Hauptverhandlung IUD IMP I/DCCCLVI - Imperium Romanum vs. Caius Helvetius Tacitus

  • Begleitet von einer kleinen Leibwache und mehreren Schreibern, die das Protokoll führen sollen und einige Dokumente tragen, betritt der Kaiser die Basilica Ulpia und nimmt auf dem Sitz des Iudex Prior platz. Mit ruhigem Blick verschafft er sich ein Bild davon, wer alles anwesend ist.

  • Philippos, der Leibsklave des Helvetius Tacitus mit den treuseeligen Augen und der schmächtigen Statur, kam völlig abgehetzt in die basilica ulpia gelaufen. Kein scriba, keine Wache oder sonstiger Bediensteter konnte ihn aufhalten. Sein Gesicht spiegelte entsetzen, als wäre er Cerberus persönlich begegnet.


    Völlig außer Atem und schwer keuchend hatte er den Gerichtssaal betreten, in dem der Imperator soeben Platz genommen hatte. Mit schnellen Schritten war er vor der Richterbank. Er rang nach Atem. Er mußte ein ganzes Stück seines Weges gerannt sein.
    Vor dem Imperator deutete er eine Verbeugung ein und begann unvermittelt zu sprechen. In der Hektik und Nervösität überschlugen sich seine Worte, so daß er sich das einumsanderemale verhaspelte und Satzbrocken durcheinanderschmieß.


    "O Caesar ! Erschütternde Kunde überbringe ich. Mein Name ist Philippos, ich bin der Leibsklave des Caius Helvetius Tacitus. Meine Herrin, die ehrenwerte Gattin des Aedils, hat mich auf den schnellsten Wege zu euch geschickt. Mein Herr, der ehemalige Aedil, unterlag einem Attentat. Die Götter haben ihn bewahrt, er ist am Leben und curiert sich unter Aufsicht des medicus in seiner Casa von seinen Wehen.
    Ich muß euch daher die Meldung machen, daß mein Herr nicht in der Lage ist, vor Gericht erscheinen zu können."


    Demutsvoll senkt der Sklave das Haupt und wartet auf die Worte des Kaisers.

  • Und wo der Imperator öffentlich auftrat, war der Praefectus Praetorio - oder zumindest ein ranghoher Vertreter - auch nicht weit. Da sich Crassus diesen besonderen Fall aber sowieso nicht entgehen lassen wollte, begleitete er gleich den Kaiser gleich direkt Leibwächter. Anwesend wäre ja so oder so gewesen und so musste er wenigstens keine Sorge um einen Platz haben, denn dass dieser Fall wohl riesige Neugierde und Interesse im Volk auslösen würde, war allen klar.
    Als ein Scriba, oder Sklave, oder was auch immer, auf einmal den Gerichtssaal betrat, runzelte Crassus die Stirn. Als er so zielstrebig und schier unaufhaltsam auf dem Kaiser eilte, legte er instinktiv seine Hand den Knauf seines Gladius und vergewisserte sich mit einem kurzen Blick, dass die Prätorianer auch da waren, wo sie sein sollten. Allerdings stellte sich gleich heraus, dass er kein Attentat verüben wollte. Nein, im Gegenteil, er berichtete sogar von einem. Crassus hob eine Braue und beugte sich zum Kaiser hinunter, als der Sklave geendet hatte.


    Mein Kaiser, ich werde mich gleich höchstpersönlich auf den Weg machen, um Helevetius Tacitus zu dieser Verhandlung zu holen - sofern du es wünschst, natürlich. fügte er der Formälitätswegen noch an.

  • Durus betrat, gefolgt von seinem Scriba, der ein paar Unterlagen tragen durfte, den Gerichtssaal. Der Kaiser war bereits anwesend, weshalb er auf dem Weg zu seinem Platz kurz innehielt und sich in dessen Richtung verneigte.
    Dann nahm er auf seinem Stuhl Platz und ordnete seine Unterlagen. Unter anderem lag auch das Edikt des Aedils vor ihm.
    Ein misstrauischer Blick in die Menge zeigte ihm, dass viele Menschen sich für die Verhandlung interessierten, der Beklagte jedoch nicht anwesend war: Die Anklagebank war leer - auch kein Advocatus ist zu sehen!

  • Aelius Quarto, der zweite Iudex, war ebenfalls anwesend und hatte den Worten des Sklaven gelauscht.
    “Wir können auch § 31 des Codex Iuridicalis anwenden, wenn der Beschuldigte auf die Anwesenheit verzichtet.“, murmelte er dem Kaiser und Vinicius Lucianus zu.

  • Der Kaiser deutete mit einer Handbewegung dem Praefectus Praetorio zu warten und richtete sich an den Sklaven des Angeklagten:


    "Es ist bedauerlich für deinen Herrn. Ich hoffe doch, er ist auch nach diesem Attentat noch der Sprache fähig und klaren Verstandes um einen Vertreter vor Gericht für sich zu bestimmen? Wenn er dies nicht tut, wird das Gericht jemanden bestellen, wobei natürlich die erste Variante eher zu seinem Vorteil ist."

  • Dem Leibsklave des Tacitus war die Nervösität anzumerken. Wie konnte er schonmal ahnen, daß er mit dem Kaiser persönlich sprechen würde und daß dieser ihm gar eine Frage stellte.


    "Mein Herr ist willens und fähig, den Prozess selbst zu führen und seine Verteidigung zu übernehmen. Er bittet nur um Aufschub wie es ihm der Arzt geraten hat."


    Und dann wiederholte Philippos einfach die Worte des medicus, die dieser in seiner Gegenwart seinem Herrn sagte.


    "Er braucht absolute Ruhe. Die Folgen des Attentats sind gravierend, wenn auch nicht tödlich. Nicht mehr als eine halbe Stunde am Tag soll er einen kleinen Gang im hortus machen."


    Abwartend sah er daraufhin den Kaiser an.

  • "Also ist er derzeit nicht fähig am Prozess teilzunehmen. Wie du seinen Gesundheitszustand beschreibst, würde das Gericht auch noch lange darauf warten müssen.


    Richte deinem Herrn aus, das Gericht trifft sich wieder in zwei Tagen. Falls er bis dahin keinen Advocatus bestellt hat, der ihn hier vertritt, wird sich das Gericht darum kümmern und jemanden für ihn bestimmen, der seine Seite vertritt."

  • Durus atmete hörbar aus - das gefiel ihm ganz und gar nicht, dass der Gerichtstermin um zwei Tage verschoben wurde - er hatte schließlich neben seiner Advocatus-Tätigkeit noch mehr Dinge zu tun!
    Resignierend richtete er seine Notiztafeln und -blätter an der Tischkante aus und lehnte sich in seinem Stuhl zurück.
    Ob er vielleicht gehen sollte? Das konnte ja noch länger dauern...

  • Auch ich begrüsste diese Entscheidung nicht. Allerdings, ob nun ein Verteidiger benannt wurde oder der Beklagte noch zwei Tage Aufschub bekam, war egal, denn so oder so würde der Prozess nicht Heute fortgesetzt werden können.


    Vorsorglich schickte ich einen Sklaven ins Officium, um eine Liste mit den zur Verfügung stehenden Advocati, die sich in Rom aufhielten und nicht direkt oder indirekt mit dem Fall zu tun hatten, zu holen.


    Dieser kam auch wenig später zurück und übergab mir die Tabula, die ich vorerst bei mir behielt.


    - Aelia Adria
    - Antonia Annaea Minervina
    - Gaius Decimus Maior
    - Gaius Octavius Victor
    - Marcus Caecilius Decius
    - Quintus Tiberius Vitamalacus
    - Sabbatia Kyria
    - Tiberia Livia
    - Tiberius Prudentius Balbus
    - Titus Petronius Varus

  • Der Kaiser wendet sich an seine Iudices.
    "Habt ihr Vorschläge, wen man ihm als Verteidiger zur Seite stellen soll?"
    Er dachte selbst zunächst an Prudentius Commodus, der als Praetor nur wenig vor Gericht verbrachte und geeignet wäre, doch seines Wissens wieder nach Germanien gereist ist.

  • “Vielleicht Titus Petronius Varus, der in der vergangenen Amtszeit Quaestor pro Praetore gewesen ist? Für einen gewesenen Quaestor ist es doch durchaus erstrebenswert, sich bei einem Aufsehen erregenden Prozess als Advocatus hervorzutun, um die Karriere weiter zu beflügeln.“

  • Zitat

    Original von LUCIUS ULPIUS IULIANUS
    "...Richte deinem Herrn aus, das Gericht trifft sich wieder in zwei Tagen. Falls er bis dahin keinen Advocatus bestellt hat, der ihn hier vertritt, wird sich das Gericht darum kümmern und jemanden für ihn bestimmen, der seine Seite vertritt."


    Der Sklave nickte eifrig.


    "Ich werde es meinem Herrn ausrichten."


    Dann wartet er ab, bis der Kaiser ihm ein Zeichen gibt, daß er sich entfernen darf.

  • Ich legte die Tabula vor mich, so dass der Kaiser und auch Quarto sie lesen konnten...


    - Aelia Adria
    - Antonia Annaea Minervina
    - Gaius Decimus Maior
    - Gaius Octavius Victor
    - Marcus Caecilius Decius
    - Quintus Tiberius Vitamalacus
    - Sabbatia Kyria
    - Tiberia Livia
    - Tiberius Prudentius Balbus
    - Titus Petronius Varus


    "Mein Kaiser, ich hab mir gerade, vorsorglich eine Austellung bringen lassen, über die Advocati, die sich zur Zeit, sofern uns es bekannt ist, in Rom aufhalten.
    Titus Petronius Varus wäre verfügbar!"


    Sofern die Liste am letzten Stand war.... ;)

  • Der Kaiser nimmt die Tafel und geht die Namensliste durch. Aus seinem Gesichtsausdruck ist schwer zu erkennen, ob er den Vorschlag der anderen absichtlich übergangen ist oder ihn im Gedanken versunken einfach überhörte.


    Die meisten aufgelisteten Personen kannte er nicht persönlich. Der Praefectus Urbi sollte keinesfalls damit belastet werden, ebenso der amtierende Aedil. Es sollte jedoch jemand sein, der üblicherweise gut informiert über die Vorgänge in der Stadt war, Praetorianer eigneten sich dafür meist gut, auch wenn sie nicht von berufswegen mit dem Fall zu tun hatten.
    Der Kaiser runzelt die Stirn und wendet sich dann zu den anderen.


    "Ich schlage vor, Tiberius Prudentius Balbus dafür abzustellen. Gebt ihm Bescheid, er soll sich in zwei Tagen, wenn das Verfahren fortgeführt werden soll, hier einfinden für den Fall, dass wir ihn als Advocatus für Tacitus brauchen."

  • Sim-Off:

    8o Verfügt der Kaiser über einen 6. Sinn oder sowas ? Ich befinde mich gerade selbst in der Besprechung mit Prudentius Balbus, daß er mich anwaltlich beraten würde, wenn auch nicht vertreten, denn das mache ich selbst. ;)



    /edit: will heißen, ihr braucht euch nicht bemühen. ;)

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