• Der Weg führte Caesoninus mitsamt dem Neuen von der Porta in das große schöne Atrium. Die Wände waren mit Fresken verziert die Szenen des Trojanischen Krieges und der Irrfahrten des Odysseus zeigten. Auf die Wasseroberfläche des Impluviums fiel das Licht und die Wärme der Sonnenstrahlen von draußen und tauchte alles in den goldenen Glanz der Mittagssonne. Beim Ausgang zum Peristyl befand sich eine kleine Sitzgruppe mit dem Stuhl des Hausherrn, auf dem Caesoninus für den heutigen Tag Platz nahm und Iosephus ebenfalls anwies sich zu setzen.


    Nach einem Mal Klatschen erschien sofort ein Sklave. "Bring uns Wein und Trauben!" befahl er. Der Sklave nickte und entfernte sich wieder auf der Stelle. Hernach wandte er sich wieder seinem Gegenüber zu. "So, du kommst also aus Ephesus? Tut mir leid, wie war noch einmal dein Name? Ich würde gern ein wenig mehr von dir erfahren.

  • Iosephus war sehr erleichtert über den freundlichen Empfang. Obwohl das Gebäude tatsächlich keiner Villa gleichkam, war diese Unterkunft feiner eingerichtet als die meisten Behausungen, die er in Ephesus erlebt hatte.


    Er setzte sich wie Caesoninus ihn angewiesen hatte und rieb sich die Handflächen.
    Mein Name ist Titus Iulius Iosephus. Ich bin in Ephesus beim Juristen Titius Aristo aufgewachsen, der in dieser Stadt lebt und im ganzen Reich als ein Meister seines Werks bekannt ist. Mein Vater...
    Der Sklave trat hinzu und brachte die von Caesoninus bestellten Trauben und den Wein. Mit einem freundlichen Nicken huschte er wieder geräuschlos davon.
    Mein Vater, fuhr Iosephus fort, war Marcus Iulius Hemina. Ich weiß nicht viel von ihm, meine Eltern waren bereits gestorben als ich noch sehr jung war. Ob er jemals in Rom lebte, oder aber bereits im Osten geboren wurde, das konnte mir niemand in Ephesus beantworten.
    Iosephus nahm sich eine Traube aus der verzierten Tonschale und kaute darauf.
    Sind gut! merkte er mit einem Lächeln an um die angespannte Atmosphäre etwas zu lösen.

  • Interessant, also ein Jurist wa dieser Iosephus, nicht schlecht, nicht schlecht!
    Dessen Lehrmeister sagte Caesoninus jedoch überhaupt nichts, doch kein Wunder, bisher hatte er nicht wirklich etwas mit der Juristerei zu tun gehabt, außer einem kleinen Ausflug in die Welt des Rechts damals in der Casa Valeria. Doch irgendwann einmal wollte auch er einmal als Verteidiger vor Gericht stehen und sich dort vielleicht auch einen Ruf als Redner erwerben. So wie Tullius Cicero zum Beispiel.
    Als der Sklave die Trauben und den Wein gebracht hatte und gleich einem Schatten wieder verschwinden wollte, rief ihn Caesoninus zurück. "Moment! Bring mir die große Familienpapyrusrolle! Du weißt schon, die mit dem Stammbaum darin!"
    An Iosephus gewandt meinte er: "Entschuldige die Unterbrechung. Du kannst jetzt fortfahren." Darauf hörte er sich interessiert an, wie er davon berichtete, dass Iulius Hemina sein Vater sei. Keine Ahnung wer das sein sollte, doch bestimmt würde sich die Sache gleich auflösen. "Na da hast du ja schon einiges miterlebt", meinte Caesoninus, nachdem Iosephus geendet hatte. "Doch wenn deine Eltern schon so früh gestorben sind, wer erzog dich dann? Und wieso kehrst du jetzt erst nach gut zwei Jahrzehnten zurück? Das würde mich schon interessieren, du musst doch bestimmt einsam gewesen sein, oder?

  • Iosephus' Blick verlor sich im Leeren. Er blickt durch Caesoninus hindurch als er weiter erzählte:
    Meine ersten Lebensjahre verbrachte ich in einem Vorort von Ephesus. Als meine Eltern erkrankten, sandten sie mich zu meinem Onkel Gaius, einem Bruder meiner Mutter. Er diente dem Aristo als Arbeitshilfe, dem waren Sklaven ein Gräuel, so zahlte er meinem Onkel einen bescheidenen Lohn und ersparte sich Arztkosten und Unterhaltung eines Servus.


    Wieder steckte sich Iosephus drei Trauben in den Mund und zerbiss die Kerne mit lautem Knacken.
    Eigentlich sollte ich bald wieder zu meinen Eltern zurück und im familiären Betrieb mithelfen. Doch dann starben sie, erst meine Mutter und zwei Nächte später dann mein Vater. Sie litten beide, hatte man mir später erzählt. Ich war oft mit Onkel Gaius bei Aristo, um ihm zu assistieren und bald schon erkannte der Jurist mein Talent. Er nahm mich kostenbefreit in seine Lehre - natürlich musste ich ihm den Dienst meines Onkels erweisen, der damit entlastet wurde - sein Alter wusste es mir zu danken.
    Er blickte auf den Tisch und sah neben dem übervollen Topf Trauben eine Karaffe mit Wein. Zwar dürstet es ihn, doch Wein konnte er noch nie ausstehen. So leckte er sich die Lippen und nahm sein Gegenüber wieder wahr.


    Aristo ist mittlerweile ein alter Mann geworden. Er ist in Ephesus in den besten Kreisen aufgehoben und schreibt Kommentare zum Recht. Ich kann ihm hierbei nicht mehr dienen. Ich denke, dass ich mein Wissen möglicherweise in Rom anwenden kann. Sollte sich die Gelegenheit bieten, so würde ich der Stadt auch gerne einen politischen Dienst erweisen. Der Praetor von Ephesus, Claudius Simanus, wusste mein politisches Bemühen stets zu schätzen.
    Noch einmals nahm er sich zwei Trauben und bemerkte schließlich, dass Caesoninus noch gar nichts zu sich genommen hatte.

  • Während er Iosephus' Geschichte vor sich ausgebreitet bekam musste er schon ein wenig schmunzeln über diesen Aristo(cats)-Kerl.
    Zuerst wollte er sich die Kosten wegen eines Sklaven ersparen...weshalb er sich dafür andere Kosten aufgehalst hatte, um das Gehalt eines Angestellten zu berappen (war da ein Sklave nicht viel billiger?). Dann wiederum versuchte er eine ganz ander Methode und stellte Iosephus kostenbefreit an (was auch immer das heißen mochte). Er musste wirklich viel verdienen, dieser Aristo, denn anders könnte er sich wohl diese ganzen Gehälter nicht leisten.


    Nachdem Iosephus geendet hatte fragte er ihn: "Interessant, also möchtest du hier in Rom einer politischen Tätigkeit und einer Beschäftigung als Jurist nachgehen? Nicht schlecht, rechtlichen Schutz kann die Familie immer gebrauchen." Caesoninus grinste sein Gegenüber an. "Ich war heute auf dem Forum Romanum, wo ich die Kandidaturrede eines gewissen Aurelius Lupus für das Amt des Praetors bei der nächsten Wahl vernommen habe. Ich schlage vor, dass du bei Gelegenheit einmal in der Villa Aurelia auf dem Quirinal vorstellig wirst, um dem ehrenwerten Senator deine Dienste anzubieten, wer weiß, vielleicht hat er ja Verwendung für dich. Ich habe zwar den einen, oder anderen Kontakt in den Senat, doch dieser Mann ist mir bislang leider vollkommen fremd, weshalb ich dir leider keine Hilfestellung hierbei geben könnte. Weiters sagtest du auch etwas von Politik, in welchem Maße schwebt dir diese vor? Das volle Programm mit Ämterlaufbahn und Senat, oder eher kleinere private Betätigungen auf diesem Gebiet? Ich selbst arbeite nämlich an Ersterem und ich kann dir versichern, es ist verdammt harte Arbeit und viele Fleißaufgaben sind nötig, um überhaupt einmal einen Fuß in die Tür zu bekommen, ergo das erste Amt bekleiden zu dürfen. Ich will es nur gesagt haben."


    Kaum dass Caesoninus geendet hatte trabte auch schon der Sklave von eben wieder an mit einer riesigen und dicken Papyrusrolle unterm Arm. Mindestens so dick und lang wie beide seiner aneinandergelegten Unterarme. Caesoninus wendete den Kopf. "Ahja, die Heraldikabteilung rückt an."
    Mit Schwung stand er auf und nahm den Papyrus mit dem Stammbaum entgegen. Dann legte er ihn auf den Tisch neben sich und entrollte die Schriftrolle. Vor ihrer beider Augen entfalteten sich zweihundert Jahre iulischer Familiengeschichte. Namen waren in gestochener, sehr feiner Schrift darauf zu lesen, sie alle irgendwie über Linien miteinander verbunden. Einzelne Namen fanden sich zu Gruppen zusammen, Verwandtschaften wurden sichtbar und nach längerem Studium der Rolle die einzelnen Äste dieses großen und alten Familienbaumes.
    Caesoninus beugte sich mit beiden Händen auf die Tischplatte aufgestützt über den Papyrus. "So, na dann wollen wir einmal sehen, ob wir deinen Vater hier irgendwo finden."

  • Das verschmitzte Lächeln des Caesoninus bei der Erwähnung seines Lehrmeisters erinnerte Iosephus einmal mehr daran wie naiv und hochnäsig zugleich die römische Bevölkerung ihm bislang entgegengekommen war. Selbst waren diese Menschen kaum über die Stadtgrenzen gekommen und doch belächelten sie eine Größe wie Aristo! Ja war diesem Caesoninus denn nicht bewusst, von wem die Rede sei? Caesoninus, die Gentes Roms, ja vielleicht sogar Rom selbst würden zu Staub zerfallen - aber die Schriften des Aristo würden Jahrtausende überdauern, da war sich Iosephus sicher.


    Ich bin bereit, alle nötige Arbeit auf mich zu nehmen, um ein Amt von Einfluss ausüben zu können. Ich bin bereit von dir zu lernen, wenn du mir die Möglichkeit dazu geben möchtest. Das volle Programm ist mein Ziel, ich bin nicht nach Rom gekommen, um Nachbarschaftsstreitigkeiten zu lösen - dafür hätte ich auch in Ephesus bleiben können. Ich bin bereit, der Familie Ehre zu erbringen, wenn sie bereit ist, mich aufzunehmen.


    Iosephus glaubte nun zu verstehen, dass er sich bei Caesoninus Ehre verdienen musste und sie ihm keineswegs geschenkt werden würde. Er verstand es ohne Frage, schließlich war er doch erst vor Kurzem aus einer asiatischen Stadt aufgetaucht. Caesoninus' Zweifel schienen ihm berechtigt. Und doch wollte er sich bemühen, dessen Vertrauen und Wohlgefallen zu erlangen.


    Mit dem Blick auf die Papyrusrolle fragte er: Kannst du meinen Vater darin finden?

  • Während Caesoninus den iulischen Stammbaum Ast für Ast absuchte, hörte er Iosephus nebenbei beim Sprechen zu. Ohne sein Ausschau halten nach einem Hinweis auf dessen Herkunft auf diesem Stück Papyrus zu unterbrechen antwortete er ihm: "Das kommt überraschend, dass ICH dich ausbilden soll, wo ich ja selber gerade noch Lernender bin und noch nicht einmal den Ordo Senatorius inne habe. Aber mich ehrt dein Vertrauen in mich, dafür danke ich dir." Also im linken Teil war er nicht vorhanden. Nach einem prüfenden Blick in die Mitte gab es auch hier keinerlei Hinweise. Auf der rechten Seite dann jedoch... "Aha! Marcus Iulius Hemina und Rosica Numida, Eltern von Iulia Vestina, alle drei tot." Caesoninus pfiff und sah danach auf. "Linie Vestinus, das heißt du gehörst zum anderen Ast der Familie. Wir sind verwandt, aber soweit voneinander entfernt, dass der Gründervater unserer Gens selbst das einzige verbindende Glied ist, das ist ganz schön weitläufig, aber auch irgendwo interessant." Er schüttelte fasziniert den Kopf und sah Iosephus danach mit neu erwachtem Interesse an. "Könnten das vielleicht deine verlorenen Eltern sein? Du selbst stehst hier auf jeden Fall nicht verzeichnet. Nur Vestina, deine Schwester. Aber andererseits kein Wunder auch, wie sollten wir je von deiner Existenz erfahren, wenn du immer in Asia gewesen warst und die Eltern keinerlei Kontakt zu Rom seither gehabt haben. Weißt du was, ich kann dich gerne eintragen lassen. Hast du jedoch vielleicht irgendetwas, das deine Persönlichkeit bestätigen kann? Z.B. den iulischen Siegelring deines Vaters vielleicht? Das würde die Sache eindeutig machen."


    Caesoninus war zwar bereit ihm zu glauben, denn Iosephus schien trotz der Startschwierigkeiten an der Porta nett zu sein, doch sicher war sicher.

  • Die Papyrusrolle hatte Staub angesetzt. Im Lichtschein sah Iosephus die aufgewirbelten Staubpartikel wild durcheinander tanzen.
    Vestina... was ist mit ihr passiert? Sie verblieb bei meinen Eltern, als ich zu Gaius ging. Oder wurde sie gar von ihnen fortgeschickt? Sie war meine ältere Schwester und wenn ich mich recht erinnere, so war sie stets bemüht meinen Eltern zu dienen. Eine treue Römerin.
    Als Caesoninus nach dem Ring fragte, holte Iosephus einen ledernen Beutel hervor.
    Tatsächlich hatte mir Onkel Gaius vor meiner Abreise diesen Ring mitgegeben. Er würde mir in Rom sicherlich dienen, sagte er. Man nahm ihn meinem toten Vater ab, der diesen Ring von seinem Vater bekam. Mehr weiß ich darüber jedoch nicht.
    Er reichte den massiven Silberring zu Caesoninus. In der Stille des Atriums konnte man das Knarren der Wägen von der Straße herein hören. Ab und zu klangen das Lachen spielender Kinder und das Bellen von Hunden hindurch.
    Rom ist eine lebendige Stadt, dachte sich Iosephus, während er sich wieder drei Trauben in den Mund steckte.

  • "Hm, das kann ich dir leider auch nicht beantworten, ich weiß es nicht", antwortete er ihm.
    Caesoninus nahm danach den Ring entgegen. "Ahja, danke sehr."
    Prüfend hielt er ihn gegen das Licht. "Meine Güte, ein vollkommen anderes Design, diese Ringe von der Vestinus-Linie, aber die Taube ist klar zu erkennen. Ich kenne einen weiteren Siegelring aus der Vestinus-Linie, den wir immer noch hier im Haus aufbewahren, er gehörte Centurio Iulius Sparsus, ein sehr verdientes Mitglied unserer Familie. Er müsste laut diesen Aufzeichnungen...äh", schnell warf Caesoninus einen Blick auf den Stammbaum unter ihm, "Der Vetter deines Vaters gewesen sein. Ja, zumindest nach diesem Dokument." Interessant war es für Caesoninus, dass die vestinischen Iulier silberne Ringe trugen. Die rufischen Iulier dagegen trugen eiserne Siegelringe zum Zeichen ihrer Verbundenheit mit den römischen Traditionen. In der Frühzeit der alten Republik hatten die Römer außschließlich bloße Siegelringe aus Eisen gehabt, erst zu Caesars Zeiten war man von dieser Tradition abgekommen und hatte seine Ringe ein wenig "aufgewertet" durch andere Edelmetalle wie Silber, oder aufwendigere Gestaltungen. Caesoninus' persönlicher Traum war es eines Tages einen goldenen Siegelring besitzen zu können, genau wie Vetter Dives und Vetter Centho. Gold war nämlich allein den Senatoren und den an Rang gleichstehenden Magistraten (und natürlich dem Kaiser) vorbehalten.


    Auf der Innenseite des Ringes konnte Caesoninus auch in feiner Gravur die Initialen M.I.H. entdecken, fast gegenüber waren die Initialen F.I.O. "Der Ring ist auf jeden Fall authentisch, das ist wirklich der Ring des Marcus Iulius Heminus." Mit Blick auf die zweiten, sichtlich älteren Initialen am Ring fragte er als letzten Test: "Kannst du mir vielleicht auch noch den Namen des Vaters von Iulius Heminus verraten?" Wenn Iosephus auch das wusste würde Caesoninus ihm entgültig glauben. Denn er schätzte die Chance, dass ein Betrüger sich auch noch die Mühe machen würde den Namen des Großvaters in Erfahrung zu bringen als äußerst gering ein. Eher würde er ihn sich ausdenken.
    Der Stammbaum lag weit genug vom sitzenden Iosephus weg, dass er ihm keine Hilfe war. Aber als "echter" Sohn wusste er bestimmt den geforderten Namen. Caesoninus selbst hatte natürlich keinen blassen Schimmer gehabt, ehe er den Stammbaum vor sich aufgerollt gehabt hatte. Dort stand jedenfalls ein Name, der auf die Initialen passte, mal sehen ob auch Iosephus ihn kannte.

  • Iosephus' Augen begannen zu strahlen. Mein Großvater, er setzte sich auf, ehe er fortfuhr: Mein Großvater war Faustus Iulius Octavenus. Mein Onkel Gaius hatte ihn kennengelernt. Er war als Legionär der Legio XV Apollinaris in der Stadt Lauriacum in Noricum stationiert. Eines Nachts überfielen Barbaren das Lager - mein Großvater verlor seinen rechten Arm bei diesem Angriff. Er war für den Rest seines Lebens schwer gezeichnet und lebte mit meiner Großmutter an einem Hof nahe Ephesus, wo das Leben nicht zu teuer war, dessen Stallungen sie reinigte. Mein Vater soll an jenem Hof geboren sein.


    Iosephus dachte oft an seine Ahnen. Ob sie über ihn wachen würden? Er hoffte es tief im Herzen.
    Als ich in Ephesus bei Aristo lernen durfte, da dachte ich mir oft, dass das Schicksal dies so gewendet haben muss. Nach so vielen Generationen sitzt ein Nachkomme des Vestinus nun einem Familienmitglied gegenüber und hat die Möglichkeit, diese Familie wieder zu vereinen.


    Iosephus hoffte darauf, dass Caesoninus ihn als Juristen und als Anwärter auf politische Ämter ernst nehmen würde. Er wartete auf eine Gelegenheit, seine Fähigkeiten und seinen Mut unter Beweis zu stellen.
    Doch vorher genehmigte er sich nochmals drei Trauben.
    Phänomenal, diese römischen Trauben - Iosephus grinste.

  • Caesoninus war zufrieden. "Faustus Iulius Octavenus stimmt! Ich glaube dir hiermit und heiße dich in der Domus Iulia herzlich Willkommen! Veridius!" rief er gleich darauf. Sofort erschien der gerufene Sklave. Caesoninus überreichte ihn den wieder zusammengerollten Stammbaum und befahl ihm: "Trage in diesen Stammbaum Titus Iulius Iosephus als Sohn des Marcus Iulius Hemina und Bruder der Iulia Vestina ein. Anschließend sorgst du dafür, dass dies auch in allen übrigen Stammbaumkopien und sonstigen Familienakten geschieht!" Veridius verneigte sich, "Wie der Dominus befiehlt" und zog sich zurück.


    Als Caesoninus sich wieder zu Iosephus umdrehte, lauschte er ihm bei dem darauffolgenden Nachsatz zu seiner vorangegangenen Erzählung. Dabei musste Caesoninus wieder grinsen. "Naja von "Wiedervereinigung" kann keine Rede sein, immerhin sind wir ja trotzdem alle eine Familie und getrennt waren die beiden Familienäste auch nie, wie du am Beispiel deines Onkel Sparsus sehen kannst. Noch vor ein paar Jahren ging der nämlich hier in der Domus Iulia noch regelmäßig ein und aus, doch das war, bevor ich zu Vetter Centho in dieses Haus umgezogen bin. Zuvor lebte ich nämlich bis zu meinem 15. Lebensjahr auf dem Aventin, bis mein Vater, ein Soldat bei den Urbanern, verstorben ist." Nachdem nun der Fall um die Klärung von Iosephus' Identität aufgelöst war, setzte sich auch Caesoninus wieder. Iosephus machte ein Kompliment für die "römischen" Trauben. "Das kommt daher, dass sie niemals verpestete römische Luft atmen mussten" scherzte er. "Ich habe sie nämlich direkt von unserem iulischen Landsitz von Onkel Proximus' Weingut unten in Misenum. Du musst dort unbedingt einmal hin, das Meer ist sagenhaft schön."

  • Iosephus freute sich, dass sein Name nun in die Familiengeschichte eingetragen wurde. Zwar war ihm dieser Caessoninus nicht gerade wie ein Bruder entgegengekommen, doch war er schon gespannt das Haus und seine Bewohner kennenzulernen.
    Nun, an wen wende ich mich, wenn ich Arbeit suche? Kennst du einen Ansprechpartner? fragte Iosephus seinen entfernten Vettern direkt.
    Ich bin erst gestern hier angekommen , fügte er hinzu, und leider bin ich mit den Gesichtern und auch mit den Namen der Menschen hier nicht vertraut. Ich möchte mich um ein politisches Amt bewerben grinste er.
    Kannst du mir helfen?

  • Caesoninus kratzte sich am Kopf. "An welche Art Arbeit hast du denn gedacht?Arbeit gibt es immer hier in Rom, doch hast du nicht gesagt, dass du dich als Jurist selbstständig machen willst?" Das fand er schon ein wenig verwirrend. "Was deine Unterkunft angeht, so werden wir bestimmt ein hübsches Plätzchen für dich finden und die anderen werden dich heute Abend bei der Cena kennenlernen. Die werden vielleicht überrascht sein!" freute er sich. "Was die Politik angeht so bin ich da selbst noch Lehrling, aber natürlich kann ich dir da z.B. erzählen, was ich in dieser Hinsicht bislang alles unternommen habe auf meinem Weg zum ersten Amt." Er war gern bereit seine bisherige Erfahrung mit Iosephus zu teilen, auch wenn es nicht gerade viel sein mochte. Den einen oder anderen Kniff jedoch sollte er ihm beibringen können.

  • Iosephus verschränkte seine Arme nachdenklich und machte einen angestrengten Gesichtsausdruck.
    Nun, ich weiß nicht ob ein in Ephesus ausgebildeter Jurist ohne Probleme in Rom arbeiten darf? Möglicherweise benötigt es einer kaiserlichen Lizenz um die Iurisprudenz in Rom ausüben zu dürfen. Das kann ich mir jedenfalls vorstellen.
    Über den Vorschlag seines entfernten Verwandten freute sich Iosephus: Möglicherweise kannst du mir erklären, wie man so weit kommt wie du bereits gekommen bist. Iosephus machte eine ehrerbietende Handgeste und lächelte dabei. Was waren deine ersten Schritte?

  • Caesoninus überlegte kurz, doch auch er wusste keine Antwort darauf. "Hmm, das weiß ich leider auch nicht. Ich denke zwar nicht, denn wenn du schon in Ephesus praktiziert hast, dann hast du ja sicher schon so eine Lizenz, oder? Eine Sonderlizenz, um in der Hauptstadt praktizieren zu können, fände ich aus dem Bauch heraus schon ein wenig eigenartig, wo doch alles im selben Imperium liegt. Aber ja, wer weiß, vielleicht gibt es ja wirklich sowas, am besten du fragst diesbezüglich einmal beim Praetor an." Das nächste war schnell erledigt: "Meine und -sofern du denselben Weg einschlagen willst- auch dein Ziel ist es zu allererst einmal starke Kontakte zu Senatoren zu finden und zu pflegen und deinen Namen und deine Person in der Öffentlichkeit Roms zu etablieren und kontinuierlich zu steigern." Caesoninus stand auf. "Das wären die ersten Schritte kurz zusammengefasst. Doch dazu ein anderes Mal mehr. Komm! Sehen wir einmal, ob wir nicht ein eigenes Zimmer für dich finden in dem großen Haus!"

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