Atrium | Crispus & Marsus

  • Crispus hatte Marsus bereits erwartet, sodass er ziemlich prompt da war, als Morag den Besucher ankündigte. In einer schlichten Tunica kam er aus seinem Tablinium und begrüßte den Duccier mit einer Umarmung, wie es sich für Verwandte gehörte.


    "Salve, Marsus! Schön, dass du mal wieder zu Besuch kommst!"


    Er deutete auf die Steinbank, auf der er mit Vorliebe längere Gespräche führte.


    "Setzen wir uns da hinter? Willst du was trinken?"


    Noch war der Sklave ja in der Nähe...

  • "Salve Crispus", erwiderte Witjon die Begrüßung ehrlich erfreut. "Freut mich auch. Ist schon länger her, dass wir so zusammengekommen sind."


    Er folgte der Einladung sich zu setzen und meinte auf Crispus' Frage hin: "Könnte ich ein Bier bekommen? Ich habe echt Brand nach so einem Arbeitstag." Womit er ausdrücken wollte, dass er bei Crispus quasi als Zwischenstopp auf dem Weg von der Arbeit nach Hause halt gemacht hatte. Entsprechend war Witjon auch noch im "Workdress", sprich in Toga unterwegs, was ihn an manchen Tagen mächtig störte. Gerade in Gesellschaft des Petroniers fühlte er sich merkwürdig overdressed und wünschte sich eine gemütliche Hose herbei. Aber darauf würde er noch warten müssen.


    "Wie geht es dir?", fragte er schließlich. "Und wie geht es deinem Sohn? Lange nichts mehr über seine Geschicke gehört, scheint's mir."

  • Crispus nickte und winkte Morag heran, der sofort entsprechende Befehle bekam:


    "Bring uns Bier!"


    Anschließend hatte Marsus wieder die volle Aufmerksamkeit des Petroniers, der sich erst einmal setzte. Auf die Frage nach der Familie runzelte er allerdings nur die Stirn:


    "Lucius ist ein miserabler Kontakt-Halter. Immerhin hat sein Patron ihm eine Stelle bei der Classis Alexandrina verschafft, sodass seine Karriere endlich starten kann. Aber er meldet sich quasi nie und immer nur, wenn er Geld braucht..."


    Nachdem der Duccier inzwischen zur Familie gehörte, musste der Alte ja kein Blatt vor den Mund nehmen...


    "Was macht die kleine Camelia?"


    fragte er, um das Gespräch auf erfreulichere Dinge zu lenken.

  • "Ach", winkte Witjon achselzuckend ab. "Von Caius habe ich auch noch nichts Neues gehört, seit er in Rom angekommen ist. Vermutlich scheucht Vala ihn ganz schön durch die Gegend. Aber Lucius ist als Offizier bei der Classis, nehme ich an? Das sind doch gute Neuigkeiten!"


    "Camelia geht es gut", beantwortete Witjon daraufhin erfreut Crispus' Frage. "Ich bin sehr froh, dass sie gut über den Winter gekommen ist. Man weiß ja nie. Ich hoffe, dass bald noch ein Geschwisterchen folgt." Seine zuletzt ausgesprochene Hoffnung begleitete ein Augenzwinkern.


    "Wo wir gerade von Familie sprechen", schlug er dann einen Bogen, "dein Neffe wirbelt ganz schön Staub auf, was? Einen so aktiven und bemühten Klienten hatte ich schon lange nicht mehr."

  • Ach richtig - Marsus' Verwandter war ja auch nach Rom gegangen! Offensichtlich hatte Vala - der Consul! - ihn unter seine Fittiche genommen. Ein schlauer Kommentar dazu fiel ihm allerdings leider nicht ein, sodass er erst wieder bei Camelia einhakte:


    "Ja, viele Kinder sind immer gut. Ich fand's auch immer schade, dass Lucius keinen Bruder hatte... aber naja, hat nicht sollen sein..."


    Seine geliebte Heila war ja damals unerwartet verstorben... - der Gedanke machte ihn fast wieder ein bisschen melancholisch. Dann schob er die Gedanken allerdings beiseite und wandte sich Erfreulicherem zu:


    "Jaja, der Junge steckt voller Ideen. Momentan ist er so sehr am Rotieren, dass wir kaum noch dazu kommen, alles ordentlich zu besprechen - aber das hast du ja schon mitgekriegt..."

  • Verwandter war gut. Sohn! Aber Witjon konnte Crispus' Gedanken ja zum Glück nicht hören und seine eigenen Gedanken trugen auch nicht zum Fortgang der Geschichte bei. Deshalb beschränkte der Genius des Marsus sich auf Klugscheißerei im Metatext und fuhr mit dem Dialog fort. :D


    "Gibt es denn vielleicht schon Aussicht auf... Enkel?", fragte Witjon vorsichtig. Er hatte Crispus' Blick in die Vergangenheit bemerkt und wusste, dass er ebenfalls seine Frau verloren hatte. Das konnte einen Mann hart treffen. Da war Feingefühl angesagt, selbst bei einem ruppigen Veteranen wie dem alten Petronier.


    "Wo wir gerade bei 'besprechen' sind...", begann Witjon anschließend. "Unser geschätzter Statthalter Vinicius hat mich angesprochen, weil er - nun - er möchte umziehen. In einen neuen Statthalterpalast." Witjon grinste. "Also Vinicius möchte einen neuen Palast errichten und wir - die Decuriones - sollen uns mal in Ruhe drüber unterhalten. Wo, wie groß, und so weiter." Er sah Crispus erwartungsvoll an. Falls der Petronier nicht gleich skeptisch wurde, würde er ins Detail gehen.

  • Sim-Off:

    8o :hmm: :rolleyes:


    Enkel? Natürlich hatte der Alte sich schon Gedanken darüber gemacht, wen sein Junge ehelichen sollte - allerdings hatte er beschlossen, dass es klüger war, wenn man erst einmal abwartete, ob Lucius sich beim Militär bewährte und vielleicht selbst eine günstige Partie an Land zog. Immerhin gab es in Mogontiacum nicht allzu viele erfolgversprechende Partien für jemanden, der im Imperium Karriere machen sollte...


    "Naja, momentan nicht. Lucius soll erstmal seine ersten Posten beim Militär hinter sich bringen, dann können wir ihm eine Frau suchen und dann kann's Enkel geben."


    Jetzt, wo er darüber nachdachte, hatte er Lucius nie für ein Mädchen schwärmen hören... - hoffentlich war er wenigstens in diesem Gebiet kein Versager!


    Aber zum Glück musste er darüber nicht weiter nachdenken, denn Marsus schnitt ein komplett anderes Thema an, das höchst interessant klang:


    "Wir sollen einen Statthalterpalast bauen? Ist die Provinz pleite oder was?"

  • "Mit einem ordentlichen Gehalt ist man für das Weibsvolk auch gleich viel attraktiver", flaxte Witjon breit grinsend. Und so wie er Lucius Petronius Crispus kennen gelernt hatte, konnte ein Attraktivitätsbonus nicht schaden bei dessen gewöhnungsbedürftigen Charakter.


    "Nein, nicht wir", korrigierte Witjon daraufhin das Missverständnis, dem Crispus aufsaß. "Der Statthalter finanziert den Bau natürlich selbst. Er möchte nur seine Vorstellungen von dem Bauplatz mit unseren Wünschen oder Sorgen koordinieren." Wäre die Provinz pleite, wäre Witjon einer der ersten, die es wüssten. Gut, dass dem nicht so war.


    "Vinicius hatte sich vorgestellt, dass der Palast auf der Ecke zwischen der Basilika und dem Templum Magnae Matris errichtet werden könnte. Damit würde dem Forum ein weiterer äußerst repräsentativer Bau hinzugefügt. Und das, ohne dass es Mogontiacum etwas kosten würde!"

  • Crispus nickte - dass es bei solchen Verbindungen um Geld und Ansehen ging und nicht um Zuneigung oder Liebe, war ihm natürlich klar. Das war etwas für dem Pöbel... dem er auch entstiegen war...


    Als Marsus dann näher auf die Pläne zum Statthalterpalast einging, legte er die Stirn in Falten.


    "Neben der Basilica? Da sind doch verschiedene Läden - will er die Besitzer enteignen? Und was ist dann mit dem alten Palast? Der ist doch auch ganz... ordentlich, oder?"

  • "Er sagte, die Betroffenen sollen selbstverständlich entschädigt werden", entgegnete Witjon auf die Frage nach eventuellen Enteignungen. Witjon war sich ziemlich sicher, dass widerspenstige Bewohner der Enteignung entgegen sehen mussten. Dass es dem römischen Gerechtigkeitsempfinden absolut entsprach diese dann aber angemessen auszuzahlen, empfand er als angemessen.


    "Der alte Palast...pfff." Witjon zuckte ratlos mit den Schultern. "Dazu hat Vinicius nichts gesagt. Vermutlich entspricht er nicht seinen Vorstellungen von den Ausmaßen eines Statthalterpalastes." Er machte ein unschlüssiges Gesicht. "Oder aber", jetzt grinste Witjon, "sein Weib hat sich beschwert, dass das Haus zu klein ist."

  • Entschädigung? Crispus konnte sich schon vorstellen, wie so eine Entschädigung aussehen würde... römische Statthalter waren ja nicht unbedingt dafür bekannt, dass sie einfache Peregrini in ihren Provinzen besonders respektvoll behandelten...


    Dass man auch zum alten Palast nichts sagen konnte oder wollte, überzeugte den Alten nicht unbedingt mehr:


    "Naja, wenn wir jeder Ehefrau eines Statthalters 'nen neuen Palast bauen, wird Mogontiacum in hundert Jahren nur noch aus Palästen bestehen! Wenn man mich fragt..."


    ... und der alte Petronier war sicher, dass der Statthalter nicht wirklich Rücksicht auf sie nehmen würde - als ihm plötzlich einfiel, dass Marsus sich sicherlicht auch schon Gedanken gemacht hatte:


    "Was denkst du eigentlich darüber?"

  • Witjon lachte leise bei der Vorstellung, wie ein Mogontiacum aussehen musste, das nur aus Palästen bestünde. "Ach, ich glaube so weit wird es nicht kommen", bemerkte er amüsiert.


    "Ich sehe das so", entgegnete Witjon daraufhin, als Crispus ihn in ernsthafterem Ton nach seiner Meinung fragte. "Wenn Vinicius unbedingt einen neuen Palast bauen will, soll er ihn haben. Mogontiacum kann davon eigentlich nur profitieren, denn die Baustelle wird über lange Zeit Handwerkern und Tagelöhnern Arbeit beschaffen. Das Erscheinungsbild des Forums wird aufgewertet. Und ein größerer Palast bedeutet auch mehr Bedienstete, womit ein höherer Verbrauch an Lebensmitteln und anderem einhergeht, was wiederum bedeutet, dass unsere Metzger, Bäcker und so weiter mehr verdienen können.


    Auf der anderen Seite müssen wir es verkraften, dass die Leute, die dort momentan noch wohnen, verdrängt werden. Da müssen wir dafür sorgen, dass wir möglichst gut dastehen und eine hohe Entschädigung aushandeln. Ich schätze Vinicius nämlich nicht so ein, dass er die Leute dort mit Gewalt gänzlich ohne Ersatz vertreiben lassen wird."


    Er sah Crispus erwartungsvoll an. "Ich denke also, dass die Vorteile für unsere Stadt überwiegen würden. Wir sollten uns nicht dagegen stellen."

  • Natürlich war es eine Übertreibung, aber so richtig einsichtig wurde der Plan des Statthalters nicht wirklich...


    "Wir sollten aber unbedingt aufpassen, dass Vinicius uns nicht irgendwie übers Ohr haut und Kosten auf uns abwäizt. Sonst hab' ich nix dagegen, auch wenn ich's nicht versteh' der Palast unten hat's bisher ja auch immer getan...'"


    bemerkte er daher und zuckte mit den Schultern.

  • "Natürlich dürfen wir uns nicht veräppeln lassen", stimmte Witjon mit gewichtiger Miene zu. "Dann werde ich das Thema bald im Ordo einbringen. Vielleicht lässt Vinicius bis dahin ja nochmal durchblicken, welche Gründe für einen neuen Palast anstelle des alten sprechen."

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!