Ein Wanderzirkus

  • Ein Wanderzirkus, der aus einer Gruppe abgerissener Artisten und Tiertreibern bestand, hatte nach einer Ewigkeit des Herumreisens durch Griechenland, Italien und Gallien seinen Weg nach Hispanien gefunden, und campierte nun vor den Toren der Stadt Tarraco, um mehrere Male am Tage dem vorbeiströmenden Mob ihre Künste vorzuführen...


    Unter den Jongleuren, Pantomimen und Bestien war auch eine junge Frau, die offensichtlich blind war...


    Als sie vom Vorsteher des Zirkus in die Mitte der freien Fläche getrieben wurde, um die herum sich schon eine mittlere Menge Menschen versammelt hatte, sah man in ihren leeren Augen dass sie nichts sehen konnte, das Mädchen war blind...


    Der Vorsteher machte jedoch keine Anstalten in irgendeiner Art und Weise Rücksicht auf das Mädchen zu nehmen, und warf ihr immer wieder Gegenstände zu, welche das Mädchen mit Leichtigkeit aus der Luft fing und auf dem Boden absetzte... als der grobe und ziemlich ungewasche Mann schließlich mit einem Stock nach ihr schlug, um sie zu mehr Aktivität aufzufordern, packte sie zur Überraschung aller den Stock in der Luft und entriss ihn ihrem Peiniger... woraufhin wieder Gegenstände zu fliegen begannen.


    Nach einer Weile hatte das Mädchen genug und begann die Gegenstände zurückzuwerfen, und mit einer Treffsicherheit die die Menge wieder in Erstaunen versetzte... als das Gelächter über den Mann, der mit einem blinden Mädchen nicht fertig wurde, zunahm, bekam er genug und zerrte das Mädchen an den Haaren von der Fläche, um dem Bärentreiber Platz zu machen...


    Das Mädchen hockte sich wütend in eine Ecke und starrte vor sich hin...

  • Ich schaute mir das Spektakel leicht angewidert an. Das verstanden wir Römer also heute unter Unterhaltung? Das erinnerte mehr an das Grölen einer Horde wilder Germanen. Ob die Frau wirklich Blind war? So oder so war es nicht gerade lustig nach einer jungen Frau Gegenstände zu werfen. Genauso wie es sich nicht zähmte das sie sich wehrte. Die Frau saß nun in der Ecke und ich beschloss mir das Ganze mal aus der Nähe anzusehen.

  • Das wievielte Mal war es, dass sie sich dieser Tortur unterziehen musste? Sie wusste es nichtmehr... eigentlich war es ihr egal, nur das Lachen der Menschen ging ihr auf die Nerven... und dann dieser stinkende Widerling von Anaximander, der sie immer wieder vor die Meute trieb...


    Sie bekam zu Essen, und sie hörte gerne den Geschichten des alten Caius zu, aber ansonsten erfüllte sie ihre Anwesenheit in dieser wandernden Farce mit nichts anderem als Abscheu...

  • Schleichenden Schrittes kam ich auf sie zu und machte mit den Händen einige Gesten anscheinend sah die junge Frau mich wirklich nicht. Zwei Meter vor ihr blieb ich stehen und winkte etwas vor ihrem Gesicht umher. Anscheinend war sie wirklich Blind.


    Leise flüsterte ich...


    Erstaunlich....

  • Durch den ganzen Trubel vernahm sie vorsichtige Schritte, die in ihre Richtung kamen... dann verstummten sie... etwa zwei Meter vor ihr... dann erklang das Rascheln von Kleidung... sie runzelte die Stirn... das typische Geräusch von wedelnden Armen...


    "Wer auch immer ihr seid, ja, ich bin blind. Ist das so schwer zu glauben?"

  • Anscheinend hatte sie mich tatsächlich bemerkt, wirklich erstaunlich. Ich erschreckte mich etwas als sie mich ansprach.


    Uhm... ehm...


    Sie hatte mich kalt erwischt.


    Caius Volteius Gracchus ist mein Name. Nun, viele dieser... Aufführungen sind ein Schwindel...


    Wie lautet dein Name?

  • Sie blickte ihn mit leeren Augen an, in Wahrheit konzentrierte sie sich aber nur auf den Punkt von dem seine Stimme kam...


    "Caius Volteius Gracchus? Römer, hmh? Mein Name ist Nike... was treibt euch vor die Tore dieser atemberaubend schönen Stadt?" Sie machte eine ausholende Geste und deutete an der hohen Stadtmauer entlang...

  • Was für eine Frage!


    "Wie ihr vielleicht mitbekommen habt, werde ich immer wieder mal vor den grölenden Pöbel gezogen um mich von diesem fetten Unmenschen mit den unmöglichsten Sachen bewerfen zu lassen... oh, und ich tue das weil es mir eine wahre Herzensfreude ist."

  • "Wie meinen sie das?", Nike war verwirrt... war es nicht offensichtlich? Dann verstand sie..


    "Oh... ihr meint ich würde das hier tatsächlich FREIWILLIG machen?", sie lachte trocken, "Ich bin das, was ihr Römer unfrei nennen würdet... meine Eltern haben mich an diesen Menschenschinder verkauft als sie es nichtmehr ertragen konnten ein blindes Kind unter sich zu haben." Die letzten Worten kamen ton- und emotionslos über ihre Lippen, kein Hinweis auf den schon lange heruntergeschluckten Schmerz über diesen Verrat.

  • Auf meinem Erkundungsgang durch die Stadt stoße ich auch auf den Wanderzirkus vor den Toren. Eine Weile betrachte ich mir das Schauspiel belustigt. Welch Volk und Menschen es doch gibt. Wie niedere Tiere führen sie sich auf... und sehen teils auch so aus.
    Ein Jongleur betrat die Bühne und meine Aufmerksamkeit verließ den Ort des Schauspiels. Hatte ich derlei doch schon zu oft gesehen.


    Mein Blick fiel in eine Ecke, wo ich ein mir bekanntes Gesicht erblickte. Der Römer Caius Volteius Gracchus unterhielt sich dort mit.... ja, ich konnte es nicht fassen... einer Sklavin. Irgendetwas an dieser Frau störte mich. Erst nach langem hinsehen, erkannte ich es. Ihre Augen starrten stets ins Leere. Sie musste blind sein. Ich schüttelte den Kopf. Was mochte dieser stolze Römer von diesem.... Weibe wollen. Ich zuckte leicht mit den Schulter und wand mich wieder dem Jongleur zu, in den Augenwinkeln jedoch stets auf Caius Volteius Gracchus und die blinde Sklavin achtend.

    Si vis pacem, para bellum. - Wenn du Frieden willst, bereite den Krieg vor.

    Einmal editiert, zuletzt von Artas Xanthus ()

  • Zitat

    Original von Nike
    "Wie meinen sie das?", Nike war verwirrt... war es nicht offensichtlich? Dann verstand sie..


    "Oh... ihr meint ich würde das hier tatsächlich FREIWILLIG machen?", sie lachte trocken, "Ich bin das, was ihr Römer unfrei nennen würdet... meine Eltern haben mich an diesen Menschenschinder verkauft als sie es nichtmehr ertragen konnten ein blindes Kind unter sich zu haben." Die letzten Worten kamen ton- und emotionslos über ihre Lippen, kein Hinweis auf den schon lange heruntergeschluckten Schmerz über diesen Verrat.


    Sim-Off:

    Das Sie kannten die Römer nicht.


    Ich spürte das die Frau traurig war, eigentlich sollte man ja kein Mitleid mit diesen Sklaven haben. Aber vielleicht, ließe sich da ja etwas tun.


    So, so.... das tut mir leid. Was würdest du denn lieber machen? In einem Haushalt arbeiten?


    Zitat

    Original von Artas Xanthus
    Auf meinem Erkundungsgang durch die Stadt stoße ich auch auf den Wanderzirkus vor den Toren. Eine Weile betrachte ich mir das Schauspiel belustigt. Welch Volk und Menschen es doch gibt. Wie niedere Tiere führen sie sich auf... und sehen teils auch so aus.
    Ein Jongleur betrat die Bühne und meine Aufmerksamkeit verließ den Ort des Schauspiels. Hatte ich derlei doch schon zu oft gesehen.


    Mein Blick fiel in eine Ecke, wo ich ein mir bekanntes Gesicht erblickte. Der Römer Caius Volteius Gracchus unterhielt sich dort mit.... ja, ich konnte es nicht fassen... einer Sklavin. Irgendetwas an dieser Frau störte mich. Erst nach langem hinsehen, erkannte ich es. Ihre Augen starrten stets ins Leere. Sie musste blind sein. Ich schüttelte den Kopf. Was mochte dieser stolze Römer von diesem.... Weibe wollen. Ich zuckte leicht mit den Schulter und wand mich wieder dem Jongleur zu, in den Augenwinkeln jedoch stets auf Caius Volteius Gracchus und die blinde Sklavin achtend.


    Irgendwie schien ich den Mann in der Ferne zu kennen, aber gerade hatte ich etwas anderes zu tun. Wenn er etwas wollte würde er schon kommen.

  • Ich wand mich letztendlich um und ging hinüber zu den beiden in der Ecke stehenden Personen.


    "Savle, es freut mich, euch einmal wieder zu sehen Gracchus. Wie ist es euch ergangen? Auf der Suche nach einem neuen Haussklaven? Eine Blinde halte ich da wahrlich nicht für sonderlich geeignet."


    Ich blickte fragend und zugleich kritisch zu der blinden Frau. Trotz ihrer offensichtlichen Blindheit lag ein Audruck in ihren Augen, den ich nicht ganz zu deuten vermochte.

    Si vis pacem, para bellum. - Wenn du Frieden willst, bereite den Krieg vor.

  • Nike wollte gerade dem Mann sagen, dass sie am liebsten ein paar gewissen Persönlichkeiten die Kehle durchschneiden würde, um ihr trostloses Dasein in Dunkelheit durch ein wenig Rache aufzuhellen, aber dann kam ein zweiter Mann hinzu, dessen Stimmlage nichts gutes verhieß... sie konnte so einiges aus seiner Stimme raushören, nur keine Ehrlichkeit...


    Es bahnte sich offensichtlich ein Streit an, und so winkte Nike unbekümmert ab, nahm ein Steinchen vom Boden auf, schnippte es in die Luft, fing es locker wieder auf, schnippte es wieder hoch, fing es wieder auf und trieb das Spielchen so weiter, obwohl sie den beiden Männer aufmerksam zuhörte...


    Sim-Off:

    Die Römer nicht, aber vielleicht die Griechen... ;)

  • "Verzeih. Natürlich steht dir die Wahl deiner Sklavinnen frei. Ich wollte nicht unhöflich erscheinen"


    Erstaunt betrachtete ich das Spiel der Frau. Ich bückte mich und nahm einen Stein, drehte ihn ein paar Sekunden in meinen Händen und schnippte ihn dann in Richtung der Blinden. Würde sie ihn fangen? Wenn dem so war, würde ich ernsthaft an ihrer Blindheit zu zweifeln beginnen. Dann war dies Betrug. Und dem musste ich als Vigil entgegen treten.

    Si vis pacem, para bellum. - Wenn du Frieden willst, bereite den Krieg vor.

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  • Kein Streit also... auch gut.


    Nike hörte das schwache Knirschen der Steine, als der Unbekannte einen aufhob. Das Schnippen in ihre Richtung kam unvermittelt, aber alles andere als überraschend... der Fremde stand zu nah, um Nike den Stein fangen zu lassen, aber sie wandte sich zur Seite ab, um den leise pfeifenden Stein an sich vorbeirauschen zu lassen.


    "Hat euch das Schauspiel vorhin nicht gereicht, Römer?", meinte sie mit bissiger Stimme, aber ausdruckslosem Gesicht.

  • Stirnrunzelnd und zugleich überrascht beobachtete ich die Reaktion der blinden Frau. Die Sicherheit und Geschwindigkeit, mit der sie dem kleinen Steinchen auswich beeindruckte mich zutiefst und ich musste zugeben, das ich der Frau, trotz der Tatasche das sie eine Sklavin war, meinen Respekt zollen musste.

    "Zuerst..., ich bin kein Römer, wenn mein Wunsch als solcher geboren worden zu sein auch groß sein mag.
    Sei versichert, das mich das vorherige Schauspiel keineswegs von deiner Blindheit überzeugt hat. Und jetzt zweifle ich um so mehr. Als Vigil ist es meine Pflicht, Betrug in dieser Stadt aufzudecken."


    Ich legte eine kurze Pause ein.


    "Außer dem Aussehen deiner Augen habe ich jedoch keine Möglichkeit deine Blindheit nachzuweisen wie mir scheint. Und Finger zählen zu lassen ist nicht eben eine wirkungsvolle Maßnahme."


    Ich schmunzelte ein wenig und zuckte mit den Schultern.


    "Zudem äußert der Scriba Provincialis interesse an dir. Ich werde ihm sicher keine Steine in den Weg legen."

    Si vis pacem, para bellum. - Wenn du Frieden willst, bereite den Krieg vor.

  • Das war dreist... anerkennend zog Nike Luft durch ihre Zähne ein...


    "Ich hab ja schon einiges an menschlicher Niedertracht und Misstrauen erlebt, aber mir die Blindheit abzusprechen ist mir noch nicht passiert", auch wenn ihre Worte hart klangen, schwang doch eine Spur von Belustigung und Respekt mit, "wenn ihr schon dem Irdischen so kritisch gegenüber eingestellt seid, Nicht-Römer, wie haltet ihr es mit den Göttern?"


    Sie musste lächeln, was bei ihr schief und falsch aussah, da sie nie die Gelegenheit bekommen hatte ihr eigenes Spiegelbild zu betrachten...

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