[Ientaculum] Familienfrühstück

  • Früher Morgen. Gerade aufgestanden. Immer noch müde. Agrippa saß beim Früstück, in eine einfache Tunika gekleidet, und tunkte etwas von dem Brot auf dem Tisch in eine Honigschale. Dann führte er das Brot zum Mund und - hoppla! Fast geschmiert, aufpassen! Das Brot schaffte es so gerade noch sicher an´s Ziel, und der junge Matinier genoss den süßen Geschmack.


    In Gedanken verloren saß er da und versuchte, den Tag ein wenig zu planen. Er wusste, er musste ´ran an die Arbeit, Kontakte knüpfen. Wenn er nicht ewig Aedituus bleiben wollte. Sein Vater in Tarraco wartete sicher schon ungeduldig auf erfreuliche Neuigkeiten. Und erst sien Großvater! Als Consular hatte er hohe Erwartungen gegenüber seinem Enkel. Götter, sind das unangenehme Gedanken! Andererseits gefiel ihm die Tätigkeit im Tempel - eine entspannte Tätigkeit mit bedeutungsvollem Flair in mystischer Atmosphäre. Er lachte über diesen Blödsinn, den er sich da zurechtgedacht hatte, und griff zum nächsten Brot..

  • ~"Ac floret vitis, quae palmites fert,"~ trällerte es silberhell durch die Gänge des Hauses. Marcella war am heutigen Tag ganz besonders gut gelaunt, sie sang (fast) wie eine Lerche vor sich hin, während sie barfüssig durchs Haus schlenderte. Die Hypocaustheizung hatte den Boden wohlig warm aufgeheizt.
    Waffwaff! kläffte ihr Hündchen dazu. Waffwaff!!
    ~"E quibus vinum fit dulcissimum.
    Idcirco repeto: pulchra iuventus est..."~
    *


    Als erstes erschien der Pudel, dann trat Marcella ins Triclinum hinein. Sie war noch nicht zurechtgemacht – denn das dauerte immer eine halbe Ewigkeit, so lange mochte sie nicht aufs Frühstück warten - trug noch ihr violettes Schlafkleidchen, hatte ein weiches, über und über mit bunten Blumen und Vögeln besticktes, Tuch um die Schultern geschlungen. Ihr folgten ihre Lieblingssklavinnen, dann das Kindermädchen und die Amme mit den beiden Kleinen.
    "Guten Morgen Aulus!" flötete Marcella, beugte sich zu ihm und gab ihrem lieben Cousin einen herzlichen Kuss auf die Wange. "Hast du gut geschlafen? Ich hatte die verrücktesten Träume, aber ich hatte auch den verrücktesten Abend gestern, stell dir vor, meine Freundin Sepullia hatte zu ihrer Cena einen Sterndeuter für uns eingeladen! Einen echten Chaldäer."
    Sie setzte sich, der weiße Pudel drehte eine Inspektionsrunde durch den Raum, das Kindermädchen begann der kleinen Serena ein Honigbrot zu streichen. Marcella ließ sich ihr Söhnchen reichen, schaukelte den kleinen Carus auf den Knien, machte Faxen bis er glucksend lachte. "Na wer ist denn daaa???" sprach sie mit süßer Stimme verzückt mit dem Kleinen, ihm den (vereinfacht gesagt) Onkel zeigend."Na guck mal! Da ist ja der Onkel! Da ist ja der Onkel Aulus!"




    *Es blüht ein Weinstock und der trägt Reben,
    Aus diesen Rebelein fließt süßer Wein.
    Drum sag' ich's noch einmal:
    Schön sind die Jugendjahr'...

  • Auf einmal war die Stille unterbochen und Agrippas Cousine kam fröhlichen Gemüts hereinspaziert. Sie hatte - wie er schon früher bemerkt hatte - die angenehme Fähigkeit, ihre gute Laune in den Raum zu strahlen und die anderen damit anzustecken. So konnte er nicht anders als zu lächeln. "Guten Morgen! Du siehst ja auf einmal ganz anders aus! Ist die Trauerzeit schon vorbei?" Das wurde aber langsam auch Zeit. Diesem Besoffenem hinterherzutrauern ist es ja gar nicht wert! Nicht, dass er etwas gegen Marcellas verstorbenen Ehemann gehabt hatte. Ganz im Gegenteil, so hatten sie doch öfters zusammen die Weinbecher gehoben. Aber aus Sicht seiner Cousine war das sicherlich nicht schön gewesen, dass ihr Mann der Betrunkenheit wegen starb.


    Aha, einen Sterndeuter hatten sie eingeladen. Frauen stehen ja auf sowas, dachte er sich. "Na, was hat er denn gesagt? Hat er etwa noch mehr Pudel angekündigt?", zog er sie grinsend ein bisschen auf. "Ich war gestern in den Thermen, wie du mir empfohlen hattest. Ich habe da zwei komische Leute kennengelernt..." Als sich Marcella das Kind auf den Schoß setzte und ihm Onkel Aulus zu zeigen begann, wusste der arme Agrippa nicht was er sagen sollte. Also lächelte er einfach nur freundlich und griff nach dem Krug Milch.

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