Atrium | Crispus und Marcellus

  • Gegen Abend saß der Alte gern auf seiner Steinbank im Garten des Hauses und betrachtete die sauber gepflegten Beete, auf denen Gallicus gerade das Sommergemüse zog. Als er Marcellus erblickte, winkte er den jungen Mann heran.


    "Setz' dich doch ein bisschen zu mir!"


    Nach getaner Arbeit hatte er gern ein wenig Gesellschaft - außerdem wollte er sowieso etwas mit Marcellus bereden!

  • Marcellus zog es fast magisch in den Garten des Hauses, hier zog er sich oft zurück um seine Gedanken schweifen zu lassen. Heute jedoch war der Oheim anwesend und winkte ihn zu sich. Der junge Petronier war glücklich und lächelte seinen Oheim freundlich an:
    "Gerne es ist heute besonders schön hier." So nahm der Petronier neben Crispus Platz und schaute ihn erwartungsvoll an.

  • "Allerdings - die Bank ist wirklich das beste an dem ganzen Haus, muss ich sagen!"


    erwiderte Crispus und lächelte ebenfalls. Dann blickte er eine Weile auf den Garten, ehe er bemerkte, dass sein Neffe offensichtlich darauf wartete, dass er das Gespräch begann.


    "Und, Marcellus - wie gefällt dir die Arbeit als Scriba? Binden die städtischen Scribae dich gut ein?"

  • Der junge Petronier musste lächeln, denn eines war klar die Scribas wussten wer er war und daher waren alle freundlich und ließen ihm seine Ruhe mit Nichtigkeiten.
    "Nun Onkel sagen wir einmal so, die Scribas wissen wer ich bin und daher werde ich nicht mit Kleinkram beschäftigt. Sie sind freundlich und geben mir Auskunft wenn ich etwas brauche. Ich kann sie schon verstehen sie wollen es halt nicht mit dir verscherzen. Andererseits bietet sich aber diese kleine Freiheit an, dass ich mich genauer mit Problemen beschäftigen kann. Gerade jetzt kommen einige wichtige Aufträge auf mich zu die ich für dich mit 100 prozentiger Erfolgschance absolvieren möchte. Ich arbeite nebenher noch an einem hoffe ich gelungenen Haushalt. Wie können wir Einnahmen bekommen, wie die immer größer werdenden Ausgaben für den Kaiser in den Griff bekommen."
    Der Job als Scriba war zwar ganz nett und Marcellus bekam sehr viel Wissen über Vorgänge mit, doch eigentlich sehnte er sich zu den Adlern zu gehen. Das war nach allem was er in der Kindheit ertragen musste sein vorgeschriebener Weg.
    "Darf ich ehrlich du dir sein ich glaube das ich als Scriba brauchbar bin, aber das Legionärsdasein mir sicherlich besser liegen würde. Aber dessen ungeachtet was mir gefällt oder nicht habe ich die Verpflichtung für dich da zu sein und alles erdenkliche zu tun um deinen Glanz noch höher und weiter strahlen zu lassen. Die Familie geht immer vor."
    Das war der alte petronische Gedanke (Familie, Disziplin, Ehre). Und obwohl Marcellus noch jung an Jahren war so war seine Einstellung petronisch-konservativ.

  • Zufrieden stellte der Alte fest, dass seine Scribae offensichtlich wussten, wo ihr Platz war.


    "Wenn du Fragen hast, kannst du wie gesagt jederzeit bei mir vorbeikommen!"


    wiederholte Crispus noch einmal. Dann hörte er wieder genauer zu - in der Arbeit schien ja alles so zu laufen, wie man sich das wünschte. Auch die weiteren Pläne des jungen Mannes schienen bereits vorgezeichnet. Und für den alten Veteranen, der selbst mit dem Gedanken spielte, zu den Adlern zurückzukehren, klangen sie auch durchaus vernünftig:


    "Jaja, bei den Adlern gibt es wahrscheinlich sowieso bessere Chancen... Wenn du als Scriba arbeiten willst, geht das ja auch in der Legionsverwaltung - ich war selbst jahrelang Optio Tabellarii bei der IX. in Colonia. Dort laufen die Dinge natürlich ein bisschen anders als hier in der Stadt, aber am Ende geht's da auch ums Organisieren und Kontrollieren..."


    Wenn er so an seine Zeit in der Principia zurückdachte, kam ihm natürlich auch gleich noch eine passende Anekdote dazu:


    "Später war ich dann nochmal im Stab als Primus Pilus - aber das war natürlich was anderes. Aber dieses Personalakten führen... da musste man ständig den Centurionen hinterher rennen! Einmal hab' ich einen fast einen Monat verfolgt, bis ich ihn endlich in die Finger gekriegt hab'!"

  • Marcellus musste laut auflachen: "Unglaublich einen ganzen Monat lang, aber der Kerl dürfte von dir die Leviten gelesen bekommen haben." Bei den Adlern schien die Verwaltung auch ein Wort mitsprechen zu müssen. Ja bei den Römern geht ohne Verwaltung gar nichts.
    "Nun wichtig sind jetzt erst einmal alle Punkte abzuarbeiten die auf uns zukommen und dann kann ich immer noch von der Legion träumen. Ich würde ja so gerne die Militärakademie besuchen und mich an den Prüfungen versuchen. Geht den sowas Onkel?"


    Wie Marcellus genau wußte ging ohne diese Lehrgänge überhaupt nichts mit Karriere bei der Legion. Und der junge Petronier wollte hoch hinaus, aber auch nicht wieder so hoch das er stürzen konnte. Optio oder Centurio waren sicherlich ehrenwerte Posten, aber Marcellus fühlte das er sich für noch höhere Aufgaben eignen könnte. Aber das würde die Zeit erweisen.

  • "Naja, die Hierarchie bleibt bei der Legion natürlich auch immer gewahrt - aber das nächste Mal hat er auf seine Materialzuweisung eben auch bisschen länger gewartet!"


    gab Crispus zurück und dachte noch einmal kurz daran zurück - jaja, die Verwaltung hatte ihre Mittel und Wege, indirekt zu strafen!


    "Ich bin sicher, dass das klappt. Aber wenn du einen Kurs an der Militärakademie ablegen willst, kannst du das natürlich auch schon jetzt machen - das geht auch für Zivilisten! Und die Gebühren kann ich dir gern auslegen!"


    Scheinbar wollte sein Neffe so richtig hoch hinaus - ein Examen war ja erst Voraussetzung, wenn man in Stabsränge aufrücken wollte! Und bis dahin würde sicher noch das eine oder andere Jahr ins Land ziehen - dafür brauchte man nicht nur Eignung, sondern vor allem auch das nötige Land, um in den Ritterstand zu kommen. Und wenn etwas knapp war, dann Landbesitz...

  • Marcellus war erstaunt und hoch erfreut. Ohne Lehrgänge ging es bei der Legion nicht voran. Er wollte sich vorbereiten für seinen Wunschtraum als Soldat, alles was es irgendwie zu lernen gab wollte er mitmachen. Denn Wissen ist Macht wie die alten Römer zu sagen pflegten und damit hatten sie auch recht. Der junge Petronier versuchte alles was er irgendwie gebrauchen konnte in sich aufzusaugen wie ein Schwamm. wer weiß wann er das dann mal gebrauchen konnte. So war es klar das Marcellus wie elektrisiert seinen Oheim fragte:
    "Was da gibt es keine Einschränkungen? Dann würde im am liebsten gleich den Primärkurs belegen. Das geht doch hier bei der Legion oder?"

  • "Naja, für Soldaten kostet's nix, für Zivilisten 500 Sesterzen - sonst gibt's keine, soweit ich weiß. Lucius hat ihn auch gemacht damals, weil er ja direkt als Offizier einsteigen will..."


    Der Alte kratzte sich nachdenklich am Kopf.


    "Da fällt mir ein, dass ich verdammt lange nichts mehr von ihm gehört hab' - am Ende bringt er mein ganzes Geld in Rom durch!"


    Erst danach erinnerte er sich wieder an die zweite Frage seines Neffen:


    "Achja, und das geht auch in Mogontiacum, genau."

  • Der junge Petronier war ganz unruhig geworden. In seinem Gehirn rasten die Gedanken hin und her. Man brauchte nur die 500 Sesterzen und schon konnte man sich anmelden. "Äh ... also ... ich ... äh ... würde dann gleich Morgen zur Academia und um den Cursus Primum ersuchen. Wenn du so freunslich wärst mir die finanzielle Unterstützung zu gewähren. Ich werde dich sicherlich nicht enttäuschen. Und meine Arbeit werde ich auch weiterhin zu deiner vollsten Zufriedenheit erledigen. Und ich danke dir von Herzen das du mir hilfst. Und ... und ..." So ging das Geplappere von Marcellus noch eine Weile weiter, wahrscheinlich hatte der Oheim schon längst abgeschaltet und ließ ihn weiterreden. Aber Marcellus war so glücklich, am liebsten hätte er den alten Crispus umarmt und nicht mehr losgelassen. Aber das gehörte sich nicht und folglich zügelte er seine Freude ein wenig. Dem Petronier konnte man die Freude regelrecht ansehen so strahlte sein Gesicht und es war ein erster aber wichiger Schritt in seiner Karriere. Und Marcellus war heiß auf die Karriere, denn wer von unten kommt und nichts hat für den sind solche Möglichkeiten wie er durch seinen Onkel bekam ein Geschenk der Götter. Der junge Mann würde alles dafür tun um seinen Oheim glücklich zu wissen, er wollte eigentlich nur das Crispus stolz auf ihn war. Das Gute das der liebe alte Mann ihm darreichte wollte er immerdar durch Zuneigung und Leistung ihm zurückzahlen. Marcellus wollte seinen Oheim um keinen Preis enttäuschen.


    Wie er die Aufträge und Arbeiten sowie die Prüfung der Academia unter einen Hut bringen konnte war ihm derzeit noch schleicherhaft, aber irgendwie würde es schon hinhauen. Marcellus war bereit um die römische welt zu erobern.


    --- Ach Marcellus du bist noch so jung und hast so wenig von der Welt gesehen, jetzt hälst du dich für einen Titanen und könntest die Welt dein eigen nennen, doch das Leben wird auch für dich einen Plan haben in dem du wie ein kleiner Kieselstein in einem Wasserlauf gestutzt und gerundet wirst. ---

  • Der Alte war ganz verwirrt, als Marcellus plötzlich losplapperte, dass er überhaupt keine Möglichkeit mehr fand, einzuhaken - er konnte nicht einmal sagen, dass er dem Jungen die 500 Sesterzen gleich geben konnte, so viel hatte er auf einmal zu sagen. Allerdings war nicht alles sehr gehaltvoll, denn ein Fan überschwänglicher Dankesreden war Crispus auch nicht unbedingt. So schaltete er tatsächlich nach einer Weile ab und betrachtete seinen Neffen nur, wie seine Augen leuchteten, während er seine Träume ausbreitete und seine Gefolgschaft beschwor. Schließlich wurde es ihm aber doch zu dumm und er legte seine Hand auf die Schulter des jungen Mannes.


    "Mach' dir keine Sorgen, Marcellus! Ich weiß, dass du gute Arbeit machst und machen wirst und ein guter Junge bist! Ich kann dir das Geld gleich geben oder Privatus sagen, dass er es dir morgen geben soll."


    Natürlich hatte der Alte eine Truhe mit allen wichtigen Dokumenten und seinem Ersparten im Tablinium stehen. Den Schlüssel dazu hatte aber nicht nur er, sondern eben auch sein Buchhalter - und das war der Punkt:


    " Da fällt mir ein: Interessierst du dich auch für Ökonomie? Ich überlasse das nämlich normalerweise meinem Privatus, aber vielleicht wäre es doch geschickt, wenn sich jemand mal die Zeit nimmt, und ihm über die Schulter guckt..."


    Lucius hätte das damals sicherlich interessiert - der war ja auch so ein Zahlenfuchser! Aber irgendwie hatte Crispus seinem Sohn das nicht recht zugetraut - der Junge war immer so eigensinnig...

  • Marcellus war aus seiner Traumwelt wieder aufgewacht. So bekam er noch mit wie ihn der Oheim lobte und ihm das Geld ganz locker leihen konnte. Marcellus wusste nicht mehr ein noch aus. Was hatte er nur für einen wundervollen Onkel. wenn Crispus nur der Vater hätte sein können, den Marcellus immer erträumt hatte.
    Doch da war doch noch etwas gewesen, wie war das nochmal mit der Ökologie gewesen??????
    "Also mit der Ökologie kenne ich mich gar nicht aus. Aber wenn du willst sehe ich was ich daraus machen kann. " Jetzt war Marcellus wirklich verwirrt. Was sollte denn Ökologie sein? Hoffentlich war das nichts Anstößiges. Marcellus sah seinen Oheim jetzt total verwirrt an. Man merkte das er die Rede des Oheims nicht richtig aufgenommen hatte.

  • Scheinbar hatte Marcellus auch abgeschaltet - das Wort, das er benutzte, hatte der Alte nämlich nicht gesagt. Oder versuchte er ihn zu korrigieren? Immerhin kam es - soweit Crispus das wusste - aus dem Griechischen und das sprach sein Neffe im Gegensatz zu ihm selbst... Aber egal, wenn er keine Ahnung davon hatte, dann machte es wahrscheinlich auch keinen Sinn.


    "Naja, es geht um meine Betriebe - die verwaltet Privatus normalerweise, aber wie gesagt... Aber wenn du davon so viel Ahnung hast wie ich, dann macht's wohl keinen Sinn..."

  • "Nun ich muss leider eingestehen dass ich vom Betreiben eines Betriebes keine große Ahnung habe, das einzige was ich weiß wie man auf so einem Betrieb arbeitet. Aber ich denke du brauchst da wirklich jemand der von der Öko dingsdabums was versteht. Ich kann dir anbieten dass ich mich versuche in die Geschichte reinzulesen und dann irgendwie durchblicke um das im praktischen dann zu verstehen."


    Marcellus tat es so dermaßen leid das er von dem Ökonomie keine Ahnung hatte, er wollte doch für den Oheim alles so gut wie möglich machen. Ihn ärgerte es zugeben zu müssen dass er von etwas keine Ahnung hatte.

  • "Nene, ist nicht unbedingt nötig - bisher scheint Privatus das ja ganz ordentlich gemacht zu haben und es kommt am Ende Geld raus... wird also schon stimmen, nehm' ich an..."


    Abgesehen davon wusste er auch gar nicht, wo man Wissen über so etwas erlernen konnte... - vielleicht konnte Marsus mehr dazu sagen...


    "Und hast du schon ein paar Mogontiner in deinem Alter kennen gelernt?"


    fragte er dann - er wollte ja auch erfahren, ob sein Neffe sich gut eingelebt hatte...

  • Marcellus musste lächeln als er die Frage des Oheims mitbekam. Wie sollte er denn hier irgend jemanden kennen lernen wenn er die ganze Zeit zur Verfügung des Oheims stand. Aber das war so in Ordnung und Marcellus brauchte niemanden der hirnlose Dinge machte. So antwortete er unverbindlich:
    "Es gibt da den einen oder anderen mit dem ich schon gesprochen habe. Nette Leute."

  • Naja, das klang nicht gerade, als hätte Marcellus schon viele Freunde. Aber vielleicht war er ja auch nicht so der Typ, der gleich einen großen Freundeskreis um sich scharte. Oder spannte Crispus ihn zu viel ein?


    "Wirklich schade, dass Lucius jetzt gerade weg ist... - er is' ungefähr in deinem Alter. Aber jetzt isser in Rom und wird Eques - hoffentlich."


    kam er schließlich auf seinen Filius zu sprechen, der trotz aller Unzulänglichkeiten sein ganzer Stolz war.

  • "Nein es ist schon gut mache dir mal keine Sorgen es passt schon alles."
    Dies stimmte auch so, denn Marcellus freute sich einfach seinem Oheim zu helfen und für ihn da zu sein. Außerdem musste der Oheim auch nicht alles wissen, wie diese angehende Liebesgeschichte mit Susina Aplina. Das war sein Geheimnis das er schützen wollte. Hatte die Geschichte mit Naha schon keinen Erfolg gebracht, so fühlte Marcellus so eine innere Sehnsucht zu diesem herrlichen Geschöpf. Für ihn waren Konventionen und familiäre Heiratsvorgaben nicht wichtig.

  • Nachdenklich nickte der Alte - sein Junge hatte sich wirklich ewig nicht mehr gemeldet und er machte sich fast ein bisschen Sorgen, dass Lucius in irgendeiner Gosse in Rom lag, weil er ein paar Banditen begegnet war. Sicher hatte Crispus ihm beigebracht, was er wusste - aber gegen Überzahl war selbst der erfahrenste Legionär oft machtlos...


    So sah er nachdenklich in den Himmel, als würde er von dort ein Zeichen erwarten...

  • Der Oheim hing sehr an seinem Sohn, dass sah Marcellus ihm deutlich an. Gerne würde er ihm helfen, aber wie das anstellen. Für Söhne von großen Männern schien es nicht leicht zu sein ihren Frieden mit den Vätern zu schließne. Wie es bei Crispus und seinem Sohn aussah wußte Marcellus allerdings nicht.
    "Onkel Lucius wird sich bestimmt bald melden." versuchte Marcellus zu trösten. aber wer wußte schon in den heutigen Zeiten wohin es einen verschlug.

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