Auf dem Marsfeld – Equus October

  • Das Equus October kündigt sich an:
    Eine herbstliche Kühle hatte sich über die Ewige Stadt gelegt und das Equus October rückte näher.
    Wie jedes Jahr war auf dem Marsfeld eine provisorische Rennbahn von festgestampfter Erde mit Sandbelag errichtet, auf der die wagemutigen Männer der Stadt (und solche, die sich dafür hielten) zu Ehren des Mars ihre Kühnheit und die Schnelligkeit ihrer Zweigespanne miteinander messen würden.
    Das Equus October war ein kultisches Rennen*, bei dem keine professionellen Aurigae, sondern Amateure, junge Bürger und Bewohner der Stadt gegeneinander antraten. Die Factiones mischten aber trotzdem mit, und ließen jedes Jahr Fahrer in ihren Farben antreten.
    Denn ein Sieg war ungemein prestigereich! (Auch wenn er das Handpferd des siegreichen Gespannes kostete, das für Mars sein Leben ließ.) Zudem betrug das Preisgeld traditionell 3000 Sesterzen.
    Auch manche Stadtviertel unterhielten eigens für das Equus October ein Zweigespann, und schickten den Helden des Quartiers damit ins Rennen. Ebenso einige Händler- und Handwerker-Vereinigungen. Unvergessen war der tapfere Bäckergeselle Bacillus Axilla, der einst für die Vereinigung der Bäcker der Via Lata mit dem Schlachtruf "Alles aus dem ganzen Korn!" ins Rennen gegangen war, und bei einer grauenvollen Karambolage sein Leben gelassen hatte.


    Auch dieses Jahr wieder freuten sich die Bewohner der Stadt auf spannende Kopf-an-Kopf-Rennen, sensationelle Unfälle und ein pompöses Opfer für Mars.
    Doch noch viel mehr bewegte die Gemüter, das was danach kam: wenn nämlich der Kampf um den Schweif des geopferten Siegerpferdes entbrannte, und jeder Stadtteil versuchte, sich die kostbare Trophäe zu erkämpfen! Im letzten Jahr hatten die Burschen aus der Subura die Trophäe errungen... würden sie dieses Jahr ihren Titel verteidigen, oder spektakulär vom Sockel gestoßen?!
    Der Tag des Oktoberpferdes würde es zeigen.



    [Blockierte Grafik: https://i.postimg.cc/63TVT5XQ/eo3.jpg]



    Sim-Off:

    *Das Equus October findet ab dem 15.10. mit freundlicher Unterstützung des Cultus Deorum in diesem Thread statt. =)
    Es fließt in keinster Weise in irgendwelche Wagenlenker-Rankings ein. Es treten fähige Amateure, keine Profis an. Wer eine ID hat, zu der es passt, dabei mitzumachen, ist herzlich eingeladen sich am Rennen zu beteiligen. Auch NSC-Fahrer sind willkommen. Das Ergebnis werde ich die SL bitten auszuwürfeln. Das Preisgeld fließt auch in der WiSim.
    Der Fokus soll zum einen auf dem Rennen liegen, dann aber auch als allgemeines Spielangebot auf dem darauf folgenden wilden Straßenkampf um den Schweif des geopferten Siegerpferdes. :D

  • Am Tag des Equus October:
    Graue Wolken lagen über der Stadt. Am Morgen war ein Regenschauer niedergegangen. Der Sand der Rennbahn auf dem Marsfeld war noch feucht.
    Auf der Tribüne, die neben der Bahn errichtet worden war, eilten einige Sklaven umher und rieben eilig die Sitze trocken. Doch trotz des mässigen Wetters belebte sich das Marsfeld schon zu früher Stunde. Arm und Reich, Alt und Jung, alles drängte sich, um einen Platz mit guter Sicht zu ergattern. Die meisten mussten natürlich stehen. Sänften und Tragsessel zogen wie Schiffe ihre Bahn über die Köpfe der Menge.


    Das langgestreckte Oval der Rennbahn war mit Pollern und Seilen abgegrenzt, lediglich an den Stirnseiten auch mit einer Bretterbande. Diese, ebenso wie die Seiten der Tribüne waren, obschon erst kürzlich gezimmert, bereits über und über mit Graffiti bedeckt, gekritzelte Darstellungen der Fahrer, Lobpreisungen und Schmähungen, und herzhafte Ausdrücke der Rivalitäten zwischen den verschiedenen Factiones, Stadtvierteln und Händlervereinigungen, die heute hier mitmischten.
    Am Rande des Marsfeldes wiederum standen allerlei Verkaufsbuden, wo man Getränke, schnelles Essen auf die Hand oder auch bunte Tücher zum Winken in den Factiofarben erwerben konnte... Auch fliegende Händler waren unterwegs und priesen aufdringlich ihre Waren an.
    Wetten wurden abgeschlossen und todsichere Tipps ausgetauscht. Gerade zog ein Gerücht durch die Menge – man habe heute Morgen eine Fluchtafel vergraben im Sande gefunden! Doch gegen wen sie sich gerichtet habe, da gingen die Meinungen auseinander.


    Die Fahrer, die heute zu Ehren des Mars mit ihren Gespannen antreten würden, sammelten sich bereits am Startpunkt. Ein würdevoller Herr vom Cultus Deorum winkte nachlässig mit dem Digitus salutaris, und daraufhin erhob sich der allseits beliebte städtische Ausrufer, meist nur "der dicke Praeco" genannt, unverwechselbar durch seine enorme Leibesfülle und seine volltönende Stimme. Er wischte sich einen Regentropfen aus dem Gesicht, hob in schöner Rednergeste die Hand, holte tief Luft und bedeutete dem ersten der Teilnehmer, eine langsame Runde um die Bahn zu fahren, um sich der Menge zu präsentieren, während der Praeco ihn vorstellte.





    [Blockierte Grafik: https://i.postimg.cc/63TVT5XQ/eo3.jpg]

  • Flavius Gracchus liebte Regen, denn üblicherweise spülte er nicht nur Dreck und Unrat von den Straßen, sondern auch viele Menschen, und hinterließ die Stadt in einem glänzenden Schimmer. Deplorablerweise ließ sich an einem nefastus publicus kaum jemand davon abhalten, aus dem Hause zu gehen - weder bei sengender Hitze, noch bei Wind oder Regen, und erst recht nicht nachdem der Regen hatte nachgelassen-, ob dessen das Marsfeld bereits mehr als gut gefüllt war. Obgleich dem Flavier an diesem Tage keine kultische Funktion zukam, so war er doch einerseits in seiner Funktion als Senator und Pontifex anwesend, dem Ritus des Equus October beizuwohnen, darob gewandet in eine toga praetexta. Andererseits indes war er als Bewunderer Decimus' Serapios gekommen und hielt ob dessen wie versprochen eine kleine, goldene Fahne in seinen Händen - nichts im Vergleich zu den wahren Anhängern der Rennställe, welche bisweilen gar von Kopf bis Fuß in die Farben ihrer Favoriten waren gehüllt, doch weitaus mehr als der Flavier üblicherweise zu solchem Anlass bereit war, zur Schau zu stellen. In einem jedoch stand er den Rennbegeisterten durchaus in diesem Augenblicke in nichts nach, denn wie diese streckte auch er sich ein wenig mehr, um die Fahrer während ihrer Vorstellung in all ihrer Pracht sehen zu können - dabei indes nur nach einem einzigen Ausschau haltend.

    cdcopo-pontifex.png flavia.png

    IUS LIBERORUM

    PONTIFEX PRO MAGISTRO - COLLEGIUM PONTIFICUM

  • Nun, da Manius Minor nach Rom war zurückgekehrt, schien es ihm auch geboten, wieder in der Öffentlichkeit seinen Pflichten nachzukommen und so begleitete er an diesem Tage erstmals seit seiner Rückkehr seinen Vater wieder zu einem Nefastus Publicus. Obschon er seit etwa einem Jahr den gewöhnlichen Sitzungen des Senates fern war geblieben, ja selbst zu den meisten der rituellen Sessionen des Rates sich hatte exkulpieren lassen, stand selbstredend ihm wie seinem Erzeuger ein Ehrenplatz auf den Tribünen zu, welchen Manius Minor, assistiert wie gewöhnlich von Patrokolos, der sicher ihm den Weg durch alle Unebenheiten der hölzernen Konstruktion wies, aufsuchte.


    "Eine güldene Fahne?"
    , fragte er Manius Maior, da ihm nun erst gewahr wurde, dass dieser ein Unterpfand seines Favoriten mit sich genommen hatte, was seit den ersten Feriae, als gemeinsam mit jenem er die Ludi Circenses hatte visitiert, niemals ihm war untergekommen.
    "Augenscheinlich gedenkst du dem factionellen Farbengewirr unserer Familie einen neuen Tupfer hinzuzufügen!"
    Recht genau vermochte Gracchus Minor sich noch zu entsinnen, als welch umfangreiche Frage die Auswahl einer geeigneten Factio ihm in Kindertagen war erschienen, da doch sein geschätzter Vetter Serenus die Russata, ein in Freundschaft verbundener Vetter Fusus die Veneta, sein nicht minder verehrter Onkel Furianus die Purpurea und letztlich sein ferner. doch geradehin mythischer Onkel Felix wiederum die Praesina hatte präferiert. Er selbst hatte vielfach die Russata erwählt, doch war er niemals mit sonderlicher Begeisterung für den Wagensport begnadet gewesen.

  • Ich, Aulus Furius Saturninus, in einer blauen Tunika und mit einem blauen Stirnband zu Ehren meiner stolzen Factio Veneta, war angekommen und stand hochaufgerichtet in meinem Currus, an dem als einziger Schmuck der stilisierte goldene Löwenkopf der Gens Furia prangte. Ich trug Calcei mit extrem dünner Sohle, so dass ich die Achse des Wagens unter meinen Füßen fühlen konnte als sei ich barfuß.
    Die Zügel hielt ich in der aufrechten linken Faust ohne sie wie ein professioneller Wagenlenker um mich zu wickeln, ich wollte keinen Unfall riskieren. In der rechten hielt ich eine lange Gerte. Vor mir liefen meine Pferde, rechts der dunkelbraune Minos aus cappadocischer Zucht, links der edle Berber Malachit mit seiner hellen Mähne.


    Ich grüßte nach links und nach rechts – glutäuigige Mädchen, die mir verheißungsvoll zulächelten und jeden, der irgendwie wichtig aussah.
    Dann erreichte ich den Startpunkt, an dem sich meine Konkurenten, die heute zu Ehren des Mars mit ihren Gespannen antreten würden, sammelten und harrte der Dinge, die kommen sollten.

    admimp-primiceriusabepistul.png furia3.gif

    SODALIS FACTIO VENETA - FACTIO VENETA

    KLIENT - LUCIUS ANNAEUS FLORUS MINOR

  • "Zu Ehren des Mars, unseres Stammvaters, treten heute am ihm geheiligten Tag an..."
    so setzte der dicke Praeco (der eigentlich den Namen Calpetanus trug) mit weit tragender Stimme an.


    "... Lucius Vitellius Victorius für das Stadtviertel des Quirinal. Im letzten Jahr auf dem zweiten Platz! Bekannt für seinen unbändigen Siegeswillen, hat er unablässig trainiert, um dieses Jahr den ersten Platz zu Ehren des Mars zu erringen. Vitellius Victorius, Sohn des Senators Vitellius Molo, tritt mit seinem eigenen Gespann an, und fährt zwei gallische Hengste, beides Abkömmlinge des berühmten Rennpferdes Fulmen."
    Gleich der erste der Teilnehmer begnügte sich nicht mit einer langsamen Präsentationsrunde – aus dem Stand ließ er seine Pferde angaloppieren, preschte die Bahn entlang, zügelte die Pferde so scharf, dass sie sich aufbäumten, hielt dabei lässig seine Biga im Gleichgewicht. Entzücktes Kreischen brandete auf, der gutaussehende Senatorensohn hatte offenbar eine große Anhängerschaft besonders unter den jungen Damen der Stadt. Sein Gespann war prunkvoll, gezogen von zwei muskulösen Rappen.


    "Als nächstes fährt ein: Publius Papius Sufenas von der Vereinigung der Goldschmiede der Trajanischen Märkte! Familienvater und Inhaber von 'Helenas Schmucktruhe'. Sein Herz gehört dem Rennsport, seine Erfahrung ist legendär, und so fordert der Senior dieses Jahres die jungen Kontestanten noch einmal heraus!"
    Der zweite Fahrer ließ es langsamer angehen. Er war ein Herr in den besten Jahren, fuhr ein Gespann mit einem stämmigen Braunen und einem langbeinigen Schimmel, die optisch – gerade nach den Prachtrössern des Vitellius Victorius – eher wenig hermachten. Wer genau hinsah, konnte jedoch bemerken, wie gut eingespielt die drei waren, die Pferde gingen perfekt im Gleichtakt und reagierten prompt auf jedes noch so kleine Signal ihres Lenkers. Papius Sufenas winkte freundlich in die Menge und erntete freundliche Zurufe.


    "Der dritte Teilnehmer ist Marcus Autronius Tubertus, Fuhrmann seines Zeichens, einfacher Bürger vom Aventin, ein Mann aus dem Volke! Lasst euch nicht verwirren, verehrte Zuschauer, obwohl er einen blauen Mantel trägt, fährt Autronius Tubertus nicht für die Veneta. Was es mit dem Mantel auf sich hat? Den hat ihm seine Verlobte als Glücksbringer gewebt.
    Autronius Tubertus selbst hat mir berichtet, wie er bereits als kleiner Junge davon geträumt hat, eines Tages die Ehre zu haben, hier anzutreten. Durch die Unterstützung vieler Bürger des Aventin, die alle zusammengelegt haben, ist sein Traum heute wahrgeworden. Doch kann er auf einen Sieg hoffen? Die Konkurrenz ist hart!"

    Der Mann aus dem Volke lenkte zwei sehnige braune Wallache - einer sehr dunkel, einer hell - sorgfältig und akkurat. Er trug bereits seinen gepolsterten Lederhelm, wirkte etwas schüchtern und winkte nur kurz. Seine Unterstützer hingegen waren sehr zahlreich und machten einen riesigen Radau.




    [Blockierte Grafik: https://i.postimg.cc/63TVT5XQ/eo3.jpg]

    cp-tribunuscohortispraetori.png decima.png

    SODALIS FACTIO AURATA - FACTIO AURATA

    Klient - Decima Lucilla

  • "Als vierter fährt ein.."
    fuhr der dicke Praeco mit der Vorstellung fort, unbeirrt davon, dass wieder ein ganz leichter Nieselregen eingesetzt hatte. Seine Stimme trug weit über den Platz, während der nächste Bigafahrer seine Runde drehte.
    "...Aulus Furius Saturninus! Primicerus am Kaiserhof, und doch alles andere als ein Schreibtischtäter! Zum ersten Mal dabei beim Equus October, startet Furius Saturninus für die siegreichste alles Factiones – die Factio Veneta!"

    An dieser Stelle mußte der Praeco innehalten, weil die Jubelrufe der Factioanhänger schier ohrenbetäubend waren. Als sie verklungen waren, sprach er weiter:
    "Furius Saturninus, der – einige junge Damen fragten mich bereits danach – übrigens noch ledig ist, tritt mit seinem eigenen Gespann an. Sein Leitpferd ist Minos, ein kappadokischer Hengst, neben ihm der Lichtfuchs Malachit."





    [Blockierte Grafik: https://i.postimg.cc/63TVT5XQ/eo3.jpg]

    cp-tribunuscohortispraetori.png decima.png

    SODALIS FACTIO AURATA - FACTIO AURATA

    Klient - Decima Lucilla

  • Es hatte sich natürlich wie ein Lauffeuer so schnell unter allen Interessierten herumgesprochen, dass die Veneta heute zum Equus October - dem Geburtstag auch des Auriga Prusias Kynegros, wie eingefleischte Fans wussten - einen Fahrer hier an den Start schicken würde. Entsprechend zahlreich waren sie hier zu sehen mit ihren blauen Fähnchen und vereinzelt sogar von oben bis unten blauen Umhängen. Und sie waren schon zu Beginn des Tages in ausgezeichneter Feier-Laune...


    »Ma-Mars auf allen Wegen! Gibt uns deinen Segen! - Veneta!«, rief ein schon jetzt ein bisschen krächzender Stimmungsmacher.
    »Victrix!«, gab ihm eine nicht minder gut gelaunte Gruppe kraftvoll im Chor zurück.


    Ja, das konnte eigentlich nur ein guter Tag werden, da waren sich die meisten Fans sicher! Und dann ging es los: Der füllige Praeco sagte die Fahrer an! Hier und da hörte man daraufhin ein paar Fans der Blauen angeregt über die besten Sprüche für den Tag debattieren. ("Lu-Vi-Vi, du schaffst das nie" oder auch "Pu-Pa-Su, raus bist du" schafften es dabei aber vorerst nicht in die engere Auswahl.) Als drittes kam dann ein in blau gehüllter Fahrer, weshalb die Stimmungskurve bei einigen einen steilen Anstieg erfuhr...


    »Ooooooooooh! Ooooooooooh! Ohh.«, war die Enttäuschung hörbar, als zu den Fans durchdrang, dass der in seinen blauen Umhang gehüllte Fahrer nicht der war, für den sie ihn zunächst gehalten hatten. Aber dann! Auf ein Neues...


    »Ooooooooooh! Ooooooooooh! Heeeeeeeeeey!«, begrüßten die Veneta-Getreuen den Furier enthusiastisch jubelnd. Und natürlich führten sie auch extra nur für ihren Starter nochmal skandierend vor:
    »Ma-Mars auf allen Wegen! Gibt uns deinen Segen! - Veneta!«, riss dieser Anfeuerer vom Dienst die Hände in die Höhe.
    »Victrix!«, schnellten zahlreiche weitere Hände nach oben und wedelten wild und begeistert mit ihren Fähnchen.




    ANFEUERER VOM DIENST - FACTIO VENETA (* R.I.P. Archias)

  • Ein wenig wurde mir schwummrig, als der Jubel losbrach, obwohl mir klar wurde, dass der nur meiner blauen Tunika galt und nicht meiner Person. Aber ehrlich, der Römer, der sich nicht im Jubel sonnt, der musste erst noch gebacken werden! Wir sind ein gar zu ehrsüchtiges Volk.
    Es hatte angefangen zu nieseln. Ich jedoch sagte mir, dass das nur erfrischende Feuchtigkeit war, die mir von Siegesgöttin Victoria gesandt worden war, mich zu erquicken und nahm es als gutes Omen.
    Außerdem gratulierte ich mir insgeheim zu der Sorgfalt, die ich aufgewendet hatte, beide Pferde an Lärm und Menschenmassen zu gewöhnen. Daher hatten fast alle furischen Sklaven frei bekommen und schrien sich am Rand der Strecke die Kehle heiser (strategisch platziert waren sie auch).
    An Krach gewöhnt liefen meine beide Rösser so unbeeindruckt und gleichmäßig wie die Automata, die ich in Alexandria gesehen hatte, die Vorstellungsrunde.
    Veneta Victrix!

    admimp-primiceriusabepistul.png furia3.gif

    SODALIS FACTIO VENETA - FACTIO VENETA

    KLIENT - LUCIUS ANNAEUS FLORUS MINOR

  • Das Wetter dieses Tages passte recht gut zu ihrer momentanen Stimmung. Und doch hatte sich Valentina dazu überreden lassen heute hierher zu kommen. Neben ihr auf der Tribüne saß ihre ägyptische Sklavin, die ihr in den letzten Tagen kaum von der Seite gewichen war. In den Händen hielt Valentina die goldene Fahne, die sie nur für Faustus Decimus Serapio schwenken würde. Ihm zu Ehren hatte sie sich auch goldene Bänder ins Haar flechten lassen. Noch saß sie etwas verloren auf ihrem Platz, wartete der Dinge die da kommen wollten. Es würde sie von ihren düsteren Gedanken ablenken, hatte er zu ihr gesagt und wenigstens für den Moment war es tatsächlich so. Es gab so viel zu beobachten. Und als die Fahrer schließlich auf die Rennbahn fuhren, streckte sich nun auch Valentina um besser sehen zu können und natürlich um Serapio zuzujubeln, sobald dieser aufgerufen wurde.

  • Am Startpunkt erwartete ich meinen Einsatz, hoch auf der Biga, die Hand mit den Zügeln auf dem Rand der Kanzel abgestützt. Ich genoss die wirbelige Atmosphäre in vollen Zügen, betrachtete zugleich aufmerksam meine Rivalen des heutigen Tages. Besonders den Fahrer der Veneta fasste ich scharf ins Auge – sehr jung, edle Pferde – denn noch wichtiger als ein Sieg war es natürlich, den elenden Blauen, dieser blasierten Schnösel-Factio, zu zeigen wer wirklich König der Rennbahn war – natürlich die Aurata!
    Dementsprechend trug ich einen hochmodisch geschnittenen Pannus in Gold, dazu goldornamentierte Lederriemen kreuzweise gewunden um Unterame, Unterschenkel und Knie. Der Helm baumelte lässig am Ellbogen. Meine Fuchsstuten, blitzblank gestriegelt, waren im Vergleich zu den Rössern der anderen Fahrer eher zierlich. Die lang- und feingliedrigen Wüstenrenner trugen goldene Bänder in Mähnen und Schweif geflochten – ich dachte daran, dass meine liebe Valentina, oben auf der Tribüne, ihr Haar ganz ähnlich geschmückt hatte und war froh meine persönliche Fortuna so nah zu wissen.
    Für dieses Rennen hatte ich meine zweite Biga auserkoren, die extrem leichtgewichtig gebaut war und technisch auf dem allerneuesten Stand! Allerdings hatte ich darauf verzichtet, sie ebenfalls golden anzupinseln, sie trug noch immer das Emblem unserer Gens: den hispanischen Hengst im Lorbeerkranz.


    Der Praeco kündigte mich an.
    "Als fünfter fährt ein: Faustus Decimus Serapio, Tribun der Prätorianischen Garde. Damit hat er bei Mars wohl per se einen Stein im Brett! Decimus Serapio tritt für die Factio Aurata an, der seine Gens seit langem treu verbunden ist. Vor einigen Jahren ist er hier schon einmal im goldenen Pannus gefahren, und lieferte sich ein spektakuläres Duell mit den damaligen Veneta-Fahrer! Decimus Serapio fährt sein eigenes Gespann, gezogen von zwei reinrassigen kyrenäeischen Rennstuten."


    Innerlich frohlockend wie ein kleiner Junge, äußerlich mit dem Anschein von Gelassenheit fuhr ich meine Präsentationsrunde. Der nasse Sand knirschte unter den Rädern, die auf diesem Grund etwas schwergängiger waren.
    Der Jubel meiner Factiokameraden schlug wie eine gigantische Meereswoge über mir zusammen. (Unqualifizierte Schmährufe der Schnösel-Factio überhörte ich würdevoll.)
    Auf der Tribüne, in der Schar weiß-purpurner Würdenträger erspähte ich im Vorüberfahren Manius, der wirklich und wahrhaftig eine goldene Fahne trug!
    Da es einem Prätorianer nicht anstand, zu grinsen wie ein Honigkuchenpferd, machte ich stattdessen ein besonders kühnes Gesicht und grüßte kampfeslustig in alle Richtungen.

    cp-tribunuscohortispraetori.png decima.png

    SODALIS FACTIO AURATA - FACTIO AURATA

    Klient - Decima Lucilla

  • Ich warf einen Seitenblick zu dem Fahrer der Aurata, dem Praetorianertribunen Serapio, der mit seiner tadellosen Haltung und der goldenen Tunika ein durch und durch eleganter Mensch, ein leibhaftig zur Erde gestiegener Gott Mars war.
    Er würde ein harter Brocken sein, da machte ich mir nichts vor.
    Aber ich tat so, als sei ich ein Vertreter der unbekümmerten Jugend, und grüßte ihn lächelnd mit der Reitgerte.
    In diesem Moment drängte sich


    unsere Sklavin Rhea vor, strahlendweiß gekleidet und jugendfrisch wie eine rosenwangige Hebe und warf ein Strophium, einen Kranz aus mit Indigo blau gefärbtem gedrehten Hanf, in meine Richtung. (Das war Tiberios Idee gewesen, der meinte, solche Omina dürfe man nicht unterschätzen)
    Nike sei Dank schraken meine beiden Pferde nicht einmal vor Rhea zurück, die diesen Auftritt ungemein ernst nahm.
    Zugleich brach wieder Jubel aus und es wurde „Veneta! Veneta!“ gerufen und natürlich auch im Gegenzug „Aurata! Aurata!“

  • Zitat

    Original von Manius Flavius Gracchus Minor
    "Eine güldene Fahne?"
    "Augenscheinlich gedenkst du dem factionellen Farbengewirr unserer Familie einen neuen Tupfer hinzuzufügen!"

    Zitat

    Original von Faustus Decimus Serapio
    Der Praeco kündigte mich an.
    "Als fünfter fährt ein: Faustus Decimus Serapio, Tribun der Prätorianischen Garde."


    Einen Moment lang blickte Gracchus verständnislos zu seinem Sohn, die Brauen fragend zueinander gezogen, sodann jedoch sich der kleinen Fahne in seiner Hand selbst wieder bewusst werdend und dem Gedankengang folgen könnend.
    "Aber nein, ich habe mitni'hten vor, für eine Factio einzutreten. Dies ist lediglich eine Bezeugung meiner..."
    Liebe, Zuneigung, Verehrung, Gunst? Er räusperte sich und blickte kurz zur Rennbahn in der Hoffnung, das Ziel all dieser Emotionalität dort zu finden, doch noch zog ein anderer Auriga seine Bahn.
    "Es dient lediglich, einem guten Freund Glück zu Wünschen. Decimus Serapio trägt die traditionellen Farben seiner Familie."
    In diesem Augenblicke wurde endlich eben jener angekündigt und Gracchus reckte sich noch ein wenig mehr empor.
    "Sieh nur, dort ist er!"
    hauchte er voll Entzücken und hob das güldene Fähnlein empor. Einem jungen Heroen präsentierte Faustus sich auf seinem Streitwagen stehend - wenn auch nicht mehr ganz so jung, was Gracchus indes nicht weiter bemerkte, da er über dieses Alter schlussendlich ebenfalls hinaus war. Nach Serapios Ermahnung im Anschluss an die Gladiatorenspiele wagte der Flavier nicht in weitere Begeisterung auszubrechen, doch es kostete ihn sichtlich Mühe, nicht in Schwärmerei zu verfallen.

    cdcopo-pontifex.png flavia.png

    IUS LIBERORUM

    PONTIFEX PRO MAGISTRO - COLLEGIUM PONTIFICUM

  • Nachdem alle Fahrer sich und ihre Gespanne einmal der Menge präsentiert hatten, versammelten sie sich wieder hinter der Startlinie – einem schräg über die Bahn führenden Seil, straff gespannt gehalten von zwei kräftigen Sklaven.
    Die Positionen waren zuvor ausgelost worden. Auf den ersten hundert passus der Bahn waren die "Fahrspuren" zudem mit Linien aus hellerem Sand voneinander abgegrenzt und durften anfangs nicht überquert werden, um Massenkollisionen gleich zu Beginn des Rennens zu vermeiden.
    Weiterhin fiel ein sanfter Regen, doch die bunten Farben der Menge, die ausgelassenen Jubelrufe und die allgemeine Vorfreude überstrahlten dieses kleine Ärgernis bei weitem.
    Alle machten sich bereit, der Praeco blickte zur Tribüne, der Flamen Martialis winkte noch einmal müde mit der altersfleckigen Hand. Darauf erhob sich neben ihm sein liebreizendes Enkeltöchterchen, mit Kringellocken und Blumen im Haar. Das weiße Tuch in ihrer Hand leuchtete hell, als sie sich über den Rand der Tribüne beugte. Das Tuch wehte... das Tuch fiel... das Tuch wurde von einem Windhauch bis über die Mitte der Sandbahn getragen... und sank zu Boden.
    Im gleichen Wimpernschlag ließen die Sklaven das Seil fallen. Die Gespanne preschten los...



    [Blockierte Grafik: https://i.postimg.cc/63TVT5XQ/eo3.jpg]

    cp-tribunuscohortispraetori.png decima.png

    SODALIS FACTIO AURATA - FACTIO AURATA

    Klient - Decima Lucilla

  • Mitnichten entging dem jüngeren Flavius die nur einen Augenschlag währende Verlegenheit seines Vaters, als er darum rang, jenes für seine Umstände enthusiastisches Verhalten zu rationalisieren, doch da er keinerlei Argwohn gegen Serapio, jenen langjährigen, doch ihm selbst eher distanzierten Freund, hegte, blieb keinerlei Misstrauen haften, selbst als Gracchus Maior jene Erregung ob des Erscheinens seines Heroen zeigte. Denn in der Tat wirkte der Decimus wie ein professioneller Auriga, dem die Damen Roms zu Dutzenden verfallen waren, kühn aufrecht stehend und dabei doch umgeben von Accessoirs und Untensilien, die als ein liebevoll gestaltetes Gesamtkunstwerk ihn wirken ließen.


    Lediglich der Nieselregen trübte den Spiritus loci und riss auch Gracchus Minor aus der Faszination für die Ehrenrunde der Kontrahenten.

    "Patrokolos, einen Regenschutz, wenn ich bitten darf!"

    , ordnete er daher an und sogleich spannte der beflissene Diener einen Umbrella auf, welcher für gewöhnlich den noblen Damen unter der sengenden Sonne Roms Schatten spendete, jedoch ebenso sich eignete, um bei leichtem Regen der Herrschaft den Unmut zu lindern.


    Dessenungeachtet fuhr das Programm fort und das Rennen nahm seinen Lauf.

  • Als die Wagen wieder zum Stehen gekommen waren, richtete Valentina sich noch etwas mehr auf um Serapio dort unten ausfindig zu machen. Sie sah ihn auf seinem Wagen stehen und war beeindruckt.

    Dann wurde es plötzlich ungewöhnlich still, was bedeutete, dass es gleich losgehen würde. Valentina richtete sich nun etwas mehr auf, sodass sie nun fast stand und versuchte einen Blick auf das kleine Mädchen zu erhaschen, welches gleich das Rennen beginnen lassen würde. Und als das Tuch dann fiel und die Wagen lospreschten, hielt es die junge Quintilia nicht mehr auf ihrem Platz. Sie sprang auf und feuerte mit lauten Rufen ihren Favoriten an.

  • Gracchus hatte keine Augen für die anderen Fahrer, keine Acht für den Flamen oder dessen Enkelin, keinen Gedanken und kein Gespür übrig für das leichte Nieseln - seine Aufmerksamkeit galt einzig und allein Faustus. Zu seinem Vorteil indes war dies nicht allzu offensichtlich, denn wie er starrten unzählige andere Zuschauer ebenso gebannt auf die Sandbahn hinab, manche mehr, manche weniger in Jubel verfallend. Als indes die Gespanne an Geschwindigkeit zu egten, sich in beinahe halsbrecherischer Manier in die Kurve legten, sich gefährlich nahe kamen, da überkam den Flavier mit einem Male das Bangen. Was, wenn Faustus' Wagen sich überschlug? Wenn er aus der Bahn geworfen wurde? Ein anderes Gespann in ihn hineinkrachte?

    "Wieviele ... Runden fahren sie üblicherweise?"

    wandte er sich an Minor.

    cdcopo-pontifex.png flavia.png

    IUS LIBERORUM

    PONTIFEX PRO MAGISTRO - COLLEGIUM PONTIFICUM

  • Wie der Blitz stoben meine Kyrenäerinnen los, ebenso aufgeputscht wie ich benötigten sie kaum mein Signal. Ein guter Start! Ihre Köpfe senkten sich, ihre rotglänzenden Rücken gingen auf und ab, der Sand spritzte nur so auf. In den Knien leicht federnd, hielt ich die Balance in der Kanzel, ließ die Zügel einmal auf ihre Rücken schnellen, worauf die langgliedigen Körper sich weiter streckten, und die Hufe noch wilder auf den Boden hämmerten.
    "Vamos, vamos meine Schönen, meine Edlen, meine Augensterne!! Fliegt wie der Wüstenwind, lasst die anderen Staub schlucken!!!"
    Alles flog an mir vorbei, die Menschenmenge auf der Tribüne wurde zu verwischten Farbschlieren, Hufschlag und Gebrüll vermischte sich zu einem einzigen Tosen in meinen Ohren, die Regentropfen prallten mir ins Gesicht. Ich kniff die Augen zusammen.
    Vor mir sah ich nur ein Gespann – es war der Fuhrmann Autronius, der mit flatterndem Mantel das Feld anführte. Doch gleichauf mit mir rasten die wuchtigen Rappen des eitlen Vitellis. Mich umzusehen wagte ich nicht, war ich doch vollauf mit dem Lenken beschäftigt, denn die erste Kurve raste bereits heran. Immer entlang der Tangente anvisieren klangen mir die ruhigen Worte des alten Geta im Ohr. (Geta hatte mir auch eingeschärft, dass flattrige Mäntel beim Streitwagenfahren ungeahnte Gefahren darstellen, aber Autronius kam bisher exzellent zurecht.)
    Ich nahm die Kurve scharf, mit den Knien abgestützt an den Wänden der Kanzel, mich nach innen lehnend, meine leichtfüßigen Rennerinnen bewältigten die Wendung bravourös und schon flitzten wir wieder die Bahn entlang, Kopf an Kopf mit Vitellius Gespann. Ich ließ die Gerte knallen und fasste die Zügel nach (die ich in den Händen hielt, nicht um die Brust gebunden wie die professionellen Aurigae) - der vermaledeite Regen hatte sie feucht und damit rutschig gemacht...


    Sim-Off:

    Phase 1 des Rennens: 1. Marcus Autronius Tubertus (Aventin) – 2.+3. gleichauf Lucius Vitellius Victorius (Quirinal) und Faustus Decimus Serapio (Aurata) – 4. Aulus Furius Saturninus (Veneta) – 5. Publius Papius Sufenas (Goldschmied-Vereinigung)

    cp-tribunuscohortispraetori.png decima.png

    SODALIS FACTIO AURATA - FACTIO AURATA

    Klient - Decima Lucilla

  • Ich hatte auf Serapio geachtet, der abgesehen von seiner markanten Erscheinung der Ranghöchste von uns Fahrern war und natürlich seine Anhängerschaft dabei hatte, und da berührte das Tuch den Boden und meine edlen Rösser Minos und Malachit stürmten los, als ich die Zügel locker ließ.

    An die Menschenmenge hatte ich sie mit Hilfe der furischen Sklaven gewöhnen können, aber eben nicht an das Donnern der
    eisenbeschlagenen Räder links und rechts von ihnen, und das wilde Trappeln von Hufen; mit dem Staub hatten wir Glück, da es immer noch leicht nieselte.

    Ausgerechnet mein parippus* Minos wurde nervös, und trachtete mit der Kruppe auszuscheren, ich berührte ihn mit der Gerte am Hinterteil: „Hooooo“; da zog schon Tubertus an mir vorbei, sein Mantel flatterte. Ich wusste, dass der Kerl ein Fuhrmann war, und dachte bei mir, dass er während seiner Arbeit wohl ähnliche Geschwindigkeiten vorlegte und die braven Bürger Romas nicht schlafen ließ!

    Da folgten auch schon der Senatorensohn mit seinen Rappen und der Prätorianertribun gleichauf; doch beunruhigen tat mich das nicht, wusste man doch, dass ein Rennen erst am Schluss entschieden wird.

    Schon kam die erste Kurve, und ich versuchte aufzuholen, in dem ich sie so eng wie möglich nahm; ich spürte die vibrierende Achse unter den Füßen, wurde so abrupt langsamer, dass ich das Gefühl hatte, in der Luft stehen zu bleiben, dann feuerte ich Minos und Malachit an:“
    "Via, meine Schönen, Via! Lauft!“, und ich ließ ihnen nun freieren Lauf, so dass ich langsam aber sicher wieder schneller wurde.


    Sim-Off:

    * Handpferd

    ** Danke für das Posten der Ergebnisse von PhaseI, hatte ich schon fast wieder vergessen=)

    admimp-primiceriusabepistul.png furia3.gif

    SODALIS FACTIO VENETA - FACTIO VENETA

    KLIENT - LUCIUS ANNAEUS FLORUS MINOR

  • Leicht regnerische Tage hielten Lucius regelmäßig bei sich zuhause, wo er
    sich ganz seinem Ovid widmen konnte. Heute trieb es ihn jedoch
    hinaus... Schließlich war heute ein besonderer Tag.


    Wegen des Rennens? Nein! Die Menge bei Spielen sucht der Weise aus zwei
    Gründen: Leben und Geld. Letzteres ist selbstredend das Wichtigste. Es gibt keine
    bessere Möglichkeit, klamme Kassen zu füllen als einige
    Leichtgläubige dazu zu bringen, Haut und Haar auf ihren
    Hoffnungsträger zu setzen!


    Die Rennen selbst fand Lucius sogar leicht abstoßend. Die grausamen
    Unfälle, die erbarmungslosen Mitstreiter, teilweise gewaltsame
    Kleinkriege unter den Leuten über ihre factiones, die Erinnerungen
    an seine eigene Unfähigkeit auf dem Gebiet... Beim letzten
    Rennen, bei dem er zuschaute, lag einer der Fahrer blutüberströmt
    am Boden, sein linker Arm geplättet von der hölzernen, von Pferden
    gezogenen Lawine. Mit letzter Kraft schob er sich aus dem Geschehen. Allerdings vergeblich,
    da er schließlich auf halbem Weg ohnmächtig wurde. ...Die
    Menge nahm mit einem infernalischen Grölen und Jubelschreien ihr
    Menschenopfer an.


    Eine Sache macht jedoch selbst den größten Renngegner schwach. Und das
    selbst dann, wenn der Groschen nicht in, sondern aus der Kasse
    springt: Das Leben, oder besser die Atmosphäre. Das Donnern der
    Wägen spricht mit den hysterischen Schreien der Jünger der
    factiones neben den wunderschönen Anblicken der jungen Frauen Roms
    einen nahezu unüberwindbaren Zauber, der die Seele nicht mehr
    loslässt. So abstoßend ein Unfall auch sein konnte, so einnehmend
    war der Rest.

    Auch dieses Mal war für ihn es nicht anders. Anfängliche Zweifel und
    Scheu waren weggespült vom Meer der Freude und Jubel, das sich vor
    Lucius Augen zeigte.


    Wo er genau in der Menge gelandet war und bei wem, wusste der
    Sportscheue natürlich nicht. Der Wagenlenker mit dem vielen Gold war
    vermutlich wohl öfters mal bei ihm zuhause im Garten? Lucius meinte,
    ihn wiederzuerkennen, konnte sich bei dem ganzen Gewimmel und
    fehlender Aufmerksamkeit jedoch nicht sicher sein. Die Stimme seiner
    Mitbewohnerin und Verwandten konnte er jedoch hören, weshalb er
    seinen Kopf ihr zuwand. Sie scheint sich die Seele für den Goldenen
    aus dem Leib zu schreien, da ihr Blick kaum von ihm zu weichen
    schien. Dann war er es wohl. Die Szene brachte ein sanftes Lächeln
    auf Lucius Lippen. Mit einem flüchtigen Wink in Valentinas Richtung
    wandte er sich wieder der Menge zu, bevor ihn die Menge mit Körper
    und Geist verschlang.

    Mit jeder Sekunde wurde das Geschrei nur elektrisierender. Jeder Ruf,
    jedes Banner, jeder Hufschlag eines Pferdes scheint den Geist ihrer
    Zuhörer mehr und mehr emporzuheben. Es war völlig egal, wer gewinnt
    oder dies zu tun scheint. So genau muss man das wohl auch nicht
    wissen. Wenn die Aurata jubelten, schrie Lucius von Ehrungen und Ruhm
    für den Goldenen. Ein paar Sekunden später fühlte er sich den
    Veneta so verbunden, dass er demselben Fahrer den Fall wünschte. Und
    auch der aristokratisch anmutende Vertreter der Veneta hielt Lucius
    nur, bis die Vertretenen vom „Mann des Volkes“ ein klein wenig
    lauter wurden. Der Lautstärke nach zu urteilen scheint der wohl
    gerade zu gewinnen. Ein Blick aufs Geschehen bestätigte diesen
    Eindruck. Lucius verweilte hier jedoch nicht lang. Irgendwie zog es ihn doch zu den

    edlen Pferden und das fast schon erhabene Aussehen
    des jungen Veneta-Reiters. Selbst die Nervosität eines der Pferde brach diese Aura der beherrschten Eleganz nicht, die nur eine Kombination aus einem gehöriges Maß an Mut, Übung und angeborenem Stil meistern kann. Das nervöse Pferd fing sich und das Gespann um den Blauen nahm wieder an Fahrt auf.


    Man mag es Eingebung nennen, man mag es Dummheit nennen. Allerdings

    wusste Lucius, dass genau diese Momente es waren, die Fortunas Blick
    anlockten. Seine Hand, die einen schwer anmutenden Sack
    hervorzauberte, schoss in die Höhe. „Bei Fortuna, der Blaue wird’s
    machen! Den ganzen Sack auf den von den Veneta! Ist niemand von euch
    Manns genug, mitzugehen!?“

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!