Inaugurationes der Priester

  • Am Morgen hatte man auf der Arx alles vorbereitet, um zwei neue Pontifices in den Dienst einzuführen. Ein derartig feierliches Ereignis wurde selbstverständlich gebührend begangen, sodass ein Großteil des Collegium Pontificium anwesend war, um die Neulinge in ihren Reihen zu begrüßen. Der Flamen Dialis war wieder nicht dabei, da er noch immer an seiner Krankheit laborierte, dafür waren jedoch sowohl die übrigen Flamines Maiores, als auch der greise Rex Sacrorum mit seinem Scriba erschienen. Fünf weitere Pontifices waren erschienen, alle umgeben von einer stattlichen Zahl Calatores etc.


    Auch Auguren waren erschienen, um den Willen der Götter zu befragen und sogar einige Magistrate Roms waren zu sehen. Immerhin wurden zwei Wächter der Religio Romana in ihr Amt eingeführt.

  • Gehüllt in seine beste Senatorentoga, erschien Manius Tiberius Durus, Sohn des Manius Tiberius Ahala, auf der Arx Capitolina, wo er schon so oft zur Erfüllung seiner Auguren-Pflichten erschienen war. Etwas nervös trat er zu den Pontifices, grüßte sie leise und stellte sich dann zu ihrer Linken auf. Er kannte einige von ihnen aus dem Senat, dennoch hatte es ihn verwundert, dass man ihn bestimmt hatte. Vielleicht hatte der Imperator seine Finger im Spiel...

  • Alles an diesem Morgen wies auf einen goldenen Oktobertag, an welchem die herbstliche Sonne mit ihre Strahlen würde mild und warm über die Stadt streichen, in welcher bald schon der Trubel des Alltages die Straßen würde mit dem bunten Treiben des Lebens befüllen, während weit draußen vor den Mauern die Bauern ihre Ernten würden einfahren, um dieses Volk zu nähren. Somit war dies ein völlig normaler Tag im Leben der schönen Roma, nicht mehr oder minder gewöhnlich denn jeder andere zuvor oder hernach. Für Manius Flavius Gracchus indes war dieser Tag nicht auch nur im Ansatze gewöhnlich. Er stand an einer Schwelle und übertrat jenen Punkt, welcher bisherig das Ziel all seiner eigenen Bemühungen hatte markiert, gegen alle Pläne seines Vaters, gegen jegliche Pflichten, welche sich aus seiner Position innerhalb der Familie herleiten mochten, gegen jegliche äußere Zwänge, Dränge oder Enge. Seit er Erinnerung an sein Denken bewahrte, war er dem leisen Klingen dieser fernen Melodie gefolgt, wie ein Traumwandler dem Ruf der Nacht, welche nun endlich sich aufbäumte zu reißendem Stakkato, welche anschwoll, um die Choräle im Refrain zu einen. Fast auf der altehrwürdigen Arx angelangt, verließ Gracchus die Sänfte, um die letzen Schritte persönlich zu tun. Hier war er, aus sich selbst heraus, aus seinem eigenen Antrieb und seinem eigenen Verdienst und allein die Tatsache anwesend sein zu dürfen überwältigte ihn bereits und ließ sein ob der Geschehnisse der letzen Wochen ohnehin viel zu ausgezehrtes Selbst in Gravitas und Dignitas wanken. Eilig bemühte er sich durch ein Blinzeln jenen Tropfen aus seinem Augenwinkel zu vertreiben, welcher sich klandestin dorthin hatte gestohlen, doch es war vergebliche Mühe.
    "Sciurus!"
    herrschte er den Sklaven an, welcher ihm wie üblich folgte und sogleich heran trat, um ihm ein seidenes weißfarbenes Tuch mit goldfarbener Borte dar zu reichen. Gracchus ergriff es und tupfte die Flüssigkeit hinfort.
    "Ein Fliegengetier"
    , erklärte er dem Sklaven bestimmt und mit einem Tonfall, welcher keinerlei Widerspruch duldete, nicht einmal von jenem Sklaven, welcher sein Bett mit ihm teilte und daneben noch einiges mehr an Freiheit genoss.
    "Man sollte den Tiber im Sommer austrocknen, dass sich dieses absonderliche Gezücht nicht jedes Jahr aufs Neue vermehren kann."
    Nachdem alle verräterischen Spuren waren ausgemerzt, hielt Gracchus das Tuch seinem Sklaven hin und hoffte gleichsam, dass solch blamable Larmoyanz ihn nicht noch einmal würde überkommen. Ein feines Lächeln ob seiner inneren Entzückung kräuselte seine Lippen, als Gracchus schlussendlich auf die Pontifices und Augures hin zu trat, und sie mit gebührendem Gruße bedachte.

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    PONTIFEX PRO MAGISTRO - COLLEGIUM PONTIFICUM

  • Der Rex Sacrorum höchst persönlich ergriff das Wort, als alle versammelt waren. In Kürze würde der Augur die Götter befragen, vorher war es jedoch die Aufgabe des Stellvertreters des Pontifex Maximus, die beiden Männer zu Pontifices zu erklären.


    Er trat hervor und sein Scriba reichte ihm die erste Urkunde. Das Gemurmel einiger Calatores verstarb und mit lauter Stimme begann der Opferkönig zu verkünden:


    "Im Namen des Senats und der Bürgerschaft der Quiriten erkläre ich hiermit auf Geheiß des Pontifex Maximus und Imperator Caesar Augustus Lucius Ulpius Iulianus divi Traiani filius, dass der Quirite Manius Flavius Gracchus, Sohn des Titus Flavius Vespasianus, berufen werden möge zum Pontifex der Urbs Roma."


    Stille entstand auf dem Capitol, als der Rex Sacrorum zurück in den Kreis der Pontifices trat. Nun war der Augur an der Reihe.




  • Auch Durus hatte seinen offensichtlich neuen Amtskollegen kurz begrüßt. Man hatte ihn bisher nicht unterrichtet, dass auch Flavius Gracchus inauguriert werden würde, so war es eine echte Überraschung, ihn hier zu sehen. Während nun der Rex Sacrorum seinen baldigen Amtskollegen offiziell zum Pontifex designierte. Als Augur wusste Durus natürlich, was nun kommen würde: Man würde die Götter in einem Gebet bitten, ihre Meinung zu diesem Plan kundzutun und anschließend Auspizien einholen - im Auftrag des Collegium Pontificium natürlich.

  • Sophus schloss kurz die Augen. Natürlich, dies war beileibe kein allzu besonderes Ritual. Dennoch ging es hier um den Posten seines Herrn - um Ponfices. Es waren keine einfachen Priester, es waren Anführer. Und einen von ihnen kannte er. Möglicherweise brachte dies etwas neues mit sich - und das konnte immer auch eine Veränderung zum Schlechten sein. Beide erschienen ihm noch sehr jung ...
    Er zwang sich, seine innere Unruhe nicht nach außen dringen zu lassen. Er lächelte, als er vortrat und die beiden Anwärter erblickte.
    Seine safrangelbe Amtstoga und der Krummstab wiesen ihn eindeutig als Augur aus, eine Erklärung seines Amtes war daher nicht mehr nötig.
    Seine alten Arme hoben sich langsam und er hob den Blick, um mit ein wenig glasigen Augen über die Köpfe hinweg zu sehen. Dann begann er, die Worte zu murmeln, um die Götter zu befragen.
    Sie waren nicht - oder nur sehr schlecht - zu hören, schienen sie sich doch förmlich in seinem Bart zu verlieren. Und so blieb der Inhalt der Sätze des alten Auguren ein Rätsel. Wohl aber war die Würde seiner Haltung ein Zeichen dafür, dass der Ritus bereits im Gange war ...

  • Bis zum Zerreißen waren Gracchus' Nerven angespannt, als der Rex Sacrorum mit lauter Stimme seinen Namen nannte, gefolgt von demjenigen seines Vaters, gefolgt von jenem Amte, welches vor ihm lag. Dass Tiberius Durus nicht etwa ob dessen auf der Arx stand, um die Zeichen der Götter in seiner Funktion als Augur zu lesen, sondern aus gleichem Grunde wie er selbst, dies drang nicht einmal annähernd in Gracchus' Sinne, obgleich Tiberius natürlich ob der nicht vorhandenen augurischen Amtstracht kaum die Zeichen würde deuten - denn viel zu nervös war er, um seine Umgebung noch mit bedachtem Blicke zu bedenken. Doch kaum etwas von jener inneren Unruhe drang bis zu seinem Äußeren hindurch, ruhig, mit geradem Rücken und hoch erhobenem Kopf stand Gracchus, folgte mit festem Blick der Sicht des Auguren und einzig die Anspannung seiner Kiefermuskel mochte davon künden, wie das unverständliche, leise Gemurmel des Annaeus in seinen Ohren rollte wie das ferne Grollen der Brandung, welche gegen kantige Klippen schlug, wie die Schaum gekrönten Wellen seine Sinne aufwühlten und der blasse, leere Himmel auf ihn hinab zu fallen drohte.

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    IUS LIBERORUM

    PONTIFEX PRO MAGISTRO - COLLEGIUM PONTIFICUM

  • "Das ist ne Laufbahn, das sag ich dir", raunte Peltrasius Crustus mir zu, denn er stand neben mir. "Erst hört man kaum was von ihm, dann macht er von sich reden als vigintivir, nun ist er Senator, und ein paar Tage später ruft man ihm zum pontifex aus. Geld müsste man haben. Mit Geld kann man alles erreichen." Purer Neid sprach aus den Worten meines Amtskollegens und ebenso puren Neid strahlte sein Blick aus. Ich konnte mich eines Schmunzelns nicht erwehren, indes meine Augen auf dem augur ruhten."Mit Eifer und Ehrgeiz erreicht man bisweilen mehr als mit Geld, Peltrasius. Besser, du unterstellst dem Flavier nicht, dass er jemanden bestochen hat", erwiderte ich und zog mir dafür einen flammenden Blick zu. "Ein einfacher sacerdos war er und niemand kannte seinen Namen. Wenn sein Vater nicht gewesen wäre oder der, der jetzt proconsul ist, dann-" "-Peltrasius, du verrennst dich. Bestätigt die Anzahl unserer Neider nicht unsere Fähigkeiten? Gerade nach dieser Amtszeit, auf die wir beide zurückblicken, sollten wir am besten wissen, was der Flavier als decemvir geleistet hat. Ich habe ihn zudem als einen Römer kennengelernt, der die Tugenden sehr hoch hält. Seine Ernennung sollte besser Ansporn sein denn Grund zum Neiden", gab ich zurück. Und eben dieser Ansporn war die Ernennung des Flavius Gracchus für mich selbst. "Wir werden noch viel zu erwarten haben von diesem Mann." Peltrasius grummelte eine Zustimmung und verschränkte die Arme.

  • Erwartungsvoll sah der Rex Sacrorum dem Auguren bei seiner Inauguratio zu. Noch immer schien er auf ein göttliches Zeichen zu warten. Vielleicht hätte er doch etwas vorbereiten sollen...aber eventuell würden die Götter ja wirklich eines der heiligen Hühner vorbeikommen lassen...




  • Sophus schien plötzlich zu lauschen und führte seine Arme zusammen, den lituus - den Krummstab - vor seiner Brust haltend. Möglicherweise sprachen die Götter nun wirklich zu diesem alten Mann. Denn die Formel der Auguren genügte traditionell für die Inauguration, um ein Zeichen zu erbitten.
    Dann senkte sich sehr langsam der Kopf des Alten und seine Arme sanken würdevoll hinab, so dass er in einer normalen Position endete.
    Mit einer in ihrer Langsamkeit geradezu vorsichtig wirkenden Bewegung wandte er sich an den Rex Sacrorum und verneigte sich stumm vor ihm, ehe er endlich die Stimme erhob, um das Urteil der Götter zu verkünden:


    "Die Götter stehen eurer Entscheidung, diesen hier zu ernennen, wohlwollend gegenüber. Er übernimmt sein Amt mit dem Segen der Götter."


    Er ließ die Worte einen Moment lang wirken. Dann wandte er sich wieder zu den beiden Kandidaten um und verneigte sich vor Gracchus. Er lächelte beiden zu.
    Schließlich trat er zurück in den Kreis.
    Seine Aufgabe war getan. Für dieses mal.


    Sim-Off:

    Korrektur: Auf Einzahl umgestellt.

  • Durus sah erwartungsvoll auf Sophus, seinen Kollegen. Jetzt würde er bald er selbst zum Pontifex werden. Diese Handlung hatte er selbst bereits häufiger durchgeführt, da im Grunde alle Priester und Magistrate inauguriert wurden...doch selten in Anwesenheit des halben Collegium Pontificium...

  • Der Rex Sacrorum hatte die Worte der Inaugurationsformel schon hundertemale gehört, wie ihm schien, sodass er sie trotz der undeutlichen Wahrnehmung zu verstehen schien. Als der Greise schließlich die Quasi-Litatio verkündete, erklärte Antistes mit lauter Stimme


    "Damit erkläre ich den Quiriten Manius Flavius Gracchus, Sohn des Titus Flavius Vespasianus, zum Pontifex der Urbs Roma berufen.


    Sei willkommen im Collegium Pontificium!"


    Er überreichte dem Flavier mit einem Lächeln die Kopie der Urkunde, die ab heute in der Regia aushängen würde. Dann fixierte er Tiberius Durus.


    "Im Namen des Senats und der Bürgerschaft der Quiriten erkläre ich hiermit auf Geheiß des Pontifex Maximus und Imperator Caesar Augustus Lucius Ulpius Iulianus divi Traiani filius, dass der Quirite und Augur Manius Tiberius Durus, Sohn des Manius Tiberius Ahala, berufen werden möge zum Pontifex der Urbs Roma."


    Nun musste der Augur das Ritual noch einmal wiederholen, um Iuppiter noch einmal wegen einem neuen Pontifex zu stören.




  • Die Nackenhaare des Tiberiers stellten sich auf, als der Rex Sacrorum seine Captio erklärte. Zwar hatte er schon viele Ehren erfahren, aber solche im sakralen Bereich hatten doch einen ganz besonderen Zauber. Hier würden nun die Götter entscheiden und nicht seine guten Beziehungen zu wichtigen Männern...denn er wusste, dass Annaeus Sophus niemals Bestechungsgelder für seine Auspizien und Augurationen angenommen hatte...zumindest nicht so offensichtlich. Und so hatte Durus es garnicht erst versucht.

  • Der alte Augur trat ein weiteres mal vor, seinen Blick wie seine Arme würdevoll erhebend und das gesamte Ritual damit betonend. Obgleich es oftmals geschah, versuchte er, diesem Tag - ganz im Sinne der Geehrten - etwas besonderes anhaften zu lassen.
    Er hoffte, dass die Kandidaten es tatsächlich als etwas besonderes empfanden und nicht nur als irgendein Schritt auf ihrer Karriereleiter. Ehrgeiz war wichtig, doch Sophus genügte er nicht, um Hochmut zu rechtfertigen - oder Missachtung den hohen Ämtern gegenüber. Respekt war immer von Nöten.


    Er murmelte die Gebetsformel und erstarrte einen Moment lang, wie es zuvor auch geschehen war. Und auch dieses mal schien er irgendwann, zu lauschen und bewegte seinen Kopf ein winziges bisschen. Dennoch war es ein wenig anders. Es sollte nicht so wirken, als sei dies Routine - selbst in der Besonderheit der Handlung nicht. Die Bewegung war ein wenig anders, teilweise etwas schneller, teilweise etwas langsamer. Es war so, dass nicht klar war, ob es als positives oder negatives Zeichen Durus gegenüber auszulegen war. Es war auf eine seltsam würdevolle und ruhige Weise - eben so, wie der alte Mann sich hier bewegte - unberechenbar.


    Die Arme senkten sich ganz und er wandte sich lächelnd wieder an den Rex Sacrorum.


    "Kein Zweifel der Götter kann ich an eurer Entscheidung, diesen Kandidaten auszuwählen, erkennen. Die Götter halten ihre schützende Hand über diesen Mann."


    Wiederum drehte er sich ein weiteres mal, um sich diesmal vor Durus zu verbeugen. Er tat es mit einem Lächeln - das wiederum für beide galt. Es war kein verschmitztes Lächeln, als habe er dies beabsichtigt oder irgend einen Plan verfolgt. Es war schlicht freundlich - vielleicht auch erfreut darüber, hier Anteil gehabt haben zu dürfen.
    Er trat wieder zurück. Das zweite Urteil war gesprochen.

  • Durus folgte jeder Bewegung des Alten, obwohl sein Blick auch mehrmals zum Himmel sprang. Würde ein Zeichen erscheinen? Der Tiberier war sich nie ganz sicher gewesen, ob die Götter wirklich ihr Interesse durch das Lenken von Vögeln zeigten und nicht vielmehr den Menschen ihren Willen einpflanzten, sodass sie glaubten, es wäre ihre Idee...wenn dem so war, konnte eine unglückliche Taube seinen Karrieresprung verhindern!


    Aber dann wandte Sophus sich um und lächelte den Rex Sacrorum an, was Durus als gutes Zeichen wertete. Die Worte darauf bestätigten es.


    Die Verbeugung vor dem Tiberier selbst überraschte Durus dann aber doch - es gab selten Anlässe, bei denen ein Römer sich verneigte und die meisten hatten mit dem Princeps selbst zu tun! Offensichtlich ein ganz besonderer Ehrbeweis. Durus deutete eine Verbeugung an, die jedoch eher wirkte, als würde sein Blick dem Kopf des Annaeers folgen, dann lächelte er.

  • Das zweite Mal konzentrierte sich Antistes nicht mehr ganz so stark auf die Formeln des Auguren und betrachtete stattdessen den Candidatus. Er schien etwas nervös, was jedoch irgendwie nicht zu diesem Mann passte. Doch schließlich fügten sich die Götter auch diesmal den Plänen der Pontifices - sie hatten eben doch besondere Verbindung zu ihnen!


    Wieder sagte er die offiziellen Worte:


    "Damit erkläre ich den Quiriten Manius Tiberius Durus, Sohn des Manius Tiberius Ahala, zum Pontifex der Urbs Roma berufen."


    Mit einem weiteren Lächeln ging er dann auf den Tiberier zu und reichte ihm die Urkunde.


    "Sei auch Du willkommen im Collegium Pontificium!"


    Somit waren beide rituellen Aufnahmen erledigt und das Collegium konnte wieder auseinandertreten - bis zur nächsten Sitzung zumindest!
    Alles war wie am Schnürchen verlaufen, was den Opferkönig sehr erfreute!


    So verließen die Pontifices nach kurzem Umherstehen und einigen kürzeren Unterhaltungen die Arx um ihren alltäglicheren Pflichten nachzukommen.




  • Peltrasius Crustus hatte im weiteren Verlauf der Befragung der Götter beleidigt geschwiegen. Sein neiderfülltes Gesicht war vermutlich auch schon beredt genug. Viel beachtlicher als Gracchus' Laufbahn, der ja bereits lange Jahre Erfahrung als sacerdos gesammelt hatte, fand ich jene von Durus. Vor kurzem war er zum augur ernannt worden, hatte kaum Zeit in diesem collegium verbracht und wurde nun zum pontifex ernannt. Da lag die Vermutung nahe, dass bei ihm besondere Zuwendungen im Spiel gewesen waren, doch ich war klug genug, diese Vermutungen für mich zu behalten. Wenn er seine Sache gut machte, gab es auch keinen Grund, sich zu beschweren. Wenn nicht, würde es der Kaiser erfahren und dann oblag es ihm, zu handeln. Durus war für mich indes ein guter Bekannter, und auch wenn ich mich fragte, woher der plötzliche Bedarf des collegium pontificium an einem eher unerfahrenen Mann kam, so kritisierte ich die Entscheidung nicht weiter, sondern nahm sie als gegeben hin und fand mich damit ab. Es war schließlich auch nicht das Schlechteste, wenn ein guter Bekannter zu den wichtigsten Männern Roms zählte. :D


    Um der zuschauenden Menschenmasse zu entfliehen, verließen Peltrasius Crustus und ich schon bald nach der Inauguration den Platz. Ein Durchkommen zu den neu ernannten Religionsmänner war ohnehin vorerst nicht möglich, und da nur wenige Tage später das Fest in der villa Aurelia stattfinden sollte, würde ich dort noch Zeit haben, beiden zu gratulieren.

  • So standen sie denn, die beiden frisch in ihr Amt erhobenen Pontifices auf der höchsten Kuppe des kapitolinischen Berges, von welcher man einen berauschenden Blick auf die Ostseite des Tempels der capitolinischen Trias konnte erhaschen und nicht zuletzt auf die prächtigen Tempel und Staatsgebäude auf den Foren der Stadt zu ihren Füßen. Einige Glückwünsche erreichten sie, einige freundliche Worte wurden gewechselt, dann zogen sich die altgedienten Priester bereits zurück. Gracchus verspürte, wie sukzessive die Contenance ihn zu verlassen drohte, wie die selige Euphorie sich ihren Weg in Freiheit wollte erzwingen, wie sich endlos sentimentale Gedanken über Beginn und Weg sich in seine Sinne stahlen. Es drängte ihn in die sicheren Mauern der Villa Flavia zurück, dorthin, wo all dies sich in Ruhe würde einverleiben lassen, dennoch wandte er sich zuvor Tiberius Durus zu.
    "Meinen Glückwunsch, Tiberius."
    Obgleich dies nicht eben viel war, so wusste Gracchus in diesem Moment doch nicht mehr zu sagen, waren ihm die sonstig so gefälligen Worte wie aus den Sinnen geblasen ob all der noch immer unfassbaren Ungeheuerlichkeit des Geschehens.

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  • Durus nahm mit einem Lächeln die Urkunde entgegen und freute sich bereits darauf, sie ins Familienarchiv zu legen. Er hatte sehr viel erreicht, geradezu unerhört viel. Etwas abwesend nahm er die Glückwünsche einiger Priester entgegen, dann trat Gracchus an ihn heran. Mit einem weiteren Lächeln erwiderte er den Wunsch.


    "Danke. Möge Fortuna auch mit Dir sein, Flavius!"

  • "Das wird sie, sicherlich. So sehen wir uns denn bei der nächsten Versammlung."
    Rund und herbstlich warm hatte sich die Sonne über die Stadt empor erhoben, tauchte das geschäftige Rom in hellen Schein.
    "Ich wünsche dir noch einen angenehmen Tag, Tiberius, gleichsam glaube ich denn kaum, dass er dies nicht sein und werden könnte."
    Berauscht. Dies war es, und es hielt ihn fest in seinen Fängen. Beschwingt. Beflügelt. Als hätte der Kreis der Musen sich geschlossen, als hätte denn eine andere den leeren, verlassenen Platz eingenommen, und vielleicht war dies tatsächlich so geschehen, hatte jene fremde, vertraute und gleichsam so inspirierende Muse die Ödnis gefüllt. Aus den tiefsten Schluchten hinaus hatte es ihn empor geschleudert, hinauf in die luftigsten Höhen, ohne dass er sich des Weges dazwischen konnte entsinnen, ohne dass je ein Weg dazwischen hatte gelegen. Wäre der Mensch geschaffen, sein Gemüt nach Außen hin zu leuchten, die Sonnenscheibe am Firmament hätte Gracchus in den Schatten gestellt auf seinem Weg zurück nach Hause.

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