Das Fahrerlager im Stadium Domitiani

  • Während im Stadion das militärische Zeremoniell von Ernennungen ablief, war das Fahrerlager in den Katakomben des Stadium Domitiani von ganz anderen Stimmungen geprägt. Zwei Fahrer waren bei dem Rennunfall in Runde vier verletzt worden und wurden nun ärztlich versorgt. Für eines der verletzten Pferde gab es keine Hilfe mehr und zwei weitere bedurften ebenfalls einer sofortigen Behandlung, würden aber wohl nie wieder als Rennpferde eingesetzt werden können. Die übrigen Fahrer freuten sich dagegen über ihre glückliche Zielankunft, wobei der siegreiche Thraker vor Freude kaum zu halten war. Noch ein wenig getrübt schien die Freude bei Casetorix, der wohl noch nicht ganz realisiert hatte, dass er gerade vor den Augen des römischen Kaisers bei einem Rennen in Rom zweiter geworden war. Und das mit einem Wagen, der bei dem Unfall beschädigt wurde und im Zielbereich auseinander fiel, als die Pferde ausgespannt wurden.


    Große Becher mit Wein machten die Runde unter den Fahrern und der geringen Zahl ihrer Betreuer und jetzt, wo ihre Namen und Gesichter dem Publikum bekannt waren, wurden sie auch sehr viel mehr beachtet, als bei ihrer morgentlichen Ankunft auf dem Marsfeld. Viele Zuschauer, die sich nicht für die Vorgänge im Stadion interessierten, drängten sich an den Eingängen zu den Katakomben, um aus der Nähe einen Blick auf die Fahrer zu werfen.

  • Die Ankunft der Fahrer des zweiten Rennens sorgte im Fahrerlager noch einmal für neuen Schwung. Der umjubelte überragende Sieger des Rennens nahm die Glückwünsche der anderen Fahrer entgegen, während der Germane und der Mauretanier ihr Duell von der Rennbahn nun auch in den Katakomben fortsetzten und einige Betreuer schließlich dazwischen gehen mussten, um ernstere Verletzungen zu verhindern. Die anderen Fahrer nahmen ihre Duelle eher sportlich. Vermutlich waren sie tatsächlich alle in etwa gleich gut gewesen und Proteneas war nur derjenige unter ihnen, der am Ende das meiste Glück hatte.


    Die frisch gewonnen Fans, die sich schon wieder vor den Zugängen zum Fahrerlager sammelten und wechselweise die Namen ihrer neuen Lieblinge brüllten, störte das wenig. Sie waren alle davon überzeugt, jeweils den neuen Star der Rennbahn entdeckt zu haben und hofften, ihren Favoriten bald wieder bei einem anderen Rennen in Rom zu sehen. Jene, denen dieses Glück nicht vergönnt war, hatten immerhin einen tollen Renntag gehabt und konnten mit frischem Selbstbewusstsein in ihre Heimatstädte zurückkehren.

  • Von den Senatorenplätzen an der Rennbahn bis hinunter zum Fahrerlager war es ein ganzes Stück und als Macer ankam, scharten sich schon zahlreiche anderen Zuschauer um die Eingänge, um die Fahrer noch einmal zu sehen. Soweit er erkennen konnte, waren jedoch noch keine hochrangigen Vertreter anderer Factiones hier, um sich nach neuen Fahrern für ihre Rennställe umzuschauen. Einerseits wunderte Macer das, andererseits stiegen dadurch natürlich die Chancen der Factio Russata. Von seinem Sklaven ließ er sich einen Weg durch die Menschen bahnen und schaffte es dank seiner Privilegien als Senator tatsächlich bis zu den Fahrern. Zuerst einmal verteilte er Glückwünsche an alle, dass sie überhaupt hier in Rom teilnehmen konnten, dann wandte er sich gezielt an die beiden siegreichen Fahrer beziehungsweise jene Männer, die sie betreuten. Ohne zu verbergen, dass er für die Factio Russata auf der Suche nach neuen Fahrern war, erkundigte er sich nach Alter, genauer Herkunft, bisheriger Rennerfahrung, Erfolgen, der Rasse der in der Heimat genutzten Pferde und anderen Details, die für seine Entscheidung wichtig sein könnten. Und natürlich danach, wie lange die Fahrer noch in Rom bleiben würden und wo sie anzutreffen seien. Denn nichts wäre ärgerlicher, wenn ein geeigneter Fahrer Rom zu schnell wieder verlassen würde. Zum Glück schien das bei keinem der angesprochenen Fahrer der Fall zu sein und grundsätzlich reagierten sie auch erfreut über die Anfrage und gaben breitwillig Auskunft.

  • Immernoch völlig unbehellig von Talentspähern anderer Factiones konnte sich Macer schließlich mit Halil Torkebal, dem Sieger des zweiten Rennens, und zwei Männern, die ihn begleitet hatten, handelseinig werden. Für den nächsten Tag lud er die drei ins Haus der Factio Russata ein, wo der Fahrer seine zukünftigen Kollegen kennenlernen und das Engagement endgültig besiegelt werden sollte. Auch einen Ausflug zu den Stallungen setzte man auf das Programm. Natürlich würde die ganze Sache nicht ohne Bargeld laufen, aber die nötige finanzielle Investition war Macer die Zukunft der Factio Russata wirklich wert.


    Zufrieden mit dem Ergebnis des Tages verließ Macer das Fahrerlager wieder, schaute sich nach ein paar seiner Klienten um und verließ das Marsfeld wieder.

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