Cilicia

Aus Theoria Romana
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Lage und Geografie

Die römische Provinz Cilicia in der gleichnamigen Landschaft entsprach in ihren Ausmaßen in etwa den heutigen türkischen Provinzen Adana und Mersin südöstlich des Taurusgebirges. Sie zerfällt in das "raue" (westliche) und das "ebene" (östliche) Kilikien. Vom Land her konnte man nur über drei Pässe durch das Taurusgebirge nach Cilicia gelangen. Die Küste ist dagegen reich an Buchten, die sich als geschützte Ankerplätze eignen.

Vorrömische Geschichte

Das Gebiet der Provinz stand in seiner Geschichte und zahlreicher wechselnder Herrschaft, von den Assyrern über die Perser und das Reich Alexanders des Großen bis hin zu den Seleukiden. Letztere waren es auch, die bis zum Beginn des 2. Jh. v. Chr. mit einer starken Flotte für Sicherheit im östlichen Mittelmeerraum sorgten. Nachdem die Flotte jedoch 188 v. Chr. gemäß eines Friedensvertrags mit Rom drastisch reduziert werden musste, konnte sich die Piraterie enorm ausbreiten, wobei insbesondere das Gebiet der späteren Provinz Cilicia ein wichtiger Rückzugsraum war. Piraten führten von dort aus Überfälle im Gebiet von der Adria bis an die Levante durch und verdienten dabei vor allem auch am Sklavenhandel.

Dass die Piraterie letztlich sogar die Getreidevedrsorgung Roms gefährte, war der entscheidende Grund für Gegenmaßnahmen. Erste Eroberungsversuche im bergigen Westteil am Ende des 2. Jh. v. Chr. waren jedoch wenig erfolgreich, so dass 102/101 v. Chr. unter der Führung des praetors Marcus Antonius noch keine Provinz eingerichtet werden konnte. Erst nach dem Ende des ersten Mithridatischen Krieges 80/79 v. Chr. ist mit Gnaeus Cornelius Dolabella ein römischer Statthalter für Cilicia belegt, das zunächst nur aus dem westlichen Kilikien bestand.

Römische Geschichte

Das endgültige Ende der Piraterie wurde jedoch erst unter Gnaeus Pompeius Magnus erreicht, der im Jahr 67 v. Chr. im Auftrag des Senates immerhalb weniger Monate den Großteil der Piratenflotten vernichtete und die Piraten umsiedelte. Im Zuge der Militäroperation eroberte er auch das östliche Kilikien, das bisher unter armenischer Kontrolle gestanden hatte und fügte es der Provinz hinzu. Im Westteil der Provinz sorgten zu dieser Zeit noch die einheimischen Stämme im Tarsusgebirge für Widerstand und machten die Küstenstädte unsicher. Auch namhafte Statthalter wie Marcus Tullius Cicero (51-50 v. Chr.) konnten dieses Problem nicht vollständig beseitigen.

Zwischen 41 und 72 n. Chr. wurde die Provinz vollständig dem Klientelkönigreich des Antiochos zugeschlagen, der von Claudius im Gebiet westliches des Euphrat eingesetzt worden war. Mit der Eroberung dieses Gebietes unter Vespasian wurde Cilicia wieder zur eigenständigen Provinz und im Nordosten sogar noch um ein Stück Hinterland erweitert. Sitz des Statthalters war zu dieser Zeit die Stadt Tarsos.

Nach einer langen, ruhigen Zeit, sah sich die Provinz ab der Mitte des 3. Jh. n. Chr. den Angriffen der Sassaniden ausgesetzt, die 260 fast alle Küstenstädte eroberten und plünderten. Zehn Jahre später fiel der Osten der Provinz unter die Kontrolle des Reichs von Palmyra, während im Westen wieder die Stämme des Tarsusgebirges aktiv wurden. Als Reaktion teilte Diokletian die ohnehin recht kleine Provinz in drei kleinere Verwaltungseinheiten: Der Westteil des rauhen Kilikiens bildete mit Teilen der Provinz Galatia nun die Provinz Isauria, während der restliche Teil in Cilicia I und Cilicia II geteilt wurde mit den Hauptstädten Tarsos und Anazarbos.

Strategische und wirtschaftliche Bedeutung

Abgesehen von der jahrelangen Piratenplage und der zeitweisen Lage als Grenzprovinz kam Cilicia keine besondere strategische Rolle zu. Geographisch nahm die Provinz dennoch eine wichtige Lage im nordöstlichen Mittelmeerraum ein, die vor allem durch die Küstenstraße und die zahlreichen Stadtgründungen entlang dieser Straße (meist aus hellenistischer Zeit) deutlich wird. In Selinus im rauhen Kilikien starb 117 n. Chr. Kaiser Trajan auf dem Rückweg von der Eroberung parthischer Gebiete nach Rom.

Literatur: Tilmann Bechert, Die Provinzen des römischen Reiches, Mainz, 1999