[Atrium] Ein Gast auf Abschiedstour

  • Macer war erst vor kurzem aus den Thermen zurück gekommen und hatte sich in den privaten Bereich seines Hauses begeben, als man ihm den unerwarteten Besucher meldete. Er empfing ihn daher im Atrium. "Salve, Annaeus Florus", grüßte er ihn gut gelaunt und entspannt. "Was führt dich zu mir?"

  • Ich war dankbar dafür, dass ich immer wieder bei Herren wie dem Senator Purgitius auch einfach unangekündigt vorbeischauen durfte. Dies war nicht selbstverständlich, denn eigentlich empfingen die höheren Herren ihre Klienten immer am Morgen und gleich danach andere Bittsteller. Der Nachmittag oder frühe Abend war danach meist ziemlich durchgeplant und liess nur selten Besucher ohne Termin zu.


    Senator, ich bedanke mich zuerst dafür, dass ich wieder einmal auch am Abend ohne Ankündigung vorbeischauen darf. Heut gilt euch mein ganz besonderer Dank. Ich habe soeben von meiner Ernennung als Tribunus Laticlavius erfahren und werde in den nächsten Tagen nach Germania abreisen. Ich nehme an, dass auch eure Fürsprache zu einer so schnellen Ernennung beigetragen hat und dafür möchte ich euch von ganzem Herzen danken.

  • Da Macer bisher noch keinerlei Rückmeldung erhalten hatte, was aus seiner Empfehlung geworden war, war die Nachricht überraschend und höchst erfreulich zugleich. "Meine herzlichsten Glückwünsche, Annaeus!", gratulierte Macer dem jungen Mann mit einem herzlichen Gesichtsausdruck. "Das sind ja sehr schöne Nachrichten. Es freut mich, dass ich meinen Teil dazu beitragen konnte, dass du den nächsten Schritt in deiner Karriere machen kannst. Wohin genau geht es in Germania?", erkundigte er sich dann.

  • Danke Senator.


    Ich konnte nicht erkennen, dass der Senator von meiner Mitteilung überrascht worden war. Sein Gesicht liess diese Regung nicht über sich ergehen aber die Freude, welche in seiner Stimme mitschwang zeigte sich dafür deutlich.


    Darüber habe ich noch keine weiteren Auskünfte erhalten. Ich habe bloss die Ernennung erhalten als Tribun der Legio II. Ich nehme daher an, dass ich mich dort im Standkastell melden muss.

  • "Zur Legio II? Na, so ein Zufall!", kommentierte Macer das Detail, das mindestens genauso überraschend war wie die Meldung selber. "Da war ich früher auch", schob er noch schnell als Erklärung seiner Überraschung hinterher, für den Fall, dass er das dem jungen Annaeus noch nicht erzählt hatte. Einen Moment überlegte er, ob er ihm auftragen sollte, nach alten Bekannten dort zu fragen, verwarf den Gedanken dann aber rasch wieder. Dafür war er nun doch schon zu lange wieder in Rom, als dass dort noch viele auf ihren Posten wären, die er von früher kannte. "Ich habe zwar nicht viele Vergleiche, aber ich denke, da hättest du es echt schlechter treffen können." Immerhin stand die Legio II ja in der Provinzhauptstadt, was gewisse Vorteile mit sich brachte.

  • Erfreut hörte ich, dass die Götter mich wieder einmal auf die Spuren meiner Freunde und Vorfahren führten. Wenn Senator Purgitius bei der Legio II gedient hatte, dann hatte bestimmt auch mein Vater irgendwann einmal etwas mit dieser Legion zu tun gehabt. Vielleicht war es ja sogar dieselbe Legion, bei welcher er damals Praefectus Castrorum gewesen war? Ich nahm mir vor, dies zu Hause in der Familienchronik zu überprüfen, bevor ich mich auf den Weg machte.


    Das glaube ich in der Tat auch, Senator. Es hat bestimmt Vorteile, wenn man nicht irgendwo mitten in der Wildnis stationiert ist, sondern in der Provinzhauptstadt.


    Habt ihr vielleicht noch einen Tipp für mich? Bekanntlich ist es ja nicht gerade der leichteste Posten, derjenige des Laticlavius. Gibt es vielleicht etwas, was ich tun kann, um mich nicht von Anfang an lächerlich zu machen?

  • "Ich glaube kaum, dass ich dir dahingehend ernsthaft Tipps geben müsste", antwortete Macer mit ehrlichem Optimismus und Respekt. Er hatte Annaeus Florus bisher in seiner Gegenwart noch nichts Dummes anstellen sehen und ging daher davon aus, dass er es in Germania genauso halten würde. "Du bist respektvoll, aber nicht schüchtern; zurückhaltend, aber nicht zimperlich. Das sind doch schon einmal gute Voraussetzungen, um als junger Offizier ernst genommen zu werden. Das einzige, was Soldaten gar nicht mögen, sind Leute aus Rom, die noch nie beim Militär waren aber glauben, alles besser zu wissen oder zu können. Solange du diesen Fehler nicht machst, ist der Rest Verhandlungssache", gab er dann eine sicherlich stark verkürzte, aber trotzdem sicher nicht grob falsche Einschätzung dessen ab, was man in Germania von einem jungen Tribun erwartete.

  • Ein wenig Stolz machte sich in meiner Brust breit, als der Senator mir auf diese Art eines der grössten Komplimente machte, das ich je gehört hatte. Und dennoch sträubte sich gleichzeitig etwas in mir dagegen, sich darauf etwas einzubilden.


    Danke Senator. Ich werde mich sehr bemühen genau diesen Fehler nicht zu machen. nahm ich den guten Rat entgegen.


    Leider musste ich gleichzeitig mit meiner Ernennung erfahren, dass mein Patron seine Position als Provinzverwalter und Legionslegat aufgeben wird und nach Rom zurückkehren wird. Ich möchte euch daher darum bitten, ihm meine herzlichsten Grüsse zukommen zu lassen und ihm von meiner Arbeit hier in Rom zu berichten, sollte sich die Gelegenheit ergeben. Natürlich habe ich ihm regelmässig Briefe nach Germania geschickt, aber da ich nie eine Antwort erhalten habe, weiss ich nicht, ob diese ihr Ziel jemals erreicht haben, oder ob mein Patron keine Informationen von mir erhalten hat.

  • Von dem Statthalterwechsel hatte Macer ebensowenig gehört wie von der Ernennung, aber er kam wenigstens etwas weniger überraschend. Statthalter wurden regelmäßig gewechselt und Livianus war dahingehend ein naheliegender Kandidat für einen baldigen Wechsel gewesen. "Das werde ich gerne tun", antwortet er auf die Bitte zur Übermittlung von Grüßen. "Weißt du, wer der neue Statthalter wird und wann dieser abreist? Vielleicht kannst du ja mit ihm reisen, dann dürftest du deinen Patron noch in Germania treffen. Zumindest war es eine Zeit lang Usus, dass der alte Statthalter erst abgereist ist, wenn der neue eingetroffen ist." Und selbst wenn nicht, war ein Zusammentreffen auf dem Weg nicht gänzlich unwahrscheinlich. So viele verschiedene Routen zwischen Germania und Rom gab es nun auch wieder nicht, aber das wusste Annaeus Florus sicher selber, so dass Macer ihn nicht extra darauf hinwies.

  • Im Brief mit der Bekanntgabe meiner Ernennung wurde der Name eines Kaeso Antonius Hortalus genannt. Ich kenne diesen Mann noch nicht, aber ich hoffe, dass ich ihn auf dem Weg kennenlernen kann. Entsprechend besteht auch die Hoffnung, dass ich meinen Patron in Germania noch kurz treffen könnte, wenn ich dort ankomme. Doch ob dies so sein soll, das wissen bloss die Götter.


    Und nach einer kurzen Pause fuhr ich fort:


    Ich werde nun also meine Sachen packen und danach auf die Abreise des designierten Stadthalters warten. Danke für all eure Unterstützung, Senator.


    Sim-Off:

    Ich werde noch so schnell als möglich die Sache zwischen Florus und Stella am Fest in der Domus Iulia regeln, mich dann bei den Iulii verabschieden und danach dann die Reise antreten.

  • Macer war der genannte Name des designierten Statthalters durchaus ein Begriff, so wie er alle hochrangigen Senatoren mehr oder weniger gut kannte. Dieser hier gehörte allerdings eher zu denjenien, die er weniger gut kannte. so dass er außer ein paar Allgemeinplätzen kaum etwas über ihn hätte sagen können. Also sparte er sich jeglichen Kommentar und quittierte die Namensnennung lediglich mit einem Nicken. "Ich wünsche dir viel Erfolg dabei und natürlich überhaupt für die Reise und dein Tribunat. Mögen die Götter dich begleiten und sicher und um viele wertvolle Erfahrungen reicher wieder nach Rom zurück geleiten", gab Macer stattdessen dem jungen Mann noch als gute Wünsche mit auf den Weg. "Vale, Annaeus Florus."

  • Ich danke euch, Senator. waren dann auch meine letzten Worte, bevor ich mit einem abschliessenden Gruss und dem Wunsch nach Gesundheit für ihn und seine Familie das Atrium und dann auch die Domus verliess.


    Ein neuer Lebensabschnitt sollte für mich nun beginnen und dieser war sicherlich nicht einfach. Obwohl Germania im Moment ruhig schien war es noch immer ein Ort der schnell auch gefährlich werden konnte.

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