Officium | Manius Tiberius Durus


  • Das Officium hat weiße Wände, eine Nische mit einem Regal, auf dem diverse Codices und Schriftrollen juristischer Natur lagern. In der Mitte des Raumes steht ein großer Schreibtisch, auf dem Schreibutensilien in säuberlicher Ordnung aufgereiht sind. Hinter dem Schreibtisch findet sich ein bequemer Stuhl, davor zwei Stühle für Besucher bzw. einen Schreibsklaven.
    Auf einem Schränkchen in der der Tür zugewandten Seite steht eine Büste des Manius Tiberius Ahala.



    Außerdem hängen zwei bronzene Diploma an der Wand gegenüber dem Regal, auf denen festgehalten ist, dass das eine für hervorragende Leistungen beim Cursus de Sollemnibus Romanis, eines für ebensolche beim Cursus de Arte Dicendi, das letzte schließlich für die erfolgreiche Amtszeit als Quaestor Consulum an Manius Tiberius Durus verliehen wurde.


  • Durus betrat das Officium, das vor kurzem noch als Gästezimmer des Hauses gedient hatte. So beobachtete er die Sklaven, die sich gerade bemühten, ein Bett durch die Tür zu schaffen. Im Raum selbst hatten sich bereits andere Sklaven daran gemacht, das Zimmer neu zu kalken. Der größte Teil war bereits fertig, nur noch die Ecke, die Durus für die Büste seines Vaters vorgesehen hatte, fehlte noch. Zufrieden sah er sich um - der Raum war wirklich hervorragend geeignet für ein Officium und lag zusätzlich nahe seinem Cubiculum - endlich würde er den Schreibtisch und den Stapel Codices, die daneben lagen, ordentlich aufbewahren können!
    Er stand noch immer da, als die Packsklaven wenig später seinen Schreibtisch in den Raum bugsierten und in der Mitte aufstellten.
    "Noch ein wenig weiter nach hinten!" kommentierte Durus und die Sklaven gehorchten. Schließlich war er zufrieden und sah noch einmal umrundete seinen Arbeitsplatz.
    "Die Büste meines Vaters dann dort hinten hin!"
    Er zeigte auf die noch leicht gräuliche Wand. Er hatte einen Bildhauer damit beauftragt, nach der Totenmaske Vaters eine Büste anzufertigen. So würde er bei der Arbeit wenigstens stets an ihn denken...
    Vollauf zufrieden ging Durus wieder hinaus, um den Sklaven die restlichen Einräumarbeiten zu überlassen...

  • Nach einiger Zeit kehrte Durus in sein neues Reich zurück. Er überprüfte alles:
    Die beiden Besucherstühle, die er sich gewünscht hatte, standen da, sein bequemer Stuhl hinter dem Tisch. Er ging zu der Nische und sah sich die Rollen durch: Der Codex Universalis, der Codex Iuridicalis, ... - sämtliche Codices! In Gedanken notierte Durus sich, sich bei Jakobus dafür zu bedanken - Jakobus hatte das hier sicher angeleitet!
    Der Advocatus setzte seinen Spaziergang durch den Raum fort und erreichte die Büste seines Vaters. Auch eine eingehende Musterung des Kopfes ließ keinen Zweifel an der Ähnlichkeit mit Ahala übrig. Der Marmor glänzte. Sicher hätte sie Vater gefallen!
    Schließlich setzte er sich an seinen Platz und kontrollierte den Schreibtisch: Feder, Tinte, in der Ecke ein kleiner Stabel Tabulae, sowie ein Behältnis mit verschiedenen Griffeln. Außerdem fand sich ein weiterer Stapel mit Briefpapier - allerdings war dieser beängstigend niedrig. Sicherheitshalber nahm er also eine der Tabulae und einen Griffel:


    Briefbögen kaufen!






    So, jetzt vergaß er es wenigstens nicht! Schließlich stand er glücklich und zufrieden auf und ging wieder hinaus, um Jakobus zu suchen...

  • Durus war gerade nach Hause gekommen und ging in sein Officium, um sich etwas zu entspannen. Zielstrebig eilte er zu dem Regal und zog eine Rolle heraus, deren Bemerkung sie als "M TVLLIVS CICERO - DE RE PUBLICA" auswies.
    Mit einem zufriedenen Seufzen setzte er sich in seinen Stuhl und begann das Prooemium zu lesen... In diesen Werken zu lesen bildete und legte einem Argumente für Streitgespräche in den Mund...aber war beiweitem nicht so kompliziert wie die Rechtsfälle, die er zur Zeit ständig bearbeiten musste...

  • Als er zu der Stelle über politisches Engagement kam, musste er lächeln. Genau diese Probleme stellten sich zur Zeit im Staate - der Epikuräismus hatte wohl über die harte und ernste Stoa gesiegt! Aber so war das nunmal...der Mensch schien zur Faulheit zu neigen...man konnte heutzutage ja sogar als Legionär zum Quaestor werden!

  • Jakobus kam ohne anzuklopfen ins Officium gestürzt und ließ atemlos eine Tabula auf den Tisch fallen


    Mit Auszeichnung:
    M' Tiberius Durus
    M Matinius Metellus


    bestanden:
    M Aurelius Corvinus
    CHelvetius Tacitus
    MAelius Callidus
    LFlavius Furianus
    Tiberia Honoria
    T Petronius Varus


    nicht bestanden/nicht abgegeben:
    C Decimus Maior
    Spurius Sergius Sulla


    "Das sind die Ergebnisse deines Cursus an der Schola Atheniensis!"
    Er keuchte etwas, so sehr wie er sich beeilt hatte...

  • Durus zuckte etwas zusammen, als seine Tür aufgerissen wurde und der dicke Jakobus hereinstürzte. Es dauerte etwas, bis er von den Gesprächen des Scipio in die Realität zurückkehrte und dann die Tafel auf seinem Tisch nahm.
    Er hatte den Cursus mit Auszeichnung bestanden! Hervorragend! Damit würde er wohl die Möglichkeit haben, eines Tages zum Aedil zu werden...aber bis dahin würde noch viel Wasser den Tiber hinabfließen...
    "Danke, Jakobus! Da hast du dich ja richtig beeilt! Trotzdem würde ich dich bitten, das nächste Mal anzuklopfen!"
    Er lächelte seinen Sklaven nachsichtig an.
    Dann sah er noch einmal auf die Tabula: Seine Schwester hatte ebenfalls bestanden...sein ehemaliger Duumvir auch, ebenso dieser Kandidat für die Quaestur! Und ganz oben noch dieser Corvinus...kannte er den nicht auch?
    Naja, egal! Hauptsache, er hatte mit Auszeichnung bestanden - das machte sich immer gut!

  • Jakobus lächelte und wischte sich mit dem Handrücken den Schweiß von der Stirn. Seinem Herrn gefielen die Neuigkeiten erfahrungsgemäß.
    "Ist...ganz frisch!"
    Er versuchte, seinen Atem zu beruhigen - vielleicht sollte er doch nicht so oft in Küche naschen...
    "Brauchst du sonst noch was?"

  • Durus schmunzelte. Es bereitete seinem Sklaven scheinbar richtig Freude, eine gute Nachricht abgeben zu können.
    "Nein, danke, du kannst wieder gehen. Danke für deine Dienste!"
    Er lehnte sich zurück und wartete, dass Jakobus wieder ging und er sich wieder Cicero zuwenden konnte...oder auch einfach etwas dazusitzen und sich seiner Auszeichnung zu freuen...

  • "Ich möchte dir noch sagen...auch von mir herzlichen Glückwunsch! Wenn du mich brauchst - du weißt ja!"
    Jakobus verneigte sich leicht und ging hinaus.

  • Als Jakobus gegangen war, wandte Durus sich wieder seinem Buch zu...während er so von der illustren Runde rund um Scipio Africanus dachte, bemerkte er, dass es doch wirklich schade war, dass es heutzutage kaum philosophische Debatten gab...nicht einmal diese Griechen schienen sich dafür zu interessieren und die Schola Atheniensis bat auch keine Cursi dazu an...

  • Eine Sklavin brachte dem Herrn eine Nachricht von seiner Schwester:


    Salve Bruder,
    Ich mache mich auf den Weg zu den Feierlichkeiten der Fors Fortuna. Vielleicht sehen wir uns ja.
    Unser Verwandter Vitamalacus erwartet dich in seinem Tablinum.
    Viel Glück
    Honoria

  • Durus saß über der Arbeit, als ein Sklave ihm die neueste Ausgabe der Acta Diurna hereinreichte. Erfreut über die Abwechslung, wandte er sich ihr zu...
    Neue Gerüchte...wenigstens nichts schlimmes über die Familie...Senatsdebatte über Zuständigkeiten...Spiele des Apoll...neuer Praefectus Praetorio...oh!
    Durus sah noch einmal genauer hin: In der Klatsch-und-Tratsch-Rubrik las er doch tatsächlich etwas über die Cohortes Urbanae! Die schienen seinen Fall zu bearbeiten! Dabei war das überhaupt nicht ihre Aufgabe!
    Rasch nahm Durus sich einen Briefbogen (ärgerte sich dabei, dass der Graphicus, den er angestellt hatte, noch keine Entwürfe abgeliefert hatte), nahm sich einen Dienstbogen und begann zu schreiben.


    An
    Cohortes Urbanae
    Castra Praetoria - Cohortes Urbanae
    Rom


    Salve.


    Die Advocatio Imperialis wünscht über den Fortgang der Ermittlungen im Falle des Attentats auf die Quaestrix Artoria Medeia informiert zu werden.
    Information bitte an das Officium XV des Advocatus Imperialis Manius Tiberius Durus.


    gez. Manius Tiberius Durus
    ----- ADVOCATUS IMPERIALIS -----



    ROM - ANTE DIEM IV ID IUL DCCCLVI A.U.C. (12.7.2006/103 n.Chr.)


    Diesen Brief reichte er einem Sklaven, der ihn in die Castra Praetoria bringen sollte.

  • Jakobus klopfte und betrat das Officium seines Herrn.
    "Domine, ich habe einen neuen Abnehmer für deinen Bauernhof gefunden!"
    sagte er voller Begeisterung. Ihm fiel ein, dass er doch vergessen hatte, noch ein Gebäckstück zu kaufen - naja, egal.
    "Die Bäckerei einer Iulia Helena hier in Rom."

  • Durus sah auf und hörte sich die Neuigkeiten von Jakobus an.
    "Sehr gut! Ich werde gleich einen Vertrag aufsetzen!"
    Er holte einen Briefbogen hervor - wieder bedauerte er, dass er noch kein neues hatte - und begann zu schreiben.

    Liefervertrag


    Zwischen Manius Tiberius Durus, Besitzer des Betriebes Frumentum Tiberia Miseno und Iulia Helena, Besitzer des Betriebes Bäckerei 'Zur krustigen Borke' wird folgende Liefervereinbarung getroffen:


    I. Frumentum Tiberia Miseno verpflichtet sich zur Lieferung von 300 Scheffeln Getreide pro Woche zum Preise von 150 Sesterzen. Die Abnahme hat bis spätestens Mittwoch zu erfolgen.
    II. Die Bäckerei 'Zur krustigen Borke' verpflichtet sich zur Abnahme der unter I vereinbarten Position. Die Abnahme hat bis spätestens Samstag zu erfolgen.
    III. Der Vertrag gilt unbefristet, ist für beide Seiten allerdings mit einer Frist von zwei Lieferperioden kündbar.
    IV. Verstöße gegen die unter I. und II. festgelegten Konditionen werden mit einer Poenale von 5 Sesterzen pro Tag geahndet. Die Poenale ist an den vetragstreuen Vertragspartner zu zahlen.
    V. Der Vertrag beginnt mit dem ANTE DIEM XVII KAL AUG DCCCLVI A.U.C. (16.7.2006/103 n.Chr.)


    http://home.arcor.de/fleisch14/IR/siegel-MTD.gif

    ROMA, PRIDIE ID IUL DCCCLVI A.U.C. (14.7.2006/103 n.Chr.)








    Durus setzte sein Siegel auf den Vertrag und auf ein zweites, leeres Blatt.
    "Kopiere das ganze und schicke beide Ausfertigungen an die Iulierin."
    Zufrieden machte er sich wieder an die Arbeit. Jakobus wusste schon, was zu tun war...

  • Durus fühlte sich schon den ganzen Tag schlecht, als er sein Officium aufsuchte. Während der Arbeit hatte er zwischendurch nach draußen gehen müssen, wo er sich im Schatten niedergelassen hatte. Vielleicht sollte er doch einmal einen Medicus aufsuchen...
    Seufzend wandte er sich dann den Unterlagen zu seinem Landgut zu. Zur Zeit lief es gut - besonders nach dem neuen Liefervertrag mit dem Bäcker in Rom. Vielleicht sollte er doch etwas expandieren...

  • Nach diesen Geschäften saß er wieder da. Trotz der Hitze hatte er sich einen warmen Wein bringen lassen - er fühlte sich nicht besonders gut. Dieser Zustand hatte ihn an etwas Wichtiges denken lassen, an was er in all den Jahren kaum einen Gedanken verschwendet hatte: Was wäre, wenn er das Opfer eines Attentats wurde (das war ja heutzutage gar nicht mehr zu unwahrscheinlich...) oder sich an einer Krankheit angesteckt hatte?
    So holte er einen Briefbogen hervor und begann zu schreiben

    TESTAMENTVM MANII TIBERII DVRI



    Hiermit erkläre ich, Manius Tiberius Durus, Sohn des Manius Tiberius Ahala, meinen letzten Willen im Falle meines Todes. Die Vollstreckung meines Testamentes obliegt Quintus Tiberius Vitamalacus.


    So soll ein Fünftel meines Vermögens dem Staatsschatz zugute kommen, zum Dank für den Schutz und die Hilfe, die mir der Kaiser, der Senat und das Volk von Rom zugute kommen ließen.
    Ein weiteres Fünftel soll dem Cultus Deorum Italiae gegeben werden, damit er damit die Tempel erhalten und den Glauben an die Unsterblichen nähren. Davon soll die Hälfte an die Fratres Arvales überschrieben werden.
    Weiterhin sollen meine beiden Schwestern Tiberia Livilla und Tiberia Honoria jeweils ebenfalls ein Fünftel meines Barvermögens erben.
    Schließlich soll das letzte Fünftel an die Familia Tiberia Romae übergehen, die mich bereitwillig in ihrer Mitte aufgenommen hat und mir zur Heimat wurde.


    Mein Leibsklave Jakobus und meine häusliche Einrichtung sollen an die Familia Tiberia Romae übergehen, mein Betrieb 'Frumentum Tiberia Miseno' an den nächsten Verwandten, der ein Haus in Misenum besitzt, andernfalls an die Familia Tiberia Romae.


    Dies alles verfüge ich im Vollbesitz meiner geistigen und körperlichen Kräfte und freiwillig.



    http://home.arcor.de/fleisch14/IR/siegel-MTD.gif

    ANTE DIEM IX KAL AUG DCCCLVI A.U.C. (24.7.2006/103 n.Chr.)



    Darunter setzte er sein Siegel und unterzeichnete schwungvoll. Jetzt musste das gute Stück nur noch zu den Vestalinnen und er konnte in Frieden gen Elysium aufbrechen - sollte seine Lebensuhr bereits abgelaufen sein, was er trotz allem nicht hoffte...

  • Stesichoros
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    Da Vitamalacus die meiste Zeit im Tablinum weilte, empfing Durus seine Gäste im Officium. Dorthin führte der Ianitor den Gast.
    Bevor er diesen jedoch eintreten ließ, trat er selbst ein und kündigte den Terentier an
    "Ein Mann möchte Euch sprechen, Domine!"
    Dann trat er zur Seite und bat den Fremden herein.

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