Tiberius Lupus

  • Helios erreichte den Mann und bedeutete diesem einen Korp voller Steine zu nehmen, welcher Riemen hatte.


    "Ein Legionär stemmt die volle Ausrüstung, diese beträgt mindestens 52kg und das, Probat, wirst du auch stemmen können. Dies soll das Gewicht simulieren, lege es dir um die Schultern und laufe eine Runde."

  • Tiberius Lupus schnallte sich wortlos den Korb auf den Rücken und lief los. Da er von seiner früheren Arbeit das Tragen schwerer Lasten gewohnt war, bereitete ihm diese Übung keine Probleme. Nachdem er die Runde absolviert hatte, hielt er an und schaute erwartungsvoll zu seine Ausbilder.

  • Ausbilder sind doch überall gleich. na gut, wenn es denn sein muß. dachte Tiberius Lupus bei sich, rückte die Last auf seinem Rücken zurecht und machte sich auf den Weg. Er gab sich alle Mühe, keine Anzeichen von Erschöpfung erkennen zu lassen und da er ein sturer Hund war, gelang ihm das auch bis zum Schluß, als die Knie dann doch etwas weich wurden.


    Gespannt wartete er, was wohl als Nächstes kommen würde.

  • "So, was weißt du über die Gerätschaften der Vigiles? Ich nehme an, dass du dich damit auseinandergesetzt hast, als du die Liste erstelltest."


    Sagte er kühn und etwas gleichgültig, da der Probant schon einiges an Vorwissen hätte besitzen müssen.

  • Tiberius Lupus stutzte und dachte einen Moment nach: Will er jetzt wirklich, daß ich ihm erkläre, wie man einen Eimer benutzt? fragte er sich selbst. Naja, wahrscheinlich muß es sein.


    "Also da wären zuerst die hemae, die man mit Wasser füllt und dann am oder über dem Brand entleert. Normalerweise ruft man die Bevölkerung des Viertels zuammen und läßt sie eine Kette bis zum nächsten Brunnen oder bei uns in Mantua zum Fluß bilden."


    "Sehr hilfreich sind die siphones. Man muß zum Löschen nicht so nah an den Brandherd heran. Nur dauert es lange, bis der Tank wieder gefüllt ist und in der Zeit können sie nicht genutzt werden. Effektiv sind sie auch, um den Brand begrenzt zu halten, indem man nahestehende Häuser feucht hält und so die Ausbreitung des Feuers verhindert."


    "Will man Brände in höheren Stochwerken bekämpfen und erreicht sie nicht mehr über die Treppe, dann benutzt man scalae, die von außen an das Haus angestellt werden"


    "Um kleinere Brandherde zu ersticken kommen die centones zum Einsatz. Diese sollten immer schön durchfeuchtet sein. Man kann mit ihnen auch Menschen einfangen, die Feuer gefangen haben und deren Flammen am Körper löschen."


    "Perticae und dolobrae werden benutzt, um hoffnungslos in Flammen stehende Häuser niederzureißen, damit sich der Brand nicht weiter ausbreitet. Mit den perticae kann man außerdem brennende Dachteile auf den Boden hinunterziehen."

  • "Gut, du scheinst dich sehr gut mit den Gerätschaften befasst zu haben."


    Sagte er ein wenig lächelnd, doch verzog er seine Miene sogleich wieder.


    "Doch die Bürger eines Viertels zu rufen scheint mir ein vages Unterfangen zu sein. Du kannst nicht jeden zwingen, manche werden sich nicht dazu bereiterklären und du verlierst Zeit, wenn du sie erst einmal auffordern musst zu helfen. Außerdem sind einige Bürger nicht dafür geeignet, sprich, sie sind ungeschickt und können den Eimer voller Wasser kurz vor dem Ziel einfach fallen lassen, danach muss man von vorne Wasser holen und das kostet wiederum Zeit, die du niemals haben wirst. Mit den perticae kannst du außerdem Gegenstände, seien sie aus Stoff oder Holz, zwischen den Häusern entfernen, so dass das Feuer nicht übergreift. Mit den dolobrae kannst du Fenster und Türen zerschlagen, falls sich Menschen im Inneren des Gebäudes befinden. Die Decken sind außerdem nützlich, um das Dach nebenstehender Gebäude abzudecken, um das weitere Verbreiten durch Funkenflug zu verhindern. Fragen?"

  • Tiberius Lupus hörte bereitwillig zu. Er erinnerte sich an einen Brand in seinem Viertel, doch waren ihm dabei offenbar einige Details entgangen. Allerdings war er sich sicher, daß damals alle Bewohner der Gegend verpflichtet waren, Hilfsarbeiten zu leisten und sich auch keiner verweigerte. Schließlich ging es ja auch um ihre Häuser. Doch sah er keinen Grund, seinem Ausbilder zu widersprechen, sondern konzentrierte sich wieder auf die Dinge, die er noch nicht wußte.

  • "So, und nun ein kleines Szenario, um deine Einschätzungsfähigkeit und Denkvermögen auf die Probe zu stellen. Kraft alleine reicht nicht, denn Taktik und Disziplin sind überall maßgebend."


    Sagte er nun wiederum etwas leiser.
    Einen Gedankengang später verschränkte er - wie so oft - seine Hände hinter dem Rücken und dachte sich was aus.


    "Sagen wir mal...ein Haus mitten in der Stadt brennt. Zu seiner Rechten ist ebenfalls ein Haus, welches jedoch nicht brennt, zu der linken ein Marktplatz mit vielen Ständen. Du bist Centurio, du hast eine Zenturie Vigiles unter dir. Deine Gerätschaften sind alle, bis auf die Ballista - die du sicherlich auch kennst, wenn nicht, dann frage ruhig. Wie gehst du vor? Und nicht nur fünf Sätze will ich hören."

  • Tiberius Lupus versuchte, sich die Situation vorzustellen. Er überlegte einen Moment und entschied sich dann.


    "Ich teile die Centurie in drei Gruppen.


    Die erste Gruppe beginnt sofort mit hamae und siphones den Brand des Hauses zu bekämpfen und rettet, falls nötig und möglich Menschen aus dem brennenden Haus.


    Die zweite Gruppe räumt schnell und kompromißlos den nächstgelegenen Teil des Marktes bis auf eine gegen Funkenflug halbwegs sichere Entfernung. Ein Brand in der Unübersichtlichkeit des Marktes wäre eine Katastrophe. Deshalb werden die umliegenden Marktstände mit dolobrae und perticae ein- und weggerissen. Die Gruppe schließt sich dann der ersten Gruppe zur direkten Brandbekämpfung an.


    Die dritte Gruppe schließlich, die etwas kleiner sein kann als die anderen beiden, räumt das Nachbarhaus von seinen Bewohnern und versucht dann, ein Übergreifen des Brandes zu verhindern, indem das Haus feucht gehalten wird. Das bedeutet in erster Linie, daß mit centones das Dach feucht abgedeckt wird. Dieser Belag muß immer wieder erneuert werden."


    In der Hoffnung, richtig entschieden zu haben, erwartete Tiberius Lupus die Reaktion des Ausbilders.

  • Helios hätte geklatscht, müsste er nicht den harten Ausbilder spielen. Doch er nickte lächelnd.


    "Sehr gut. So, und nicht anders, hätte ich auch gehandelt."


    Dann wies er mit dem Zeigestock hinter den Mann.


    "Gepäck wieder anlegen und wieder eine langsame Runde laufen."

  • Schon wieder laufen dachte Tiberius Lupus und nahm sein Gepäck wieder auf. Doch er war froh und erleichtert über das Lob seines Ausbilders. So lief er die Runde in Gedanken versunken zu Ende und nahm dann wieder vor seinem Ausbilder Haltung an.

  • Das ist doch eine Fangfrage. dachte Tiberius Lupus bei sich und dachte einen Moment nach. Dann fielen ihm ein paar Dinge ein.


    "Nun,ich sollte lernen, wie man die siphones und die balistae richtig benutzt und wie man sie pflegen sollte und reparieren kann." begann er. "Außerdem muß ein Vigil neben Ausdauer auch Kraft und Geschicklichkeit dauerhaft besitzen."


    Tiberius hatte bestimmt noch etwas vergessen, doch es wollte ihm nichts mehr einfallen. So wartete er auf die Reation des Ausbilders.

  • "Alles gut und schön, doch sollte ein Vigil die Fertigkeiten mit den Einsatzgeräten genau so beherrschen, wie die Kampfkunst. Komm mit."


    Sagte er promt und setzte einen Fuß vor den anderen, bis sie an einen geeigneten Platz kamen, an dem Holzphäle aufgestellt worden waren.


    "Nimm dir ein Holzgladius."


    Stieß er nebenbei aus und nahm sich selbst eines.


    "Diese Gladii dienen zu Übungszwecken. Sie sind aus Holz und wie ihre metallischen Verwandten geformt. Jedoch sei hierbei eines zu bedenken - sie sind aus Holz und demnach schwerer. Dies dient ebenso zu Übungszwecken, denn wir wir wollen ja nicht, dass du nach ein paar Augenblicken des Kampfes müde bist. Ausdauer solltest du besitzen, denn dein Leben ist kostbar und doch werden Augenblicke kommen, an denen man versucht sein wird es dir zu rauben. Ein Vigil patroulliert nämlich auch des Nachts und trägt das Schwert zum Schutze und Angriff. Du solltest damit umzugehen wissen. Fragen?"

  • Tiberius Lupus nahm sich ein Holzgladius. Eine Waffe hatte er nie zuvor benutzt, sieht man von den Messern in der Küche mal ab. Seine Schulung im Kampf beschränkte sich auf die Prügeleien mit seinem Bruder oder den Rausschmiß von unliebsamen Gästen aus der Taberna, in der er früher gearbeitet hat. Kämpfen also dachte er bei sich. Ich hatte es befürchtet. In unseren Tagen geht offenbar nichts ohne Waffen. Nun gut, es gehört zur Ausbildung, also geht es wohl nicht anders.


    "Keine Fragen!" sagte er laut und erwartete weitere Anweisungen.

  • Der vom Praefectus geschickte Miles kam auf den Übungsplatz und salutierte, als er den Centurio erreichte.


    Ave Centurio, der neue Praefectuus möchte dich sofort in seinem Officium sehen!

  • "Probat. Du stichst nun mit dem Holzgladius auf den Holzphal, versuche dabei präzise vorzugehen, denn das wird nötig sein. Stechen nicht schlagen, denn das tun wir Römer nicht, falls nicht nötig. Fange an."


    Sagte er noch schnell und folgte dem Miles.


    "Höre auf, wenn du nicht mehr kannst. Die Ausbildung wird danach sicherlich nicht zu ende sein."


    Rief er noch schnell zu und entfernte sich immer weiter...

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