Officium et Cubiculum - Geminus

  • Geminus war zufrieden. Die Villa war stattlich, aber nicht protzig. Gut gelegen, aber nicht zu auffallend. Aventin wäre billiger gewesen, allerdings auch in jeder Hinsicht. Für ihn kamen so oder so nur Caelius oder Esquilin in Frage. Trajans- und Titusthermen sind nahe, aber doch weit genug weg um nicht zu stören, ebenso das Colosseum. Zum Palast, zur Basilica Ulpia und zum Forum Romanum kommt man auch recht zügig.


    Dieses vegetieren im und um den Palast war doch einen Senators unwürdig. Es wurde Zeit ein städtisches Domizil zu kaufen und einzurichten. Geminus hatte dabei keine Kosten gescheut. Er gab selten Geld aus, aber wenn dann nicht knauserig. Das Haus war Tiptop in Schuss, was Leitungen und baulichen Zustand angeht. Auch die Möbel hatte er sich einiges Kosten lassen, schlicht, aber vom feinsten. Traditionell und nicht dieser seltsame Stil den einige Neureiche jüngst zu pflegen beginnen.


    Ruhe und Muße würde man in diesem Hause finden. Geminus hatte schon schwere Befürchtungen die Gens Helvetia würde aussterben, bei all den Todesfällen seltsamer Art und Weise hatte es iihn nicht gewundert, dass so mancher Palastdiener jederzeit damit rechnete, dass auch er bald den Löffen abgeben "müsse". Vindex war schon länger von hinnen gegangen, den alten Priester hatte eh keiner mehr ernst genommen. Falco .... war nun in Parthia verschollen gegangen. Solcherlei war ihm weiter nördlich schoneinmal passiert, aber das war ein Mysterium für sich. Ihn würde man wohl nicht mehr wiedersehen, sobei man das gerade bei ihm nie wissen konnte. Nun war Geta mit dem Schiff untergegangen, welch unrühmliches Ende. Asprenas und Verus hatte er schon lange nicht mehr gesehen, reine Diensthengste, ohne private Existenz. Außer ihm würde es hier wohl nur noch Sklaven geben, die es galt sorgfälltig auszuwählen. Und vor allem den Pfördner. Nichts hasste Geminus mehr als penetrant fordernde Bittsteller. Er war einfach zu weich um nicht zu helfen, doch machte er sich gerade deshalb dann später Vorwürfe. Würden diese schon an der Türe scheitern, so wäre dies um so besser. Für Nerven und Geldbeutel.


    Geminus tritt ins Atrium. Hell und üppig bepflanzt, wie er es mag.


    Es galt nach der Krankheit und all der Todesfälle sein Leben neu zu ordnen. Er war Senator, als solcher Politiker. Den Cursus musste er nachholen. Die Quaestur verschlafen, wartete nun die Aedilität. So weder Kaiser, noch Senat, noch Volk, noch Regeln es verhinderten. Hierbei wollte er endlich einmal wieder die Erwartungen erfüllen. Viel hatte er sich vorgenommen. Nun galt es aber ersteinmal den Test schnellstmöglich nachzuholen, den das Gesetz fordert. Die Fragen dazu ruhten schon auf dem Schreibtisch.

  • Die Casa seines Bruders hatte er leicht gefunden. Nicht weit entfernt vom Palatin und dem Zentrum der Macht, so typisch für seinen Bruder. Ob er dem alten Iulianus noch immer so anhing ?
    Caius klopfte an die Porta in seiner blendend weißen Tunika und seinem feurig roten Umhang. Ein Sklave öffnete.
    "Salve, ich wünsche zu meinem Bruder gelassen zu werden, Helvetius Geminus. Ist er da ?"


    Der Sklave öffnete mit gesenkten Haupt die Tür. "Wenn darf ich melden ?"


    "Caius Helvetius Tacit..., nein, melde ihm, ein Klient erwartet ihn." 'Wollen wir Geminus mal ein wenig überraschen' dachte Caius.
    Der Sklave verschwand sofort, um seinem Herrn zu melden, daß ein Klient ihn empfangen wollte.

  • Der Sklave trottete zu seinem Herrn, der an seinem Schreibtisch sitzend grübelte.


    "Herr ein ... Klient wartet auf Dich und möchte vorgelassen werden."


    "Ein Klient sagst Du?"


    Geminus hebt die Augenbrauen und schüttelt den Kopf.


    "Nur zu, lass ihn herein!"

  • Der Sklave führte Caius in das Tablinium seines Herrn.


    Er betrat den Raum und sah Geminus an seinem Schreibtisch grübelnd.


    "Salve, alter Sack." ;) sprach Caius. Alt war übertrieben, Helvetius Geminus war keine drei Jahre älter als Caius, aber er liebte die Provokation und war auf das überraschte Gesicht seines Bruders gespannt.

  • Blickt auf.


    Caius Helvetius Tacitus, sein Bruder, einer der vielen Brüder. Doch ein besonderer. Lebenslustig, offen .... sehr oft zu offen ......... unbedarft und manch einer könnte ihn auch streitsüchtig nennen. Rücksicht war ihm eher fremd und er reiste schrecklich gerne, weshalb man ihn auch schon sehr lange nicht mehr in Roma angetroffen hatte.


    "Caius, immernoch die reine Pietät und Freundlichkeit!"


    Sein Bruder war Geminus gelinde gesagt schon sehr oft sehr peinlich gewesen und er sah voraus, dass dies wohl auch bald wieder der Fall werden würde. Aber er war, sein Bruder und deshalb liebte er ihn. Loyalität und Treue galten in der Helvetia.


    "Welcher Ortmagistrat hat denn den Fehler begangen Dich wieder frei zu lassen, mhm?"


    Lacht, steht auf und umarmt den Bruder.

  • "Salve Geminus." erwiderte Caius die herzliche Umarmung.


    "Magistrate sind mir zuwider und können mich nicht aufhalten." :P


    Caius setzte sich nieder. "Sag, was macht die Politik ? Was macht Rom ? Immernoch der elende Gestank in den Gassen ?"

  • "Hast etwas gegen Magistrate? Nun, ich bin derzeitiger Quaestor und kandidierender Aedilis, mein Bruder. Roma ist wie es immer war. Erfüllt von Ehre wie auch Lasterhaftigkeit. Es hat immernoch seine wechselnden Skandale und schildernden Figuren. Manche davon verschwinden, manch andere entstehen. Wie es immer war. Und deinen Gestank wirst Du finden, so du nur etwas danach suchst."

  • Caius schmunzelte.


    "Immer bereit dort zu stehen, wo der Imperator dich fordert ? ;) So hast du dich nicht verändert, stets in ewiger Treue dem Ulpius zur Seite. Was macht der alte Iulianus ? Sitzt er noch aufrecht auf dem Palatin ?" ;)

  • "Julian? Aber sicher, den Alten haut so schnell nichts um. Neulich wurde versucht ihn zu töten, der Sohn Messalinas war der Täter. Diese Affäre hat der Senatorin das Genick gebrochen. Er ist mein Patron, ich sein Klient. So ist es. Wein?"

  • "Ja gerne, einen Tropfen in Ehren kann ich gewiss nicht verwehren." ;)


    Was für ein blöder Reim, dabei hatte er noch gar keinen Wein intus. Als sein Bruder wie gewohnt mit stoischer Gelassenheit von dem Attentatsversuch auf den Kaiser erzählte, blickte Caius überrascht auf.

    "Ein Attentatversuch auf den göttlichen Imperator ? Ich habe fürwahr einiges verpasst während meiner Absentia."


    nimmt den Namen Messalina war und schmunzelt leicht.


    "Eine umtriebige Person, deren Name im ganzen Imperium bekannt ist. Aber hätte man ihr eine Beteiligung an einem Attentat zugetraut ?" fragte sich Caius mehr sich selbst, als seinen Bruder. Zu diesem wieder gewandt "Und wie ich dich kenne, hast du es dir nicht nehmen lassen, die Täter höchstpersönlich vor das Iudicium Imperialis zu zerren ?"

  • "Silvanus! Bring uns Wein! Den Sabiner, den mir dieser Flavier geschenkt hat!"


    Zu seinem Bruder gewandt.


    "Der ist gut."

    Den Faden wieder aufgreifend ...


    "Julian hat immer polarisiert. Die einen haben ihn wegen seiner Milde zum Gesegneten erklärt, die anderen ihn deswegen verbal zerrissen. Er mag Fehler haben ..... aber eben keine tödlichen. Das sollte mancher mal erkennen und begreifen."


    nimmt den Namen Messalina war und schmunzelt leicht.


    "Eine Beteiligung von Messalina wurde nie bewiesen, ihr Aufenthalt ist unbekannt."

  • Erinnert sich vage an seine erste und bislang einzige Begegnung mit dem Imperator. Es war schon etliche Jahre her, damals auf einer Feier auf dem Palatin. Iulianus hielt er für einen guten Kaiser, doch zu weich, und zu beeinflußbar von seinen Beratern


    "Ja, da muß ich dir recht geben. Iulian polarisiert. Ich war mit seiner Politik nicht immer einverstanden. Er ist...." verschluckt das letzte Wort in einem unverständlichen Grummeln.



    Der Wein kommt und Caius nimmt sich das edelverzierte Glas. Er dreht es in der Hand und bestaunt das kunstvolle Gefäß.


    "Prosit. Auf was sollen wir trinken ?"

  • "Ich weiß, welche Probleme Du mit Julian hast und Du weißt wie ich darüber denke."


    Er erinnert sich an den einen oder anderen zum Teil sehr heftigen Streit zwischen den beiden.


    "Prosit. Trinken wir auf Deine Rückkehr."


    Welche Pläne er wohl hat?

  • Zitat

    Titus Helvetius Geminus dixit:


    "Ich weiß, welche Probleme Du mit Julian hast und Du weißt wie ich darüber denke."


    "Wir waren nicht immer Freunde, ist das verwunderlich ? Aber ich habe mich nie öffentlich gegen ihn gestellt."


    Zitat


    "Prosit. Trinken wir auf Deine Rückkehr."


    "Auf meine Rückkehr und baldige erneute Abreise.Ja, ich bleibe nicht lange in Roma. Mich reizt die Provinz Hispania. Ich habe sie auf meinen Reisen oft besucht und lieben gelernt, auch wenn ich sie nie vollständig gegen die Urbs tauschen würde. Mit dem gegenwärtigen Proconsul verstehe ich mich recht gut."


    Caius nimmt einen Schluck des Weines aus seinem Glas.


    "Hmm, der ist gut, der Wein."

  • "Du tatest es nie öffentlich, richtig. Das hat uns auch einigen Ärger erspart.


    Hispania soll es sein?"


    lacht


    "Gut, ein bisher von Helvetiern beinahe gänzlich verschontes Gebiet! Was sind Deine Pläne dort, kann ich Dich dabei irgendwie unterstützen?"

  • "Ich werde als erstes nach Tarraco reisen, dem hiesigen Proconsul einen Besuch abstatten. Wir sind gute Freunde seit meinem letzten Besuch in Hispania.


    Ich danke Dir und wenn eine ordentliche Überfahrt nach Tarraco gewährleistet wäre, wäre ich Dir sehr dankbar. Gibt es irgendetwas, das ich für Dich aus Hispania mitbringen soll ?" ;)

  • "Gut, er wurde grade erst von uns im Amt bestätigt.


    Welche Kosten fallen dafür an? Waren 250 genug für Reise und Verpflegung?


    Du kannst mir etwas Olivenöl aus Baetica mitbringen, selbst importiert ist es bestimmt billiger."

  • "Ich danke Dir, mein Bruder."


    leert den letzten Tropfen Wein aus seinem Glas und stellt es auf dem Tisch ab.



    Zitat

    Titus Helvetius Geminus dixit:
    "...
    Du kannst mir etwas Olivenöl aus Baetica mitbringen, selbst importiert ist es bestimmt billiger."


    Caius lachte.


    "Ich meinte eigentlich, Dinge etwas formellerer Art, ein Schreiben, Kontakte, etc... - aber ich werde es mir merken." ;)

  • Nach einer Weile erhob sich Caius von seinem Platze.


    "Nun, mein lieber Geminus, die Zeit scheint zu rasen und ich sollte jetzt besser gehen. Longina hat mir sicher schon ein heißes Bad eingelassen, genau das richtige bei einem solchen Wetter und ich will sie nicht unnötig lange warten lassen."


    Beiläufig stellt er das Glas auf die Tischplatte, nachdem er den letzten Schluck getrunken hat.


    "Du erinnerst Dich noch an meine damalige Verlobte ? Mittlerweile sind wir verheiratet - mögen die Götter unsere Ehe segnen."

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!