Büro des Nauarchus

  • Als Ortskommandeur des Stütztpunktes hatte der Nauarchus eine schicke kleine Wohnung im Lager und ein bequemes Büro in der Principia. Zwei weitere Räume für seine Schreiber lagen davor und waren so gut wie immer besetzt, auch wenn der Nauarchus selber gerade im Lager, im Hafen, an Land oder auf dem Meer unterwegs war. Ein Optio Tabellarii führte hier das Kommando und hatte gleich mehrere Scribae zugeordnet, die zahlreiche administrative Arbeiten und die Korrespondenz der Einheit erledigten.

  • Auch wenn Labeo sich kaum erinnerte, ob er je schon einmal in der Castra in Ostia gewesen war, fand er die Principia und das Büro des Nauarchen direkt. Das waren die Momente, in denen Labeo den Göttern dankte Römer zu sein. Diese Ordnung und Planung, die alle Lager durchzog. Herrlich.


    Das Vorzimmer war schlicht und doch geschmackvoll eingerichtet. Ganz anders als bei der Britannica, dachte er. Und er brauchte noch nicht einmal zu räuspern, als er eintrat blickte einer der Scribae Direkt auf.


    „Salve! Optio Iulius Labeo, ehemals Classis Misensis, dann Britannica. Mit einem Brief des Komanndanten an den Nauarchen.


    Während er den Brief,überreichte, beobachtete Labeo genau die Reaktion, schließlich war der Brief zwar ordnungsgemäß verschlossen aber doch ein wenig zerknittert, wie auch Labeo selbst.

  • Der Scriba sah ihn an, nahm dem Brief entgegen und rümpfte etwas die Nase, was nach Labeos Einschätzung an der nicht gerade römischen Aufmachung lag, in die Labeo mit von Bord gebracht hatte, man hätte ihn für einen germanischen oder keltischen Krieger in der Uniform der Flotte halten können, jedenfalls der Haarpracht nach. Diese kleine Provokation wollte sich Labeo nicht entgehen lassen, auch wenn ihm klar war, spätestens zum Dienstantritt musste der Zopf ab.


    Der Scribe jedenfalls nachdem er mit der Nase abfällige Geräusche gemacht hatte, blickte auf eine Liste, die Direkt vor ihm lag. „Gnaeus Iulius Labeo? Optio? Mit dem Schiff aus Massilia gekommen?


    Labeo hatte gute Laune, endlich wieder römische Paragraphenreiter, er hatte es sogar einwenig vermisst, deswegen antwortete er überfreundlich:
    „Ja, und ja, und ein drittes Ja!“


    Mhm, man erwartet Dich schon. Hier nimm Deinen Fetzen mit, und der Scriba gab Labeo den vermeintlichen Überstellungsbefehl zurück. Alles ganz normal, bis der Scriba wiederholte und zu lachen begann: Man erwartet dich schon, haha.

  • Labeo schüttelte nur verwundert den Kopf. Warum lachte der Scriba jetzt so? Doch dann öffnete sich die Tür zum Officium und der Nauarchen kam heraus und brachte den scribae einige Schriftstücke. Pflichtbewusst salutierte Labeo:
    Salve, o Nauarche! Optio Iulius Labeo mit dem Überstellungsbefehl von der Britannica
    Dann hielt er ihm den Brief vom Kommandanten der Classis Britannica hin und wedelte ein wenig mit dem Brief.


    Der Nauarch schaute ihn ob seiner Erscheinung verwundert an, nickte ihm aber zu und sagte: Den Brief wirst Du nicht mehr brauchen. Aber komm erst einmal herein, dann gekehrte der Nauarch wieder in sein officium zurück, ließ abEr die Tür offen, so dass Labeo ihm folgen konnte.


    Nun war es allerdings an Iulius Labeo verwundert drein zublicken, und als der offensichtlich irrsinnige Scriba dann auch noch ein zweites Mal zu lachen anfing, und zu Labeo prustete, Den Brief wirst du nicht mehr brauchen....hahaha und dabei eine Geste machte, die so aussah als wollte er insinuieren, dass Labeo um mindestens einen Kopf kürzer gemacht werden würde, da schüttelte Labeo nur mit dem Kopf und betrat das officium.

  • Als Labeo nur einen Augenblick später ins Büro des Nauarchen trat, saß dieser schon hinter seinem Schreibtisch.
    Optio Iulius, du musst meinem Scriba vergeben, er hat den Brief angenommen, der für Dich hier von einem Mitglied der Prätorianischen Garde abgegeben wurde. Er hat ihn nicht gelesen, und hat sich so einiges ausgemalt. Anschuldigungen, Folterungen, das übliche halt. Ich bin über den Inhalt des Schreibens informiert, und ich bin nicht erfreut, aber so,ist das nunmal.


    Und der Nauarch schob Labeo einen sauber gefalteten und versiegelten Brief entgegen, den ein sichtlich geschockter Labeo nahm und öffnete. Sofort las er ihn zuerst schnell und halblaut, dann aber langsamer und lauter werdend.



    An
    Optio Gnaeus Iulius Labeo
    Classis Misenensis


    Das
    Salve Optio Iulius


    Du wurdest auserwählt in der Garde des Kaisers Dienst zu tun.
    Melde Dich bei Deiner Einheit ab und begib Dich mit diesem Marschbefehl umgehend nach Rom in die Castra Praetoria.


    Der Praefectus Praetorio


    C. Heius Vibulanus




    ANTE DIEM IV KAL OCT DCCCLXX A.U.C.



    Aber das war ja großartig. Ein Le- bens- Traum. Gnaeus Iulius Labeo ein Prätorianer. So hatte sich der Abstecher zur Britannica doch gelohnt. Was es wohl war, dass die Garde auf ihn aufmerksam gemacht hatte. Die Piktenmission oder die geheimen Verhandlungen mit den Ingvaeonen, oder waren es die vielen Jahre in der Schriebstube - wahrscheinlich letzteres, dachte Labeo, schließlich lagen die Sonderaufträge schon eine längere Zeit zurück. Aber er stand ja noch vor dem Nauarchen...


    Nauarch, ihr seht mich überrascht, damit hätte ich am allerwenigsten gerechnet. Und auch wenn ich die See vermissen werde, ist es doch eine Ehre in die Garde aufgenommen zu werden. Und hier steht unverzüglich. Also, vale, Nauarch. und der Flotte vielen Dank für alles.


    Dann salutierte er und verließ das officium des Nauarchen, bei Weg durch das Vorzimmer war er versucht zu scherzen, und dem Scriba Angst einzujagen...aber er verkniff es sich. Es wäre auch zu klischeehaft gewesen. Stattdessen verließ er stehenden Fußes die Lager der Flotte in Ostia und ,achte sich auf in die Urbs, genauergesagt zur Castra Praetoria.

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