Die Bestattung des Quintus Decimus Mercator

  • Der Leichnam von Mercator lag auf einer Bahre und wurde von der Casa Decima Meridius durch die Strassen Tarracos in Richtung Stadttor von 4 kräftigen Sklaven getragen. Die Klageweiber schrien und neugierige sammelten sich zu beiden Seiten der Strasse.


    Mercator war mit einem Leichentuch aus der feinsten Seide aus dem fernen China bedeckt


    Gemäß den Gesetzen und Traditionen mussten die Angehörigen vor den Stadtoren entlang den Ausfallsstrassen bestattet werden.


    Mattiacus ging genau hinter den sterblichen Überresten seines Vaters. Er war in eine schlichte Toga gekleidet. Die Trauer war in seinem Gesicht geschrieben. Sein Leben und die Erinnerungen an seinen Vater, der ihn adoptiert und als einen eigenen Sohn in die Familie aufgenommen hatte, beschäftigte seine Gedanken.


    Langsam zog der Trauerzug in Richtung Stadttor.......

  • Livianus folgte ebenfalls direkt hinter dem Leichnam, seine Senatorentoga über den Kopf gezogen und flankiert von seinen Brüdern. Vieles ging ihm durch den Kopf - Erinnerungen an seine Kindheit, sein Eintritt in die Armee und seine Berufung nach Roma. In all diesen Bilder kam sein Vater vor und spielte eine wichtige Rolle. Livianus sah kurz schweigend zu seinen Brüdern auf und senkte dann wieder den Kopf.

  • Lucilla folgt direkt hinter den Söhnen Mercators. Ihre Augen sind gerötet, doch Ambrosius hat sich alle Mühe gegeben, die Spuren der vielen Tränen in ihrem Gesicht zu kaschieren. Immer wieder muss sie daran denken, dass es einst Mercator gewesen ist, welcher sie nach dem Tod ihrer Mutter getröstet und ihr Geschichten über die Schönheit des Elysiums erzählt hat. Und nun tragen sie ihn selbst zu Grabe und niemand erzählt mehr Geschichten. Den einzigen Trost spendet ihr Mercator selbst, in ihrer Erinnerung.

  • Wieder einigermaßen ruhig geht Aemilia im Trauerzug mit. Das gewohnte Ritual und die althergebrachten Zeremonien geben ihr wieder Halt. Nachdenklich betrachtet sie die nächsten Verwandten Mercators und hält sich ein wenig abseits, um sie in ihrer Trauer nicht zu stören. Wie automatisch fallen ihre Blicke ab und zu auf die Angestellten des Libitinarius und sie vergewissert sich, ob alles korrekt abläuft.

  • Neben Livianus ging auch ich, direkt hinter dem Leichnam....


    Mein Kopf war leer, zuviele Gedanken waren mir in den letzten tagen durch den Kopf gegangen....


    Stumm folgte dem Leichnam....

  • Meridius hatte sich hinter den Söhnen des Mercator in den Trauerzug eingereiht. Die Senatorentoga über den Kopf gezogen blickte er starr nach vorne. Zu viele Mitglieder seiner Familie waren in den letzten Jahren gestorben. Doch dies war der Lauf der Welt. Für einen kurzen Moment blicket er zur Seite, warf einen Blick auf Iulia, welche sich neben Maximian und Romanus ebenfalls unter den Trauernden befand. Die Bedrohung durch die Erpressung kam ihm wieder in den Sinn.

  • Flaccus hatte sich zwischen Meridius und Lucilla eingereiht. Er trug eine einfache weiße Toga und folgte schweigend dem Zug.
    Die Gedanken an Mercator ließen ihn nicht los. Wer hatte ihn warum umgebracht? Er war so ein guter Mann gewesen. Immer freundlich, er hatte doch garkeine Feinde gehabt?

  • Auch ich folgte diekt hinter dem Leichnam an der Seite meiner Brüder dem Leichenzug.
    Es war furchtbar, der Gedanke sich nun von Vater endgültig trennen zu müssen.
    Innerlich war ich leer, und mehr als nur das.
    Meinen Kopf zum Boden geneigt wagte ich keinen Blick zur Seite.


    Viele waren gekommen um von Vater Abschied zu nehmen.
    Es war schön erneut zu sehen wie beliebt Vater war und wieviele Freunde er hatte............

  • Der Trauerzug zog weiter durch die Stadt. Vor der Bahre mit Mercators Leichnahm gingen Männer mit Tafeln, auf denen das Leben Mercators und seine Leistungen für Volk und Princeps in prächtigen Farben festgehalten wurden.


    Flötenspieler und andere Musiker gingen hinter den Trauenden und stimmten eine melancholische Melodie an, die den Toten ehren und den Überlebenden Hoffnung machen sollte.


    Die Klageweiber hatten sich bereits ihre Kleider in Fetzen gerissen und ihr Schluchzen und Wehen erfüllte die Luft.


    Immer mehr Menschen kamen hinzu, ob aus Neugier oder aus Anteilnahme mit diesem großen Römer.

  • Sie kommen außerhalb der Stadt am Ort der Verbrennung an und versammeln sich um den vorbereiteten Holzstapel. Aemilia tritt zu Livianus und ihre Hand sucht seine, um diese tröstend zu drücken. Die Träger der Bahre stellen diese vor dem Holzstoß ab.


    Aemilia löst sich wieder von ihrem Mann und tritt zum Toten hinzu. Kurz schließt sie die Augen, besinnt sich auf die Götter und beginnt dann, mit leiser Stimme die rituellen Worte zu sprechen. Dann nimmt sie ein scharfes Messer und trennt den kleinen Finger von der Hand des Verstorbenen ab. Unter weiteren Gebeten kniet sie sich nieder, gräbt ein kleines Loch in die Erde und legt den Finger hinein. Sie bedeckt ihn sorgfältig wieder mit Erde und erhebt sich anschließend. Dann nickt Aemilia den Leichenträgern zu und diese legen den Toten auf den Holzstapel. Sie tritt beiseite, damit die Familie sich ein letztes Mal von ihm verabschieden und ihm noch rituelle Opfergaben mit auf seinen letzten Weg geben kann.

  • Mattiacus trat vor den Holzstapel und räusperte sich kurz.



    "Freunde, meine Familie, meine Brüder,


    wir begleiten heute einen großen Römer in Plutos Reich. Quintus Decimus Mercator war nicht irgendwer, er war ein wahrer Römer, der jedoch seine Wurzeln hier in Tarraco, in Hispania, hier bei euch, nie vergaß. Das Wohl und Wehe des Volkes lag ihm am Herzen und um diesem gerecht zu werden ging er in die Verwaltung und organisierte unser Leben gemäß den Gesetzen und Traditionen unserer Ahnen. Aber über all dem war er aber jemand, und als solchen werden wir ihn alle in Erinnerung behalten, der seine Familie liebte und seine Familie ihn. Denn hinter dem großen Römer Quintus Decimus Mercator stand der Mensch Mercator mit seiner Güte, eurer Patron, Onkel und"


    Mattiacus stockte kurz der Atem und blickte zu seinen Brüdern


    " unser Vater, der sich sicherlich darüber freuen würde, wenn er sehen könnte das aus seiner Saat ein prächtiger Baum geworden ist, an dem wir die Zweige sind. Aber ich bin mir sicher, dass er das bereits weiss.


    So verabschieden wir dich Vater und bitten Mercur darum dich sicher und geborgen in das Elysium zu geleiten, dass du dir duch deine Taten im Diesseits verdient hast."


    Tränen traten jetzt langsam in sein Gesicht. Er legte einen Kranz geflochtener Misteln auf den Leichnahm seines Vaters.

  • Ohne Worte, mit Tränen in den Augen trat dann auch ich vor den Leichnam, betrachtete diesen noch ein letztes Mal und nahm, in Gedanken, Abschied von meinem Vater....

  • Schweigend war Flaccus dem Trauerzug bis außerhalb der Stadt gefolgt und vor dem Holzhaufen, auf dem Mercator lag, machte er halt. Hinter den Söhnen Mercator's stand er und hörte aufmerksam Mattiacus zu. Er betrachtete noch ein letztes mal seinen geliebten Onkel.

  • Auch Meridius nahm Abschied. Nachdenklich, schweigend, seine Verwandten beobachtend, auch die Menge der Anwesenden abschätzend. Mercator war ein einflussreicher Mann gewesen. Er hatte viele Freunde in Tarraco gehabt.


    Als er an der Reihe war, trat er ebenfalls ein letztes mal zu dem Toten. Er sprach ein paar Worte, nichts bewegendes, doch ehrlich gemeintes, trat dann wieder zurück. Mercator würde ihm fehlen...

  • Lucilla tritt an den Leichnam ihres Onkels heran. Sie schließt für einen Moment die Augen und denkt an vergangene Momente, dann legt sie einen Zweig eines Olivenbaumes und eine kleine Schale voll Getreide neben den toten Körper. Obwohl Mercator oft die Welt bereist hatte, so war er doch immer in Hispania zuhause gewesen. Mit einem feinen Lächeln denkt Lucilla daran, dass es für ihren Onkel im Elysium sicher viele neue, fremde Länder zu entdecken gibt. Sie wischt sich eine Träne von der Wange und tritt zurück.

  • Ein wenig hinter den anderen, stand Iulia Die melancholische Stimmung die über der Trauergesellschaft lag,hatte auch von ihr Besitz ergriffen. Seinen Verwandten würde Mercator nicht nur jetzt sondern auch in Zukunft in unzähligen Stunden fehlen. Sein Mörder hatte ihn um soviele Erlebnisse gebracht.

  • Valeria half Aemilia, so gut sie es als Popa konnte. Sie hatte Mercator nur einige Male flüchtig gesehen, wenn sie in Rom gewesen war. Er war stets freundlich zu ihr gewesen, aber eine besondere Bindung hatten sie nicht gehabt.

  • Nachdem alle Verwandten und Freunde ihre Opfergaben zum Körper ihres Schwiegervaters gelegt haben, tritt Aemilia wieder hinzu. Sie betrachtet den Toten noch einen Moment mit liebevollen Gedanken. Dann beugt sie sich leicht vor und öffnet ihm ohne Scheu wieder die Augen.
    Eine leichte Gänsehaut spürt die kleine Sacerdos im Rücken. Es kommt ihr noch wie gestern vor, dass sie Mercator zum ersten Mal im Circus Maximus gesehen hat. Das war auf einem ihrer ersten Ausflüge mit Livianus. Inzwischen hat sie Mercator als ihren Schwiegervater kennengelernt und bringt ihm warme Gefühle der Zuneigung entgegen. Stets ist er so nett und freundlich zu ihr gewesen und hat sie bereitwillig und mit offenen Armen in seiner Familie willkommen geheißen, wie wohl kaum ein anderer. Aemilia kann es nicht verhindern, dass bei diesen Gedanken wieder der ganze Schmerz und die Trauer in ihr hochkommen. Sie beißt die Zähne zusammen und nur stumm laufen ihr die Tränen an den Wangen hinab.
    Wieder geht sie einige Schritte beiseite, nimmt von einem Helfer eine brennende Fackel entgegen und reicht diese Mercators Söhnen, damit sie den Holzstoß mit abgewandten Gesichtern in Brand setzen können. Anschließend wird das Trauergefolge so lange klagen, wie das Feuer brennt.

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