In an grindign Beisl in Favoriten (äh; in der Suburbs)

  • Ein Mann betritt die Taverne - ein sehr dreckiges und stinkendes Exemplar einer solchen, eine detailliertere Beschreibung derselben muss hier jedoch ausbleiben. Ein dunkler Kapuzenumhang verdeckt den Großteil des soeben Eingetretenen, doch gedämpftes Scheppern lässt auf diverse Metallteile unter dem schäbigen Stoff schließen. Weiters ruft der Mann in jedem vorsichtigen Beobachter (von solchen soll es in der Suburba ja nur so wimmeln) die hundertprozentige Überzeugung hervor, von ihm besser die Finger zu lassen: Geübte Augen erkennen an der Körperhaltung, dass die Schwerthand des Unbekannten gerade auf einem besonders scharfen solchen Metallteil ruht. Nichtsdestotrotz scheint der rätselhafte Mann etwas nervös zu sein, seine Augen springen schnell hin und her; wohl ist er eine solche Umgebung nicht gewöhnt.


    Er setzt sich neben einen Tisch in der Ecke des Lokals (wobei die Begriffe "Holzklotz" und "Loch" zutreffender gewählt wären, aus Gründen der allgemeinen Verständlichkeit jedoch nur in Klammern angeführt werden können), mit dem Rücken zur Wand, und verharrt dort. Die tief ins Gesicht gezogene Kapuze verwehrt neugierigen Blicken die Identität des Wartenden.

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  • Eine ganze Zeitlang später betritt ein anderer Mann die Taverne. Auch er war verhüllt, doch anders als der vorherige ging er etwas gebückt und sah sich vorsichtig um. Er fürchtete sich und wollte schon gehen, als er den anderen sah. Zaghaft ging er zu ihm und setzte sich. Er sah sich wieder um - er vergewisserte sich, daß niemand nahe genug war, um etwas von diesem Gespräch zu hören. Er sah dem Mann ins Gesicht, doch konnte er ihn nicht erkennen. Da blinkte etwas an seiner Hand - es war ein Ring. Er sah genauer hin, es war ein Siegelring - der des Flottenpräfekten. Syrius atmete durch, der andere Mann war der richtige, Secundus Claudius Felix...


    Seid gegrüßt. Es tut mir leid, Euch an einen solchen Ort gebeten zu haben - aber ich fühle mich nicht mehr sicher. Irgendjemand verfolgt mich.


    Er sah sich wieder um, doch um die beiden Männer war keiner in Hörweite.


    Das was ich herausgefunden habe - und was Euch mit nur zu großer Sicherheit interessieren wird - ist anscheinend eine zu große Sache. Einige Menschen haben anscheinend schon ihr Leben verloren - und ich hoffe, ich gehöre nicht zu diesen...


    Ein Geräusch schreckte ihn auf. Er sah sich wieder um. Der Angstschweiß lief ihm das Gesicht herunter...

  • Felix' Augen brauchen nur Bruchteile einer Sekunde, die Ursache dieses Geräusches auszumachen: Ein Betrunkener hatte seinen Krug mit billigstem Wein laut auf den Tisch geknallt - ein harmloses Geräusch an sich, doch für den verschreckten Vinicier eine Qual.


    "Sei gegrüßt, Syrius! Keine Angst, hier kann dir im Moment nichts geschehen. Ich bin natürlich nicht alleine gekommen, auch wenn dies für einen Zuseher so scheinen mag."


    Ein kurzer Blick zu den massigen Konturen eines abgerissenen Mitbürgers, der augenscheinlich betrunken an der Wand liegt und schnarcht. Wer denkt wohl dass der ein ehemaliger Prätorianercenturio ist?


    "Doch sage mir, worauf bist du gestoßen? Was ist mehrfachen Mord wert?"

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  • Syrius beruhigt sich wieder ein wenig, obwohl er die Unruhe in sich wohl nicht vollkommen verbergen kann. Seine Kehle ist so trocken wie der Staub in Mauretania, doch darf er sich jetzt nicht betrinken, nicht hier in der Subura. Syrius sieht Felix in die Augen, er wird nicht erfreut sein über das, was Syrius zu berichten hat.


    Nichts anderes als Eure Herkunft, Praefectus. Nichts anderes.


    Felix sieht überrascht auf. Damit hat er wohl nicht gerechnet. Doch bevor der Präfekt etwas erwidern kann, berichtet Syrius weiter:


    Ihr wißt, daß ich im Hause Eures Bruders ein Schriftstück für meinen Onkel abholen sollte. Dabei fand ich dieses hier.


    Syrius holt eine Papyrus aus den Falten seines Gewandes heraus. Es sah etwas alt aus, doch ohne Zweifel lesbar.


    Es war versteckt zwischen anderen Libri. Wahrscheinlich hat dort vor Äonen das letztemal ein Sklave geschlichtet, doch das ist egal. Das wichtige hier drinnen ist: Ihr seid nicht der Sohn Eures Vaters und nicht der Bruder des Praefectus Praetorio!

  • "Was!?" (viel zu laut)


    Als ihn in Tarraco die Nachricht erreicht hatte, dass er zwecks dringlichem, geheimen Gespräch nach Rom reisen solle, hat Secundus Claudius Felix mit allem möglichen gerechnet. Informationen über seine verschollene Ehefrau, Informationen über Intrigen in der Flotte, Hinweise auf Männer, die zuviel wussten, ... aber dass es um seine eigene Vergangenheit geht! Um seine Abstammung, besser gesagt. Caius Claudius Clemens hat ihn wie einen Sohn behandelt, ja, geliebt; und war doch nicht sein Vater. Unfassbar.


    Nur mühsam zwingt Felix seine Stimme auf etwas Brauchbares zwischen Brüllen und unverständlichem Krächzen.


    "Wer bin ich dann?"

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  • Syrius holt tief Luft. Einerseits ist er froh, daß es endlich heraußen war, andererseits ist die Erklärung dazu noch viel schwieriger. Warum mußte er auch unbedingt wieder herumschnüffeln? Es ist immer wieder das gleiche mit ihm... zuerst in Syria, jetzt hier in Rom... Immer das Gleiche.


    Nun ja, Präfekt. Das ist nun eine etwas komplizierte Geschichte. Euer Vater schrieb es anscheinend als Ihr noch klein wart... Ach, lest es selbst.


    Er übergibt dem Präfekten den Brief. Felix nimmt ihn zögernd und fängt an zu lesen:


    An meinen Sohn Secundus Claudius Felix.


    Wenn ich diese Zeilen schreibe, bist du gerade erst in mein Haus gekommen und wurdest von mir adoptiert. Ich habe dich aufgenommen wie einen eigenen Sohn, ja du liest richtig, denn du bist in Wahrheit nicht mein Sohn. Dein Vater ist oder vielmehr war Lucius Flavius Corvinus. Er starb bald nach deiner Geburt, das heißt er wurde ermordet. Als sein bester Freund nahm ich dich an Kindes Statt an, da sein Bruder, Titus Flavius Vespasianus noch zu jung ist, um für dich zu sorgen. Außerdem finde ich es für besser so, da ich mir nicht sicher bin, ob man nicht auch nach deinem Leben trachtet. Dein Vater hat dir ein Testament hinterlassen und bei den Vestalinnen hinterlegt. Dieses Testament wird alle deine Fragen beantworten, so hoffe ich. Ich hoffe auch, daß du verstehst, wenn du diese Zeilen liest.


    Caius Claudius Clemens

  • Lucius Flavius Corvinus, dieser Name weckt irgendwelche unbestimmten Assoziationen bei Felix.


    "Corvinus, Corvinus... Den Namen habe ich schon einmal gehört. Weißt du etwas über...


    mit diesen beiden Worten scheint Secundus noch einige Probleme zu haben:


    meinen Vater? Er wurde ermordet? Von wem?"

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  • Syrius entspannt sich. Er hat schon damit gerechnet, daß Felix ihn einen Fälscher nannte, doch ausnahmsweise ist Syrius diesmal unschuldig - nur sehr neugierig.


    Hört, Praefectus. Die Geschichte ist eine längere. Ich hab mich ein wenig umgehört. Folgendes: Corvinus - also euer Vater - war damals einer grossen organisierten imperiumweiten Bande auf der Spur. Ziemlich üble Bande. Korruption, Bestechlichkeit, Mord, Schmuggel, Raub, Erpressung... alles was dazugehört. Das Problem dabei: Diese Bande wurde aus 'ehrbaren' Kreisen gesteuert. Der Kopf der Bande und Hauptnutzniesser mußte eigentlich eine geachtete Persönlichkeit sein. Corvinus gelang es einen Grossteil der Band auffliegen zu lassen, doch bevor er ganz an die Spitze kam, wurde er umgebracht. Im Auftrag des Kopfes.


    Felix hört interessiert zu. Doch Syrius bemerkt auch eine Spur Zorn in seinen Augen... Er erzählt weiter.


    Die Bande war danach nicht mehr so gefürchtet, vor allem deswegen, weil der Auftraggeber sich sehr zurückhielt und nur noch hie und da sich wieder mit seinen Unterleuten traf - sozusagen bei besonderen "Fällen". Ich fürchte aber... das heißt, ich weiß, daß meine Nachforschungen nicht unbemerkt blieben. Der Kopf weiß sicher nicht, was in diesem Brief steht, ich glaube aber, daß er denkt, daß ihm dieser schaden kann. Vernichtet also so schnell wie möglich diesen Brief. Ich glaube, daß im Schreiben Eures Vaters der Beweis für die Identität des Mörders Eures Vaters drinsteht. Wenn der Kopf weiß, daß ein Schreiben Eures Vaters existiert, wird er alle töten, die davon wissen...


    Syrius wurde wieder nervöser. Seine Stimme kann er nur mit größerer Anstrengung immer leiser stellen. Er hasst sich und seine "Begabung", ständig in größere Schwierigkeiten zu gelangen.


    Ich denke nicht, daß der Kopf sich selber die Hände schmutzig macht. Er hat seinen Unterhändler geschickt, um alle zu töten, die von dem Brief wissen. 2 mal hat er schon einen Anschlag auf mich verübt. Nur die Götter wissen, warum ich noch lebe!


    Er kann sich kaum mehr beruhigen. Der dunkle Ort, die vielen Menschen, die er nicht kennt, dieser schwere Geruch von Alkohol und Schweiß läßt seine Übelkeit aufsteigen. Nur mit Mühe kann er sich noch dazu zwingen, am Tisch zu bleiben.


    Hört, Praefectus. Ich glaube ich weiß aber, wer dieser Handlanger ist. Ein Hispanier, genannt Miror. Ich habe aber noch weitere Informationen, ich glaube auch, daß ich weiß, wer dieser Kopf, dieser Auftraggeber ist. Die Götter mögen mir helfen, aber Beweise habe ich keine.
    Und jetzt wird es für Euch interessant, Praefectus. Es soll einen Mann geben, der den Kopf kennt. Ein ehemaliges Mitglied von Mirors Bande soll den Kopf einmal gesehen haben. Miror versuchte auch ihn umzubringen, den Göttern sei Dank gelang es ihm nicht, zum Glück für uns. Ich habe versucht, ihn ausfindig zu machen. Ihr wißt, so ein wenig Beziehungen spielen lassen. Und jetzt haltet Euch fest, der Mann ist tatsächlich in Rom, Brutus soll er heißen. Ich habe ihm eine Nachricht zukommen lassen, und ihn zu diesem Treffen gebeten. Vielleicht kommt er, ich hoffe es.


    Syrius holt tief Luft. Oh ihr Götter... wie er sich hasst. Er hofft nur, hier wieder lebend herauszukommen...

  • Miror, beobachtete die beiden Männer aus den Augenwinkeln.
    Wer war der zweite Mann ?
    Er machte einen gefährlichen Eindruck.
    Er hatte nichts opferhaftes an sich.


    Egal, die Zeit drängte.
    Der Syrier hatte mehr Glück gehabt als die Götter einem Menschen zugestanden.
    Aber diesmal nicht.
    Sein Auftrag war klar.
    Der Zweite machte es nur etwas anspruchsvoller.


    Das Risiko war für den Alten zu gross.
    Miror kannte den Alten schon lange.
    Er hatte nach der Zusammenarbeit in Hispania nichts mehr von ihm gehört.
    Nach seinem Fehler mit Brutus.
    Der Bastard hatte zuviel gesehen.
    Brutus ... ein kleiner nett ausehender Betrüger mit Skrupel.
    Es war ein Fehler gewesen ihn dazuzuholen.
    Aber sie hatten einen Schwätzer gebraucht. Einen der Informationen besorgte. Und dann hatte dieser Hund im falschen Augenblick noch Glück gehabt.
    Jedesmal wenn er daran dachte schmerzte ihn die Narbe am Hals.


    Aber jetzt war der Alte wieder an ihn herangetreten.
    Und das war gut für Miror.
    Erstens wurde er für diesen Auftrag gut bezahlt und zweitens hatte ihm der Alte ein paar gute Kontakte versprochen.
    Miror bekam glänzende Augen, wenn er an die Möglichkeiten dachte, die er dann hier in Rom hatte.
    Mit den richtigen Männern, die keine Skrupel hatten.


    Miror zwang sich aus seinen Träumereien.
    Wo blieben sie nur, fragte sich Miror.


    Die Tür öffnete sich.
    Einige Betrunkene torkelten herein.


    Endlich, dachte Miror erleichtert.


    Die Betrunkenen verteilten sich unaufällig im Raum.


    Mirors Hand tastete nach dem langen Dolch.


    Die Anderen warteten nur noch auf sein Zeichen.

  • Ich musste verrückt sein.

    Aber diese Nachricht.
    Eingetroffen über einen Weg, den ich mir nur aus Gewohnheit eingerichtet hatte.
    Aber davon ausgegangen war, das er nie benützt werden würde.
    Doch dann war diese Nachricht gekommen.


    Mit beuunruhigenden Andeutungen.
    Für ein Treffen.
    In der Suburba.


    Meine Vergangenheit hatte mich wieder eingeholt.
    Zuerst hatte ich die Nachricht einfach ignorieren wollen.
    Mich so weit wie möglich zurückziehen und verstecken.
    Doch dann hatte ich mich anders entschieden.
    Eine alte Toge genommen, einen fleckigen Mantel, Dolch und Fausthandschuh.


    Warum ?
    Da war ich mir selbst nicht sicher.
    Vielleicht weil ich einfach nicht mehr weglaufen wollte.


    Ob es die richtige Entscheidung war ?
    Wahrscheinlich nicht.


    Ich kam an der beschriebenen Kascheme an.
    Übler ging es kaum noch.


    Aber alles wirkte normal.
    So normal eben wie in der Suburba möglich.


    Ich holte nocheinmal tief Luft, nahm meinen ganzen Mut zusammen, öffnete die Tür und betrat den Schankraum.

  • Die Tür öffnete sich erneut.
    Ein Mann trat ein, in einem felckigen Mantel.
    Er blickte sich suchend um.
    Miror riss erstaunt die Augen auf, um sich dann schnell mit einem breiten Grinsen wegzudrehen.


    Seine Hand berührte die Narbe am Hals.
    Miror wusste, heute meinte es das Schicksal gut mit ihm.

  • Ich brauchte kurz um mich an das Dämmerlicht zu gewöhnen.
    Ich schaute mich um und sah das verabredete Zeichen.


    Zwei Männer saßen an dem Tisch.
    Der eine kam mir irgendwie bekannt vor.
    Er wirkte etwas deplaziert hier. Irgendwie wie ein Offizier.
    Doch der Kapuzenumhang verhinderte einen genauen Blick auf sein Gesicht.
    Den Zweiten hatte ich noch nie gesehen.


    Ich zögerte kurz.
    Wischte unauffällig meine schweissnassen Hände am Mantel ab.


    Dann ging ich langsam auf den Tisch zu.
    Meine Linke unter dem Mantel im Fausthandschuh, meine Rechte nicht weit vom Dolch.


    Mein Herz rasste.


    Ich nahm mir einen Schemel, nickte den beiden wie alten Bekannten zu und setzte mich in aller Ruhe hin.


    Jede Faser meines Körpers war angespannt.
    Mir leif es heiß und kalt den Rücken herauf und herunter.
    Ich spürte wie mein Blut durch meinen Körper rasste.


    "Ich bin Brutus."

  • Es schien ein ziemlicher Betrieb in der Spelunke zu herrschen Leute kamen, andere gingen, doch im Großen und Ganzen schien der Ort immer voller von zwielichtigen Gestalten zu werden. Und Syrius' Nervosität war ansteckend. Prüfend tastete Felix nach seinem Gladius. Es war noch da wo es hingehörte, bereit im Notfall gezogen zu werden.


    Just in dem Augenblick trat ein Fremder an den Tisch. "Ich bin Brutus" gab er von sich. Brutus. Ja sicher. Felix kannte den Kerl, und Brutus war ganz sicher nicht der Name, unter dem ihn Felix kannte. Er sah ihm in die Augen.


    "Hallo, Du bist also Brutus! Oder wie darf ich Dich nennen?"

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  • Ich fiel aus allen Wolken.


    Ich hatte mit vielem gerechnet, mich auf noch mehr vorbereitet.
    Aber das.
    Das war einfach unvorstellbar.


    Und doch war es Realität.


    Vermutet ich zumindest.
    Mein Mund stand offen. Ich war nicht fähig einen klaren Gedanken zu treffen.


    Secundus Claudius Felix. Der Praefectus Classis.


    Hier an diesem Ort.
    Hier zu diesem Treffen.


    Meine Gedanken rasten wild durcheinander.


    Was in aller Welt war hier los ?


    Verzweifelt rang ich um Beherrschung.
    Versuchte mein dämlich blöd dreinstarrendes Gesicht unter Kontrolle zu bringen.
    Das Krächzen aus meiner Stimme zu verbannen.


    "Äh ..."


    Ich schluckte und räusperte mich.


    So langsam bekam ich mich wieder unter Kontrolle.
    Mein Verstand setzte weider ein, nur um mir mitzuteilen, das ich nichts verstand.


    ...Haltung bewahren
    ...Selbstsicheres Auftreten
    ...Keine Unsicherheit zeigen
    Schoss es mir durch den Kopf.


    Rechne mit allem ...
    Reagiere unerwartet ...
    Denke das Undenkbare ...
    Raste es durch mein Hirn.


    Aber was macht man, wenn das Undenkbare passiert ?


    Secundus Claudius Felix.


    Kurz spielt ich mit dem Gedanken, mich auf eine Verwechslung herauszureden oder einfach abzuhauen.
    Ich riss mich entgültig zusammen.
    Athmete nocheinmal durch.
    Dann packen wir den Stier mal an den Hörnern.


    "Nun, ich glaube, in Anbetracht der Umstände, ist es sinnvoll wir bleiben vorerst bei Brutus. Wenn Dich nicht zu sehr stört."


    Ein Seitenblick auf den zweiten Mann verriet mir das er wohl auch etwas überrascht von der Wendung war. Er musste dann also der Syrier sein. Von dem die Nachricht stammte.


    "Ich bin wirklich etwas überrascht Dich hier zu sehen. Und ich wäre Dir sehr verbunden, wenn Du das Ganze hier, was immer es wird, ziemlich vertraulich behandelst."


    Ich hatte mich wieder unter Kontrolle.
    Ich wusste nicht wohin das hier führen würde.
    Ruhe bewaren.
    Es gab immer einen Weg. Hoffentlich.


    "Aber nun bin ich wirklich neugierig. Um was geht es. In der Nachricht waren nur ein paar unangenehme Andeutungen. Bezüglich einiger ... Individuen und Vorfälle aus meiner ... Vergangenheit."

  • Syrius ist tatsächlich überrascht. Woher kennen sich der Praefectus und dieser... Kriminelle? Doch egal, es geht hier um wichtigeres...


    Nun gut, Brutus, wenn das dein Name ist. Ich weiß nicht, ob du weißt, worum es hier geht. Deswegen mache ich es kurz. Es geht um den Anführer, den Kopf deiner Bande. Er hat den Vater des Praefectus ermordet und sonst noch etliche Geschichten angezettelt, aber das weißt du ja und wir auch. Doch was wir nicht wissen: Wer ist dieser Mann?

  • Miror hatte den Dolch in der Hand.
    Verdeckt durch seinen Mantel.
    Er würde den Syrier töten.
    Schade. Er hätte liebend gern Brutus abgestochen.
    Doch der Syrier war gerade wichtiger und für ihn leichter zu erreichen.
    Um Brutus würde sich Serus kümmern.
    Der dritte war ein Problem.
    Er saß ungünstig.
    Die anderen Zwei hatten einen weiteren Weg.
    Er würde gewarnt sein.
    Nun die Zwei mussten ihn auch nur beschäftigen bis der Syrier und Brutus erledigt waren.
    Gegen vier hatte er dann keine Chance.
    Der Fünfte sollte sich zurückhalten. Falls einer der Säufer Ärger machte. Oder eingreifen wenn es notwendig war.


    Alles war bereit.


    Langsam erhob sich Miror und gab das Zeichen.

  • Für einen Moment wusste ich nicht was er meinte.
    Welcher Mord ? Vater des Praefecten ?
    Welche Geschichten ?
    Um was ging es hier ?


    Bis mir ein übeler Verdacht aufkam.
    In der Nachricht war die Rede von Hispania gewesen.


    Miror und der Alte.


    Konnte es sein, das der Grund für den Angriff Mirors damals nicht mein Verrat gewesen war, sondern, das sie glaubten ich hätte den Alten gesehen ?
    Das hiesse aber dann, das der zweite Mann der Alte gewesen sein musste. Und ich hatte immer gedacht ...


    Die Erinnerung kam hoch.



    An die grösste Dummheit die ich je gemacht hatte, und ich hatte wahrlich nicht wenige beganngen.


    Ich hatte Germanien ziemlich überstürz verlassen. Allerdings auch mit einer ausreichenden Barschaft fremden Geldes.
    In Hispania hatte ich es mir gutgehen lassen. Bis das Geld zur Neige ging.
    Dann kam das Angebot mich Miror anzuschliessen.
    Sie brauchten einen der was hermachte und reden konnte. Der vertrauenserweckend aussah.
    Zu Anfang lief es auch ganz gut.
    Bald wurde mir klar, das Miror nicht der eigenliche Befehlsgeber war. Aber den Alten, wie er nur genannt wurde, bekamen wir anderen nie zu Gesicht. Nur Miror hatte Kontakt mit ihm.


    Doch dann stellte ich fest, das das Ganze etwas zu gewalttätig für mich war.
    Als aus einem sauberen Einbruch ein gewaltätiger Raub mit Geiselnahme wurde, war für mich die Grenze überschritten.


    Hätte ich doch damals auf meine innere Stimme gehört und wäre einfach abgehauen.
    Aber nein, ich wollte nicht mit leeren Händen gehen.
    Also war ich zur Beute geschlichen hatte einen Sack gepackt.
    Und dann war ich noch auf die glorreiche Idee gekommen den Gefangen freizulassen.
    Sozusagen als Abschiedsgeschenk an diese Mordbuben.


    Es hatte auch funktioniert.
    Aber natürlich etwas gedauert.
    Da der Gefangene sich auf meinem Fluchtweg davon machte, hatte ich einen anderen wählen müssen.


    Durch die Höhle.
    Und dort war es geschehen.


    Ich war gerade ein paar Schritte hineingegangen als ich auf Miror und eine zweite Gestalt traf.
    Sie standen da und betrachteten irgendetwas.
    Der zweite Mann, das musste der Alte gewesen sein.
    Ich hatte den Kopf voll mit Gedanken an den gutgefüllten Sack, den geflohenen Gefangenen und meinen eigenen Abgang.
    Miror drehte sich zu mir.
    Irgendwo nahm ich einen Funken Geistesgegenwart her.
    Ich rief Miror zu, das wir ihn schon gesucht hätten, etwas Wichtiges.


    Miror starrte mich an und kurz danach bellte er, das er gleich komme und ich draussen warten sollte.


    Ich ging nach draussen.
    Ich wusste genau, was ich damals dachte.


    Miror weiß alles.
    Er hat auf mich hier gewartet um mich zu erledigen.
    Er hat den Sack gesehen.
    Im nachhinein eine bescheurte Annahme.
    Er hatte es damals nicht wissen können.
    Die zweite Gestalt.
    Der Alte.
    Das war der Grund gewesen.
    Ich hatte etwas gesehen, was niemand sehen durfte.


    Ich ging also hinaus und hörte schon die Schritte Mirors hinter mir.
    Ich war fest überzeugt, er wisse alles und will mir jetzt die Kehle durchschneiden.
    Angst und Furcht beherrschten mich.
    Ich zog unaufällig mein Messer.


    Dann erreichten mich die Schritte.


    Ich fuhr herum, lies den Sack fallen.
    Mein Messer beschrieb einen Halbkreis.
    Traf auf Wiederstand, machte sich frei.


    Blut schoss mir entgegen.


    Mir wurde schlecht.


    Miror lies sein Messer fallen und griff sich an den Hals.
    Das Blut topfte durch seine Hände.


    Und in seinem Blick war Erstaunen und Überraschung.


    Es war das erste Mal das ich so auf einen Menschen eingestochen hatte.
    Mit der Absicht ihn zu töten.
    Ich hatte gelernt mit einem Messer umzugehen.
    Aber das war eher eine Art Spiel, Sport gewesen.
    Ich hatte damit schon gedroht und bedroht.
    Ich hatte damit schon gekämpft.
    Um mich zu verteidigen.
    Den anderen zu entwaffnen.


    Aber das hier war etwas völlig anderes gewesen.


    Ich hatte zugestossen mit dem Willen zu töten. Aus Furcht. Aus Angst.


    Mir war übel.


    Ich rannte.


    Den Sack liess ich liegen.
    Ich kann mich nicht mehr genau erinnern was danach geschehen ist.
    Ich wollte nur weg.


    Ein Lachen wollte sich den Weg durch meine Kehle bahnen, als mir das alles klar wurde.
    Ein ersticktes Lachen.
    Die Höhle, dunkel schwach beleuchtet.
    Die Helligkeit Hispanias.
    Das grelle Lich das sich an den Felsen spiegelte.
    Miror, stehend im Restlicht der Höhleneinganges.
    Nur schwer erkennbar.
    Dahinter, weiter in der Höhle drin, halbverdeckt durch Miror, der Alte.


    Es war zum Lachen.


    Alles was ich gesehen hatte war ein menschenähnlicher Schatten gewesen.


    Es war grotesk.



    Ich drehte mich zu dem Syrier.


    "Ich glaube ich weiss von was du sprichst. Du sprichst von dem üblen Gesindel mit dem ich in Hispania eine Zeitlang zusammen war.
    Und von dem geheimnissvollen Anführer.


    Dem Alten.


    Ja, ich habe ihn mal gesehen - als Schatten in einer dunklen Höhle.


    Ich kann dir weder sagen, wie er aussieht, noch wie er heisst.


    Ich weiss das du es mir nicht glauben wirst, der Alte und seine Leute glauben es ja auch nicht.
    Aber es ist die Wahrheit. Ich habe keine Ahnung."

  • Zu meiner Überraschung, schien der Syrier mir zu glauben.
    Entäuschung stand in seinem Blick.
    Für einen kurzen Moment herrschte am Tisch schweigen.


    Dann sagte der Syrier :


    "Du hast ihn nie gesehen.
    Ich hatte so sehr gehofft seinen Ende mit deiner Aussage zu besiegeln.
    Aber es muss noch andere Wege geben.
    Auch wenn sein Name ... "

  • Miror hatte seine ganze Konzentration auf den Syrier gerichtet.
    Sein Blick verengte sich.
    Die Hand unter dem Mantel verbarg den Dolch.
    Die Anderen näherten sich unauffällig.
    Erst taumelte er wie ein Abgetrunkener, der Schwierigkeiten hatte sein Gleichgewicht zu halten.
    Bis er nur noch 2 Schritte von seinem Opfer entfernt war.
    Die Zeit schien stillzustehen.


    Dann explodierte sie.


    Mit einem Satz überwand Miror die Entfernung.
    Die Klinge blitzte im fahlen Licht auf.
    Tief drang der Dolch in den Rücken des Syriers ...

  • "Auch wenn sein Name ... "


    Doch keine Namen verließ seinen Mund.
    Ein Rinnsal rotes Blutes trofte aus seinem Mundwinkel.
    Die Augen waren weit aufgerissen.
    Überraschung, Enstetzen, Verstehen, Tod.
    Und mit unsäglicher Langsamkeit kippte der Syrier nach vorn auf den Tisch.


    Ich hatte die Bewegung aus den Augenwinkeln gesehen.
    Instinktiv warf ich mich zur Seite.


    Die Klinge die meinen Namen trug, traf statt des Herzens die Schulter.
    Der Schmerz expoldierte in meinem Schädel.
    Unkontrolliert stürzte ich vollends zu Boden.


    Der Fall riß das Messer aus der Hande meines Angreifers.
    Er strauchelte.
    Rang mit dem Gleichgewicht.
    Meine rechte Seite stand in Flammen.
    Glühendes Eisen fraß meinen Verstand.


    Der Mörder des Syriers zerrte an seiner Klinge.
    Im Fallen traf mein Blick den seinen.
    Mein Herz setzte aus.
    Der Lauf der Zeit war ausser Kraft gesetzt.


    Miror ...

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