Grab des C. Iulius Constantius nicht weit von der Porta Esquilina

  • Nach dem Lucius schon am Vormittag gesagt hatte das sie alles für eine Opfer vorbereiten sollten. Hatte gegen frühen Vormittag ein kleiner Zug aus Menschen die Villa der Iulia verlassen und war in Richtung der nicht weit gelegenen Porta Esquilina gezogen. Lucius würde heute mal nicht der Opferherr sein was für ihn schon merkwürdig anmutete da das sonst sein Part in der Familie war. Aber es gab eben Tage da konnte er sich zurück nehmen. Trotzdem Trug der natürlich für so einen Anlass die Abzeichen seines Standes. Die toga praetexta und die spezielle rote Schuhe mit einer Sichel als Schmuck und den Senatorenring den er so oder so nicht ablegte. Auch wenn er nur zur Hand gehen würde war es obligatorisch.


    Endlich Waren sie an dem Grab angekommen welches sie gesucht hatten. Lucius wies mit der Rechten auf den Stein.


    „Wir sind da. Du kannst nun Abschied nehmen.“


    Sagte er knapp und Winkte den Sklaven sie sollen alles vorbereiten.



    C. Iulius Constantius
    aus Roma Sohn des Marcus aus dem tribus Esquilina,
    Miles Cohortes Urbanae, Tesserarius - Cohortes Urbanae
    XXXVII Jahre hat XVIII Jahre gedient
    liegt hier begraben.
    Seine Schwester Iulia Helena hat dieses Grabmal errichten lassen.

  • Nun war es also soweit: Dives stand vor dem Grab seines Vaters Constantius.
    Er blickte auf den Grabstein und es lief ihm ein eiskalter Schauer über den Rücken. Immer schon wollte er seinen Vater einmal kennenlernen, wissen, wie er war, ihn reden hören, ihm ein guter Sohn sein! Nun stand er vor seinem Andenken und musste erkennen, dass keiner dieser Wünsche mehr Realität werden würde.
    Das Einzige, was ihm also blieb, wäre für das Wohl seines Vaters ein Opfer darzubringen - und genau das hatte er vor. Sein Cousin Centho hatte ihm bei den Vorbereitungen etwas unter die Arme gegriffen, was angesichts so zahlreicher Verluste in derart kurzer Zeit, von Seiten Dives' auch dringend nötig gewesen war.


    Nachdem er innerlich bereit war, was aufgrund des aufflammenden Schmerzes doch einige Zeit in Anspruch nahm, und ein paar kleine Tränen unterdrückt hatte, gab Dives ein Handzeichen zu einem der Sklaven. Dieser trat nun mit einer kleinen Schale geweihtem Wasser vor, in welcher Dives seine Hände wusch. Während er dann sein Haupt mit einem Teil seiner toga bedeckte - er hatte sich zu diesem Anlass besonders festlich gekleidet -, ordnete sich der Sklave wieder unter die anderen seiner Art.
    Und dann passierte es: Plötzlich schien die Welt still zu stehen! Vom azurblauen Himmel strahlte die Mittagssonne und nicht eine Wolke versperrte dem Licht den Weg zur Erde. Es war vollkommen ruhig: Kein Menschenlärm, keine Tierlaute und selbst der Wind hatte sich gelegt.
    Diese Ruhe war ein gutes Omen, das wusste Dives und dessen war er sich sicher. So gab er ein weiteres Handzeichen zu seinen Begleitern in dieser schweren hora und ein weiterer Sklave trat mit dem Weihrauch in einer acerra hervor. Dabei blieb die magisch wirkende Sphäre erhalten: Der Sklave verursachte nicht ein Geräusch, sodass man beinahe annehmen konnte, dass er über der Erde schweben würde! Dass selbst die Sklaven wie gebannt waren von dieser mystisch angehauchten Atmosphäre, die umso mystischer wurde, als Dives den Weihrauch in eine Feuerschale streute und sich so, nach und nach ein benebelnder Dampf ausbreitete, das hätte er sich nicht besser vorstellen können. Währenddessen rief Dives mit zum Himmel zeigenden Handflächen den Gott Ianus an, wie es zu Beginn eines Opfers Ritus war, um die Verbindung von sich zu den Göttern herzustellen.


    "Ianus, Gott des Wandels, der du gleichsam am Anfang und Ende aller Dinge stehst!
    Gott der Götter, der du wachst über die himmlischen Tore! Gott des Übergangs!
    Ich, Marcus Iulius Dives, Sohn des Caius Iulius Constantius, möchte dir diesen Weihrauch zum Geschenk machen!
    Bitte nimm dies Opfer an und lass mich damit ein gutes Gebet sprechen!"


    Abschließend wandte er sich nach rechts, womit dieses Gebet beendet war.
    Nun, da sich der benebelnde Dampf so wunderbar verteilt hatte, war Dives davon überzeugt, dass Ianus das Weihrauch-Opfer angenommen hatte und eine Verbindung zu Pluto herstellen würde. Somit konnte jetzt das eigentliche Voropfer folgen. Dives lies sich die sorgfältig präparierten Opfergaben reichen, was abermals geräuschlos von Statten ging. Diese Ruhe war wahrlich atemberaubend. Dann nahm Dives die Gaben und streckte sie einzeln dem Himmel entgegen, sodass die Götter auch genau sehen konnten, was geopfert werden sollte.
    Dann legte er die Gaben auf dem Grab seines Vaters ab: Blumen, Kräuter, Obst und eine Kanne Wein.


    Nun folgte das erste Gebet an Pluto, zu welchem er zunächst mit einer unauffälligen Handbewegung prüfte, ob sein Haupt noch gut bedeckt war - das war zum Glück der Fall. Zeitgleich zog sich der Sklave genauso lautlos, wie er hervorgetreten war, auch wieder unter die Seinen zurück. Dann streckte Dives beide Hände mit nach oben zeigenden Handflächen zum immernoch völlig klaren, azurblauen Himmel empor und sprach:


    "Mächtiger Polyonomos*, Herrscher der Unterwelt, Bruder des großen Iuppiter Optimus Maximus!
    Herr der Flüche, der du über die Toten wachst und richtest und so auch meinen Vater bei dir hast!
    Ich, Marcus Iulius Dives, Sohn des Caius Iulius Constantius, möchte dir mit diesen Opfergaben meine tiefe Ergebenheit zeigen!
    Dank möchte ich dir auch dafür aussprechen, dass du meinen Vater sicher ins Elysion geleitet und den Tartarus erspart hast!"


    Um dieses Dankesgebet an Pluto zu beenden, wandte er sich nun traditionsgemäß zur rechten Seite um und noch immer war der Ort erfüllt von anmutiger Ruhe und ehrfürchtiger Stille, was durch nichts und niemand gestört wurde.
    So ging Dives mit einem zufriedenen Gesicht nach diesem Voropfer einige Schritte auf den cultrarius zu, der auf das Opfer-Lamm Acht gegeben hatte, während der bisherigen Zeremonie. - Vielleicht mag auch das der Grund dafür gewesen sein, dass jenes schwarze Tier nicht einen Mucks von sich gegeben hatte.
    Wie dem auch sei, folgte das goldgehörnte Tier Dives wie in Trance, blieb stehen, als er es tat und schien wie paralysiert, als dieser ihm nach Sitte und Brauch mit einem Messer, welches ihm der cultrarius übergeben hatte, von Kopf bis Schwanz strich. Ganz reglos und still stand das Tier nun vor ihm und schaffte es nicht einmal zu zittern, obwohl ihm wohl sicherlich dazu zu Mute gewesen sein musste.
    Dives unterdessen trat einen Schritt zurück und erhob seine Hände erneut mit den Handflächen gen wolkenlosen Himmel zum Gebet:


    "Mächtiger Polyonomos*, Herrscher der Unterwelt, Bruder des großen Iuppiter Optimus Maximus!
    Herr der Flüche, der du über die Toten wachst und richtest und so auch meinen Vater bei dir hast!
    Ich, Marcus Iulius Dives, Sohn des Caius Iulius Constantius, danke dir nochmals für deine große Milde und Güte!
    Daher möchte ich dir nun dieses mit Argusaugen ausgesuchte kohlenschwarze Lamm zum Geschenk machen!
    Und damit möchte ich dich auch bitten, weiterhin für das Wohl meines Vaters in deinem großen Reich zu Sorge zu tragen!
    Dann will ich auch geloben in Zukunft noch mehr Zeit in Opfer und religiöse Akte zu investieren!"


    Mit einer Wendung nach rechts symbolisierte Dives, dass er sein Gebet gesprochen hatte und sogleich trat der cultrarius vor, dem Dives mit einem Nicken nun wieder das Messer übergab. Damit symbolisierte er, dass er auf eine erneute Beschauung des Opfer-Tieres verzichtete, da es nicht nur beim Kauf, sondern sogar bereits ein zweites Mal bei dessen ritueller Reinigung vor Beginn der Opferzeremonie genaustens beschaut wurde.
    So wollte Dives nicht nur die scheinbare Paralyse des Lamms weiter für sich nutzen, sodass dieses weiterhin still sein würde und so für ein gutes Omen sorgte, sondern er wollte auch dafür sorgen, dass das Tier nicht noch länger litt und sich ängstigte.
    Auf die folgende Frage des cultrarius,
    "Agone?",
    antwortete Dives pflichtbewusst:
    "Age!"
    und der Schlächter vollbrachte sein Werk.


    Das arme Tier blieb auch im letzten Augenblick seines Lebens völlig stumm und regungslos...
    Und dann floss das Blut in Strömen und es entstand, trotz Auffangens einigen Blutes in einer untergehaltenen Schale, eine große Blutlache um das leblosen Tier, was wiederum ein gutes Omen für die Erfüllung der Bitte an Pluto war!


    Nachdem das Lamm ausgeblutet war, wurde es auf den Rücken gedreht, der Bauchraum des Tieres geöffnet, die Eingeweide wurden entnommen und in eine patera gelegt. Während das restliche Lamm zerlegt wurde, ging Dives mit der patera zum nahegelegenen Altar und unter den wachsamen Augen seines Cousins und Auguren Centho begann die Eingeweideschau...


    Sim-Off:

    * Polyonomos (lat. "vielerlei Name") ist eine mögliche Anrede für Pluto.


    //Edit: Rechtschreibung

    ir-senator.png Iulia2.png

    CIVIS
    DECURIO - OSTIA
    INSTITOR - MARCUS IULIUS LICINUS
    IUS LIBERORUM
    VICARIUS DOMINI FACTIONIS - FACTIO VENETA

    Klient - Marcus Vinicius Hungaricus

    Einmal editiert, zuletzt von Marcus Iulius Dives ()

  • Nun doch etwas aufgeregt geworden, betrachtete Dives die Eingeweide des Lamms, welches zeitgleich zerlegt wurde: Bisher war das Opfer vollends nach seinen Vorstellungen verlaufen, doch hatte es auch in Plutos Augen gereicht?
    Zunächst untersuchte er das Herz, als wichtigstes Organ: Hier schien alles in Ordnung zu sein! Keine Fehler, Flecken oder sonstige Verunreinigungen waren auszumachen. - Eine erste Erleichterung! Es folgten die Leber, die Gallenblase, die Lunge, ... Und so konnte bis zuletzt nur die Reinheit des Tieres festgestellt werden...
    Folglich hatte Pluto sein Opfer angenommen und er konnte stolz und zufrieden "LITATIO!" ausrufen.


    Auf dem Altar wurden anschließend die wichtigsten Organ, wie Herz, Leber und Lunge des Tieres verbrant, um sie so zu Pluto zu überführen. Der größte Teil des genießbaren Fleisches jedoch wurde verpackt und auf direktem Weg zum Tempel des Dis Pater gebracht, wo es in der Tempelküche zubereitet werden würde und anschließend an die Bevölkerung verteilt oder verkauft werden würde. Zwar glaubten einige Bürger, dass es Unglück brächte, ein Pluto geweihtes Tier zu verspeisen, doch gab es immer auch welche, die einem Stück Lamm nicht abgeneigt waren oder gar nicht erst fragten, woher das Fleisch stammte und ignorierten, dass der Tempel des Dis Pater ganz in der Nähe war. Und fanden sich keine Römer, so waren dennoch Peregrini oder zu guter Letzt die Sklaven des Tempels mit der Verspeisung einverstanden...


    So verließ der kleine Trauerzug den Opferort und Dives beschloss, nun auch seinen Teil des göttlichen Gelübdes einzulösen, während der göttliche Wind wieder zu wehen begann...

    ir-senator.png Iulia2.png

    CIVIS
    DECURIO - OSTIA
    INSTITOR - MARCUS IULIUS LICINUS
    IUS LIBERORUM
    VICARIUS DOMINI FACTIONIS - FACTIO VENETA

    Klient - Marcus Vinicius Hungaricus

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