Azizos

  • Die Grundausbildung startete wie immer an einem frühen Morgen direkt nach dem Frühstück. Zunächst warteten die neuen Rekruten als eher ungeordneter Haufen und lernten sich kennen. Aufgrund unterschiedlicher Sprachen geschah dies teilweise mit Händen und Füßen, aber irgendwie machte man sich doch mit den neuen Kameraden vertraut.


    Zumindest solange, bis der erste Befehl einer befehlsgewohnten Stimme über den Platz schallte, als der Centurio Grisuix mit seinem Optio im Schlepptau auftauchte.


    “Tirones! In aciem venite!*“


    Sim-Off:

    *In einer Reihe antreten


    Dem Ruf folgte der Versuch, der Aufforderung möglichst schnell nachzukommen. Allerdings war Grisuix nicht zufrieden.
    “Ihr seid echt der dämlichste Haufen, den ich in meiner Laufbahn je gesehen habe. LINIE HAB ICH GESAGT, ABER ZACKIG!“
    Der Optio lief die Reihe entlang mit seinem langen Optiostab und verpasste dem ein oder anderen damit einen wenig zärtlichen Schlag vor die Brust, um ihn ein Stück nach vorne oder nach hinten zu bugsieren, je nachdem, wie sie standen. Nachdem die ersten paar Mann einen Stoß erhalten hatten, bemühten sich die nachfolgenden schon selbständig um eine geradere Ausrichtung ihrer Linie, ehe der Optio bei ihnen ankam.
    Schließlich standen sie alle, und der Optio gesellte sich wieder zu seinem Centurio.



    Und wie alle Tirones vor ihnen – und wohl auch etliche nach ihnen – erhielten die Rekruten als erstes einmal eine Rede über den Sinn und Zweck ihres Daseins ab jetzt:


    “Als ihr herkamt, da wart ihr Gerber, Schuster, Tagelöhner, Libertini, Peregrini, wahrscheinlich haben wir hier auch den ein oder anderen Dieb oder Hurenjungen.


    Das war, bevor ihr hier durch dieses Tor kamt und euch zu den Vigiles verpflichtet habt. Denn wenn ich mit euch fertig bin, dann werdet ihr im Feuer geschmiedeter Stahl sein. Ihr werdet Vigiles sein, die Wächter der Nacht.


    Wir haben keine so schnieken Paraden wie die Praetorianer und stolzieren auch nicht umher wie die Urbaner. Aber wenn die Götter Blitze auf diese Stadt schleudern und Häuser wie Spielzeuge zusammenbrechen, dann rücken wir aus. Wenn die Praetorianer sich verschanzen und die Urbaner sich vor Angst einscheißen, dann rücken wir aus. Wenn alle Menschen panisch wegrennen, dann rücken wir aus.


    Unser Feind heißt Feuer, unser Feind heißt Einsturz, unser Feind heißt Flut, unser Feind heißt Verbrechen. Und wenn ich mit euch fertig bin, dann wisst ihr, wie ihr jeden einzelnen davon bekämpfen könnt. Und wenn einer von euch anfängt, deshalb zu heulen wie ein Mädchen und lieber wieder zurück zu seiner Mami will, werde ich ihn höchstpersönlich filetieren! Die Zeit, zu heulen und sich zu verkriechen, die ist vorbei!“


    Sein Optio neben ihm kommentierte die Rede mit einem herzhaften “HUAH!, von dem offensichtlich erwartet wurden, dass die Rekruten dieses ebenso lautstark wiederholten.


    Erst danach fuhr Grisuix fort. “Aber noch seid ihr ein absolut trauriger Haufen. Deshalb werden wir euch als erstes einmal einkleiden. Ad dextram, pergite!*“


    So leitete der Centurio die Mannschaft unter Hilfe seines Optios zunächst zur Rüstkammer. Dort ließ er die Tirones wieder in Reihe antreten und vom dort wartenden Vigil erst einmal einkleiden: Dunkle Tunika, Kettenhemd, Gürtel, Helm, Caligae. Keine Waffen, denn zum einen waren das hier noch Anfänger, die erst die Ausbildung dafür brauchten, und zum zweiten war das offene Tragen von Waffen tagsüber auch den Vigiles zunächst einmal verboten.


    Sim-Off:

    *“Rechts schwenkt, Marsch!“

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