Persönliche Befragung zur Beleuchtung der Amtszeit des Flavius Furianus als Proconsul von Hispanien

  • "Senatores es mag eine sehr lange Zeit vergangen sein und es mochte dem Einen oder Anderen recht gelegen gekommen sein, das Gras über eine ehemalige Senatsverhandlung gewachsen ist. Doch wiederum Andere, und ich zähle mich ganz klar dazu, wollen im Sinne des Imperiums Recht und Ordnung vertreten wissen.


    Nun es geht mir um die Amtszeit des Flavius Furianus als Proconsul in Hispanien. Geschichten, Mythen, vielleicht auch Halb- und Wahrheiten ranken sich darum. Der Senator bewog nach seiner Arbeit in der Provinz nicht nach Rom zurückzukehren. Wollte er auf seine Auszeichnungen verzichten oder fühlte er sich bestätigt genug, nachdem er sich selbst reichlich verehrt hatte?


    Wir wissen es nicht, aber wir würden es gern erfahren. Ebenso die Gerüchte, die sich um die Amtsschemel ranken. Darum, das nur Männer die unter die Klientschaft des Flavius gezogen sind auf Mitgliedschaften in den höchsten Gremien der Provinz hoffen durften, was sich im Abstimmungsverhalten ganz passabel macht. Die Anekdote zum Aussetzen der Curia Hispaniae während der Amtszeit und vorerst letztlich dem von uns bereits in Abwesendheit des Senators heiß diskutierten Thema um die finanzielle Verwaltung der Provinz und die damit verbundenen Verbindlichkeiten an Rom, die die Hauptstadt nie erreicht haben. In diesem Leitmotiv findet sich auch die Frage nach eventueller Verschwendung von Staatsgeldern wieder."


    Das Gesicht konnte nicht neutraler sein. Lange Übung machte eben doch den Meister in einer völlig gleichgültigen Maske zu verharren.

  • Das musste ja nun kommen, dachte sich der Flavier schon im Entzücken ob seines visionären Blickes den germanischen Barbar betreffend. So stand er ebenso stoisch auf. Nun war er nicht in Hispania, nun würde er seinen Namen verteidigen können und den Gerüchten einer faulen Zunge den Gar ausmachen.


    "Nun denn, wie wir alle wissen, nagen Hunde auch nach Wochen an fleischlosen Knochen.", kommentierte er diese Rede des Germanicus und fuhr anschließend fort.
    "Ich mag lange nicht in Rom geweilt haben, führwahr, aber ich kann mich nicht entsinnen, dass in meiner Abwesenheit die Sitten und Bräuche, die ungeschriebenen Regeln des Senats, in irgend einer Weise abgeändert wurden.
    Daher würde ich gerne Senator Germanicus Avarus darum bitten eben diesen Regeln zu folgen und sein Anliegen von den Konsuln auf die Tagesordnung setzen zu lassen und nicht einfach nach Belieben etwas in den Raum zu werfen."
    , ja, fürwahr ein gutes Stichwort, denn der Germanicus warf doch schon Einiges in den Raum.


    "Aber ich werde mich dazu äußern, da mir bisher nicht die Möglichkeit gegeben wurde und nicht weil Senator Germanicus meint mich hier in´s Kreuzverhör nehmen zu müssen.


    Zuerst einmal muss ich Senator Germanicus recht geben. Es ist so, wie er sagt. Dies, was auch seinem Munde entspricht, sind nichts weiter als Geschichten, Mythen und Halbwahrheiten. Nennen kann man es, wie man will.", mit diesen Worten blickte er durch die Reihen der Senatoren. Nicht alle, nicht viele, aber doch einige von Ihnen waren sicherlich, wie der Germanicus, die Erschaffer dieser Rufschädigung gewesen. Damals war er erbost, gefesselt an sein Amt in Hispania, vielleicht auch desillusioniert von der Idee eines rechtschaffenen Senates. Heute stand er hier in stoischer Ruhe und konnte endlich alles aus dem Wege schaffen.
    "Zuerst einmal möchte ich sagen, dass nach der versuchten Rufschädigung durch Senator Germanicus Avarus, ich keine großen Chancen auf eine Auszeichnung des Senates nach meinen beiden Amtszeiten hatte - zumal ich mein Amt aufgrund des mangelnden Vertrauens in meine Person nieder gelegt hatte. Zudem war ich schwer erkrankt und nicht nur mein engstes Umfeld weiß davon, sondern wohl auch ganz Tarraco wusste es, später ganz Athen und Alexandria.
    Ich zählte meine irdischen Tage schon und ich habe es wohl nicht nur alleine den Göttern, sondern auch der kompetenten Heiler in Aegyptus, zu verdanken, dass ich hier unter euch stehe. Die Erlaubnis, in Aegyptus zu weilen, hat mir der Augustus selbst erteilt."
    , denn seine grauen Haare waren der beste Beweis für all´die Stapazen in seinem Inneren, die er hatte durchleiden müssen. Er war wahrlich ein Anderer geworden.
    "Das ist wohl unter dem Begriff des Halbwissens zu unterteilen, Senator Germanicus. So wie auch die von dir gerade geäußerte Tatsache ich hätte die Curie Hispaniens ausgesetzt. Völliger Blödsinn. Das Einzige, was ich diesbezüglich tat, war die Ernennung der Mitglieder durch meine Person, da weder das Volk Hispaniens noch die Bürger Tarracos ein Mindestmaß an Interesse am Wahlausgang zeigten und ich es für richtig befand am Ende eine vom Proconsul ernannte Curie zur Seite zu haben, anstatt gar keine, da niemand zur Wahl ging.", womit er auch im völligen Gesetzesrahmen gehandelt hatte, da das Recht des Statthalters zur Ernennung sogar in der Lex Provincialis manifestiert war. Die Tatsache, dass niemand davor Gebrauch von diesem Recht machte, war noch lange kein Grund für eine Anklage.
    Man fuhr mit dem Wagen auch nach links, obwohl man tausende von Meilen immer rechts abgebogen war - die Gewohnheit zu verlassen war niemals ein Rechtsbruch.
    "Unter Mythen und Geschichten kann ich deinen polemischen Ausspruch die Auszeichnungen betreffend unterordnen. Da ich die Curie niemals ausgesetzt habe und nur diese das Recht hatte mir irgend welche Auszeichnungen zu verleihen, kann ich mir nichts selbst verliehen haben.
    Gerüchte sind es auch, ich hätte Klienten in die höchsten Gremien der Provinz gehoben - Gerüchte, wenn du nur dies als alleiniges Merkmal ansiehst. Ich habe fähige Männer gehabt, die nach ihren Kompetenzen hin hohe Ämter bekleideten und nicht, weil sie meine Klienten waren. Wenn du das sagst, wirst du auch dem Divus Iulianus das Gleiche vorwerfen können, uns allen, die wir hier sitzen, ein Amt bekleiden und Klienten haben. Es ist nur natürlich gewesen, dass eine endlose Zahl an Klienten in Tarraco an mich heran getreten ist, denn jeder erhofft sich durch solch ein Patronat eine Förderung - so wie die Klienten des Divus Iulianus einst, so wie die des Senators Aelius Quarto, die deinigen, unsere Klienten.
    Diese Männer wurden das, was sie wurden, nur aufgrund ihrer Kompetenzen und wenn du so argumentierst, Senator Avarus, wie zuvor, müsste jeder Mann, dessen Patron in übergeordneter Stellung ist, niemals auf eine Befröderung hoffen, da sein Patron sich fürchtet solche Vorwürfe, wie du sie gerade stellst, zu erhalten."
    , außerdem hievte jeder seine Verwandten, Klienten, Freunde oder sonstige nahen Menschen stets nach oben. Es lag in der Natur des Menschen den Nahen mehr zu helfen als den Fernen.
    "Die Verbindlichkeiten Rom gegenüber sind auch brodelnde Gerüchte deiner Zunge.
    Ich warte eigentlich noch sehnsüchtig auf deinen Vorwurf ich häte eine private Armee aus Milizen irgendwo in Hispania stehen, die auf Abruf gen Rom marschiert."
    , er konnte sich nun ein Kopfschütteln nicht verbieten.
    "Völliger Blödsinn und Polemik von dir und anderen, nur um meiner Person zu schaden."



    edit: Rechtschreibteufel eingeschlichen...

  • Es war bezeichnend für die Person des Flavius trotzig zu reagieren und mochte es noch so der falsche Pfad sein auf dessen jener selbst wandelte. Germanicus Avarus ignorierte die schlaubübige Bemerkung über einen Weg, den ein Antrag auf Rede im Senat nehmen konnte und blieb auf seinen eigenen genommenen, der ebenso legitim war, um den Worten des Flaviers Antworten oder zumindest Grundlagen zu schenken.


    "Nach deinen Worten muß der gesamte Senat nach meiner Pfeife tanzen. Nun ich kann dir versichern, das jeder Senator hier befähigt ist sich eine eigene Meinung darüber zu bilden, was wahr und was falsch ist. Und sie können es auch nach den Berichten die Rom damals erreicht haben gut selbst entscheiden. Es ist also eher ein kläglicher Angriff auf eine einzelne Stimme im Senat, denn ein Votum, das uns erklärt warum ein ehemaliger Proconsul sich auf seine Datsche zurückzieht, denn dem Gremium in Rom seine Aufwartung zu machen und zu berichten, was wahr und was falsch ist."


    Das endlose Geningel über eine längst kurierte Krankheit ignorierte Avarus gänzlich. Es intressierte ihn einfach nicht. Denn der Flavius weilte bereits seit einigen Sitzungen wieder in Rom und war seiner Berichtspflicht nicht nachgekommen.


    "... So wie auch die von dir gerade geäußerte Tatsache ich hätte die Curie Hispaniens ausgesetzt..." er plapperte es nur nach und mußte unweigerlich grinsen. "Ja was denn nun Geschichte oder Tatsache?" Doch waren es auch die folgenden Worte, die die 'Tatsache' eher als den 'Blödsinn' bestätigten.
    "Du hast die Curie also selbst ernannt, hast dem Volk damit die Stimme genommen, weil eine niedrige Wahlbeteiligung dem zu Grunde lag oder war es nicht auch ein Willen deinerseits der dem Vorgang voraus ging? Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, das die Bevölkerung auf ihr kleines Maß an Mitbestimmung freiwillig verzichtet. Aber gut, das wird sich nicht nachvollziehen lassen oder Flavius?"


    Natürlich nicht oder zumindest die Wahrheit nicht.


    "Du wählst also die Mitglieder der Curie selbst aus und ernennst sie in das politische Gremium. Da bin ich der Einzigste, der das unter totaler Einflussnahme auf eine Versammlung sieht?"


    Gekünselt überrascht blickte er sich um und fuhr in 'Ich' Person über den Flavius fort:


    "Ich habe also meine Vertrauten, meine Kleinten mit reichlich Gefallen ausgestattet ...und mit Ämtern natürlich. Ist es da nicht nur gerecht ebenso Gefallen einfordern zu können, wie eine Statue vielleicht oder eine Büste, etwas für die Ewigkeit? Oder sollte ich die Frage in den Raum stellen, die viele Senatoren sicherlich beschäftigt: Für welche Glanzleistung in der Provinz sah sich denn die Curie dazu bewogen jenen Proconsul, der von Rom durch Misstrauen eher abberufen, denn ehrenvoll ersetzt wurde höher und umfangreicher auszuzeichnen, denn jeden anderen Proconsul vor wie nach ihm?"


    Intressiert hatte Avarus sich die Arme verschränkt und hielt sich das Kinn mit der Hand, aber er war noch nicht ganz fertig mit seiner Antwort auf den eher belligen Beitrag des Flavius Furianus. Ganz so wie das Sprichwort schon sagt: 'Getroffene Hunde bellen...'


    "Durchaus ich stimme dir zu, die letzten deiner Worte sind völliger Blödsinn. Die Fragen sind nur wozu hebt ein Proconsul militärische Einheiten mit Geldern des Senats von Rom aus ...denn auch die Einnahmen Hispaniens gehören in erster Linie Rom und nicht einer einzelnen Person in der Provinz... und wann hat er für diese beträchtlichen Summen das Einverständnis des Senats eingeholt?"

  • Natürlich war auch Tiberius Durus bei diesen Verhandlungen anwesend. Da Avarus diesen Beitrag begann, war er natürlich von vornherein eher abwehrend eingestellt und hörte dann auch mit immer größerem Staunen, wie Furianus sich wehrte und Avarus reagierte. Vielleicht war es etwas anderes, wenn man selbst angegriffen wurde, doch scheinbar war dem Flavier die offensichtlichste Abwehr aus den Augen gekommen. So beschloss der Pontifex, seinem alten politischen Freund in die Bresche zu springen. In ruhigem, etwas verwundertem Ton trug er seine Argumente vor:


    "Senatoren! Beruhigt euch doch! Soweit ich mich erinnern kann, existiert kein Gesetz, das es einem gewesenen Proconsul vorschreibt, sich vor dem Senat zu rechtfertigen, wenn der Senat ihn nicht ausdrücklich darum bittet. Beispielsweise war auch der ehrenwerte Consular Vinicius Hungaricus hier in Rom, ohne Bericht zu erstatten. Demnach ist dies also auch Flavius Furianus nicht zum Vorwurf zu machen.


    Ebenso ist es kein Verbrechen, die Mitglieder der Curia selbst zu ernennen, denn auch das sieht die Lex Provincialis vor. Auch ist es nicht verboten, Klienten mit Posten in der Provinzverwaltung zu betrauen - vielmehr entspricht es sogar der Mos Maiorum, dass ein Proconsul sich seinen eigenen Stab zusammenstellt. Dementsprechend kann ein Proconsul also beliebig jeden einsetzen und entlassen, wie es der Rahmen des Gesetzes vorgibt - unabhängig von jeglichen Gründen.


    Und schließlich ist es auch kein Verbrechen, einen Statthalter auszuzeichnen - es entspricht auch hier der üblichen Praxis, dass eine Curia solcherlei Auszeichnungen verleiht und Statuen errichtet. Man kann wohl jede Provinz besuchen und wird dort an der ein oder anderen Stelle Auszeichnungen für die dortigen Statthalter finden, ebenso in Italien für manch einen Senator. Daher weiß ich nicht, was an dieser Praxis anrüchig sein soll.


    Und zuletzt wäre noch die Frage der Finanzen. Wie du bereits erwähnt hast, wurde diese Angelegenheit bereits diskutiert und sogar ein Quaestor entsandt, um sich die Sache anzusehen. Dieser Quaestor hat sogar zwischenzeitlich die Führung der Provinz übernommen, konnte aber keinerlei Anzeichen finden, die die Befürchtungen mancher Senatoren bestätigt hätten. Somit komme ich zu dem Schluss, dass keinerlei Unregelmäßigkeiten vorlagen. Solltest du anderweitige Beweise haben, steht es dir selbstverständlich frei, ihn beim Praetor wegen Missbrauch der Amtsgewalt anzuzeigen, Germanicus. Solltest du jedoch keine Beweise haben, frage ich mich, was diese Anhörung soll."


    Die neue Taktik des Tiberiers hieß 'Ruhe bewahren'. Zum einen, weil sein Arzt ihm das empfohlen hatte, zum andern, weil er das Gefühl hatte, dass Wutausbrüche im Senat äußerst ungern gesehen waren. Und schließlich, weil Durus die Stoiker sehr schätzte!

  • Das der Moralapostel No. 1 nun diese Ansprache hielt, verwunderte Avarus sehr stark. Er wußte selbst welche Hintertüren das Gesetz offen ließ, aber er wußte ebenso gut was Anstand und Moral war. Denn ein Mann, der sich nach einer Absetzung nicht zur Selbstverteidigung stellte und dies wie in jenem Fall auch nicht tat nachdem er genesen war, bezeugte schon von sich aus, das seine Enthebung durchaus gerechtfertigt war und an den Vorwürfen mehr Wahrheit denn Gerücht dran war.


    "Die starrhälsige Einstellung ist man von dir gar nicht gewohnt, Senator Durus. Ich kann mich an viele Senatstage erinnern in welchen du Moral, Tugend, Anstand und Sitte gepredigt hast. Jetzt da es einen der Euren trifft, gelten all diese Normen nicht mehr? Es verwundert mich und ich gebe zu es schockiert mich wie lasch du mit diesen Sitten umgehst. Es mag Gesetze geben, die die provinziale Verwaltung festschreiben, es gibt keine Gesetze die vorschreiben, das ein Proconsul Bericht erstatten muß, aber es gehört sich einfach, wenn ein Proconsul abberufen wird, das er Stellung zu den Vorwürfen bezieht, denn wie auch in diesem Fall legt diese Gangart des Flavius eher nahe, das es sich bei den Gerüchten um Wahrheiten handelt, denn das er es mit seinen eigenen Erklärungen wehement bestritten hätte."


    Mit Blick auf die vorangegangenen Worte des Flaviers fügte Avarus weiter an:


    "Es ist natürlich auch einfacher wilde Beschimpfungen zu verteilen, denn sachliche Erklärungen zu formulieren, will man von der eigentlichen Sache ablenken oder eben davon, das es gegen die Normen, die Sitte und letztlich auch gegen das ein oder andere Gesetz verstoßen hat.


    Ich trete nicht gern als Erbsenzähler auf, dieser Part liegt euch viel besser, aber wenn ihr von mir verlangt Beweise vorzubringen, die des Flavius Schuld per Gesetz eindeutig belegen, dann muß auch ich mich tief bücken. Meine Anfrage, sie ging letzlich der Tatsache einher, das es dem guten Anstand, der Sitte und Moral verwerflich ist sich seiner Vergangenheit nicht zu stellen und das obwohl man dem Senat eine Antwort schuldig ist."


    Manchmal war es gut einen Scriba bei der Hand zu haben. Jener war schon zu Beginn der Rede mit einer Aufgabe durch den Senator Avarus hinausgeeilt und kam jetzt leicht außer Atem zurück.


    "Hm,hm, hmm... die Lex Provincialis ist recht schwammig formuliert, jedoch besagt die Subpars Septima (3) Die Comites der Bezirke einer Provinz sind als Abgeordnete in der Curia vertreten und (4) Der Statthalter darf jederzeit weitere Abgeordnete und Beisitzer ernennen und entlassen. Da wir ja Erbsen zählen wollen, nun ich sehe das 'weitere' nicht als gänzlich an. Zwar darf ein Proconsul durch ein Decretus Provincialia dies abändern, doch davon ist dem Senat nichts bekannt und wenigstens dies hat man ihm mitzuteilen, will er sein Vetorecht gebrauchen."


    Doch das war wirkliche Erbsenzählerei, viel wirksamer fand Avarus den anderen Part mit den militärischen Einheiten.


    "Wenn wir uns jetzt noch die Unterscheidung der senatorischen Provinz zur kaiserlichen Provinz ansehen wollen, kommen wir als Senat schnell in des Hades Küche, denn was wird ein Kaiser über den Senat denken, der es dultet, das einer ihrer Proconsularen das Recht auf Verteidigung einer Provinz dem Kaiser entreißt, um mit einer militärischen Truppe unter der geduldeten Hand des Senats für Verwirrung zu sorgen. Laut Subpars Secunda - Statthalter § 5 Militär hat nämlich der Proconsul keinerlei militärische Weisungsbefugnis!"


    Und noch etwas gehörte sich:


    "Und letztlich ist es wohl verständlich, das ein Gremium wie der Senat benachrichtigt gehört bevor ein Proconsul eigenmächtig tief in die Münzkiste greift und Geld rausschmeißt, das nicht ihm gehört sondern dem Senat von Rom. Wenn der Flavius sich unsicher gefühlt hätte und seine polizeilichen Schützlinge als unzureichend empfand, dann wäre es zu allererst seine Pflicht gewesen sich an Rom zu wenden und den Senat entscheiden zu lassen wie der Gefahr, so sie überhaupt bestand Abhilfe zu schaffen sei. Immerhin steht in Hispanien auch eine militärische Hilfstruppe des Imperators für Sicherheit und Ordnung ein. Ich denke der Senat tut gut daran diesen Fauxpas lückenlos aufzuklären, will er seine Souveränität dem Imperator gegenüber wahren."

  • Ha, irgendetwas mußte doch dran sein das die Tiberier Erbsenzähler waren. Grinste Sedulus in sich hinein. Oder lag es einfach nur daran das Avarus und er aus der selben Familie stammten und die gleichen Ansichten teilten.
    Auf alle Fälle war er gespannt ob der Durus seinem Onkel auch mit den Censoren kommen würde und dieser lächerlichen Rüge. Da müßte dies ja den halben Senat treffen, ausgenommen unsere noblen Patrizier die ja schon so etwas wie Götter in weiß waren und über alles erhaben und auch nie nicht schuldig waren und selbst wenn sie einen Peregrini um die Ecke gebracht hätten nicht. Ja so waren sie... Gut, es mochte auch Ausnahmen geben, so wie Aurelius Ursus, aber die hatten Seltenheitswert.


    Gespannt verfolgte Sedulus weiterhin die Diskussion und tuschlete nebenher mit seinen Nachbarn und gab diverse Äußerungen von sich die aber nur diese hörten. 8)

  • Dass sein Freund für ihn das Wort ergriff, das war nicht selbstverständlich, doch wie einfach Durus die Hetze des Avarus hinfort fegen konnte, war selbst für den Flavier ein Zeugnis von guter Redekunst oder einfach einem gewandten Anwalt. Beides war Durus wohl und Flavius Furianus hatte schon ein schlechtes Gewissen gegenüber seinem Freund, den er bisher noch nicht besucht hatte - doch er musste zuvor einige Dinge klären.
    So erhob er sich abermals.


    "Deine Hetzjagt, Germanicus, ist für uns alle mehr eine Farce denn eine konstruktive Befragung.", fing er an und erhob danach die Stimme.


    "Es reicht nun!", war dann knapp und deutlich zu hören, bevor er weiter, in ruhigerem Tone, fortfuhr.
    "Es reicht nicht, dass du haltlose Behauptungen, geradezu deine lächerlichen Fantasien, in den Raum werfen musst. Nein, dein Benehmen, jedes Wort aus meinem Munde umzudrehen, wie es dir beliebt, ist reine Unverschämtheit und entehrt ebenso diese Hallen, wie deine Anwesenheit und diese Zeitverschwendung.", worauf der Flavier gerne ein: "du Schandfleck der Geschichte", hätte am liebsten folgen lassen. Aber davor musste er sich hüten. Seine Contenance wusste er schließlich zu halten.


    "Wenn du etwas anzuprangern hast, dann tue dies mit den richtigen Beweisen. Einfach zu bellen, gehört nicht dazu.
    Wenn du Beweise hast, bringe sie vor, zeige mich von mir aus an."


    Das Gesicht des Flaviers glich dem einer Statue, es regte sich kaum, die Worte flossen und die Augenhöhlen waren dunkel, als er dem Germanicus in die Augen blickte. Und er ging auf die haltlosen Anschuldigungen abermals ein. Eigentlich unnötig, aber diese Genugtuung wollte er dem Starrsinnigen nicht gönnen.


    "Ich habe Berichte erstattet. Schaue in die Archive.
    Meine Decreta Provincialis wurden veröffentlicht und in den Berichten habe ich es ebenfalls ausgeführt.
    Ich habe keine Armee gehabt, ich war kein Legat, mir unterstanden keinerlei Truppen, so dass das Recht auf Verteidigung stets das des Kaisers und seiner Legaten war. Ich hatte und habe keinerlei militärische Weisungsbefugnis.
    Ich habe ebenfalls kein Geld rausgeschmissen. Ich habe den Sold erhöht und mir ist nicht bekannt, dass dies eine Straftat ist - zudem kann ich dein verzerrtes Bild einer Statthalterschaft nicht nachvollziehen. Wenn du denkst, ein Statthalter könne es sich leisten jedes Mal eine Anfrage an den Senat zu schicken, wenn er eine Sesterze für die Provinz auszugeben hat, dann würde ich es sehr begrüßen, wenn der Senat Senator Germanicus doch bitte in eine Provinz entsendet - jedoch nur unter der Prämisse, dass sich Senator Germanicus ohne ein Abnicken des Senates nicht einmal aus seinem Hause entfernen darf.
    Wenn du so eine Statthalterschaft siehst, Senator Germanicus, dann fehlt es dir an praktischem Verstand."


    Dann setzte er sich.


    "Mehr habe ich dazu nicht zu sagen, denn weitere Rechtfertigungen würden bei Senator Germanicus ja sowieso kein Gehör finden, sondern zum Nährboden für eine weitere, unnötige, Erwähnung seiner Spinnereien führen.
    Die Möglichkeiten, die er hat, habe ich wie auch Senator Tiberius aufgezeigt."


    Schließlich gab es noch wichtigere Thematiken, als ein personlicher Feldzug eines Schwachsinnigen ohne jegliche Beweislast.

  • Nun war es genug, aber in einer anderen Frage. Diese Frechheiten mußte sich kein ehrenhafter Senator gefallen lassen. Avarus würde sich darum kümmern, das dieser Flavius für seine jähzornigen Ausbrüche einen Dämpfer bekam. Er hatte die ganze Zeit versucht sachlich Licht ins Dunkel zu bringen und war mit jeder Antwort des Flaviers wüster beschimpft worden. Avarus schluckte einen Kloß hinunter, denn nichts war fataler als sich auf das gleiche Subura-niveau des Flaviers zu begeben.


    "Wenn wir den Bericht deines Nachfolgers, nämlich den des ehrenwerten Consularen M. Vinicius Hungaricus zur Hand nehmen, dann erheben diese Zeilen den Verdacht, das zuviel Geld für Milizen ausgegeben wurde. Überlegt man diesen Unterschied zwischen den Verteidigern Hispaniens in stategischem Maße weiter, dann komme ich zu dem Schluss, das es durchaus gefährlich war den Sold der Milizen zu erhöhen, während die Anderen ihre Pflicht zu niedrigeren Konditionen erfüllten. Sowas erzeugt Neid und provoziert. Vorallem wenn es sich um eine derart üppige Erhöhung von über einhundertzehntausend Sesterzen handelt."


    Wahrlich, wahrlich schon solch eine unbedachte Aktion konnte den Frieden einer Provinz gehörig stören und das in dem Bericht des Consularen kein Wort über irgendwelche Gründe für eine so übermäßig üppige Bezahlung gefallen ist, zeigte ebenso das dieses Geld rausgeschmissen wurde.


    "Komme ich nun nochmal auf einen anderen Punkt zurück, wirst du sicherlich weitere Verwünschungen oder Boshaftigkeiten erfinden, um sie mir an den Kopf zu werfen, aber ich bin ein neugieriger Senator und ich würde gern erfahren wie das nun war in Hispanien, damals als der Proconsul durch das Geschlecht der Flavier gestellt wurde.


    Innerhalb eines halben Jahres zeichnete dich deine eigens eingesetze Curie dreimal aus. Sie stellten dir die höchsten Ansehensehrungen auf. Zwei Statuen in Marmor und eine große Inschrift. Im gleichen Zeitraum der Statuen wurden auch andere Auszeichnungen beraten. Sie fielen deutlich karger aus. So ehrte man den verstorbenen Augustus Lucius Ulpius Iulianus mit der Aufstellung einer Statue aus Bronze. Den ebenfalls verstorbenen Consular Gaius Prudentius Commodus mit einer Inscriptio. Den zweimaligen Proconsul Hungaricus ward beschieden ohne jegliche Auszeichnung seinen Dienst in der Provinz Hispanien zu leisten. Dem längsten Proconsul aller Zeiten Publius Matinius Agrippa ging es in seiner dreijährigen Verpflichtung genauso. Flavius Furianus wurde durch seine eigens eingesetzte Curie innerhalb eines halben Jahres gleich dreimal mit den höchsten Ehren belohnt... doch für welche Glanzleistung setzte die Curie ihn diese Krone auf, für welch übermenschliches Arangement ehrte sie ihn mit größeren Ansehen als es der Kaiser in Hispanien zu haben schien?


    Ist es nicht die Tugend, die uns lehrt Mäßigung und Bescheidenheit zu leben, unsere Arbeit ganz zum Wohl des Reiches zu verrichten? Ich kann nicht glauben, das diese Curie im besten und freien Gewissen handelte, als sie diese Überhäufung beschloss. Und der Vergleich zeigt, das es ungehörig ist, seine eigene Person über das Wohl einer Provinz, das Wohl des Imperium und das Wohl des Kaisers zu stellen. Süchtig nach Ansehen zu sein, entspricht nicht den Sitten unserer Vorfahren, es ist widerwärtig und abstoßend und es verstößt gegen die Normen unserer Vorfahren. Ich kenne kein Gesetz, das sich über die Tugenden und Sitten der Alten stellt und ich kannte bis heute keinen Römer, dem das niedergeschriebene Gesetz wichtiger ist als die mos maiorum."

  • Berüchtigt waren die Gerüchte, welche sich um die persönlichen Diskussionen und Fehden innerhalb des Senates rankten und sogar bis weit über die Curia hinaus in die Öffentlichkeit drangen. Dennoch, bis anhin waren es nur Gerüchte gewesen und ich hatte gehofft, dass diese nicht zutreffen würden und der Senat äusserst professionell arbeiten könnte. Doch gerade in der heutigen Debatte, wurde ich auf den Boden der Realität geholt.


    Natürlich war die Sachlage irgendwie interessant. Sollte an den Vorwürfen auch nur ein kleines bischen Wahrheit dran sein, so musste dies untersucht werden. Doch warum so persönlich? Warum so übereifrig und ohne Beweise vorzulegen? Gab es etwa gar keine?


    Ich beschloss, weiter einfach nur zuzuhören und festzustellen, welche Senatoren sich auf welche Seite schlugen.

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    CIVIS

    SODALIS FACTIO ALBATA - FACTIO ALBATA

  • Gleich aus mehreren Gründen fand Macer die Debatte interessant genug, ihr konzentiert zu folgen. Erstens war er selber einmal Statthalter gewesen und es war nicht ausgeschlossen, dass er es ein weiteres Mal werdne würde. Da waren positive wie negative Vorbilder nicht schlecht. Zweitens maß er der Debatte eine hohe politische Wichtigkeit bei, den er nahm an, dass sich sowohl Flavius Furianus als auch Germanicus Avarus eines Tages noch einmal um hohe Ämter bemühen würden. Im Wahlkampf war Wissen um vergangene Äußerungen und Taten immer gut. Drittens wollte Macer gerne herausbekommen, um was es eigentlich genau ging.


    Und da lag sein Problem. Die Debatte behandelte mögliche Gesetzesverstöße, Geldverschwendung, unmoralisches Verhalten und Versäumnisse gegenüber dem Senat. Ein ziemlich breites Spektrum, wie Macer fand, ohne ein Ziel zu erkennen. "Ich möchte eine Zwischenfrage stellen", meldete er daher laut an und wartete, bis er sprechen konnte. "Was ist der Zweck dieser persönlichen Befragung? Soll an ihrem Ende ein Senatsbeschluss erwirkt werden oder bereitet sie eine persönlich eingereichte Klage vor dem Praetor vor? Oder geht es darum, die Taten des Flavius Furianus der Nachwelt auch in den Senatsprotokollen zu erhalten?"

  • "Es ist eine Farce, Senator Purgutius.", antwortete der Flavier leicht lächelnd und kokett.


    Dann drehte er sich zu seinem Nachbarn, einem Cornelier, und sagte spürbar leiser...


    "Da braucht jemand eine Selbstinszenierung. Nun versucht sich der Germanicus wohl als Bewahrer von Tradition und Moral. Komisch nur, dass er noch vor einigen Jahren uns als Nachfahren von Dieben und Romulus wie auch Remus als Banditen beschimpfen konnte. Welch´Sinneswandel.", lachte der Flavier, da diese Situation nur entweder ein Weinen über diesen kläglichen Versuch des Barbaren oder ein Auslachen des Barbaren zuließ. Er entschied sich für die amüsantere Variante.

  • Von der schlagfertigen Antwort des Flaviers wurde Macer ein wenig überrascht, da er die Frage in Richtung von Germanicus Avarus und den Consulen gestellt hatte. Aber er fand sie gar nicht so übel und dankte mit einem ebenso koketten Lächeln. "Oh. Danke." Dann wurde er aber doch wieder ernst. "Ich fürchte nur, dass sich Senator Germanicus beim Eröffnen dieser Befragung etwas anderes gedacht hat, als uns eine Alternative zum aktuellen Spielplan des Pomeiustheaters zu liefern und genau diese Intention würde ich gerne erfahren. Danach bin ich dann vielleicht auch schon wieder still und lasse euch weiter die spitzen Worte kreuzen." Dabei lächelte er noch einmal entschuldigend in Richtung des Flaviers.

  • Vor Jahren als er während seiner Quaestur vom Senat für fast ein Jahr zum Statthalter Hispanias ernannt worden war, hatte er gehofft, dass dies nicht so schnell in Vergessenheit geraten würde. Nun hatte sich dies ins Gegenteil verkehrt, denn mit dieser Fortsetzung der Feindseligkeiten zwischen Flavius Furianus und Germanicus Avarus wollte Modestus nichts zu tun haben. Sie war wohl nur das Dankeschön von Avarus für die Ablehnende Haltung von Furianus bei den Auszeichungen für die "Helden von Parthia", welche zum Teil Klienten von Avarus waren und wohl auch in seinem Auftrag gehandelt hatten, weshalb es "sein" Projekt gewesen war.
    Es gab also nicht viel zu gewinnen bei dieser Auseinandersetzung der beiden Machtpolitiker und er hatte wenig Interesse den Unmut von einem der Beiden auf sich zu ziehen, wenn es nicht unbedingt sein musste, weshalb Modestus ersteinmal schwieg. Als Tiberius Durus schließlich einen ominösen Quaestor erwähnte, begann Modestus sich schon einige Worte zurechtzulegen. Er hatte nichts zu verbergen und hatte seine Arbeit nach bestem Wissen und Gewissen getan , doch Tiberius Durus forderte ihn nicht zum Sprechen auf und auch die anderen Senatoren hatten kein Interesse an ihm, was Modestus in diesem Augenblick nicht unrecht war.

  • Über den Wortwitz, des doch zumeist sachlichen und steifen Senator Macer, musste der Flavier doch lächeln.
    So nickte er dem Purgitier freundlich zu und wartete selbst, was der Barbar darauf zu antworten vermochte.


    Er war es langsam leid. Dem Germanicus würde er schon zeigen, was politische Kriege denn wirklich waren - und wie man sie richtig führte.
    Sofort begann er sich einige Notizen im Kopf zu machen, die er dann nach der Sitzung an seinem Schreibtisch auch schriftlich manifestieren würde.
    Der Germanicus wollte einen Kampf, der Germanicus würde ihn bekommen.

  • Zitat

    Original von Spurius Purgitius Macer
    [...]


    [...] "Ich möchte eine Zwischenfrage stellen",[...] "Was ist der Zweck dieser persönlichen Befragung? Soll an ihrem Ende ein Senatsbeschluss erwirkt werden oder bereitet sie eine persönlich eingereichte Klage vor dem Praetor vor? Oder geht es darum, die Taten des Flavius Furianus der Nachwelt auch in den Senatsprotokollen zu erhalten?"


    Auf eine ernsthafte Frage des Senatoren Macers folgte eine Antwort des Flaviers für die er wohl tiefer nicht sinken konnte. Mal abgesehen davon, das Flavius Furianus garnicht dran war, weil er überhaupt nicht angesprochen war, zeichnete sich ab wie wenig Anstand der Knabe besaß. Avarus wartete hingegen bis jener Flavius sich ausgeprabbelt hatte und wandte sich dann erst direkt an den Senatoren Macer. Der -endlich- die Stimme der Senatorenschaft erhob, um aus dem Duell eine echte Befragung zu machen. Jene für deren Ansatz Germanicus Avarus begonnen hatte.


    "Deine Frage ist nicht leicht zu beantworten Senator Macer. Wir haben ein sehr breites Spektrum an Fragen, die es zu beantworten gilt. Wir haben die Sache mit dem Senatsvermögen, die es zu untersuchen gilt, vielleicht auch vor dem Praetor, dann jedoch -so meine ich- nicht privater Natur durch mich, sondern in Federführung durch den Senat.


    Weiterhin beschäftigt sich diese Befragung damit die Angemessenheit von Auszeichnungen zu erörtern und die damit verbundene Regelmäßigkeit zu überprüfen ob und in welchem Umfang Vetternwirtschaft in der Curie Hispaniens nur zum Zwecke des Eigenwohl betrieben wurde und in welcher Höhe dadurch Schaden für die Provinz Hispanien und den Senat von Rom entstanden ist. Ihr Ende kann sich weit strukturiert abbilden, Freispruch, Rüge durch den Senat, Verfahren oder Geldstrafe, auch eine Aberkennung in Folge von Maßlosigkeit bei der Vergabe der Auszeichnung wäre möglich. Aber wie das Ende gestaltet wird, das sollte schon der Senat ausdiskutieren.


    Ich selbst sehe mich nur als Initiator diese Zeit zu beleuchten und nicht unter der Grasnarbe zu vergessen, nur weil sich ein wesentlicher Bestandteil der Geschichte, der Senator Furianus, einige Monate auf's Altenteil zurückgezogen hatte.


    Gern können wir auch Zeitzeugen befragen oder zur Befragung nach Rom einbestellen.


    Dass Lucius Flavius Furianus einzig daran gelegen war diese Befragung zu tropedieren und sich immer wieder mit den gleichen Argumenten aus der Misserie zu retten, ignorierte Avarus geflissentlich. Wie abgrundtief mußte dieser Senator ihn wohl hassen? Er ging der Frage nicht weiter nach. Wozu auch, andere Sippen, andere Sitten.

  • "Deine Bescheidenheit ehrt dich, Senator Avarus, aber ich bezweifle, dass es sich der Senat von Rom leisten kann, einer Debatte erst durch die zukünftigen Ergebnisse einen Sinn zu geben", antwortete Macer. Er hatte nichts gegen eine ordentliche Untersuchung, wenn es etwas zu untersuchen gab. Aber eine Untersuchnung, um zu untersuchen, ob es etwas zu untersuchen gab, kam ihm etwas vage vor.


    "Wenn es am Ende darauf hinausläuft, dass wir die Statuen auf dem Forum von Tarraco zählen, dann haben wir glaube ich besseres zu tun", präzisierte er seine Meinung. "Wenn am Ende Senator Flavius Furianus mit einem Teil seines Privatvermögens für einen Schaden aufkommen muss, den er der Kasse der senatorischen Provinz Hispania zugefügt hat, dann lohnt sich jedes Wort, das hier gesprochen wird." Nur wollte Macer die Erfolgsaussichten gerne vorher etwas genauer erläutert haben.

  • "Der Senat ist durch Verschwendung bestohlen worden. Die Debatte gibt ihm die Möglichkeit darüber zu entscheiden ob und in welchem Umfang dieser rein metallische Wert ihn schmerzt und ob er gewillt ist eine Untersuchung zu diesen Ausgaben einzuleiten, um in deren Ergebnis vielleicht auch Schadensersatz zu fordern oder die involvierten Beamten zur Rechenschaft zu ziehen.


    Soweit zu den unabgesegneten Ausgaben von mehreren zehntausend Sesterzen für Soldaten, die auch ohne Solderhöhung ihre Pflicht getan hätten. Und dem Umstand, das eine solch einseitige Bonusreglung die Gefahr heraufbeschwur, das kaiserliche Truppen sich benachteiligt im Sold fühlten. Den Göttern sei Dank hatten deren Kommandeure gute Argumente, um den Neid zu zügeln.


    "Bei Weiten will ich keine Statuen zählen, mir ist es auch völlig egal wieviele dieser Büsten sich ein Proconsul aufsetzt, so sie eine gerechte Sache symbolisieren. Doch es liegt mir daran den Frieden zwischen dem Augustus und dem Senat zu wahren, denn betrachten wir diese Provokation in Hispanien politisch, kann schnell ein dunkles Licht auf die Curia Iulia fallen. Denn wir haben die pompösen Auszeichnungen eines der Unseren geduldet und genauso akzeptiert, das man im gleichen Atemzug den vergöttlichten Kaiser Divus Iulianus mit einer plumpen Bronzebüste zu dessen Scheiden aus dieser Welt ehrt."


    Konfrontativ blickte Avarus in jenem Moment den Flavius direkt an. Und fügte seinen gesprochenen Worten an:


    "Außerdem erklärt sich einiges vielleicht von selbst, wenn Flavius Furianus gewillt wäre ein paar der gestellten Fragen zu beantworten anstatt sich der verbalen Attacken zu bemächtigen, um jede konstruktive Diskussion im Keim zu ersticken."

  • Auch Durus musste herzlich lachen, als Avarus sich als gestrenger Sittenhüter aufspielte und plötzlich von Moral und Tugend quatschte. Der Kommentar des Furianus an Cornelius war sehr passend! Und auch Macer traf wieder einmal den Punkt, als er nach dem Sinn dieser Anhörung fragte. So fühlte auch der Tiberier sich nochmals genötigt, etwas einzuwerfen:


    "Ich darf noch einmal darauf hinweisen, dass es keinerlei juristische Grundlage für deine Mutmaßungen gibt, Germanicus. Wenn ein Statthalter oder eine Curia Auszeichnungen vergeben kann und es kein Gesetz gibt, das dies beschränkt, können Auszeichnungen auch nicht aberkannt werden!


    Und ich kenne auch kein Beispiel in der langen und traditionsreichen Geschichte unserer Res Publica, das ein derartiges Vorgehen unterstützen könnte. Ebenso kenne ich keinen Präzendenzfall, der eine Solderhöhung seiner Beamten nicht eigenmächtig hätte durchführen können.


    Aber wenn du fest davon überzeugt bist, würde ich dir empfehlen, eine Klage an den Kaiser zu schicken - der a cognitionibus wird zweifelsohne objektiv bestimmen können, ob eine Straftat vorliegt."


    erklärte er weiterhin ruhig, obwohl er kurz versucht gewesen war, den Germanicer anzuschreien.


    "Und wenn es dem Kaiser nicht gefallen sollte, was wir hier tun, wird er zweifelsohne selbst ein Verfahren einleiten. Solltest du befürchten, dass er diese Angelegenheit, obwohl sie im Senat ausführlich diskutiert wurde, übersehen hat, kannst du ihm ja ebenfalls schreiben. Der Senat hat in jedem Falle damals keinen Anlass zu weiterer Verfolgung gesehen.


    Und solange er nicht gerichtlich geladen ist, muss Senator Flavius auf gar nichts antworten - besonders da das Plenum offenbar auch keinen Diskussionsbedarf erkennt, soweit ich dies feststellen kann."

  • Potitus hatte dem Schlagabtausch bisher schweigend zugehört. Doch nun räusperte er sich vernehmlich. "Senator Germanicus hat ganz Recht, all diese Fragen zu stellen. Und bevor jemand den Kaiser in seiner Erholungszeit mit dieser Angelegenheit belästigt, sollte der Senat sich eigenständig um Aufklärung bemühen. Senator Flavius, Du weichst nur aus. Wenn Du nichts zu verbergen hast, warum sperrst Du Dich dann so, alles offen zu legen?"

  • Nun spitzte Sedulus die Ohren. Hatte eben Salinator mehr oder weniger offen Partei für seinen Onkel ergriffen?
    Am liebsten hätte er ja auch noch etwas hinzugefügt, doch einige Senatoren würden es wahrscheinlich nicht aushalten wenn sie gleich von zwei Germanicussen attakiert wurden und würden stattdessen flüchtend aus der Curie rennen um gleich irgendwo irgendwelche Anklagen zu erheben. Und so schwieg Sedulus dieses mal um seinetwillen. Was ihm allerdings recht schwer fiel.

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