Taberna Casperii - Dem Hehler keine Gnade!

  • Avianus marschierte voran, ein Contubernium an Urbanern im Rücken, auf die Basilica Aemilia zu, heute allerdings nicht auf Patrouille, sondern weil Haftbefehl gegen einen recht bekannten Händler vorlag, der dort seit jeher seinen Laden hatte. Wer gestohlene Waren verkaufte, sollte besser nur mit Dieben Geschäfte machen, die entweder den Mund hielten oder sich nicht schnappen ließen. Der alte Casperius Verus hatte offensichtlich den Falschen vertraut – ausgerechnet der, bei dem der Iunier praktisch Stammkunde war. Sogar Sibels Kette und ihre Tabula stammten von dessen Ladentisch, und in der Vergangenheit hatte er dem Iunius sogar bei Ermittlungen geholfen. Nie hätte der geahnt, was der Casperius möglicherweise für Geschäfte trieb, wenn nicht letztens ein dingfest gemachter Einbrecher ihnen einen Tipp gegeben hätte, um seine eigene Haut zu retten. Als Routinekontrolle getarnte, genauere Untersuchungen am heutigen Morgen hatten den Verdacht, dass an Verus‘ Geschäften etwas faul war, verschärft. Der würde sich demnächst vor dem Praetor verantworten müssen.
    "Der Händler hat einen kräftigen Sklaven im Laden. Er versteht unsere Sprache kaum …", sprach Avianus aus Erfahrung, denn er kannte den Laden ja inzwischen recht gut. "Ich weiß also nicht, wie er reagiert, wenn wir seinen Herrn wegführen wollen." Noch waren sie in einer Seitengasse, in Kürze würden sie jedoch das Forum überqueren, also wollte er die letzten Augenblicke, die sie noch in einer weniger belebten Umgebung verbrachten, nutzen, um letzte Anweisungen zu geben. Er warf einen Blick über die Schulter zu seinen Soldaten, während er weiterging. "Miles Seianus, du wirst ihn gemeinsam mit dem Tiro Octavius im Auge behalten. Miles Matinius wird mir bei der Festnahme behilflich sein, der Rest riegelt den Laden ab. Soweit verstanden?"


    Den Weg über das Forum und durch die Basilica Aemilia brachte er hingegen schweigend hinter sich. Selbiges erwartete er auch von seinen Soldaten. Es war zweifellos besser, wenn nicht schon das halbe Forum Bescheid wusste, dass eventuelle krumme Geschäfte eines Händlers aufgeflogen waren, noch bevor sie dessen Laden erreicht hatten. Ohne große weitere Befehle betrat er den Laden und ging davon aus, dass jeder Soldat seine Aufgabe verstanden hatte. Dort blickten ihnen ein verdutzter Händler und ein ebenso irritierter Bulle von einem Sklaven entgegen. Argus war dessen Name, wenn der Iunius sich recht erinnerte.
    "Casperius Verus?", fragte er der Form halber.
    "Salve, Centurio Iunius, wir kennen uns doch …", antwortete der Krämer mit einem etwas unsicheren Lächeln auf den Lippen. Der wirkte durch das plötzliche Auftauchen des Offiziers und des Contuberniums an Urbanern deutlich beunruhigt.
    "Du wirst hiermit festgenommen wegen Verdachts auf wissentlichen An- und Verkauf von gestohlener Ware."
    "Blödsinn, Centurio … wie kommst du darauf?" Nervös kratzte der Händler sich hinterm Ohr, wusste aber auf die schnelle nichts Besseres mehr zu seiner Verteidigung zu sagen.
    "Miles!", winkte er den Matinier zu sich, damit der seine Arbeit machte.
    "Nix antatschen", brummte der kräftige Sklave mit kahlgeschorenem Kopf stirnrunzelnd, und wollte einen Schritt auf seinen Herrn zugehen, vermutlich um ihm zu Hilfe zu eilen.

  • Stur, ohne ein Wort zu verlieren, flanierten wir über das Forum. Der Befehl war einfach....einen Typen festnehmen der im Verdacht der Hehlerein stand. Der Befehl beruhte auf der Aussage eines anderen Lumen was mich schmunzeln ließ.
    Ein Gauner schwärtzte den anderen Gauner an. Welche amüsante Geschichte. Irgendwie kamen in mir Zweifel auf wenn nicht mal unter Gaunern soetwas wie Ehre bestand...was für eine Welt...


    Nachdem wir nun da angekommen waren wo wir hin mussten ließ sich der Centurio nicht lange aufhalten. Nach dem Eintreten wenige Worte und die Sache war vom Tisch.


    Bis auf den Sklaven...der hatte anscheinend nicht die Ruhe die Sache auf sich beruhn zu lassen sondern ließ anmerken Radau machen zu wollen. Wieder ein Schritt näher ans Magengeschwür senierte ich vor mich hin während ich nun den Verdächtigen, Casperius Verus, die Hand auf die Schulter legt.
    Sag deinem Sklaven er soll kuschen. grummelte ich dem Mann zu und giftete den Sklaven an.

  • Der Händler schaute nicht minder überrascht und genervt, als plötzlich sein Sklave sich rührte und sich mit dem einzigen Satz zu Wort meldete, den er kannte. Einen kurzen Augenblick lang sah man so etwas wie Widerwillen in Casperius' Augen. Einen Sklaven buchstäblich ins Messer laufen lassen, und selbst möglicherweise die Chance zur Flucht erhalten? Warum nicht? Das einzige was ihn dann doch davon abhielt, waren die Soldaten, die den Laden abgeriegelt hatten. Als der Klotz bereits neben ihm stand und seine Hand nach dem Miles ausstrecken wollte, kläffte Casperius seinen Sklaven an: "Paxillus, du Idiot, setz dich hin!" Um seine Worte zu untermauern klopfte er dem Sklaven mit der flachen Hand auf den geschorenen Kopf. Der ballte die Hände zu Fäusten, murmelte gereizt irgendetwas in einer fremden Sprache und ließ sich schließlich auf die Steinfließen sinken.
    "Sind wir dann mal fertig?", wandte der Händler sich dann wieder an den Iunius.
    Fertig?, dachte sich Avianus, Wir noch lange nicht. Du schon. Alle Waren mussten später kontrolliert werden, mit bei Diebstählen und Raubüberfällen gestohlenen Waren verglichen werden, die Unterlagen des Händlers durchforstet werden ... nein, fertig war etwas anderes. Aber damit brauchte sich Casperius nicht herumzuschlagen, allerdings mit feuchten Kerkerwänden, schummrigem Licht und der einen oder anderen Ratte, falls der Praetor zu viel zu tun hatte, um sich gleich um ihn zu kümmern.
    "Milites! Fesselt dem Sklaven die Hände! Er kommt ebenfalls mit!" Sie konnten den unfreien Klotz von einem Mann schließlich nicht einfach auf Rom loslassen. Vielleicht fanden sich in Rom irgendwelche Verwandte seines Besitzers, zu denen man den Sklaven bringen konnte. Falls der nicht auch gestohlen war.
    "Der Laden bleibt bewacht! Milites Seianus, Carnulius und Matinius, Tiro Octavius! Wir führen Casperius Verus und seinen Sklaven ab!", befahl er und deutete mit einem Wink aus der Basilica hinaus, "Abmarsch!"

  • Jawohl, Centurio die Eisen griffbereit wendete ich mich dem Sklaven zu der nun, immer noch ziemlich angepisst, auf einem der Hocker lümmelte.


    Los, wir gehen dabei fasste ich ihn an einem der Handgelenke und zog recht unsanft den Arm in meine Richtung. Gleich darauf befanden sich die Fesseln an den Handgelenken und mit festem Zug gab ich dem Sklaven zu verstehen seinen Hintern vom Hocker zu heben um sich auf den Weg zu machen.
    Und keine Mätzchen. Verstanden? wobei mir im selben Augenblick aus ich ausgesprochen hatte klar war dass der Mann wahrscheinlich nichts verstanden hatte. Auch egal. Wenn dann würde er es am Weg in die Castra schon merken was er falsch gemacht hatte.


    So nahmen wir nun den Sklaven in unsere Mitte, nicht weil es etwas zugig war draussen und ihm nicht föstelte sondern einfach der Form halber.


    Der Händler selbst würde eher weniger Ärger machen darum ließen wir, der Name kam mir gerade nicht in den Sinn, eher frei laufen.
    Centurio. Wir sind abmarschbereit. Meldete ich noch proformer halber damit es etwas proffesioneller aussah.

  • Galeo galt nicht nur als ältester IIIviri, er war es auch und zwar mit Abstand. Das bedeutete nicht zwangsläufig, dass sein Wort Gehör fand. Dafür äußerte er sich zu zaghaft. An den wöchentlichen Treffen der IIIviri, auf denen Aufgaben verteilt, aber vor allem Pläne geschmiedet wurden, nahm er regelmäßig teil. Er wusste, dass einer unter ihnen anstrebte, seinen Namen auf einer neuen Münze zu verewigen. Ihm dieses Vorhaben auszureden, wäre Galeo nie in den Sinn gekommen. Er hoffte allerdings auch, keine Rolle in diesen Planungen zugewiesen zu bekommen. Ablehnen wäre für ihn fast unmöglich gewesen, denn das Wörtchen Nein schien nicht Teil seines Sprachwortschatzes zu sein.
    Glücklicher Weise stand am heutigen Tag ein anderes Thema zur Debatte. Galeo atmete auf und begnügte sich damit, der Versammlung als Zuhörer beizuwohnen. Gedanklich weilte er bereits beim morgigen Tagesgeschäft, wo er eine Lieferung Kupfererz entgegennehmen musste. Die kreativen Arbeiten hatten sich andere unter den Nagel gerissen.


    Nach dem Versammlungsschluss machte sich Galeo mit seinen sklavischen Begleitern auf den Heimweg. Die Papiere konnte er auch in der Villa vorbereiten. Als sie den Markt passierten, gelüstete es ihn plötzlich nach etwas Deftigem. Er sah sich um und entdeckte eine kleine Taberna.
    "Heute spendiere ich euch eine Mahlzeit vom Tavernenwirt." Er rieb die Hände und musste mehrfach schlucken, weil der Appetit den Speichel zusammenlaufen ließ.
    Die Truppe steuerte auf das Gasthaus zu und trat nacheinander ein. Galeo wählte einen langen Tisch und ließ sich an der Kopfseite nieder. Er winkte dem Wirt und lächelte in Vorfreude des anstehenden Genusses dem Mann entgegen. Er kannte ihn nicht. Es mochte Casperius Verus und nicht nur Wirt, sondern auch Händler sein, oder einer seiner Nachfolger.


    "Für jeden ein Bier, Brot mit Käse und Räucherfleisch." Wieder musste er schlucken und da sich der Wirt bereits abwandte, hob er den Arm und rief ihm hinterher.
    "Ich möchte gleich zahlen!"

  • Die Zeit, in der Galeo in der Taberna einkehrte, lag zwischen der üblichen Cenazeit und der Mahlzeit davor. Dementsprechend leer war die Gastwirtschaft, was Geleo nur Recht sein konnte. Ein Tabernenbesuch passte nicht im geringsten zu seinem Stand und auch die Art der Niederlassung entsprach nicht seinen Gewohnheiten. Er lag ansonsten beim Essen, hier musste er sitzen. Er wollte seinen Appetit stillen und schnellstmöglich wieder verschwinden, deswegen wollte er auch sofort zahlen.


    Das Unwohlsein stieg, als das Essen auf sich warten ließ. Vermutlich musste der Ofen zwischengeheizt werden. Immerhin traf das Bier umgehend ein. Um die Wartezeit zu verkürzen, legte Galeo ein Wachstafel auf den Tisch und begann, Notizen zu verewigen. Plötzlich stieg leckerer Bratenduft in seine Nase und er blickte auf. Die Tür zur Küche stand offen und der Wirt samt eines jungen Mädchens steuerten mit Tellern auf Galeos Runde zu. Wieder musste er schlucken, während seine Augen das überbackene Brot fixierten. Er schob die Wachstafel zur Seite, um Platz für den Teller zu schaffen. Liebevoll betrachtete er die Leckereien vor sich, aber er konnte noch nicht zugreifen. Mit klebrigen Fingern wollte er nicht an seinen Geldbeutel fassen, also wartete er mehr oder weniger geduldig, bis alle Teller auf dem Tisch standen und der Wirt die Summe nannte.
    Er zückte den Beutel und zahlte mit drei großen Münzen. Da er nichts sagte, ging der Wirt davon aus, dass er das Wechselgeld auszahlen müsse und legte er betont langsam und nacheinander auf den Tisch.


    Es dauerte Momente, bis Galeo begriff, weil er sich ausschließlich dem Genuss hingab. Er schüttelte den Kopf und schob mit dem Arm das Kleingeld Richtung Wirt, bevor er sich ein Stück Brot in den Mund schob. Er kaute genussvoll, als sein Blick an einer Münze hängenblieb. Sie besaß den gleichen Wert wie die drei daneben, unterschied sich aber von ihnen, wenn man genau hinsah. Da Gelao in den letzten Wochen nur noch Münzen vor sich sah und sogar schon davon träumte, kannte er alle gängigen Zahlunmgsmittel auf das genaueste. Er wusste nicht, was ihn an der Münze störte, aber etwas störte ihn.


    "Halt!" Beim Rufen fiel ihm etwas Essen aus dem Mund. Er konnte nicht erst hinunterschlucken, denn sonst würde er riskieren, dass der Wirt das Geld einstrich.

  • Er legte das Brotstück aus der Hand und angelte nach den Geldstücken. Einem Kescher gleich sammelte er sie ein und schob sie sich direkt unter die Augen. Er beugte sich sogar hinab, um sie noch genauer in Augenschein zu nehmen. Nicht die Legierung machte ihn stutzig, denn er wusste, dass über die Jahrzehnte bei der messingähnlichen Kupfer-Zink-Legierung aus Aurichalkum der Zinkanteil immer weniger wurde. Genauso wusste er, dass das Gewicht der Münzen je nach Herstellungszeitraum schwankte, weil gespart wurde. Nicht einmal der abweichende Durchmesser störte ihn und immerhin besaßen allein drei gleichwertige Münzen ein sofort ins Auge fallendes abweichendes Außenmaß.


    Bei all den offensichtlichen Unterschieden hätte aber das Erscheinungsbild gleich sein müssen und hier lag der Hase im Pfeffer. Wäre Galeo nicht so ein Pedant gewesen, lägen die Münzen wieder im Geldbeutel des Wirts. Er legte den Zeigefinger auf eine Münze und schob sie aus der Münzenansammlung heraus in Richtung Wirt. Die beiden Vergleichsmünzen folgten und rahmten diejenige Sesterze ein, auf der die Prägung ein abweichendes Profil zum identischen Namen zeigte.


    "Wir zwei müssen mal reden." Galeo blickte zum Wirt nach oben. "Ich hätte gern dein gesamtes Wechselgeld begutachtet und ein paar Auskünfte. Wie oft leerst du beispielsweise deinen Geldbeutel?"

  • Der Wirt durchlitt ein Wechselbad der Gefühle. Zuerst glaubte er, von dem reichen Sack kein Trinkgeld zu bekommen, danach freute er sich über die Münzen, die ihm aber, noch bevor er sie einstreichen konnte, wieder entzogen wurden. Als der Magistrat schließlich auch noch seine Wechselkasse kontrollieren wollte, wich die Farbe aus des Wirts Gesicht.


    "Äh." Da der Wirt nicht wusste, worauf Gallus hinauswollte, beschlich ihn ein schlechtes Gefühl, denn wie fast jede Gaststube wickelte auch er ein paar Geschäfte unter der Hand ab. "Mein Geldbeutel? Wieso?" Er verstand nicht, wie ihm krumme Geschäfte mittels Wechselgeld nachgewiesen werden sollten. Er starrte zwar auf die drei Münzen auf dem Tisch, aber die Erkenntnis blieb aus.


    Schließlich entschloss er sich zur Kooperation, denn er hoffte, so könne er mehr retten.
    "Ich nehme am Abend die großen Münzen raus. Läuft es schlecht, bleiben sie länger drin, läuft es gut, leere ich zwischendurch. Das Kleingeld bleibt eigentlich immer drin. Ich brauche es zum Wechseln." Die arme Bevölkerung konnte sich Trinkgeld nicht leisten und zumeist verkehrten hier keine Geldsäcke, wie der Wirt insgeheim Gallus bezeichnete.


    Galeo fiel der Schreckmoment im Gesichtsausdruck des Wirtes auf. Dass hier etwas nicht stimmte, lag auf der Hand. Da die Wirtsstube leer blieb, wollte er keine Gelegenheit bieten, dass etwas vertuscht werden konnte.
    "Der Geldbeutel bleibt hier." Er wies auf das Lederetui in der Hand des Wirtes. "Und du holst mir jetzt alle kleinen Wechselmünzen aus deiner Geldtruhe." Er glaubte nicht, dass sich alle kleinen Münzen ausschließlich im Geldbeutel befanden. "Du gehst mit ihm." Galeo wies auf seinen linken Sitznachbarn. Der legte sein Essen ab und stand auf. Pflichtgetreu folgte er dem Wirt in die Privaträume.

  • Der Wirt kehrte mit hochrotem Kopf und in Begleitung des Magistratszuarbeiters in die Wirtsstube zurück. Er trug ein pralles Geldsäckchen, das er vor Galeo abstellte.


    "Das ist alles?" Verwunderung klang in Galeos Stimme. Mit etwas mehr Ausbeute hatte er durchaus gerechnet, aber vielleicht liefen die Geschäfte nicht gut.


    "Ja, alles." Die Begleitung schielte auf ihr Essen, das langsam aber sicher kalt wurde. Galeo bemerkte es nicht, weil er den Beutel ausschüttete. "Kommt, helft mir mal. Die Kopfseite bei allen Münzen nach oben und sortieren nach Wert."
    Dem Aufruf folgten sämtliche Begleiter, nicht gern, aber pflichtgetreu. Damit die Münzen besser verglichen werden konnten, versuchten sie eine Aneinanderreihung auf engstem Raum. Dadurch behinderten sie sich selbst. Mal bekam einer den Oberarm des anderen ins Gesicht, ein weiteres Mal stand ein Helfer auf dem Fuß des anderen. Galeo saß in der Mitte und wurde zwar umringt, aber nicht behelligt.


    Endlich lagen die Münzen ausgebreitet und in ihrer Menge nicht ohne weiteres überschaubar.
    Galeo zog sich zum Vergleich die einzelne verdächtige Münze her, wobei er nicht ausschloss, noch auf anders geartete Abweichungen zu stoßen.
    "Wer was sieht, sagt Bescheid!"

  • Durch die Stadt laufen macht hungrig, stellte Vulpis fest. Außerdem war er schon seit Stunden herumgelaufen, gefühlt waren es eher Tage. Er kam zu keinem Entschluss und er machte sich allmählich wirklich Sorgen. Vielleicht sollte ich eine Pause einlegen und zuerst etwas für mein leibliches Wohl unternehmen. Er schaute sich um mit dem Gedanken, das dürfte kein Problem sein, hier in Rom findet man jeder ecke eine Garküche oder Taberna. „Na bitte“ murmelte er zu sich selber. „Taberna Casperii“, las er sich vor. "Dann schauen wir mal was die uns zu bieten hat." Er musste plötzlich lachen, oje jetzt ist es schon soweit, ich rede mit mir selber, dachte er.
    Neugierig betrat er die Taberna. Die Stimmung war gut, keine mürrische Gesichter und nur einfach Essen hinunterschlingen. Die Gäste, wenn mehrer zusammen an einem Tisch saßen, redeten miteinander und sauber schien es auch zu sein. Vulpis hatte Glück und fand einen freien Tisch. Jetzt musste nur noch die Bedienung kommen.

  • Ebenfalls hungrig, aber vor allem ermattet und erfolglos kehrte Tachos Augenblicke später in die Taberna ein. Der Auftrag seines Arbeitgebers erwies sich als schwieriger umzusetzen als gedacht. Tachos hatte bereits etliche Gespräche auf dem Markt hinter sich, aber keins verlief zufriedenstellend. Zu allem Unglück sollte er heute gleich mehrere Aufträge erledigen und nicht nur den einen.


    Auf den ersten Blick entdeckte er keinen freien Tisch. Allerdings suchte er auch nicht die Einsamkeit, sondern im besten Fall jemand, der ihm einen Tipp geben konnte. Er fasste einen Mann ins Auge, der pfiffig wirkte und trat an ihn heran.


    "Salve, darf ich mich setzen?" Er rechnete eigentlich nicht mit einer Abfuhr, wartete trotzdem einen Augenblick, um die erste Reaktion zu beobachten. Bevor Vulpis Lupus ablehnen konnte, setzte er erneut zum Sprechen an, weil er so klären konnte, ob er an einem günstigen Tisch gefragt hatte oder sich doch lieber wo anders hinsetzen sollte.
    "Kennst du dich zufällig unter Händlern aus? Ich suche einen Lieferanten für Edelholz, Seide, Malerfarbe und Wachs. Dein Schaden soll es nicht sein." Für einen brauchbaren Tipp würde Tachos zahlen. Er wusste, sein Arbeitgeber wollte Erfolge am Tagesende sehen und sparen musste er wahrlich nicht.

  • Zuerst hatte Vulpis, so in Gedanken mit seinem Problemen vertieft, gar nicht wahrgenommen, dass er angesprochen wurde. Doch das nächste Wort holte ihn in die Wirklichkeit zurück, Edelholz. Alle weiteren Worte ließen ihn mit halb geöffnetem Mund erstarren. Was war das? Trieb da irgendwer seinen Spaß mit ihm oder prüfte ihn ein Gott aus der riesigen Götterschar? Dann ging ein Ruck durch Vulpis. „Bitte nimm Platz, setz dich doch. Zu was kann ich dich einladen?“ Er der die Frage, ob der Platz an seinem Tisch noch frei wäre, nicht gehört hatte, konnte jetzt nicht schnell genug mit dem Fremden ins Gespräch kommen. „Doch ich kenne solch einen Händler“, beantwortete er gleich die Frage. „Ich weiß auch das der Markt noch lange nicht gesättigt ist. Es gibt nur ein Problem, derjenige der liefern könnte, benötigt dringend einen finanzkräftigen Teilhaber, damit er seine Betriebe vergrößern kann“. Vulpis wollte sich sich nicht gleich als Besitzer dieser Betriebe erkennen geben, sondern zunächst einfach nur die Lage sondieren. Aufmerksam hatte er seinen Gesprächspartner gemustert. Ob jetzt seine Sorgen ein Ende hatten? Vertrauenswürdig, so fand er sah der fremde ja aus.

  • Die Reaktion sah vielversprechend aus. Darüber hinaus lud ihn der Mann auch noch ein. Obwohl Tachos das nicht nötig hatte, fand er die Geste nett und bestens geeignet, um in Verhandlungen einzutreten, denn dass Verhandlungen folgen würden stand inzwischen fest. Der Fremde kannte Händler und sogar die passenden.


    Tachos setzte und bedankte sich. "Gern, etwas gegen den Durst wäre nicht übel. Ein einfacher und verdünnter Wein. Ich heiße übrigens Tachos." Er klopfte zum Gruß auf die Tischplatte. In seiner Heimat fern von hier gab es diesen Brauch.


    "Abnehmer für seine angekurbelte Produktion hat dieser Händler ab sofort und einen Geldgeber auch. Weißt du, wie viel der Mann benötigt? Und um welche Waren handelt es sich genau? Braucht er auch Sklaven?" Tachos besaß als Verwalter Vollmachten. Er konnte hier und heute Verträge schließen.


    "Ich muss außerdem noch einen vertrauenswürdigen Händler finden, der pro Forma einen Betrieb übernimmt. Freilich kann er damit produzieren, aber er darf ihn nicht veräußern und müsste ihn auf Verlangen zurückgeben. Kennst du da auch jemanden? Ist bisschen heikel, ich weiß. Birgt viel Risiko, deswegen wäre es gut, wenn ich jemand fänd, mit dem ich vielfältige Beziehungen knüpfen kann. Jeder soll dabei Vorteile haben. Eine Hand wäscht die andere. So kann ich das dann auch meinem Arbeitgeber erklären."

  • Zunächst bestellte Vulpis bei dem Wirt zwei verdünnte Weine und zweimal lukanische Würste. Er schaute ein wenig verwundert bei dem auf die Tischplatte klopfen, nach einem räuspern stellte er sich dann zunächst einmal vor, bevor er weiter erklärte. „Nun also mein Name ist Vulpis Lupus und ich bin der Besitzer von vier Betrieben. Einem Sägewerk, einer Farbmischerei, Maler Atelier und einer Imkerei. Wie schon von mir angemerkt, habe ich festgestellt, das unter anderem Edelholz, Malerfarben und einiges mehr im Marktangebot fehlen, besser gesagt nicht genügend angeboten werden. Ich könnte meine Betriebe vergrößern, doch es mangelt an Geld für Sklaven besonders aber für die Vergrößerung, abgesehen davon will Rom dann auch noch mehr mitverdienen.“ Da der Wirt inzwischen das Bestellte gebracht hatte machte er seinem Gesprächspartner ein Zeichen sich zu bedienen. „Bitte greif zu, wenn du keine Würste magst, bestelle ich gerne etwas anderes.“ Er trank zuerst einen kräftigen Schluck Wein, ehe er weiter sprach. „Was diesen Betrieb betrifft von dem du sprachst, wäre ich bereit diesen zu den gegebenen Bedingungen zu übernehmen. Und was die anderen Betriebe betrifft sie stehen alle erst am Anfang“. Vulpis machte eine Pause, ergriff eine der Würste und biss herzhaft hinein während er die Zeit nutze, bis sein Mund geleert war, um die zugrunde liegende Zahlen im Geiste zu addieren. Er schluckte noch einmal und schaute seinen Gegenüber nachdenklich an. „Um die Betriebe um eine Stufe zu erhöhen brauchte ich aber schon 785 plus die 2000 für die Sklaven das wären dann ca. 2785. …. Verwalter sagtes du bist du? Und das wäre für dich machbar?“ So ganz traute Vulpis dem Frieden noch nicht, aus seiner Sicht grenzte das ganze hier gerade an ein Wunder. Sollter er jetzt noch für jeden Betrieb die Zahlen extra ansagen? Er wartete erst einmal ab und nahm sich noch einen Schluck Wein.

  • Tachos verstand schnell, dass der Mann vor ihm selbst der Händler war, den er ankündigte und mit dem er in Geschäftsbeziehungen eintreten wollte. Vielleicht aber kannte er weitere Händler, denn Seide sollte Tachos ebenfalls organisieren. Die Zahl vier bei der Aufzählung der Betriebe ermöglichte außerdem die Umsetzung des Plans mit seinem überschüssigen Betrieb.


    "Freut mich, Vulpis Lupus." Tachos hegte Zweifel, ob er sich den Namen richtig merken konnte. Ein ungewollter Buchstabentausch bot sich förmlich an. Zusätzlich hatte das Wort etwas von einem Zungenbrecher. Wer allerdings oft genug übte, der meisterte auch das und wie es aussah, stand einer längerfristigen Kooperation nicht viel im Weg.


    "Eine Vergrößerung deiner Betriebe wäre auch für uns von Interesse", erklärte Tachos. Er bemerkte das Zeichen für die Essenseinladung und griff zu. Er winkte ab, als das Angebot für eine Neubestellung kam. Natürlich aß er Würste, insbesondere lukanische. Die Wurst klemmte in winzigen Teilen noch zwischen seinen Zähnen. Trotzdem sprach er weiter.
    "Ich schlage vor, wir fangen in kleinen Schritten an. Wir strecken Geld vor, du bietest uns und zwar erst einmal nur uns bzw. mir Edelholz, Malerfarbe und Wachs an. Der tatsächliche Bedarf regelt sich ein und über den Überschuss kannst du frei verfügen. Läuft es gut, erhöhen wir gemeinsam die Produktion. Alles wird vertraglich festgehalten und mein Geldgeber steigt bei dir als stiller Teilhaber mit ein."


    Tachos fragte sich, ob er an alles gedacht hatte. Dann fiel ihm noch etwas ein.
    "Die Verträge muss ich erst aufsetzen lassen, aber du bekommst heute schon einen Vorschuss. Gegen Quittung versteht sich. Sklaven schicken wir vorbei. Wohin übrigens?"


    Ganz ohne Vertrauensvorschuss ging es nicht. Tachos hoffte, der Geschäftspartner würde verlässlich sein. Ansonsten nahm er die Pleite auf seine Kappe.
    "Ich brauche noch Seide. Wie sieht es damit aus? Der Betrieb, den du pro Forma übernimmst, ist ein Gewürzhändler. Wir brauchen einen Teil der Waren. Auch hier kannst du das überzählige selbst anbieten. Sklaven besitzt der Betrieb und die Staatskosten sind bezahlt. Sind wir uns einig? Einen Vertrag gilt es auch hier zu unterschreiben, bevor die Schlüssel ausgehändigt werden."


    Er sprach zuletzt ohne Punkt und Komma, weil ihn die gefundene Lösung begeisterte. Er zwinkerte. Eigentlich ließ sich alles gut an. Es durfte sich nur nicht im Nachhinein in Luft auflösen.

  • Edelholz, Malerfarbe und Wachs notierte Vulpis sich im Geiste und nickte dabei zustimmend. „Ah sehr gut, dann brauche ich mich nicht um den Schriftkram zukümmern“, kommentierte er den Vorschlag oder eher die Ansage. „Gegen Quittung, selbstverständlich“, schob er nach. Dann kam das Thema auf Seide und schon war Tachos beim Gewürzhändler. Meine Herren, was für ein Tempo, dachte er. „Ja sicherlich nur mit Quittung und ja was die Seide betrifft, direkt kenne ich keinen Händler, doch einen Weber, der dem ich meine Farben zum Teil liefere, vielleicht kennt der jemanden."
    Vulpis holte Luft, ganz so als ob er dies für den Verwalter übernehmen wolle. Das stieß er diese gleich wieder lauter und schneller wie üblich wieder aus. Ein breites Grinsen überzog danach sein Gesicht. „Mir scheint du bist ein Mann du bist ein Mann der schnellen Entschlüsse. Handelseinig! Sofern ich alles mitbekommen habe bei deinem Tempo“, er fand dies müsse er noch hinzufügen, denn er hatte ja kaum Zeit etwas aufzunehmen, geschweige denn zu überdenken. Er gab dem Wirt ein Zeichen zumindest noch einen Wein wollte er bestellen, ihm ging es jetzt wieder besser, die Zukunft sah nicht mehr grau aus. Als der Wirt sich näherte fragte er, "einen Wein trinkst du sicher noch, dann noch etwas Essen, herzhaftes oder lieber süßes?“
    Er konnte es nicht fassen, Fortuna war ihm heute gesonnen wie selten, sie hatte ihm Glück bei der Suche geschenkt denn, durch ihren Einfluss beim Zufall schickte sie ihm Tachos und schenkte ihm dazu noch Erfolg bei seinem Vorhaben.

  • Tachos hörte sich den Vorschlag an und nickte. "Falls der Weber uns seine Quelle verrät, wäre das Problem Seide geklärt. Wenn nicht, müssen wir uns noch einmal zusammensetzen. Ich schlage vor, wir treffen uns einmal pro Woche hier zu einer Geschäftsbesprechung. Heute müsstest du mich begleiten, weil wir Quittung und Vertrag in Auftrag geben und unterschreiben müssen. Ich kenne da einen Sekretär. Hast du im Anschluss Zeit?"
    Er überlegte, ob sie vorerst alles besprochen hatten. Es schien danach, also widmete er sich dem Genuss.


    "Wenn das heute kein erfolgreicher Tag war, dann weiß ich auch nicht. Lass uns darauf anstoßen und etwas Herzhaftes nehme ich gerne noch."

  • Vulpis meinte lachend,„gut dann lassen wir es uns jetzt einmal richtig gut gehen ehe wir das mit den Quittungen und Verträgen regeln.“ Passend erschien der Wirt und Vulpis gab die Bestellung auf. „Bitte ein Platte mit Schweine-, Schaf- Hühnerfleisch, sowie Zicklein, dazu Gemüse und Brot und moretum und Oliven. Einen Krug Falerner-Wein danach schauen wir weiter.“ Zufrieden rieb er sich die Hände und steuerte das Gespräch zu allgemeinen Themen.

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!