die Straßen zu ziehen.


    Langsam schlängelte der Zug sich den Tiber entlang, auf dem Forum sahen sowohl Durus, als auch wenig später Barbatus hinauf zum Capitol - Durus aus Stolz auf sein Römertum, Barbatus aus trotzige Geste: Ihn hatten die Römer nicht bezwungen! Doch schließlich erreichten die Gladiatoren das Amphitheater. Die Tiberier eilten rasch hinauf zur Ehrenloge, während die übrigen Parade-Teilnehmer eine große Runde durch die Arena zogen und dann vorerst wieder in den Gängen des Gebäudes verschwanden.

  • Gladiatorenkämpfen konnte Macer nicht so viel abgewinnen wie Wagenrennen, so dass er bei dieser Pompa nur am Rande als Zuschauer zu sehen war. Sich bei öffentlichen Feiertagen zu zeigen, war für Senatoren derzeit wichtiger denn je und natürlich wollte Macer auch sehen, wie der junge Senatskollege die Veranstaltung organisieren würde. Der Anblick war zweifellos prächtig und das Volk schien angemessen begeistert zu sein, aber das war es ja bei öffentlichen Spielen eigentlich immer. Zu den besonders bejubelten Helden der Massen konnte er nichts sagen und wenn der Beifall nicht lauter geworden wäre, hätte er sie nicht erkannt. Aber er konnte sich ja auch nicht überall auskennen und verzog sich im Laufe der Pompa dann auch schon auf die Senatorenplätze in der Arena.

  • Irgendwo im Gedränge der Pompa war auch ich anwesend. Es war zwar nicht mein Ding, Schlachten und Geschlachte nun auch noch in der spärlichen Privatzeit zu sehen, doch es gehörte dazu, dass man sich auf den Strassen Roms an solchen Anlässen zeigte, wenn man ein höheres Kommando oder eine politische Position hatte, und ich hatte beides!

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    CIVIS

    SODALIS FACTIO ALBATA - FACTIO ALBATA

  • Albina hatte derzeit wenig Sinn für derlei Veranstaltungen, beschäftigten sie doch zur Zeit vielerlei andere Dinge. Sie lebte förmlich in einem ständigen Gefühlschaos im Wechsel von der Trauer um den Tod ihres einst geliebten, die Furcht und Unsicherheit ihre Verlobung mit dem Flavier betreffend und die Sorge um ihren Bruder und ihren Vetter, die derweil in Parthien kämpften. Dennoch bot dieser Tag eine gewisse Ablenkung und war ihr daher willkommen, obwohl sie Gladiatorenkämpfen an sich nicht sonderlich viel abgewinnen konnte.


    Im Festzug war sie in Begleitung der anderen Familienmitglieder hoch erhobenen Hauptes den Trägern der Totenmasken ihrer Ahnen gefolgt. Sie wusste, wie man sich in der Öffentlichkeit zu präsentieren hatte und so konnte niemand auch nur einen Bruchteil der Dinge in ihrem Gesicht erkennen, die ihr Inneres so aufwühlten.


    Im Amphitheater angekommen folgte sie Durus in die Ehrenloge und ließ sich nieder. In einer in einem dunklen Mint-ton gehaltenen und mit weinroten Bändern verzierten Tunika saß sie nun zwischen ihren Verwandten und schaute sich zunächst ein wenig um, um zu sehen, wer noch alles zu den Tiberinalia erschienen war.

  • Wenig lag Gracchus ferner denn Gladiatorenspiele, selbst Wagenrennen konnte mehr er abgewinnen oder etwa zotigen Possenspielen. Der blutige Kampf der Arena jedoch gereichte zumeist nur dazu, dass ihm blümerant wurde vor Augen und sein Magen gegen jeglichen Inhalt zu rebellieren begann. Manches mal jedoch waren an Feiertagen nicht nur Opfer publiker Art darzubringen, sondern auch ganz persönliche. Nicht nur gehörte es zur Pflicht eines Senators und Pontifex, sich an solch gewichtigen Festtagen öffentlich zu zeigen, es war gleichsam Pflicht eines Ehemannes, seine Gemahlin ab und an an seiner Seite auszuführen und da sich exzeptionelle Theaterstücke dieser Tage rar zeigten, mussten Alternativen gefunden werden, um das hauchdünne, zarte eheliche Band zu festigen. Aus diesem Grunde wohnte das in Publizität stets überaus glücklich und zufrieden anmutende Ehepaar Claudia Antonia und Flavius Gracchus nicht nur der Opferung zu Ehren des Tiberinus bei, sondern gleichsam auch den aus diesem Grunde stattfindenden Gladiatorenspielen. Die Plätze der Senatoren und ihrer Begleitung erlaubten eine vorzügliche Sicht auf das Geschehen im Rund zu ihren Füßen, ein Vorzug, um welchen das Volk an manch einem Tage die Senatorenschaft mochte beneiden, welchen Gracchus jedoch in keinem Maße konnte goutieren, da es unweigerlich dem rotfarbenen Blutfluss der Gladiatoren ihn nur mehr würde näher bringen. Die Sklavenschaft hatte dafür Sorge getragen, dass auch an diesen kalten Tagen des Dezembers der Platz einigermaßen agreabel sich bot, so dass die patrizischen Gesäße auf weichen Kissen konnten gebettet werden, Antonia jederzeit eine Decke sich würde anreichen lassen können, so die Kämpfe der Arena nicht würden ihr Blut ausreichend in Wallung bringen, und stets gewärmter Würzwein zur Verfügung stand, um den Körper von innen heraus zu wärmen. Schicksalsergeben ließ sich Gracchus zur Seite seiner Gemahlin sinken und blickte starr voraus in den sandigen Grund, über welchen eben die letzten Teile der pompa zogen.

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  • Ludi Gladiatores zu den Tiberinalia
    ~ Die Ankündigungen ~


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    Als sich die Ränge des Amphitheaters gefüllt hatten, betrat Deus Petulans, der bereits bei Durus' letzten Spielen durch das Programm geführt hatte, die Kommentatoren-Loge. Wie immer war eine riesige bronzene Flüstertüte installiert worden, um die Worte des Mannes im ganzen Theater hörbar zu machen. Mit klarer Stimme setzte er an.


    "Quirites, ich begrüße Euch zu den Ludi Gladiatores! Ich bin Deus Petulans und werde Euch heute durch das Programm führen!
    Die Spiele zum heutigen Tage werden euch präsentiert von der Gens Tiberia. Da der heutige Tag auch ihren Ahnen gewidmet ist, möchte ich euch zuerst um eine kleine Gedenkpause für diese bitten. Viele von ihnen haben tapfer und klug für die Republik gearbeitet und viele Steine in das Bauwerk Rom eingesetzt."


    Er wartete einen Augenblick, während dem es im Amphitheater kaum ruhiger wurde, da es den Plebs herzlich wenig interessierte, in wessen Andenken die Tiberier die Spiele abhielten - Hauptsache, sie waren kostenlos und beeindruckten! Dann fuhr Petulans fort.


    "So, nach dem ernsten Teil geht's gleich weiter zum interessanten Teil. Zuerst begrüßen wir unsere und insbesondere meine Sponsoren: Meine Damen und Herren! Begrüßt die Gens Tiberia!"


    Seine Stimme war in den letzten Worten angeschwollen und nun trat Tiberius Durus an den Rand der Ehrenloge, in der er Platz genommen hatte, sodass alle ihn sehen konnten. Wer in der Nähe saß, konnte sehen, dass er etwas lächelte und seine Lippen bewegte.


    "Wer den Praetor nicht verstanden hat: Ich wiederhole es kurz: Die Spiele mögen beginnnen!"


    Nun erhob sich ein großer Jubel, der insbesondere von den Klienten der Gens Tiberia unterstützt wurde, da diese am heutigen Tag besonders üppige Sportulae erhalten hatten. So ging es fast unter, als Petulans ein letztes Mal das Wort ergriff:


    "Zu Beginn geniiiiießt mit mir...die wildeeee Löwenjagd!"

  • Durus war geradezu glücklich gewesen, die Tiber-Insel zu verlassen, so sehr hatte ihn der Gestank des Flusses gegen Ende belastet. Glücklicherweise hatte er ordentlich gezahlt, dass der Haruspex eine Litatio verkündete - nicht dass es am Ende auf ihn zurückfiel! Allerdings hatte er sich auf der Tiber-Brücke zu ihm gedrängt und bemerkt, dass die Milz nicht 100% richtig gewesen wäre...das beschäftigte den Tiberier nun doch. Eigentlich glaubte er nicht, dass die Götter es nötig hatten, ihre Meinung mittels der Veränderungen von Vieh kundzutun - ihm war zumindest praktisch noch nie eine negative Eingeweideschau im öffentlichen Bereich begegnet (allerdings konnte das auch einfach bedeuten, dass Haruspices unfähig waren). Aber in den aktuellen Zeiten war es doch etwas anderes...während er also unbewegt die Pompa angeführt hatte, ware ständig die Erinnerungen an die Sitzung des Collegium Pontificium in Erinnerung...all die Morde? Nun Probleme beim Opfern? War Rom verflucht? Wollten die Götter Rom vor irgendetwas warnen?


    All diese Zweifel nagten nun an Durus, auch wenn er problemlos sein Politiker-Lächeln aufsetzen konnte, als er an die Brüstung trat und den Jubel entgegennahm. Doch kaum war er wieder aus dem Winkel, sanken seine Mundwinkel nach unten und leichte Falten gruben sich auf seine Stirn...

  • Fantastisch. Unglaublich. Phänomenal. Atemberaubend. Überwältigend. Grandios. Sagenhaft. Traumhaft. Großartig. Wundervoll.
    Zum ersten Mal in ihrem Leben bedauert Lucilla ihre mangelnde Bildung, denn mehr Wörter für die herrliche Aussicht wollen ihr nicht einfallen. Natürlich sitzt sie nicht zum ersten Mal vorne bei den Senatoren, aber heute ist alles anders und das mit Recht. Denn mit dem (dem Recht) sitzt es sich besonders gut. Die Auflösung ist brillant - jedes Sandkorn kann Lucilla am Boden des Amphitheaters erkennen, und die Farben bestechend lebensecht - Lucilla fühlt sich jetzt schon wie mittendrin, statt nur dabei. Die Bewirtung ist auch nicht schlecht, natürlich hat sich Avarus nicht lumpen lassen und lässt allerlei Kleinigkeiten herbeitragen.


    Es dauert nicht lange, bis sich die Hochzeit lohnt, spätestens bei der pompa. Fast fällt Lucilla eine Traube aus dem Mund, gerade noch rechtzeitig kann sie die Frucht hinunter schlucken. Sie stumpt Avarus in die Seite und verdreht aufgeregt die Augen.
    "Bona Dea! Ist er das ...? Oh Mater Magna ..." Lucilla schüttelt aufgekratzt die Hände vor sich und hebt dann eine zum Mund, die andere zum Herz und kann gerade noch verhindern, dass sie anfängt zu Hyperventilieren. "Oh.. ich glaube es nicht... Barbatus! Bei allen Göttern, er ist es!" Alles in Lucilla drängt danach ihm zu zu winken, doch sie beherrscht sich. Natürlich kann Barbatus nicht mit dem großen Spartakuss mithalten, aber er ist nah dran. Ein Hühne von Mann, ein heroisches Ungetüm, ein unbezwingbarer Kämpfer, der jeden Gegner gnadenlos in den Boden rammt - was könnte man mehr von einem Gladiator wollen? Leider muss Barbatus vorerst den Löwen weichen, aber allein der Gedanke daran, dass er später die Arena betreten wird, lässt Lucillas Herz flattern. Tiberius Durus muss ein Vermögen in diese Spiele investiert haben.

  • Ihr Götter, ich hasste die Spiele. Sie waren laut, sie waren blutig, und vor allem, sie verschwendeten sinnlos gute Kämpfer auf einer massenbelustigenden Hatz gegen Tiere. Ich hätte mich an einem guten Theaterstück sicherlich besser erfreut und vor allem länger, aber nein, es mussten ja immer Krieger und Tiere sein. Ich war an diesem Tag schon mit einem gewissen Unwillen aufgestanden, denn ich war mir sehr wohl dessen bewusst, dass ich mir dieses verdammt Spektakel den ganzen Tag über würde antun müssen, Tiberius Durus hatte sicherlich nicht gespart, und das bedeutete, es würde eine halbe Ewigkeit dauern, bis der letzte Gladiator den letzten Löwen, Alligator oder was auch immer man sonst noch so aufgetrieben hatte, getötet hatte, oder umgekehrt. Ich würde mich tödlich langweilen, soviel stand fest, und zu allem Überfluss würde ich auch noch so aussehen müssen, als würde mir diese primitive Volksbelustigung Spaß machen.


    Das war eindeutig der unangenehmere Teil des Ganzen - zudem musste man auch noch recht weit vorn sitzen als amtierender magistratus, damit man bloß keine blutige Einzelheit verpasste. Gemeinsam mit Rutger hatte ich mich durch die Menschenmasse gequält, die in das Amphiteater geströmt war, und wieder einmal wünschte ich mir eine große Peitsche, um diese ganzen Leute auseinander zu treiben. Aber ohne Leibwächter hatte ich mir das alles nicht antun wollen, und so kam Severus in den Genuss, heute das Spektakel sozusagen hautnah erleben zu dürfen. Auch wenn ich mir nicht ganz sicher war, was er über die Spiele als solche dachte, er würde einige der Gladiatoren in der Arena kennen von seinem Training, vielleicht wurde es dann doch noch ganz interessant.


    Meine toga praetexta - man trug natürlich alle Amtsinsignien zu diesem überflüssigen Schwachsinn, wie konnte es auch anders sein - öffnete uns alle Türen, die für normale Bürger verschlossen waren, und als ich endlich die Tribüne erreicht hatte, die für Magistrate und Senatoren gedacht war, fühlte ich mich wie durch eine Mangel gepresst. Ich erspähte freien Platz, der praktischerweise zwei Vorteile aufzubieten hatte - zum einen meinen patronus, zum anderen Gracchus und seine Gemahlin, die an diesem Feiertag wieder einmal so frisch wirkte wie eine Blüte im Frühling. Frauen waren eindeutig das beneidenswertere Geschlecht, dachte ich bei mir und steuerte den Platz an, auf dem ich mich nach einem freundlichen "Salve allerseits!" auch niederließ und Severus heranwinkte. "Man könnte meinen, die Spiele begännen vor dem Amphitheater, ich bin mir fast sicher, draußen geht gleich genauso das Hauen und Stechen los wie hier drin." Ich lächelte gen Gracchus nebst Gemahlin, dann gen meines Patrons und streckte die Beine aus. Auch das noch. Die Tribüne war für den typischen kleinwüchsigen und fettleibigen Senator konzipiert - es würde die reinste Folter werden, soviel stand fest.


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  • Einige Senatoren und Amtsträger waren schon vor Macer auf der Tribüne, viele andere trafen später ein. Der Nachteil der vorderen Reihen war es, dass man die später eintreffenden Leute erst bemerkte, wenn sie in der unmittelbaren Nähe waren, zumindest wenn man nicht ständig den Kopf hin und her wenden wollte wie ein nervöser Hund.


    Macer hatte sich gerade mit dem Senator zu seiner einen Seite unterhalten, als auf der anderen Seite Senator Flavius Gracchus nebst Gemahlin eintraf. "Salvete!", grüßte er mit einer leicht angedeuteten Verbeugung, ersparte sich aber das Aufstehen. Früher oder später würde das nur die Toga in Unordnung bringen. "Das sieht professionell vorbereitet aus", meinte er dann mit Blick auf die bereit gehaltenen Decken, Kissen und Behältnissen mit vermutlich warmen Getränken. "Da merkt man gleich, wer gerne zu dieser Art von Veranstaltungen geht."


    Später beobachtete Macer dann, wie in einiger Entfernung das frisch verheiratete Ehepaar Germanicus-Decima Platz nahm, als überraschend auch sein Klient Flavius Aquilius erschien und den Platz direkt neben ihm belegte. "Salve, Aquilius", grüßte Macer überrascht und durchaus erfreut. Wobei die Überraschung eigentlich unbegründet war, gehörte sein Klient doch zu den amtierenden Magistraten und daher auch in die vorderen Reihen. "Dann sollten wir wohl später nicht rausgehen, ohne uns einen Bären mitzunehmen, der uns den Weg frei macht", mutmaßte Macer auf die Bemerkung zu den Zuständen draußen hin. Allerdings war er ja gerade erst gekommen und hatte nicht vor, gleich schon wieder zu gehen.

  • Weil die wilde Löwenjagd noch gar nicht so wild ihren Anfang nimmt, nimmt Lucilla die Gelegenheit wahr, sich ein bisschen umzuschauen. Es ist ja nicht nur wichtig, dass man sieht, wer alles da ist, sondern ganz besonders, dass alle sehen, dass sie da ist - Decima Lucilla, Ehefrau von Senator Germanicus Avarus. Immerhin hat das lange genug gedauert, dass sie da nun ein bisschen Wert darauf legen muss.


    Senator Purgitius Macer ist gar nicht weit entfernt und Lucilla winkt ihm lächelnd zu. Macer weiß natürlich schon, dass Lucilla ganz richtig da sitzt, wo sie sitzt, immerhin war er einer der Hochzeitsgäste. Deswegen ist er nicht ganz so interessant. Zwischen ihm und sich selbst erblickt Lucilla allerdings noch einen Senator, bei dessen Anblick ihr ein wenig Röte ins Gesicht schießt. Flavius Gracchus - ausgerechnet. Als wäre dieses Amphitheater nicht groß genug, als dass er am anderen Ende sitzen könnte. Natürlich sieht sich Lucilla völlig in Unschuld - was kann sie dafür, dass er aussieht wie sein Piratenbruder? Da muss er auch damit rechnen, eine Ohrfeige für diesen einzukassieren. Zum Glück war er an diesem Tag noch nicht Senator. Und Pontifex auch nicht. Außerdem würde er das Thema hoffentlich nie wieder zur Sprache bringen, schließlich ist es für ihn nicht weniger peinlich als für Lucilla. Noch viel peinlicher sogar, wenn Lucilla erst die Wahrheit über seine Verwandtschaft auspackt.


    Da Lucilla allerdings dann schon zu lange in die Richtung starrt, als dass sie nun noch schweigen könnte, lächelt sie auch dem Flavier adrett zu und ringt sich ein höflichkeitsbedingtes "Salve, Senator." ab, das bei der Lautstärke in der Arena aber auch gut untergehen könnte.
    Die Frau neben Gracchus muss wohl seine Ehefrau sein - Claudia Antonia. Über diese Ehe gibt es ja einige Gerüchte und natürlich kennt sie Lucilla alle. Und die beiden sehen tatsächlich so glücklich aus, wie man sagt, dass sie es sind. Den Mann, der das Ehepaar gerade begrüßt, kann Lucilla allerdings nicht zuordnen. Was zu schade ist, denn er ist nicht von schlechten Eltern, so dass Lucilla einfach mal auch ihm ein freundliches Lächeln schenkt. Immerhin trägt er die toga praetexta, ist also wichtig. Und wichtige Menschen kann man gar nicht genug kennen.

  • Die Anwesenheit meines Patrons (von Gracchus und Antonia einmal ganz abgesehen) verhieß zumindest, dass dieser Tag nicht ganz fürchterlich vorübergehen würde, und da sich Gracchus samt Gemahlin fast häuslich eingerichtet hatten, würde ich später sicher auch ein bisschen was schnorren können. So ein heißer Gewürzwein wäre sicher nicht verkehrt jetzt, vor allem ging dieser ganze Schwachsinn mit einem gewissen Alkoholpegel eindeutig schneller vorüber. Für die nächsten Spiele würde ich mir auch einen Sklaven vorausschicken, mit einer riesigen Amphore Wein ... bei diesem Gedanken angelangt, forderten Purgitius Macers Worte meine Aufmerksamkeit ein. "Falls noch ein Bär übrig bleibt, vorausgesetzt, diese Gladiatoren sehen ziemlich motiviert aus. Wollen wir nachher ein paar Wetten abschließen? Es wird doch zumeist ein wenig spannender mit ein paar gesetzten Sesterzen," gab ich zurück und dachte in diesem Moment daran, dass es überhaupt erst dann etwas Spannung versprach. Im Grunde war das hier die reinste Zeitverschwendung, nicht einmal richtig unterhalten konnte man sich, dafür war das Gekreisch der Menge viel zu laut.


    Die dunkelhaare Frau mit dem kecken Lächeln neben Antonia kannte ich freilich noch nicht, aber den Mann daneben - schätzungsweise war das die Gemahlin des Germanicus Avarus, sie hatten ja kürzlich erst geheiratet, und noch schien sie durchaus von der Ehe angetan. Aber was half es schon, auch Gracchus und Antonia wirkten nach außen hin wie ein zufriedenes Ehepaar und in Rom gab es sicherlich keines, das unglücklicher gewesen wäre.
    Ich gab ihr Lächeln freundlich zurück und neigte ihr höflich den Kopf zu, genauso wie ihrem Mann, kurz bedauernd, dass sie so weit weg saß - aber ich wollte schließlich auch nicht eine gebrüllte Unterhaltung über Gracchus' und Antonias Köpfe hinweg führen. Einen kurzen, etwas längeren Seitenblick auf Gracchus gönnte ich mir indes schon. Wir saßen zwar fast nebeneinander, aber doch, die Distanz zwischen uns hätte nicht größer sein können .. ein Teil jener Bürde, die wir immer würden tragen müssen. "Senator, hast Du den üblen Geruch des Tiber heute eigentlich auch bemerkt?" wandte ich mich wieder an meinen Patron, tapfer bemüht, das Gespräch auch auf Themen abseits der Spiele zu lenken.

  • Zumindest blieb bei all dem fastidösen Geschehen im Rund der Arena die Möglichkeit zum Gespräch auf den Rängen der Zuschauer, obgleich vermutlich zum Höhepunkt der Darbietung auch dies würde ob des Lautstärkepegels verwehrt sein, welcher jedoch seinen Anfang dieser Zeit noch nicht hatte genommen.
    "Salve, Senator"
    , grüßte Gracchus Senator Purgitius und wollte bereits zu einer Negation des Anscheins der Goutierung der Spiele ansetzen, begnügte sich schlussendlich jedoch mit einer Erläuterung der professionellen Vorbereitung.
    "Eine Ehefrau ist das Wertvollste, was ein Mann an seiner Seite wissen kann, darum ist es nur adäquat ihr diesen Platz so kommod wie nur irgend möglich zu gestalten."
    Aquilius' Ankunft verhinderte vorerst, dass Gracchus dieser wertvollen Frau zu seiner Seite allzu viel Aufmerksamkeit musste zukommen lassen, konnte doch zuerst den Vetter er begrüßen, welcher in direkter Weise sich neben ihn platzierte, was ihn gleichwohl sprichwörtlich zwischen Scylla und Charybdis brachte. Längstens war damit die Irrfahrt jedoch nicht beendet, tat sich zur Seite hin zudem Decima Lucilla samt ihres Gemahles, des Germanicus, auf.
    "Salve, Decima, salve, Senator"
    , grüßte Gracchus nicht weniger auf Höflichkeit bedacht entsprechend zurück, sah sich weiters jedoch im Zwang, der Verbindlichkeiten mehr noch Vorschub zu leisten.
    "Darf ich euch meine werte Gemahlin Claudia Antonia vorstellen? Antonia, dies sind Senator Germanicus Avarus und seine liebreizende Gattin Decima Lucilla, welche bis vor kurzem Auctrix der Acta Diurna gewesen ist."
    Dass Antonia nicht bereits bei irgendeiner Feierlichkeit den Senator hatte kennen gelernt, mochte Gracchus nicht ausschließen, doch die Decima musste augenscheinlich ihr unbekannt sein, wie auch in reziproker Weise.

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  • Bereits seit man ihr mitgeteilt hatte, dass ihr Gatte gedachte, sich heute ein wenig mit ihr in der Öffentlichkeit zu zeigen, war Antonia aufgeregt gewesen. Als sie erfahren hatte wohin er sie mitnahm, verbesserte das die Angelegenheit nicht gerade.
    Zu den Gladiatorenspielen… unwillkürlich waren ihr die Worte zahlreicher Freundinnen eingefallen. ‚Oh, Antonia, ein Gladiator… das musst du einmal ausprobieren, du wirst nie wieder einen anderen wollen.’ Die Claudia war damals vor Scham beinahe im Erdboden versunken. Ihre Freundinnen vergnügten sich mit Sklaven. Mit grobschlächtigen, schweißtriefenden, muskulösen…Erschrocken über ihre Gedanken jappste sie nach Luft und hoffte, Gracchus, welcher direkt neben ihr saß, hatte nichts bemerkt. Ihre Ehe war schon schwierig genug, auch ohne dass sie sich solchen Vergnügungen hingab – ganz abgesehen davon, dass Muskelberge ohnehin nicht ihr Fall waren.
    ‚Glaub mir’, hatte Cinilla, eine der besagten Freundinnen, gesagt, ‚versuch es wenigstens einmal.’
    Natürlich war Antonia nicht gänzlich weltfremd aufgewachsen. Es war nichts besonderes, ein Techtelmechtel mit einem Sklaven anzufangen. Sie wusste, dass zahlreiche Damen der Gesellschaft ihren Männern Hörner aufsetzten. Und diese scherten sich meist nicht darum, war doch ihre nörgelnde Gattin auf diese Art und Weise zumindest beschäftigt. Ein kurzer Seitenblick wanderte zu Gracchus. Ob es ihm etwas ausmachen würde?
    Schnell senkte sie die Augen wieder. Oh, er würde sie verachten. Seine Frau mit einem schmutzigen Gladiator? Undenkbar. Er, der perfekte Ehemann und sie, die lüsterne Gemahlin? Nein, den Gedanken ertrug sie nicht, war sie doch, so dachte sie, in seinen Augen ohnehin schon mehr als minderwertig. Andererseits, was konnte sich da noch verschlimmern?


    Solche und ähnliche Gedanken plagten die junge Frau, als sie begann auf ihrer Unterlippe herumzukauen. Eine furchtbare Angewohnheit. Wie das Fingernägelkauen, das sie sich in der Villa Flavia angewöhnt hatte. Ihre Sklavinnen hatten regelmäßig ihre liebe Mühe damit, an den Händen zu retten, was zu retten war.
    Antonias Blick fiel auf einige vor ihnen sitzende Senatoren samt Ehefrauen. Eine jede von ihnen wirkte wie eine Statue. Erhaben, unfehlbar – und stocksteif. Ob sie selbst wohl mittlerweile genauso aussah? Sie blickte an sich hinab: Die Füße eng zusammengestellt, die Hände im Schoß gefaltet, den Rücken kerzengerade durchgedrückt, wie man es ihr als Kind eingebläut hatte. Ja, sie schien sich in nichts von diesen Matronen zu unterscheiden. Eine Tatsache, die Panik in ihr aufsteigen ließ. Sie war zu jung, um als Steinklotz zu enden. Es gab so viel zu erleben und zu sehen in dieser Welt, doch sie selbst sperrte sich in einer Villa ein. Der Drang, aufzuspringen und laut zu schreien wuchs so stark in ihr, dass sie sich, aus Angst, dem nachzugeben, mit beiden Händen an ihrem Sitzplatz festklammerte.


    Zu allem Überfluss erschien nun auch noch Aquilius, welcher Antonia regelmäßig kleine Tode sterben ließ, allein durch seine Anwesenheit. Doch sie ließ sich, so gut es eben ging, nichts anmerken und nickte ihm freundlich zu. Auch Senator Purgitius erhielt eines von Antonias freundlicheren Lächeln – was jedoch wahrlich nichts zu sagen hatte. Gracchus' Lobgesang auf die Ehefrau blieb unkommentiert, da sie nicht recht wusste, ob sie lieber in Tränen ausbrechen sollte oder lauthals lachen.
    Das Ehepaar, das anschließend ankam kannte sie nicht, glaubte sie zunächst. Erst als sie einen der beiden Namen hört rattert eine ganze Serie von Gerüchten, Geschichten und Klatsch über dieses Pärchen im patrizischen Kopf herab. Plebejer, homines novi, so weit sie wusste. Trotzdem – oder gerade deshalb? – werden sie nicht minder freundlich von der Senatorengattin Antonia begrüßt.
    “Gewiss.“ , erwiderte sie, auf die Vorstellungen ihres Gemahls hin, “Die berühmte Auctrix. Dass Lucilla nicht aufgrund ihrer Tätigkeit für die Acta berühmt war, blieb dahingestellt. Sicher wussten die beiden ohnehin, dass seit Monaten auf sie gewettet worden war. “Es ist mir eine Freude, euch kennen zu lernen.“

  • Flaviobriga ist eine Stadt im Norden Hispaniens, mit direktem und unmittelbarem Zugang zum großen Meer. Die Landschaft ist rauh und die Stadt hat nichts, was an das liebreizende Baiae des jüngeren Plinius erinnert. Wenn man einen Kampf erleben will, fährt man bei Wind und Wetter hinaus aufs Meer oder macht bei Dämmerung einen Ausflug ins Hinterland. Über kurz oder lang streckt ein Wolf oder ein Bär seinen Kopf hinter einem Baum hervor und erkundigt sich, ob man eventuell Lust habe, ein wenig mit seinem Leben zu spielen.


    Die Idee, wilde Tiere heranzukarren, um ein wenig mit seinem Leben zu spielen und anderen die Gelegenheit zu geben, dabei zuzuschauen, mag auf den ersten Blick darum für einen vom Land albern klingen, allerdings hat eine solche künstliche Situation einige unbetreitbare Vorteile. Man kann anderen dabei zuschauen und ist nicht verpflichtet, entweder schnell wegzulaufen oder aus unvertretbaren altruistischen Gründen jemandem zu Hilfe zu eilen. Stattdessen kann man schäkern, Politik und Geschäfte treiben, sich den Wanst vollschlagen und darauf warten, daß ein weiterer sinnloser Tag zu Ende geht. Sich in Gefahr zu begeben ist etwas sehr aufregendes - man kann anderen stundenlang dabei zuschauen.


    "Tota Roma" - so ziemlich ganz Rom versucht sich in das Amphitheatrum des Nero zu quetschen. Das "Amphitheatrum Flavium" würde ich aus naheliegenden Gründen präferieren - also jenes Gebäude, bei dem die ästhetisch eher zweifelhafte, aber nichtsdestoweniger kolossale Statue steht.- Da ich wieder ziemlich getrödelt habe, waren die Sänften mit meinen Onkels schon lange weg, als ich mit wehender Toga unsere villa verließ. Aber das Vorprogramm konnte mir gestohlen bleiben - ich befürchtete Werbung besonders zu den bevorstehenden Saturnalien, man weiß ja, Horatius & Mauritius und alle diese Klamottenläden wollen ihre Partien unters Volk bringen.


    Unter viel Gedränge und Geschiebe, manchen plattgetretenen Füßen und mit einer ordentlichen - doppelten - Portion in Fett ausgebackenen Mäuseblasen schiebe ich mich durch die Massen und halte nach einem freien Plätzchen Ausschau. Wie erwartet, hatte es noch nicht richtig begonnen, ich hoffe, die Löwen haben wenigsten einige Tage lang nur Joghurt zu fressen bekommen, sonst wären sie zu wenig konzentiert und vielmehr angesichts des ungewohnten Terrains zu aufgeregt.



    Sim-Off:

    /edit: Flavium > Neronis (nicht auf den Header geschaut); aber: war das Amphitheatrum Neronis nicht aus Holz? Ob das ca. 50 Jahre - und den Brand 64? - durchgehalten hat?

  • Zitat

    Original von Caius Flavius Aquilius


    Durch ein elendes, wimmelndes Menschengedränge hatte der Germane sich hindurchgekämpft, und rabiat einen Weg für seinen Herrn gebahnt. So viele Menschen, so viele Römer auf einmal waren ihm höchst suspekt, ihm war als würden sie ihn erdrücken, und erleichtert atmete er auf, als sie die Ehrentribüne erreichten, und endlich wieder Luft zum Atem hatten. Kühl liess Severus seinen Blick über die versammelte Senatoren-und-Gattinnenschaft schweifen.
    Aquilius nahm Platz und der grosse Germane, der eigentlich besser in die Arena als hier auf die Tribüne gepasst hätte, setzte sich in die Reihe direkt hinter ihm, ein wenig schräg versetzt, um ihn auch beim Betrachten der Kämpfer im Augen behalten zu können. Denn er war ja nicht zum Spass hier. Severus wusste um die Anschläge auf verschiedene hochstehende Persönlichkeiten in letzter Zeit, und auch wenn der Flavier weiterhin völlig sorg- und arglos schien, wie das so seine Art war - er war doch jetzt immerhin ein Magistrat und damit vielleicht auch gefährdet. Ausserdem wäre diese Ansammlung von Senatoren hier für einen Attentäter doch sicher höchst verlockend gewesen... Wenn er selbst es auf möglichst viele Römer abgesehen hätte, hätte er allerdings einfach das hölzerne Bauwerk angezündet, ein paar Fässer Öl und Pech, gut plaziert an den Ausgängen, könnten hier eine heillose Verwüstung anrichten.


    Solche Gedanken gingen dem Germanen durch den strohblonden Kopf, während er mühsam seine langen Beine zusammenfaltete um sie in dem knapp bemessenen Rang unterzubringen. Aufmerksam musterte er dann seine Umgebung, fasste die Menschen in Aquilius' Nähe scharf ins Auge, und verbreitete um sich herum gekonnt eine Atmosphäre von grimmiger Wachsamkeit.
    Die Pompa blendete ihn förmlich, mit ihren Farben, den blitzenden Rüstungen, den wogenden Federbüschen auf den Helmen. Er erkannte den ein oder anderen Gladiator aus dem Ludus Illustris und wünschte ihnen von Herzen Kampfesglück. Das ganze Spektakel drumrum war abstossend, die Zuschauer widerten ihn an - verfettete, in Dekadenz erschlaffte Römer, die selbst keine Ahnung vom Kampf auf Leben und Tod hatten und zu ihrer Belustigung tapfere Krieger gegeneinander antreten liessen. Aber die Kämpfer selbst, die beneidete er tatsächlich. Denn sie hatten immerhin eine wenn auch kleine Chance, sich die Freiheit zurückzuerkämpfen. Was hätte er für so eine Chance gegeben!
    Immer mehr Menschen drängten sich in das Amphitheater und füllten die Ränge bis zum Bersten. Ein wenig bang fragte der Germane sich, wie und ob etwas von Menschen aus Holz gebautes so eine grosse Last überhaupt aushalten konnte. Auf einem Treppenaufgang in der Nähe entdeckte er dann ein bekanntes Gesicht - Flavius Lucanus, der den Aufbruch der ganzen flavischen Bagage scheinbar verpasst hatte. Severus richtete sich auf und legte die Hand an den Mund, rief mit kräftiger Stimme dessen Namen durch den Lärm des Amphitheaters hindurch, um ihn auf sich aufmerksam zu machen.
    "Flavius Lucanus!"
    Er suchte dessen Blick und deutete auf dessen versammelte Verwandschaft in der Reihe vor sich. Dann setzte er sich wieder hin und beugte sich zu Aquilius vor, der so eine winkende Handbewegung gemacht hatte.
    "Ja?"

  • Hu-Ha! schreie ich, als ich Severus, der villa Flavia blondesten Kleiderschrank weiter vorne oder unten, wie man will, entdecke. Ich winke vorsichtig mit meiner Tüte Mauseblasen und trampele die Stufen hinab, die in etwas zu großem Abstand errichtet wurden, um majes-gravi-tätisch hinabzuschweben.


    Seveeerus! rufe ich noch hinterher und entdecke dabei meine Onkeleinsundzwei, neben Onkel Gracchus eine schon von hinten atemraubende Schönheit sitzend. etwas gedämpfter bedeute ich mit Gesten und Mimik, daß ich unterwegs bin, wahrscheinlich will Gracchus bei der Frau Eindruck machen. Die Aussicht, daß sie zusammen mit meinem Onkel Gracchus auch noch einen trampelnden Großneffen (oder Urgroßneffen?, ich habe es vergessen) bekommen würde, will ich ihr nicht so schnell am Horizont aufziehen lassen. Schade, hatte mich auf ungezwungene und seichte Vergnügungen gefreut, jetzt wird alles wieder steif und geziert und gezwungen. Hätte Severus mich nicht gesehen, hätte ich mich rechtzeitig nach hinten absetzen können. Aber so?


    Mit einem Servus, Severus! lasse ich mich von hinten links über die Bank schwingend neben ihn plumpsen. :D

  • Zitat

    Original von Claudia Antonia


    Lucilla errötet ein ganz kleines bisschen wegen der berühmten Auctrix. Aber vielleicht ist es auch nur die Hitze, die trotz der Kälte irgendwie herrscht.
    "Die Freude liegt ganz auf meiner Seite, Claudia Antonia." Forschend schaut Lucilla die schöne Frau an. Diese Blässe ist einfach beneidenswert. So römisch Lucilla auch jemals werden wird, ihre hispanische Herkunft wird es niemals zulasssen, dass sie so wunderschön bleich wird. Da hilft auch noch so viel Gesichtsweiß nicht.
    Und wie gerade Antonia da sitzt, so erhaben. Ob die anderen Gerüchte wohl auch wahr sind? Die über die Fruchtbarkeit der claudischen Frauen? Offiziell haben Gracchus und sie keine Kinder, aber Lucilla hat gehört, dass Antonia schon fünf Mal schwanger gewesen ist und die Kinder direkt aufs Land gekommen sind. Wegen der patrizischen Erziehung oder irgendwelcher anderer abstruser Gründe, bei den Patriziern kann man das ja nie so genau sagen. Wenn aber tatsächlich aus diesem perfekten Körper schon fünf Kinder entsprungen sind, dann braucht sich Lucilla keine Sorgen mehr um ihre Röte zu machen, auch nicht um ihre Bräune, denn dann würde sie neidlos bis zur Durchsichtigkeit erblassen.
    Nur bei der Kleidung, da scheint Antonia ein bisschen altbacken zu sein. Aber in Sachen Mode kann wohl eh keine Frau in Rom mit Lucilla mithalten. Glaubt sie zumindest.


    "Hast du einen Favoriten unter den Gladiatoren?" fängt Lucilla direkt ein Gespräch mit Antonia an. Sie kennt weder bei Patriziern, noch bei Senatoren Hemmungen, auch nicht bei patrizischen Senatoren und schon gar nicht bei deren Ehefrauen, noch dazu, wenn sie schon passender Weise neben ihr sitzen.
    "Barbatus vielleicht? Ich glaube, es gibt derzeit keinen, der ihm das Wasser reichen kann. Er steht ja kurz davor, das hölzerne Schwert zu erhalten. Nubius, den Murmillo habe ich auch schon gesehen, und Phalax aus Numidien. Hast du Phalax schon einmal Kämpfen gesehen? Er ist der neue Stern am Himmel, da bin ich mir ganz sicher. Bei einem der letzten Kämpfe während der Ludi Sullani hat er sich einen heftigen Schwerthieb in den Oberschenkel eingefangen. Ich dachte schon, er würde es nicht überleben. Aber sie ziert ihn wirklich prächtig und er soll sich wieder völlig erholt haben und mit noch mehr Kampfeslust einziehen als zuvor. Und dabei ist er noch ein ganz junger Kerl, noch keine zwanzig Jahre. Wobei das natürlich nicht unbedingt stimmen muss, da wird ja durchaus ab und zu das ein oder andere so hin gebogen, wie die Zuschauer es gerne haben. Aber einen knackigen Körper hat er allemal."
    Nur der Umstand, dass Lucilla Luft holen muss, verhindert, dass sie in einem fort weiter redet. Bei der Gelegenheit greift sie nach der Schüssel neben sich und hält sie Antonia vor die Nase.
    "Möchtest du ein paar eingelegte Trauben? Sie sind herrlich süß."

  • Kaum ist die Stimme des Ansagers verklungen, da öffnet sich eines der Tore zur Arena. Und noch bevor die Zuschauer etwas sehen können, was dort aus dem Dunkel kommt, ertönt ein tiefes, dumpfes Brüllen, gefolgt von einem zweiten, noch tieferen, noch dumpferen Brüllen.


    Und dann sieht man sie, zwei riessige Löwen mit prächtigen Mähnen, die stolz und bedächtig aus dem Dunkel der Öffnung treten. Alles an ihnen zweigt, das sie die stolzen Führerer ihres Rudels sind, gerade zu majestisch betreten sie das Rund der Arena, dicht hinter ihnen folgt ihr Rudel. Es ist ein echtes Rudel, vier Löwinnen, nicht allein, sondern sogar mit drei Jungtieren.

  • Zitat

    Original von Decima Lucilla


    Tag und Nacht trafen aufeinander, als Lucilla ein Gespräch mit Antonia begann. Lucilla, der Tag, fröhlich, freudig – vor allem redefreudig, wie die Claudia feststellte – und Antonia, die Nacht, düster, leise… und ein wenig überfordert von den hellen Sonnenstrahlen, die vom Tag ausgingen. Neid stieg in ihr auf, als das lebensfrohe Gemüt der Senatorengattin auf sie niederprasselte wie ein warmer Sommerregen. Warum konnte sie selbst nicht so sein?
    Ob sie einen Favoriten unter den Gladiatoren habe, fragte die Decima. Einen Favoriten? War das anzüglich gemeint? Dachte die Frau etwa, Antonia habe bereits einen Bettgenossen dort unten? Unverschämtheit! Gerade als sie jedoch antworten will, prasselt eine wahre Flut an Worten und Informationen auf die Patrizierin ein, der sie nur mit größter Mühe und Not folgen kann. Dutzende Namen und deren Erfolge, beziehungsweise Misserfolge erfährt sie so in weniger als fünf Minuten. Und sie kommt nicht umhin, beeindruckt zu sein von einer solchen sprachlichen Leistung. Auf den „knackigen Körper“ eines der Gladiatoren hingewiesen wendete sie den faszinierten Blick von der kleinen Frau ab und versuchte zu erkennen, welchen der im Sand stehenden Gladiatoren Lucilla meinte. Vergebens.
    So sah sie gerade rechtzeitig wieder zur Decima, als diese ihr eine Schale mit Trauben hinhielt.
    „…“
    Ihr Mund öffnete und schloss sich wieder, ohne etwas gesagt zu haben. Erst, als sie glaubte sämtliche Worte und den Sinn des letzten Satzes verstanden zu haben, beginnt sie zögerlich zu nicken.
    “Danke.“, sagte sie und nimmt sich einige der runden Früchte.


    Ein Brüllen lenkte schließlich ihre Aufmerksamkeit wieder auf das Rund der Arena. Eine Gruppe von Löwen stolziert erhaben ins Blickfeld des Publikums.
    “Ich fürchte“, ging sie schließlich auf den Anfang von Lucillas Redefluss ein, “Ich bin nicht oft genug bei Gladiatorenkämpfen, um einen Favoriten zu haben.“ Geschweigedenn einen Namen zu kennen, fügt sie in Gedanken hinzu. Nun gut, ihre Freundinnen hatten ihr da ein paar genannt… aber ob diese sich nun durch besondere Kampfes- oder eher durch Manneskraft auszeichneten wusste die Claudia nicht.
    “Aber du scheinst dich sehr gut auszukennen. Bist du oft bei solchen Veranstaltungen? Oder brachte das die Arbeit für die Acta Diurna mit sich?“


    Dem von hinten herannahenden Neffen ihres Gatten schenkte sie keine größere Beachtung, nahm sie doch an, dass er einer der unzähligen Sklaven der Villa Flavia war – einer, der noch ein wenig an Erziehung bedurfte. Besonders der Umstand, dass der junge Mann sich neben diesen Germanen niederließ bekräftigte diese Vermutung.

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