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    Der Maiordomus betrat das Triclinium und war einen geübten Blick auf die Mensa und die Klinen. Fast alles war dort, wo es hingehörte. Die kalten Speisen waren schon aufgetischt, Schalen, Schüsseln und Trinkgefäße standen bereit. Einzig der Wein schien zu fehlen. Er sah nocheinmal genauer hin, konnte ihn jedoch nicht entdecken.


    "Fehlt da nicht was?" fragte er die Sklavin, welche soeben eine Schale mit fruchtigen Erdbeeren abstellte.


    Die Sklavin blickte auf.


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    "Was soll denn fehlen?"


    Sie blickte sich selbst nocheinmal um und schlug dann die Hände über dem Kopf zusammen.


    "Um Himmels willen, der Wein. Ich bin schon unterwegs..."


    Der Maiordomus nickte.
    "Siehst Du, der Legatus wäre nicht erfreut."


    Dann rückte er noch ein bisschen an dem Besteck herum, bis alles perfekt lag und verschwand, nachdem der Wein endlich aufgetragen war.

  • Kurz darauf betrat Meridius den Raum, Iulia an seiner Seite, und steuerte auf die Klinengruppe zu. Er hatte zwar keinen großen Hunger, aber das gelungene Arrangement sorgte für zusätzlichen Appetit. Und Erdbeeren waren hier in Germanien seine neue Leidenschaft geworden.


    "Mmm, sieht doch schon mal gut aus."


    sagte er und lächelte Iulia an, bevor er sich auf einer Kline niederließ.


    "... jedenfalls dachte ich daran, dass es wohl endlich an der Zeit ist, dass ich uns hier in Germanien ein Landsitz zulege, auf welchen Du Dich zurückziehen kannst, wenn Dir die Stadt zu viel wird."


    setzte er das Thema fort, welches sie auf dem Gang angefangen hatten.

  • "Und das machst du aus diesem Grund oder ist es eher etwas politisches und du willst auf diesem Wege deine Verbundenheit zu Germanien zeigen?"


    Fragte sie, während sie noch überlegte wo sie selbst Platz nehmen sollte.

  • "Du meinst, ich tue es nur aus politischen Gründen?"


    Meridius machte es sich noch bequemer und zupfte seine Tunika zurecht. Da er heute keine offiziellen Besuche empfing, konnte er auf die obligatorische Toga verzichten.


    "Ich denke, dies ist etwas zu einseitig gedacht. Es kommen vielmehr mehrere Gründe zusammen. Zum einen natürlich, und da hast Du recht, ist es ein Signal. Das Signal, dass ich mich hier häuslich niederlasse. Aber es stecken auch weiterreichende Gedanken dahinter. Ich weiß nicht, wie lange ich hier in Germanien stationiert sein werde. Es kann Jahre dauern. Es ist folglich kein Fehler, wenn wir es uns so angenehm wie möglich gestalten."


    Er griff nach der Kanne Wein und schenkte einen Becher ein, welchen er Iulia reichte. Dann füllte er einen zweiten Becher, welchen er selbst nahm.


    "Es geht nichts über ein Landgut, auf welches man sich zurückziehen kann, wenn einem danach ist. Land ist die Grundlage unserers Seins. Wer kein Land besitzt und bebaut, der lebt nicht. Und Tarraco ist einfach zu weit weg. Die Heimat wird mich vermutlich erst als alten Mann wiedersehen, als Greis..."


    Nachdenklich nahm er einen Schluck.

  • Wieviel würde dann in Tarraco noch so sein wie sie es in Erinnerung hatten? Mit ihrem Becher Wein hatte es sich Iulia inzwischen auf der linken Kline bequem gemacht.


    "Ja auf dem Land ist es ruhiger und einsamer und das Leben dort sicher einfacher und ehrlicher...Aber wie oft wird deine Zeit es zulassen dort zu sein? Wie oft warst du auf deinem Landgut in Tarraco als du noch dort gelebt hast?"

  • Meridius schmunzelte.


    "Es spielt ja keine Rolle, wie oft ich auf dem Landgut sein kann. Es geht darum, dass ich überhaupt die Gelegenheit bekomme, mich einmal etwas zurückzuziehen. Und Du wirst sehen, dass es Dir ebenfalls entgegen kommen wird. Oder möchtest Du die nächsten Jahre permanent in diesem Verwaltungsgebäude verbringen?"


    Er sah sie fragend an und konnte es sich fast nicht vorstellen.

  • "Nein, wenn wir wirklich die nächsten Jahre hier verbringen und ich kann auch verstehen, dass du dich zurückziehen willst, weil wenn du hier bleibst doch nur die Arbeit auf dich wartet...Der Gedanke meine Zeit allein auf einem Landgut zu verbringen reizt mich nur nicht. Ich habe kein Problem mit dem allein sein, vorallem wenn ich genug zu tun habe und auch die Möglichkeit jederzeit kurz in die Stadt gehen zu können, nur auf dem Land ist das eben anders."


    Sie hoffte er verstand, was sie meinte.

  • Meridius hörte ihr zu und erkannte ihre Sorge.


    "Nun, in diesem Fall werde ich eben ein Landgut suchen müssen, das in der Nähe dieser Stadt liegt. Nicht zu nah, aber auch nicht zu weit weg, in einer schönen Landschaft gelegen. Das wird schwer, aber ich will mein Bestes versuchen."


    Er zwinkerte ihr zu.


    "Sag mal, kann es sein, dass Du älter wirst?
    Ich glaubte gerade ein graues Haar gesehen zu haben..."

  • Sie lächelte dankbar, wollte aber nicht das er sich nur wegen ihr die Mühe machte.


    "Das hätte auch andere Vorteile, man könnte die Regia mit den Erzeugnissen beliefern und es wäre auch nicht soweit um sie hier auf dem Markt zu verkaufen."


    Verblüfft schaute sie ihn bei seinen letzten Worten an. Meinte er es ernst oder wollte er sie nur necken? Am liebsten hätte sie jetzt einen Spiegel zur Hand gehabt.


    "Älter werde ich sicher und zwar schon seit dem Tag meiner Geburt. Aber ein graues Haar? Ich dachte so alt bin ich noch nicht. Wie willst du das überhaupt auf die Entfernung erkannt haben?" Sie schmunzelte. "Außerdem bist du älter als ich, da sollte ich bei dir auch einmal genauer hinschauen.."


    Sollte er wirklich Recht haben, würde sie sich wohl einen Extrakt aus Brautmyrte oder ein anderes Mittel zum Haare färben beschaffen müssen.

  • Meridius lachte, als sie ihn skeptisch beäugte und der Sache nicht so ganz traute. Ein mögliches grauses Haar beschäftigte sie offensichtlich sehr und kam einer mittelgroßen Katastrophe gleich.


    "Nun, vielleicht habe ich es auch nicht richtig gesehen. Mir war so, ALS OB, aber sicher bin ich mir nicht..."


    Er hielt in seinem Satz inne und griff dann nach der Schale mit den Brötchen, welche er, nachdem er sich eines gegriffen hatte, an sie weiterreichte.


    "Das mit dem Landgut sollte jedoch gut durchdacht sein. Ich habe bereits eine neue Stelle ausgeschrieben. Ich habe vor einen neuen Villicus einzustellen, der sich um die Betriebe der Familie kümmert. Ich weiß, Du wirst mich fragen, was dann aus Verus wird. Nichts gegen Verus, er ist ein alter Freund, und Du weißt selbst, dass er damals mit uns, als wir noch Kinder waren, in den Straßen spielte. Doch ... er taugt nicht so recht als Verwalter. Er macht zwar seine Arbeit, doch ich glaube er ist damit nicht glücklich. Wir werden ihm etwas anderes suchen müssen. Und ich werde auch Calliope freilassen. Die zwei sind ein Paar, wenn ich es richtig mitbekommen habe. Sollen sie die Chance bekommen, sich etwas eigenes auf die Beine zu stellen."

  • Hatte er nun etwas gesehen oder nicht? Die Sklavin die ihr bei den Haaren half hatte bisher nichts gesagt oder hatte sie sich nicht getraut?Wenn es stimmte, war es kein gutes Zeichen.Kinder würde sie auch bald keine mehr bekommen können...Sie nahm ein Brötchen aus dem Korb, biss ein Stück ab und kaute nachdenklich. Sie wusste das es irgendwann so weit sein würde und früher in Valentia hätte sie sich deswegen auch weniger Gedanken gemacht. Nachdem sie den Bissen herunter geschluckt hatte fragte sie.


    "Hat Verus dir geschrieben oder kam dir der Gedanke schon bei deinem letzten Besuch in Tarraco?...Hmm wenn du einen neuen Villicus einstellen willst, wird er sich nur schwer um beide Landgüter kümmern können, denn Tarraco ist wie du sagtest weit..."

  • Sie hatte sicher recht. Tarraco war weit, doch für Tarraco würde er einfach einen der älteren Bediensteten befördern. Oder eben einen Vilicus einstellen. Irgendwie würde ihm schon was einfallen.


    "Der Gedanke kam mir neulich. Ich weiß schon seit dem letzten Besuch in Tarraco, dass ich diesbezüglich etwas tun sollte. Verus war mir in der Jugend ein Freund, und dass ich ihn freiließ, war mir ein innerer Befehl. Wenn er diese Calliope liebt, soll sie ebenfalls frei sein. Sie sollen ihr eigene Glück beginnen dürfen. Unabhängig von unserem Landgut und unserer Familie..."


    Er dachte nach.


    "Oder hast Du Einwände? Immerhin hast Du ja jetzt auch ein Wörtchen mitzureden."

  • "Nein, ich habe keinerlei Einwände. Aber Verus hat Glück. Es gibt genug Leute die ihre Jugendfreunde vergessen, vorallem wenn diese Sklaven sind. Und eure Lebenswege sind sehr unterschiedlich verlaufen....Du hättest auch jemand ganz anderes werden können... jemand der keine Schwäche für Freunde aus der Jugendzeit hat."


    Sie schmunzelte. Diesem Zug an ihm verdankte sie vermutlich, dass sie jetzt hier zusammen saßen.


    "Oder hat er dir das Leben gerettet und ich weiß nichts davon?" fügte sie scherzend hinzu.

  • Meridius schmunzelte und schüttelte dann den Kopf.


    "Nein, er hat mir nicht das Leben gerettet. Oder doch?"


    In seinen Gedanken ging er sämtliche Abenteuer seiner Jugend durch und Verus war bei vielen gefährlichen Situationen dabei gewesen.


    "Jedenfalls werde ich es tun, wenn Du es ebenfalls befürwortest."

  • Halb amüsiert halb ungläubig schaute sie ihn.


    "Ich dachte immer das man sich an so einen Moment erinnert oder gab es in deinem Leben schon so viele solche Momente?"


    Wollte sie das wirklich wissen? Wäre es nicht besser diesbezüglich völlig ahnungslos zu bleiben? Sie drehte den Kopf ein Stück zur Seite und überlegte welche der angebotenen Speisen sie als nächstes probieren sollte.


    "Ich nehme an, du hast vor die beiden auch finanziell zu unterstützen?"

  • "Ja sicher. Sie sollen ein Startkapital bekommen. Ich hab keine Ahnung, was sie damit machen werden, und es ist mir im Grunde egal. Wenn Verus ein Stückchen Land kaufen möchte, soll es so sein. Wenn er einen Betrieb gründen möchte, meinetwegen."


    Er nahm ein Stückchen von dem Käse.

  • ~ Prolog ~


    Es war ein angenehmer Spätnachmittag als sich Meridius im Triclinium einfand und dem Personal die letzten Anweisungen gab. Er hatte sich in eine frische Tunika geworfen, jedoch auf die Toga verzichtet, da es nur ein Essen im Kreis einiger Freunde des Hauses sein würde und die Toga würde dabei nur verknittert werden.


    Geordert waren mehrere Gänge, welche nach und nach aufgetischt werden sollten, die besten Weine und falls man Lust darauf hätte, könnte auch noch ein Sklave auftreten, welcher den Gästen kleinere Texte vortragen würde.


    Meridius schien zufrieden und ging im Kopf nochmals schnell durch, wer alles erscheinen würde. Zunächst der junge Matinier natürlich, der Sohn des Agrippa, dann Iulia, Maximian, und der neue Vilicus, sowie zwei Gäste die später dazu stoßen würden.

  • Drusus war anscheinend der erste neben dem Senator, der erschien. Er hatte sich nochmals gewaschen und trug eine leicht blaue Tunika. Der Gürtel war aus einem nicht gerade billigen Leder gemacht und besaß eine vergoldete Schnalle. Er stammte aus besseren Zeiten. Nur die Sandalen waren die, die er auch während seinem Bewerbungsgespräch getragen hatte.


    Er betrat das Tricilinium und sah sofort den Senator. Er verneigte sich leicht.


    "Salve, Senator!"

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